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Prüfungen

Seufzend fiel der junge Mann in sein Bett. Sein eigenes, noch recht neues Bett, für das seine Schwester mit Mai zusammengelegt hatte. Er grinst kurz der weißen Decke entgegen, die noch darauf wartete von ihm bemalt zu werden. Um ihn herum standen die Kisten, welche er mit seinen Freunden am letzten Wochenende hergetragen hatte. Endlich konnte er bei seinem Vater ausziehen. Seine Mutter sorgte dafür, dass der Alkoholiker in eine Klinik kam und Katzuya in aller Ruhe ausziehen und seine Zukunft in in Angriff nehmen konnte. Er hatte die alte Wohnung mit den anderen ausgemistet, renoviert und sich eine neue bezahlbare Bleibe gesucht. Dank dessen, dass er die neue Wohnung selbst sanierte, durfte er drei Monate mietfrei wohnen. Das war ein großer Vorteil, denn während der Schulzeit durfte er noch nicht voll arbeiten. Den Ferienjob hatte er gerade so genehmigt bekommen und etwas illegales, dass von der Schule entdeckt werden könnte, wollte er sich auf den letzten Metern nicht leisten.

Er drehte sich auf die Seite und betrachtete das einzige Dekoelement in seiner Schlafnische. Ein Bild von sich und seinen Freunden. „Jetzt wird sich alles verändern“, flüsterte er leise und erhob sich um seine Sachen für den morgigen Tag aus den Kisten zu suchen. Viele Kisten waren es nicht. In dieser Einraumwohnung hätte auch nicht viel Platz gefunden, selbst wenn er mehr gehabt hätte, an dem sein Herz hing. Eine pragmatische Kochnische, eine kleine Sitzecke, bestehend aus Tisch und Kissen, so wie ein Vorhang vor seiner Schlafnische, die komplett vom Bett eingenommen wird, waren schon sein gesamter Wohnraum. Angrenzend daran ein kleiner Flur, ein recht geräumiger Wandschrank und ein zweckdienliches Bad mit Wanne. Alles in allem eine recht ansehnliche erste Bude. Wenig Platz, typisch japanisch und schlicht. Das luxuriöseste hier waren eindeutig sein Bett und der Computer, den er sich von seinem letzten Ferienjob geleistet hatte. Deshalb und wegen des ebenfalls hart erarbeiteten Motorrads, war seine Vorprüfung so schlecht gelaufen. Aber weder das erste noch das zweite wären verzichtbar für ihn. Beides brauchte er demnächst für die Universität.

Wie sollte er ohne Motorrad hin kommen? Oder wie sollte Katzuya Jonnouichi Grafikdesign ohne Computer studieren? Er schüttelte leicht den Kopf. Bis vor zwei Jahren hätte er sich nie Träumen lassen, dass er je studieren würde. Das lag nicht am mangelnden Selbstbewusstsein oder an fehlender Intelligenz. Eher an der nicht vorhandenen Motivation. Er war und ist noch immer, ziemlich faul. „Fauler Hund, hm?“, fragte er in den leeren Raum hinein und sah auf die unausgepackten Kisten. Diesen Kommentar gab in seiner Vorstellung ein ganz bestimmter Mitschüler, der ihn nur zu gerne mit dieser Gattung verglich. Diese Degradierungen würden ihm bestimmt nicht fehlen. Doch die ausbleibende Streiterei mit Monsieur Oberpenibel würde er vermissen. Noch ein paar Stunden beschäftigte er sich mit den Inhalten seiner Kisten und brachte diese an vorbestimmte Plätze. Erst gegen ein Uhr Morgens ließ er sich müde zurück in sein Bett fallen und schlief sofort ein.

