Zum Inhalt der Seite

Der Sohn des Königs

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Diese Geschichte, die hier niedergeschrieben steht, geschah vor langer Zeit, als die Wege noch sicher und die Welt noch im Frieden war. In einer Zeit, da Mittelerde noch nicht von einer Dunkelheit heimgesucht wurde, wie sie noch niemand der Lebenden je erblickt hatte. In einer Zeit, in der das Grauen noch nicht die Oberhand hatte. Dort trug sich eine Geschichte zu, die noch heute in den Hallen der Waldelben besungen wird. Die Geschichte eines Lichtes, das erst erlischen musste, um neu und stark entfacht zu werden ...
 

Im Norden Mittelerdes, weit jenseits der Lande von Rohan und Gondor, lag das größte Waldgebiet der ganzen Welt: der Düsterwald, den man zu jener Zeit noch den "Großen Grünwald" nannte.
 

Jene, die den Mut hatten, diesen großen Wald zu betreten und lange genug nach Norden wanderten, gelangten in ein Gebiet des Waldes, dass an Schönheit dem Goldenen Wald gleichgestellt wurde; Bäume, so hoch, dass Menschen ihre Wipfel nicht mehr erblicken konnten, Tiere die zutraulich und doch wieder ängstlich waren, Klänge und Rauschen, dass selbst ein hitziges Gemüt zu beruhigen vermochte.
 

Dort, geschützt durch das Gebirge und versteckt in den unendlichen Weiten des Forstes, lag das Königreich der Waldelben; der schönsten und klügsten Wesen, die die Wälder bevölkerten. Ihr König war Thranduil, und sein Land erstreckte sich vom Norden bis zur Mitte des Düsterwaldes hin. Die Elben lebten in einer Stadt, die sie Caras Celebren, die Silberne Stadt, nannten; in fletts hoch oben in den Bäumen, und in schönen, großen Häusern, um die großen, ehrwürdigen Stämme herumgebaut. Sie fühlten sich in beidem wohl, doch die meisten wählten ihre Behausung auf den Bäumen, denn sie liebten und achteten sie. Man sagte, dass sei auch der Grund, warum die Wälder unter ihren Händen aufblühten.
 

Nun hatte König Thranduil, groß, schön und der beste Kämpfer seinerzeit, einen Sohn, und sein Name war Legolas, was "grünes Blatt" bedeutet. Thranduils geliebte Ehefrau, Ithilwen, Hohe Herrin des Grünwaldes, war gestorben, bei dessen Geburt, doch ohne Schmerzen, denn alles Schöne, alles Weise, alles Starke, hatte sie in das Kind gegeben, was sie selbst besessen. Und Thranduil nahm das Kind an, hütete es und schwor seiner sterbenden Frau, ihm niemals etwas zustoßen zu lassen, egal was geschehen würde. Er schwor es, viele Male, bis Ithilwen für immer lächelnd die Augen schloss.
 

So klagte das Volk um seine geliebte Königin, und der König verbrachte viele Tage, schweigend, an Ithilwens Grab; Legolas war bei ihm. Er hielt ihn im Arm, verharrte vor seiner Frau Grab und sah hinab, auf das einzige, was sie ihm hinterlassen hatte. Den größten Schatz, den er jemals besessen hatte.
 

Und so wuchs der junge Prinz heran, und es war allen im Palast und in der Stadt, ja im ganzen Land, eine Freude, ihn zu betrachten.
 

Legolas hatte ein makellos schönes Gesicht, seine Züge waren fein und doch markant; aus eisblauen Augen, strahlend wie Saphire und tiefgründig wie die Tiefen des Meeres, blickte er in die Welt und kaum jemand vermochte, seinem Blick länger stand zuhalten, als er musste. Langes, helles Haar fiel ihm über seine Schultern und wehte, wenn er vergnügt durch den Palast sauste, auf der Suche nach seinem Vater. Er war groß und schlank von Statur, immer ein wenig größer als andere seines Alters, und eine Freundlichkeit ging von ihm aus, verbunden mit Mitgefühl, Freude oder Trauer für denjenigen mit dem er sprach, die das Volk nicht selten an Ithilwens Eigenschaften erinnerte.
 

Schon im zarten Alter (Menschenkinder mochten wohl fünf Jahre alt sein) entwickelte der kleine Prinz ein besonderes Talent im Umgang mit Pfeil und Bogen; seit er in seinen adar das erste Mal hatte gegen seine Leibgarde als Übung hatte kämpfen sehen, wünschte er, den Umgang mit eben jenen ebenso zu beherrschen. Man lehrte ihm alles, was er wissen musste, er war ein wissbegieriger Schüler, lernte schnell und wurde unter der praktischen Lehre seines Vaters bald zum besten Schützen der Stadt, obwohl er noch ein Kind war, im menschlich gesehenen Alter von acht Jahren. Es kam nicht selten vor, dass er sich nachts aus seinen Gemächern stahl, um heimlich auf die großen Übungsplätze zu schleichen und seine Fähigkeiten zu verbessern.
 

Nun war Legolas jedoch, je älter er wurde, stur und weigerte sich oft, an Festen teilzunehmen. Er mochte die Kleidung nicht, die er da zu tragen hatte und hasste es, lange still zu sitzen. Der Ruf der Freiheit, der Wälder und seiner Studien im Umgang mit seinen Waffen schien ihn immer dann am stärksten zu rufen, wenn er beinahe unbeweglich neben seinem Vater sitzen und Versammlungen, Audienzen und Feiern beiwohnen sollte.
 

Lieber streunte er mit seinem besten Freund Fáhir durch die Wälder, beide mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Der Prinz besaß noch ein langes weißes Messer, das sein Vater ihm einst geschenkt und vorher aus Lothlórien, einem anderen Elbenreich, das seiner Verwandten, mitgebracht hatte.
 

Fáhir war der Sohn des Obersten Heerführers König Thranduils: Ringil, Sohn des Heredir. Er war etwa im gleichen Alter wie der Prinz, ebenfalls groß und schlank von Statur, nur um zwei Finger breit kleiner als sein Freund; doch seine Erscheinung zeichnete sich stark von dem Legolas' ab. Dunkles, ja schon schwarzes Haar umrahmte sein markantes, edles und doch elbisch schönes Gesicht. Seine Augen waren von grüner Farbe, wie Smaragde musterten sie jeden, der sich in ihnen verfing; und er war der, der Legolas in der Kunst des Bogenschießens wohl am nächsten stand. Seit sie ganz klein gewesen waren, waren die beiden jungen Elben Freunde gewesen ... und nun sollte sich jene Geschichte zutragen, die ihre Freundschaft festigen sollte, sodass kein Schwert, kein Fels, kein Schmerz sie je wieder brechen konnte ...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück