Zum Inhalt der Seite

Die Legende von Shikon No Yosei

Das Schicksal einer Elementarmagierin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es hat wirklich, wirklich ewig gedauerte diese Story zu schreiben und fragt mich nicht, warum. Irgendwie hin ich im ersten Absatz, obwohl der Ablauf bereits feststand ... Jedenfalls als dann endlich der Knoten geplatzt war, hab ich den Rest einfach runtergeschrieben.

Diese Geschichte spielt in der Welt von Guild Wars 2; einem Online-Rollenspiel, das von ArenaNet entwickelt wurde. Die Handlung jedoch ist der Fantasie von Ami Diana Saphira Mercury entsprungen.
Nicht einmal ein Wesen, welches zwischen dem Diesseits und dem Jenseits wandelt, wird ewig leben können … Alles hat einen Anfang und ein Ende – ebenso wie einen Preis.
Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erzählung 04: Das Schicksal eines Orakels

Orakel Seira

Lange bevor die »Klinge des Schicksals« gegründet worden war und der Erfolg von »Team Shiko« nur in Träumen existierte, hatten die Norn, geleitet von den Geistern der Wildnis und ihrem damals größten Helden Asgeir, sich eine neue Heimat in den Südlichen Zittergipfeln schaffen müssen. Zu jener Zeit bildete sich auch eine fanatische Gruppierung, genannt die Söhne Svannir´s, welche die Drachenverderbnis – vor allem natürlich Jormag´s Eisbrut – nicht als Fluch … sondern vielmehr als Segen betrachteten und den Luftdrachen anbeteten. Mit simpler Propaganda beginnend, wurden sie jedoch schon sehr bald zu einer massiven Bedrohung für das frisch errichtete Hoelbrak. Einige Norn meldeten sich freiwillig, um die Störenfriede aus der Stadt zu jagen … doch ihre Gegenwehr war beträchtlich und der Kampf forderte einen hohen Blutzoll. Unter den Gefallenen befand sich auch Fenris. Aber er war noch mehr, als nur ein tapferer Krieger – der liebende Ehemann von Seira. Seira – die Tochter eines einfachen Fischers und einer Bäuerin, kein Kind großer Helden. Und dennoch hatte besonders dieser Teil ihrer Gesellschaft sie schon seit frühester Kindheit fasziniert. Doch die Vorsehung war ihr im Umgang mit Waffen nicht hold gewesen … weder Schwert, Axt, Hammer noch Pfeil und Bogen oder selbst mickrige Dolche vermochte die junge Norn entsprechend einer jeweiligen Klasse zu führen. Stattdessen war ihr der Pfad der Magie gegeben – Illusion, Täuschung und Verwirrung waren ihr von der Vorsehung gegebenes Spezialgebiet als Mesmer. Nur Fenris war dieser Art von Zauber nicht erlegen … er war ihrer Schönheit, Anmut und Herzlichkeit verfallen. So war es kaum verwunderlich – ehrlich gesagt wunderte es bei aller Anhimmelung wirklich niemanden in der Hauptstadt –, dass er, sobald er die Manneswürde erlangt hatte, bei Seira´s Eltern um ihre Hand anhielt. Noch bevor ihre Vermählung stattgefunden hatte, gehörten ihr Vater und ihre Mutter zu den Opfern der Söhne Svannir´s. Und Opfer war damit wörtlich gemeint – jeden Vollmond töteten sie Jormag zu Ehren eine handvoll Norn am Schrein, welchen sie ihm zu Ehren errichtet hatten. Deshalb hatte sich Fenris dem Kampf gegen sie sofort angeschlossen. Deshalb war auch er gestorben. Deshalb konnte ihm Seira nicht mehr erzählen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug – jener Nachkomme seiner Sippe, der sein größter Wunsch gewesen war … Es stürzte Seira beinahe in Verzweiflung. Schließlich suchte sie Trost im Gebet zur Schneeleopardin, der Schutzpatronin der weiblichen Norn und besonders der Mütter.

So wurde Havroun Nisalla auf sie aufmerksam, nahm sich ihrer Trauer an: „Ich verstehe, wie sehr du leidest … doch bedenke, dein Kind braucht dich! Fenris war ein ehrenhafter Mann – ich bin sicher, er hat den Weg durch die Nebel zur Halle unserer Ahnen gefunden. Dort wird er auf dich und seinen Erben warten.“

Von da an hielt sich Seira beinahe ununterbrochen am Schrein auf. Sie half Nisalla unter anderem beim Versorgen der Schneeleopardenjungen – eine der Hauptaufgaben der Priesterinnen. Mit den Wochen keimte in ihr die Hoffnung und der Wunsch, die Nachfolgerin der Havroun zu werden – denn als solche wäre es ihr möglich, in die Nebel hinüber zu treten und vielleicht konnte sie Fenris dann berichten, dass sich sein größter Wunsch doch noch erfüllen würde. Aber als die Norn Nisalla schließlich darauf ansprach, wurde sie bitter enttäuscht – ein Waisenmädchen namens Arga sollte das Privileg der Schamanenausbildung erhalten.

Wütend warf Seira ihrer Fast-Meisterin vor: „Ich dachte, du würdest meine Unterstützung wertschätzen und ich könnte in deine Fußstapfen treten!“

„Diese Position ist für dich vollkommen undenkbar …“, entgegnete Nisalla ruhig, „Davon abgesehen solltest du wissen, dass es die Schneeleopardin ist, die diese Entscheidung fällt. Ich bin dir dankbar für deine Hilfe und am Schrein wird es auch stets einen Platz für dich geben, doch-“

Ehe sie zu Ende sprechen konnte, nahm Seira weinend Reißaus – sie wollte kein einziges Wort mehr hören. Das Schicksal war grausam genug gewesen, als es ihr ihren Liebsten so früh entrissen hatte. Nun auch noch ihren letzten Rettungsanker, um Fenris noch ein letztes Mal gegenüber zu treten ... Warum eigentlich? Wieso sollte es ihr nur durch Lehren eines Havroun möglich sein, die Nebel lebend zu betreten? Wenn Nisalla sie nicht unterweisen wollte, in Ordnung – Seira würde selbst einen Weg finden! Sie war immerhin eine Norn … Aufgeben war für ihr Volk nun wirklich keine Option. So zog sich Seira täglich an einen entlegenen Ort zurück, um zu meditieren, sich auf die Nebel zu fokussieren. Tage, Wochen, gar Monate zogen an ihr vorbei – dann, etwa einen Mondzyklus vor der Niederkunft, öffnete Seira ihre Augen nicht in der ihr bekannten verschneiten Landschaft. Sie stand auf einer sattgrünen Wiese, auf der die schönsten Blumen in allen Farben blühten. Inmitten dieses Paradieses ragte ein großer Felsen aus dem Boden heraus, auf dem ein Mann mit langem, grauen Bart, eigentümlicher Kleidung und überdimensionalen Hut saß. Die Augen hielt er geschlossen, die flachen Hände ruhten auf seinen Oberschenkeln.

„Willkommen in den Nebeln …“, sagte er, ohne seine Position zu verändern, „Mein Name ist Suun, ich bin das Orakel der Nebel. Was führt Euch hierher? Der Tod umgibt Euch – aber Ihr selbst … seid noch nicht tot.“

Norn knieten vor niemandem, Norn erniedrigten sich nicht, Norn ließen niemals Schwäche die Oberhand ergreifen – dennoch sank Seira zu Boden. Sie hatte es geschafft! Endlich war sie am Ziel ihrer Wünsche angelangt … Oder fast zumindest immerhin müsste sie Fenris erst noch finden.

„Ich bin Seira vom Volk der Norn und suche meinen Mann. Ich will … ich muss ihm etwas mitteilen. Kannst du mir helfen?“, antwortete die Norn wieder etwas gefasster.

Diesmal zeigte Suun´s Gesicht eine Regung – er öffnete die Augen, ging auf sie zu und erklärte: „Es tut mir sehr leid, Kind – den Lebenden ist es nicht gestattet, unter den Geistern zu wandeln. Doch sagt mir, wie seid Ihr überhaupt hierher gelangt?“

Seira schluckte schwer über diese Neuigkeit, ehe sie etwas erwidern konnte: „Dann … dann kannst du ihm vielleicht eine Nachricht von mir überbringen? Du bist schließlich auch hier. Und ich … ich habe Monate trainiert, um mein Ziel zu erreichen. Ich wollte Fenris so unbedingt wiedersehen, um ihm von seinem Sohn zu erzählen, den ich in mir trage.“

„Ihr tragt ein Kind?!“, entfuhr es Suun schockiert, „Sei-Seira, ich … Die Aura des Todes, die Euch umgibt … stammt von Eurem ungeborenen Kind …“

Noch während die Mesmer zu verstehen versuchte, was das Orakel ihr eröffnet hatte, schlug sie die Augen bereits im verschneiten Wanderer-Hügel auf – unter entsetzlichen Schmerzen in ihrem Unterleib. Mühevoll schleppte sich Seira an den einzigen Ort, an dem sie auf Hilfe hoffen konnte – zum Schrein der Schneeleopardin. Doch für ihren Sohn kam jede Hilfe zu spät … es kam still zur Welt.

„Seine Seele hatte ihn verlassen …“, meinte die Havroun mitfühlend, „Seien die Geister der Wildnis ihm gnädig und geben ihm die Gesandten sicheres Geleit in die Nebel …“
 

Sie war ein Frack. Seit Tagen hatte sie weder gegessen noch getrunken geschweige denn geschlafen. Sie wünschte sich den Tod, sie sehnte ihn sogar herbei! Denn so wäre sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn wiedervereint … Und obwohl Norn weit zäher waren als Menschen, verließ Seira das Bewusstsein. Ohne sie sich darauf konzentriert hatte, erwachte sie auf jener Wiese – erneut stand ihr dort Suun gegenüber.

„Ihr seid zurück … Mein Beileid für Euren Verlust. Es war der Preis für Eure Fähigkeit zum Übertritt. Die Nebel haben seine Seele verzerrt …“, sprach er sie an.

Seira hätte nicht gedacht, dass ihr Schmerz noch größer werden könnte – doch sie hatte nicht nur ihr Kind verloren, sie selbst trug Schuld daran! Sie hatte es zu verantworten, dass Fenris´ Vermächtnis nicht überdauern würde … Deshalb also hatte Nisalla sie als Nachfolgerin abgelehnt – ihr war klar gewesen, was es Seira kosten würde.

„Meine ganze Familie ist bereits in die Halle unserer Ahnen eingegangen … Ich verdiene diese Ehre nun nicht mehr.“, meinte Seira mit verzweifelter Stimme, „Bitte … Was kann ich tun, um zu sühnen?“

Suun schwieg eine Weile, während er auf- und ab lief, schließlich erklärte er: „Das mag Euch jetzt vielleicht makaber erscheinen … aber ich glaube, wir sind uns nicht grundlos begegnet. Hier wird die Astralform oder auch >wahre Form<, die Erscheinungsgestalt der Seele angenommen. Nur dem Orakel ist es möglich in Fleisch und Blut hinüber zu treten – wie Ihr sehen könnt, bin ich ein alter Mann, der die Lebenszeit eines Menschen weit überschritten hat … Für mich ist die Zeit gekommen, einen Nachfolger zu erwählen. Ich spüre bei Euch eine entsprechende Affinität und Faszination für die Gefilde der Nebel.“

Mit allem hätte Seira gerechnet, allerdings nicht mit einem solchen Angebot … Es gab nichts mehr, was sie an ihr altes Leben band. Wäre dies nicht die Chance, die sie sich wünschte? Möglicherweise wäre es ihr sogar vergönnt, einmal Fenris oder gar ihren Sohn zu treffen … Und Suun hatte recht – die Nebel übten eine eigenartige Anziehung auf sie aus.

„Die Geister der Nebel sind voller Freude und Zufriedenheit … doch in ihnen genauso Trauer und Leid. Als künftiges Orakel müsst Ihr alle Facetten kennengelernt haben, um sie richtig deuten zu können …“, fuhr Suun nach dieser kurzen Pause fort.

Seira neigte ihr Haupt vor ihm, während sie antwortete: „Ich danke dir … Meister. Ich verspreche, du wirst deine Wahl nicht bereuen.“

Ein seltenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er entgegnete bestätigend: „Keine Sorge, ich werde Euch alles lehren und auf Eure Aufgabe vorbereiten.“

Suun nahm die Kette von seinem Hals ab. Daran hingen mehrere bunten Perlen und in der Mitte prangte eine große, schwarze Kugel. Er legte sie Seira um, die daraufhin kurz verschwand, ehe sie wenige Stunden später wieder auftauchte.

„Durch diesen Stein kann Eure körperliche Gestalt die Nebel betreten und verlassen.“, erklärte das Orakel und begann einen Vortrag über die grundlegenden Aufgaben seiner beziehungsweise ihrer künftigen Position.

Als Orakel der Nebel wäre sie gleich der Führerin dieser Gefilde – gleichzeitig jedoch stand sie nicht über den Gesandten, welche die Seelen geleiteten. Allerdings fiele es ihr zu, in den Bewegungen der Nebel zu lesen … besondere Ereignisse vorherzusehen und den Kern einer Seele zu ergründen. Da Seira eine Mesmerin war, hatte sie einen klassengegebenen Vorteil – sie konnte jede Art von Illusion durchschauen und kannte bereits Wege, die Gedanken von anderen zu erkennen. Manchmal würde sie auch entscheiden müssen, was mit einer Seele geschah – nicht jeder war es wert, in die Nebel einzugehen …

„Das Orakel ist das Zentrum der Nebel … Bei uns fließen alle Aspekte zusammen – wir halten die Nebel im Gleichgewicht.“, beendete Suun seinen Monolog, „Habt Ihr das soweit verstanden?“

Die Rothaarige nickte entschieden. So wie für ihr Volk die Geister der Wildnis alles zusammen- und erhielten, war hier das Orakel das Sinnbild. Suun wirkte zufrieden und führte Seira weiter. Er zeigte ihr jeden Winkel – die friedlichen Gestaden, in denen die Seelen in Ruhe einkehrten; die Zwischendimension, in denen die Geister lebten, die auf der Erde noch etwas zu erledigen hatten; den Bereich, in dem jene Seelen schliefen welche dem ewigen Zyklus folgend auf ihre nächste Wiedergeburt warteten; den Riss des Kummers, in dem des Gottes Balthasar Ewige Krieger gegen die Schattenarmee seines Halbbruders Menzies kämpften; das Grab der altehrwürdigen Könige; die Unterwelt, welche von Grenth regiert wurde, und in der vor allem die schrecklichsten Verbrecher in den tiefsten Tiefen versiegelt wurden sowie die Residenz des Orakels selbst, in der es unter anderem einen gewaltigen Spiegel gab, der seinem Besitzer jeden Ort auf der Welt in Vergangenheit und Gegenwart zu zeigen vermochte. Den Sitz der Sechs Götter dürften sie nur mit ausdrücklicher Erlaubnis sehen – für Seira würde dies der Moment sein, wenn sie einst das Amt von Suun übernehmen würde. Und die Halle der Helden hatte er ihr für den Moment noch vorenthalten, um sie nicht von ihrem Pfad abzubringen …
 

Die Zeit verflog – so fern man in den Nebeln überhaupt von »Zeit« sprechen konnte. Erst hatte Suun ihr einige Übungen aufgegeben, um ihren Geist zu schulen. Anschließend hatte sie ihm bei seiner Arbeit assistiert.

Bis zu jenem Moment, da er ihr verkündete: „Seira … es ist soweit. Ihr seid bereit für den letzten Schritt, der Euch bemächtigt, meine Nachfolge anzutreten. Ihr müsst >Weh no Su< werden … das bedeutet, Ihr müsst näher an die Sterne kommen und die Avatare von vier Himmelskörpern besiegen! Die Sterne im Nachthimmel lassen mit ihrem Licht Ebenbilder ihrer selbst auf der Welt entstehen … Kaijun Don, die Kirin … die Verkörperung der Verderbtheit, vom reinen Guten zum reinen Bösen gewandelt. Kuonghsang, der Schildkrötendrache … der ewige Widerspruch, weder dies noch das. Hai Jii, der Phönix … das Pendant des ewigen Feuers, das in der Unterwelt brennt. Und schließlich, von allen am mächtigsten … Tahmu, der Drache – die ständige Mahnung an Grausamkeit, Schmerz und Leid. Geht, Seira, mit dem Segen der Nebel!“

Auf einen Wink hin erschien vor ihr ein rundes, goldenes Portal. Mit geballten Fäusten schritt die Norn hindurch – Stolz war die prägnanteste Eigenschaft ihres Volkes und sie hatte nicht vor, diesem Teil ihres Seins auch noch Schande zu bereiten. Sie fand sich unter einem bunten Nachthimmel wieder – Blau-, Rot- und Violetttöne zogen über das Firmament. Verwirrt sah sie sich um und entdeckte das stellare Wesen. Kaijun Don´s Körper bestand lediglich aus einer Ansammlung von Licht und Sternen – was unweigerlich bedeutete, ein physischer Angriff würde keine Wirkung auf sie haben … Zum ersten Mal freute sich Seira sichtlich, dass eine eine der wenigen Magiekundigen der Norn (gewesen) war. Als die Kirin auf Seira aufmerksam wurde, setze sie zu einem wilden Galopp an. Sofort wirkte die Mesmer den Effekt ihres Spiegelbilder-Zaubers, womit sie zwei illusionäre Klone von sich erschuf, welche die Aufmerksamkeit von Kaijun Don auf sich zogen. Gerade, da die Himmlische die beiden erreicht hatte, zerschmetterte sie ihre Abbilder und Kaijun Don unterlag dem Schadens des »Geistigen Wracks«. Zufrieden mit ihrem ersten Sieg ging sie weiter durch das endlose Gelände, in dem sie nirgends anzukommen schien. Was hatte Suun einmal gesagt? »Die Nebel sind alles und nichts – sie haben keinen Anfang und kein Ende. Hier gibt es keine Entfernungen und keine Zeit.« Für einen Moment nur schloss Seira die Augen und erschuf augenblicklich einen Chaosvortex an jener Position, an der Kuonghsang auftauchte – beziehungsweise zu der sie sich hatte hinziehen lassen. Allein durch Willenskraft hatte sie den Ort gewechselt; anscheinend galt dieser Test nicht nur ihren kämpferischen Talenten. Der Schildkrötendrache verlor sich in der wirbelnden Energie und löste sich auf … Die nächste Herausforderung musste sie mit Köpfchen angehen, denn Hai Jii war ebenfalls ein Mesmer. Welche Schwäche ihrer Klasse konnte sie ausnutzen? Ein jede Illusion würde er sofort durchschauen und zerstören … Mesmer waren stark im Geist, doch körperlich schwach! Seira dachte zurück an Hoelbrak, an die große Halle … und deren Waffenkammer. Kaum, dass Hai Jii sich ihr zeigte, ging ein Schauer aus Klingen auf ihn nieder, welche aus einer temporären Öffnung zwischen den Dimensionen regneten. Der Phönix schrie auf in seiner Niederlage. Damit hatte die Rothaarige nur noch einen Gegner vor sich – laut Suun, den stärksten unter ihnen, einen mächtigen Elementarmagier, den Feuer, Blitz, Wasser und Erde gehorchte … Von seiner gewaltigen Gestalt überrascht, erstarrte Seira – Tahmu nutze ihr Zögern für einen Angriff und schleuderte ihr einen Blitzschlag entgegen. Vom der drohenden Gefahr wachgerüttelt, riss sie einen schützen Vorhang hoch, an dem der Zauber abprallte. Stern oder nicht – jedes Wesen im Universum hatte Gefühle und Ängste, selbst schier allmächtige Drachen! Besonnen spurtete Seira los, wich seinen Feuerbällen aus und suchte nach einen geeigneten Position. Normalerweise konnte sie sich gerade einmal für eine einzelne Sekunde unsichtbar machen … doch in den Nebeln existierte Zeit als Gefüge im Grunde ja nicht. Allein das, woran sie glaubte, war hier Wirklichkeit. So verschwand die Mesmer vor Tahmu´s Augen, der aufbrüllte in seinem Zorn und wild um sich feuerte. Unsichtbar hieß jedoch nicht unverwundbar – daher beeilte sich Seira, ihn mit trügerischen Bilder seiner schlimmsten Angst zu belegen. Der Himmlische wand sich, doch krümmte er sich immer mehr zusammen, die Flügel eng an seinen Körper gepresst … Ein solches Wesen fürchtete vor allem anderen einen Käfig … den Verlust seiner Freiheit. Unter diesen seelischen Schmerzen gab er sich geschlagen. Seira hielt sich die Hand vor den Mund, unterdrückte ein Schluchzen – sie hatte es tatsächlich geschafft! Eine goldene Aura legte sich um sie, erfüllte sie mit positiver Kraft und mit einem Mal konnte sie überall am Himmel stellare Geister sehen. Ob es auf der Erde eine Ewigkeit oder nur wenige Minuten gedauert hätte, ehe sie Suun wieder gegenüber stand, hätte Seira nicht sagen können.

Ihr Meister lächelte sie stolz an und applaudierte ihr: „Ich wusste, Ihr wäret würdig meine Nachfolgerin zu werden.“

Von ihrer ersten Begegnung an, trotz aller Verwirrung und Trauer, die sie in sich getragen hatte, war da irgendetwas an ihr, das ihn an eine einstige Heldin Cantha´s erinnerte … Und damit meinte er nicht, ihr vom Feuer geküsstes Haar. In Seira´s Augen lag dieselbe Entschlossenheit, mit der jenes Mädchen ebenfalls gegen die Himmlischen angetreten war …
 

Und so wurde aus einer gebrochenen Frau das nächste spirituelle Oberhaupt der Nebel, welches noch nicht ahnte, dass dieses neue Leben nicht nur Erfüllung, sondern zudem Glück und eine tiefe Freundschaft mit sich bringen würde – mit eben jener Legende, an die sie Suun erinnert hatte …


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mein erster GW2 Chara ist geschafft! Allerdings geht es im nächsten Kapitel noch einmal einen Schritt zurück ... Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück