Zum Inhalt der Seite

Auf leisen Pfoten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Katze oder Mensch?

Die Faszination für diesen Mann stieg bei Charles stetig an. Jetzt da er nicht gestresst wirkte, hatte dieser Mann solch ein sanftes Gemüt. Erik hatte kurze Zeit wieder einige härtere Züge angenommen, wo er diese Sarah in seinem Büro erblickte. Diese verschwanden aber so schnell wie sie auch gekommen waren. Es war erstaunlich was er alles für Gefühlsregungen in seinem Inneren mit sich trug. Er war wechselhaft, wie Charles mit Neugierde feststellte. Das Interesse an ihm selber stieg ebenfalls, als Erik begonnen hatte sein Halsband zu mustern. Charles selbst wusste, dass er es schon immer bei sich trug und was dort drauf stand. Seine Aufgabe kannte er ebenfalls, die für ihn sehr wichtig war. Erik war der erste Mensch, dem er einen Wunsch aus seinem tiefsten Herzen erfüllen wollte. Dieser Mann wirkte von außen wie ein harter Fels, der in seiner eigenen kleinen Brandung stand und sich von nichts aus der Fassung bringen ließ. Er versuchte es zumindest. Charles liebte die Augen von Erik, wenn er ihn ansah, wurden sie weich nicht wie am Abend davor im Park. Nein dieses Mal waren sie nicht genervt. Er selbst hatte Eriks Neugierde geweckte. Er hatte es geschafft, dass er ihn bei sich behalten wollte. Fürs Erste. Charles konnte nicht wissen, wie es nun für sie beide weiter ging. Er hatte Eriks sehnlichsten Wunsch noch nicht erfahren und daher musste er bei ihm bleiben. Er wollte es sogar. Er wollte wissen wie er lebte, wie er sein Morgen begann, wenn er aus seinem Bett stieg und wie er versuchte seinen Tag zu meistern. Er schien sehr schwermütig, wusste nicht wo ihm der Kopf stand.

Charles war glücklich darüber, dass er ihm etwas zu Essen gebracht hatte. Er dachte schon er würde am heutigen Tag nichts mehr zwischen seinen kleinen Zähnen bekommen. Erik meinte es aber dann gut mit ihm und hatte ihm etwas von seinem Sandwich abgegeben. Über die kleinsten Gesten freute sich Charles und gab ihm das Gefühl seinem Ziel näher zu kommen. Das Ziel das er selbst noch nicht wusste, doch er machte einen Schritt in die richtige Richtung.

Der kleine Kater blieb ruhig in den Armen von Erik. Er wollte ihn nicht verletzten und ihm zeigen, dass er ihm vertraute. Seine Ohren stellten sich etwas auf, als der Blonde meinte, dass sie ihm selbst noch Futter und ein Katzenklo besorgen mussten. Charles gab nur ein leises Mauzten von sich, da es für Menschen verständlich war, solche Dinge für eine Katze zu besorgen. Er selbst mochte Katzenfutter nicht. Er liebte Thunfisch, wenn man mal von den Katzendingen aus ging, doch sonst liebte er alles was die Menschen aßen. Er musste Erik das später irgendwie begreiflich machen. Er konnte schlecht mit ihm reden. Es war strikt verboten, so etwas mit einem Menschen zu machen, da diese selbst Wahnsinnig werden könnten. Es war schwer für Charles, da er sich gerne mit ihm unterhalten hätte.

Charles schloss seine Augen und presste sich an Erik, als ihm der eisige Wind des Nachmittags entgegen fegte. Der Sturm hatte nachgelassen und auch der Schnee, doch der leichte Wind hatte wieder überhandgenommen. Diesen Winter empfand sogar Charles, als einen sehr schwierigen und kalten. Er selbst fror nie, doch schon viele Menschen haben dieses Jahr ihr Leben gelassen. Er konnte beobachten wie die Seelen in den Himmel stiegen. Er schaute sich solch ein Spektakel nicht gerne an. Es machte ihn traurig. Es war sogar hin und wieder Kinder unter ihnen und dieses Leid verstand Charles nicht. Der Herr entschied wer geht und wer weiter auf dieser fruchtbaren Erde verweilen durfte. Gerne würde er wissen, wie sich der Herr dafür entschied. Es waren gewaltige Entscheidungen die getroffen werden mussten. Charles war froh, dass er selbst solch eine belastende Bestimmung noch nie entscheiden musste. Er könnte es nicht einmal...

