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Course of Time

von

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Was ein Pokerabend mit sich bringt

„Sieh mal Kisame-san! Tobi hat ein neues Spielzeug von Konan-san bekommen! Ist der nicht toll? Ich habe ihn Kisame-san genannt!“

Kisame, Hidan und Deidara saßen zusammen im Gemeinschaftsraum und waren gerade am Klären, wie sie den Pokerabend am besten organisieren sollten. Ich selbst saß ihnen gegenüber und las. Pain hatte mich dazu verdonnert, jetzt immer mindestens zwei Stunden am Tag in seiner Gegenwart zu sein. Das gefiel uns beiden nicht sonderlich, aber ändern konnte man es auch nicht.

Tobi hüpfte gerade hinter Kisame auf und ab – in den Armen einen blauen Plüschhai, der mindestens so lang war wie mein Unterarm.

„Tobi, nerv nicht.“, zischte Hidan aggressiv. Sofort hielt der Maskenträger in der Bewegung inne und erstarrte.

„Darf… Darf Tobi nicht hier sein…? Mag Hidan-san Tobi nicht…? Oder darf Tobi sein Spielzeug nicht Kisame-san zeigen?“, seine Stimme klang schon weinerlich.

Hidan riss die Augen auf. „Nein, nein! Verfluchte Scheiße, jetzt flenn ja nicht rum, Tobi!“

„Also… mag Hidan-san Tobi wirklich nicht!“, jetzt fing er an richtig zu heulen, drückte seinen Plüschhai an sich und rannte aus dem Raum. Sein Heulen war im ganzen Quartier zu hören.

„Das kannst du nicht bringen, Hidan, un. Los, geh dich entschuldigen, bevor er noch das ganze Haus volljammert und du Ärger von Pain bekommst.“, seufzte Deidara. Der Jashinist stöhnte entnervt und stand auf.

„Plant nicht zu viel ohne mich! Bin gleich wieder da.“, nuschelte er und folgte Tobi, allerdings mit einem gewissen aggressiven Gesichtsausdruck. Ich konnte nur für Tobi hoffen, dass er sich keine fing. Kisame hingegen schien inzwischen weiter gedacht zu haben. Er zeichnete etwas auf den Block vor ihm und zeigte es Deidara. Ich selber las seelenruhig weiter, ihre Planung interessierte mich nicht im Ansatz. Solange sie keinen Mist anstellten, den ich ausbügeln musste, war es mir egal.

„Ähm, Danna… un?“, fing mein Partner vorsichtig an. Seit gestern nannte er mich nur noch ‚Danna‘. Es machte mir nichts aus, es war ja dasselbe, wenn auch wesentlich kürzer. Ich sah auf.

„Macht es Ihnen was aus, wenn Sie uns mal eben alleine lassen würden, un?“, fragte der Blonde zuckersüß.

Ich zog die Augenbraue hoch. „Ganz im Gegenteil, ich habe Besseres zu tun, als Babysitter zu spielen. Allerdings hat Pain was dagegen. Schade aber auch. Außerdem weiß ich, dass ihr Alkohol besorgen werdet, wenn es das ist, was ihr verheimlichen wollt. Tut euch keinen Zwang an und redet weiter.“

Kisame sah mich misstrauisch an. „Und du verpfeifst uns nicht?“

„Wieso sollte ich? Sowas habe ich nicht nötig. Um euch eins auszuwischen bräuchte ich Pain nicht. Konan schon gar nicht.“

„Wieso sollte man dir glauben? Bevor Deidara kam, hast du schließlich nicht mal zeigen wollen, wie du wirklich aussiehst. Ach ja, nebenbei…“, der Haimensch grinste. „Bist ja wirklich niedlich. Wie alt bist du, Kleiner? Vierzehn? Oder doch schon fünfzehn? Ein ganz großer Junge!“

Ich knirschte mit den Zähnen und funkelte ihn an. Deidara hingegen lachte.

„Oh, du wirst es nicht glauben, un! Der Kerl ist…-“

„Ist zwar klein, aber stark genug, um dir deinen kleinen, bekiemten Kopf abzureißen.“, unterbrach ich ihn. Wenn rauskam, wie alt ich wirklich war, würde es nur wieder dumme Witze geben. Meine Größe war Anlass genug, darauf konnten sie sich meinetwegen stürzen. „Jedenfalls halte ich das, was ich sage. Ich werde euch schon nicht verpetzen. Seid gefälligst nicht so paranoid, ich bin kein Tobi, der sofort zu Pain rennt, wenn er was komisch findet und es nicht versteht.“

Kisame nickte langsam und kritzelte wieder irgendwas auf seinen Block.

