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Course of Time

von

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Niemand

Ich hatte vorgehabt, sofort zu Danna zu gehen. Allerdings kam mir da etwas dazwischen, was ich durch meine Ohnmacht vollkommen vergessen hatte. Gut, vielleicht war es seltsam, sowas zu vergessen, aber im Moment hatte ich einfach anderes im Kopf. Die Verletzungen, die er mir zugefügt hatte, schienen mir irgendwie unwichtig. Wenn auch nicht ganz praktisch…

Denn nun zum Resultat des ziemlich einseitigen Kampfes gegen meinen Danna: Zwei gebrochene Rippen auf der rechten Seite, eine Platzwunde an der Stirn und am Hinterkopf, dunkle Blutergüsse am Hals in Form einer Hand, leichte Schürfwunden an der Hüfte und eine Prellung auf der linken Seite meines Oberkörpers. Man sagte mir, ich sei gut davon gekommen.

Wie hatte ich nur denken können, jemand ließe mich aufstehen und zu dem Mann gehen, der mir das angetan hatte. Sie wollten mir ja nicht mal sagen, wo er sich befand. Egal, wen ich fragte, alle sagten sie, sie wüssten es nicht. Vielleicht hätte ich es ihnen geglaubt, wenn sie denn dabei auch Augenkontakt gehalten und nicht nervös gewirkt hätten.

Aber das Problem konnte man auch ganz einfach lösen. Wenn man nur wusste wie.

Konan kam jeden Tag mehrmals vorbei. Hidan brachte mir dreimal am Tag was zu essen. Dazwischen kam hin und wieder mal Kisame ins Zimmer. Und genau das war es, was ich ausnutzen musste, denn wenn sich nun eines herausgestellt hatte, war es vor allem die Tatsache, dass Kisame sich besonders nervös in meiner Gegenwart verhielt. Er wusste, wo Danna war. Er wusste, dass ich es wusste. Und er wusste, dass ich es von ihm wissen wollte. Nur wusste er nicht, wie er es weiter einfach so geheim halten konnte.

Als er das nächste Mal zu mir ins Zimmer kam und sich auf den Stuhl neben meinem Bett setzte, schenkte ich ihm ein kleines Mundwinkelzucken, mein breitestes Lächeln im Moment. An das Gefühl musste ich mich schließlich erst wieder erinnern und gewöhnen. Er grinste zurück.

„Dir scheint es ja wieder besser zu gehen, Deidara-chan.“, meinte er anerkennend. Ich nickte stolz und erklärte mit meiner angeschlagenen Stimme, dass ich ja nicht aus Zucker sein und ein paar gebrochene Knochen mich nicht aufhalten konnten.

„Natürlich nicht. Aber alle hier machen sich große Sorgen um dich.“

„Das weiß ich, un. Ist aber vollkommen unnötig. Bald kann ich wieder trainieren, du wirst schon sehen, un!“

Kisame lachte. „Ja, aber natürlich. Und Konan wird ihren Spaß daran haben, dich an deinen Haaren zurückzuziehen. Übertreib es nicht!“

„Nein, wirklich!“, ich nickte bekräftigend. „Außerdem brauche ich dringend etwas Bewegung. Kannst du mir mal bitte als Stütze dienen und ein bisschen mit mir durch die Basis laufen, un? Nicht lange. Weißt du, ich hab nur einfach keinen Bock darauf, dass ich nach diesem ewigen Stillliegen Gummiknochen habe.“

Der Haimensch hielt nachdenklich inne. Wahrscheinlich schätzte er den Ärger ab, den er dafür kassieren würde. Wenn ich mir Konan so vorstellte… wahrscheinlich eine ganze Menge. Lautlos seufzte ich. Er würde das eh nie machen. Freunde hin oder her, das war einfach-

„Okay, ich mach’s. Aber nur, weil ich weiß, wie mies es ist, wenn alle einen für hilfsbedürftig, schwach und handlungsunfähig halten. Das habe ich schließlich selbst gerade erst hinter mir.“, seufzte er, stand auf und hielt mir eine Hand hin. Ich grinste innerlich. Ach ja, stimmt, da war ja was mit ihm gewesen.

Langsam nahm ich seine Hand und versuchte, auf die Beine zu kommen. Schmerz durchzuckte mich, aber das war mir egal. Da musste ich jetzt einfach mal durch – schließlich war das hier die einzige und vielleicht letzte Chance, zu Dannas Gefängnis zu finden. In meinem Zustand konnte ich eben nicht stundenlang alleine suchen, das musste ich zugeben und ich war noch nicht lange genug bei Akatsuki, um wirklich zu wissen, wo jeder noch so kleine Raum war. Dannas Training früher war einfach zu anstrengend gewesen. Und doch musste ich einfach herausfinden, was geschehen war.

Als ich neben Kisame, halb getragen, halb laufend, herhumpelte, biss ich mir leicht auf die Lippe und sah zu ihm hoch. Zeit, alles auf eine Karte zu setzen.

„Kannst du mir was verraten, un?“

„Was willst du wissen?“, der Blick des älteren Akatsuki traf mich.

Noch einmal holte ich tief Luft und hoffte wirklich, endlich auf direktem Wege Antworten zu finden.

„Kann…also weiß Danna, wer er ist, un?“, murmelte ich schließlich leise.

Kisame seufzte.

„So eine Frage habe ich erwartet. Aber ich kann sie dir nicht beantworten.“, ein trauriges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. „Seit sie ihn auf der Lichtung getroffen haben, hat er nicht einen Laut von sich gegeben. Kein Seufzen oder sowas, geschweige denn ein Wort. Vielleicht kann er gar nicht mehr reden. Schließlich war er ein Jahr lang Orochimarus Testspielzeug zum Experimentieren… So sicher wäre ich mir da nicht. Er sieht uns ja nicht mal an. Vielleicht kann er nur Orochimarus Stimme hören.“

Wieder biss ich mir auf die Lippe. Es konnte doch nicht wirklich so sein, wie Kisame gesagt hatte… Denn wenn es so war, dann war Sasori verloren. Keine Ahnung, was dieser abartige Schlangentyp ihm ins Hirn gesteckt hatte: Es wirkte und zwar so gut, dass meine letzte Hoffnung schon jetzt erschauderte. Trotzdem musste ich es versuchen, kostete es was es wollte.

„Bitte… Sag mir, wo Danna ist, un. Ich flehe dich an! Es ist so wichtig, wie es wichtiger gar nicht sein könnte. Ich MUSS zu ihm, un!“

Doch der Schwertträger schüttelte nur bestimmt mit dem Kopf.

„Nein, Deidara. Wir alle haben strikte Anweisungen: Du darfst auf keinen Fall zu Sasori gelassen werden. Er ist wirklich unberechenbar, niemand kann ihn einschätzen und seine Kraft ist in der Gefangenschaft so enorm angestiegen, dass man es nicht mehr menschlich nennen kann. Dich könnte er wie einen Zahnstocher zerbrechen. Außerdem hat er speziell für dich den Befehl erhalten, dich zu töten.“

„Das spielt keine Rolle, un! Er hat den Befehl, uns alle hier zu töten, un! Er soll jeden einzelnen abschlachten und dann wieder zu diesem Mistkerl kriechen. Kisame, versteh doch, ich muss mit ihm reden! Wenn er entkommt, wird er uns alle töten, un. Mit seiner neuen Kraft schafft er das sogar vielleicht. Lass mich mit ihm reden, mich könnte er noch kennen, un.“, mit drängenden Augen sah ich ihn an, spürte sogar eine einzelne Träne im Auge, während ich mich an seinen Arm krallte, um die Dringlichkeit meiner Absicht zu verdeutlichen. Und seine Barrikade schmolz wie Eis im Sommer. Er schluckte, bevor er mich ernst ansah.

„Na schön… Meinetwegen. Aber wir müssen uns beeilen und ruhig sein, niemand darf wissen, dass ich dich zu ihm gelassen habe. Ansonsten hab ich ein riesiges Problem und du dreimal. Also…“, er seufzte noch einmal – lang und ergeben. „Gehen wir.“

Eilig humpelte ich mit ihm die Gänge entlang. Es tat weh, das Tempo zu beschleunigen, doch das war für mich nur nebensächlich, solange Kisame nur gewillt war, mich zu meinem Partner vorzulassen. Und solange uns keiner bemerkte.