Fest drückte er sich weiterhin an den Mann, der seinen Mantel schützend um Charles warf, um ihn zu schützen. Charles nahm diese Geste gerne an. Es schützte ihn und er konnte etwas seine Augen öffnen. Erik lief die großen Treppen hinunter, als er seinen Arm mit seiner Tasche hob und nach einem Taxi rief. Diese gelben Gefährten hatte Charles noch nie von innen gesehen und er wusste nur vom hören, wie verschieden sie sein konnten. Gebannt lugte er bei Eriks Mantel vorbei, als sie hinten einstiegen. Ob Tiere in solchen Autos gestattet waren? Dieser Herr, der das Auto steuerte schien es nicht zu stören, denn Erik setzte ihn neben sich ab und sagte ihm wo er hin wollte. Ein Tiergeschäft. Ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten, sprang Charles auf seinen Schoß zurück und legte sich sofort auf diesen nieder. Er liebte es in seiner Nähe zu bleiben und sich an ihn zu schmiegen. Er mochte das ganze Wesen des Mannes, auch wenn es immer so schien als wäre er angespannt.

"Hey~", kam es nur kurz von Erik, doch protestierte er nicht weiter. Er blieb sogar ruhig sitzen und begann den weißen Kater zu streicheln. Dieser brachte ein lautes Schnurren aus seiner Kehle und genoss diese Zärtlichkeit sichtlich. Sagte man nicht, dass wenn man lange genug eine Katze streichelte, dass man sich entspannte und beruhigte? Vielleicht konnte Charles ihm damit dienen, wenn er ihn nicht zu anderem Glück bescherte. Er wusste noch nicht, was seine Aufgabe bei ihm war, doch er wusste eben, dass er diesen Mann glücklich sehen wollte und das bekam er auch hin. Hatte sich Charles erst einmal was in seinen Kopf gesetzt, würde er es auch wahr machen. Um jeden Preis. Er hoffte nur, dass diese Fahrt zum Haus von Erik nicht so lange anhalten würde. Er mochte es nicht sich so fortzubewegen, auch wenn er gerade sehr ruhig auf dem Schoß dieses sonderbaren Mannes saß.

Seine Ohren hatten vorhin vernommen, dass Erik noch die Sachen besorgen wollte, daher musste er sich kurz gedulden, als der Wagen wieder anhielt und er dem Fahrer sagte, dass er gleich wieder da sein würde. Charles schaute ihn fragend an, doch ließ Erik ihn im Wagen zurück. Der kleine Kater war auch nicht schnell genug um hinter ihm her zu springen, so wurde ihm die Autotür direkt vor seiner Nase zugeknallt. Charles schnaubte kurz mit der Nase und stemmte sich auf seine Hinterpfoten hinauf um aus dem Fenster zu schauen. Er legte seine Pfoten gegen die Scheibe und erkannte noch, dass Erik in ein Tiergeschäft verschwand. Er hoffte, dass er nicht lange brauchen würde. Er wollte schließlich die ganze Zeit bei ihm bleiben und nicht wegen solcher einer Tür daran gehindert werden. So brav wie er aber war mauzte er kurz leise und rollte sich dann auf dem Sitz hinter dem Fahrer zusammen und wartete geduldig. Schreckliche Minuten wie er empfand. Er wollte nicht so lange warten und doch wurde er gerade zur Geduld gezwungen. Charles ignorierte das brabbeln des Taxisfahrers, der sich anscheinend darüber beschwerte, das ein Tier zurück gelassen wurde und es das letzte Mal war, dass er so etwas mit sich machen ließ. Charles schmunzelte nur darüber. Menschen die nur an sich dachten. Er empfand es als grausam, dass die menschliche Rasse immer egoistischer geworden war. Viele versuchten nicht mehr für Fremde da zu sein, wenn es darauf ankam. Daher überraschte es ihn doch dass ihn Erik so aufgenommen hatte. Lag es daran, dass er spürte dass Charles etwas anders war? Dass er kein normaler Kater war? Anders konnte er es sich selbst nicht erklären, doch er war froh für dessen Offenheit und nicht wie zuerst diese Ablehnung, die er ihm geschenkte. Charles hatte bei Erik gelernt, dass man ihn beeindrucken musste. Ihm zeigen, dass es einem wichtig war, wenn man etwas wollte. Er war nicht anders. Erik hatte wahrscheinlich hart für das Leben was er nun führte gekämpft und sich alles aufgebaut. Seine leicht rauen Hände waren der Beweis, dass er nicht nur Papier den ganzen Tag wälzte, sondern auch harte Arbeit verrichten konnte. Charles war es im ersten Moment nicht aufgefallen das er Erik so genau beobachtete. Er studierte ihn genau. Wollte wissen wie er sich fühlte, wenn er ihn anschaute. Er sollte sich entspannen und das Leben nicht so verbissen sehen, denn das tat dieser Mann gerade. Er arbeitete hart für seine Ziele, doch vergaß er sehr schnell auch sein Leben. Es würde Charles nicht wundern, wenn seine Wohnung nicht viele Möbel beinhalten würde, da er bestimmt fast all seine Sachen in der Universität hatte.

