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Wenn Hass vergisst zu hassen

von

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Rückfall

„Darf ich dich was fragen?“

„Nur zu…du fragst doch sowieso…“

„Wann sind wir endlich da?!“

„Ich weiß es nicht! Wie oft willst du mich das noch fragen?!“

„Bis du ne Antwort weißt“

„…“
 

„…Kid?“

„Ja?!“

„…wann sind wir-„

„-ICH WEIß ES NICHT!“

„Hey Ki-

„-Sag mal hast du nichts besseres zu tun, als mich zu nerven?!“

„Nein, ich wollte doch nur-„

„-fragen wann wir da sind, ich weiß!“

„Aber-„

Die Ader an meiner Stirn hörte nicht mehr auf zu pochen, und das seit drei geschlagenen Tagen! Langsam wünschte ich mir, ich hätte Kira zurück gelassen, auch wenn die Alpträume wieder schlimmer geworden wären. Ich blieb abrupt stehen, als mich das erneute ‚Aber’ des Jüngeren erreichte. Ich drehte mich langsam zu ihm um, das Maß war endgültig voll. Ich spürte, wie meine Gedanken langsam ins Groteske abdrifteten, dorthin, wo die Gedanken eines Elfjährigen nichts verloren hatten. Nein, seit wann reagierte ich denn so heftig? Ich senkte meinen Kopf, sodass ich ihn nicht ansehen konnte. Ich wusste was gleich passieren würde, und wehrte mich mit aller Kraft dagegen. Es durfte nicht noch einmal geschehen!

In meiner verzweifelten Wehr gegen mich selbst hatte ich nicht bemerkt, dass ich auch schon meine Faust erhoben hatte und langsam auf Kira zuschritt. Der Wehr zum Trotz formte sich mein Mund zu einem abartigen Grinsen. Vielleicht war es ja gar nicht so Falsch…Kann etwas Falsch sein, selbst wenn es sich so gut anfühlt? Nein, das glaube ich nicht. Somit wurden auch die letzten Zweifel von meinem aufwallenden, wahnsinnigen Lachen überschattet. Ich überlegte mir verschiedenste Möglichkeiten, wie ich diesen kleinen Plagegeist am besten, langsamsten und qualvollsten beseitigen konnte. Es sollte viel Blut fließen. Blut! Ich hatte zu lange darauf verzichtet. Gleich würde das Spektakel beginnen, ich konnte förmlich seine Angst riechen und…dann war sie weg. Was sollte das?! Er soll winseln, um sein erbärmliches Leben flehen, diese kleine Missgeburt!

Plötzlich legten sich kleine, warme Hände um meine beiden Handgelenke, wie Handschellen, die das Grauen in mir zurück hielten. Meine nach Blut lüsternen Gedanken verschwanden und auch das Lachen ebbte ab, mein Arm senkte sich wieder, ich spürte wie meine Knie nachgaben und ich zu Boden sank.

Ich hatte ein Bild vor Augen. Zwei schmale, seefarbende Spiegel. In ihnen konnte ich mich erkennen, dieses abartige Grinsen mit eigenen Augen sehen…und ich bekam Angst.

Dann hörte ich eine Stimme nach mir rufen, aus weiter Ferne. Doch ich konnte mich von diesen Augen nicht losreißen, sie hielten mich gefangen, beschuldigten mich, aber ich wusste, dass es nicht Kiras Augen waren. Seine waren wärmer, waren fähig zu vergeben, nicht zu vergessen. Kira…Kira? Die Stimme kam näher und holte mich langsam aus meiner Starre, ich kam in das Hier und Jetzt zurück. Jetzt bemerkte ich auch, dass er es war, der mich rief und mich an den Schultern schüttelte, so fest wie es ihm sein Körper erlaubte.

Ich sah vom Boden auf, mein Mund war geöffnet, meine Augen aufgerissen und ließen den Tränen so freien Lauf.

Ich merkte wie eine zweite Stimme hinzukam, doch diese schrie einfach, ununterbrochen.

