Den Durchblick haben
Elftes Kapitel
-Den Durchblick haben-
Der Tag begann mit einem frischen Morgen. Um 10 Uhr waren alle, auch Mariah, auf den Beinen und trainierten für ihr kommendes Match, was morgen stattfinden sollte. Die White Tigers schauten ihnen dabei zu und gaben hier und da einen Ratschlag aus ihren Erfahrungen, die sie seit ihrem Kampf gegen die Bladebreakers gesammelt hatten.
Nach einer Weile gönnte Rei sich eine Pause und nahm neben Lee auf einer Bank
Platz, die vor den Beybladetableaus stand, umringt vom Rest ihrer Teams.
"Du siehst sehr erleichtert aus.", stellte der Anführer der White Tigers fest
und beobachtete seine Teamkameraden, wie sie Tyson auf den Arm nahmen.
"Ist das so?" Lee nickte, lächelte über den schmollenden Blauschopf.
"Du hast mit jemanden über deine Mission geredet, richtig?" Rei sah beschämt zu Boden.
"Lee..."
"Nein, nein, ist schon okay für mich. Es ist wichtiger, dass du dich jetzt
besser fühlst." Doch Rei fühlte sich schuldig, weil er es seinem besten Freund nicht gesagt hatte, spielte unruhig mit seinen Fingern.
"Hey! Kopf hoch! Du warst es doch, der mir gesagt hatte, ich solle mein wahres Ziel nicht vor Augen verlieren! Wenn du dich mir nicht öffnen kannst, so
wünsch ich dir jemand anderes, mit dem du das tust." Das betonte Lee, indem er Rei noch auf die Schulter klopfte.
Mit feuchten Augen sah der Tiger zu ihm auf, seine Lippen bebten, und in der nächsten Sekunde "LEE!" schrie er und klebte an ihm, in dem er ihn in eine feste Umarmung packte, umhaute und ihn zu Boden riss. Alle drehten ihre Köpfe zu ihnen und wunderten sich, was denn überhaupt geschehen sei. Besonders einer mit dunkelroten Augen konnte nicht aufhören, die beiden mit seinen Blicken zu durchbohren, und wandte sich ab, ließ Max am Tableau stehen.
"Da brat mir doch einer 'nen Storch! Was ist denn wieder los mit unserem
Muffel?", grinste Tyson so breit wie es ging, während er Kevin eine Kopfnuss
verpasste.
Nach drei Stunden hartem Training nahmen alle ein heißes Bad in den Thermalquellen und im Nachhinein genehmigten sie sich einen grünen Tee im Teezimmer. Sie hätten die Ruhe genossen, wenn eine blonder Teenie nicht verrückt gespielt hätte, weil er immer noch nicht seine Mutter gesehen hatte.
"Tyson! Warum ist meine Mutter noch nicht hier?! Ich habe sie doch vor einer Stunde angerufen?!?"
"Weiß nicht, Maxie."
"Mizuhara! Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen und sitz still auf deinem Arsch!", schrie Kai genervt und nippte weiter an seinem Tee, der in einer erdfarbenen Keramikschale zog.
"Hey! Schnauz meinen Freund nicht so an, Kai! DU bist es, der sich wie'n Idiot
verhält." Doch diese Worte kamen nicht beim Dämonen an, wurden einfach
ignoriert, während Max durch Tysons Ausbruch heftigst errötete.
~~Irgendwo anders~~
Es klingelte ein Telefon.
"Hallo? Oh hi! Wie geht's? Gut? ... Ach, behalt 'nen kühlen Kopf!
Hihi, natürlich kannst du das machen! Letztes Mal hab ich's doch auch bei
deinen getan! Was willst du denn unternehmen? ... Oh, das wird bestimmt lustig! ... Yupp, wir sehn uns!"
Der Hörer wurde aufgelegt.
"Das wird ja ein schöner Spaß!"
~~Zurück~~
Rei, der gerade neben Kenny saß, aß einen großen Rei'scracker und sah Tyson zu,
wie er sich wegen Kai aufregte, welcher die Ruhe bewahrte und nichts tat außer
seinen Tee zu trinken. Plötzlich kam etwas in seine Augen und er musste sich
dieses störende Staubkorn oder was auch immer es war wegreiben. Seine Sicht
wurde trüb und er schüttelte leicht seinen Kopf, erhielt die Aufmerksamkeit
des Grauhaarigen, der direkt gegenüber von ihm saß. Als er seine Augen
öffnete...
"WAAAAAAAH!!!!!!!!"
schrie er wie verrückt, sprang auf seine Beine und stürmte aus dem Zimmer,
wobei er beinahe die Papiertür beim Aufreißen kaputtgemacht hätte, und mit
einer Staubwolke verschwand.
Ty: Was.
Max: War.
Lee: DAS?!
*~Rei's POV~*
'Gott, was hast du mit mir angestellt?!?' So schnell wie ich konnte rannte ich
vor den anderen weg und versteckte mich in Kais und meinem Zimmer. Irgendwas war
mit mir geschehen und ich war NICHT drüber erfreut.
Als ich nämlich meine Augen wieder öffnete, sah ich Kai in einem Zustand, den
ich selten zu Gesicht bekam: nackt! Okay, fast nackt, da der Tisch zwischen uns
war. Aber nichtsdestotrotz NACKT! Ich dachte, ich spinne, doch als ich die anderen auch so vorfand, nur noch nackter (zum Glück war Mariah gerade
nicht in meinem Sichtfeld), konnte ich nicht anders außer wie ein Mädchen aufzuschreien und panisch aus dem Teezimmer zu stolpern wie ein Idiot zur Toilette, um sich zu übergeben.
Ich kehrte meinen Blick nach unten und sah bestürzt an mir selber runter, mich
ebenso kleidlos zu sehen! Wieder aufblickend sah ich mich im Raum um und stellte
verblüfft fest, dass dieser sich keineswegs verändert hatte. Dies ließ mich
schlussfolgern, dass ich nur diesen... 'Röntgenblick' hatte, wenn ich auf
Menschen traf.
"Gott! Können SIE mir erklären, wieso das Ganze?!" Aber ich bekam keine Antwort. Wie auch schon so oft.
Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte nicht nach draußen gehen und mich zeigen,
ohne dabei ihre Nacktheit zu erblicken, doch ich konnte auch nicht ewig hier
verweilen.
"So ein Scheiß!"
Das Gott uns manchmal einen Streich spielte, war normal. Aber dass er so fies
sein konnte, hätte ich nie im Leben gedacht!
"Na ja, kann man jetzt nicht ändern. Muss ich wohl oder übel heute blind durch die Gegend laufen."
Und so ließ ich eine weiße Augenbinde in meiner rechten erscheinen und band sie
um meinen Kopf. Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und Max' besorgte
Stimme war zu hören:
"Rei? Alles in Ordnung?"
Ich ließ ihn rein und tappte dann unsicher zu einem der beiden Betten.
"Mir geht's gut, Max!"
"Ach ja? Und wieso hast du dir was um deine Augen gebunden?"
Plötzlich gesellte sich Kai zu uns und erschreckte mich fast zu Tode, als er meinen Arm von hinten berührte!
"Schon mal was von Anklopfen gehört?!"
"In meinem eigenen Zimmer? Nein. Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet, Kon."
Ich grummelte leise vor mich hin, hätte am liebsten verlautet, dass er mich mal kreuzweise könnte, aber ich war ja jemand von ruhigem Gemüt. Ich wollte doch endlich versuchen, mich mehr mit ihm zu befassen... Nein! So meinte ich das jetzt nicht! Ich wollte sagen, dass ich ähm... also.. dass ich.. GENAU... mit ihm eine engere Freundschaft eingehen wollte! Das ist es, eine engere Beziehung! Äh, NEIN! Ach, vergesst es!
Irgendwann kam mir die Vorstellung, Kai voll und ganz in seiner Gesamtheit, so wie Gott ihn schuf, zu sehen, was bei mir zu Schweißausbrüchen und Errötungen fünften Grades führte. Alles Blut schoss in meinen Kopf und ließ ihn aufleuchten, weswegen ich ihn in eine andere Richtung drehte. Doch das sollte sich als Fehler
herausstellen, denn sogleich wurde mir meine Binde weggenommen und mir klare
Sicht gewährt.
"Hey! Was soll..." Ich starrte direkt in Kais rotschimmernden Augen.
"... das..." Und sah ohne zu wollen seinen langen trainierten Oberkörper, der sich mir entgegen streckte und makelloser erschien denn je. Und hätte ich es noch weiter gewagt, hätte ich wohl zuviel gesehen.
"Waaah! Geh weg!" Beschämt und etwas verängstigt stieß ich ihn zur Seite, schnappte meine Augenbinde aus seiner Hand und flüchtete wieder vor ihnen. "Lasst mich gefälligst in Ruhe!", rief ich noch zurück und haute ohne ein weiteres Wort ab.
~~Normal POV~~
Max und Kai sahen hinter Rei her, wie er auf und davon war.
ò.ó
O.O
Der Dämon zuckte die Schultern und ging von dannen, gefolgt vom gleichfalls
verwirrten Max. Währenddessen lief Rei in einen Raum hinein, schloss die
Papiertür rabiat und atmete erstmal tief aus.
"Wo bin ich nur wieder hineingeraten...", seufzte er und setzte sich einfach auf
die nackten Tatamimatten. Gegenüber von ihm stand die Tür zum Männerbad
offen; ein Zimmer, was gleich nebenan angebaut worden war. Niemand war zu sehen,
wofür sich Rei glücklich schätzen konnte. Auf noch mehr nackte Leute konnte
er jetzt sehr gut verzichten.
"Über die Sache jetzt zu grübeln macht keinen Sinn und raubt mir nur den
Nerv." Deswegen setzte er sich in den Schneidersitz, legte seine Augenbinde
wieder um und fing an zu meditieren. Er hatte das schon lange nicht mehr gemacht. Hatte ja auch dafür nie eine ruhige Minute gehabt. Doch die angenehme Stille und das leise Plätschern der Quelle gaben ihm die nötige Atmosphäre.
Nach ungefähr einer Stunde fühlte er sich ausgeglichen, hatte seine Gedanken
sortiert und war in der Lage seine momentane Situation endlich zu überschauen.
'Bis jetzt lief alles eigentlich glatt abgesehen von den Turbulenzen in der
Hölle und im Geisterhaus, bei der Schlucht... Okay, zugegeben, es war doch nicht
alles so perfekt gewesen wie geplant. Außerdem fehlt mir immer noch mein
Schützling.'
Ein leises Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit, ließ ihn aufhorchen und
machte ihn wachsamer. Er nahm ohne aufzuzucken eine Person wahr, ihm fremd und
wieder auch nicht. Auf jeden Fall hatte er ein ungutes Gefühl bei ihr. Als sie
dann neben ihm stand, wollte er sie, indem er mit seinem linken ausgestreckten
Bein über den Boden zog, auf die Matte werfen, doch der Fremde wich einfach
geschickt aus und wollte selbst zum Schlag ausholen, wenn Rei ihn nicht mit der
Rechten abgefangen hätte.
In der Zwischenzeit stand er wieder auf seinen Beinen und fragte sich, was das Ganze werden sollte. Mit einem gezielten Tritt auf den Kopf wollte er einen
Schlussstrich ziehen, doch sein Gegner blockte ihn spielend leicht mit seinem
Unterarm ab.
"Wer bist du und was willst du von mir?", kam es leise drohend aus Rei's Mund, die Stirn runzelnd verzogen.
"Begrüßt du immer so einen alten Freund?", sagte der Unbekannte mit einem gewissen Schnurren in der Kehle. Rei erstarrte, als er diese unverkennbare Stimme hörte und nahm sein Bein runter.
"Kaz?!" Das Gefühl von Unbehagen befing den Engel noch mehr und er wich
vorsichtig zurück.
"Lange nicht gesehen, mein kleiner Liebling." Rei spürte, wie Kaz ihm
bedrohlich näher kam und er konnte sich denken, dass er nicht zum Plaudern
gekommen war. Bei diesem Gedanken kam ihm ein Schauer über den Rücken.
