Kribbeln
Kapitel acht
Das Kribbeln einer jungen Frau...
Ein Tag noch. Ein Tag und dann war endlich die Hochzeit ihrer besten Freundin. Nami war mitten in den Vorbereitung, schmückte zusammen mit dem Hotelpersonal den großen Speisesaal und organisierte mit dem Pastor die Messe, die direkt am Strand stattfinden sollte. Von dem Chaos mit der Torte hatte sie sich inzwischen erholt und die anderen mussten sie nicht mehr davon abhalten, wenn sie auf Ruffy losgehen wollte.
Von Zorro hatte sie die letzten Tage so gut wie gar nichts mitbekommen. Gott sei Dank! An dem Abend, nach dem Tortenfiasko hatten sie noch einige Drinks getrunken, aber es war nichts weiter passiert!
Er machte auch keine Bemerkungen mehr, zu ihrem Rumgemache am ersten Abend. Sie selbst dachte kaum noch daran, naja, außer er war in der Nähe. In letzter Zeit spürte sie immer das Verlangen, ihn zu berühren, wenn er bei ihr war. Deshalb ging sie ihm lieber aus dem Weg.
Was leicht war, denn er verbrachte die meiste Zeit mit Franky und den anderen Jungs. Dennoch konnte sie diese seltsamen Gefühle nicht abschalten! Was war bloß los mit ihr?
Hastig schnappte sie sich ein Glas Wein und trank es leer.
„Nami, bitte. Wir möchten den Wein probieren, und uns nicht betrinken!“, mahnte Robin, die vor ihr saß. Peinlich berührt nickte Nami. Sie hatte ganz vergessen, dass sie mit ihrer Freundin bei der Weinprobe saß. Das Hotel hatte wirklich jegliche Sorte lagernd, deshalb nahmen sie sich den ganzen Nachmittag Zeit. Robin war eine Weinkennerin und sehr kritisch. Sie selbst verstand von Wein genauso wenig wie von Astronomie. Für sie schmeckte fast jeder gleich und alle würden ihr am nächsten Tag Kopfweh bescheren.
„Warum hast du nicht Franky mitgenommen? Du weißt doch, dass ich von Wein gar nichts verstehe…“
„Franky ist mit Zorro und Ace seinen Anzug aussuchen gegangen.“
Nami öffnete erstaunt ihren Mund. „Er hat noch keinen Anzug?“
Robin schmunzelte. „Er konnte sich nicht entscheiden. Nicht weit von hier ist eine Modeboutique. Er wird schon einen finden.“
Die Hochzeitsplanerin schüttelte den Kopf. Wie konnte sie so gelassen sein? Sie hätte ihm schon längst einen Tritt in den Hintern gegeben. Immerhin war die Hochzeit morgen!
Als Nami dann plötzlich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie ein wild mit den Händen gestikulierender Ruffy auf sie zulief, zeigte sie hastig auf ein Weinglas. „Dieser hier war für mich der Beste. Ich muss jetzt los und nachsehen ob im Speisesaal alles gut aussieht.“, entschuldigte sie sich und stand schnell auf. Mr. Hirnlos wollte sie jetzt auf keinen Fall begegnen.
Sie eilte zum Speisesaal und betrachtete die Dekoration, die das Hotelpersonal heute nach ihren Wünschen bereitgestellt hatte. Mit konzentriertem Blick ging sie jeden Tisch ab, kontrollierte ob ja alles richtig hin gestellt war. Es musste alles perfekt sein!
„Was machst du hier?“, hörte sie plötzlich Mr. Sexy neben sich.
Genervt stöhnte sie auf. Jetzt war sie Mr. Hirnlos entkommen und direkt in Zorros Hände gelaufen!
„Ich kontrolliere ob bei der Dekoration alles passt. Ob die Blumen alle hübsch aussehen und die Namenskarten richtig geschrieben sind. Aber davon verstehst du doch nichts…“
„Die ist doch hübsch.“, bemerkte Zorro und deutete auf eine helllila Blume.
Nami runzelte die Stirn und lachte leise. „Oh, wow. Du solltest endlich zugeben, dass du im Inneren ein großer Softie bist und dieses ganze zynische Spiel, was du aufführst, nur eine Masche ist damit du geheimnisvoll und sexy erscheinst.“
Zorro räusperte sich. „Was war das Letzte?“, hakte er grinsend nach.
Nami sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?“
„Hast du gesagt, ich bin sexy?“
Ein nervöses Kichern entglitt Nami. „Wie bitte?“
„Du findest ich bin sexy.“, stellte er fest, und sein Grinsen wurde beinahe so breit wie Ruffys, wenn dieser Essen sah.