Er könnte schwören, dass sein Wecker ihn nur zwei Sekunden hatte schlafen lassen. Doch laut diesem, war es bereits 6 Uhr Morgens und um 7 sollte seine Schicht beginnen. Die erste bei einem italienischen Restaurant, welches ein ausgewogenes Frühstücksbuffet anbot. Zum Glück musste er diese Frühschicht nur während der Ferien machen. Während der Prüfungen hätte er frei und danach würde er in den Spätdienst gehen und den Lieferservice übernehmen. Kellnern, so hatte er feststellen müssen, konnte er recht gut. Freundlich sein viel ihm leicht, auch wenn er in den Probetagen ein paar Ausraster hatte unterdrücken müssen. Er besaß eine schnelle Auffassungsgabe, kam sofort mit dem Kassensystem klar und erfreute den Besitzer mit seinem guten Aussehen in der Arbeitskleidung. Mit seinen blonden Haaren wirkte er zwar noch immer nicht wie ein waschechter Italiener, aber immerhin brachte er europäischen Flair ins Restaurant. Er knöpfte sich gerade das Hemd zu, als er noch ein Mal die ungewöhnlich gestylten Haare betrachtete. Schwarze Stoffhose, Herrenschuhe, weißes Hemd und eine dunkelrote Weste wurden nur getopt von seinem gegelten Blondschopf. „Na holla. So würde mich ja nicht Mal meine Schwester erkennen.“ , sprach er zu seinem Spiegelbild und schob sich das Namensschild in die Westentasche. Sein Chef hatte darauf bestanden, dass er sich die Haare bändigt. Da sie für einen Zopf noch zu kurz waren, blieb dies als einzige Lösung. Er behauptete es habe etwas mit er Hygiene zu tun. Noch ein Mal drehte sich der frisch gebackene Aushilfskellner vor dem Spiegel. Es war das erste Mal, dass er die Uniform trug. Schnell stopfte er Kellnertasche und Wechselkleidung in einen Rucksack und schulterte sich diesen. Heute würde er aus Zeitmangel in Arbeitskleidung hinfahren. Er musste sich ja auch unbedingt noch eine halbe Stunde lang im Bett umdrehen, was ihn nützliche Zeit gekostet hatte. Nachher bekäme er eh seinen eigenen Spint und er könnte seine Arbeitssachen vor Ort lassen. Mit einem letzten Schluck von seinem schwarzen Tee, sprintete er hinaus und die Treppen hinunter. Der Fahrstuhl war ihm nicht schnell genug. Er bestieg seine BMW und fuhr, allen anderen als schlechtes Vorbild dienend, ohne Helm los. Das dieser nämlich die gegelte Frisur zerstören könnte, daran hatte er bis eben nicht gedacht.

Als er endlich ankam, durfte er seinen Spint beziehen, steckte sich sein Namensschild an und begann mit seinem neuen Job. Sechs Stunden durfte er mehr oder weniger nette Gäste freundlich bedienen und musste all seine Geduld dafür aufbringen. Kurz schoss es ihm durch den Kopf, dass er während seiner Probezeit die Wut in der Schule an Kaiba hatte auslassen können. Doch jetzt würde er den strapazierten Geduldsfaden wohl aushalten müssen und die überschüssige Energie ins Lernen investieren. Kaum dass er Feierabend hatte, begab er sich auf den Weg zu seinem besten Freund, nicht ohne sich vorher umzuziehen und die Frisur durcheinander zu wirbeln.

„Hallo Jonouchi“, begrüßte ihn Yuugi, als er die Tür öffnete, „Die anderen sind schon da und Anzu überlegt bereits, wie sie uns alles weitergibt.“ „Oh man, dass klingt ja nach einer Menge Spaß.“, gab der Eintretende sarkastisch von sich und folgte dem Kleineren zur Wohnstube. Ihrem Schlachtplan entsprechend machten sich die Freunde an ihr Lehrpensum und waren erstaunt, wie gut Anzu ihnen alles weitergeben und näherbringen konnte, was sie in der Paukschule erlernte. Trotzdem saßen Yuugi, Honda und Jonouchi irgendwann haare-raufend über all dem, was sie in den letzten Ferien noch erlernen sollten. „Und das hatten wir sicher alles in der Schule?“, fragte der Blond zur Sicherheit nach. „Ja hatten wir. Nur das bei der Prüfung auch Spezialwissen und nicht nur Allgemeinwissen gefragt wird.“, predigte Anzu. „Ah~“, seufzte er und ließ sich voller Verzweiflung nach hinten fallen um an die Decke zu starren. „Die Welt zu retten erscheint mir gerade einfacher als all das Zeug in meinen Kopf zu bekommen.“ Sofort hallte erheitertes Lachen durch den Raum und es dauerte einige Minuten ehe die Freunde sich wider auf ihre Arbeit konzentrierten.

So und ähnlich, sahen Katsuyas Ferientage aus. Der einzige freie Tag war für ihn Neujahr, weshalb er mit seinen Freunden in dieses hinein feiern konnte. Er musste feststellen, dass es sehr nostalgisch wurde, da sie sich über alles unterhielten, was in dem vergangenen Jahr geschehen war. Trotz der vielen Katastrophen und schmerzlichen Verabschiedungen über die sie sinnierten, war es ein wundervoller Tag und sie suchten gemeinsam einen Schrein auf.