"Wieso trägt denn mein Engelchen eine Augenbinde? Liegt es vielleicht daran, dass es langsam den Durchblick bekommen hat?" Der Dunkelhaarige erstarrte erneut und zog die Augenbrauen zusammen, als er den höhnischen Unterton vernahm.
"Hast DU etwa was damit zu tun?!", schnauzte er die menschliche Fledermaus an und drohte mit der Faust.
Kaz: Nein, nein, mein Schätzchen, das war mein Herr.
Rei: KAI?!?
Kaz: Nein, Dummerchen, natürlich der Teufel persönlich.
Rei: WAS?! Und warum um Gottes Willen trifft es gerade MICH?!
Kaz: Weil Gott es sich auch einmal erlaubt hat, bei Meister Kai seine Kräfte zu
benutzen, in dem Augenblick, wo Max ihn geküsst hatte.
Rei: Genau! Es war nur ein Moment! Nicht drei Stunden!
Kaz: Ja, weil aber Gott überhaupt ins Geschehnis eingegriffen hatte, durfte
mein Herr sich erlauben, dich für einen ganzen Tag einzuspannen.
Rei: Das ist nicht fair!
Kaz: Ach ja, und er hat dich ausgewählt, weil...
Rei sah ihn gespannt an.
Kaz: ...weil er dir dankbar ist.
Rei: 'HÄÄÄÄÄH?!?!?!?!'
Kaz: Aber kommen wir zum Eigentlichen, warum ich hier bin.
Mit einem Wisch riss er Rei,s Augenbinde runter und stieß ihn überraschend auf
den Boden. Rei landete unsanft und fing sich eine Schramme am Ellbogen, die
sofort zu brennen begann vor Schmerz. Doch er ignorierte es einfach, denn es gab
jetzt weitaus schlimmere Dinge zu überwältigen als einen solchen Kratzer:
nämlich einen lusthungrigen Dämon!
Manisch grinsend näherte der Ältere sich dem Engel, welcher wie angenagelt auf
den Tatamimatten saß und dem ihm 'nackten' Mann anstarrte.
"Ich wette, du kannst sehen, was sich in meiner Hose birgt.", feixte Kaz ein breites lüsternes Grinsen, war kein bisschen beschämt oder schüchtern über seine
Geilheit. Und um das zu übersehen, müsste man wieder eine Augenbinde aufhaben.
Ekel machte sich in Rei's Brust breit. Er hätte sich mühelos verteidigen können, wenn er nicht von den magischen Fesseln dieses Triebtäters in Schach gehalten worden wäre. Grund genug, jetzt Panik zu schieben.
"Lass mich zufrieden! Sonst...!"
"Sonst was?" Rei war nicht gerade glaubwürdig und die Lage schien aussichtslos. "Ich wollte meinen Engel unbedingt wiedersehen und ihm meine Zuneigung beweisen.", lächelte Kaz seltsam und küsste Rei's Hals genüsslich.
Jetzt würde er wohl seine Unschuld und somit auch jeglichen Respekt seines
Captains verlieren.
'NEIN! Ich will das nicht!' Unter hohem Kraftaufwand versuchte er sich zu
befreien, aber es brachte ihm nichts außer tiefe Einschnitte in seine Unterarme, entstanden durch die dünnen unsichtbaren eisenähnlichen Seile.
'K...!'
Plötzlich wurde die Papertür zum Zimmer aufgerissen und ein seeehr böser Kai
erschien im Rahmen. Seine Augen weiteten sich bei deren Anblick wie damals in
seinem Haus, als er Kaz dabei zusah, wie er Rei zu Leibe ging. Doch diesmal war
es anders.
Schnell zuckte seine Hand hervor und als ob ein heftiger Windstoß durchs Zimmer
tobte, wurde Kaz in die Luft gerissen und gegen die gegenüberliegende Wand
geschmettert. Ein Schmerzensaufschrei hallte durch den ganzen Thermalbereich und
weckte die Aufmerksamkeit jedes Gastes.
Rei, der das Ganze mitverfolgt hatte, schaute gebannt zu Kai hoch, wie er mit
ausgestrecktem Arm dastand und vor Zorn bebte, vergaß überhaupt in diesem Moment, dass er 'nackt' vor ihm stand.
Kai war schon des Öfteren wütend gewesen, wenn Tyson ihn z.B. wieder
aufgezogen hatte, aber Rei hatte ihn noch nie so furios erlebt. Das Blitzen in
seinen rot funkelnden Augen, die Gesichtsmuskeln angespannt und auf eine Art
verzerrt; das alles war neu für den Dunkelhaarigen. Und er hätte schwören können,
dass Kais blaue Bemalung im Gesicht für neie Sekunde rot aufgeleuchtet hätten.
'Muss wohl 'ne Sinnestäuschung gewesen sein.' Gedankenversunken bemerkte er
nicht, wie jemand sich ihm näherte und wachte erst auf, als er einen heißen
Atem vor seinem Gesicht spürte, aufschaute und Kai vor sich fand. Er erschrak
leicht, sah aber den Anschein von Sorge in diesen burgunderroten Augen.
"Mir geht's gut.", kam es schwach aus seiner Stimme, sah zur Seite.
"Und wieso weichst du dann meinem Blick aus und siehst mir nicht ins Gesicht?" Das ließ Rei wieder wie eine Tomate aussehen, sein Antlitz hinter seinen Haarsträhnen versteckt. Währenddessen lachte Kaz schwer atmend, da sein Rücken höllisch schmerzte. Kais Blick schnellte von Rei zu seinem Diener und durchbohrte ihn mit einer Feindseligkeit, das selbst Rei zum Zittern brachte.
"Was gibt es da zu lachen, du Wurm!", keifte er ihn an und hätte sich am
liebsten auf ihn gestürzt, wenn er Rei nicht beistehen hätte müssen.
"Ihr Freund schämt sich vor Ihnen, sehen Sie das nicht? Sie sind nämlich für ihn
ziemlich durchschaubar!" Wieder drehte sich Kai um, um Rei danach zu fragen, doch der Engel hatte schon wieder seine Augenbinde um seine Augen gebunden. Das Blut aus seinen Wunden rann seine Arme hinunter und färbte seinen weißen Armbinden rot. Er wollte sich wieder aus dem Staub machen, wenn Kai ihn nicht an der Hand gehalten hätte.
"Geh nicht weg.", klang es sanft in Rei's Ohren und verursachte bei ihm eine zarte Gänsehaut auf seinen Armen.
"Wie lange wird das noch andauern?", fragte Kai im rauen Tonfall und bekam
prompt eine Antwort.
"Der Herr meinte, dass sein Vergnügen bis morgen nach eurem Match sich hinziehen wird." Auch wenn Kaz Schmerzen plagten, konnte er dennoch weiterhin schelmisch grinsen.
"Hn." Der Anführer der Bladebreakers war nun wieder auf den Beinen und zog Rei mit sanfter Gewalt zu sich. Dann schob er die Binde runter; brachte selbstverständlich Rei in Aufruhr damit.
"Nicht!" Er kniff die Augen zusammen und vermied jeglichen Augenkontakt mit Kai.
"Im Bad hat's dich doch auch nicht gestört.", ließ Kai einen lässigen Spruch ab, völlig untypisch für diesen nicht so gesprächigen Jungen.
"Da hatten wir auch Handtücher um!" Kai musste über Rei's untypische Verklemmtheit innerlich auflachen, ließ es sich aber äußerlich nicht anmerken.
"Wie ich sehe, amüsiert sich mein Herr ja prächtig.", mischte sich Kaz wieder ins Geschehen ein und bekam unverzüglich gleich zwei Todesblicke zu spüren. Wobei einer das nicht ohne rot anzulaufen tat.
"Verschwinde von hier sofort und wag es nicht noch mal, ihm auch nur ein Haar zu krümmen!", befahl Kai scharf und ballte seine Hand zu einer Faust.
POF!
Schon war aus dem Dämonen wieder eine Fledermaus geworden und flatterte geschwind aus der offenen Tür zum Thermalbad raus.
Obwohl Kaz nun von der Bildfläche verschwunden war, herrschte immer noch eine
erdrückende Stimmung im Raum.
"Rei, sieh mich an.", sagte Kai befehlend und doch so ruhig, wie er konnte,
während er ihn an den Schultern packte. Ihm war es jetzt wichtig, dass der
Chinese sich mit der Sache auseinandersetzte und mit ihr umgehen konnte. Er
sollte nicht davor weglaufen. Wenn er nur wüsste, dass eigentlich nur er das Problem war.
"Kai, bitte, lass mich los!"
~~Woanders~~
"Max! Weißt du wirklich nicht, was mit Rei geschehen ist?"
"Ich sagte dir doch, Tyson, dass Rei stets weggerannt ist sobald wir ihm zu nahe kamen. Besonders bei Kai war es am schlimmsten."
"Und du meintest, er hätte eine Augenklappe getragen?"
"Augenbinde, Ty."
Max hockte sich auf sein Bett und seufzte hörbar, fühlte sich im Augenblick
machtlos.
"Hey, nun zieh nicht so ein Gesicht! Wenn's soweit ist, wird Kai ihm zur Seite stehen."
"Meinst du? Sie merken ja noch nicht mal etwas!"
"Genau so wenig wie Mariah, dass Rei gar nichts von ihr will."
Tyson setzte sich neben Max und rückte ein Stückchen näher. Ruhig legte er seine Hand auf Max' und bewegte ihn dazu, sich nach ihn umzudrehen.
"Du weißt, wie viel du mir bedeutest?"
Max errötete bei dieser Frage und nickte zögernd.
"Dann werden die beiden es auch von selbst rausfinden, wie viel sie füreinander empfinden."
Somit zog Tyson den Blondschopf zu sich, indem seine Hand seinen Nacken ergriff,
damit er endlich das tun konnte, wonach er sich schon seit langer Zeit gesehnt
hatte: die Lücke zwischen ihnen beiden zu schließen. Nicht zu heftig, aber mit
verliehenem Nachdruck trafen die Lippen beider zusammen, beide noch unerfahren
und etwas zurückhaltend. Dieses neue Gefühl, was sich ausbreitete wie ein
Bieneschwarm und prickelte, sie überflutete wie eine warme Regendusche; das
alles war neu und so aufregend. Langsam gingen sie in eine Umarmung über,
ließen sich in die Wärme des anderen hineingleiten und krallten sich in den
Stoff ihrer Kleidung fest. Umso inniger sie sich ineinander verschlangen, umso
inniger wurden sie in ihren Kuss vertieft.
Dann getraute sich endlich einer von ihnen, den anderen durch sanftes Beißen
auf der Unterlippe zu necken und ihn zum Spiel aufzufordern, was derjenige sich
nicht zweimal sagen ließ.
Es schien, als hätten sie schon immer gewusst, was der andere mochte und was
nicht, jede Berührung, jede Liebkosung, das sanfte Herausstreichen einer
Haarsträhne sowie das wohltuende Kraulen am Nacken. Dieses Erlebnis des
Zusammentreffs zweier Herzen nannte man auch Schicksal.
*~Kais POV~*
Wie sollte ich es ihm sagen, dass er sich nicht immer vor etwas drücken konnte?!
Ausgerechnet ich, der nicht gerade ein Mensch vieler Wort war. Ich fragte mich
sowie so, wieso ich mir überhaupt Gedanken um ihn machte. Schon wieder mischte
ich mich in eine Sache ein, die mich kein Stück angehen sollte und ich wurde
das Gefühl nicht los, dass ich mir noch eine Menge Ärger einhalsen würde.
"Kai...?", hörte ich meinen Namen und ich schnauzte zurück: "Halt die Klappe
und komm mit!" Ich und Menschenretter, das hat noch gefehlt.
"Was?!" Ich schob ihn vor mich hin, indem ich ihn an seinem Nacken packte und sandte telepathisch dem Rest meines Teams und Lee eine Nachricht, sich unverzüglich ins Teezimmer zu begeben.
Als Rei und ich dort ankamen, war Lee bereits anwesend und schaute uns
erwartungsvoll an.