Ich seufzte entnervt und beugte mich wieder über mein Buch.
 

Seit vier Uhr nachmittags räumten die drei durch die Gegend. Irgendwann erfuhr ich auch von Kakuzu, dass er ebenfalls kommen wollte, genau wie Itachi, was mich allerdings doch schon wunderte, für sowas war der Kerl eigentlich gar nicht der Typ. Tobi wurde wegen ‚geistiger Minderjährigkeit‘ ausgeschlossen. Deidara hingegen wurde sofort in die Mitte genommen, als hätten sie nur auf ihn gewartet.

Mich störte es nicht. Ich würde da nicht mitmachen. Schließlich gab es Besseres zu tun, als sich den Kopf weg zu saufen. Und das würden sie definitiv. Es sei denn, Konan kam dazwischen. Doch die war blöderweise gerade jetzt mit Pain auf Mission, sodass sie nicht mitbekam, wie die Jungs ihre Flaschen heimlich in Hidans und Kakuzus Zimmer brachten, oder wo auch immer sie die heute Abend hinschaffen würden. Das hieß, der einzige hier in diesem Gebäude mit einem gewissen Grad an Vernunft war ich, aber anscheinend auch nur ich allein, sonst hätte Kakuzu nicht zugestimmt, einzusteigen. Aber natürlich war das Gegenteil undenkbar, schließlich ging es hier um Geld.

Um sechs Uhr abends hörte ich das gläserne Klirren von Flaschen in Plastikboxen. Also wurden sie jetzt erst ins Zimmer geschafft, hm, später als erwartet. Ich wollte gar nicht sehen, wie viel genau sie besorgt hatten, aber sicherlich genug, sodass sich jeder einzelne von ihnen die Kante geben konnte. Ich wollte mich da auch nicht einmischen, hatte nichts gehört und es war nicht meine Schuld. Verdammt, ich musste keinen 91-jährigen Mann und seine Truppe bemuttern.

Kopfschüttelnd verschwand ich in meiner geliebten Werkstatt und ließ die Menschen, Menschen sein. Sollten sie doch ihren Spaß haben, ich würde mich um mein neuestes Werk kümmern, denn noch immer hatte er keine Waffen.

Hilflos lag der Mann, wenn man ihn denn noch Mann nennen konnte und wollte, auf meiner Werkbank, die Augen leer und leblos, vollkommen ohne Ziel an die Decke starrend, als würde er vergebens auf ein wenig Hoffnung warten, welche ihm nicht mehr gewährt wurde.

Ich kramte in einer bestimmten Schublade nach Messern und Säbeln, die noch übrig und nicht verbaut waren. Dabei ließ sich so einiges finden, wie zum Beispiel eine gebogene Eisenkralle, die mich ein wenig an die der Puppe vom Kazekagen erinnerte. Vielleicht würde ich sie benutzen… Ich würde sie noch ein wenig schleifen, ein bisschen Gift – das Teil könnte sich als mörderisch erweisen. Schon jetzt konnte man sich daran ohne Probleme den Finger abschneiden. Ein tolles neues Spielzeug.
 

Bereits um acht Uhr klopfte Deidara an die Tür meiner Werkstatt.

„Dannaaaaa~ ,un? Ich bin jetzt weg, un!“, rief er und schien noch einen Moment auf eine Antwort zu warten. Wie niedlich, als ob er um Erlaubnis fragen wollte. Vielleicht wollte er das ja auch…? Dann hatte er seine Lektion gelernt und begriffen, dass er auf mich zu hören hatte. Oder aber ihm lag was an meiner Meinung, wobei das einfach nicht zu ihm passte. Dafür war er einfach zu draufgängerisch und stolz.

Ich hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. Er musste mir wohl wirklich nicht Bescheid sagen, wann er jetzt zu seinem gemeinschaftlichen Pokerabend ging, ein paar Räume weiter. Obwohl es ja auch bedeutete, dass ich dann wenigstens Bescheid wusste, wann genau ich absolute Ruhe hatte. Und diese tollen Stunden würden jetzt endlich folgen, ohne nerviges Geklopfe an der Tür.

Und diese Stunden kamen. Es war tatsächlich absolut still, kein Geräusch war zu hören. Irgendwie erholend, so nach diesen aufwühlenden Tagen, die ich ja eigentlich nicht gewollt hatte. Irgendwie war es ja auch Deidaras Schuld…

Schweigend konzentrierte ich mich auf meine Arbeit und versank vollkommen darin. Nur das leise Klackern von Holz und Metallgelenken war zu hören. Sonst absolut nichts. Ungewohnt, wenn ich ehrlich sein sollte. Doch meine Arbeit lenkte mich ab und so vergingen die Stunden wie im Flug.
 