Innerlich schmunzelte Charles über diese Vorstellung, wie nahe er mit seinen Vermutungen lag konnte er jetzt noch nicht wissen.

Ruhig blieb er auf seinem Platz liegen und behielt die Tür im Auge. Er wollte sehen wie Erik zurückkam. Er hoffte, dass er wieder zu ihm zurückkehrt. Erik hatte seine Tasche mitgenommen, daher konnte alles sein. Er konnte noch nicht wissen wie Erik sein würde. Das einzige was Charles hoffen ließ, war die riesige Reklametafel, die deutlich zeigte, dass sie vor einem riesigen Tiergeschäft waren. Daher blieb er ruhig und geduldig liegen.

Für ihn war es eine gefühlte Ewigkeit, als er endlich in der Nähe des Wagens ein knisterndes und rauschendes Geräusch vernahm. Charles spitzte seine Ohren und schaute zum Fenster hinauf, wo das Gesicht von Erik erschien. Innerlich atmete er erleichtert aus. Äußerlich setzte er sich hin und schaute ihn einfach nur an. Er wartete. Der Taxifahrer war es der ausstieg und nun den Kofferraum für den Einkauf öffnete. Erik verstaute hinten alles und ließ sich dann leise seufzend neben Charles in seinen Sitz sinken. Verwundert legte der weiße Kater seinen Kopf schräg. Wie es schien war es für ihn eine größere Leistung gewesen, diese ganzen Utensilien für Charles zu besorgen. Es war wirklich lieb von ihm. Charles konnte nicht sagen, ob er es auch für andere getan hätte.

Charles nutzte die Situation sofort wieder aus, als sein Schoss frei war und sprang auf diesen, um es sich gemütlich zu machen. Schnurrend hob er seinen Kopf und schaute in die blaugrauen Augen. Sie wirkten im ersten Moment verunsichert und unschlüssig und doch legte er seine große Hand auf seinen Kopf. Charles genoss es.

Das Taxi setzte sich wieder in Bewegung und Charles ließ sein Kopf sinken. Er schloss seine Augen und schnurrte laut, als Erik ihm über seinen Rücken streichelte. Etwas was Charles wirklich liebte. Er mochte es wie jede Katze gestreichelt zu werden. Daher drückte er sich hin und wieder ihm entgehen.

Erik sprach die ganze Fahrt über nicht. Charles hingegen hielt ihn etwas auf Trab. Er schaute immer wieder aus dem Fenster oder wollte nach vorne, um auch sicher zu gehen, dass sie wirklich den Weg zu Erik einschlugen und nicht zum nächsten Tierheim. Charles war diesen Tierfängern immer gut aus dem Weg gegangen, da wollte er nicht jetzt in einen Käfig aus Stahl landen. Sein Schützling hingegen machte ihm aber aus dem gucken nach dem Weg einen Strich durch die Rechnung. Er nahm ihn und drückte ihn zurück auf seinen Schoss.

"Beruhige dich. Wir sind doch gleich da.", sagte er leise und strich Charles über den Kopf. Nur er wusste nicht wo es gerade wirklich hinging und das beunruhigte ihn, vielleicht musste er ihm einfach vertrauen. Leise mauzten gab er nach und ließ sich ruhig auf dem Sitz neben ihm sinken. Vertrauen haben war eine schwierige Bürde. Da er ihn bei sich behalten wollte, um auch seine Aufgabe zu erfüllen. Auch wenn er die Definition des Ganzen noch nicht verstand.