„Nein.“, sagte sie und beschäftigte sich wieder mit den Blumen. Nervös nestelte sie an den Blüten herum, und hoffte er würde das Thema endlich fallen lassen.
„Es ist okay, wenn du das findest.“
Sie verdrehte die Augen. „Ich finde dich nicht sexy.“, erwiderte sie, klang dabei aber nicht mehr so überzeugend. Verdammt, natürlich fand sie ihn sexy! Er konnte mit einem Müllsack bekleidet vor ihr stehen und sie würde ihn immer noch sexy finden!
Aber das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden.
Zorro lachte. „Ich find dich auch sexy, Nami.“, flüsterte er, ziemlich dicht an ihrem Ohr. Erschrocken und mit hochrotem Kopf entfernte sie sich einige Schritte von ihm.
Warum kam er ihr immer so Nahe?
„Wie geht’s Harry denn so? Er liegt nicht mehr auf deinem Nachttisch.“, bemerkte er, wie beiläufig.
Nami stöhnte gequält. An Harry hatte sie die letzten Tage überhaupt nicht gedacht. Warum hatte sie ihm bloß davon erzählt? Achja… Alkohol… Der war mal wieder Schuld. Vielleicht sollte sie ernsthaft darüber nachdenken, mit dem Trinken aufzuhören.
„Harry ist in meinem Koffer.“, sagte sie knapp und stellte eine Vase ein paar Zentimeter weiter nach rechts, was Zorro seufzend beobachtete
„Du hast einen leichten Perfektionszwang, nicht wahr?“
„Die Vase stand nicht in der Mitte.“, verteidigte sie sich.
„Stimmt. Diese zwei Zentimeter wären sicher jedem aufgefallen und die Hochzeit wäre im Arsch gewesen.“, sagte er ironisch.
Nami seufzte. „Warum bist du überhaupt hier?“
Zorro zuckte mit den Schultern und grinste.
Sie zog eine lila Blume aus der nächsten Vase und ersetzte sie durch eine rosa Blume. „Perfekt.“
„Genau. Davor hat es auch ziemlich scheiße ausgesehen.“, grinste er munter. Ihm gefiel das Ganze offensichtlich.
„Warum rede ich überhaupt mit dir? Es ist als würde ich mit einem Blinden über Farben sprechen!“, beklagte sie sich und rückte das Besteck zurecht.
„Ich möchte nur verstehen, warum du Hochzeiten so liebst.“, sagte er schließlich und sie drehte sich etwas perplex um.
„Warum ich sie liebe?“ Lächelnd lehnte sie sich an einen der Tische. „Ich liebe es einfach, der Braut zuzusehen, wie sie sich auf ihren großen Tag vorbereitet. Ich stehe ihr gern zur Seite. Es ist ein Privileg, ihren schönsten Tag zu organisieren. Außerdem warum sollte es einem nicht gefallen, wenn zwei Liebende sich ihre Zuneigung vor ihrer Familie und den Freunden bekennen?“, redete sie und ihre Augen strahlten förmlich dabei. „Weißt du, was der schönste Moment bei einer Hochzeit ist? Wenn die Musik einsetzt, schaut jeder zur Braut. Aber ich nicht, ich schaue auf den Bräutigam. Denn in diesem Augenblick, sagt sein Gesicht alles. Die pure Liebe…“
„Die Liebe ist langmütig und freundlich, doch ist sie des Verstandes Freund nicht.“, zitierte Zorro und bekam ein erneutes Aufstöhnen von Nami als Antwort.
„Findest du nicht, dass das ziemlich viel Trara um etwas ist, das – mal ehrlich – sowieso nur eine 50prozentige Erfolgschance hat?“
Nami seufzte. „Die Liebe ist, wie alles was Gut und Wichtig ist, nicht einfach. Aber wenn man jemanden richtig liebt, lohnt es sich darum zu kämpfen.“
Jetzt war er es, der seufzte. „Komm schon. Warum heiraten, wenn man auch so seinen Spaß haben kann?“
Augenverdrehend wandte sie sich wieder von ihm ab. „Du wirst das nie verstehen, da du nicht weißt, was wahre Liebe bedeutet.“, stellte sie fest.
