Break down these walls around you
Eine neue Nachhilfestunde stand an und Hinata begab sich mitsamt ihren Unterlagen zum Haus der Uzumakis. Sie war etwas nervös und das spiegelte sich eindeutig in ihren Augen wider, weswegen Kushina sie nach einer kurzen Begrüßung auch leicht skeptisch beäugte, doch sie schwieg.
„Ich habe gehört, Sie waren gesundheitlich angeschlagen“, sagte Hinata, während sie sich die Schuhe auszog. „Geht es Ihnen wieder gut?“
Kushina nickte lächelnd. „Ja, alles bestens. Danke der Nachfrage.“
Als die Hyuuga kurze Zeit später vor Narutos Zimmertür stand, zögerte sie einen Augenblick, bevor sie anklopfte. Im selben Moment wurde auch eben jene Tür aufgerissen und ein Paar meeresblaue Augen funkelten ihr entgegen, ehe sie stürmisch umarmt wurde. Als er sie wieder los ließ, glich ihr Kopf von der Farbe her einer überreifen Tomate. Sie stammelte eine Begrüßung.
„Du glaubst nicht, was passiert ist!“, rief Naruto laut aus und führte die Hyuuga in sein Zimmer. Vor Aufregung hüpfte er von einem Bein aufs andere und sah sie gespannt an. Hinter seinem Rücken raschelte Papier.
Hinata wusste in dem Moment nicht, was sie sagen sollte – es gab so viel, was hätte passieren können. Doch ehe sie sich überhaupt überlegen konnte, was sie tippen sollte, sprach Naruto auch schon weiter: „Ich habe eine Zwei plus in meiner Matheklausur geschrieben!“ Mit diesen Worten hielt er ihr stolz seine Arbeit vor die Nase, die er hinter seinem Rücken versteckt hatte.
Ihre Miene hellte sich sofort auf. „Das ist ja großartig!“
Sein Grinsen wurde breiter. „Ich bin großartig, ich weiß. Aber ohne dich hätte ich das so nicht geschafft.“
Sie wurde wieder rot und lächelte. „Hast du deinen Eltern schon davon erzählt?“
„Nee, ich wollte, dass du zuerst davon erfährst.“ Er schmiss sich rückwärts auf sein Bett und stöhnte erleichtert auf. „Wenn es so weitergeht, dann kann ich bald wieder mehr Fußball spielen. Ich könnt‘ dich knutschen dafür, weißt du das?“
Hinata setzte sich neben ihn und lachte auf. „Traust du dich ja eh nicht!“ In ihrem Inneren schien etwas aufzulodern.
Es wurde still im Zimmer und ein verschmitztes Lächeln fand seinen Weg auf Narutos Gesicht. „Das glaubst du doch selbst nicht.“
Noch bevor Hinata auch nur an Flucht denken konnte, hatte sich Naruto auf sie gestürzt und begann, ihr Gesicht mit wilden Küssen zu bedecken, was sie zum Kichern brachte. Ihr Herz schien zu explodieren.
„Aufhören!“, quiekte sie lachend, auch wenn sie innerlich nach mehr schrie.
Naruto legte seine Stirn gegen ihre und sah ihr in die Augen. „Von wegen ich trau‘ mich nicht!“ Er grinste von einem Ohr zum anderen und gab ihr einen letzten Kuss auf die Nasenspitze, ehe er wieder etwas Abstand nahm. „Du hast Glück, dass ich keinen Lippenstift trage, sonst würdest du jetzt sicher sehr witzig aussehen!“
Daraufhin schmiss sie mit einem Kissen nach ihm. „Du bist unmöglich!“ Was vorwurfsvoll klingen sollte, erweckte anhand ihrer Stimme den Eindruck von Belustigung. Ihr Herz schlug unnormal schnell und ihr wurde sehr heiß – doch sie ahnte nicht, dass es Naruto nicht anders erging, nur ließ dieser es sich nicht so anmerken. Innerlich freute er sich über ihre Reaktion.
Generell musste er feststellen, dass ihre Anwesenheit eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte – zumindest nach außen hin. Seine Gefühlswelt spielte in ihrer Gegenwart dagegen völlig verrückt. Und langsam aber sicher ahnte er, wohin ihn seine Gefühle leiteten – doch er wartete ab.
Nachdem sich beide wieder einigermaßen eingekriegt hatten, begannen sie mit dem Nachhilfeunterricht. Narutos Lernleistung hatte sich, seitdem sich Hinata seiner angenommen hatte, deutlich gesteigert, auch wenn trotzdem noch eine Menge Nachholbedarf bestand.
„Übrigens haben wir am Wochenende ein Fußballspiel gegen einen anderen Verein“, sagte Naruto, während er eine Formel aus dem Buch abschrieb. „Und ich wollte dich fragen, ob du zum Anfeuern mitkommst.“
Ihr Herz machte vor Freude einen kurzen Hüpfer. „Aber natürlich! Gerne!“
Er lächelte sie an. „Dann wirst du sehen, wie gut ich spielen kann! Wenn du zusiehst, werde ich mich doppelt anstrengen!“
Die Woche verging wie im Flug und am Samstagvormittag stand Naruto bei den Hyuugas auf der Matte, um Hinata abzuholen. Gemeinsam gingen sie zum Sportplatz, auf dem das Spiel ausgetragen wurde. Die Hälfte der Mannschaft war bereits da – so auch Sasuke, der bereits das Trikot an hatte. Neben ihm stand Sakura und sprach eindringlich auf ihn ein, doch verstummte, als sie Naruto entdeckte. Er winkte ihnen zu.
„Hallo Leute!“, rief er, während er seinen Schritt beschleunigte und dabei nach der Hand der Hyuuga griff, um sie mitzuziehen.
Sakuras Gesicht hellte sie plötzlich auf, als sie ihren besten Freund Händchen haltend sah.
Sie begrüßten sich, wobei der Uzumaki Hinata den anderen vorstellte.
„Ohne sie würdet ihr heute wohl ohne den besten Stürmer des Teams spielen!“, sagte er lachend und legte einen Arm um die Hyuuga, die sofort errötete.
Sasuke grinste. „Du und der beste Stürmer? Ist klar, Dobe, träum‘ weiter.“ Er klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
„Was soll denn das heißen?“, rief Naruto entrüstet, doch die anderen lachten nur.
„Komm, Hinata, wir gehen schon mal zur Tribüne“, sagte Sakura.
Diese folgte ihr zögerlich, nachdem sie noch viel Glück gewünscht hatte.
„Ziemlich schüchtern“, sagte Sasuke und schaute den beiden Mädels nach. „Kann sie dich Wildfang überhaupt unter Kontrolle halten?“
„Was meinst du?“ Naruto war gerade dabei, sein T-Shirt gegen das Trikot einzutauschen – und das mitten auf dem Feld.
„Seid ihr nicht zusammen?“ Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen.
„Nein, sonst hätte ich dir das schon erzählt.“
Der Uchiha schwieg kurz, seine Lippen waren leicht zusammengekniffen.
„Und außerdem“, fuhr Naruto fort, „solltest du dich erstmal um dein Liebesleben kümmern. Ich komm schon klar.“
„Mein Liebesleben?“
„Ja, Sakura und so.“ Es sollte beiläufig klingen, um zu schauen, ob Sasuke über das Thema bereits bescheid wüsste. Seitdem Naruto von Sakuras Gefühle erfahren hatte, hatte er mit keinem der beiden mehr darüber gesprochen.
„Woher weißt du, dass zwischen mir und Sakura was läuft?“
Narutos Augen wurden tellergroß. „Wie bitte? Bei euch läuft was?“
„Du hast es doch gerade angesprochen.“ Sasuke klang verärgert. Er hatte das Gefühl, der Uzumaki würde ihn verarschen.
„Ja, nein, das war … das war doch nicht so gemeint!“, rief er verzweifelt aus. „Und warum zum Teufel weiß ich nichts davon?!“
Sasuke schaute weg. „Das ist … kompliziert.“
„Inwiefern?“
„Insofern dass es ein paar Faktoren gibt, die dagegen sprechen.“
„Gegen eine Beziehung?“
Sasuke nickte.