„Habt ihr euch denn alle einen Neujahrswunsch aufgeschrieben?“, fragte Anzu und hielt ihren Wunschzettel hoch. „Bei dir steht sicher drauf, dass du eine berühmte Tänzerin werden willst.“, erriet Yuugi und sah wie seine Freundin errötete. „Und bei dir?“, fragte sie und der unterdessen gleich große Junge zog seinen eigenen Zettel hervor. „Ich will mir wünschen, dass ich all meine Freunde so oft und so bald wie möglich wieder sehe“, antwortete er und die anderen blieben erstaunt stehen. Eigentlich war dieser Wunsch nicht verwunderlich. Er war Yuugi mehr als nur zuzutrauen und ein Lächeln stahl sich auf all ihre Gesichter. Doch Jonouchi musste am breitesten Grinsen und seinen besten Freund einfach knuddeln. „Das gleiche hab ich auch aufgeschrieben“, sagte er und zog ihn mit sich die Treppen zum Tempel hoch. Dort angelangt warfen sie ihre Zettel in die Feuerschale und beteten kurz für die Erfüllung ihrer Wünsche. „Vielleicht hätte ich mir wünschen sollen, dass ich die Prüfungen bestehe.“, überlegte Katsuya laut und die anderen lachten kurz. „Ach das brauchst du dir nicht wünschen.“, bemerkte Honda. „Ja das schaffst du schon so.“, bestätigte Yuugi. „Da wäre ich mir nicht so sicher. In den Prüfungen wird dir Wunschdenken und Glück nicht viel nutzen, und wenn es um den Verstand geht, bist du eindeutig kein Champion.“

Die Freunde wirbelten herum und blickten in das gefasste Gesicht von Seto Kaiba. Neben diesem stand sein kleiner Bruder und strahlte sie an. „Hallo. Frohes Neues Jahr. Das ist sicher auch was mein Bruder sagen wollte.“, nahm dieser den Größeren in Schutz. Wäre Katsuya nicht von dem Anblick der beiden abgelenkt gewesen, wäre Mokuba gar nicht zu Wort gekommen. Die Kaiba-Brüder standen in traditionellen Kimonos vor ihnen und schienen mit einigen Geschäftspartnern hier zu sein. Der Blonde musste zugeben, das Seto in dieser Kleidung immer noch eine beeindruckende Erscheinung abgaben und fast wie der Shōgun persönlich wirkte. „Ich bin nicht nur durch Glück an die Spitze gekommen.“, wollte Jonouchi kontern, doch Yuugi unterbrach ihn mit einer sanften Geste. „Hallo. Euch auch einen guten Start ins neue Jahr. Wollt ihr euch auch etwas wünschen?“, fragte er an Mokuba gerichtet und blickte auch strahlend in Setos Gesicht.

„Ich bin nur wegen der Arbeit hier. Meine Geschäftspartner haben darauf bestanden etwas Kultur mit zu nehmen.“, beantwortete der ältere Kaiba die Frage, während Mokuba zwei Zettel vorzog und sie Yuugi heimlich zeigte. Mit seinem frechen Zwinkern und schnellen Wurf der Zettel ins Feuer, war klar, dass einer der Zettel seinem Bruder gehört hatte. „Was sich so ein reicher Pinkel wohl wünscht?“, fragte sie Jonouchi sofort und sah in das Feuer. „Komm Mokuba.“, waren die nächsten Worte des Firmenchefs, doch er lies noch einen kurzen Blick über diejenigen wandern, mit denen er im letzten Jahr einiges erlebt hatte. „Auf ein erfolgreichen neues Jahr!“, gab er seinen Neujahrsgruß von sich und seine Augen blitzten herausfordernd zu Yuugi hinüber, der dem Blick ohne weiteres stand hielt. „Darauf hoffe ich auch.“, erwiderte dieser und sah den Kaiba-Brüdern nach. „Echt. Wenn der noch erfolgreicher wird, mach ich mir um unsere Erde sorgen. Nachher heißt es irgendwann noch: Ja Präsident Kaiba.“ Ein Schauer übermannte Katsuya, als er das laut aussprach und ihm war gar nicht zum Lachen zu Mute. Den anderen jedoch schon. „Hey. Ich trau das diesem Schnösel echt zu.“

„Ach ich glaube daran ist er gar nicht interessiert“, erwiderte Yuugi und wischte sich eine Träne weg, während sie den Tempel verließen, „Aber ich denke wir werden einen harten Gegner in ihm bei zukünftigen Turnieren haben, und das ist nichts neues.“ Gemeinsam gingen sie Essen und trennten sich erst am späten Abend voneinander.