Eine Woge der Erleichterung überkam ihn, als er das Haus erkannte in dem Erik wohnte. Seine Ohren stellten sich auf und sein Köpfchen erhob sich, als der Wagen zum stehen kam und Erik den Mann bezahlte. Als Erstes stieg Erik aus, nahm dann Charles wieder auf seinen Arm und holte die Sachen aus dem Kofferraum, die in einer riesen Tüte verstaut waren. Ohne weiter ein Wort mit dem Taxifahrer zu reden, lief er auf seine Eingangstür zu, die Charles selbst gestern schon begutachtet hatte. Mit einem leise summenden Geräusch schwang sie auf und ließ sie beide in die Vorhalle treten. Charles zog sein Kopf leicht ein, da die beiden Männer, die ihn erst gestern aus dem Haus gejagt hatten, hinter dem Tresen verweilten und Erik mit verwunderten Augen entgegen sahen. Mister McKee war es der als Erstes aus seiner Starre fiel und sich in Bewegung setzte. Argwöhnisch musterte Charles den älteren Mann. Der jüngere schwarzhaarige, blieb ruhig stehen, doch sein Blick war fest auf Charles gerichtet. Dieser selbst erkannte dass der junge Spund wusste wer er war. Zumindest erkannte er, dass er ihn schon mal vor die Tür gesetzt hatte. Charles Kopf ging noch tiefer und drückte sich an die Brust von Erik.

"Mister Lehnsherr! Sie sind heute früh dran.", meinte er schnell und öffnete etwas seine Arme. Charles mochte diesen Mann nicht. Er wirkte falsch, nicht echt von seinen Gefühlen, da war der jüngere der Beiden schon etwas anders.

"Mister McKee. Ich wünsche ihnen auch einen schönen Tag. Ich habe leider zu tun.", nickte er nur kurz. Charles erkannte, dass Erik nicht anders über diesen Mann dachte. Es war nicht verwerflich, da man merkte und spürte, dass der ältere nur für sich lebte. Erik lief daher an dem Tresen vorbei. Charles Blick blieb auf dem Schwarzhaarigen liegen. Er konnte sehen, dass er ihn genau erkannte, doch Charles machte sich jetzt nichts weiter draus.

"Bitte bedenken sie, dass Tiere in diesem Gebäude nicht erlaubt sind.", lief Mister McKee hinter her. Er blieb erst stehen, als er hinter Erik am Fahrstuhl stand und auf eine Reaktion von ihm wartete. Erik schwieg bis der Fahrstuhl kam, stellte sich hinein und drehte sich zu dem Mann herum, der versuchte nun einen Umstand madig zu machen. Noch ein Minus Punkt den er an diesen Mann richtete.

"Das weiß ich Mister McKee und wenn bin ich es, der diesen kleinen Fehler mit der Vermietungsverwaltung klärt.", sagte er ernst und ließ die Türen von dem Stahlgefährt zu gleiten. Wenn Charles nun ein Mensch wäre, hätte er diesen Mann breit angegrinst. Erik wusste genau wie er sich gegen solche Argumente wehren musste. Er wirkte auch nicht immer wie ein Professor, sondern eher wie einer dieser Geschäftsmänner die hart Kontern konnten und ihr Partner hin und wieder die Taschen leerten. Charles begann aus Freude zu schnurren und stupste mit seiner Nase gegen Eriks Arm.

Eriks Wohnung war genau so, wie es sich Charles vorgestellt hatte. Der große Mann ließ ihn auch erst auf dem Boden aus Ahornholz sinken, als die Tür hinter ihnen ins Schloss viel. Neugierig hob der kleine Kater seinen Kopf und schnupperte. Alles roch hier nach Erik. Es dominierte hier auch kein anderer Geruch. Seine Wohnung war penibel aufgeräumt, so wie es sich Charles schon im Kopf ausgemalt hatte. Der Boden war aus einem dunklen Holz und die Möbel eher schlicht, aber sehr neumodisch gehalten. Schnurrend machte er sich auf den Weg, die Unterkunft seines nun neuen Schützlings zu erkunden. Es erstaunte ihn, dass er mit seiner Vermutung wirklich Recht hatte. Es war alles so sauber und man erkannte, dass er alleine lebte.