„Und welche wären das?“, fragte Naruto und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Zum Beispiel ich selbst. Du weißt, wie ich bin. Ich will sie nicht verletzen.“
„Wirst du nicht“, sagte Naruto und legte eine Hand auf Sasukes Schulter. „Glaub mir, das passt alles. Sakura ist anders als jedes Mädchen, das du bisher zur Freundin hattest. Einfach unvergleichbar.“
„Und was ist mit dir?“
„Was soll denn sein?“
„Ich weiß, dass du Gefühle für Sakura hast.“
Naruto schwieg kurz, ehe er langsam sagte: „Ja … Hatte. Ich habe verstanden, dass es eine sinnlose Schwärmerei war. Das hätte bei uns nie geklappt, wir sind da zu gleich.“
Sasuke nickte. „Deswegen passt auch Hinata so gut zu dir. Ein Ruhepol.“
„Das glaube ich auch“, meinte Naruto nachdenklich. „Das glaube ich auch …“
Während sich die Jungs ein bisschen aufwärmten, hatten Sakura und Hinata einen Platz auf der Tribüne gefunden, von dem sie das Feld gut überblicken konnten.
„Also du und Naruto seid Nachbarn, richtig?“, fragte Sakura und lächelte die Hyuuga freundlich an.
„Genau, ich gebe ihm seit ein paar Wochen Nachhilfe.“ Sie knetete etwas nervös ihre Hände im Schoß, da sie die Haruno kaum einschätzen konnte, auch wenn sie bisher sehr nett war.
„Aber du bist nicht bei uns auf der Schule.“
Hinata nickte. „Ich gehe auf die Konoha Mädchenschule.“
„Ah! Ja, da kenne ich auch ein paar Mädels von.“
Sie unterhielten sich noch eine Weile und merkten mit der Zeit, dass sie sich ganz gut verstanden. Hinatas Nervosität ließ nach. Sakura war nicht das herzlose Miststück, das sie sich ausgemalt hatte.
Das Spiel lief bereits auf Hochtouren und die beiden Mädels fieberten mit.
„Seid Naruto und du ein Paar?“, fragte die Haruno unvermittelt.
Hinata senkte ihren Blick, lächelte aber. „Nein. Doch so, wie es momentan ist, ist es auch schön. Irgendwie.“
„Aber du hättest gerne mehr oder?“ Sakuras Stimme klang einfühlsam, woraufhin Hinata schüchtern nickte. „Kann ich verstehen, Sasuke ist da auch nicht gerade der Schnellste.“
Die Hyuuga schaute fragend auf.
Sakura seufzte. „Im Grunde sind wir seit ca. zwei Wochen zusammen, aber irgendwie auch nicht. Jedes Mal, wenn ich ihn auf unsere Situation anspreche, habe ich das Gefühl, ihn zu bedrängen, weil ihn irgendwas hemmt, das ganze offiziell zu machen. Und diese Geheimnistuerei macht mich zum Teil echt fertig.“
„Was, glaubst du, könnte ihn hemmen?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich ihm zu peinlich als feste Freundin?“ Sakura lachte gequält. „Naruto wollte er bisher auch nichts sagen, was meiner Meinung nach sehr zweifelhaft ist, schließlich sind wir beste Freunde. Das ist alles so albern.“ Sie lehnte sich vor und vergrub ihr Gesicht aus Verzweiflung in den Händen.
Hinata wusste nicht, was sie sagen sollte, schließlich konnte sie als Außenstehende die Situation noch weniger einschätzen. Stattdessen tätschelte sie mitfühlend Sakuras Rücken.
In der Zwischenzeit war ein Tor der Gegnermannschaft gefallen und die erste Halbzeit wurde beendet.
„Komm, wir müssen unseren Jungs ein wenig einheizen, sonst verlieren sie noch“, sagte Sakura plötzlich, stand auf und lief die Stufen hinab. Hinata folgte ihr.