Die restlichen Ferien bestanden für Jonouchi wieder aus Arbeiten, Lernen und dem Versuch genügend Nahrung und Schlaf zu bekommen. So war er ganz froh, als die Ferien endlich um waren und er wieder in die Schule musste. Diese Freude verging, als er an seinem Tisch saß und ihm bewusst wurde, dass er gleich seine erste Prüfung haben würde. Er war zwar nicht der einzige der nervös war, jedoch wurmte es ihn ungemein, das Herr Ich-hab-in-den-Ferien-nicht-gelernt-weil-ich-gearbeitet-habe-und-eh-alles-kann die Ruhe in Person war. In diesem Moment schoss eine solche Wut in ihm hoch, dass er sich erschrak. „Ich würde Mr. Obercool nur zu gerne die Gelassenheit rauben, aber jetzt geht etwas anderes vor“, dachte er sich und schnaubte kurz, als sein Versuch misslang seine eigene Ruhe zu finden. Jedoch stellte er fest, dass seine Nervosität sich in Wut für Kaiba gewandelt hatte, fast wie bei einem Duell gegen diesen. Das war vielleicht gar nicht so schlecht. Er könnte das ganze hier als Duell ansehen. Ein Duell gegen den Firmenchef. Zwar war ihm bewusst, dass er dessen Punktzahl nicht toppen würde, aber so konnte er sich mental besser sammeln. „Da müsste ich mich glatt bei dem Großkotz bedanken“, schoss es ihm ein letztes Mal durch den Kopf, bevor er mit den Aufgaben begann und sie zu seiner eigenen Zufriedenheit löste. Ihm war klar, dass er nicht alles richtig haben würde, jedoch hatte er sein Bestes gegeben.

Erleichtert erhob er sich und verließ zusammen mit den anderen den Klassenraum. Dank der weggefallenen Pausen während der Prüfung waren sie eher in Richtung des Speisesaales unterwegs als die restlichen Jahrgänge. Sie hätten auch nach Hause gehen können, aber es war einigen wichtig die behandelten Prüfungsfragen ein weiteres Mal zu beantworten und mit ihren Klassenkameraden zu erörtert. Darauf hatte der Blonde eigentlich keine Lust. Es erinnerte ihn irgendwie an Hermione Granger aus den Harry Potter Büchern. Anzu war dieser in gewisser Weise mehr als ähnlich und begann am Tisch sofort mit der angeregten Diskussion.

Jonouchi setzte sich zu ihnen, begann zu essen und versuchte mit aller Kraft seine beste Freundin für ein anderes Thema als der vorangegangenen Prüfung zu begeistern. Sogar Yuugi gab sein Bestes, nicht mehr darüber zu sprechen. Er war blasser als sonst, aber langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. „Morgen ist Geschichte dran. Wenn Fragen zu Ägypten kommen, bestehe ich mit voller Punktzahl.“, wollte Katsuya das Thema zumindest auf die Zukunft lenken, wenn er es schon nicht von den Prüfungen abbringen konnte. „Das glaubst du wohl selbst nicht“, protestierte Anzu, die ihn gerade viel zu ernst genommen hatte. „Leider ist das zu bezweifeln. Sonst würden wir sicher alle mit voller Punktzahl abschneiden. Vor Allem Yuugi und Ryo“, warf Honda ein und sie musste kurz grinsen. „Wahrscheinlich. Aber das wäre zu einfach.“ „In deinem Fall wäre es vielleicht die einzige Möglichkeit überhaupt Punkte zu sammeln, Köter.“, kam eine schneidende Stimme samt dazugehöriger Person zu ihnen an den Tisch. „Ich habe jetzt schon mehr Punkte als du je in einem Turnier eingeheimst hast, Kaiba.“, entgegnete Jonouchi, doch ein erhofftes Streitgespräch bei dem er endlich seinen angesammelten Frust los werden konnte blieb aus. Wie hätte es auch anders sein können, blieb der Firmenchef ruhig und bei der Sache zu der er gekommen war. „Hier“, sagte er und reichte Yuugi einen Flyer. Der Beschenkte sah sich diesen sofort aufmerksam an und lächelte. „Ein neues Turnier auf Grund deiner weltweiten Expansion?“, gab Yuugi den Inhalt mit einem leicht fragenden Unterton wieder. „Ich werde es Morgen bekannt geben. Es wird Vorentscheide in allen Kaiba-Lands und einigen ausländischen Themenparks geben. Aus jedem wird nur ein Sieger hervorgehen und zu den KO-Duellen nach Domino kommen.“ Er überlegte kurz und blickte dann dem Jungen mit der stachligen Frisur wider fest in die Augen. „Da du der derzeitige Champion bist, brauchst du keinen dieser Vorentscheide zu bestreiten. Du und ich sind automatisch weiter.“ „Hah. War ja klar“, freute sich Jonouchi und riss seinem Freund den Flyer aus der Hand und sah mit funkelnden Augen zu Kaiba. „Und der Herr Veranstalter ist natürlich weiter, weil es sein Turnier ist.“ Die blauen Augen des beschuldigten schnellten sofort zu den haselnussbraunen Augen. „Es sind sämtliche Champions der letzten 10 großen Duell-Monsters-Turniere automatisch in den Endrunden. Zu denen gehörst du nicht“, erklärte er, ohne einen Anflug von Schuldbewusstsein oder Rechtfertigung. Seine Stimme war ruhig, doch sein Blick bedeutete mehr als einen niederschmetternden Untergang für seinen blonden Rivalen. Nicht nur durch die Erinnerung an dessen Niederlagen, sondern auch der in den Worten mitschwingende Andeutung, dass er es erneut nicht schaffen würde. „Ich wäre erstaunt, wenn du dich Qualifizieren könntest.“ Damit ließ er den vollbesetzten Tisch zurück. Während Katsuya ihm noch wütend hinterher blickte, riss ihm Bakura den Flyer aus der Hand und sah ihn sich gemeinsam mit den anderen an. „Klasse. Die Endrunden liegen in der Goldenen Woche. Dann kann ich euch auf jeden Fall anfeuern.“ „Willst du nicht mitmachen, Ryo?“, fragte Honda. „Nein. Ich mag Brettspiele eher als Duell-Monsters.“ „Dieser Arrogante Arsch“, fluchte der Blonde los und riss den Flyer wider an sich, um die Anmeldeinformationen auf der Rückseite auszufüllen. „Katsuya“, begann Yuugi sanft, musste dann aber lächeln als er beobachtete, wie sich sein bester Freund um die Anmeldung bemühte. Es würde sich wohl nie ändern, wie die beiden miteinander umgingen. Ständig forderte der eine den anderen heraus. Auch wenn es dem Blonden nicht aufzufallen schien, so vermutete Yuugi, dass dieser genau tat was Kaiba mit dem Flyer zu beabsichtigen versucht hatte. Yuugi hätte spätestens Morgen von dem neuen Turnier und seiner automatischen Teilnahme an diesem erfahren. Doch Kaiba hatte ihn persönlich angesprochen und gleich einen der nützlichen Flyer liegenlassen. Keiner der anderen würde diesen brauchen und so war es absehbar, dass dieser wohl für den aufbrausenden Blonden gedacht war. „Lasst uns aufessen und dann das Ding in die Post geben“, forderte Jonouchi sie auf und schlang seine übergroße Portion herunter. Auch wenn seine Freunde sich keine Mühe gaben schneller zu essen, stimmten sie dem Plan zu und ergänzten ihn um einen Besuch in der Spielhalle und einer zusammenfassenden Lerneinheit für die morgige Prüfung. Der Blonde schluckte seinen letzten Bissen herunter und starrte seine Freunde an. Als würde er sie gleich Fressen, wenn sie nicht schneller werden würden. Mit dem Klingeln für die anderen Schüler, erhoben sich die baldigen Absolventen und verließen das Schulgebäude. Amüsiert sahen sie dabei zu, wie Katsuya den Flyer aufgab. Nach einem wirklich kurz ausfallenden Abstecher in die Spielhalle begaben sie sich zu Yuugi, um dort zu lernen. Sehr lange machten sie nicht, da ihnen die Anstrengung in den Knochen hing und ihnen Schlaf mehr als wichtig erschien.

