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Recovery

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Bevor es jemaden irritiert, erkläre ich es lieber: dieses wird aus Korras Sicht beschrieben. Komplett anzeigen

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Seit kurzem hast du schreckliche Angst davor alleine zu schlafen.
 

Dein Körper fühlt sich vor Erschöpfung schwer an, weniger jedoch von körperlicher Anstrengung, sondern vielmehr vom stetigen, dumpfen Pochen von Müdigkeit. Trotzdem will der Schlaf nicht kommen. Dein Gehirn verarbeitet immer wieder die noch frischen Erinnerungen, erlebt wieder und wieder die Schmerzen vom Kampf; analysiert deine Fehler. Wie du völlig hilflos an der Decke hingst, nicht in der Lage dem metallischen Gift zu trotzen.
 

Lesen ermüdet dich zu sehr, für einen Sparziergang bist du noch zu schwach. Das Radio hilft dir ein wenig. Du hörst dir Jazz, Hörspiele und Dokumentationen an. Nur die Nachrichten nicht.

Die Informationen verankern sich nicht; du kannst dich nicht an die Handlung des letzten Hörspiels erinnern oder an die Auswilderung von Drachen; aber es sorgt dafür, dass du das Gefühl hast, dass die Zeit schneller vergeht und manchmal – nur manchmal – schläfst du dabei ein.
 

Das Klopfen an der Tür ist sanft, wenn auch nicht notwendig, immerhin bist du schon wach. Seitdem sich die Sonne langsam durch dein Fenster schleicht bist du wach. Zwischendurch musst du aber für kurze Instanzen eingeschlafen sein. Teile einiger Hörspiele fehlen deiner Erinnerung und Übergänge unterschiedlicher Stücke verschmelzen nahtlos.
 

„Komm‘ rein“, krächzt du. Du hast Durst und solltest etwas trinken. Das Glas steht neben deinem Bett, aber es scheint die Anstrengung nicht wert zu sein.
 

„Ich bin hier um zu sehen ob du vielleicht Hilfe benötigst.“
 

Asami formuliert es wie eine Frage; als würdest du ihre Hilfe nicht benötigen. Du schätzt ihre Farce.

Sie dreht das Radio aus und öffnet endgültig die Vorhänge bevor sie den Rollstuhl an das Ende deines Bettes schiebt.
 

Der Rollstuhl ist ein Geschenk. Sie war nur wenige Tage in Republica gewesen um ihn für dich zu entwerfen und zu bauen. Zum Glück, denn die Insel des Lufttempels scheint nur aus Stufen und Unebenheiten zu bestehen, aber jetzt kannst du dich wenigstens ein bisschen fortbewegen ohne direkt komplett erschöpft zu sein. Den ersten Rollstuhl von Future Industries zu besitzen hat unter gewissen Umständen seinen eigenen Reiz.
 

Asami greift unter deine Arme und hilft dir beim Aufstehen. Deine Beine fangen an zu wackeln und du lehnst dich an sie als sie die notwenige Drehung macht um den Rollstuhl zu erreichen. So elegant wie möglich lässt du dich in ihn fallen.
 

Für andere mag es vielleicht so wirken als wärst du faul, weil du dich diese kurze Strecke zum Waschraum schieben zu lassen, aber du hast einen langen Tag vor dir und bist über jedes Fünkchen Energie froh. Vielleicht schaffst du es so zu Jinoras Zeremonie.
 

Du empfindest Bäder als angenehmer als Duschen – mehr sitzen als stehen- aber der Weg in die Badewanne ist schwieriger. Asami muss dich gut festhalten und als Fels in der Brandung für dich agieren.
 

Zwischendurch versuchst du dich von deinem Körper zu distanzieren. Wie jemand Außenstehendes beobachtest du dich dabei, dass du lieber nicht von anderen gesehen würdest, deswegen aber nicht emotional werden darfst. Gedanken machst du dir erst, wenn du alleine im Dunkeln deines Zimmers liegst und deine Hand über deine Rippen fährst und jeden einzelnen, zerbrechlichen Knochen spüren kannst. Du weißt nicht wie man in so kurzer Zeit so viel Gewicht verlieren kann, aber es fühlt sich so an als würde es schmelzen.
 

Sie lässt dich das allerdings nicht spüren. Sie runzelt nicht die Stirn wenn sie deine dürren Schultern sieht und rät dir nicht mehr zu essen. Sie weiß, dass du es versuchst. In der letzten Zeit ist ihr dein Körper vertraut geworden und sie ist noch immer bei dir.
 

Das Wasser ist warm und duftet angenehm. Du lehnst deinen Kopf an den Rand der Badewanne und lässt deinen Körper entspannen. Asami krempelt ihre Ärmel hoch und stellt ein paar Fläschchen auf; der Beginn eines Zaubertricks damit du in der Öffentlichkeit auftreten kannst.

Während sie dir die Haare wäscht massiert sie deinen Kopf und du kommst dir vor als wärst du in einem überteuerten Spa.
 

Sie verliert kein Wort darüber, dass deine Kleidung lose an dir runter hängt; stattdessen stellt sie dir wortlos den Gürtel etwas enger ein.
 

Als du in den Spiegel schaust siehst du nicht dich selbst. Viel mehr jemand Fremdes, dem einige Gesichtszüge deinen ähneln oder ein Bild, das von einem weniger talentierten Fan gemacht wurde.

Etwas an dem Ausdruck stimmt nicht; passt nicht. Es fühlt sich nicht nach dir an.

Deine Augenringe sind trotz allem noch immer sichtbar, trotzdem versuchst du dein nun glänzendes Haar und Asamis Hilfe, damit alles seinen rechtmäßigen Platz kommt, zu schätzen.
 

Asamis warme Hand legt sich sanft in deine und scheint vor Kraft und Güte zu leuchten. Du wünschst dir, dass du ihr etwas im Gegenzug geben könntest.
 

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Du flüsterst in Asamis Ohr, dass du irgendwo sein musst, wo es ruhiger ist. Der Rauch der Kerzen und das Getümmel der Gäste haben dir Kopfschmerzen eingebracht und du möchtest irgendwo hingehen, wo deine schlechte Laune die Anderen nicht plagt.
 

„Aber klar doch.“ Und mit diesen Worten lasst ihr die Feier hinter euch und sie schiebt dich weiter in den Tempel. Zum Glück hat das Marmorgebäude viele ruhige Hallen und Räume, die sich zum Meditieren eignen. Die Feier nur noch dumpf im Hintergrund zu hören.
 

„Möchtest du dass ich bleibe oder soll ich lieber gehen?“
 

„Du kannst ruhig die Feier genießen“, ist deine Antwort.
 

„Ach, ich weiß nicht. Eigentlich gefällt’s mir hier ziemlich gut.“ Sie setzt sich auf die steinerne Fensterbank.
 

Ihr sitzt zusammen und du versuchst deine Tränen zu stoppen; Asami tut so als würde sie es nicht bemerken. Sie erzählt dir wie der Verkauf des Anwesens beinahe abgewickelt ist und wie sie ihr Apartment dekorieren möchte. Sie wird den Pool im Sommer vermissen, aber sie könnte auch hier her kommen und im Meer schwimmen, sagt sie.
 

„Oh Bolin“, atmet jemand schwer und du drehst deinen Kopf schnell in Richtung Tür.
 

Bolin und Opal lehnen sich an den Türrahmen, engumschlungen; viel zu vertieft in ihre Umarmung, um die Welt um sie herum zu bemerken. Du starrst sie eine Weile an bis Asami sich laut räuspert.
 

„Oh, hey! Hab euch beiden hier gar nicht gesehen“, sagt Bolin mit hochrotem Kopf.
 

Opal kichert, und dir fällt auf wie sie ihre Hand um Bolins geschlossen hat und sich an ihn drückt. Auch wenn er rot wird, lehnt er sich in ihre Richtung; sein Körper sucht instinktiv ihre Wärme.
 

„Vielleicht solltet ihr euch ein anderes Zimmer suchen?“
 

Opal lacht wieder. „Wir sollten es den Flur runter nochmal versuchen.“ Sie zieht Bolin wieder in den Flur und damit weiter ins Gebäude. Ihr Lachen hallt durch die Hallen, unterstrichen von ihren schnellen Schritten.
 

„Wir sollten sicher gehen, dass Lin weiß wo wir sind, falls du wirklich weiter gehen möchtest.“
 

„Hast recht“, stimmst du ihr zu und ihr macht euch kurzzeitig wieder auf den Weg hinein, weg von Opal und Bolin.
 

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Du verschläfst den ganzen Nachmittag, die Anstrengungen vom Morgen haben dich umgehauen. Asami geht durch dein Zimmer und räumt auf. Als du im Halbschlaf deine Augen kurz öffnest spürst du ihre Anwesenheit und schläfst wieder ein. Du fühlst dich ausgeruht als du zum Abendessen aufwachst.
 

Dein Appetit hält sich in Grenzen, aber die Heiler sagen, dass du etwas essen sollst und so zwingst du dich eine Schale Reis zu essen, gewürzt nur mit einer Prise Salz.
 

Asami geht eine Mappe mit Dokumenten durch; ab und an unterschreibt sie einige, bei anderen kringelt sie Passagen ein. Du isst langsam, weil du weißt, was danach passiert.
 

Sobald du fertig mit Essen bist spürst du wie die Müdigkeit dich langsam nach unten zieht. Asami bemerkt das auch und sortiert ihre Dokumente um sie zu verstauen. Sie entfernt ein paar der Kissen die dich beim Essen gestützt haben und du legst dich langsam hin. Dir wird ein Glas Wasser eingeschenkt und Asami nimmt die Reisschüssel in die Hand.
 

„Ich komme in ein paar Tagen wieder und dann unternehmen wir was in Republica. Schlaf gut.“ Sie drückt deine Hand.
 

Du willst sie nicht loslassen, sie stattdessen lieber runter auf das Bett ziehen, aber letzten Endes löst sie ihre Hand wortlos von deiner. Sie schließt die Tür und du bist wieder alleine.
 

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Du winkst Jinora zu und du dir fällt unweigerlich auf, dass sie mit ihrer rot-goldenen Robe und blauen Pfeil wie eine Anführerin aussieht. Du hoffst, dass du stark genug für das ist, was ihr bevor steht, für das was ihr die Welt entgegenbringen wird. Das Luftschiff verschwindet hinter dem Horizont und du, Tenzin und Pema schauen ihr noch immer hinter her.
 

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Du hast dich auf den großen Tag in Republica vorbereitet. Du bist so ausgeruht wie möglich und wartest nervös am Dock; siehst der Silhouette des Bootes am Horizont zu, wie es langsam näher kommt.
 

Ihr Boot kommt mit einem lauten Knarzen des Motors zum Stehen und sie springt raus, bindet es an einen Steg und verstaut die Schlüssel in ihrer Tasche. Sie hinter dem Steuer einer Maschine stehen zu sehen ist für dich so faszinierend wie einen Meisterbändiger zu beobachten.
 

Dir ist in letzter Zeit mehr aufgefallen: wie sie mit einem Selbstbewusstsein überall entlang läuft, als würde ihr der Boden auf dem sie läuft gehören, oder wie defensiv sie neben Mako steht, oder ihren schwermütigen Gesichtsausdruck, wenn sich dein Vater um dich sorgt.
 

„Ich bin hier um dich zu entführen.“
 

„Hört sich fantastisch an.“ Ihr verlasst gemeinsam die Insel.
 

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Ihr fahrt mit einem Satomobil durch die Stadt und die riesigen Ranken sind nun ein Teil der Infrastruktur geworden. Wäsche hängt von den dünneren Ästen, Kinder spielen Verstecken hinter den großen Wurzeln und die Häuser haben sich den Umarmungen der Pflanzen hingegeben.
 

„Es ist fast so, als sollte wäre es schon immer so gewesen“, sagt Asami während sie an einer roten Ampel durch das Seitenfenster guckt. Geister und Menschen genießen die letzten Sonnenstrahlen im Park; sitzen gleichermaßen auf Bänken und Ranken. Einer der Geister hat sich an einer Ranke entlang geschwungen und Kinder bilden eine Schlange, aufgeregt sich ebenfalls entlang zu schwingen.
 

„Vielleicht, oder Menschen können sich irgendwann an alles gewöhnen“, ist deine Antwort.
 

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Asami scheint einiges geplant zu haben, denn vor den Stufen der Profi-Bändigen Arena stehen zwei muskulöse Wachmänner, die bereit sind dich in deinem Rollstuhl hochzutragen. Sie tragen dich den ganzen Weg bis zur Future Industry Loge. Der Weg ist unbequem und wackelig, aber es wäre unmöglich für dich gewesen anders hochzukommen.
 

Du manövrierst dich bis an die Kante und hast einen perfekten Blick in die Arena. Es riecht vertraut, nach Schweiß und Staub, während sich unten die Bändiger aufwärmen.
 

„Wie hast du es geschafft, dass wir hier rein dürfen? Normalerweise dürfen beim Training keine Zuschauer sein.“
 

Asami lächelt. „Beim Avatar können Ausnahmen gemacht werden.“
 

Es fühlt sich merkwürdig an hier zu sein, so als würdest du eine Zeitreise machen; als würde ein Fragment von früher noch existieren, aufbewahrt in einer gläsernen Schachtel, so dass du es sehen, aber nicht anfassen kannst.

Asami setzt sich neben dich und nimmt deine Hand in ihre. Ihre warmen Finger legen sich um deine Zitternden. Dein zittern hört mit der Zeit auf.
 

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Meelo lässt dich mit Pokey spielen. Er zeigt dir wie du Beeren und Litschis werfen musst damit er sie in der Luft fängt und wo genau du ihn zur Belohnung hinter seinen Ohren kraulen sollst. Der Lemur rollt sich auf deinem Schoß zusammen und schnurrt.
 

„Das heißt, dass er dich mag“, flüstert Meelo.
 

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„Ich hab das Gefühl, dass alles nur schlimmer wird, wenn ich her komme!“ Mako fährt sich aufgebracht durch die Haare.
 

Du hast schreckliche Kopfschmerzen und deine Hände fangen an zu zittern. Deine Hände drückst du auf deine Oberschenkel in der Hoffnung, dass das Zittern aufhört.
 

„Das machst du nicht, aber es wäre schön, wenn du nicht alle paar Sekunden fragen würdest wie es mir geht.“
 

Er lässt sich auf einen Baumstumpf fallen und tritt den Becher, den du zuvor dort hingeworfen hattest. „Ich mache mir einfach Sorgen um dich, Korra und ich will dir helfen, aber ich weiß nicht wie.“ Er wird leiser, „Ich fühle mich so hilflos…“
 

„Ich mich auch“, gibst du zu, „Manchmal kann man nichts machen.“ Die Worte sind bitter und du würdest am liebsten Weinen, jedoch ohne dass Mako das mitbekommt. „Kannst du mich wieder in mein Zimmer schieben?“
 

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„Tut mir Leid, dass ich heute so schlecht gelaunt war.“
 

Er lächelt traurig. „Schon okay. Tut mir Leid, dass ich dich nicht aufheitern konnte.“
 

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Asami zeigt dir, wie man sich die Fingernägel lackiert – es ist wesentlich aufwendiger als du es dir vorgestellt hast.
 

Sie massiert ein wohlduftendes Öl auf deine Finger und Hände ein schiebt mit einem kleinen, spitzen Metallding deine Nagelhaut nach oben. Deine Fingernägel werden in Form gefeilt und mit einer Engelsgeduld und Präzision lackiert sie jeden Nagel einzeln; wartet bis die Farbe getrocknet ist bis sie den nächsten lackiert.
 

Die Augenblicke in denen sie vergisst, dass sie noch immer deine Hand hält, obwohl sie bereits fertig sind, sind die die du am Meisten genießt. Ihr redet oder hört Radio - du fängst langsam an dich für einige Soaps zu interessieren. Es ist ruhig und friedlich und viel bewegen musst du dich auf nicht und du hast trotzdem das Gefühl, dass sich jemand um dich kümmert.
 

Manchmal, wenn du abends im Bett liegst und deine Fingerspitzen über deine beinahe unnatürlich glatten Nägel fährst, denkst du darüber nach, wie warm Asamis Hände gewesen sind oder manchmal auch wie gut mit einer Waffe umgehen kann, oder wie schön ihr Lächeln ist.
 

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Ein wenig abseits vom eigentlichen Trainingsgelände übst du wieder das Bändigen. Wenn du den Heilern Glauben schenken willst, wäre es schlecht für dein Chi, wenn du zu viel bändigst. Nicht bändigen fühlt sich nicht richtig an und es erinnert dich an die kurze Phase in der du es nicht konntest.
 

Du jonglierst Wasser aus einem Becher durch die Luft; langsam hin und her. Verschwitzt und schwindelig lässt du es wieder in den Becher gleiten. Es ist eine Verbesserung zu letzter Woche.
 

Als du gerade gehen wolltest rennt Ikki dir, ihr Gesicht in ihren Händen vergraben, in den Weg. Ihre Augen sind errötet und Tränen laufen an ihren Wangen entlang.
 

„Hey, was ist passiert?“, fragst du so sanft wie möglich. Es wirkt es wenig unbeholfen; du kannst dich nicht runter beugen um sie zu umarmen. Ikki umgeht das Problem in dem sie sich auf deinen Schoß setzt und ihre Arme um deinen Nacken legt.
 

Du streichelst über ihre Haare als sie dir weinend erklärt wie sehr sie Jinora vermisst und wie gerne sie mit ihr gegangen wäre.
 

„Falls das okay für dich ist, könnte ich auch deine Schwester werden. Nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung.“
 

Ihre Augen sind wieder glasig als sie dich erneut umarmt.
 

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Wenn du eines gelernt hast, dann ist es nicht gegen Asami Pai Sho zu spielen. Entweder vernichtet sie sich innerhalb von ein paar Zügen oder sie lässt dich gewinnen und ist dabei viel zu offensichtlich.
 

„Tut mir Leid. Ich kann nichts dafür, dass ich so gut bin“, ist ihre Antwort als du dich beschwerst.
 

Stattdessen spielst du gegen Bolin. Zwar schaffst du immer nur ein Spiel am Tag – sich zu konzentrieren ist äußerst ermüdend - aber es macht Spaß und außerdem hast du das Gefühl besser zu werden.
 

Asami flüstert dir entgegen Bolins Proteste Strategien in dein Ohr. Allzu viele Gedanken sollte er sich jedoch nicht machen, denn meistens bist du viel zu sehr von ihrer Nähe abgelenkt - wie ihre Nase leicht dein Ohr berührt und ihr Atem kitzelt - um einen Vorteil daraus zu gewinnen.
 

Du schaffst es jedoch ein paar Spiele zu gewinnen.
 

