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Die Versuchung der Schicksalsbande

Sesshomaru X Kagome, Neuzeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter!

Als kleine Entschädigung ^^ Komplett anzeigen

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Unsichtbare Ketten

„Guten Morgen!“, frohlockte ich, während ich die schweren Vorhänge aufzog. Eine Woche war vergangen, aber was soll’s? Heute würde ich mehr über ihn erfahren! Welches Geheimnis würde er mir auf unserer Reise offenbaren?

Geschwind zog ich mir einen schwarzen Faltenrock und ein weißes Hemd an. Sorgfältig stopfte ich es in den Rock und versuchte es, so gut es ging, glatt zu ziehen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, wie aufgeregt ich doch war. Sesshomaru. Was würdest du mir zeigen? Würde ich dich dann besser verstehen?

Er hatte gesagt, er würde sie mir vorstellen, aber wie genau stellte er sich das vor? Und wer würde es sein, dem Sesshomaru einst verfallen war? Ich konnte ja nur beten, dass es nicht wieder ein Vorfahre von mir war, so wie es bei Inu Yasha war. Wobei schon Inu Yasha sollte gemerkt haben, dass man mich nicht verändern konnte.

Aufgeregt eilte ich weiter durch das Zimmer und kramte meinen gelben Rucksack raus. Ein Reiserucksack… Wo hatte ich den damals nur hergehabt? Ach jah… er war im Schuppen gewesen… Vielleicht würde ich meine Mutter ja eines Tages mal fragen, was es damit auf sich hatte, denn so einen Rucksack brauchte man normal nicht, außer man machte eine große Reise… Brauchte ich ihn heute? Wohl eher weniger. Er hatte versprochen, dass wir danach zurückkehrten. Gut, also diesmal nicht.

Geschwind fischte ich meine Bürste vom Tisch und begann mein Haar ordentlich zu bürsten. Es war echt zerzaust… Aber was sollte ich da schon sagen? Ich meine… nach dieser Nacht?

Peinlich berührt schielte ich zum Bett. Er schlief wohl trotz meines guten Morgens… Ob er viel Schlaf gehabt hatte? Ich war mir sicher, dass er sich mit dem Sex nur hatte ablenken wollen… Es war unglaublich gewesen, wie so oft, auch wenn er diesmal sich wohl richtig ins Zeug gelegt hatte… Ich wurde noch röter im Gesicht und berührte meine Brust. Er wusste schon, wie er mich verrückt machen konnte. Manchmal war er wirklich ein Monster im Bett, wie er mich von Höhepunkt zu Höhepunkt getrieben hatte…

Nachdem mein Haar von mir für gut befunden wurde, schlich ich zum Bett und kniete mich neben ihn. „Ses-sho-ma-ru. Aufstehen, du wolltest mir doch etwas zeigen! Glaub nicht, dass du mich klein gekriegt hast.“

Er murrte leise und hob die Hand. Ich starrte sie an, wie sie mir immer näherkam. Was?

Auf einmal packte er mich leicht grob und zog mich an seine Brust aufs Bett. Dass zum Thema, dass ich mich schon zurecht gemacht hatte.

„Sei still.“, grummelte er, während seine Hand an meinem Hemd zupfte. „Sei geduldig.“

„War ich lang genug.“, quengelte ich energisch und befreite mich aus seinen Armen. „Deine Ablenkungsmanöver kannst du dir sparen. Bitte, du hast es mir versprochen! Halt dein Versprechen.“

„Ich habe gar nichts.“, fluchte er leise und drehte sich weg. „Bitte mich doch.“

„Hättest du wohl gerne.“

„Ganz genau. Ich will, dass du mich anflehst.“

„Hat sie nicht gesagt, du sollst es nicht wieder versauen? Wäre es nicht klüger, mal nicht deinen Dickkopf durchzusetzen und endlich mit dem Geheimnis rauszurücken?“