"Rei, was ist mir dir vorgefallen?! Warum bist du wie ein aufgescheuchtes Huhn weggerannt?" Nicht gerade passend für seinen Freund, aber trotzdem den Nagel auf den Kopf getroffen. Rei neben mir spielte mit seinen Händen rum, zeugte von Nervosität, da er anscheinend schon geahnt hatte, was ich gedachte zu tun. Und wahrscheinlich wäre er wieder abgehauen, hätte ich ihn nicht am Oberarm festgehalten.
'Kai! Bitte, ich kann das nicht!', flehte er mich an und wollte sich von mir
losreißen, doch mein Griff blieb eisern.
"Lauf nicht ständig weg! Das nervt!", zischte ich ungehalten und bemerkte Lees ungeduldigen Blick.
"Kriegst deine Antwort, sobald die anderen eingetroffen sind."
Manchmal fragte ich mich wirklich, wie ich es bis jetzt überhaupt mit denen
aushalten konnte. Spielte hier den Babysitter und durfte jetzt auch noch das
ausbaden, was mein Herr mir eingebrockt hatte.
"Sorry, ging nicht schneller!", stampfte Tyson ins Zimmer, ziemlich rot im
Gesicht. Sah so aus, als wären er und Max, welcher direkt hinter ihm stand,
beschäftigt gewesen. Ts.
"Okay, dann sperrt eure Lauscher auf: Rei wird bis morgen euch alle nackt sehen,
egal, ob ihr Klamotten anhabt oder nicht. Nimmt es hin oder geht ihm bis morgen
Nachmittag aus dem Weg. Mir scheißegal, wie ihr euch entscheidet oder was ihr
anstellt. Erklärungen werde ich nicht abgeben."
*~Normal POV~*
Bamm, so einfach! Ohne um den heißen Brei zu reden!
Während Kenny gerade reinkam und das perplex guckende Pärchen sah, schmunzelte
Lee nur leicht und meinte zu Kai: "Guck mich nicht so an. Ich habe kein Problem damit, denn Rei und ich haben schon früher oft zusammen gebadet. Von daher kennen wir beide uns schon." Der Grauhaarige konnte keinen finsteren Blick zu Lee unterdrücken, fand es aber gut, dass er es so locker hinnehmen konnte. Nicht so wie bei einem gewissen Starrkopf.
"Was soll das jetzt schon wieder, Kai?! Ohne Grund uns einfach etwas zu
befehlen, was überhaupt keinen Sinn macht! Mich stört's ja nicht, aber..."
"Gut, dann ist ja die Sache geklärt.", schloss Kai die Diskussion ab und
verschwand für ein Weilchen aus dem Zimmer.
"KAI! Komm zurück, du Idiot!" Doch der Phönix blieb von den anderen fern.
"Verstehe einer diesen Eisblock! Rei! Erklär du mir, von was er da geredet
hat!"
Und so erzählte der Tiger von Kaz, wie er ihn angegriffen hatte und beinah... ihr wisst schon.
"Und mit dir ist alles in Ordnung?", fragte Max und deutete auf die noch nicht ganz verheilten Schnitte auf Rei's Unterarmen.
"Ach das! Du weißt doch, Max, dass das nicht für lange so anhält."
'Sorgen mach ich mir eher wegen Kai...'
Es ging Rei nicht aus dem Kopf, das Bild, was er immer noch vor Augen hatte, als
Kai ausgerastet war. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er das nicht zum letzten Mal gesehen haben wird.
~~Gegen Abend~~
Alle saßen beisammen auf dem Boden im Teeraum und aßen gemeinsam Rei's mit ein
wenig Fisch und eingelegtem Gemüse. Also eher eine sehr spärliche Mahlzeit
(Lee war wieder bei seinem Team).
Da alle am Tisch saßen, musste Rei sie bis jetzt noch nicht ganz nackt sehen.
"Moa~~h, wieso kriegen wir nur so 'ne Flohportion?! Das reicht doch nicht mal
bis zum Mitternachtssnack!", beschwerte sich ein mürrischer Drache und
knabberte den Rest einer Fischgräte ab.
"Wir müssen uns leider zurückhalten, Ty, weil im Hotel eine wichtige Rei'segruppe wohl angekommen ist und das ganze Küchenpersonal auf Trapp hält. Aber wir können ja später noch irgendwo notfalls Essen gehen."
"YEY! Dann will ich zu meinem Lieblingsfastfoodrestaurant!"
"Um noch fetter zu werden?", warf Kai diese Bemerkung ein und aß weiter, als ob nichts weiter passiert wäre.
"ICH BIN NICHT FETT, sondern nur vollschlank! Hmpf!" Tyson kaute weiter schmollend an seinem Fischkopf und hätte sich am liebsten weiter auf ein Disput eingelassen, wenn Max ihm nicht mit einem verneinenden Blick das untersagt hätte, da seine Mutter, die sich leider um 5 Stunden verspätet hatte, demnächst bei ihnen endlich auftauchen wollte. Und Max wollte nicht so einen Eindruck von Tyson ihr hinterlassen. Trotzdem freute er sich wie ein Kullerkeks auf ihr
Wiedersehen, sichtbar an seinen glücklich guckenden Augen.
FLUPP!
"Oh!" Vor Freude flutschte sein Gemüseteil von seinen Stäbchen und rollte unter den Tisch. Rei, der sich mittlerweile an ihre Nacktheit gewöhnt hatte, auch wenn das zu anfangs nicht einfach für ihn war, meinte nur: "Lass nur, ich hol's für dich herauf!" Er kam nämlich noch am besten heran, weil er als einziger noch Platz hinter sich hatte (alle anderen hatten da eine Papierwand, die sie sonst durchschlagen hätten) und konnte so unter den niedrigen Tisch krabbeln. Direkt ihm gegenüber saß im typischen Hockstil, man konnte es sich denken, Kai und rechts daneben Kenny. Natürlich entging es ihm nicht, dass auch ihre 'freien' Beine zu sehen waren und besonders eine Sache fiel ihm ins Auge.
'Oh, Kenny rasiert sich ja da unten.'
Ein gewisser Dämon hätte sich fast an seinem Essen verschluckt und es wieder
ausgespieen.
'Schüchternheit weg und schon so unerschütterlich!'
Als Rei wieder unterm Tisch hervorkroch, konnte man einen leichten Rotschimmer
auf seinen Wangen sehen. Um Haaresbreite hätte er es gewagt, zu Kai
rüberzuschielen, doch anscheinend wurde nicht seine ganze Schüchternheit
abgelegt.
"Max?"
Plötzlich stand eine Frau an der Zimmertür und lächelte zu unserem Blondschopf rüber. Ohne weiteres drehte sich Rei weg und versuchte, nicht allzu auffällig zu sein. Das musste jetzt nicht sein, eine nackte Frau zu erblicken.
"MOOOOOM!!!!" Und dann auch noch Max' Mutter. Sofort sprang die Schildkröte auf, rannte zu ihr rüber und sprang überglücklich in ihre Arme.
"Wieso hat es nur so lange gedauert?!"
"Tut mir leid, mein Sohn, aber ich musste hart mit meinem Team arbeiten."
"Du hast ein TEAM?!" Max wusste zwar, dass seine Mutter für die Beyblade-Forschung zuständig war, aber dass sie zugleich ein Team leitete, das war ihm neu.
"Ja, ich trainiere die AllStarz."
Da standen alle Münder offen, Kai ausgeschlossen.
"Sie..Sie arbeiten für unsere Gegner?!", stotterte Kenny und notierte das ohne lange zu warten in seinen Laptop.
"Ja.", antwortete Max' Mutter "und ich erwarte viel von meinem Maxie." Max stand wie angewurzelt da und staunte nicht schlecht. Seine Mutter, Coach eines Beyblade Teams? Irgendwie cool.
"Komm Mom! Ich zeig dir Tysons und mein Zimmer!" Schon zerrte der blonde
Junge seine Mutter von seinen Kameraden weg und Ruhe kehrte wieder ein.
"Phew, das wäre mir jetzt unangenehm gewesen, wenn ich Max' Mutter unbekleidet gesehen hätte."
"Hn." Tyson sah sehnsüchtig seinem Freund hinterher und konnte sich schwer entscheiden, ob er das Essen stehen lassen sollte und ihnen nach oder ob er lieber weiter essen sollte. Dann stellte er wortlos seine Schüssel auf den Tisch ab und ging Max hinterher.
"Wer hätte gedacht, dass es etwas gibt, was Tyson vorzieht statt Essen."
"Ts." Kenny hörte gar nicht zu, da er Kopfhörer an seinen Laptop angeschlossen
hatte und mit seiner Arbeit zu sehr vertieft war.
"Na ja, ich werd mir jetzt die Beine vertreten." So stand der ältere Engel auf und ging Richtung Papiertür, die Tyson offen ließ, wenn ihn in dem Augenblick Mariah nicht angesprungen hätte, ihn zu Boden gerissen und auf ihn gelandet wäre.
"MIAU!"
Dies wurde mit einem Todesblick seitens eines Dämonen missbilligt.
"REIIII! Seit du schreiend aus dem Zimmer gerannt bist, konnte ich keine
ruhige Minute stillbleiben und habe mir Sorgen gemacht! Aber jetzt, wo ich sehe, dass es dir gut geht, werde ich nicht einen Millimeter von dir weichen!!!" Doch Rei sagte nichts zu dem, sah sie nur entgeistert an.
"Rei?"
"I..II.IIIIIIIHHHHHH!!!!!!!"
Schon zum zweiten Mal schrie der Dunkelhaarige wie am Spieß und das mit Recht.
Wie ein Wahnsinniger stieß er Mariah von sich runter, rappelte sich auf und
lief an Lee, Kevin und Gary vorbei, die ebenso seinem Team einen Besuch
abstatten wollten.
"REI! Wo willst du hin?!" Das pinkhaarige Mädchen sah ihm verdattert nach und verstand kein Stück, weshalb Rei sich so aufregte.
Lee zu Kai gewandt: "Ich dachte, ihr wärt euch schon im Onsen begegnet?"
"Da hatte wir auch Handtücher um.", meinte Kai beiläufig, beendete sein Mahl und
machte sich gleichfalls auf den Weg. Mit diesem Etwas in einem Zimmer zu sein
war für ihn auf eine Art unerträglich und belastend.
~~Im Hotelzimmer~~
"Oh Gott, wenn ich Mariahs Anblick schon nicht ertragen kann... WIE SOLL ICH DANN MORGEN DAS MATCH MIT DEN GANZEN ZUSCHAUERN ÜBERSTEHEN?!?!?" Rei hatte mal
wieder einen seiner Tiefs erreicht und diesmal konnte er sich nicht dagegen
wehren.
Missmutig ging er auf die Terrasse, die direkt am Zimmer angebaut war, zog
seine Schuhe aus und lief barfüßig über die kühlen Holzdielen. Eine frische
Brise, die sich ab und an mit warmer Luft mischte, strich durch seine Haare und
erinnerte ihn an die Nacht, wo er das erste Mal seit seinem Aufenthalt auf der Erde sich nach draußen begab und sich seiner Last befreien wollte. Und diesmal war es auch nicht anders.
Er knöpfte sich das Hemd auf und ließ es an seinen Armen hinabgleiten, welches
dann lose an seiner Hüfte hing. Schon waren seinen Flügel in der Kompaktversion zu sehen, die durch die ungewohnte Freiheit ein wenig zuckten.
Die Tür zum Zimmer öffnete sich und ein nicht gerade gut gelaunter Kai trat
hinein.
"Dieses Weib sollte gefälligst sich um andere Dinge kümmern.", murmelte er vor sich hin und bemerkte die offen stehende Tür zur Terrasse.
'Hm?' Als er sich dem näherte, entdeckte er Rei dort draußen stehen, wie sein Gesicht sich dem Halbmond zuwandte und seine Haare vom Wind umspielt wurden. Dann wurde er plötzlich von Rei's großen weißen Schwingen überrascht, die sich aus den kleinen entfalteten und nun wieder die Luft mit dem Duft von Raps erfüllten. Im Mondlicht schien jede Feder, die sich von seinem Ursprung getrennt hatte, noch weißer zu leuchten und noch reiner zu strahlen, dass es schon fast blendete.
Kai konnte sich von diesem Anblick nicht lösen, so fesselnd war es.
Es gab nur ein Wort, das das beschreiben konnte.
"Schön."
