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Alles dieser Welt

für dich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Uaaah, Hallo Hallo und nachträglich frohe Ostern!
Est tut mir unglaublich leid, wie schleppend ich mit den Uploads vorankomme. Der weitere Verlauf der Story ist von so vielen Möglichkeiten geprägt, dass ich immer wieder in ältere Kapitel zurückkehren und Dinge ändern muss. Klar, das ist keine Entschuldigung und es tut mir wirklich wirklich leid.
Ich hoffe, euch geht es gut, bei allem was ihr so treibt und dass ihr diese Geschichte noch nicht ganz vergessen habt. :)
Liebe Grüße,
Petulia Komplett anzeigen

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Living Hell

“WAS?!”

Dort stand sie, die Perfektion in Person. Ihr zarter Mund war zu einem runden O aufgeklappt, ihre Bambi Augen starrten ihn groß an und ihr Haar war eine goldene Mitte aus elegant und legere. Der Schock hatte sie so tief ins Mark getroffen, dass sie erschüttert Halt auf einem Stuhl suchte.

“Wieso? Ich verstehe das nicht.” Nachsichtig ging Hugo vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hand in seine.

“Es tut mir wirklich leid, bitte, sei mir nicht böse.”

Ihre Nasenflügel zitterten zart und ihm entging nicht wie sich Tränen über ihrem Unterlied sammelten.

“Aber es war doch alles perfekt mit uns. Es hat doch gut funktioniert!”

“Ich habe bisher alles für dich getan und mich immer für dich rein gehangen. Dein Wohl ist mir das wichtigste auf der Welt.”

“Ja, genau. Deswegen macht das überhaupt keinen Sinn.”, fuhr Lily ihm dazwischen. Sie suchte nach Zustimmung in seinen Augen, doch er gab sie ihr nicht.
 

“Deswegen macht es perfekten Sinn. Ich bin ein Eventmanager, ich bin in beinahe jede Veranstaltung involviert, die Großbritannien auf dem Deckel hat. Mein Job spannt mich voll ein und du, bald Englands Nummer Eins Model, brauchst jemanden, der dich gebührend vertreten kann. Du brauchst einen vernünftigen Agenten. Jemanden, der die Kontakte hat und vor allem die Zeit, sich darum zu kümmern.”

Traurig sah sie auf ihn hinab.

“Du weißt, ich würde meine Arbeit für dich nicht aufgeben, wenn es nicht wirklich das beste wäre, Lil.”

Unterstützend fuhr er mit dem Daumen über ihren Handrücken und wandte den Blick keine Sekunde von ihrem.

“Hugo...”, bat sie quengelnd. Als er nicht darauf einging sah sie an die Decke, um die Tränen am Fließen zu hindern. Dann seufzte sie unzufrieden.

“Ich kann doch nicht agentenlos durch die Gegend laufen. Ich brauche dich Hugo. Ohne dich bin ich niemand!”

“Das ist doch Unsinn, Lily. Wieso sollte ich so viel für dich tun, wenn es das nicht Wert wäre? Du hast es drauf, bist wunderschön und zielstrebig. Das hättest du auch ohne mich geschafft, aber ich wollte Teil deines Glücks sein.”
 

Seine Schmeicheleien waren ihr unangenehm und so stupste sie ihn leicht an.

“Hör schon auf, damit kannst du dich auch nicht retten. Wo soll ich jetzt wen finden?” Nun lachte er auf.

“Glaubst du etwa, darum hätte ich mich nicht längst gekümmert?”


“Du hast dir schon jemanden rausgesucht?”, fragte sie ungläubig.

“Freitag ist der Termin.”

Endlich überzeugt schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie zog ihn in ihre Arme.
“Hugo, du bist der Beste! Was würde ich nur ohne dich tun?”

“Wahrscheinlich genau dasselbe, aber schön, dass du mir alles anrechnest.”, murmelte er in ihr Haar.
 


 


 


 


 

Oh, England! Von wegen grau und trist und nass, dachte Dominique spöttelnd, während sie geradezu durch die vertrauten Straßen Londons tanzte. Zurück zu sein, war das Schönste der Welt, so wenig sie es erwartet hatte. Bei ihren bisherigen Wochenendbesuchen hatte sie es kaum geschafft die Hälfte der Leute, die ihr wichtig waren, zu sehen. Geschweige denn einen gemütlichen Spaziergang zu machen! Eigentlich hatte sie die meiste Zeit mit Corban verbracht, dies jedoch niemandem verraten, weil sich ihre Beziehung bisher auf eine Affäre beschränkt hatte. Ihr längerer Aufenthalt würde diese Umstände mit Sicherheit ändern.

Keineswegs unabsichtlich war sie nicht direkt in den Tropfenden Kessel appariert, sondern genoss den kurzen Spaziergang zum Straßeneingang des Pubs. Nie hatte sie sich so gefreut, eine derart stickige, dunkle Örtlichkeit zu betreten.

Seit Mrs Longbottom und nicht Tom den Laden schmiss, war es zwar deutlich sauberer geworden, doch die wenigen Fenster hatten sich nicht vermehrt und auch die düster schrägen Ecken waren nicht begradigt worden. Genau das machte seinen herrlich bekannten Charme aus. Dominique fühlte sich pudelwohl, sich einen Weg durch das vielseitige Klientel zu bahnen. Manche Zauberer machten den Muggelgeschichten wirklich alle Ehre.
 

“Dominique!”, rief Mrs Longbottom aufgeregt und eilte auf sie zu. Freudig umarmten die Frauen sich und richteten einander Beglückwünschungen und Komplimente aus.

“Du bist bestimmt unterwegs, dich mit meiner Amy zu treffen, nicht wahr?”, fragte die ältere Frau augenzwinkernd und Dominique bejahte, woraufhin ihr viel Spaß gewünscht wurde.

Obwohl sie den Pub nicht als beengend empfunden hatte, fühlte sie sich befreit und noch besserer Laune, als sie in den Hinterhof trat und von dort aus in ihre allerliebste Winkelgasse. Egal an welchem Wochentag und egal zu welcher Tageszeit die Winkelgasse war immer voll gepackt, gesprächig, geschäftig. Begeistert warf Dominique Blicke in jedes Schaufenster, als sei sie noch nie zuvor hier gewesen. Da war die Eulerei, Flourish und Blotts, Alles in einem Stab, die Apotheke und natürlich knall bunt und unübersehbar Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Nach ihrem Treffen musste sie definitiv einen Abstecher dorthin machen. Jetzt hatte sie nur Zeit einem verblüfften George durchs Schaufenster zu zu winken und weiter die Kopfstein gepflasterte Straße entlang zu eilen.
 

Das Sandwitch war eng besiedelt mit Hexen und Zauberern, die ihre Mittagspause dort verbrachten, oder sich vom Einkaufen ausruhen mussten. Außerdem war da noch ein kleiner runder Holztisch, an den sich drei junge Hexen drängten. Sie alle hatten vor Freude und Aufregung gerötete Wangen und plauderten eifrig drauf los, da sie gerade erst Platz genommen hatten. Als die Tür aufschwang und über das Gespräch aller Anwesenden geradeso die Glocke zu hören war, schauten sie erst nicht auf. Doch als sich eine blonde Schönheit zu ihnen durchdrängte und bereits völlig aus dem Häuschen winkte, sprangen sie in die Höhe und stürmten alle gemeinsam auf die Freundin zu.

“Dome!!!”, riefen die drei jeweils und quietschten glücklich.

“Ahh! Es ist so schön, euch zu sehen.”, grüßte die Neuankommende beinahe zu Tränen erfreut und drückte ihre Kindheitsfreundinnen so fest, dass diese um Atem rangen.

“Platz da!”, befahl sie dann einem kleinen Zauberer am Nebentisch, um sich neben die anderen quetschen zu können.

“Wie lange haben wir dich nicht gesehen?”

“Verdammt bist du dünn! Füttern die dich nicht, die Franzacken?”

“Dome, ich bin so froh, dass du kommen konntest!” Sie alle redeten durcheinander und brauchten einige Minuten, bis sie sich beruhigt hatten und einander tatsächlich verstehen konnten.
 

“Dominique!”, rief dann eine vierte schrill überraschte Stimme und ihre große Schwester Victoire wuselte mit einem Tablett ihrer Bestellungen herüber.
“Vic, hey!”, lächelte Dominique, während jene sich sammelte.

“Ich hatte schon ganz vergessen, dass du wieder da bist. Dachte irgendwie gestern wäre ein Traum gewesen.”, kicherte Victoire und gab den anderen damit zu verstehen, dass sie Dominique beinahe ebenso lange nicht gesehen hatte.

“Also hier: schwarzer Tee mit Vanille für Amy, ‘irgendwas mit Alkohol’ für Roxanne,”, die Angesprochene nahm ihr unbekanntes Getränk zufrieden entgegen, “und ein Ingwertee für Rose.”

“Ich hatte keinen Ingwertee bestellt.”, protestierte Rose mit gehobenen Augenbrauen.

“Ich weiß, aber es war zu lustig.”, tat Victoire es ab, blies sich eine Locke aus der Stirn und eilte davon.

“Als ob es nicht reicht, dass meine roten Haare mich meilenweit verraten. Ernsthaft! Als ob die Weasleys die einzigen rothaarigen Briten seien.” Augenverdrehend schlürfte Rose an ihrem Tee und verzog die Miene.
 

“Na na!”, tadelte Dominique gut gelaunt wie eh und je. “Heute gibt es keine schlechte Stimmung. Immerhin hat Amy uns doch was zu verkünden?” Sie lächelte der schüchtern grinsenden Longbottom zu.

“Wie!”, beschwerte sich Roxanne sogleich, die zuvor aufgestellte Regel ignorierend. “Dominique hast du’s schon verraten?” Ungläubig beäugte sie Amy, die bestürzt drein blickte.

“Irgendwie musste ich sie doch nach England locken, bevor sie nach Kanada verschwunden wäre!”

“Schwache Ausrede.”, kopfschüttelnd trank sie von ihrem Gebräu, das eher nach Alkohol mit irgendwas roch als andersherum. “Was, wenn Rose und ich auch wegflögen? Einfach so zack, weil du uns nicht verraten hast, dass du uns was großes verraten willst?”

Bevor Amy sich wehren konnte, sprang Rose verlegen ein.

“Ich weiß es auch schon.”

“Was?!”, rief nun Amy. “Woher?”

“Von Albus.”, antwortete die Rothaarige schnell und biss sich auf die Lippe, während Amys Gesicht vor Wut rot wurde.

“Was hat er? Hat er nicht alle Zutaten im Kessel? Ich wollte es euch sagen!”

“So viel zur guten Stimmung..”, murmelte Dominique trocken amüsiert. Allerdings war Roxanne wie verwandelt, da sie nun als Retterin in der Not agieren konnte.

“Aber hey, ich weiß es noch nicht. Mich kannst du noch völlig unvorbereitet treffen und ich tue so, als hätte ich den Ring an deinem Finger nicht gesehen.”
 

“ROXI!”, riefen alle drei und Amy warf frustriert die Arme in die Luft und stampfte aus dem kleinen Café, in dem sich alle Augenpaare auf sie gerichtet hatten. Hastig folgten die anderen ihr, sich bei Gästen, die sie anrempelten, entschuldigend.

“Amy, warte mal!! Wir konnten dir ja noch gar nicht gratulieren.”

“Gute Güte, seit wann hat die Frau so viel Power?”, keuchte Dominique.

