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Tochter Satans

von

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Es ist Zeit nach Hause zu kehren...

Kapitel 18
 

Es ist Zeit nach Hause zu kehren…
 

Scrall Rabells Sicht
 

„Nicht so schnell, ruhig Blut, lass dich doch erst mal ansehen!“, riss mich plötzlich eine tiefe, rauchige Stimme aus meinen Gedanken, sodass ich ruckartig stehen blieb und den Shinigami vor mir mit offenem Mund anstarrte. Er war etwa um die 2 Meter groß, vollkommen schwarz und sah Kyu unglaublich ähnlich, wären seine kurzen, igelartigen Haare nicht feuerrot und damit der einzige Farbton in seiner sonst schwarzen Gestalt gewesen. Ich legte den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können: „Wer bist du?“ Meine Stimme war kalt und nicht ein einzige Funke Wärme darin heraushörbar. Woran das lag, weiß ich selbst nicht, dabei empfand ich ihm gegen über nicht die geringste Abneigung. Mit war es schlicht und einfach egal, stellte ich mit Erstaunen fest.
 

Statt zu antworten, beugte sich das Ding einfach vor und klopfte mir rauchig lachend auf den Kopf: „Ja, du kommst wirklich auf mich, du bist wunderschön! Mein Mädchen! Tja, also mein Name ist egal, nenn mich Daddy!“ Abschätzend blickte ich ihn an. Hoffentlich täuschte er sich, denn so ähnlich wollte ich ihm nicht sein, denn ehrlich gesagt… er war ziemlich hässlich! Wenn das wirklich mein Vater sein sollte, musste Liebe entweder wirklich blind machen, oder Mom hatte eine eindeutige Geschmacksverirrung!
 

Kopfschüttelnd verscheuchte ich den Gedanken schnell wieder, noch bevor ich ihn zu Ende fassen konnte und blickte abwartend zu meinem Vater auf: „Schön, dann wäre das ja geklärt! Lässt du mich jetzt durch? Ich muss zur Schule!“ Ich konnte nicht anders, als selbst verwundert über den schnippischen Unterton meiner Stimme die Stirn zu runzeln. So scharf hatte ich eigentlich gar nicht zu sprechen geplant. Mein Vater schien ebenfalls ziemlich überrascht zu sein, seine Kinnlade klappte jedenfalls ziemlich unorginell bis zum Anschlag herunter: „Das ist deine einzige Reaktion? Dass du zur Schule willst?“

Diesmal fauchte ich ihn ganz bewusst drohend an, er hatte meine Nerven einfach überstrapaziert, ich weiß nicht warum, aber irgendwie war ich an diesem Tag besonders kratzbürstig aufgelegt: „Was hast du denn gedacht? Das ich dir heulend vor Glück in die Arme springe? Einem völlig Fremden?“ Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen, offenbar hatte er tatsächlich zumindest mit so etwas ähnlichem gerechnet. Dennoch empfand ich kein Mitgefühl. Ich hatte meinem Vater noch nie nachgetrauert, ich hatte nie einen haben wollen, ich hatte ihn nie gemocht… nein, das war kein nicht mögen mehr, ich hatte ihn gehasst! Aufs tiefste verabscheut und verachtet!
 

Eins musste man ihm lassen, er fing sich schnell. Nach wenigen Sekunden wurde aus der Grimmasse ein breites Grinsen: „Komm mit mir in die Unterwelt!“
 

Kälte –

Mir war kalt.
 

Nässe –

Ich war von oben bis unten völlig durchweicht.
 

Wut –

Ich war stinkwütend.
 

Ja genau, Kälte, Nässe und Wut: die einzigen drei Worte, an die ich mich ich mich noch erinnern kann, dass sie in diesem Moment durch meinen Kopf spuckten. In einem durchgehenden Mantra, immer in derselben Reihenfolge. Es war das erste Mal, dass ich handelte, mit den Gedanken jedoch völlig woanders war. Während ich im Kopf noch immer zu nichts anderes fähig war, als zu den Worten Kälte, Nässe und Wut, handelte mein Körper selbst, wirbelte einfach herum und rannte, rannte los, direkt nach Hause.
 

Ich wollte bloß noch eins:
 

Weg von diesem ganzen Unfug, einfach nur nach Hause, unter meine Decke verkriechen und warten, bis alles vorbei und vorüber war. Wenn alles der Vergangenheit angehört, einer Vergangenheit, von der ich mir sicher sein kann, dass sie mich niemals einholen wird.
 

Nie wieder!
 

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Lächelnd drückte ich meiner Mutter die Suppe in die Hand und ließ mich danach auf den alten klapprigen Holzstuhl auf der anderen Seite des Küchentisches fallen. Dankend tauchte sie eins der Brötchen in die Schüssel, biss hinein und stellte mir zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag die wohl selbstverständlichste Frage, mit der ich nach meiner Aktion wohl hatte rechnen müssen: „Sag mal, Schatz musst du nicht zur Schule?“ Drohend zog sich mein Magen bei der Lüge zusammen, trotzdem zwang ich mich zu einem Lächeln und blickte zu ihr auf: „Nein, ich habe heute frei bekommen für die nächsten Tage.“ Gut, dass unser Telefon letzte Woche den Geist aufgegeben hatte, sonst wäre Mom wohl spätestens hinter meine Lüge gekommen, als die Schule zu Hause anrief, um sich über mein Fehlen zu beschweren.
 

Ich kam mir einfach nur unglaublich feige vor. Immer hatte ich mich meinen Problemen gestellt, jede noch so große Herausforderung angenommen und nun? Ich schwänzte die Schule und rannte davor davon, nur weil ich Angst hatte. Angst, vor dem was vor mir lag. Angst vor meiner Zukunft, von dem was ich war und werden würde.
 

Um die erdrückende Stille, die nun an unserem Tisch aufkam zu unterbrechen, lehnte ich mich vor, über den Tisch hinweg und drehte das Radio an: „Darum berichten wir nun von den immer häufiger auftretenden öffentlichen Ärgernissen im Umkreise Tokyos. Der wohl bekannteste Täter, Note hinterlässt immer häufiger seine Spuren der Verschmutzung in den Straßen und Ecken. Inzwischen macht er nicht einmal mehr Halt vor Zügen oder anderen Gegenstände von erheblich größerem Schaden. Die inzwischen anstehende Summe, die durch den Sachschaden entstanden ist liegt inzwischen bei rund 4-…“ Noch bevor die Reporterin die Summe nennen konnte, schaltete ich das gottverdammte Gerät wieder ab und zischte bloß noch ein gepresstes „Scheiße“ durch die Zähne hindurch. Das Problem hatte ich in dem ganzen Chaos vollkommen vergessen. Fluchend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und fuhr mir mit ihnen anschließend verzweifelt durch die Haare.
 

//Gott, was bin ich doch für ein Idiot… Ich habe es Light tatsächlich erklärt… LIGHT! Dem Menschen auf der Welt, dem ich wohl am wenigsten Trauen kann!//
 

Kopfschüttelnd bedachte Mom das Radio mit einem empörten Blick: „Also wirklich… so etwas unverantwortliches! Die armen Eltern, so ein ungezogenes Kind zu haben muss furchtbar sein. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe und nicht so ein verzogenes Gör, wie diesen Note!“ Bei ihrem letzten Satz schenkte sie mir ein offenes lächeln, was so viel sagte wie, mein Schatz ist der beste. Wiederwillig zwang ich mir ein gequältes Lächeln auf die Lippen, krallte mich aber gleichzeitig haltsuchend in die mit Blümchen verzierte Tischdecke. Es musste nicht einmal groß viel passieren, und dennoch spürte ich, wie sich die Schlinge um meinen Hals langsam aber sicher immer weiter zu zog, mit dem unausgesprochenen Versprechen, mir früher oder später den Rest zu geben.
 

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Mit dem Rücken nach unten lag ich wach in meinem Bett. Nach draußen und Verbrecher spielen kam nicht in Frage… ebenso wenig, wie schlafen. Ich wusste, selbst wenn ich es versuchen würde, würde es mir nicht gelingen, ich würde höchstens wieder zu meinem Vater abschweifen, worauf ich gerne verzichten konnte und um mich rauszuschleichen und meinen Job zu erledigen war ich schlicht und ergreifend einfach zu müde. Nicht auf die Art und weiße müde, dass man bloß die Augen schließen muss und sofort einschläft, sondern viel mehr so ermüdet, dass die Glieder taub wurden und man sich einfach nur noch vorkommt, wie ein alter Luftballon, aus dem die Luft rausgelassen wurde. Und dennoch kribbelte es in meinen Füßen, so als würde eine Armee von Ameisen langsam meine Zehen hinauf klettern und sich immer weiter meine Beine entlang zu angeln. Ich wusste, was mein Körper wollte, doch mein Verstand, der diesen kontrollierte wollte etwas ganz anderes und hatte den Körper wunderbar im Griff.
 

Während meine Beine einfach nur noch laufen, nein rennen wollten schien mein Kopf den Körper zu versteinern, denn diesen Drang hatte ich schon einmal verspürt. Damals war ich ihm nachgegangen und rannte direkt in eine andere Dimension, aus der ich bloß mit diesem Unheil bringenden Death Note entkam, jetzt aber brüllte mein Verstand, er wolle hier bleiben, sich nicht vom Fleck rühren und nie, nie wieder auch nur in die Nähe meines Vaters gelangen.
 

Gerade, als ich mich knarzend im Bett herum, von der Wand weg, drehen wollte, zuckte ich erschrocken zusammen. Eine kalte, raue Hand lag auf meiner nackten Schulter und strich langsam meinen Arm hinab, in Richtung Ellenbeuge. Auf ihrem Weg hinterließ sie eine leichte Gänsehaut und die feinen Härchen auf meinem Arm stellten sich auf, dem fremden entgegen. Ich wagte nicht, zu atmen oder mich gar zu bewegen. Still lag ich da und ließ die Berührung geschehen. Erneut schienen Körper und Geist in Zwietracht: Meinem Körper gefiel es, der Geist jedoch legte schiere, bloße Angst vor. Ich wollte den Mund öffnen, dem Fremden sagen, er sollte die Hand weg nehmen, doch ich bekam ihn nicht auf. Es war, als wäre jede Funktion zum Betreiben meines Körpers eingestellt worden.
 

„Nicht der Abschied ist das schlimmste, muss du wissen… Glaub mir, gehen zu müssen, ohne auch nur ein Wirt des auf Wiedersehens gesprochen zu haben ist weitaus schlimmer.“
 

Das war das letzte was ich hörte. Dann wurde mir schwarz vor Augen und mein Geist verlor ebenso die Funktion, wie mein Körper zuvor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-11-26T19:21:20+00:00 26.11.2014 20:21
bitte bitte schreib weiter

Antwort von: abgemeldet
26.11.2014 22:32
Werde mir Mühe geben^^


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