Rei wirbelte vor Schreck herum, noch mehr Federn flogen auf, und traf auf
des Dämons rot blitzende Augen, in denen sich das Weiß seiner Flügel
widerspiegelte.
Erst da fiel es Kai auf, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte,
wandte eiligst seinen Rücken zu Rei und ließ ihn allein auf der Terrasse
stehen.
"Kai..."
~~Am nächsten Tag~~
"Nein! Ich werde nicht gehen!"
"Aber Rei! Du musst mit uns daran teilnehmen! Ohne dich sind wir sonst aufgeschmissen!"
"Ach ja?! Und wir wären nicht aufgeschmissen, wenn ich ständig von den Zuschauern und sonst wen abgelenkt werde, weil..." Ein leiser Fluch kam über seine Lippen, was gleich mit einem Donnern belohnt wurde.
"Ja, ja."
Der Grauhaarige war an einer Wand abseits von den Streitenden angelehnt und
verfolgte ihre Konversation. Irgendwann reichte es ihm und er löste sich von
seiner Position, um direkt auf Rei zuzuschreiten.
"Jetzt hör mir zu, Kon. Mir ist es scheißegal, was du beim Match um dich herum siehst! Du sollst gefälligst deine Augen auf deinen Blade und den deines Gegners haben, sonst nirgendwo! Geht das in dein Spatzenhirn rein?" Kai war mal wieder sehr ungenießbar. Und ausnahmsweise traf es Rei, der das zu spüren bekam. Zuerst
sah der Engel beleidigt zur Seite, machte aber dann die Erkenntnis, dass Kai eigentlich mit dem, was er meinte, nicht Unrecht hatte.
"O..okay."
Außerdem wusste er auch, dass Kai es nicht immer so meinte wie er es sagte.
Kai: Hn. Bevor wir zum Turnier fahren, werden wir noch ein Abschlusstraining
machen.
Ty: Och nööö. Können wir nicht lieber stattdessen noch mal frühstücken?
Kai: RAUS!
Ty: Woah! Is' ja gut!
Rei: Wie er leib und lebte.
~~Später im Beystadion~~
Der Trubel war groß und lärmend. Viele aufgeregte Kinder und auch Erwachsene
besuchten diese Veranstaltung, nur um mitzuerleben, wie ihr Team gegen das von
Japan antrat. Doch nicht nur amerikanische Fans waren vertreten, auch aus Europa
und Australien sind sie in Scharen gekommen, da die AllStarz als eines der
stärksten und beliebtesten Teams galten.
Doch das war Rei irgendwie egal, denn er versuchte ununterbrochen, den Menschen
auszuweichen, sie nicht anzustarren, was nicht unbedingt einfach war.
Unerwartet kam Kai neben ihn, nahm seine Hand und lief voraus, vorbei an
verschiedenen Beyblade-Teams und Fans, die nichts anderes konnten außer nach
ihren Favoriten zu kRei'schen und in Ohnmacht zu fallen.
"Bist zu lahmarschig! So kommen wir erst übermorgen in unsere Umkleidekabine
an.", grummelte der Phönix etwas vor sich hin und zerrte Rei weiter durch die
Menge, gefolgt von Max und Tyson, die auch Hand in Hand liefen, damit sie sich
nicht in der Meute verlieren würden. So konnte der Dunkelhaarige beruhigt die
Augen schließen ohne in die Gefahr zu laufen, in jemandes Intimsphäre
versehentlich zu kommen.
Während Kenny Max und Tyson noch mal ermahnte, auf ihre Konzentration etc.
später im Battle zu achten, bereitete sich Rei auf das ihm schlimmste Ereignis
vor:
Eine ganze Halle voller nackter Menschen. Ihm war immer noch nicht wohl bei
der Sache und er wusste, dass er sich nicht davor drücken durfte. Was ihm Kai
klargemacht hatte.
"Freut mich, dass ihr so eifrig euch fürs Spiel einsetzt!"
"Mr. Dickenson!"
"Wenn ihr diese Meisterschaft überstanden habt, habt ihr erstmal Zeit für euch
bis zur nächsten in Russland."
"YEAH! Dann können wir uns endlich entspannen!"
"Was du schon die ganze Zeit tust, Kinomiya."
"Du hältst gefälligst dein verdammtes Maul, Sauertopf!"
~~Im Stadion~~
*~Rei's POV~*
Oh mein Gott, oh mein Gott, OH MEIN GOTT!!! Nur lauter nackte Leute! Ich glaub,
mir wurde schlecht. Konzentrier dich nur aufs Spiel. Pah! Leichter gesagt als getan! Er musste ja auch nicht das durchmachen, was ich überstehen sollte. Zum
Glück war es nach dem Match vorbei. Das hieß: Den Gegner so schnell wie möglich fertig machen!
"Pennst du, Kon, oder was?", kam es barsch von der Seite und ich starrte Kai aus
bösen Augen an.
'Nerv mich jetzt nicht, Kai! Es ist schon schwer genug, mich mental darauf einzustellen!'
Und da soll man sagen, dass, wenn man aufgeregt ist, sich die Zuschauer einfach
nur nackt vorstellen soll! Wer hatte sich diesen Scheiß nur ausgedacht?!
Oh! Ich war dran! Dann wollen wir mal. Ich wollte nicht.
Vor mir stand Michael, groß und mich blöde angrinsend. Es war nicht leicht für mich, meine Augen nur auf seine obere Körperhälfte zu fokussieren geschweige denn auf die hinteren Spieler seines Teams.
'Oh nein! Da ist ja auch Max' Mutter!!' Ich kniff die Augen zusammen, um nicht in ihre Richtung zu blicken, doch wie sollte ich sonst auf das Spiel achten?!
"REIIII!" Hinter mir hörte ich Max rufen.
"Mach die Augen auf! Es ist okay!" Ach, wirklich?
"Stell dir einfach vor, sie wäre deine Mutter!"
Wie... bitte?
Ich erzitterte bei diesen Worten und riss meine Augen wieder auf. Ich brannte vor Leidenschaft!
'Für meine Mutter!'
Doch es stellte sich heraus, dass es kein Leichtes für mich war, denn ich war
immer wieder abgelenkt. Wieso wohl?
"Verdammt, Kon! Konzentrier dich gefälligst auf das Spiel!", schrie Kai aufgebracht zu mir rüber.
"Was glaubst, was ich hier die ganze Zeit tue?!? Ballett tanzen?!?!", presste ich hervor und festigte meinen Griff meiner Reißleine. Jeder konnte sehen, wie Michael sich über mich lustig machte und mit mir Katz und Maus spielte.
"REI! Wenn du deine Schwäche nicht bändigen kannst, nutze sie!"
Wie, nutzen?! Was redete Kai für einen Schwachsinn?!? Ich runzelte angestrengt
die Stirn und musste auch noch auf meinen Blade aufpassen, damit er nicht aus
dem Tableau gekickt wurde.
Moment... hatte er mich gerade bei meinem Namen gerufen?!
'Okay! Nutzen wir mal diese Fähigkeit.' Verstohlen sah ich zu Michael rüber, nahm ihn genau unter die Lupe. Vielleicht würde ich irgendwelche Makel an ihm finden.
'Bingo!'
*~Normal POV~*
"Hey Michael! Sag mal, hast du irgendwelche Leberflecke?"
Alle glotzten Rei wie blöde an und dachten sich, ob dieser Junge jetzt völlig
übergeschnappt war.
"Rei! Was soll das?! Hast du Fieber, oder was?!?", rief Tyson verwirrt und verärgert, "Du bist gerade in einem Battle! Da kannst du dich nicht mit solchem unsinnigen Zeug beschäftigen!!!"
Doch der Engel hörte weder auf Tyson noch auf das Raunen, was im Publikum
durchging.
Michael: Was soll die Frage? Bist nicht gerade wirklich in der Lage, so was zu
stellen.
Dabei grinste er fies, während er sich die Nase rieb.
Rei: Ich frag dich noch mal. Hast du Leberflecke? Oder sagen wir mal, einen an
einer bestimmten Stelle?
Rei grinste zurück, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, das sehr schalkhaft wirkte.
Verwirrung im Stadion. Und Nervosität beim Basketballer.
Mi: WEN INTERESSIERT DIESER SCHEIß!! Achte besser auf deinen Blade, wie er gleich rausgeschmissen wird!
Rei: Driger! Jetzt!
Wie aus heiterem Himmel drehte sich der Blade schneller, machte den gelben vom rot gewordenen Michael fertig und schaffte es endlich, ihn endgültig rauszuwerfen.
"Uuuuuund der Sieger ist: REIIII!", krakeelte der DJ in sein Mikro und die Menge
tobte, dass die Bänke unter ihnen hätten zusammenbrechen müssen.
Erschöpft ging der Chinese wieder zu seinen Teamkameraden und nahm neben Kai Platz, der wie immer mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen da saß und nichts zu Rei's Erfolg äußerte.
Rei: 'Du weißt, dass man das Schummeln nennt?'
Kai: Jemanden einzuschüchtern ist eine normale Taktik eines Beybladers.
Rei unterdrückte ein Lachen.
Kai: Und, wo war der Leberfleck?
Rei: 'Oh, seit wann so interessiert?'
Kai: Ts. Dann halt die Klappe.
Ty: Worüber quatscht ihr wieder heimlich? Max ist ja wohl wichtiger!
Rei: Wir wissen doch, dass er gewinnen wird!
Ty: Hmpf! Außerdem Rei...
Rei: Hm?
Ty: Wie hast du das gemacht, dass Michael seine Konzentration verloren hat?!
Rei: Ach, reiner Zufall!
'Kai?'
Kai: Was.
Rei beugte sich unerwarteterweise zu seinem Anführer rüber und flüsterte sein herausgefundenes Geheimnis ins dessen Ohr.
Unverzüglich wandte der Dämon seinen Kopf zur Seite, um seine erröteten Wangen zu verstecken.
Rei: Oh, süß! Das sieht man ja selten bei dir!
Ty: Was denn?
Kai: GUCK NACH VORN!
Ty: Mann, immer dasselbe mit ihm!
Rei: Ich wusste ja gar nicht, dass auch unser Kühlschrank so schüchtern sein
kann.
Kai: Meine Faust wird dir auch gleich beweisen, wie schüchtern ich bin!
Rei blickte an Kai herunter, bis seine Augen eine bestimmte Stelle fixierten, und schmunzelte dabei verdächtig. Sofort schlug Kai die Beine übereinander und starrte den Tiger an.
Kai: Was machst du für'n Scheiß?!
Der sonst kühle und beherrschte Dämon wurde bis zur Nasenspitze puterrot.
Rei: Weißt du noch, was Kaz zu dir gesagt hatte?
Kai überlegte kurz.
'... Der Herr meinte, dass sein Vergnügen bis morgen nach eurem Match sich hinziehen wird...'
'Sekunde... nach dem Match... Heißt das..!'
Nicht nur Tyson konnte Kai auf die Palme bringen. Als hätte Rei es geahnt, sprang er auf, meinte zu Tyson, dass er auf Max aufpassen sollte, und verschwand
so schnell wie er konnte aus der Arena, gefolgt von einem nicht gerade fröhlich
aussehenden Dämonen.
"Komm sofort zurück, Kon! Ich werd' dir jede einzelne Feder ausrupfen!"
"Das glaubst du doch selbst nicht, dass ich kehrtmache!"
Auf einmal blieb Rei abrupt am Ausgang stehen und ließ Kai gegen sich stoßen.
Der andere wusste ohne lange nachzudenken, dass etwas nicht stimmte, und machte
sich bereit, ihn wieder in Schutz zu nehmen, auch wenn das nicht zeigte.
"Was ist.", fragte er kurz und bündig und sah über Rei's Schulter. Doch der
chinesische Junge streckte nur einen Arm aus und ließ einen weißen Spatz auf seine Hand fliegen.
"Hallo Jun.", begrüßte er ihn monoton und nahm den kleinen Brief entgegen,
welcher im Schnabel lag. Kai war es nicht entgangen, dass Rei sich seltsam
verhielt,und beobachtete ihn, wie er den Umschlag öffnete und die wenigen Zeilen
dort las.
"Ich soll in den Himmel zurück."
...
Fortsetzung folgt