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Aine

Der Weg zum Sein
von

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Das Tier in dir

5 Das Tier in dir

Ein Bild blitzte vor meinen Augen auf. Eine Frau mit roten Haaren, so wie meine, blickte mich lächelnd an. Ein Lächeln, das ansteckte. Sie war noch jung, vielleicht etwas älter als ich. Und bevor ich noch etwas erkennen konnte, war das Bild wieder verschwunden. Ich schüttelte den Kopf.

„Du verwirrst mich! Bitte, können wir das Ganze noch einmal durchgehen? Irgendwie habe ich nur die Hälfte verstanden und glauben tue ich dir auch noch nicht so ganz.“, meinte ich, während ich mir mit der linken Hand an den Kopf griff. Aramis zuckte mit den Schultern.

„Ich sage dir die Wahrheit.“, meinte er und griff über den Tisch nach meiner dort ruhenden Hand. „Dein Name ist Aine Lumiére. Deine Mutter, Iris Lumiére, wurde wegen Prostitution gehängt, was im Übrigen nicht wahr ist. Sie war nur etwas durcheinander und hatte Probleme mit einem Gouverneur, nach dem Tod deines Vaters, Jaque. Dein Vater starb zwei Jahre zuvor auf dem Schlachtfeld. Deine Schwester, Vive, hat sich mit ihrer besten Freundin, Clarice, und mit dir verbündet. Ihr seid die drei Musketiere.“ Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Die drei Musketierladies. Schließlich sind wie die Musketiere.“ Ich sah ihn mit großen Augen an und schüttelte den Kopf.

„Ich bin kein Musketier.“, hielt ich weiterhin dagegen. „Ich kann nicht fechten, ich kann nicht kämpfen. Ich bin Rechtshänderin. Ich habe keine Schwester. Ich bin…“

„Nein!“, rief Aramis und ich zuckte erschrocken zusammen. Das Lächeln auf seinem Gesicht war verschwunden, stattdessen zog sich eine Zornesfalte über seine Stirn. „Verdammt ich lüge dich nicht an! Wir haben mehr als zwei Jahre gebraucht, um dich zu finden und endlich zu uns zu bringen! Ich lasse mich von dir nicht als Lügner hinstellen. Wenn du mir nicht glaubst, ist das deine eigene Schuld, aber es ist die Wahrheit! Ich gehe jetzt, wenn ich wiederkomme solltest du mir vielleicht doch glauben!“ Damit schob er den Stuhl zurück und stand auf. „Du kannst ja Athos weiter ausfragen.“, meinte er noch, bevor er aus der Tür ging und mich an dem Tisch alleine ließ. Ich seufzte und trank vorsichtig einen Schluck von meinem Tee. Ich wollte ihn nicht verjagen. Aber ich konnte es nicht nachvollziehen! Ich konnte ihm einfach nicht glauben. Ja, alles woran ich mich erinnerte, war das Heim, in dem ich war. Und an diese junge Frau mit den roten Haaren und dem strahlenden Lächeln, die ich gesehen hatte, als Aramis meinen vermeintlichen Namen ausgesprochen hatte. Wie konnte ich ihm Glauben schenken? Ich kannte doch keinen von ihnen, auch wenn ich natürlich schon einmal etwas von den Musketieren gehört hatte. Die Holztür der Hütte ging knarrend auf und ich hob meinen Kopf, blickte Athos in sein Gesicht und seufzte leise.

„Wo will Aramis denn hin?“, fragte er mich verwirrt und kratzte sich wohl auch genau aus diesem Grund am Hinterkopf. Ich zuckte sie Schultern. Er hatte mit keinem Ton verlauten lassen, wo er sich hin begeben würde. Ich hatte ihn wütend gemacht, auch wenn ich es eigentlich nicht wollte.

„Hat er nicht gesagt.“, murmelte ich und stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab. „Stimmt das, was er mir gesagt hat?“, fragte ich ihn. Ich war verzweifelt. War mein ganzes Leben im Heim wirklich eine verdammte Lüge? Athos runzelte die Stirn, bevor er auf mich zu kam und sich zu mir an den Tisch setzte.

„Das kommt ganz darauf an, was er dir gesagt hat, meinst du nicht?“, sagte er und zwinkerte mir verschwörerisch grinsend zu. Ich nickte vorsichtig. Da war etwas dran.

„Er sagte mir, mein Name wäre Aine Lumiére. Ich wäre eine Musketier.“, meinte ich und blickte ihm in die braunen Augen, welche sich für einige Sekunden schlossen. Dann nickte er und lehnte sich etwas auf seinem Stuhl zurück. Seine freundlichen Züge waren verschwunden, ein griesgrämiger Ausdruck ist dafür aufgetreten. Er fuhr sich durch die Haare und seufzte tief.

„Tja, damit hat er nicht ganz Unrecht. Das ist auch der Grund, weshalb ich nach deinem Namen gefragt hatte. Hättest du ihn gewusst, müssten wir diese ganze verzwickte Sache nicht von klein auf durchgehen und dir jede Kleinigkeit neu beibringen.“ Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, bevor er mich wieder etwas genauer anblickte. „Ich würde gerne die Aine aus dir herauskitzeln, die du früher einmal warst.“, lächelte er leicht und sah mir in die Augen. Ich schluckte schwer. Wieso verursachte dieser Mann mir Bauchkribbeln? Was war denn nur los?

„Kennst du mich auch von früher?“, fragte ich ihn und verschränkte die Arme auf dem Tisch. Er biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf nach hinten.

„Ja.“, meinte er nur. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Wollte er mir irgendetwas verheimlichen?

„Woher?“, fragte ich ihn weiter aus. Er seufzte genervt und legte ebenfalls seine Unterarme auf der Tischplatte ab, lehnte sich zu mir und sah mir wieder in die Augen, dass meine Magengegend sich direkt wieder meldete.

„Noch nicht einmal Porthos und Aramis wissen, dass ich dich kenne, also verrate ich es dir auch nicht.“, schnaubte er und ich dachte kurz nach. Wie konnte ich ihn denn aus der Reserve locken?

„Aber hier geht es doch um mich. Bitte sag mir doch, woher du mich kennst.“, bettelte ich, versuchte mein Glück. Vergebens.

„Vergiss es, Kleine.“, maulte er und stand auf. „Komm mit nach draußen, dann sehen wir uns mal an, was du noch kannst.“, meinte er und verließ das Haus, so wie er es betreten hatte. Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben. Was hatte er jetzt vor? Ich seufzte leise, bevor ich meinen mittlerweile erkalteten Tee mit einem Zug austrank und mich dann ebenfalls erhob. Ich würde mich der Herausforderung stellen, Aine Lumiére zu sein, egal was für Überraschungen noch auf mich zukommen würden. Ich war also eine Musketier, kaum zu glauben. Also musste ich mich auch wie eine Musketier verhalten. Aber was tat man so als eine von denen? Nie hatte ich etwas davon gehört, was sie taten, hatte nur Menschen getroffen, die erzählten, dass Musketiere ihnen das Leben gerettet hätten, wie auch immer sie das angestellt hatten. Nun lag also ein neuer Lebensabschnitt vor mir, den ich beschreiten musste. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich aufstand, die Schultern straffte und Athos nach draußen folgte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zuckerschnute
2016-05-21T17:47:34+00:00 21.05.2016 19:47
So ,da bin ich wieder!
Ich hatte also recht mit der Erinnerung, auch wenn sie etwas kurz war! Tja, dann gibt es wohl doch keinen Bob.

Sie kann also fechten wie der Teufel? Davon hat man bisher noch nicht viel gemerkt!
Aber ein Degen würde wesentlich besser passen als ein schweres Schwert, da werden die Arme nicht so schnell müde.
Bin mal gespannt wie sie sich so anstellt!

Liebe Grüße
Jessy
P.S: warum sagt Athos denn nicht woher sie sich kennen? Da war doch was zwischen den beiden, oder?


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