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Wenn dich nachts der Schlaf nicht einholen kann, zählst du die Namen deiner Freunde und Familie auf und wiederholst diese wie ein schützendes Mantra. Bolins Sinn für Humor; Makos Ernsthaftigkeit. Deine Mutter und dein Vater, die stark und bereit sind dich vor allem zu schützen, auch wenn sie deine Situation nicht nachvollziehen können. Jinora, Ikki und Meelo, die so jung und glücklich sind, trotz allem, was sie bereits erlebt haben. Asami, immer vor Ort und für jeden ein nettes Wort übrig; weiß immer genau was du möchtest; ihre Augen immer auf dir um Anzeichen von Müdigkeit frühzeitig zu erkennen.
 

Du baust eine Mauer aus ihrer Liebe und überzeugst dich davon, dass sie real ist und dir nicht weggenommen werden kann.
 

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Bolin organisiert einen Filmabend auf der Insel, schleppt einen riesigen Projektor und Gewichte an, um die Leinwand stramm zu halten. Die Filme sind in großen Metallschachteln in chronologischer Reihenfolge sortiert. Der Abend ist mit allen Nuktuk Filmen und Snacks gefüllt.
 

Ihr wartet bis es dunkel wird und verteilt die Kissen und Decken auf dem Boden, der Projektor wird in einem naheliegenden Busch gestellt. Mit euch gucken sich einige der neuen Luftbändiger die Filme an.
 

Du sitzt etwas weiter hinten – du möchtest niemandem die Sicht versperren - mit Asami an deiner Seite. Ikki und Meelo lehnen sich an deine Beine und bewegen sich stetig hin und her. Mako sitzt mit geradem Rücken zwischen euch und Bolin und Opal.
 

Dir gefällt es sehr, wie du dich einfach zurücklehnen und die Geschichte genießen kannst. Es ermüdet dich nicht so sehr wie lesen und die Bilder verankern sich besser in deiner Erinnerung als die vom Radio. Du genießt die simplen Geschichten mit ihren Happy Ends und amüsierst dich mit Asami über die Spezialeffekte. Ihr seid euch nicht sicher, warum Varrick keinen Wasserbändiger engagiert hat, aber ihr gebt beide zu, dass Bolin in seiner spärlichen Fellkleidung einen gewissen Charme versprüht.
 

Als die Titel enden und Applaus ertönt, steht Bolin jedes Mal auf und verbeugt sich ein paar Mal. Mako wirft ab und an mit Popcorn; Bolin lässt sich davon nicht stören und nimmt Opals Luftküsse mit großer Freude entgegen.
 

Asami lächelt und dreht ihren Kopf in deine Richtung. Bist du müde?
 

Du nickst und bemerkst plötzlich wie müde dich die Filme gemacht haben. Asami wartet bis du allen eine gute Nacht gewünscht hast und schiebt dich zurück in den Tempel.
 

Es ist dunkel und ungewöhnlich leise im Tempel; was wohl darin liegt, dass sich alle die Filme ansehen. Es fühlt sich beinahe so an, als wärt ihr beiden die Einzigen.
 

„Warte“, sagst du bevor Asami das Licht anschaltet. Dir gefällt die Dunkelheit, es fühlt sich intim an. Das offene Fenster lädt das Mondlicht ein, es leuchtet schwach auf Asami, deren Hand noch immer auf dem Lichtschalter ruht. „Ich wollte dir für alles danken. Du bist du ganze Zeit für mich da gewesen und ich weiß, dass ich nicht die Netteste gewesen bin-“
 

„Ach-“
 

„Nein, ist schon gut, ich weiß wie ich mich verhalten habe“, erklärst du ihr. Du hast das Gefühl, dass du etwas Wichtiges unbedingt sagen musst; die Worte sprudeln langsam hervor. „Aber du bist trotzdem geblieben und machst diese ganzen netten Dinge für mich und das hier hast du auch für mich gebaut.“ Du zeigst auf den Rollstuhl unter dir, der dafür sorgt, dass du dein Zimmer verlassen kannst; von dem Asami wusste dass du ihn brauchen würdest ohne das du etwas gesagt hast.
 

„Korra“, sie spricht deinen Namen sanft aus und greift in die Dunkelheit zwischen euch.
 

Du greifst nach ihrer Hand und hältst sie so fest wie möglich.
 

„Ich wollte nur für alles ‚Danke‘ sagen…“
 

Du hörst noch wie sie deinen Namen erneut flüsterst bevor sie sich nach vorne beugt und dich küsst.
 

Der Winkel ist ein wenig unangenehm, Asami ist von vornherein größer als du und jetzt sitzt du auch noch, aber nichtsdestotrotz sind ihre Lippe sanft auf deinen; ihr Lipgloss hat eine leichte Honignote, und eure Nasen berühren sich leicht.
 

Du kannst ihr Parfüm wahrnehmen – Jasmin und Rosen – und einen Hauch von dem Toffee Popcorn, das sie vorher gegessen hat.
 

Asami zieht zurück und sieht dich überrascht an, als wäre sie nicht diejenige gewesen die dich geküsst hat.
 

„Es tut mir leid!“, ist das erste, was du von ihr hörst, als sie ihre Hand aus deiner zieht und ihren Mund berührt, als hätte er sie verraten. „Ich wollte nicht-“
 

Dein Arm bewegt sich nach vorne und gibst Asami zu verstehen, dass sie näher kommen soll bis sie vor deinem Rollstuhl kniet. Du berührst ihr Gesicht und lehnst dich nach vorne um sie wieder zu küssen.
 

Es ist immer noch nicht perfekt; dieses Mal bist du größer als sie, aber du lernst schnell und ziehst sie verzweifelt näher an dich heran und kannst alles ausdrücken, wofür dir sonst die Worte fehlen würden.

Du bist hungrig und fordernd und Asami gibt nur allzu gerne nach.
 

Ihr löst euch von einander, nur wenige Zentimeter voneinander getrennt und immer noch nah genug um den Atem der anderen zu spüren.
 

„Du brauchst dich nicht entschuldigen“, sagst du, während du ihr einzelne Strähnen aus ihrem Gesicht streichst. „Würdest du… würdest du vielleicht über Nacht bleiben wollen?“
 

Sie sieht dich leicht verwundert an und du wirst rot als dir auffällt, wie deine Frage klingt.
 

„Also, nur neben mir schlafen?“
 

„Aber natürlich.“ Sie küsst dich kurz.

 

Es ist nicht sonderlich sexy, wenn man Hilfe beim Ausziehen braucht, die Hände zu stark zittern um Schleifen zu öffnen und man nicht länger als ein paar Sekunden alleine stehen kann. Und ins Bett gehoben zu werden ist auch weniger aufregend als praktisch, als du jedoch Asami beim Umziehen zu siehst, hoffst du, dass alles nicht mehr lange dauern wird.
 

Das Bett ist schmal und der Platz reicht eben so für euch beide aus. Ihre Zehen fühlen sich kalt gegen deine an. Als sie sich auf die Seite dreht und einen Arm um deinen Bauch legt fühlst du dich sicher und geborgen. Ihre Atmung beruhigt dich und du schläfst langsam ein; eure Hände in einander gelegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2014-11-02T17:53:29+00:00 02.11.2014 18:53
Das ist wie immer ein sehr schöner (und diesmal auch äußerst langer) One Shot, der mir Vergnügen beim Lesen bereitete und mich gleichzeitig geschockt und melancholisch zurück lässt. Was mir an dieser Geschichte besonders gut gefällt, sind die kurzen Momentaufnahmen, die aneinandergereiht ein Gesamtbild ergeben. Man erkennt die Hingabe von Asami sehr deutlich. Die Story ist teilweise so intim, dass ich mir wie ein Voyeur beim Weiterlesen vorkam. Ein sehr schöner One Shot der zeigt, dass Liebe bei einem Gebrechen nicht immer aufhören muss, sondern sich auch entfalten kann.
Von:  fahnm
2014-10-18T03:05:29+00:00 18.10.2014 05:05
Schöne Geschichte.^^


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