Tayas Verhalten
„Und du willst uns nicht begleiten?“
„Geht ihr beiden ruhig, ich hab noch was anderes vor.“
„In Ordnung, aber wenn wir von einem Kampfkarnickel angegriffen und verschleppt werden, musst du uns retten kommen. Lass uns gehen.“ Damit geht Taya in Begleitung von Aleu Richtung Stadttor.
Schmunzelnd, mit dem Kopf schüttelnd, sieht Sharaku den beiden kurz nach. //Kampfkarnickel, auf was du immer wieder kommst.// Sharaku begibt sich in die entgegengesetzte Richtung zum Hafen. Seine Hände in den Hosentaschen steckend, schlendert er seinem Ziel entgegen.
Trotz seines langsamen Tempos erreicht Sharaku sein Ziel in einer Viertelstunde. Mehrere Schiffe befinden sich zurzeit an den Anlegestellen. Wie immer fast nur Handelsschiffe und wenige Passagierschiffe.
Vor einem dieser Handelsschiffe, mit dem Namen "Geister Mary", bleibt er stehen. Das Schiff transportiert nicht nur Waren sondern verkauft auch welche an Bord. Deswegen betritt Sharaku das Schiff und verschwindet unter Deck.
Sofort kommt ein kräftiger Mann mit silbernem Haar und Vollbart Sharaku entgegen. „Arrr, willkommen auf der Geister Mary, wie kann ich behilflich sein?“
„Hiermit.“ Dabei reicht Sharaku seinem Gegenüber einen Zettel.
„Arrr, verstehe, kommen Sie mit zum Tresen.“ An diesem angekommen, holt der Verkäufer eine kleine Truhe unter dem Tresen hervor und stellt diese auf der selbigen ab. „Arrr, Sie haben wirklich Geschmack, sorgfältigste Handarbeit und Qualität.“ Während er dies sagt, hat er die Truhe geöffnet und einen länglichen, kleinen Koffer herausgeholt und diesen Sharaku übergeben. Sorgfältig begutachtet Sharaku den Inhalt. „Sehr schön und die andere Sache.“
Nun überreicht der Händler eine kleine Schatulle. „Arrr, es wurde genauso hergestellt, wie Sie es wollten und auf der Zeichnung abgebildet war.“ Nach einer kurzen Überprüfung bezahlt Sharaku den Mann.
//Eins, Zwei, Drei, Vier, Vier-fünf, Vier-sieben.// „Arrr, es war mir eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen.“
In der Zwischenzeit hat Taya Aleu eine Beschreibung der Stadt gegeben, während sie über den Marktbezirk geschlendert sind. Nebenbei hat sie Aleu auch Läden und einige Plätze empfohlen. Nun sind sie auf dem Weg zu Rukas Anwesen, da Taya der Meinung ist, dass Aleu und Ruka sich gegenseitig bekannt machen sollten.
Sie haben das Anwesen fast erreicht, als Aleu plötzlich stehen bleibt. Da beide nebeneinander laufen, bleibt Taya ebenfalls stehen und folgt Aleus Blick. Sofort erkennt sie den Grund, der aus dem sich nähernden Ben besteht, der von Mark begleitet wird.
Sofort baut sich Taya schützend vor Aleu auf. Abwartend beobachtet sie die Neuankömmlinge. Als Ben die beiden Frauen erreicht, wirft er Aleu beim Vorbeigehen, wie gestern, einen verachtenden Blick zu, in Kombination mit einem abfälligen Schnauben.
Im Gegensatz zu Aleu, welche das stumm hinnimmt, ist von Taya ein wütendes Knurren zu hören. Durch Tayas Reaktion bleibt Ben stehen und dreht sich zu den beiden Frauen um.
„H-he-hey, m-mu-muss das jetzt w-wi-wirklich sein, Ben? L-la-lass uns doch e-ei-einfach weiter gehen.“ Hat Mark doch keine Lust auf der Straße für Aufsehen zu sorgen, besonders da Rukas Anwesen nur sechs Meter entfernt ist.
Allerdings ignoriert Ben Marks Worte. „Hast du etwa ein Problem, kleine Taya?“
Laut gibt sie Ben Antwort. „Ja, habe ich. Lass Aleu gefälligst in Ruhe!“
„Oder was, willst du mich etwa herausfordern?“ Nun ist Ben auch lauter geworden und baut sich herausfordernd auf.