Amy marschierte ziellos die Winkelgasse herunter. Ginnys Temperament schien sie über die gemeinsamen Jahre mit Albus inspiriert zu haben. Irgendwann blieb sie schnaufend stehen und sah wahllos umher. Endlich holten die anderen sie ein.

“Erzähl’s uns einfach und wir schwören, wir werden vollkommen überrascht sein und uns riesig freuen.”, flehten sie.

“Fein!”, gab Amy mit Trotz in Blick und Stimme zurück. Dann breitete sie die Arme aus und rief so laut, dass alle Umstehenden erschrocken innerhielten: “ICH HEIRATE ALBUS POTTER!!! Los, freut euch!”

Panisch sahen die anderen zwischen einander hin und her, unsicher ob sie lachen oder weinen sollten. Dominiques Blick war wild. Wer hatte ihre schüchterne, unsichere, stets vergebende Freundin gegessen?
 


 


 


 


 

“Na ja, wenn man so mit den Potters abhängt wird man bestimmt ein wenig aufsässig, meinst du nicht?”, räumte Corban für die Longbottom ein, nachdem Dominique ihre Sorgen mit ihm geteilt hatte.

“Ich weiß nicht...”, murmelte sie gegen seine Schulter. “Wir haben sie glaube ich wirklich verletzt und enttäuscht.”


“Domi, du hast doch gar nichts falsch gemacht. Dir hatte sie es doch schon längst gesagt, deswegen bist du ja hier...”, wies er hin und sie verdrehte von ihm ungesehen die Augen. Domi war der schrecklichste Spitzname, den man ihr je verpasst hatte. Sogar Micki war besser gewesen, auch wenn sie Fred und Lorcan damals in der Zweiten immer ausgeschimpft hatte, sie nach einem Jungen zu benennen. Zwischen all den spießigen Leuten im Ministerium hätte sie sich über ein lockeres “Hey, Micki” jedoch mehr als gefreut.
 

Vielleicht hatte Corban Recht... Hätte sie aber nicht auf die großen Neuigkeiten hingewiesen, hätte Roxanne sich nicht aufregen können, auch wenn es nur gespielt war. Wieso hatte Rose nicht verschweigen können, dass Albus, der Troll, der besten Freundin seiner Verlobten zuerst von den Neuigkeiten erzählt hatte? Auf Männer war wirklich kein Verlass. Wie um ihr Bestätigung zu liefern, grunzte Corban verschlafen. Leicht hieb sie ihm auf den Oberarm.

“Wach bleiben!”

“Sorry...”, murmelte er. “Du hast nichts mehr gesagt, da dachte ich vielleicht würdest du auch schlafen.”

“Du weißt, dass ich so nicht einschlafen kann.”

Sie spürte wie er sich das Gesicht rieb und fühlte sich sogleich schlecht. Daher kamen seine folgenden Worte nicht überraschend.

“Bitte, Domi, lass das nicht an mir aus. Ich genieße es einfach, dass unsere gemeinsame Zeit nicht auf zwei Tage beschränkt ist.”
 

Seufzend lehnte sie die Stirn an seine warme Haut. Wenn sie ehrlich war, rührte ihre Sorge nur von der komischen Person, zu der sie geworden war. Drama war Teil ihres Lebens gewesen, genau solche Szenarien wie die im Café waren eine wichtige Komponente ihrer Freundschaft. Allerdings hatte Amy normalerweise nicht im Mittelpunkt dessen gestanden. Von dem einen Mal abgesehen, als sie Albus gestanden hatte, ihre Jungfräulichkeit an seinen mittlerweile in einen Einsiedlerkrebs verwandelten Bruder verloren hatte. Aufregender war es bei Amy eigentlich nie zugegangen.

Insgeheim schämte Dominique sich dafür, wie viel sie in den Leben ihrer Freundinnen verpasst hatte. Irgendwann hatte Rose einen Job bekommen, den sie jetzt schon seit ein paar Jahren verfolgte, doch was genau sie machte, hatte Dominique noch immer nicht verstanden.

“Du hast Recht.”, flüsterte sie entschuldigend. Corban nahm dies gelassen an und wandte sich zu ihr um.

“Gut. Dann vergiss das alles und lass dich von mir ausziehen.” Neckisch küsste er ihren Hals und sie kicherte vergnügt.

“Ich habe doch schon nichts mehr an.”

Kurz ließ er von ihr ab, um sie an zu zwinkern. “Doch, ich habe eine Socke vergessen.”
 


 


 


 


 

Albus wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Geschweige denn, ob er überhaupt noch einen hatte. Man konnte nie wissen, was die Lateinamerikaner in ihre Flaschen gebraut hatten. Vielleicht fanden sie es witzig, wenn alle Briten ohne Kopf herum liefen und alle Verhandlungen, die sie auf seiner Reise abgeschlossen hatten, waren durch irgendeines ihrer Rituale rückgängig gemacht worden. Seine Bemühungen wären vergebens, all das Lob ungerechtfertigt. Oh, und wenn man erstmal bemerkte, dass jedermanns Köpfe verschwanden - er würde Rechenschaft ablegen müssen. Doch ohne Kopf könnte man ihn gar nicht erkennen! Was würde Amy dazu sagen? Was hatte er getan?

“Scorpius!”, krächzte er verzweifelt. “Scorp, habe ich einen Kopf?”

Der Blonde hing über der Rückenlehne seines mittlerweile umgekippten Sofas. “Ja, Mann... Sieht zwar nicht schön aus, aber er’s da.”

“Merlin, sei dank.”, stöhnte Albus erleichtert und kam auf die Idee, zur Sicherheit nach zu tasten. “Du hast Recht, Kumpel. Er ist da, der Gute.”
 

Mit verschleierten Blicken sahen sie einander an und begannen kehlig zu lachen.

Keiner von ihnen wusste, wie viele Stunden seit Albus Ankunft vergangen waren. Auch hatten sie die vielen Flaschen Hochprozentiges um sie herum nicht gezählt, oder die nächtlichen Abschirmungszauber von den Fenstern entfernt.

“Ich bin ein schlechter Gastgeber, Albus. Hast du Hunger?”, fragte Scorpius ernstlich beschämt.

“Oh nein! Oh nein. Wenn ich jetzt esse... kommen... also, viele Liter Alkohol hoch.” Dabei rülpste er und verzog das Gesicht beim widerwärtigen Geschmack.

“Erst, wenn du was isst? Ich könnte so auch...”

“Ja, du hast Recht.” Eine Weile lang zögerten sie.

“Sollen wir?”

“Ja.”
 

Spätestens wenn man gemeinsam erbrechen ging, wusste man, was wahre Freundschaft war. Um den Geschmack vergangener Getränke zu vertreiben, kramte Scorpius vorn übergebeugt stark schwankend nach Minzmargaritas.

“Margarita? Schon gemixt? Scorp, das ist eklig.”

Voller Elan wandte Scorpius sich um und zeigte mit der Flasche auf seinen im Schneidersitz dahockenden Freund.

“Nein, Kumpane! Schmecke deinen Atem - DAS ist widerlich. Nimm jetzt Minzmargaritas - sie...” Er unterbrach seinen Werbespot, um kurz zu sich selbst zu kichern und wieder eine stabile Haltung einzunehmen.

“Minzmargaritas - ja! Trinken wie ein Troll. So war das. Trinken wie ein Troll, riechen wie die Zahnfee. Sie wird nie wissen, wie dünn dein Blut wirklich war.” Absolut von sich selbst überzeugt kicherte er schon wieder.

“Geht so echt der Slogan?”, fragte Albus zweifelnd.

“Ja, Mann! Hast du noch nie Minzmargaritas, trinken wie ein Troll gehört? Probier’s aus.”

“Okay, cheers.”
 

Tatsächlich fühlte er sich nach den ersten paar Schlucken frisch und absolut ansehnlich. Durch das gemeinsame Erbrechen reduzierte sich die Trunkenheit, wobei er eigentlich deutlich besser dabei war, als sein Freund. Albus hatte vielleicht zweimal in seinem Leben so viel getrunken.

“Du hast ein Leben.”, gab er beneidend zu.

“Ach.”, tat Scorpius es ab und sah fort. Vielleicht kamen sie langsam auf den Grund der Tatsachen. Mit einem heftigen Kopfschütteln bemühte Albus sich ein wenig klarer zu sehen.

“Doch, doch! Du bist so frei, kannst tun, was du willst und kriegst trotzdem deinen Job getan.”

“Haha, ich dachte du wär’st mit deinem Prinzesschen glücklich.”, rülpste Scorpius und Albus war dankbar für den Minzmargarita, der auf dessen Atem zu ihm schwebte.

“Klar, bin ich das!”, protestierte er. “Du doch auch mit deinen Prin... deinem Haarem?”

Zu viele Frauen, zu viel Geld.”, erwiderte der blonde Star, woraufhin der Potter stutzte. Zu VIELE Frauen? Er hätte nicht erwartet, dies von einem Mann zu hören, den er mit zweien im Bett gefunden hatte.
 

Es ist viel zu viel, was mir auch viel zu gut gefällt.” Er setzte den Flaschenhals an die Lippen, wurde jedoch unterbrochen, als der Potter auf seinen kurzen Einwurf einging.

“Dann triff dich einfach weniger und spende mehr. Easy peasy.”

“Ach, ich brauch nur etwas Ruhe, das wär nicht schlecht. Zu viel Sex, zu wenig Schlaf...

Zu viel Sex? Er klang beinahe wie Amy. Verwirrt rückte Albus näher an Scorpius heran, der sich ihm nun endlich öffnete.

“Du musst einfach entspannen, Mann. Komm mal mit mir, raus hier.”

Ich will nicht wissen, was ich muss!”, protestiere Scorpius und machte eine ausschweifende Bewegung mit der Hand, sodass Albus ihm schnell die Falsche abnahm, bevor sich ihr gesamter Inhalt über den Tisch ergoss.

Ich brauch kein Haus aus purem Gold, ich hab das alles nicht gewollt. Wofür werd ich denn nur bestraft?” Je mehr Scorpius redete, desto besser konnte Albus selbst Worte formen.
 

“Nein, keiner bestraft dich. Ich will dir auch keine Vorschriften machen, ich mein nur, so als Tipp. Dafür sind Freunde doch da. Vielleicht weißt du einfach nicht, wie du mit allem umgehen sollst.” Da er kaum wusste, wo der Spitzhut zwickte, war er sich nicht sicher, was er seinem Freund raten konnte. Doch mit einem Mal schien der vorher so ausgelassene Malfoy bedrückt und trübselig.

Das ist der Fluch der Menschen, die zu gut aussehen. Es hört niemand hin, wenn ich was sag. Alle sehen nur ‘Scorpius Malfoy - Held der Stunde’. Aber außerhalb des Quidditchfeldes existiere nicht. Mein Leben ist die Hölle, schon viel zu lang.”

Mit einem lauten Poltern rollte Scorpius vom Tisch herunter und Albus sprang trotz seiner Trunkenheit erschrocken und panisch auf. Dabei mehrere Stühle umstoßend hechtete er um den Tisch herum, wo Scorpius sich lachend krümmte. Eine Träne rollte seine Wange hinunter. Mit einem Mal spürte Albus wie er langsam aber sicher ausnüchterte. Sorge und Adrenalin kämpften gegen den Alkohol in seinen Adern.

“Scorp.”, sagte er aufgeregt und drehte ihn auf den Rücken entgegen der schmerzlichen Proteste.
 

“Ich kann nicht weg, Al. Es hat keinen Sinn.” sagte er keuchend. “Schöne Dinge, überall. Die Blumen blühn, als würden sie dafür bezahlt, doch das lässt mich so kalt wie ihr Duft.” Er starrte in irgendeine weite Ferne, als sei er für einen Augenblick nicht mehr da.

“Aber wieso? Von dem, was du gesagt hast... Vielleicht kannst du diese Kleinigkeiten nicht mehr wertschätzen, weil es so viele gibt.” Wahrscheinlich könnte er genauso gut Luft sein, denn die Ohren seines Freundes waren blockiert.

Ich brauch nur etwas Ruhe und Einsamkeit - dann komm ich schon zurecht. Nur noch ein Flirt, noch ein Kuss...” Gedankenverloren spitze er die Lippen und ließ sie schmatzen, als habe er einen Geist geküsst. Dann schwieg er eine Weile, wobei seine Augen umherwanderten, als betrachte er den Geist. “Ich war auch mal verliebt.

Scorpius zuckte nun, als schluchze er. Albus stockte der Atem. Zwar machte sein Freund keinen Sinn mehr, doch sprach er gerade wirklich von - Rose? Niemals konnte er immer noch der Schulzeitromanze mit seiner Cousine nachtrauern. Beinahe musste Albus lachen. Seine aufgerissenen Augen stoppten an Scorpius linkem Arm. Dort prangte das stumme Tattoo des verfluchten Mals, welches das Glück des Malfoys gekostet hatte, ihm zugleich aber Freiheit geschenkt hatte. Zumindest war Albus davon ausgegangen. Wenn er ihn jetzt so sah, schien er gefangen in sich selbst zu sein.
 

“Immer wieder, immer wieder, immer wieder.”

“Was? Scorp?” Kaum mehr als ein Krächzen war die Stimme des am Boden Liegenden.

Nur noch einmal vögeln, dann ist wirklich Schluss. Ich kann doch nichts dafür, dass ich ein Glückspilz bin und jedes Herz gewinn.

“Nein, nein kannst du nicht. Wir kriegen das hin, Kumpel. Versprochen.”

Tag für Tag. Wo ist der Notausgang?” Alle seine Versuche waren vergebens und so schlüpfte er aus seinem Pullover und schob ihn unter den Kopf, des murmelnden Betrunkenen.

Immer laut, immer bunt ist auf die Dauer nicht gesund.

“Ich weiß.”, versicherte Albus. Was würde Rose tun, wenn jemand so am Rad drehte? Sie würde Rat wissen, schließlich hatte sie jeden Tag mit solchen losen Kanonen zu tun. Bei dem Gedanken zuckte er zusammen. So sollte er Scorpius nicht bezeichnen, er war nur betrunken und sentimental. Und nahm Drogen. Erneut schüttelte Albus den Gedanken ab und tat so, als habe er den Vorrat seines Freundes nicht gesehen.

Die Blühmen blühn. Erzähl mir davon. Erzähl mir vom Mohn.”

Gegen den dunkel braunen Geschirrschrank hockend erzählte Albus vom Mohn bis ihm mitten auf dem strahlend roten Blütenblatt die Augen zu fielen.
 


 


 


 


 

“Dad, bitte! Ich habe doch schon mehrmals gesagt, dass alles okay ist.” Genervt von einer weiteren Lektion ihres stets besorgten Vaters, schnalzte Lily mit dem Kaugummi in ihrem Mund. Von dem Geräusch zuckte Harry zusammen und streckte die Hand aus.

“Her damit.”

“Was?” Ungläubig stützte sie die Hände in die Hüften. “Ich bin 22 Jahre alt. Wenn ich Kaugummi kauen will, dann kann ich das auch.”

“Du wohnst in meinem Haus -”


“Weil du mir verbietest, auszuziehen, Dad.” Mittlerweile beherrschte sie es gut, ihre Stimme ruhig zu halten, auch wenn sie sich gerne aufregen wollte.

“Dann, bitte, lass den Mund geschlossen! Es lenkt stark ab.”

“Es lenkt davon ab, sich Argumente entgegen meiner auszudenken?”, fragte sie frech nach, denn Diskussionen dieser Art führten sie nur allzu oft. Ließe er sie endlich ausziehen, würde es auch zu weniger Interessenkonflikten kommen.
 

“Kennst du diesen Mann überhaupt? Was, wenn er völlig andere Werte verfolgt, als die, die du verkörperst?” Während er unruhig durch den Raum tigerte, setzte sie sich müde auf die Sofalehne. Ihre Mutter ging am Türbogen vorbei und warf ihr einen vielsagenden Blick zu, welchen Lily mit einem Augenverdrehen erwiderte. Bevor Ginny Potter aus ihrem Blickfeld verschwand, konnte sie ein Lächeln auf deren Lippen ablesen.

“Erst einmal weißt du sehr wohl, dass ich meine Interessen sehr gut vertrete. Außerdem hütet Hugo mich beinahe mehr als du! Er würde niemals fahrlässig vorgehen und ich treffe den Anwärter auf den Job auch erst noch. Es steht noch nichts fest.”


“Wie kannst du das sagen?”, rief er entgeistert und fuhr sich durch das grau melierte Haar. Ihre Mutter war schön, keine Frage, doch Lily war sich sicher, dass sie ihre interessanten Gesichtszüge ihrem Dad zu verdanken hatte. So komisch er in Kindertagen ausgesehen haben mochte, er war ein stattlicher und ansehnlicher Mann. Wenn er nicht so starrköpfig wäre, würde sie vielleicht auch öfter zugeben, wie gern sie ihn hatte.
 

“Hugo hat momentan selbst sehr viel um die Ohren. Ich von allen Leuten bekomme erster Hand mit, wie eingespannt er in jede unserer Veranstaltungen ist. Wie soll er da Zeit haben, sich auch noch um dich zu kümmern?"

"Er will dich loswerden.”

“So ein Unsinn! Ich stimme Hugo völlig zu. Ich möchte meinem besten Freund nicht zur Last fallen. Er hat schon genug für mich getan.”

“Und wenn dieser Herr - wieso wissen wir eigentlich seinen Namen nicht? Wenn er also nichts taugt, dann stehst du ohne Ausbildung, ohne Agenten, ohne Arbeit da!”

Ähnlich wie er es tat, wenn er gefrustet war, fasste sich sich an die Stirn und seufzte. Dann trat sie auf ihn zu und legte ihm die Hände auf die Schultern, sodass er stehen bleiben musste.

“Dad, bitte vertrau mir. Ich kann nicht erwachsen werden und meinen eigenen Weg gehen, wenn du mir keine Entscheidungsfreiheit lässt. Ich laufe schon nicht weg.”

In diesem Moment klingelte es an der Tür und mit einem letzten Blick und einem Zwinkern machte Lily sich auf, den Gast willkommen zu heißen.
 


 


 

Amy wippte unruhig auf und ab, während sie vor der Haustür der Potters stand. Wie eh und je war sie gleich auf die Stelle apparariert und wartete auf Einlass in den Grimmauldplatz Nummer 12. Entgegen dem, was sie in Beschreibungen der damaligen Zeit gelesen und gehört hatte, war es ein grandioses Haus. Ohne Frage war natürlich viel restauriert und renoviert worden, sodass die “Blackness” verschwunden war. Jetzt war das Haus hell und freundlich mit genau der richtigen Prise geheimnisvoll. Sie wusste, dass man das “schreckliche Portrait” im Flur nicht hatte beseitigen können und so hatte Ginny Weasley, die ihrem Mann zu liebe dort eingezogen war, irgendwann die gesamte Wand herausgesprengt und neu gezogen.

Die Tür ging überschwänglich auf und Amy fand sich dem Inbegriff der Schönheit gegenüber und wünschte sich, sie hätte doch ihren etwas hübscheren Umhang angezogen. Lily war ein Stück größer als sie, schlank und hatte das offenste und umwerfendste Gesicht, das Amy je untergekommen war. Vor dieser Frau, so jung sie auch war, fühlte sie sich mittlerweile klein und unwichtig. Wann war die kleine Lily zu einer Sirene mutiert?
 

“AMY!”, rief der jüngste Potterspross außer sich vor Freude und zog sie in eine feste, mädchenhafte halb-tanz-Umarmung. “Herzlichen Glückwunsch, Amy! Ich kann es kaum erwarten, dass du Teil unserer Familie wirst. Also, ein richtiger Teil. Eigentlich bist du es ja eh schon.” Bevor sie zur Seite trat, um den Gast einzulassen, drückte Lily ihr einen dicken Kuss auf den Wangenknochen. Nur gut, dass die modernen Hexen von heute den Lippenstift der Marke ‘Walburga-Wunderlippen’ aus dem Weasleyshop trugen - eine weitere Referenz zu dem Flurportrait eben jenesn Hauses, das Amy nun betrat. Indes war Lily nicht zu stoppen in ihrer Begeisterung.

“Bestimmt können die anderen Mädels sich gar nicht halten. Die schönen Kleider die wir tragen werden! Natürlich nicht schöner als du.”, versicherte Lily und Amy strengte sich an, nicht die Stirn zu runzeln. Es war stark zu bezweifeln, dass sie an ihrer Hochzeit tatsächlich die Schönste wäre, was mit ihrer baldigen Veela- und Modelfamilie? Nicht, dass das wichtig wäre. Albus liebte sie. Beim Gedanken an ihren Verlobten, kniff sie frustriert die Lippen zusammen. Diese Geste gebrauchte sie wirklich nur äußerst selten, wenn es um ihn ging.
 

“Wir dürfen doch Brautjungfern sein? Oh, aber das musst natürlich du entscheiden. Tut mir leid, dass ich so viele Ideen habe. Weißt du, ich freue mich einfach so rieeesig darauf. Wann immer es sein wird, natürlich kein Grund zu stressen.”

“Lily, lass Amy doch erst einmal atmen.”, wies Ginny gütig an.

“Ja, danke.”, rutschte es Amy heraus, doch ihre zukünftige Schwägerin nahm es ihr nicht übel, sondern beschenkte sie mit einem ihrer berühmten Zwinkern.

Nun war es an Ginny, Amy in die Arme zu schließen. “Herzlichen Glückwunsch, Amy. Du bist wirklich ein Segen.”

“Auch von mir!”, schaltete sich nun der junge Minister höchstpersönlich ein. Er drückte ihr fest die Hand und lächelte zuversichtlich.

Zu einem Kuchen setzten sie sich gemeinsam ins Wohnzimmer.
 

“Ist Al nicht bei dir?”, fragte Ginny, die vermutlich nicht einmal Zeit gehabt hatte ihrem eigenen Sohn zu gratulieren, so wie es klang. Unbehagen machte sich in ihr breit.

“Nein, ich hatte gehofft ihn hier zu treffen.”

“Er ist doch kürzlich erst angekommen. Wir dachten er wäre bestimmt bei dir.”

Kurz hustete Amy und schluckte dann schwer an dem Stück Pflaume, dass ihr im Hals stecken geblieben war.

“War er auch. Aber er wollte natürlich seinem besten Mann Bescheid sagen.”

“Scorpius?”, rief Lily begeistert. “Natürlich Scorpius. Weiß nicht, was James dazu sagen wird, aber es war kaum anders zu erwarten! Wir wollen dich von hübschen Männern umrahmt wissen.”

“Lily.”, mahnte Ginny, ohne ihr Lächeln zu verlieren.

“Ach komm, Mum. Das letzte Mal, als wir ihn gesehen haben, sah er total komisch aus und das ist jetzt wie lange her? Wer weiß, ob er überhaupt noch menschlich ist.”
 