Jetzt lagen Kiras Hände an meinen Wangen. Ich hörte, wie er verzweifelt versuchte mich zu beruhigen, aber seine Verzweiflung bewirkte nur das Gegenteil. Die immer noch schreiende Stimme wurde nun lauter…Moment, war ich das etwa? Auf einmal sah ich wieder etwas klarer, das Gesicht vor mir schien auch von Tränen benetzt zu sein. Er hatte Angst. Angst…um mich?

Mein Schrei verklang und ich starrte Kira verzweifelt an. „Was…was ist den los?...Was ist passiert? Habe ich dir wehgetan?“ Meine Stimme hörte sich kratzig an und mein Hals schmerzte vom Schreien. Ich sah ihm in die Augen, dann glitt mein Blick über sein Gesicht, seine Arme, seinen ganzen Körper. Ich sah, dass er seinen Kopf eifrig schüttelte.

Den Göttern sei Dank, ich hatte ihm nichts zu Leide getan. Eine Welle der Erleichterung fuhr durch meinen Körper. Ich schloss nun meinen Mund und nahm die Hände Kiras, die immer noch auf meinen Wangen lagen, sah ihn beruhigend an. „Ruhig…Sag, was ist passiert, während ich…abwesend war?“ Ich wunderte mich insgeheim über die Ruhe, die meine sonst so energische Stimme befallen hatte, aber ich musste mich jetzt darauf konzentrieren den aufgelösten Jungen vor mir zu beruhigen. „I-Ich…“, stotterte er,“…Du hast auf einmal angefangen, wie ein Irrer zu lachen…Genauso wie an dem Tag als du… auf jeden Fall hab’ ich Angst bekommen und bin zurück gewichen…Dann hast du mich so gruselig angeguckt und ich…ich“ Er brach erneut in Schluchzern aus. Ich nahm ihn instinktiv in den Arm und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Schhhhh, ist ja gut…was ist dann passiert?“ Ich fühlte, wie sein Körper von den letzten Schluchzern durchzuckt wurde, dann fuhr er mit ruhigerer Stimme fort: „Ich fiel hin und dachte du würdest mich gleich anfallen. Aber dann…ich weiß nicht was in mich gefahren war…jedenfalls stand ich wieder auf und rannte auf dich zu. Du schienst dich höllisch darüber aufzuregen, da hab ich deine Hände genommen und dich gerufen. Du hattest aufgehört zu lachen und hast mich angestarrt. Ich weiß gar nicht, was mir mehr Angst gemacht hat. Dein Lachen oder dieser Blick? Du hast mich so ängstlich angesehen…Dann fingst du an zu schreien und wolltest weglaufen, aber ich hab dich aufgehalten…irgendwann bist du wieder zu dir gekommen“ Ich hatte die Umarmung gelöst und hielt Kira jetzt an den Schultern fest, sah ihn an. Dieser Junge hatte sich an mich herangetraut, obwohl er wusste, was ich in diesem Zustand mit ihm anstellen konnte?

„…Danke“ sagte ich schlicht und stand auf. Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen und ging voran. „Was ist? Willst du da weiter hocken? In einem Tag werden wir das nächste Dorf erreicht haben, also komm!“ rief ich ihm im Weggehen noch zu. Ich hörte, wie er sich nach kurzer Zeit aufrappelte und mir nachlief.

Ich wartete kurz auf ihn und sah, dass er mich belustigt angrinste. Ich hob meine nicht vorhandenen Augenbrauen und fragte: „Was soll denn bitte so lustig sein?“ Als antwort deutete er mit dem Finger an mir vorbei. Ich sah hinter mich, und wieder zu ihm zurück: „Ja Kira, ein wirklich schöner Busch. Genau wie alle anderen hier auch.“ Er klatschte sich die Hand an die Stirn, ging zum Busch und schob in ein wenig zur Seite. Skeptischen Blickes trat ich vor und sah nun auf das freigelegte Tal hinab. Ich sah Häuser, fröhliche Menschen, die ihrer Arbeit nachgingen, Kinder, die vor anderen wegliefen und dabei lachten. Was war den so toll daran, durch die Gegen gehetzt zu werden? Dann realisierte ich erst, dass wir wohl schon da waren. Mit einem leichten Grinsen sah ich zu Kira.

„Willkommen in Nahiko!“ grinste er zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KankuroPuppet
2014-10-01T20:24:31+00:00 01.10.2014 22:24
Soooo.... zu lange ist es her...

Wo waren wir stehen geblieben xD

Ach ja, Kid und (noch) Kira streifen durch die Lande. Also ich muss sagen, dass ich mich noch einmal mehr gefreut habe, das Kapitel zu lesen (hatte ich schon einmal, aber damals noch nicht kommentiert, deshalb wird das jetzt nachgeholt!), denn es passt jetzt thematisch so gut zu der FF, die ich im Moment schreibe, um mich etwas an Kids Wahnsinn auszulassen^^

Mein Liebligssatzteil: "Ich spürte, wie meine Gedanken langsam ins Groteske abdrifteten [...]" Das trifft einfach genau mein "Kid-feeling" ;P Dieser Moment, in dem die Kontrolle verloren geht und einfach alles geschehen kann - das macht die Spannung aus. Für Kid und Kira wohl eher das Grauen. Aber der Kleine reagiert instinktiv genau richtig und so ist es wohl seine erste "Killer" Aktion, in der er seinen Captain in spe auf die Erde zurückholt. Es hat mich etwas überrascht, dass der Junge so ruhig und analytisch an seinen Bericht herangeht... Ich hätte noch etwas mehr Entsetzen erwartet, aber vielleicht ist das der Preis der Abgebrühtheit, nach dem, was er mit Kid schon im letzten Dorf durchmachen musste O.O Der Arme!

Die Sache mit dem Busch war auch gut :D Konnte mir Kiddos Gesichtsausdruck richtig richtig gut vorstellen! xD Jetzt kommt also das nächste Dorf... Hfftl dreht Kid nicht gleich wieder durch x.x (na ja... eigentlich würde es die Sache auch äußerst spannend machen ^-^)

Hach ja... Ich mag es, meine Kid-Sucht teilen zu können :D
GLG KankuroPuppet
Antwort von:  Plixel
02.10.2014 15:01
Oho, hallöchen! :D

Oh, na dann danke, dass du das Review noch nachgeholt hast! :) (Stimmt, fällt mir auch gerade auf! Du musst wissen, dass dieses Kapi ungefähr 2-3 Monate alt ist, da ich die story vorher auf ff.de hochgeladen habe :p)

Haha, das ist aber auch so'ne Vorstellung bei Kid, da bekomme ich einfach Gänsehaut!
Ja, Kira hat da wohl diesen sechsten Sinn, (ACHTUNG, SPOILER!) der ihm und Kid noch sehr nützlich sein wird.
Nun, das liegt nicht NUR an Kids Massaker, obwohl das wohl den Großteil ausgemacht hat, sondern auch an der Behandlung, die er im Dorf erfahren hat. Es hat in etwas abgehär tet und in gewissen Dingen auch gefühlskalt gemacht :/ Ich möchte ihn manchmal ganz doll durchknuddeln x( :D

Hihi, nach so einem Horror-Tripp verdienen sich die Beiden aber auch etwas fröhlichere Szenen :3
Hmhm, jup, das nächste 'Dorf' *fies grins* xD

Ohoho, und ich erst! *zufrieden seufz* Na dann danke ich dir gleich nochmal, für diesen sehr ausführlichen Kommentar :) Bis denn!
LG Xuscha

Von:  lealove
2014-06-06T13:20:40+00:00 06.06.2014 15:20
Spannend~ *-* interesant also hat kid sogeagt eine wahnsinnige seite in sich... na das kann ja noch was werden^^ auf jedenfall wieder toll geschrieben :3 *cookies hinstell* freu mich schon aufs nächste kapi^^

Lg Lea
Antwort von:  Plixel
06.06.2014 15:36
Sänk juuu für den Kommi!:) Und da kannste ein drauf lassen, dass da noch was los sein wird xD *cookies runterschling* Wir lesen uns! *Oreos hinstell*
LG Xuscha
Antwort von:  lealove
06.06.2014 16:45
*oreos runterschling* jammi~ ^-^ bitte ich schreib doch gerne~ kommis^^ *oreo krümel aus gesicht wisch* hehe wir lesen und schreiben uns! xD

Lg Lea


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