Am nächsten Tag fing Jonouchis Kopf an zu rauchen, als er verzweifelt über den Jahreszahlen brütete. Was war 1933 geschehen und wer war nach dem II. Weltkrieg Präsident? Gab es überhaupt einen? Ach, das war wirklich nicht seine Stärke. Er mochte zwar Geschichten, aber doch nicht solche. Halb verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, was er sich Gestern noch eingetrichtert hatte und fand tatsächlich ein paar nützliche Hinweise und Antworten. Sobald er angefangen hatte, ging es etwas fließender und nur der kurze Blick zu Yuugi und Kaiba irritierte ihn. Sie schrieben eindeutig viel schneller und wesentlich mehr. Vor Allem letzteres beunruhigte ihn. Hatte er so viel vergessen? Oder waren seine Darlegungen des betroffenen Falls nur knapper zusammengefasst? Na, das glaubte er nicht ein Mal selbst. Er zuckte irritiert zusammen, als Kaibas kalte Augen amüsiert zu ihm herüber blitzten und sofort hatte er wider dessen Worte in seinen Ohren. „Es wäre mehr als Faszinierend, wenn du es tatsächlich schaffst.“ Sogleich kam in ihm das altbekannte Gefühl auf, welches ihn immer daran hinderte auf zu geben. Wieso sollte er auch? Er hatte die Vorprüfung auch bestanden und er war bei weitem nicht so dumm, wie der andere ihn glauben machen wollte. Mit neuem Mut begann er die nächsten Aufgaben abzuarbeiten und konnte am Ende den Raum zufrieden verlassen. Das würde vielleicht seine schlechteste Leistung sein, aber er hatte sein Bestes gegeben. „Muss ich dem Schnösel jetzt eigentlich Dankbar sein?“, fragte er sich und grinste. Die Strategie, den anderen als Motivator zu nutzen, schien ihm gar nicht so dumm. In seinen Duellen war es auch immer seine größte Motivation, gegen den Firmenchef bestehen zu können. Er freute sich jetzt schon auf dessen Gesicht, wenn die Ergebnisse bekannt würden. Katsuya Jonouchi würde ihm damit beweisen, dass er es alle Mal unter die Besten schaffte. Doch bevor er dieses Ziel erreichte, musste er seine Bude auf Vordermann bringen. Am Sonntag wollte er diese immerhin mit seinem Freunden einweihen und gleichzeitig seinen Geburtstag feiern. Es war der einzige Tag, den sie sich von Lerneinheiten freigeschaufelt hatten.

„Alles Gute zum Geburtstag“, schallte es Katsuya entgegen als er die Tür öffnete. „Danke“, gab er freudestrahlend zurück und ließ sie eintreten. „Beeindruckend“, erkannte Otogi die Leistung seines Freundes an. Nicht nur das die Bude glänzte und etwas feierlich geschmückt war, Jonouchi hatte sogar schon seine kreativste Idee für die Wohnung umgesetzt. An der Decke war der Leib seiner liebsten Duell-Monsters-Karte zu sehen. Der schwarze Körper des Rotaugendrachens. Dessen Schwanz schlängelte sich die Wand des Flurs hinab und ragte dort plastisch als Garderobenelement hervor. Der Kopf war in der Schlafnische und trat ebenso dreidimensional über Katsuays Bett hervor. Die Augen sahen jeden direkt an, glommen rot und auch im Maul des Ungetümes war ein kleines Flammen-ähnliches Licht zu sehen. Seine Klauen hielten an der Decke scheinbar Lampen oder stützten sich an der Wand auf einem Hängeschrank oder Regal ab. „Du hast dich selbst übertroffen.“, lobte Yuugi und lies sich auf einem der Kissen nieder um die mitgebrachten Leckerein auf den Tisch zu stellen. Bewundernd sah er erneut zu dem Deckenbild auf, das scheinbar noch nicht fertig war. „Es fehlen noch die Lichteffekte auf dem Körper und ein paar Details damit er lebendiger wirkt.“, gab der Schöpfer stolz von sich und reichte all seinen Gästen ein Glas. Flink füllte er diese mit Sekt und erhob sein Glas um mit ihnen anzustoßen. „Danke das ihr da seid.“ „Auf dich, Katsuya!“, erwiderten seine Freunde und sechs Gläser stießen gegeneinander. Unzählige Geburtstagskarten wurden herumgereicht. Mai, Shizuka, Mokuba, Katsuyas Mutter, sein Vater, Mariks Familie, selbst Pegasus und einige andere wünschten ihm auf schriftlichem Wege alles Gute. Dieser Tag endete in einem Nervenaufreibenden Brettspiel und mit der besten Laune seit Beginn der Prüfungen.