Amy wurde es bei dem Thema ganz verdächtig heiß. Seit sie mit Albus zusammen war, hatte sie James stets vermieden. Immerhin hatten sie beide eine Art Vergangenheit, an die sie sich nur ungern erinnerte und die sie nicht zwingend mit den Eltern der Brüder teilen wollte. Wirklich nicht gerne, eigentlich gar nicht. Niemals. Auch Harry schien ein Themenwechsel lieb.

“Ich bin mir sicher, du brauchst dir um Al keine Sorgen machen.”

“Er ist schon fast einen Tag weg.”, warf Amy ein und strafte sich sogleich selbst. Was war schon ein Tag, wenn er zuvor monatelang fort gewesen war. Nein, eigentlich war es genau das. Er war wiedergekommen, hatte ihr einen Antrag gemacht, einen schönen Abend mit ihr verbracht und war dann nachts verschwunden! Wer tat denn so was? Wann hatte er überhaupt Zeit gehabt, Rose davon zu erzählen? Aber natürlich. Rose hatte es vermutlich selbst vor ihr gewusst.

“Wie gesagt,”, wiederholte Harry zuversichtlich, “kein Grund zur Sorge.”
 


 


 

Vermutlich wussten die Potters selbst nicht so genau, was sie mit Amy anfangen sollten. Sie tranken bereits an ihrer dritten Tasse Tee. Vielleicht hatten die Potters auch ganz wichtige Dinge zu tun und fühlten sich aufgrund der Verlobung verpflichtet, Zeit mit ihr zu verbringen. Sonst war es nichts ungewöhnliches, dass sie sich allein die Zeit dort vertrieb, denn die Famile hatte immer etwas zu tun.

“Du brauchst übrigens nicht nur Werbung in deiner Zeitschrift gebrauchen, auf der ich drauf bin, weil ich es bin. Wirklich. Keine Bevorzugungen.”, bat Lily eindringlich, denn in der Tat hatte es sich schon ein paar Mal ergeben, dass sie als Werbegesicht zwischen die Seiten gelangt war. Außerhalb ihrer Fotos wegen Artikeln, die über sie geschrieben worden waren. Amys Zeitschrift war eigentlich auf beide Geschlechter ausgelegt, doch wie es mit den meisten nicht sportlichen oder politischen Magazinen war, lasen am Ende doch mehr Frauen die Mirror Mail, als dass es Männer taten.

“Mach dir darüber keine Gedanken. Du kommst nur rein, wenn es verdient ist.” Nun zwinkerte Amy ihrerseits und Lily grinste zufrieden. Man sollte eher sagen grinste zufrieden ihr strahlend weißes - ja, blendendes - Lächeln. Wie bekam man Zähne so weiß?
 

Amy war nicht verbittert oder neidisch, keineswegs. Schließlich war sie auch nicht hässlich! Früher hatte sie vielleicht nicht viel von Haaren und Mode verstanden, doch als Chefredakteurin und Herausgeberin ihrer eigenen, gar nicht so unbeliebten, Zeitschrift wusste sie durchaus, wie sie aufzutreten hatte. Selbstbewusst, wenn auch stilgetreu und gepflegt, aber dennoch legere. Doch neben Lily verblasste selbst Dominique. Hatte Ginny Tränke geschluckt, als sie schwanger war? James und Albus waren auch nicht von schlechten Eltern, doch Lily... Das war etwas ganz anderes und Amy wüsste gerne, wie sie es ähnlich hinkriegen konnte, wenn es irgendwann bei ihr soweit käme. Aussehen war gewiss nicht alles, doch es half einem in der heutigen Welt enorm weiter. Darauf, dass ihr Kind Verstand hätte, konnte sie ja selbst achten. Sie würde sicherlich keinen aufgeblasenen Lysander Scamander in die Welt setzen. Oh, schlechtes Beispiel Amy, stöhnte sie innerlich auf. Luna und Rolf hatten Lysander sicherlich nicht absichtlich zu einem reichen, selbstgefälligen, schmierigen -
 

“die Wohnung?”

“Hm, bitte, ja was?”, aus der Fassung gebracht fuhr sie zusammen, als ihr auffiel, dass Ginny sie angesprochen hatte.
“Wie es mit der Wohnung geht? Brauchst du da Hilfe?” Erleichtert, dass es eine so einfache Frage war, schüttelte sie den Kopf.

“Nein, nein, jetzt ist Al ja auch wieder da. Theoretisch.”

Schweigend warfen sie einander Blicke zu.

“Könnte es sein, dass er bei euch zuhause wartet? Wer weiß... mit einer Flasche besten Eischampagners - er wird niemals warm!”, imitierte Lily die Radiowerbung.

“Weißt du, vielleicht hast du Recht. Ihr habt bestimmt auch genug zu tun.”

“Nein, so war das nicht gemeint!”, protestierten alle drei gleich bestürzt. Manchmal waren sie Albus sehr ähnlich. Amy lächelte aufrichtig und dankte für den Kuchen, Tee und die Unterhaltung.

“Wahrscheinlich fragt er sich wirklich, wo ich bleibe.” Je öfter sie es sagte, desto zuversichtlicher wurde sie. Er hatte ihr so sehr gefehlt, dass sie es kaum erwarten konnte, ihn endlich wirklich für sich zu haben.
 


 


 

Es dauerte kaum eine Sekunde, dass sie diesen Wunsch bereute. Etwas, oder wie sie Augenblicke später feststellte, jemand, fiel regelrecht aus dem Kamin heraus. Er trug einen schmutzigen, zerknitterten braunen Anzug, dessen Krawatte und ausgewählte Ärmelknöpfe abhanden gekommen waren. Wirklich auszumachen war der Jemand darin erst an dem schwarzen staubigen Heuhaufen, der sich Haarschopf nannte. Der Fahne nach zu urteilen, wollte Amy unbedingt auf James tippen, doch auch hier wurde ihr Wunschdenken bestraft.

“Hornschwanzmist.”, lallte der sturzbetrunkene Mann bei ihrem Anblick und versuchte sich mit dem Albuslächeln zu retten. Doch es war so schief, dass er keine Chance hatte. Zumindest stand der Faktor des Überraschungsmoment auf seiner Seite, denn Ginny war so sprachlos, dass sie nicht losschreien konnte. Albus machte Anstalten sich aufzurichten, landete jedoch auf dem Hosenboden.
 

“Albus.”, sagte Amy leise und sogar Lilys verstört belustigte Miene verwandelte sich nun in eine sehr besorgte. Amy musste damit rechnen, dass Lily sich zu Gunsten ihres Bruders opfern würde. Ein Angriff stand also außer Frage. Sie musste mit Worten ran. Erst einmal.

“Amy, warte. Ich muss atmen und dann -”

“Albus.”, unterbrach sie erbarmungslos. “Hast du bis gerade gesoffen?”

“Ja. NEIN!”, stammelte er flehend, sich den Ruß aus dem Gesicht wischend und dann nach ihr greifend. “So war’s nicht.”

“Warst du bei Scorpius?”

“Ja, ja ich schwöre es. Nur wir beide.” Natürlich waren es nur sie beide gewesen. Seine größte Sorge schien zu sein, dass sie glauben würde, er sei fremd gegangen. Das würde sie ihm niemals zutrauen. Gut, eigentlich hatte sie ihm auch nicht zugetraut am Tag nach ihrer Verlobung in diesem Zustand im Haus seiner Eltern aufzutauchen, damit er ihr aus dem Weg gehen konnte. Wenigstens bis er präsentabel aussah, das war definitiv sein Plan gewesen.
 

“Amy, ich schwöre es. Scorpius brauchte mich. Er war mit zwei Frauen und ich musste...” Eigentlich war es egal, was er ihr erzählte. Eigentlich war sie auch überrascht, dass sie so ruhig bleib und ihre Hände nicht einmal zitterten. Gemächlich, aber bestimmt, zog sie den Ring von ihrem Finger und legte ihn auf den Kaffeetisch. Entsetzt keuchte Albus und kroch nach vorne, doch sie wich zurück.

“Ich weiß nicht, ob wir dafür bereit sind. Deine Prioritäten scheinen nicht ganz dort angekommen sein und mit der Wahl deines besten Mannes kann ich nicht über einstimmen. Lass dich nicht blicken, bis dein Gehirn wieder funktioniert. Dann sehen wir weiter.”

Damit marschierte sie aus dem Raum.
“Amy!! Dad, hilf mir, ich muss... aufstehen, ich muss.” Doch er hatte weder die Kraft noch die Koordination, sich irgendwohin gezielt zu bewegen.

Sie schlüpfte in ihren Umhang und nahm ihre Tasche, dann marschierte sie genauso zielstrebig ins Wohnzimmer hinein, wie sie es zuvor verlassen hatte. Erst vor dem hoffnungsvoll und zugleich verwirrten Albus machte sie halt, bückte sich und küsste ihn auf die verdreckte Wange.

“Ich liebe dich.”, sagte sie forsch und verschwand diesmal tatsächlich.
 


 


 

Zuhause angekommen kochte sie sich zuerst einmal einen Tee. Bis Albus soweit war, dass er sich erklären konnte, würde sie auch in der Lage sein, zu zu hören. Am meisten empörte es sie eigentlich, dass er versucht hatte seinen Zustand vor ihr zu verstecken und nun hatte er sie beide vor seiner Familie bloß gestellt.

Es klopfte leise am Fenster. Für einen Augenblick fragte sie sich, ob es Albus sein konnte und er sich vielleicht doch nicht ganz so schlau anstellte, wie sie gehofft hatte. Stattdessen war es eine kleine, elegant ausschauende Eule, die gemächlich auf und ab wippte. Rasch öffnete Amy das Fenster und nahm den kleinen Zettel entgegen, der an ihrer Kralle befestigt gewesen war. Sobald sie die Nachricht geöffnet hatte, wusste sie, dass sie nicht für sie bestimmt war.
 

In jeder zweiten Zeitschrift steht, wie gut es jedem Menschen geht, der immer alles haben kann. Die Wahrheit ist, ich glaub nicht mehr daran.
 

“Malfoy.”, murmelte sie missbilligend und fasste sich besorgt an die Stirn. Es war unverwechselbar seine Handschrift, eng und klein, doch es klang nicht nach seinen Worten. Auch er war mehr als einmal Subjekt eines Artikels in ihrer Zeitschrift gewesen und seine Lebensweise und sein Auftreten waren dem Geschriebenen in jeder Hinsicht gegensätzlich.

Mit zusammengekniffen Lippen warf sie den Zettel ins Feuer. Malfoy schrieb Dinge, die unmöglich aus seinem Mund stammen konnten und Albus verhielt sich wie ein komplett anderer Mensch. Hatte der Quidditchstar ihrem Freund Drogen verabreicht? War Albus Charakter verkehrt, bis deren Wirkungsstoffe seinen Kreislauf verließen?
 

Unglücklich raufte sie sich die Haare. Wahrscheinlich war es am besten, wenn sie gar nicht dachte und einfach schlief. Genug Echtzeit-Konversationen standen ihr noch bevor, dass sie sich jetzt keine Gedanken darüber machen wollte.

Darüber zum Beispiel was Albus getrieben hatte. Ob er Drogen genommen hatte. Dass sie Malfoy nicht als großen Bestandteil ihrer Hochzeit haben wollte. Eine Auseinandersetzung mit Rose, falls sie einen Kompromiss mit Al eingehen musste. Im Übrigen war Amy sich unsicher, wie ihre Freundin mittlerweile dem Malfoy gegenüber stand. Sie wusste, dass die beiden sich seit Jahren nicht gesehen hatten. Das konnte ein Vorteil sein.

“Sei leise Kopf.”, murmelte sie hoch unzufrieden.



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