Im nächsten Moment war er schon aufgesprungen. Ich starrte ihm nach. Er sah mich nur kurz an, doch was ich sah, behagte mir gar nicht. Anscheinend hatte ich gerade einen wunden Punkt getroffen. Na wunderbar. Mister Eiskalt beeilte sich gerade, in seine Kleidung zu kommen. Er zog eine schwarze Hose an und ein weißes Hemd, nur um dann doch inne zu halten. Er sah zu mir und dann in den Spiegel. Anscheinend überlegte er, ob es wirklich die passende Kleidung war…

„Was sagst du?“, fragte er mich leicht nachdenklich und präsentierte sich mir.

„Sieht zumindest männlicher aus als dein Blumenkimono.“

„Nichts gegen meine Kleidung. Es ist kein Kimono und … Ach egal.“, knurrte er leicht. Schon wieder ein Treffer.

Gratulation Kagome zu noch einem punktgenauen Treffer in seine Magengrube. Anscheinend fiel ihm dieser Schritt schwer und ich machte es immer schlimmer für ihn. So war das nicht geplant.

Doch dann erhob er die Stimme und ich musste schlucken: „Vielleicht sollte man wirklich irgendwann von Dingen ablassen. Es wird wohl Zeit für einen neuen Weg, oder?“

Ich nickte leicht sprachlos und schloss kurz die Augen, bevor ich ihn wieder ansah. Ach Sesshomaru.

„Sieh mich ja nicht so an.“, schimpfte er leicht und band sein Haar zurück. „Du weißt ganz genau, wie ich zu deinem Mitleid stehe. Ich zeige es dir und du machst dir dein eigenes Bild, aber erwarte keine großen Ausführungen oder Heularien. Dafür bin ich nicht der Typ. Glaub nicht, dass ich mich in deine Arme werfe. Ich bin ein Mann und keine Memme.“

„Hai. Sesshomaru, mach dir nicht so viele Gedanken. Es ist ja nicht, dass du einer Leiche nachläufst, die dich umbringen will.“

Er blickte mich leicht böse an. Hä?

„Kagome. Vergleich mich erst gar nicht mit Inu Yasha. Wir sind anders in jeglicher Hinsicht und das sollte dir auch klar sein.“

Ich seufzte und verdrehte die Augen. „Dir kann man es aber auch selten Recht machen.“

„Sag nicht, dass es dir nicht gefällt. Sonst würdest du dir bestimmt einen netten, normalen Jungen aus deiner Schule suchen, anstatt einen Dämon.“

„Ha ha ha.“, machte ich nur, während er mir schon beinahe zu nah kam. Manchmal nutze er doch noch seine dämonische Schnelligkeit, nur um plötzlich vor mir zu stehen. Ich hielt den Atem an und betrachtete sein Gesicht. Er gefiel mir so wirklich sehr… Das konnte ich echt nicht abstreiten. So wie er mich ansah. Aus ihm war ein anderer geworden oder war er noch derselbe? Wenn ich das doch nur wüsste. Sesshomaru.

„Schon ist dir das Lachen vergangen.“, flüsterte er und beugte sich zu mir herab. Schnell kam ich ihm entgegen und presste meine Lippen auf seine. Unsere Küsse kamen mir unschuldiger als vorher vor… Wir machten wirklich Fortschritte, denn er kam mir selten noch mit grober Brutalität.

Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Es war lange her gewesen, seit ich drüben gewesen war. Was würde sein? Würden sie mich mit offenen Armen empfangen oder eher doch nicht? Mein Herz schlug heftig. Inu Yasha würde uns bestimmt erwarten, aber was sollte ich tun? Ich liebte Sesshomaru. Wie sollte ich ihm das beibringen, wo er doch so sehr versuchte sich dagegen zu wehren. So sehr, dass Sesshomaru ihn aus dieser Welt ausgesperrt hatte.