Gehetzt nach rechts und links schauend, scheuchte er mich einen Gang entlang, der mir bis dahin vollkommen unbekannt war. Es wurde immer dunkler und irgendwie roch es fast schon abgestanden. Anscheinend kam hier selten jemand vorbei. Dazu noch stiegen wir eine Treppe hinab – seit wann gab es hier Treppen…? Und mit den Treppen kam die Kälte. Die Luft wurde dichter, stickiger, das Licht drohte sich endgültig zu verabschieden.

Weiter scheuchte er mich, immer weiter runter, bis er vor einer Tür stehen blieb, einen Schlüssel aus seinem Mantel zog und aufschloss. Unschlüssig sah er mich an.

„Pass auf, ich lass euch alleine. Aber wenn er sich auch nur ansatzweise bewegt, rufst du, verstanden?“

Ich nickte rasch, meine Stimme versagte vor Aufregung. Endlich… Endlich konnte ich ihn sehen…

„Du bekommst fünf bis zehn Minuten, klar? Und jetzt beeil dich!“, der Haimensch öffnete die Tür und ich humpelte hastig hinein, bevor er es sich anders überlegen konnte.

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich betrachtete den Raum vor mir. Er bestand aus grauen Betonwänden und –böden und einer Betondecke. Alles grau. Ganz oben gab es ein kleines Fenster, durch das wenigstens Licht in den Raum eindringen konnte. Einen Meter vor mir verbanden eiserne Gitterstäbe den Boden mit der Decke.

Langsam trat ich näher an die Stäbe, berührte sie sachte, spürte ihre Eiseskälte. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn endlich entdeckte, so dunkel war es hier. Dazu noch saß er halb in der Dunkelheit. In den Schatten, aus denen er sich auch bei unserer Begegnung auf der Lichtung gelöst hatte. Anscheinend waren die Schatten ihm über die Monate hinweg immer noch treu geblieben.

Er saß zusammengesunken an der rechten Wand, die Arme waren am Rücken mit Eisenringen verbunden, die wiederum in der Wand verankert waren. Sein Oberkörper war ebenfalls mit einer Art Metallweste umwickelt, die selbst seine Arme an den Körper pinnten. Um seinen Hals trug er eine Art Halsband, welches sein Chakra bündelte, sodass er es nicht mehr einsetzen konnte.

Still setzte ich mich auf den kalten Boden und betrachtete ihn von oben bis unten – versuchte, jeden Moment seiner Nähe auszukosten und festzuhalten.

Sasoris Kopf war gesenkt, sodass die roten Strähnen das blasse Gesicht samt Augen verdeckten. Sein Körper, eingeengt und eingesperrt wie er war, hing locker gegen die Wand gelehnt da. Noch immer trug er keine Schuhe und kein Hemd. War ihm…nicht kalt…?

Schon wieder dieses schmerzhafte Ziehen. Und endlich konnte ich mich ihm hingeben. Nun, da Danna wieder da war.

Ich legte mich auf die Seite, ignorierte den stechenden Schmerz in meinen Rippen, und weinte. Stille, unbemerkte Tränen. Aber endlich Tränen. Vielleicht war es Freude, ihn endlich wiederzuhaben…? Vielleicht Trauer, da er nicht mehr der war, der er einmal war? Wut, weil ihn mir jemand vollkommen genommen hatte und nur seinen Körper dagelassen hatte? Vielleicht alles zusammen. Wie sollte es weitergehen…?

Niemand hörte es. Niemand sah es. Niemand hob den Kopf. Niemand tröstete mich.

Alleine lag ich vor dem Gefängnis, in dem die Person, die ich geliebt hatte, in Ketten saß, und weinte kleine, glitzernde, einsame Tränen. Nur für mich allein.
 

Kisame musste mich gefunden haben, als ich auf dem kalten Gefängnisboden vor Erschöpfung eingeschlafen war. Zumindest konnte ich mich nicht erinnern, zurück ins Zimmer gehumpelt zu sein. Die Schmerzen waren erstaunlich zurückgegangen. Sie waren da, klar, aber irgendwie konnte ich mich sogar halbwegs bewegen.

Als Hidan mit dem Frühstück kam, konnte ich mich fast alleine aufsetzen.

„Hey, Deidara-chan! Du machst ja Fortschritte!“, grinste er und legte das Tablett mit Brötchen und Kakao auf meinen Beinen ab. Ich grinste zurück.