„Ein bisschen mehr Power bitte!“, rief die Haruno, als sie auf die Mannschaft ihres Freundes zulief. „Ihr wollt doch nicht gegen die da verlieren!“
Doch statt einer Erwiderung ging Sasuke nur stumm auf sie zu und küsste sie direkt vor allen anderen. Ein paar Leute pfiffen und Naruto lachte.
„Ist es dir jetzt offiziell genug?“, fragte Sasuke flüsternd, während er sie noch kurz umarmte.
Auf ihren Wangen hatten sich rosa Flecken gebildet, doch sie strahlte.
Die zweite Halbzeit lief für die Mannschaft um Sasuke und Naruto großartig. Sie gewannen im Endeffekt zwei zu eins.
Nachdem die Jungs kurz geduscht hatten, gingen sie mit Sakura und Hinata in den benachbarten Stadtpark und legten sich ins Gras.
„Das war ein grandioses Spiel!“, rief Naruto und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
Die anderen stimmten ihm zu, da stöhnte Sasuke plötzlich genervt auf, als er auf sein vibrierendes Handy schaute.
„Was ist los?“, fragte Sakura.
„Ach, so ein blödes Mädel ist anscheinend irgendwie an meine Nummer gekommen und schreibt mir seit über einem halben Jahr regelmäßig irgendwelche merkwürdigen SMS. Ich reagiere zwar nicht auf die, aber die hört einfach nicht auf. Was für eine Ausdauer.“
Hinata horchte auf. Sie hatte da so eine Ahnung.
„Gib‘ mal her“, meinte die Haruno und nahm ihm sein Telefon aus der Hand, suchte die Nummer raus und rief an.
Eine süßlich hohe Stimme antwortete ihr: „Hallo Sasuke! Endlich meldest du dich auch mal zurück.“ Es folgte ein wildes Gekicher.
„Hör mal zu, Schätzchen“, meinte Sakura, die die Stimme irgendwo her kannte, sie aber nicht zuordnen konnte, „hier ist Sasukes Freundin. Wenn du dich nochmal auf diese Nummer hier meldest, dann schwör ich dir, werde ich rausfinden, wer du bist und dir das Leben zur Hölle machen, haben wir uns verstanden?“
„Sakura?!“, kam es leicht panisch vom anderen Ende.
„Wer bist du?“
Doch auf diese Frage bekam sie keine Antwort, denn die Person am anderen Ende hatte bereits aufgelegt.
Skeptisch beäugte Sakura das Handy. „Anscheinend kannte sie mich.“
„Ich glaube, es war Ino“, sagte Hinata leise und wurde rot, als sie alle fragend anschauten.
„Woher weißt du das?“, fragte Naruto.
„Sie geht in meine Klasse und hat mal erzählt, sie wäre an die Nummer rangekommen.“ Sie verschwieg lieber, wie es dazu gekommen war.
Sakura schnippte mit den Fingern. „Natürlich! Daher kam mir ihre Stimme so bekannt vor!“
Naruto schwieg. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er wusste nicht mehr woher.
„Ich habe ihr beinah die Nase gebrochen in der Disco. Die blöde Kuh hat mich grundlos beleidigt, weil ich ihr nichts über dich erzählen wollte“, meinte Sakura lachend und sah dabei ihren Freund an. „Kein Wunder, dass sie gerade solche Angst bekommen und einfach aufgelegt hat!“
„Gut gemacht“, meinte Sasuke und küsste sie dankend auf die Wange.
Naruto beobachtete die beiden mit gemischten Gefühlen – und traf in diesem Moment eine Entscheidung.
Zu viert blieben sie noch eine Weile im Gras liegen und unterhielten sich, bis Sakura meinte, sie müsse langsam nach Hause. Den Uchiha nahm sie mit. Auch Naruto und Hinata machten sich langsam auf dem Weg nach Hause, auch wenn es erst Nachmittag war – doch er wollte seine Sportsachen nicht die ganze Zeit mitschleppen. Mitten auf dem Weg blieb er plötzlich stehen.
„Was ist los?“, fragte Hinata, da zog er sie unvermittelt in eine Umarmung und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge.
„Hinata …“ Er atmete schwer.