„Kagome?“, hörte ich ihn fragen. Ich biss mir auf die Lippe und starrte in seine goldenen Augen, die mich fragend ansahen. Mir schien es, als würde seine Maske fallen, aber mit genau dieser Sache, bemerkte ich immer mehr, wie seine Gefühle waren. Er sorgte sich. Ich war mir sicher, dass ich es in seinen Augen sah. Ob er Angst hatte, dass Inu Yasha zwischen uns trat oder seine damalige Freundin? Er hatte bestimmt meinen Herzschlag bemerkt.

„Ka-go-me.“, knurrte er heiser. Es behagte ihm nicht, dass ich ihm keine Aufmerksamkeit schenkte.

„Ja.“, brummte ich zurück und streckte ihm frech die Zunge raus, um alles runterzuspielen. Es war wirklich nicht der Moment, um sich den Kopf so sehr zu verbiegen, nur damit ich doch wieder falsch tippte.

„Lass uns gehen.“, bot er mir an und hielt seine Hand hin. „Bist du bereit?“

Ich schlug die Lider zu. Ob ich bereit war? War es nicht ehr andersrum? Bereit um mit ihm seine Vergangenheit zu erkunden? Ja schon, aber würde sie mir gefallen? Er hatte es mir diese Woche klargemacht, dass ich nicht zurückkonnte, wenn ich es erfuhr. Was würde es sein, dass ihm so schrecklich erschien?

Ich atmete noch mal tief durch, bevor ich die Lider aufschlug und meine Hand in seine legte. „Bereit.“, lächelte ich zuversichtlich und spürte, wie seine Finger sich um meine schlossen.

„Bereit.“, bestätigte er und zog mich noch einmal an sich. Unsere Lippen trafen sich und die Welt schien wie so oft stehen zu bleiben. Hier waren nur wir und kein anderer. Unsere kleine Welt. Ob er es genauso spürte? Zumindest war mir, als würde uns nichts stören können. Sesshomaru, ich würde niemals zulassen, dass sich etwas an diesen Momenten änderte, denn er war alles, was ich wollte. Mein Sesshomaru. Sollte sein Name doch solch eine grausige Bedeutung haben. Für mich war er genau das Gegenteil. Ich sollte seiner Art danken, sodass ich die Chance hatte, ihn zu greifen.

So trieb uns der Wind. Zum Brunnen und hindurch. Es war wirklich kein Bannzettel mehr vorhanden. Er hatte wohl damals wirklich gute Arbeit geleistet. Aber es war egal und Inu Yasha hatte es bestimmt schon längst aufgegeben, sich hier her zu stehlen.

Galant hob er mich auf seine Arme, bevor wir hineingesprungen waren. Das Licht erfasste uns beide. Es war ein Wunder, dass er auch durch den Brunnen kam… Mein Wunder, sonst hätte ich nie diesen Sesshomaru kennen gelernt, sondern nur diesen unnahbaren Mann kennengelernt.

Auf der anderen Seite angekommen, hörte ich es schon. Das wilde Zwitschern der Vögel und das gleißende Licht, dass den Brunnen erfüllte.

„Aufwärts?“

Ich nickte und er brauchte nur einen Satz, um uns beide auf den Rand zu befördern. Schnell kniff ich die Augen zusammen, bis sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten. Überall erstreckte sich die Natur. Freudig grinste ich. Irgendwie hatte ich es schon vermisst…

„Wo lang?“, fragte ich schmunzelnd, während ich sein Antlitz in dieser Wildnis betrachtete. Irgendwie hatte es daheim noch cooler ausgesehen, während es hier schon etwas fehl am Platz wirkte. Wir sahen beide bestimmt noch fremder als sonst aus in dieser Welt. Nicht nur er hatte sich verändert, sondern auch ich.

„Ich hole Ah-Uhn. Warum siehst du mich so an?“

Mit geöffneten Mund sah ich weg. Das konnte ich ihm echt jetzt nicht beichten. Nein. Echt nicht. Sonst würde er bestimmt erst noch mal heimgehen und sich umziehen. Heim… Schon ein komisches Wort, wo doch hier eigentlich seine Heimat war.

„Du siehst genauso fehl am Platz aus. Aber das ist für dich hier ja normal.“

Ich erstarrte und schielte zu ihm. Durchschaut. Was für ein Mist. Aber zum Glück schien er nicht gleich kehrt machen zu wollen. Glück gehabt, wo er doch den ganzen Tag schon Ausreden gesucht hatte.

 

Während ich ihm zu sah, wie er seinen Drachen zu sich rief, zerbrach ich mir schon wieder den Kopf über Inu Yasha. Was würde er nur sagen, wenn er uns beide in diesem… Pärchenoutfit vorfand?

„Steig auf.“, befahlt er nur. Er hatte bestimmt schon wieder gespürt, worum meine Gedanken gingen. Heute war ich wohl nicht die beste außer in der Fettnäpfchen-Disziplin.

„Ahhh… Ja, sofort!“, schluckte ich und stieg dann schon schnell auf den zweiköpfigen Reitdrachen auf, bevor ich die Wunde weiter aufriss. Ich musste Inu Yasha vergessen. Wirklich… Ich hatte mich doch entschieden und schon wenn Sesshomaru sich so weit öffnete, konnte ich keinen Rückzieher mehr einfach machen. Ich liebte ihn doch über alles, egal wie verkorkst er war und was er mir auch zeigen würde.

So flogen wir eine ganze Weile, bis wir endlich landeten. Ich war echt froh darüber. Nicht, dass der Drache unbequem war, aber ich war lange nicht geflogen… Irgendwie war mir schlecht geworden, aber was sollte ich da auch sagen? In letzter Zeit vertrug ich vieles nicht mehr, so wie sonst. Dieser ganze Stress schlug mir wohl echt auf den Magen.

„Wir sind da.“, verlautete er, während wir auf einem Hügel landeten. Zwischendurch hatte er einen Abstecher auf eine Lichtung gemacht um Blumen zu pflücken. Sie waren wirklich hübsch gewesen und erinnerten mich an sein altes Outfit. Wahrscheinlich waren es auch genau die gleichen Blumen. Bestimmt eine Erinnerung an sie.

Des Weiteren fragte ich mich auch, ob er öfters Blumen an ihr Grab legte. Es machte mich schon etwas eifersüchtig, auch wenn sie nicht mehr lebte.

Auch der Hügel auf dem wir gelandet waren, war wunderschön. Ob er ihn gewählt hatte? Das grüne Gras wucherte etwas, während ein Baum auf dem Hügel wuchs, um welchen er andächtig schritt. Ich lächelte leicht traurig. Wer wohl die Frau war, in die er mal verliebt gewesen war? Bestimmt war sie als Prinzessin bildhübsch gewesen. Ob er oberflächlich gewesen war? Wobei er meinte, sie wäre vom Charakter wie ich gewesen und hätte sich nicht abschrecken lassen…. Ich war regelrecht aufgeregt, auch wenn es schon sehr traurig war, dass wir hier waren… Aber es würde helfen. Vielleicht könnte er ihren Tod dann verarbeiten? Ich hoffte es schon.

„Das ist ihr Grab.“, flüsterte er leise, während er sich langsam davor kniete und die zarten Blumen hinlegte. Sein Blick wurde traurig. Er konnte Gefühle wohl zeigen, wenn sie zu stark waren. Nicht alles konnte seine Maske verbergen. Bestimmt wusste er es gar nicht, sonst würde er sich von mir mehr abwenden, wie sonst auch immer.

Langsam ging ich zu ihm und umarmte ihn vorsichtig von hinten und drückte ihn. „Danke, dass du es mir zeigst.“

Er atmete tief ein, während er sich an mich lehnte. Jeder braucht jemanden, der für einen da war, auch er. Ich blickte leicht auf und sah das Grab an. Fuck! Ich erstarrte. Das konnte doch nicht wahr sein… Jetzt war bestimmt ich die, die ihre Gefühle vor ihm nicht verbergen konnte.

„Kagome?“, fragte er, während ich mich bestimmt gerade verkrampfte.

„Ich kenne dieses Grab!“, keuchte ich erschrocken und schüttelte mich leicht ungläubig. Meine Gedanken rasten und ich spürte, wie er sich jetzt auch unter mir versteifte. Zum Thema Feinfühlig sein… Ich war die Fettnäpfchen-Queen und versaute echt alles.

„Woher?“, fragte er heiser. Ich war mir sicher, dass ich mit dieser Aktion alles ruiniert hatte und meine Reaktion ließ ihn bestimmt an seinem Vorhaben zweifeln. Ich atmete tief ein, bevor ich meine Gedanken aussprach.

„Als Inu Yasha von dem Schwert besessen war, waren wir hier. Ich dachte Inu Yasha hatte die Blumen hingelegt, aber es hieß, er war es nicht… Also bist du das! Aber warum? Ich dachte du hasst sie und alle Menschen!“

Er löste sich von mir und stand auf. So fern schien er gerade, während er in den Himmel blickte. „Menschen. Sie denken nicht immer nach, sie wissen ihr Leben ist kurz… Es ist nicht so, dass ich sie hasste, sondern nur die Menschen, die es nicht verstehen konnten. Du weißt, warum mein Vater starb oder? Er wollte Izayoi retten, nachdem dieser Krieger sie umbrachte, weil er sie nicht haben konnte…“

Ich nickte still und leise, aber warum hatte er sie geliebt? War sie nicht mit seinem Vater zusammen gewesen? Na gut, als ich ihre Täuschung sah, schien sie mir nicht so alt gewesen zu sein… Auch war es leicht schockierend gewesen, wie täuschend echt sie für Inu Yasha und mich gewesen war. Sie war bestimmt nicht aus Inu Yasha‘s Erinnerung entstanden, sondern aus seiner…

„Ich muss dich nicht mal ansehen, um zu wissen, dass du jetzt nachdenkst, was es damit auf sich hat. Ganz einfach, ich habe sie gerettet, aber sie dachte mein Vater war es. Ich habe es ihr auch erst sehr spät gesagt. Es war die Idee meines Vaters, dass wir viel Zeit miteinander verbrachten. Schon, weil ich kein Respekt hatte vor dem Leben anderer… Sie sollte mir Manieren beibringen.“

Ich schluckte. „Und dann hast du dich verliebt?“

„So in etwa. Sie war die einzige, die mich nicht wie ein Monster ansah. Ich habe damals viele Diener einfach getötet, wenn sie mich so ansahen… Nicht nur Inu Yasha gehört nirgendswohin, sondern ich auch nicht. Ich bin halb Gott, halb Hundedämon. Und mein halbes Leben lebte ich dort bei ihr. Es ist nicht gerade leicht, sich an ein Leben hier unten zu gewöhnen, doch sie machte es erträglicher. Auch wenn ich anfangs die Stunden hasste, gewann ich irgendwann Gefallen daran, auch wenn sie nur an ihn dachte und auf ihn wartete.“

Langsam ging ich zu ihm und umarmte ihn wieder von hinten: „Und warum hast du es deinem Vater nicht gesagt? Ich meine, er ist doch viel älter als sie gewesen.“

„Izayoi wollte ihn heiraten und er gewöhnte sich auch irgendwann an den Gedanken, obwohl er anfangs nichts davon hielt. Es für eine Fantasterei von ihr hielt, bis er sie besser kennen lernte. Er verbrachte auch viel Zeit dann mit ihr. Er ist ein gütiger Daiyoukai gewesen und sehr romantisch. Wahrscheinlich der Traum vieler Frauen. Er war ein Herrscher und ich?“

„Mach dich nicht so schlecht.“, fluchte ich und kniff ihn leicht. Er schaute grimmig, doch ich schaute grimmiger!

„Na ja. Auch egal. Er hat sie zuerst gefragt. Ich kam zu spät und es wäre auch nicht gut gewesen. Wir wissen wohin es geführt hat.“

„Du hättest sie retten können.“

„Ach? Statt sie zu retten, wollte ich meinen Vater umbringen. Ich war wütend. Nie war er da. Weder für sie, noch für mich. Er meinte zu den meisten Kämpfen, dass ich noch zu jung und unerfahren sei und ein Auge auf sie haben sollte… Er war noch nie gut gewesen, in Sachen Familienbande. Spaß haben konnte er mit ihr, aber für sie da sein nicht. Und mir ist egal, wie viele Kriege dort lauerten. Sie war oft einsam und weinte…“

„Meinst du, sie wäre mit dir glücklicher gewesen?“, fragte ich leise und streichelte seinen Arm. Sein Blick war noch immer zum Himmel gerichtet. Ich wollte sein Gesicht sehen…

„Wahrscheinlich nicht. Nach dem Tod meines Vaters, habe ich sie zu ihrem Vater gebracht und dann holten mich die Kriege ein, denn jeder wollte das Land haben und ich musste mit an die Front. Ich habe nicht einmal gemerkt, wie sie krank wurde.“, brummte er und griff meine Hand. Er drückte sie sanft und zog sie dann an seine Lippen und küsste sie. Ich wurde rot und lehnte mich an seinen Rücken, nur um ihm noch näher sein zu können.

„Verpflichtungen dieser Zeit. Aber glaub mir, in der Zukunft gibt es auch viele die einsam sind, weil der Partner oder gar die Eltern oft verreisen müssen… Es ist für viele schon sehr normal geworden.“, hauchte ich, doch ich glaubte nicht, dass ich ihn damit trösten könnte. Auch er hatte wen verloren, so wie Inu Yasha. Ob die Brüder sich einst mal näher gewesen waren?

Sein Kopf neigte sich nach hinten. Seine Augen suchten meine. Ich sah Dinge in seinen Augen, die mir einen Schauer über den Rücken jagten. Zu behaupten, Dämonen seien Monster, schien mir jetzt wirklich unsinnig. Sie wurden oft zu Monstern, aber ich hatte schon oft gute Dämonen getroffen. Ob sie alle etwas Schlimmes erlebt hatten und von Finsternis zerfressen wurden, weil sie glaubten, dass sie dann nicht mehr verletzt würden?

Mein Herz trübte sich. Ich kannte einige, die sich hinter einer Maske verbargen, doch Sesshomarus nahm Ausmaße an, die ich nie erahnt hatte. Izayoi. Inu Yashas Mutter. Er hatte sich in sie verliebt, doch sie war in jemand anderes verliebt gewesen auf Grund einer Lüge. Ihm war es wohl nie vergönnt gewesen glücklich zu sein.

„Hör auf zu heulen. Es ist Vergangenheit.“, murmelte er, während ich wohl genug Tränen für uns beide vergoss, die mir bis eben nicht einmal aufgefallen waren. „Hab kein Mitleid mit mir. Das will ich nicht.“

Ich nickte und rieb über meine Augen. „Es ist nur… Ich find es wirklich traurig… Weiß Inu Yasha davon?“

Er drehte sich um. „Ich glaube nicht. Auch wenn ich sie manchmal besuchte und ein Auge über ihn hatte, glaube ich nicht, dass er es je bemerkt hätte.“

„Jaken hatte mal was von einem Krieg geredet, nachdem du so wütend auf ihn warst. Mochtest du ihn mal?“

„Den Quälgeist? Bestimmt nicht. Dieser Hundeblick.“

Ich lächelte traurig. „Klingt so, als hätte man ihm nie etwas abschlagen können.“

Er brummte nur und sah mich an. „Ich will nicht über ihn reden.“

„Verstehe. Ich bin schon ruhig. Und von ihr hast du geträumt?“

„Ja. Ich habe es nicht mal erwartet. Als du mit den Fleischspießen angekommen bist, ist es hochgekommen. An diese Zeit. Sie war eigentlich immer sehr ehrlich und wir wussten, wie wir unsere Stunden sinnvoll verbringen konnten. Mein Vater wollte mir nicht viel beibringen, aber sie zeigte mir die Bibliothek ihres Vaters, wo ich über alles lesen konnte. Menschliche Taktiken, die mir wahrscheinlich im Krieg oft halfen.“

„Ihr habt es beide anfangs also gehasst?“

„Anfangs? Schon. Sie wollte ihren Helden sehen, der mit ihrem Vater aber lieber trank. Sie war damals noch sehr jung. Damals war mein Vater auch die bessere Partie, da er der Lord der westlichen Länder war. In dieser Zeit heiratet man auch mal einen älteren Mann, wenn es um Ländereien geht. Ich hätte ihr nichts bieten können, auch wenn ich der Sohn bin.“, er zog mich an sich und küsste meine Stirn sanft. „Verabscheust du mich jetzt, wegen meiner Taten? Ich würde es dir nicht verübeln.“

Ich schüttelte leicht verwirrt den Kopf. „Dafür, dass du Gefühle hast? Es ist eher, als würde ein Wunsch wahr werden, dass in dir viel mehr steckt, als du mir zeigst. Und zu einer Beziehung gehören auch die Probleme. Einfach, dass man sie gemeinsam angeht und nicht alleine ist. Das dort immer wer ist. Ich bleibe bei meiner Entscheidung. Lass uns heim und schöne Erlebnisse sammeln, wenn dir das hilft, daran zu glauben, dass ich dich nicht verabscheue.“

Er seufzte und ließ von mir ab. „Du bist manchmal echt schlimm. Sei nicht so besserwisserisch. Sonst fresse ich dich noch! Du solltest öfters darüber nachdenken, was du sagst.“

Ich streckte ihm nur die Zunge raus. Er knurrte, doch ich war schneller und rannte den Hügel runter. Ich wollte ihn nicht mehr traurig sehen. Doch dann blieb ich noch mal stehen. „Wann weiß ich, dass ich deine Maske zerbrochen habe?“

Er sah mir nach und verzog die Lippen. „Wenn ich lache?“

Ich blieb mit offenen Mund stehen. „Lachen? Oh je. Da brauch ich wohl noch etwas Zeit für eine gute Taktik. Kitzeln klappt nicht oder?“

„Vergiss es.“

„Hmmm…. Mir fällt schon was ein. Und dann bleibst du für immer bei mir?“

„Muss ich?“

„Versprich es.“

Plötzlich stand er vor mir und küsste mich kurz: „Versprochen. Und Dämonen halten ihr Wort im Gegensatz zu Menschen.“

Ich lächelte und küsste ihn auch. „Ich will es gerne probieren. Wenigstens versteh ich dich etwas mehr jetzt. Wahrscheinlich kann einem die Ewigkeit auch zum Verhängnis werden.“

„Ja. Was für mich ein Wimpernschlag ist, ist für dich dein ganzes Leben. Das ist meinem Vater auch zum Verhängnis geworden. Er hat nicht bemerkt, wie die Zeit dahin strich, während ihr Herz brach.“

„Du machst es besser.“

Er verdrehte leicht die Augen: „Wir werden es sehen.“

Ich schnappte seine Hand und sah ihn an. „Lass uns heimgehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Neko-chan04
2016-09-11T11:02:01+00:00 11.09.2016 13:02
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