Ohne erst einmal auf sein neues Herrchen zu achten, lief Charles in die Küche und schaute sich um. Es sah nicht anders aus und auch hier wurde er gleich von der Armatur gescheucht, als er auf diese hinauf sprang. Man konnte es ihm nicht verübeln und Charles akzeptierte es. Es war ein Versuch wert. Von der Küche ging er ins Wohnzimmer, in die Bäder, Büro (was nicht so ordentlich war) und dann ins Schlafzimmer. Im ersten Moment beachtete er Erik nicht, denn er wollte zu viel sehen. Eriks Heim kennenlernen. Er wirkte so ordentlich, doch war er es innerlich auch wirklich? Er wirkte äußerlich wie ein Stein für andere. Es waren aber seine Augen die ihn überzeugt haben, dass es nicht stimmte. Er hatte eine Mauer um sich herum errichtet und diese würde Charles ein bisschen ankratzten. Ihm zeigen, dass es auch etwas anderes gab, außer Einsamkeit und der normale Alltag.

Charles spitzte seine Ohren, als er etwas rascheln hörte und tappelte zurück in die Küche, als sich Erik etwas in eine Schüssel kippte. Die Schüssel nahm er aber nicht für sich, nein er stellte sie ihm direkt vor die Nase. Seine Ohren zuckten kurz. Er rümpfte seine Nase und schnupperte vorsichtig. Das was er in die Schüssel gemacht hatte, war nichts andere außer Katzentrockenfutter. Charles maunzte kläglich über den Inhalt.

"Was hast du Kleiner? Das ist das beste Trockenfutter das ich in diesem riesigen Laden finden konnte.", lauschte Charles dann der brummenden Stimme. Er legte traurig die Ohren nach hinten und schaute entschuldigend zu ihm hinauf. Er aß so etwas nicht besonders gerne. Er war schließlich keine normale Katze. Das wusste Erik aber nicht, daher verstand er es natürlich nicht warum Charles es nicht anrührte. Langsam schlängelte er sich zwischen den langen Beinen hindurch und machte eine acht um diese.

"Was willst du dann essen?", seufzte Erik und beugte sich hinunter, um das kleine weiße Knäuel wieder in seine Arme zu nehmen. Charles ließ es zu. Er mochte es eigentlich nicht, immer getragen zu werden, doch bei diesem Mann war es anders. Es war eben Erik.

"Jetzt rede ich hier schon mit einem Kater.", seufzte er und setzte Charles auf die Couch ab, wo er aber nicht lange verweilte, denn er wollte sehen was Erik machte. Er zog seine Jacke vollständig aus und lief in Richtung Bad. Er wollte sich anscheinend waschen. Charles tapste hinter her, doch wurde ihm die Tür vor der Nase zugedrückt. Er war hier nicht erwünscht. Verständlich. In diesem Raum wollten die meisten Menschen ihre Privatsphäre bewahren. Bei liebenden Menschen war es anscheinend nicht mehr so. Da wurde sogar die Dusche und das Waschbecken geteilt. Charles kratzte leise an der Tür und mauzte kläglich. Er wollte zu ihm, es sollte sie keine Tür mehr trennen. Es war missbilligend und er war in diesem Falle wie eine typische Katze. Geschlossene Türen mochte er gar nicht!

"Jetzt willst du auch noch ins Bad...", hörte er die sanfte Stimme und die Tür öffnete sich wieder. Schnurrend wandte sich Charles gleich wieder um seine Beine, lief dann aber wieder hinaus und sprang auf seine Couch, wo er sich ruhig hinlegte und die Augen schloss. Hier war es schön warm drin. Hauptsache die Tür war offen. Charles besaß vielleicht Fell, doch auch für ihn waren Minus Grade kalt und schmerzvoll. Die Tage, die er auf den Straßen verbrachte, schlich er sich in Häusern oder unter Decken die ihn angeboten wurden. Er kannte keinen Sommer, Frühling oder Herbst. Er wandelte nur im Winter auf der Erde. Viele Katzen schwärmten von dem Sommer, wenn sie sich in der warmen Sonne rekelten. Es einfach genossen ihr Fell erhitzen zulassen und nicht froren, so wie es Charles im Winter hin und wieder tat.
 

An diesem Tag war es Charles, der seinem neuen Herrchen immer hinter her tippelte und versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen. Erik nahm es gut an. Was ihn erstaunte, da er sonst nicht so wirkte. Er schnurrte ihn an, wenn er ihn berührte und ihm Streicheleinheiten schenkte. Charles genoss es einfach nur. Hin und wieder drückte ihn Erik beiseite, da er anscheinend die Arbeiten mancher Schüler kontrollierte und Ruhe benötigte. In dieser Zeit legte sich der kleine Kater auf die Couch und beobachtete ihn. Schaute ihn genau an, um seine Stimmung zu erfahren und auf ihn ein zu gehen. Charles musste etwas verändern, doch er wusste noch nicht was es genau war. Er konnte seine Aufgabe hier noch nicht einschätzen.

Die Zeit verrann und es dauerte nicht mehr lange, bis er neben Erik im Bett lag und sich neben ihm zusammen rollte. Er war froh, dass er ihn nicht hinaus scheuchte. Er mochte es im Bett zu liegen. Es roch nur noch mehr nach Erik und kuschelte sich weiter in die Decke hinein. Der Mann neben ihm nahm es so hin, legte eher sanft seine Hand auf den kleinen Körper und kraulte ihn.

"Was mache ich nun mit dir? Es wäre einfacher, wenn du etwas sagen würdest.", seufzte er leise und schaute Charles in seine strahlenden blauen Augen. Ja er wünschte sich hin und wieder er könnte auch etwas sagen. Würde ihm vielleicht ein bisschen erklären, doch er durfte nichts machen. Charles schnurrte etwas und schloss dann ruhig seine Augen. Er sollte sich selbst etwas ausruhen und seine Kraft tanken. Er hatte jetzt eine Menge schon geleistet und morgen gab es wieder reichliche Aufgaben für ihn zu tun. Er musste heraus bekommen, warum er an Erik geraten war und nicht wie immer an eine Frau oder einem kleinen Mädchen. Jetzt musste er aber selbst runter kommen und versuchen sich zu beruhigen.

Charles gähnte und schlief schließlich ein, mit der warmen Hand von Erik in seinem Fell.
 

Das nächste Mal als Charles erwachte, hatte sich ein entscheidendes Indiz verändert. Er konnte Erik genau in die Augen schauen und das konnte nicht sein. Erik selbst hatte seine Augen geschlossen und schlief ruhig. Sein Atem ging gleichmäßig und seine Brust hob und senkte sich. Er lag auf dem Rücken und wie Charles merkte, er lag auf seinen Arm. Was eigentlich nicht sein sollte. Verwirrt blinzelte er. Sein Kopf war schwer und auch seine Sicht war etwas eingetrübt. Er nahm alles auf einer ganz anderen Ebene wahr. Er kannte dieses Gefühl und Empfinden, doch er konnte sich nicht mehr daran erinnern wann das genau gewesen sein sollte. Er hatte wirres Zeug in seinen Gedanken gehabt, als er schlief. Es kam ihm so vor, als ob er von Jemand träumte. Die Geschichte eines anderen erlebte und die Empfindungen übernahm.

Charles blinzelte einige Male um auch wirklich sicher zu gehen, dass vielleicht alles wieder normal werden würde. Das wurde es aber nicht... Er blieb auf Augenhöhe. Panik stieg in ihm auf, als er begann sich zu bewegen. Es waren nicht seine Bewegungen die er hier tätigte. Es waren die eines anderen. Was war passiert? Sein Hals schnürte ihm die Luft zu. Er war völlig überfordert. Langsam hob er seine Pfote, doch erblickte nicht schneeweißes Fell, sondern eine blanke nackte Hand. Sie war sehr blass, was die Farbe des Felles sehr gleich kam und doch musste es im seinen Gesicht nicht anders aussehen. Jetzt wusste er was damit gemeint war, wenn man sagte, man würde vor Schreck all seine Farbe im Gesicht verlieren.