Durch die aus seinem Geburtstag geschöpfte Energie überstand Katsuya auch die noch folgenden Prüfungen und verließ schlussendlich gut gelaunt die letzte. Am liebsten hätte er vor sich hin gepfiffen und damit seiner Erleichterung Ausdruck verliehen. Er entschied sich jedoch lieber für einen Ausflug mit den anderen in die Spielhalle. „Wofür habt ihr euch eigentlich eingetragen?“, fragte er seine Freunde als sie sich auf den Weg begaben. Es war üblich, dass die Abschlussklasse, weil sie zwischen Prüfung und Zeugnisübergabe zwei Wochen Zeit hatten, sich um die Organisation des Schulfestes kümmerte. „Ich bin bei der Theater-AG“, verkündete Anzu und keiner war überrascht.

Auch Hondas Antwort verwunderte nicht. „Ich hab mich dem Komitee angeschlossen um den Überblick zu behalten.“ „Ich plane mit Ryo und Ryuji welche Spiele wir anbieten. Großvater stellt uns einige zur Verfügung.“, erklärte Yuugi. Die beiden anderen nickten. „Ich kann auch noch einige mitbringen, wenn wir uns entschieden haben“, sagte der schwarzhaarige und sie verfielen in die ersten Vorschläge. „Was machst du Katsuya?“, fragte Honda seinen Kumpel. „Ich mach den Hindernisparcour.“ „Oh das ist ja cool. Schade das wir da nicht mehr mitmachen dürfen“, bedauerte sein bester Freund und seine Augen leuchteten dabei. „Du hast dir sicher was tolles einfallen lassen.“ „Ja klar. Der wird nichts für Weicheier.“ „Wie gut das du endlich deinen Charakter richtig einschätzt, Jonouchi.“ Katsuya verdrehte die Augen und wand sich zu Kaiba um. „Du würdest nicht Mal die ersten drei Aufgaben in meinem Parcour bestehen.“, warf er ihm gegen den Kopf. „Immerhin müsstest du dich dafür ja überwinden auf das Schulfest zu kommen und Herr Chef von Weltweit hat bestimmt etwas besseres zu tun.“ „In der Tat habe ich besseres zu tun als bei diesem Kinderkram mit zu machen. Aber falls es dir nicht aufgefallen ist, nehme ich trotzdem meine Verantwortung wahr.“ „Indem du die anderen Herumkommandierst?“ Die blauen Augen des Größeren blitzten kurz und ihn ergriff der Gedanke, dass er eigentlich keinen weiteren Kommentar abgeben wollte. Doch der Straßenköter kitzelte immer das letzte Wort aus ihm heraus. „Ich habe das Konzept erstellt, nach dem ihr Arbeitet. Ich denke, dass zumindest andere dieses Abschlussjahres im Stande sind es passabel Umzusetzen.“ Ungläubig blickte Jonouchi erst Kaiba nach und dann zu Honda der nickte. „Ja. Ich hab das Konzept durchgesehen und wenn alles so klappt, wird es das beste Schulfest was ich je mitgemacht habe.“

„Reib dem Pinkel das bloß nicht unter die Nase“, entfuhr es Katsuya und er hielt seinem Freund den Mund zu. „Echt so gut?“, fragte er und sogleich sich selbst, warum er überhaupt etwas anderes vermutete. Kaiba war fast Unfehlbar und immerhin hatte er genügend Übung in solchen Planungen. Wahrscheinlich war es ein Leichtes für ihn gewesen und er hatte es einfach aus den Ärmeln geschüttelt. „Ja. Er hat uns sogar für einen Wettbewerb angemeldet.“

„Was?“, fragten die anderen gleichzeitig und fühlten sich sofort unglaublich dumm, begründet in dieser Reaktion. „Es gibt ein Komitee das Schulfeste bewertet. Das beste Schulfest gewinnt einen Geldpreis und die Unterstützung des Komitees für das nächste Schulfest. Dadurch gibt es die Möglichkeit Bands ran zu holen oder etwas ähnliches.“ „Das ist ja klasse. Dann müssen wir uns richtig anstrengen.“ Sie pflichteten Anzu bei und suchten schnell ihre Kameraden der einzelnen Gruppen auf um die Nachricht weiter zu geben und die ersten Treffen zur Planung und Durchführung aus zu machen. „Arbeitest du mit jemanden zusammen?“, fragte Yuugi seinen besten Freund, als er wieder zu diesem kam.

„Ja mit Kusame und Miho. Sie sind aber beide schon weg. Ich ruf sie nachher an.“ „Findest du genug Zeit dafür? Du musst doch wieder Arbeiten.“ „Klar. Ich arbeite jetzt Abends von 16-22 Uhr. Da passt das.“, beruhigte er den fürsorglichen Jungen. „Ach du machst ja jetzt einen auf Pizzabote, was?“, fragte Honda und Katsuya grinste ihn an. Im vorbildlichen Tonfall betetet er herunter: „Wir haben nicht nur Pizzen, sondern bieten ihnen die ganze Vielfalt der italienischen Küche. Neben Lasagne und Vitello tonnato, liefern wir auch unsere Weine.“ Er machte eine kleine Geste mit der Hand, als würde er eine Karte überreichen und fügte in seiner üblichen Manie hinzu: „Falls deine Freundin spontan zum Dinner kommt und du nichts zu Hause hast.“ Er zwinkerte und erntete dafür das Lachen seiner Freunde. Ja es klang wirklich so, als wäre dieser Lieferservice etwas für Verliebte, die keine Lust hatten, aus zu gehen oder selbst zu kochen. Das Restaurant genoss bereits jetzt einen sehr guten Ruf und seine Küche schien gut an zu kommen. „Musst du Heute schon ran?“ „Nein erst ab Morgen. Also ab in die Spielhalle.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank an meine Beta-Leser und für eure lieben Kommentare :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Karu
2016-08-26T16:50:55+00:00 26.08.2016 18:50
Juhu, ein Turnier, wir bleiben sogar im Fandom :D Ernsthaft: viele Fanfictions zu Yu-Gi-Oh streichen gerne den Duel Monsters-Aspekt der Serie komplett raus, weil sie entweder zu faul sind, sich damit auseinander zu setzen, oder im schlechtesten Fall überhaupt keine Ahnung vom Spiel haben. Es gefällt mir sehr, dass bei dir das Spiel scheinbar weiter eine Rolle spielen wird, auch, wenn sie nur zweitrangig sein sollte.

Ich fand es schön, dass du ein bisschen japansiches Flair in die Sache bringst, indem sie z.B. nach Neujahr zum Schrein gehen. Ich habe mir die ganze Truppe inklusive die Kaibas im Meiji-jingu vorgestellt und musste etwas schmunzeln ebi dem Bild. Ansonsten gab ja bisher noch recht viel indirekte Handlung, weshalb ich gespannt bin, wie sich die Geschichte lesen wird, wenn wir den "aktiven" Teil der Story erreichen.

Das Ende der wörtlichen Rede passt in manchen Sätzen nicht, aber das hatte ich im Prolog schon gesagt. Nur mit den Absätzen komme ich hier noch weniger klar, als im vorheirgen Kapitel. Zwischenzeitig ist die Geschichte eine einzige Wand aus Text, da macht das Lesen dann leider keinen Spaß mehr.

Was mich etwas gewundert hat: wie hat es Jonouichi geschafft, bei dauernder Arbeit, dem Lernen und noch Essen und Schlafen diesen Drachen die Wand zu zaubern? Mir gefällt die Vorstellung, aber sowas an die Decke zu malen/modelieren muss ja unzählige Stunden Arbeitsaufwand gekostet haben. Es kommt mir komisch vor, dass es dafür noch Zeit und Kraft hatte bei der anstrengenden Routine.
Von:  Lunata79
2014-09-02T21:15:54+00:00 02.09.2014 23:15
Ich bin platt. Kats nimmt echt Kaiba als Motivator? Das kommt so rüber, als würde Kaiba sein Leben bestimmen. *kopfschüttel*
Kaiba scheint allerdings wirklich Kats zu lenken. Das ist irgendwie gruselig.
Bin gespannt, wies weitergeht.

Lg
Lunata79
Antwort von:  Schantra
02.09.2014 23:19
Danke XD
Kaiba ist halt sein Rivale. Er würde ihn so gerne in irgendwas übertrumpfen und sich ihm beweisen. Rivalität ist eine sehr gute Motivation. Siehe: Konkurrenz belebt das Geschäft ;-)

Ich hoffe dir wird der weiter Verlauf gefallen.


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