Erst Stunden später merkte ich, dass es bereits stockdunkel war. Benommen sah ich von meiner Arbeit auf, in Gedanken noch vollkommen in Rechnungen zum Thema Marionettenbau vertieft, nur langsam bekam ich klare Gedanken. Es musste schon tief in der Nacht sein, wahrscheinlich sogar nach Mitternacht. Nun schon wacher sah ich auf die Uhr und tatsächlich, es war bereits vier Uhr morgens. Bald würde es hell werden.

Da ich nachts einfach nichts zu tun hatte, außer an meinen Werken herumzubasteln, blieb mir nichts anderes übrig, als einfach weiterzumachen, doch mir fehlte ein Teil. Nach einer Weile fiel mir ein, dass das Teil noch in meiner Tasche im Schrank lag, der wiederum im Zimmer stand. Seufzend schloss ich die Türen auf und machte mich schon auf den Anblick eines tief und fest schlafenden Deidaras gefasst, doch als ich ins Zimmer trat, war sein Bett leer. Es war nicht mal angerührt worden. War er immer noch auf seinem komischen Spieleabend…? Oder war er etwa wieder abgehauen, hatte die Gunst der Stunde genutzt, jetzt, wo wahrscheinlich die Hälfte von Akatsuki betrunken war?

Ganz automatisch spannte ich die Fäuste an. Ich musste ihn schnellstens hierher bekommen, bevor jemand was merkte, sonst würde das für mich ordentlichen Ärger bedeuten, in beiden Fällen. Denn wenn er noch bei den anderen war, dann wahrscheinlich sturzbetrunken und dafür würden mir Pain und Konan eine reinwürgen. Wenn er abgehauen war, war das natürlich auch meine Schuld. Verdammt.

Hastig öffnete ich die Tür und machte mich als erstes auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Vielleicht war er da oder in der Küche. Unwahrscheinlich, aber der Kerl kam mir sowieso meistens ziemlich durchgeknallt vor, also spielte das schon mal keine Rolle. Doch der große Gemeinschaftsraum war leer. Dunkel lag er da, vollkommen still. Genau wie die Küche. Im ganzen Quartier war kein einziges Geräusch zu hören. Schade, das erschwerte meine Suche.

Langsam ging ich wieder zurück durch die Gänge, legte hier und da das Ohr an eine Tür, aber überall herrschte diese Stille. Meine Schritte schienen vollkommen fehl am Platze zu sein. Nur in Itachis und Kisames Teamzimmer hörte ich ein Rascheln. Eigentlich wollte ich ja nicht reinsehen, aber… Es war nur zu meinem Besten. Also öffnete ich die Tür, beinahe geräuschlos und spingste in den Raum.

Das eine Bett war leer, auch sonst war das komplette Zimmer leer, nur in dem zweiten Bett lag eine Gestalt. Zuerst dachte ich, Kisame hätte sich wieder eine Frau mitgebracht und sie kurzzeitig hier deponiert, doch dann erkannte ich, dass es sich doch um Itachi handelte, nur mit offenen Haaren. Schlafend. Hastig schloss ich die Tür wieder und schlich weiter. Man, ich wollte hier echt nicht den Stalker vom Dienst spielen!

Irgendwann ertönte doch ein Geräusch. Leise, kaum hörbar, aber doch da. Ich drehte mich nach rechts und zog die Augenbrauen hoch. Also tatsächlich Hidans und Kakuzus Teamzimmer. Seufzend öffnete ich die Tür und sah hinein. Und fast hätte ich mir die Hand vor die Stirn geklatscht. Das war ja mal wieder so typisch.

Hidan hatte sich anscheinend auf das Bett schleppen wollen, war allerdings in der Bewegung eingeschlafen. Sein Kopf und Oberkörper hingen auf dem Bett, der Rest hing auf dem Boden. Ein Oberteil trug er nicht mehr. Kisame sah nicht besser aus. Er lag wie erschossen auf dem Boden, Arme und Beine weit von sich gestreckt, als wolle er einen Schneeengel mitten im Zimmer machen. Eine Flasche hing noch in seiner Hand, wobei der Inhalt fein säuberlich neben seinem Kopf verteilt war. Kakuzu war einfach umgekippt. Seine Beine waren sogar noch irgendwie halb verschränkt, als hätte er vorher mal im Schneidersitz gesessen. In seinen Armen lag ein kleines Vermögen, wohl sein Verdienst. Tja und Deidara lag praktisch direkt vor mir. Er lag auf der Seite, die Haare verdeckten sein Gesicht. Allesamt schliefen tief und fest, die Geräusche waren Kisames und Hidans Schnarchen gewesen. Im gesamten Raum lagen überall leere Flaschen und Spielkarten verteilt, als wäre ein Taifun durch das Zimmer gejagt.

Ich seufzte tief und beugte mich zu Deidara runter, strich ihm die Haare aus dem Gesicht.

„Hey, Deidara! Wach auf!“

Er murmelte irgendwas Unverständliches und drehte sich auf den Rücken. Ich schüttelte mit dem Kopf, zog ihn hoch und legte seinen Arm um meinen Hals, sodass ich ihn stützen konnte. Er wog nicht viel und schien inzwischen sogar halbwach zu sein, denn seine Beine bewegten sich halbwegs mit, als ich mit ihm das Zimmer verließ und den Flur entlang schlurfte. Er sprach nicht, wofür ich auch irgendwie dankbar war. Ich wollte wirklich nicht wissen, was der in betrunkenem Zustand so von sich gab.

Im eigenen Zimmer angekommen hatte ich meine liebe Mühe damit, ihn ins Bett zu schleifen. Zuerst lag sein Kopf, dann rutschte er wieder vom Bett, sodass ich ihn auffangen und erneut darauf legen musste. Die azurblauen Augen waren inzwischen offen und musterten mich neugierig, wobei ein Grinsen sein Gesicht zierte. Die Wangen waren leicht gerötet vom Alkohol.

„Dannaaaa….un….“, er grinste noch breiter. Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Respekt, du erkennst mich noch.“, damit wollte ich mich eigentlich umdrehen und wieder in die Werkstatt gehen, doch er packte meinen Arm und hielt mich fest. Verdutzt sah ich zurück und traf seinen benebelten Blick.

„Danna…“, murmelte er noch einmal, diesmal kaum hörbar, und zog mich mit einem Ruck zu sich. Ich stolperte und verlor das Gleichgewicht, sodass ich mit den Schienbeinen gegen den Bettrand stieß und nach vorne kippte, wobei ich mich noch mit den Händen abstützen konnte, bevor ich halb auf ihm landen konnte. Doch noch bevor ich überhaupt irgendwie reagieren konnte, oder mich wenigstens entfernen konnte, zog er mich erneut zu sich, diesmal mit der Hand in meinem Nacken, und presste plötzlich aus heiterem Himmel seine Lippen auf meine.

Zuerst wollte ich mich geschockt losreißen, aber er krallte sich so sehr an mich, dass ich einfach nicht zurückweichen konnte. Und dann auf einmal hielt ich inne. Ich spürte etwas, tief in mir. Etwas Unbekanntes. Eine Wärme, die leicht kribbelte. So etwas hatte ich noch nie gespürt, hatte noch nicht einmal gewusst, dass es sowas gibt. Und ich wollte es festhalten, es auskosten, für einen kleinen Moment. Verstand gegen Gefühle, die nicht einmal existieren sollten. Also schloss ich die Augen und erwiderte ich den Kuss, einfach, um es auszutesten und diese neue Regung auszuprobieren.

Deidara halb unter mir nahm dies mit einem leisen Seufzen zur Kenntnis und zog mich weiter zu sich. Ich ließ es geschehen, vollkommen in der Situation vertieft. Innerlich wütete ein halber Wirbelsturm, alles verwirrte mich und alles war vollkommen neu. Ich realisierte kaum, dass ich inzwischen ganz über ihm auf dem Bett lag. Es interessierte mich schlicht nicht mehr. Es gab Wichtigeres…

Bis ich seine Hand unter meinem Shirt spürte. Von jetzt auf gleich setzte mein Verstand wieder ein. Fast schon reflexartig riss ich mich so schwungvoll von ihm los, dass ich halb vom Bett fiel und auf dem Boden landete. Deidara sah mich fragend an, als erwarte er, dass ich wieder zu ihm kam, doch ich starrte ihn nur zutiefst geschockt an. Fluchtartig stand ich auf und rannte zurück in die Werkstatt, schmiss die Tür hinter mir zu und schloss zweimal ab.

Verdammt, was war denn los?! Wie hatte ich sowas nur tun können, vollkommen freiwillig?! Und es auch noch so genießen können! Meine Hand wanderte zu meinem Herzen und das erste Mal seit ewigen Zeiten spürte ich einen fast schon menschlich starken Herzschlag pochen, der mir sogar im Kopf wiederhallte. Und etwas fehlte plötzlich. Irgendwas fehlte, alles in mir zog.

Es schmerzte, dieses Gefühl.



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