„Klar doch, ich bin ja auch nicht so ein Waschlappen wie du, un!“

„Halt ja die Fresse, Barbiearsch!“

Nach einem kleinen Schimpfwettbewerb, der definitiv unentschieden ausging, setzte er sich schließlich neben mich auf den Bettrand. Es entstand ein angespanntes Schweigen, in dem Hidan nervös an seiner Kette herumspielte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit machte er endlich die Klappe auf und sprach es sich von der Seele.

„Ich, also ich, äh…. Kisame hat mir erzählt, dass du bei ihm warst… Also du weißt schon bei wem. Bei ihm halt.“, murmelte er irgendwie unbeholfen. Ich sah ihn nur ungerührt an, unschlüssig, ob ich jetzt sauer auf Kisame sein sollte, oder nicht. Es war riskant, anderen davon zu erzählen. Allerdings war es Hidan. Ich entschied mich, mich einfach nicht darum zu kümmern.

„Sasori no Danna. Ja, ich war bei ihm, un.“

Bei dem Namen zuckte der Jashinist zusammen. Wahrscheinlich hatte Pain verboten, diesen Namen auch nur ansatzweise in meiner Nähe anzusprechen. Tja, ich hatte damit im Moment aber keinerlei Probleme.

„Ah, also doch. Ja, also was ich fragen wollte… Hat er was gesagt? Hat er dich…angesehen?“

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Keine Reaktion, un. Nur emotionsloses Starren, sonst nichts. Und immer auf den Boden.“

Hidan nickte langsam. Erneut dauerte es, bis er endlich sagte, was ihn bedrückte. In dieser Zeit hibbelte er herum, sah sich etwas zu ausführlich im Zimmer um und spielte unaufhörlich mit seiner Kette. Sein Gezappel machte nervös.

„Konan…hat da mal sowas gesagt, weißt du…“, fing er an. Ich zog eine Augenbraue hoch. Er sah in eine andere Richtung und redete weiter. „Ich rede eigentlich nicht über sowas und jetzt halt mich nicht für nen verdammten Softie, sonst bring ich dich um, Blondie!“

„Ist ja gut man, spuck’s doch endlich aus, un.“, seufzte ich, um die ganze Sache mal abzukürzen.

„Konan sagt, ihr beiden wärt…also sowas wie…ähm… sooooo Freund und Freund, weißt du? Also so richtig. Weißt schon. Mit knutschen und so.“

Ich starrte ihn an. Und wirklich: eine halbe Ewigkeit hatte ich nicht mehr gelacht. Aber jetzt ging es einfach nicht anders. Ich lachte. Aus vollem Hals und ich bekam mich kaum mehr ein, so gut tat es. Bis mir schließlich Tränen über das Gesicht rollten. Dicke, kullernde Tränen.

Hidan sprang auf.

„Lachst du mich etwa aus?! Du Mistkerl, was lachst du denn da, huh?!“, doch er war selbst am Lachen.

„Tut mir leid, deine Formulierung war einfach goldwert, un!“, doch dann wurde ich wieder ernst, denn mir fiel es wieder ein. Die letzten Worte, die er zu mir gesagt hatte, bevor er gegangen war, für Monate, für ein Jahr. Totgeglaubt.

Ich schenkte meinem Kameraden ein trauriges Lächeln.

„Ich habe ihn geliebt. Wir haben uns geküsst. Mehr als einmal. Aber er hat nur gespielt, un. Wie mit einer Puppe, so habe ich für ihn getanzt. Wahrscheinlich mochte er mich nicht mal.“

„Und…tust du es immer noch? Also, ihn lieben, meine ich.“

Ich brauchte nicht nachzudenken. Die Antwort war klar, sie würde immer klar sein, absolut.

„Ja. Und vielleicht ist genau das das Problem, un.“
 

Ich sollte erst später erfahren, warum Hidan ausgerechnet solche Sachen fragte. Es kam unerwartet. Nun, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall änderte sich dadurch für den jungen Jashinisten einiges.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh mein Gott ich habe Animexx mal wieder vergessen gehabt ;_;
Ich glaube ich lade gleich mal alles hoch xDD
Danke für's Lesen und die Reviews <3 Komplett anzeigen

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