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Angels Guilt

von

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Rekruten

Artemis schritt mit den Akten in der Hand den Gang entlang. Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, wollte sie diesen Job nicht. Ablehnen konnte sie es nicht mehr, also musste sie dort wohl durch.

Am Saal angekommen, wo sich die neuen Rekruten befanden, ging sie geradewegs zum Pult. Im Saal wurden normalerweise allgemeine Strategien einer neuen Mission erläutert. Heute dürfte sie die Rekruten einweisen.

Geräuschvoll ließ sie die Akten auf die Ablage fallen und blickte die Engel vor ihr an. Es war weder erwartungsvoll noch begeistert, Artemis war genervt.

Die Rekruten sahen sie an als hätte sie zwei Köpfe. Artemis überblickte den Raum und ließ sich nicht von den Blicken beirren. Sie nahm sich einen der Portfolio in die Hand und schlug die erste Seite auf.

„Visca.“ Artemis sah sich um und wartete auf eine Reaktion. Ein junger Engel, nicht wesentlich größer als Calatrisa, möglicherweise sogar kleiner, machte sich bemerkbar. Sie hatte violette Haare und ebenso violette Augen. Von der Statur wirkte sie sehr zierlich und nicht geeignet für das Militär. Ihre Haltung war unsicher, unter Umständen sogar eingeschüchtert.

Artemis musterte sie von oben bis unten und gab dann ein seufzen von sich.

„Wo bin ich hier bloß gelandet?“, murmelte sie, jedoch noch hörbar für die erste Reihe.

„Na schön, also gut. Hört gut zu, denn ich werde mich nicht wiederholen! Um eins klar zu stellen. Ihr seid hier nichts! Rein gar nichts, euer Leben ist nichts Wert. Würdet ihr sterben, wäret ihr lediglich ein Name und eine Zahl auf dem Papier. Da aber Papierkram verdammt lästig ist, wäre es nett von euch, wenn ihr es unterlasst auf dem Schlachtfeld zu krepieren.

Ihr steht ganz unten auf der Nahrungskette! Ihr tut was eure Vorgesetzten euch sagen, beschwert euch auch nicht darüber. Solltet ihr deswegen Überstunden machen müssen, dann nehmt ihr das so hin. Ihr habt in eurem ersten Jahr kein Anspruch auf Urlaub. Ihr habt eigentlich so gut wie keine Rechte. Ich weiß, im Handbuch steht was anderes, aber merkt euch wohl das Wichtigste: Euer Vorgesetzter hat immer Recht! Wir drehen die Tatsachen so nach unserem Belieben, das ihr dann doch die Aufgabe tun müsst, dass ihr doch kein Urlaub bekommen könnt.

So, und dann noch etwas Wichtiges. Ich bin nicht euer Babysitter! Ich mag zwar euer Betreuer oder Ausbilder oder wie ihr es auch nennen wollt, sein, aber ich werde nicht eure Seelensorge sein. Das bedeutet, jegliche Beschwerden könnt ihr euch Sparen, es interessiert mich nicht! Sucht euch dafür jemand anderen oder behaltet es für euch.

Noch Fragen?“ Artemis musterte jeden Einzelnen und achtete besonders auf die Gesichtsausdrücke. Schon allein aus deren Körperhaltung und ihren Gesichtern konnte man ablesen, wer dieses eine Jahr durchhalten würde und wer nicht. Es war tatsächlich so, dass man sich seinen Werdegang nach der Akademie aussuchen konnte, jedoch hatte jeder Bereich seine eigenen Prüfungen, welche die ungeeigneten Engel raus filterte. Einige wirkten entschlossen, alles zu tun, andere wirkten unschlüssig, und wiederum andere wirkten schockiert bis hin zu verängstigt.

Im ersten Jahr im Militär wurden die Rekruten strapaziert bis ans Äußerste, viele besaßen die Motivation der oder die beste des Jahrgangs zu werden. Meistens waren es die ersten, die dem Druck nicht standhielten oder aus Erschöpfung zusammenbrachen. Wer jedoch die goldene Mitte fand zwischen Arbeit und eigenen Fähigkeiten und Ausdauer, konnte sich durchsetzen.

Nach kurzer Zeit erhob sich einer aus der Gruppe und fragte:

„Miss, wie heißen Sie?“ Einige sahen den Engel schockiert an, dass er es sich überhaupt traute zu fragen, die anderen mit Bewunderung, aus dem vorher genannten Grund.

„Es heißt nicht Miss, sondern Lieutnant. Das erkennst du auch an der Uniform“, sie zeigte auf das Emblem auf der Uniform, welches symbolisierte, welchen Rang man trug. Der junge Engel hätte sie dafür ohrfeigen können, dass konnte Artemis aus seinem Gesicht ablesen. Wer je behauptete, es gäbe keine dummen Frage, hat entweder nie eine gestellt bekommen oder stellte dauernd dumme Fragen und benutzte den Ausspruch nur als Ausrede.

„Um auf deine Frage aber zurück zu kommen, ich bin Artemis. Und ich heiße euch herzlich Willkommen in den Himmlischen Heerscharren.“ Es war für jeden deutlich hörbar, dass sie sich über sie lustig machte. Ihr süffisantes Lächeln bewies es. Allen wurde klar, dass das ihre persönliche Hölle werden würde. Würden sie jedoch durchhalten, wären sie ein vollwertiges Mitglied der Heerscharren.

Chamuel stand am Türrahmen und beobachtete Artemis. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie ihre Aussage hörte. So etwas ähnliches, hatte damals sie zu den Rekruten gesagt. Unter ihnen war auch Artemis. Und Chamuel konnte das Gefühl nicht unterdrücken, sie war Stolz auf Artemis. Denn trotz dessen, was ihr wiederfahren war, blickte sie nach vorne und entwickelte sich weiter. Artemis verlor den Fokus nicht vor den Augen.

Dennoch bereitete gerade eben das Chamuel sorgen. So stolz sie auch auf die Rosahaargie war, sie konnte das Gefühl der Besorgnis nicht abschütteln. Und es war auch ein Gefühl der Vorahnung. Irgendetwas wird noch passieren, dass Artemis vollständig zerbrechen lässt. Und jemand würde diese Scherben wieder zusammen kleben müssen. Würde es soweit sein, wäre Chamuel da.

Artemis hatte Chamuel längst bemerkt. Dennoch sagte sie kein Wort und blickte auch nicht zu ihr. Sie fokussierte ihr Aufmerksamkeit auf die Gruppe vor ihr.

„Da das wichtigste ja nun geklärt ist, können wir ja fortfahren. Ihr werdet in eurem ersten Jahr im Rotationsverfahren verschiedene Bereiche besuchen. Ihr wurdet hierfür bereits in Gruppen aufgeteilt. Tausch der Gruppe ist verboten!“

Auf den Gesichtern der neuen Rekruten waren gemischte Gefühle zu erkennen. Einige schienen enttäuscht zu sein, dass sie nicht alle zusammen bleiben würden. Andere scheinen eher wütend darüber. Doch bei wieder anderen, den wenigsten, sah man Desinteresse daran.

„Wie ihr wisst gibt es vier Abteilungen bei den Himmlischen Heerscharren. Wir haben euch zu jeweils Dreier-Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe hat vier Mitglieder. In den Abteilungen habt ihr Ansprechpartner, da ich nicht in allen Abteilungen zur gleichen Zeit sein kann.

In die erste Abteilung, der Armee, wurden zugeteilt: Ashariel, Cruciel, Suriel und Visca. Ich werd euer Ansprechpartner sein, da ich auch in dieser Abteilung bin.

Der zweiten Abteilung, der Air Force, wurden Ecanus, Jazar und Kyora zugeteilt. Lieutenant Calatrisa wird für euch verantwortlich sein.

Azael, Colopatiron und Jade werden zuerst in der dritten Abteilung, der Technik- und Entwicklung, unterkommen. Euer Ansprechpartner wird dort General Abrinael sein. Da diese Abteilung prozentual gesehen, eine der kleinsten ist, hat er sich bereit erklärt euch dort anzulernen, auch wenn er viel zu tun hat. Macht ihm also keine Probleme!

Die letzen drei, also Anthevel, Cerviel und Eloa sind zuerst in unserer medizinischen Abteilung. General Haniel wird dort eure Verantwortliche. Der Fall ist derselbe, wie bei den vorigen drei. Die Abteilung ist prozentual klein, daher kümmert sich Haniel selbst um euch. Macht ihr möglichst keine Probleme.“

Wie auf’s Stichwort kam eine Blondine rein und lächelte jeden im Raum freundlich an.

„Wenn man vom Teufel spricht, das ist General Haniel“, stellte Artemis den Engel vor. Diese sprang ihr regelrecht an den Hals.

„Ach Artemis-Schätzchen, sei doch nicht so formell. Nenn mich doch endlich mal nur Haniel“, schmollte diese. Artemis verdrehte die Augen. Sie mochte Haniel ja, aber sie war eine verdammte Klette und das war nervig. Die Rosahaarige befreite sich von der Umarmung.

„Wie dem auch sei, ich nehm du hast nur auf deinen Namen gewartet. Dann kannst du deine Welpen ja mitnehmen.“ Haniel richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Rekruten.

„Sind ja doch paar Süße vorhanden. Na dann, wer alles mir zugeteilt wurde, kann mir bitte folgen“, strahlte sie. Mit gemischten Gefühlen folgten ihr Anthevel, Cerviel und Eloa.

Artemis Aufmerksamkeit richtete sie wieder auf die Gruppe vor ihr. Sie hoffte, dass nicht noch jemand hier reinplatzen würde, speziell dachte sie an einen bestimmten General. Die Rosahaarige verwarf den Gedanken schnell wieder, unwahrscheinlich, dass er auftauchen würde.

„So, nachdem das abgearbeitet ist, kann ich ja fortfahren“, setzte Artemis, wurde jedoch unterbrochen.

„Alle Air Force Leute, können gleich mitkommen. Bin gerade auf dem Weg dorthin.“ Artemis wünschte ihm jegliche Krankheit und Pest an den Hals. Strafen tat sie ihn jedoch mit Stille und eisigem Blick. Die neuen Rekruten blickten unsicher zwischen den beiden hin und her. Sollten sie es riskieren und auf den ihnen unbekannten Engel hören oder doch lieber auf Artemis Reaktion warten.

„General Malahidiel, ich wusste nicht, dass ihr so viel Zeit besitzt, sich um die neuen Rekruten zu kümmern. Soweit mir bekannt ist, sollte sich Lieutenant Calatrisa um die Neuen kümmern.“ Ihr Ton verriet unterdrückte Wut.

„Sei doch nicht so förmlich Artemis. Calatrisa erledigt gerade was für mich, deswegen hole ich die Rekruten ab. Dann muss du sie nicht erst abliefern“, grinste Malahidiel sie an. Er machte sich einen Spaß draus, die Rosahaarige zu ärgern. Artemis bemerkte auch, wie Chamuel an der Tür ein Grinsen unterdrückte. Es fühlte sich an, als ob all ihr näher stehenden Vorgesetzten es darauf abgesehen haben, sie zur Weißglut zu treiben!

„Ja bestimmt deinen Papierkram“, knurrte Artemis leise.

Es war eine Win-Win-Situation für Malahidiel und Calatrisa. Die Türkishaarige erledigte den Papierkram und konnte etwas Zeit auch mit Malahidiel verbringen. Der Schwarzhaarige konnte sich zurücklehnen und nebenbei Calatrisas Gesellschaft genießen.

„Ihr habt ihn gehört. Verzieht euch!“, kommandierte Artemis die Rekruten rum. Sie wollte Malahidiel so schnell wie möglich raus haben. Gott musste sie hassen, dass er ihr solch einen Tag bescherte.

Sie blickte misstrauisch zur Tür. Wenn hier jetzt noch Abrinael erscheinen würde, würde sie ausrasten. Dann war es aus mit der Geduld. Chamuels Blick verriet ihr jedoch, dass niemand da war. Artemis atmete einmal tief ein und tief aus um wieder eine gewisse Ruhe einkehren zu lassen.

„Na schön, nach den überraschenden Unterbrechungen könnten wir ja weiter machen. Plan war, dass ich euch nacheinander abliefere. 50% davon sind erledigt, bleibt ihr übrig. Azael, Colopatiron und Jade, ich werde euch in der dritten Abteilung abliefern, die anderen können Colonel Chamuel folgen.“ Als Artemis Chamiuel erwähnte, zeigte sie zur Tür, wo Chamuel immer noch an den Türrahmen gelehnt stand.

„Na dann ihr kleinen Welpen, wollen wir mal anfangen“, grüßte die Schwarzhaarige. Die Rekruten, spezieller Ashariel, Cruciel, Suriel und Visca, ahnten nichts Gutes. Recht widerwillig folgten sie Chamuel. Der Rest blickte ihnen etwas mitleidig hinterher, als sie jedoch den Blick von Artemis sahen, wurde ihnen ihre Lage bewusst. Sie waren mit dem Rosahaarigen Dämon allein geblieben.

„Worauf wartet ihr noch? Auf geht’s! Ich hab heute auch noch Arbeit zu erledigen!“, weckte Artemis die Verbliebenen aus ihren Gedanken.

Der Weg zur Wissenschaft- und Technik-Abteilung verlief still. Artemis war dankbar, denn ihre Nerven waren für heute schon genug strapaziert. Und ein leichtes Schwindelgefühl machte sich ebenfalls in ihrem Kopf breit.

„So da wären wir“, Artemis blieb vor einer großen Tür stehen, die eher einer Pforte glich.

„Und jetzt?“, fragte Jade.

„Jetzt geht ihr durch die Tür und sucht nach jemanden, der sich um euch kümmert. Ich geh da nicht rein.“ Der letzte Satz klang schon fast trotzig. Aber Artemis verstand sich nicht ganz so gut mit den Leuten aus dieser Abteilung. Sie vermied es meistens auch nur in die Nähe zu kommen. Nur zu Abrinael hatte sie ein neutrales Verhältnis, aber sie schob es eher auf sein professionelles Verhalten.

Artemis wartete ab, bis die drei hinter der Tür verschwanden. Dann drehte sie sich um und ging in Richtung der Docks. Sie musste sich unbedingt irgendwo ausruhen und sie wusste auch wo.

Bei der Air Force angekommen, wurde sie von viele gegrüßt. Bei einem machte sie kurz halt.

„Hey Muriel, wo find ich Calatrisa?“ Der Engel überlegte kurz.

„Die dürfte auf der Celes sein.“ Artemis bedankte sich und ging zur genannten Merkabah. Auf der Brücke fand sie dann auch ihre beste Freundin.

„Hey Calatrisa. Die Merkabah ist noch in der Wartung, oder?“

„Ja, bin den ganzen Tag heute allein auf der Brücke, kannst ein Nickerchen hier halten“, antwortete Calatrisa halb abwesend. Sie tippte etwas in die Konsole ein, Artemis fragte aber nicht weiter nach. Sie setzte sich in den Sitz des Kapitäns und kaum schloss, sie ihre Augen, wanderte sie ins Land der Träume.

Calatrisa unterbrach kurz ihre Arbeit und blickte zu Artemis. Sie stand dann auf um eine Decke zu holen und Artemis damit zu zudecken. Sofort kuschelte sich Artemis ein, was Calatrisa ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Sie ist immer noch dieselbe Artemis, wie früher.“

„Ja, das ist sie. Schade, dass sie es nicht mehr zeigt“, antwortete Calatrisa der Stimme. Es war Michael.

„Irgendwann wird sie wieder sie selbst sein.“ Calatrisa nickte als Zustimmung und machte sich an die Arbeit. Wurde jedoch unterbrochen, kaum hatte sie angefangen, wieder etwas in die Konsole einzugeben.

„Kann ich helfen?“ Michael brauchte Ablenkung und er hoffte er könnte diese beschaffen, indem er Calatrisa half.

„Weißt du denn, wie das aufsetzen eines Merkabah-Systems funktioniert?“, fragte sie den rothaarigen General herausfordernd. Ein spielerisches Grinsen auf ihrem Gesicht machte sich bemerkbar. Michael grinste zurück und machte sich an die Arbeit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein etwas lockeres Ende. Ich wollte es nicht irgendwie drückend beenden.
Sondern auch mal die Beziehung der Angel untereinander bisschen beleuchten. Natürlich ist das nicht alles, was deren Beziehung ausmacht, aber dennoch ein Teil. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KizuYukiha
2014-08-29T22:54:23+00:00 30.08.2014 00:54
Uiui Artemis ist echt hart :D Aber ich freu mich zum ersten mal von Visca, Haniel und Eloa zu lesen xD Visca tut mir ja jetzt schon leid XD Ich muss echt sagen dass sich deine Texte sehr angenehm lesen lassen <3


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