„Wenn du sie dann in Ruhe lässt, JA!“
„NA DANN KOMM, WENN DU MUMM HAST, HIER UND JETZT REGELN WIR DAS!“
„KEIN PROBLEM!“ Bevor Taya auf Ben losgehen kann, hält Aleu sie von hinten fest.
Sofort geht Mark zwischen die Beiden. „J-je-jetzt beruhigt euch doch w-wi-wieder mal.“
„GEH ZUR SEITE, DAS IST EINE ANGELEGENHEIT ZWISCHEN KITSUNEN!“ Bevor Ben allerdings weder etwas Weiteres sagen oder machen kann, trifft ihn ein Schwall kaltes Wasser.
Erschrocken über so etwas Unerwartetes, blicken alle vier zu der fünften Person. Eine wütend dreinblickende Merle lässt gerade einen Eimer fallen und greift zu einem zweiten, welcher am Boden steht. „Mir ist vollkommen egal, wer angefangen hat, aber ich beende es jetzt. Nur ein, aber und derjenige bekommt eine Abkühlung.“ Zufrieden und etwas enttäuscht stellt Merle fest, dass niemand es wagt, ihr zu widersprechen.
„Taya, Aleu, ab mit euch zu Meisterin Ruka, sie erwartet euch bereits.“ Kommentarlos folgen die Genannten der Anweisung. Merle wartet solange bis Aleu und Taya durch das Tor verschwunden sind. „Und ihr beide geht gefälligst wieder auf Patrouille!“ Auch die beiden Wachsoldaten folgen Merles Anweisung widerstandslos. //Und was mache ich jetzt mit dem vollen Eimer Wasser?//
Noch immer leicht erregt läuft Taya durch den Garten zum Eingang des Hauses. An diesem werden Aleu und sie bereits von Ruka erwartet. Ihr blaues hüftlanges Haar trägt sie diesmal als Hochsteckfrisur.
Als Taya und Aleu vor Ruka stehen, beginnt diese das Gespräch, wobei sie sich erst an Aleu richtet. „Du bist also die Ookami Aleu, welche gestern hier angekommen ist. Es ist schön deine Bekanntschaft zu machen, ich hoffe dein Aufenthalt hier wird besser, als die Begrüßung von Ben gestern.“
„Da bin ich mir sicher.“ Dabei ergreift sie die dargebotene Hand von Ruka.
„Ich nehme mal an, dass wir dich heute Abend hören werden, da ja Vollmond sein wird.“
Etwas überrascht blickt Aleu Ruka an, denn die Tatsache dass heute eine Vollmondnacht ist, hatte sie vergessen. „Ja das könnte durchaus passieren.“
„Bevor ich mich von euch beiden verabschiede, da ich noch einen wichtigen Termin habe, möchte ich dich gerne um zwei Gefallen bitten. Zum Ende des Satzes wurde Ruka ernster, weshalb Aleu merkt, dass dies wichtige Bitten sind. „Zum einen möchte ich, dass du dies Sharaku gibst, er wird wissen warum.“ Dabei reicht Ruka Aleu eine kleine weiße Packung, welche sie aus ihrem weißen mit Kirschblüten-Mustern verzierten Kimono holt.
Nun dreht Ruka ihren Kopf zu Taya, welche die ganze Zeit teilnahmslos den Boden anstarrt. Dabei bemerkt Aleu, dass ein leicht besorgter Blick bei Ruka entstanden ist. Aber auch bei Aleu steigt die Sorge um ihre Freundin. Scheint sie doch nicht wirklich ihre Umgebung wahrzunehmen.
„Das andere, worum ich dich bitten möchte ist, dass du dafür sorgst, dass Taya heute genug Zerstreuung bekommt. Damit würdest du mir, Merle und vor allem Sharaku einen großen Gefallen tun.“
Erst jetzt bemerkt Aleu, dass sich auch Merle zu ihnen gesellt hat. „Kein Problem, wir wollten sowieso noch in den Wald.“ Nun greift Aleu nach Tayas Hand, welche dadurch aus ihren Gedanken hochschreckt. „Komm, wir wollten doch noch was unternehmen.“
Sofort liegt wieder ein fröhlicher Gesichtsausdruck auf Tayas Gesicht. „Und worauf wartest du dann noch?“
Nachdem Taya und Aleu außer Sichtweite sind, wendet sich Merle zu Ruka. „Sie versucht es jedes Mal zu überspielen.“
„Und jedes Mal machen wir uns Sorgen um sie.“ Schweigend betreten beide wieder ihr Heim.