„Zorro!! Juhuuuu!“, schrie plötzlich eine nur allzu bekannte Stimme, die Nami sofort mit weiteren Katastrophen in Verbindung brachte. Flehend sah sie zu Zorro. „Bitte erlaub ihm nicht, den Speisesaal zu betreten! Er würde ein Chaos anrichten!“
Gehorsam nickte Zorro. Immerhin jetzt war er wieder ernst. Mit großen Schritten lief er zu Ruffy und drückte ihn Richtung Ausgang.
Nami seufzte. Katastrophe abgewendet.
„Wow. Das sind aber viele Blumen.“
Entsetzt drehte sie sich um. Vor ihr stand der strippende Feuerwehrmann!
Konnte sie denn nie ungestört sein? Warum wurde sie von Vollidioten verfolgt?
„Blumen gehören auf eine Hochzeit.“, kommentierte sie knapp.
Ace spielte mit den Blüten einer Blume, die dann nach der Reihe auf den Tisch fielen. Knurrend fixierte sie seine Hände. „Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du dich besser auf den Weg nach draußen machen!“, drohte sie ihm und Ace erzitterte bei ihren Worten.
Er entschuldigte sich mit stotternden Worten und eilte nach draußen, folgte Zorro und seinem Bruder.
Zufrieden seufzte Nami. Endlich war sie alleine und konnte sich um die Deko kümmern. Sie tauschte die zerfetzte Blume von Ace aus und grinste selig. „Morgen wird ein schöner Tag.“, sprach sie zu sich selbst.
Abends…
Nami saß auf dem Bett, umhüllt mit einer leichten Decke und einem Buch in der Hand. Sie hatte beschlossen, die Zeit heute Abend zu genießen. Kein Spaziergang oder Besuch bei der Bar. Sogar für das Abendessen war sie zu müde gewesen.
Entspannt lehnte sie sich zurück, als die Zimmertür geöffnet wurde und Zorro reinkam.
Verwirrt sah er sie an. „Wo ist der Alkohol?“, fragte er.
Ihr Blick sagte tausend Worte, denn er lachte nur.
Er ließ sich neben sie ins Bett fallen und sah sie aufmerksam an. „Was liest du da?“
Nami seufzte. Dann war ihr entspannter Abend wohl vorbei. „Ich informiere mich darüber, wie man jemanden umbringen kann, ohne, dass dir jemand auf die Schliche kommt.“
Zorro schmunzelte. „Ruffy kann einen richtig leidtun.“
„Richtig. Ich habe dabei nur an Ruffy gedacht.“, sagte sie grinsend und konzentrierte sich wieder auf ihr Buch.
Ohne auf ihre Worte zu achten, verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen.
Sie gab ihn einen Schlag auf die Schulter. „Wage es nicht jetzt einzuschlafen! Das Bett gehört mir!“
Seine Augen öffneten sich einen Spalt breit und er gähnte laut. „Tut mir Leid. Ich bin schon zu müde.“, und mit diesen Worten drehte er sich um, mit den Rücken zu ihr.
Das ließ sich die Hochzeitsplanerin natürlich nicht gefallen und schlug ihm mit ihrem dicken Buch auf seinen Rücken. „Steh jetzt auf!“
Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, hatte sich Zorro über sie gelehnt und drückte ihre Handgelenke neben ihrem Kopf auf das Bett. Entsetzt sah sie ihm entgegen. Warum war er so verflucht schnell?!
Sein schwerer Körper drückte sich gegen sie und sie konnte fast jeden Muskel spüren. Zorros Atem strich heiß über ihr Gesicht und würde sie ihren Kopf nur wenige Millimeter nach oben bewegen, würden sich ihre Lippen berühren.
Die dunkelgrünen Augen fixierten sie und sie konnte nicht verhindern, dass ihr Atem stoßweise ging. Dieser Mann machte sie verrückt. Egal, ob mit seinen Worten oder mit seinem Körper!
„Ich… Ich brauche frische Luft.“, brachte sie schließlich hervor und nach wenigen Sekunden ließ Zorro ihre Hände los, damit Nami aufstehen konnte.
Ihre Hände zitterten und sie strich ihr Haar glatt. Hastig öffnete sie die Balkontür und setzte sich auf einen der Stühle. Gierig atmete sie die frische, kühle Nachtluft ein.
Was war das eben gewesen? Ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. Immer noch konnte sie das Rauschen ihres Blutes in den Ohren hören. Seit wann hatte der Mistkerl solch eine Wirkung auf sie? Es schien, als würden tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch herumflattern. Gequält drückte sie ihre Hände auf ihren Bauch. Gar nicht gut. Das war alles andere als gut.
War sie wirklich dabei, sich in Zorro zu verlieben?