Wie erstarrt sah er weiterhin seine fremdartige Hand an. Ihm war zum Schreien zu mute. Seine Kehle war trocken und seine Gedanken überschlugen sich. Was sollte er nun machen? Wie sollte er sich verhalten? So etwas ist ihm noch nie unter gekommen, das er zu einen der menschlichen Wesen wurde. Er hatte seine Aufgaben immer in der Gestalt einer Katze erfüllt. Seine Panik wuchs mit jeder Minute und ohne es selbst zu merken rutschte er immer weiter vom Bett, bis jedoch die Kante kam, er abrutschte und zu Boden knallte. Mit einen Dumpfen aufschlag küsste er diesen und zuckte heftig zusammen. Er konnte seine Arme und Beine noch nicht wirklich kontrollieren, was ihm ganz und gar nicht gefiel. Er musste hier weg! Was würde Erik denken, wenn er wach werden würde und einen völlig fremden und dazu nackten Mann neben sich im Bett vorfand? Charles schluckte heftig, zog beim hinunter fallen die Decke etwas mit, sodass er immer noch bedeckt war. Diese eine Bewegung führte aber dazu, dass Eriks Atem sich kurz veränderte und es für Charles Geschmack noch leiser wurde. Er hielt sein Atem an, als er zum Bett hinauf schaute und sah wie sich Erik bewegte und ebenfalls seinen Kopf hob. Das auch gleich noch in seine Richtung. Abermals blieb sein nun nicht mehr so kleines Herz stehen.

Erik schien noch sehr verschlafen und im ersten Moment realisierte er anscheinend diese kleine skurrile Situation nicht. Eine Situation aus der Charles nun heraus kommen musste. Was würde er denn über ihn denken? Er würde denken er wäre ein Einbrecher. Jemand der etwas Böses von ihm wollte. So nackt wie Charles war... Charles wollte schnell etwas sagen, doch es kam nur ein klägliches Mauzen aus seiner Kehle. Verwirrt und immer noch voller Panik wusste er nun nicht was er machen sollte. Erik schien diese Lage immer mehr zu begreifen, bis sich dann seine Augen weiteten und er Charles ebenfalls einfach nur anstarrte.

"Was zum?!", kam es dann von ihm, wobei sich sein Gesicht verdunkelte und misstrauen sich wiederspiegelte. Wen wunderte es? Charles würde nicht anders reagieren, nur er war es der auf der anderen Seite stand und versuchen musste sich zu erklären. Das Beste war es entweder zu fliehen, oder Erik begreiflich zu machen, dass er der Kater war. Es war schwieriger zu glauben und doch war es die Wahrheit. Gedanklich kaute er kurz auf seine Unterlippe, als er sich langsam aufsetzte und sich seinen schmerzlichen Rücken rieb. Bei seiner Bewegung viel ihm erst jetzt das leise schellen seines Glöckchens auf, das er anscheinend immer noch um seinen Hals trug. Seine Hand griff danach und es war wirklich da... unverändert. Seine Augen suchten wieder nach denen von Erik, dass er vielleicht ein kleinwenig Erkenntnis in diesen fand. Im ersten Moment schien es hinter seinem Kopf zu arbeiten.

"Wer bist du?", fragte er im düsteren Ton, der Charles leicht zusammen zucken ließ. In dieser Stimme schwang nichts Freundliches mit und doch stand er auf und kam um das Bett herum gelaufen, nur um sich Charles genauer zu besehen. Dieser zog sich etwas mehr von der Decke zu sich um sich mehr zu bedecken. Ihm wurde kalt und er verstand nicht warum einige Menschen sich all ihre Haare weg rasierten.

Wieder wollte er antworten und doch kam kein Wort heraus. Erst war es wieder ein Mauzen und dann ein eher leises krächzen. Charles begann leise zu husten und hielt sich den Mund zu. Er konnte nichts sagen...? Er konnte doch auch so, wenn er wollte mit Menschen reden, also wieso klappte es so nicht...? Warum konnte er die Situation nicht aufklären? Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals und sein Blut rauschte in seinen Ohren. Was sollte er denn jetzt nun machen? Erik konnte ihn so einfach vor die Tür setzten und er würde nichts haben... Er würde wie diese Menschen auf der Straße leben und ums überleben kämpfen. Das wollte er nicht. Er liebte es eine Katze zu sein. Was war nur in der Nacht passiert. Hatte er ausversehen, etwas Falsches gedacht und dadurch einen Zauber ausgelöst? Nein das konnte nicht sein. Er war zu schwach um so etwas Mächtiges zu vollbringen.

Erik hingegen blieb vor ihm stehen und starrte auf ihn hinunter. Er sagte im ersten Moment nichts weiter, sondern schaute Charles einfach nur an. Er sah zurück nicht fähig sich weiter zu bewegen. Er begann zu zittern, da er machtlos war. Wo war er hier nur hineingeraten. Die nächsten Worte von Erik waren es dann aber, die seine Augen weiten ließen und einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihm auslösten.

"Was bist du, ein Kater oder ein Mensch?"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück