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Liebe triumphiert

von

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Sind die Sterne gegen uns?

Yûri hatte es Cherie überlassen, sich um die Gäste zu kümmern. Sie hatte zwar eigentlich zu Anissina oder ihrem Sohn gewollt, aber man hatte ihr klargemacht, dass nur sie herzlich genug wäre, um diese Situation zu retten – wobei Günter sicherheitshalber Gisela gebeten hatte, alles im Auge zu behalten.

„Was… ich meine, wie… was jetzt?“

Fast ein wenig hilflos sah Yûri in seinem Arbeitszimmer von einem zum anderen: Wolfram, Günter, Gwendal und Murata. Doch auch von denen schien das eben Gesehene keiner schon so richtig verdaut zu haben.

„Nun…“

Irgendwann fasste sich Gwendal, um das Ganze so sachlich wie möglich zu analysieren.

„Ich denke, was da… passiert ist, müssen wir wohl nicht mehr näher ausführen.“

Denn wie gesagt: Im Grunde waren sie alle erwachsen genug, um es sich denken zu können.

„Festzustellen ist daher nur… dass es lange her ist.“

„Woher weißt du das?“

Yûri sah den Ältesten der drei Brüder verdutzt an. Hatte Gwendal etwa von allem gewusst? Möglich wäre es, immerhin war er Anissinas Kindheitsfreund und Konrads Bruder.

„Konrad. Er war noch nicht… vom Krieg gezeichnet.“

Daraufhin nickte Wolfram ernst.

„Das stimmt. Er hat aus dem großen Krieg einige Narben davongetragen – und die waren da noch nicht zu sehen.“

„Aber wenn die beiden schon so lange… ich meine, sie hätten doch…“

Yûri konnte es nicht verstehen.

„Es ist nicht so einfach, Heika.“

Günter tat sich wieder schwer, seinen verehrten Herrscher enttäuschen zu müssen, aber dieser hatte eine Erklärung verlangt.

„Anissina ist eine Lady aus dem Hochadel. Und Konrad…“

Er zögerte und sah entschuldigend zu Gwendal und Wolfram. Murata nahm es ihm ab, weiterreden zu müssen.

„Lord Weller ist im Grunde unter ihrem Stand. Wenn man so will, duldet man ihn nur in einer solch hohen Position, weil seine Mutter die ehemalige Maô ist.“

Es war hart formuliert, aber ärgerlicher Weise war es die Wahrheit.

„Und was machen wir jetzt?“

Gwendal zuckte mit den Schultern.

„Zuerst einmal hoffen, dass das da draußen nicht explodiert – und ansonsten können wir nichts machen, solange wir nichts Genaues wissen.“
 

Anissina hatte sich erst einmal in ihr Labor eingeschlossen. Zuerst hatte sie in ihr Gemach auf Blood Pledge Castle gehen wollen, aber vor diesen Räumlichkeiten herrschte eine solch allgemeine Angst, dass sie hier am ungestörtesten sein würde. Die hatten doch alle keine Ahnung! Und wagten es doch zu urteilen! Sicher, sie könnte das aufklären, aber dafür waren bei ihr jetzt die Erinnerungen an damals zu frisch hochgekommen… vor allem an das, was gefolgt war, als sie sich mit der Zukunft dessen, was zwischen ihnen war, hatten beschäftigen müssen…
 

Konrad stand da – in seiner Armeeuniform und mit einem Gesichtsausdruck, der nicht zu deuten war. Anissina rang mit den Händen, während sie nach den richtigen Worten suchte.

„Es ist aus, wir beide dürfen uns nie wieder sehen. Das zu sagen, bin ich hier und dann, dann muss ich gehen. Wir stellen 1000 Fragen, doch das Herz wird nie verstehen. Und denkst du an mich irgendwann nach langer, langer Zeit, dann ist auch dieser Schmerz ein Stück Vergangenheit.“

Konrad trat auf sie zu und nahm ihre unruhigen Hände in seine.

„Was ich für dich fühle bleibt, was ich auch immer tu. Ich werd‘ weiterleben, weiß ich auch nicht wozu. Ich werd‘ bis zum letzten Tag mich fragen: Wo bist du?“

Er senkte den Kopf und es schien, als kämpfe er gegen Tränen der Verzweiflung an.

„Wollten wir nicht glücklich sein, ein ganzes Leben lang? Welches Schicksal hat uns zwei verdammt zum Untergang?“

Langsam glitten ihre Hände aus den seinen und er stützte sich mit gesenktem Kopf auf einer kleinen Kommode ab.

„Sind die Sterne gegen uns? Lässt der Himmel uns allein? Zahlen wir für ein Verbrechen, das die Götter nicht verzeihen?“

In einer verzweifelten Geste schlug er auf das Möbelstück.

„Oder ist das nur das Spiel von einer bösen Macht? Wir sahen das Paradies vor uns und stürzten in die Nacht.“

In Anissinas Gesicht spiegelten sich etliche Gefühle wieder: das eigene Leid, das Mitleid mit ihm, die Verzweiflung, all das nicht ändern zu können. Sie trat an ihn heran und legte ihm von hinten die Hand auf die Schulter. Einen Moment lang herrschte die Stille der Verzweiflung im Raum, ehe sie sich dann wieder einen Schritt weg bewegte.

„Sinnlos, sich zu wehren! Was geschehen muss, muss geschehen. Jeder Weg ist uns versperrt, wohin wir uns auch drehen.“

Konrad drehte sich wieder zu ihr und legte die Hände an ihre Oberarme. Er packte sie nicht zu fest, aber sie musste ihn ansehen.

„Alles, was ich will, bist du – doch dich darf ich nicht sehen. Manchmal wünsch‘ ich mir beinah, ich hätte nie gespürt, wie tief Liebe gehen kann…“

„…aus der kein Ausweg führt.“

Anissina legte nun die Hände auf seine Brust. Die Entschlossenheit, an der sie sich zu Anfang noch so festgehalten hatte, war völlig verschwunden.

„Sind die Sterne gegen uns? Lässt der Himmel uns allein? Zahlen wir für ein Verbrechen, das die Götter nicht verzeihen?“

Hilfe suchend sahen sie einander in die Augen.

„Oder ist das nur das Spiel von einer bösen Macht? Wir sahen das Paradies vor uns und stürzten in die Nacht.“

Sie sank in seine Arme und er hielt sie fest. Sie wollten einander nicht hergeben. Es war nicht fair – aber sie wussten, dass sie nicht die Kraft hatten, dem zu trotzen, was ihnen im Weg stand.



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