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A Piece of Paper

von

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Von Frau zu Frau

Umso später es wurde, desto mehr stieg die Stimmung. Kougyoku war froh, dass nach ihrem Gespräch mit Yunan schnell das Thema gewechselt wurde und auch niemand mehr ein Wort über die schlimmen Dinge, die ihre Familie angerichtet haben sollte, verlor. Hin und wieder vielen die Namen ihrer Brüder allerdings doch, jedoch nur, wenn man sich über sie lustig machte. Kougyoku sah lächelnd dabei zu, wie sich einzelne Männer über den einen oder anderen Witz köstlich amüsierten, auch wenn es ihr einen leichten Stich ins Herz versetzte. Selbst Judal wirkte nicht mehr ernst und genervt, sondern lachte oft und da es diesmal nicht auf Kougyokus Kosten war, fand sie, dass ihm dies verdammt gut stand.

Immer mehr Männer gingen und irgendwann saß sie nur noch mit knapp zehn Leuten in dem großen Raum. Laut Judal waren es die, die immer blieben und in dem Haus ihren Rausch ausschliefen. Kougyoku sah zu einer alten Holztreppe in einer Ecke des Hauses. Sie war ihr vorher schon einmal aufgefallen, allerdings hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, wo sie hinführen würde. Allem Anschein nach befanden sich in der ersten Etage Zimmer, die von den Gästen belegt wurden, aber vielleicht täuschte sie sich auch. Da es nun auch schon sehr spät war und sich allgemeine Müdigkeit breit gemacht hatte, dachte Kougyoku darüber nach, nicht auch um ein Zimmer oder einem Platz zum Schlafen zu bitten. Ihr war nicht wohl dabei, in einem fremden Haus mit lauter fremden Leuten zu übernachten, aber wenn nun langsam alle zu Bett gehen würden, blieb ihr nichts anderes übrig, denn ein Blick auf die Uhr, die hinter dem Tresen an der Wand hing, verriet ihr, dass sie noch gut zweieinhalb Stunden Zeit hatte, bis Masrur sie abholen wollte. Dass die Zeit aber nur dann schnell verging, wenn man Spaß hatte, hatte sie heute erst gelernt. Zudem dürfte es für die Prinzessin schwierig werden, wieder zu ihrem Begleiter zurück zu finden. Als Judal sie mitgenommen hatte, hatte sie nicht daran gedacht, sich den Weg zu merken. Ihr wurde bewusst, dass sie wohl oder übel wieder das Gespräch mit Yunan suchen und ihn um Hilfe bitten musste.

„Soll ich dir dein Zimmer zeigen?“

Wieder einmal erklang die fröhliche Stimme der alten Dame, die offensichtlich bemerkt hatte, dass Kougyoku mit ihrer Müdigkeit kämpfte.

„Nur, wenn Sie noch eins frei haben. Ich möchte mich wirklich nicht aufdrängen.“, antwortete sie und Judal verdrehte die Augen.

„Hör doch endlich auf, so höflich zu sein.“

Kougyoku verstand immer noch nicht, warum man sich darüber beschweren konnte. Im Palast war Höflichkeit an der Tagesordnung, auch wenn sich zumindest Kouha nicht immer daran hielt, doch dieser Ort war eben nicht der Palast und genau deshalb war er auch nicht ihr Zuhause, weshalb es nicht selbstverständlich war, dass man ihr einen Schlafplatz anbot. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, machte die Barkeeperin bereits eine Geste, die Kougyoku dazu auffordern sollte, ihr zu folgen und fügte noch mit einem Lächeln hinzu, dass sie Judal einfach ignorieren solle, was diesem überhaupt nicht passte. Kougyoku allerdings hielt dies ebenfalls für die beste Idee, folgte der anderen Frau und ließ ihren ehemaligen Begleiter empört zurück. Auf dem Weg zur Treppe sah sie noch kurz in Yunans Richtung, welcher sich bereits vor einer Weile umgedreht hatte und ihr nun lächelnd zunickte, was sie erwiderte.

Auf der Treppe wurde Kougyoku sehr schnell klar, wie alt das Haus bereits sein musste. Mit jedem Schritt knarrten die Stufen und schienen unter ihrem Gewicht nachgeben zu wollen. Die junge Frau war sich nicht sicher, ob sie heile oben ankommen würde, doch wenn sich auch andere Menschen, die wesentlich mehr Gewicht auf die Waage bringen dürften als sie, sich dort hoch trauten, dann war ihr Gewicht für die Treppe eher ein Geschenk des Himmels. Nachdem sie den Weg nach oben gemeistert hatte, fand sie sich vor einem Flur mit acht Zimmern wieder. Vier auf der rechten Seite, drei links und das Achte ganz am Ende des Ganges.

„Meine Zimmer sind leider nicht sehr groß, aber ich hoffe, dass es dir trotzdem hier gefällt.“, begann die Besitzerin und schob Kougyoku sanft den Gang entlang, als sie plötzlich stoppte.

„Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, oder?“, fragte sie und legte mit einem fassungslosen Blick ihre Hand an die Wange. „Kein Wunder, dass du so still bist! Mein Name ist Esra.“, fuhr sie fort und begann wieder damit, Kougyoku in die Richtung eines Zimmers zu schieben und ließ ihr somit gar keine Chance, etwas zu erwidern. Sie steuerten offensichtlich das Vierte Zimmer auf der rechten Seite an, vor dem sie auch letztendlich stehen blieben.

„Ich würde dir gerne dieses Zimmer geben, weil es direkt neben dem Badezimmer liegt und du als Frau bestimmt eher das Bedürfnis hast, ein Badezimmer aufzusuchen.“, scherzte sie und deutete auf die Tür vor Kopf.

„Vielen Dank, dass ich hier übernachten darf.“, sprach Kougyoku schüchtern und Esra winkte ab.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich vor die Tür setzen würde! Grade bei einer so jungen, hübschen Frau muss man aufpassen und dann auch noch um die Uhrzeit!“

Die Prinzessin stimmte ihr nickend zu, wobei sie eher wegen des plötzlichen Kompliments ablenkt war. Es war nichts Neues, dass man sie hübsch nannte, dies hörte sie im Palast häufig, doch so etwas von einer Fremden zu hören, war etwas anderes.

„Nun lass uns aber rein gehen, du musst ja schrecklich müde sein.“

Und schon öffnete Esra die schmale Holztür und ermöglichte den Blick, auf ein spärlich eingerichtetes Zimmer. Der Raum war zwar nicht so groß wie Kougyokus Zimmer bei ihr Zuhause, jedoch besaß es genügend Platz. Alle Möbel waren ebenfalls aus Holz, wobei das Mobiliar zwei Betten, eins am Fenster und eins an der Wand gegenüber, eine kleine Kommode und einen Stuhl umfasste. Es war auf keinen Fall vergleichbar mit ihrem Zimmer im Palast, doch für Kougyoku war es perfekt. Dies war genau das, was sie sich von einem Leben außerhalb der Palastmauern vorgestellt hatte. Ein kleines, gemütliches Zimmer an einem Ort, an dem sie völlig sie selbst sein konnte. Esra schloss die Tür hinter ihr und sah Kougyoku dabei zu, wie sie alles lächelnd beäugte.

„Es tut mir leid, dass meine Jungs vorhin lauter geworden sind.“, sprach sie mitleidig und sah beschämt zu Boden. Kougyokus Lächeln verschwand nicht, während sie sich zu der alten Frau umdrehte. Die Tatsache, wie herzlich Esra die anderen betitelte, brachte sie fast zum Schmunzeln.

„Manchmal habe ich das Gefühl, Yunan ist der einzig Vernünftige von ihnen. Bitte sei ihnen nicht böse.“, seufzte sie und sah zu Kougyoku.

„Bin ich nicht, sie haben ihre Gründe.“

Esra lächelte wieder, als sie diese Worte hörte. Sie schien sich wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben, was Kougyoku nun von ihr und den Männern halten würde.

„Sie sind froh, dass sie nun in Ruhe leben und den Schmerz vergessen können. Ihnen geht es schon lange wieder gut, nur Judal scheint nicht vergessen zu wollen…“

Sie wurde gegen Ende immer leiser und sah angespannt Richtung Boden, so als wäre sie sich nicht sicher, ob sie Kougyoku nun davon erzählen sollte. Das Lächeln der Prinzessin verschwand und sie sah besorgt zu Esra.

„Was ist mit ihm?“, fragte sie vorsichtig und hoffte, damit nicht einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Yunan hatte ihr zwar grob erklärt, worum es ging, jedoch hatte er vielleicht bewusst Judal außen vor gelassen. Aber vielleicht belastete den jungen Mann auch etwas, was der Magi gar nicht wusste.

„Judal ist einfach noch sehr jung…“, begann sie und schaute wieder auf. „Es ist noch nicht genug Zeit vergangen.“

Kougyoku nickte leicht und versuchte Esra damit zu signalisieren, dass sie verstanden hatte. Die ältere Frau fing wieder an zu lächeln

„Ihr seid euch sehr ähnlich, was eure Vergangenheit betrifft. Er hat auch seine Eltern verloren, als er grade mal ein Baby war.“

Ihr Lächeln verschwand nicht, doch in ihrem Blick lag Trauer, als sie an der Prinzessin vorbei aus dem Fenster sah.

„Er war bestimmt sehr überrascht, als er deine Geschichte gehört hatte, denn er kann deinen Schmerz am besten nachvollziehen.“

Kougyokus Herz zog sich zusammen, als sie den Worten von Esra lauschte. Judal verstand sie? Als Yunan sagte, dass Judal sie mögen würde, war es dann weil er dachte, sie würden sich ähnlich sein? Erhoffte er sich Beistand von einer Person, die Ähnliches durchgemacht haben sollte? Kougyoku wusste nicht, was sie denken sollte und sie schloss kurz die Augen, nur um daraufhin in das freundliche Gesicht ihrer Gastgeberin zu schauen. Eine Frau, die sie wie alle anderen belügen musste. All diese Menschen, die sie – musste sie sich eingestehen – bereits in ihr Herz geschlossen hatte, sahen in ihr das arme, kleine Mädchen, das ihre Eltern verloren hatte und nun seit ihrer Geburt auf sich allein gestellt war und das obwohl sie in Wahrheit ein verhasstes Mitglied der Königsfamilie zu sich hereingebeten hatten. Wenn heraus kam, wer sie wirklich war, dann wäre dies für alle und gerade für Judal ein enormer Schlag ins Gesicht.

„Wie du dir bereits denken kannst, war die Königsfamilie für den Tod seiner Eltern verantwortlich.“

Kougyoku kniff die Augen wieder zusammen und schlang die Arme leicht um sich. Sie hatte es bereits geahnt, doch es bestätigt zu bekommen, traf sie tief. Das war alles zu viel für sie. War ihre Familie so schrecklich? Waren sie so verhasst?

„Hab ich etwas Falsches gesagt? Geht es dir nicht gut?“

Esra schritt besorgt ein paar Schritte auf die junge Frau zu, jederzeit bereit, sie zu umsorgen. Das die ganzen Erzählungen rund um das Königshaus Kougyoku so sehr mitnahmen, war ihr schon vorhin aufgefallen, doch sie dachte sich nichts dabei und ging davon aus, dass Kougyoku einfach nur eine sehr sensible und mitfühlende Person war.

Sanft drückte sie die Prinzessin auf das Bett an der Fensterseite und setzte sich mit einem wachsamen Blick neben sie. Sie beäugte sie leicht, doch Kougyokus Augen wirkten leer, während sie auf ihren Schoß gerichtet waren. Esra befürchtete, dass sie das Mädchen nun verschreckt hatte oder ihr Angst einjagte, weshalb sie versuchte, sie zu beruhigen.

„Du brauchst dir keine Sorgen machen. Diese Dinge haben sich vor langer Zeit zugetragen und seitdem König Kouen an der Spitze steht, ist auch alles gar nicht mehr so schlimm. Was die Gerechtigkeit unter der Bevölkerung angeht, scheint sich zwar nichts geändert zu haben, allerdings scheint Kouen im Gegensatz zu dem ehemaligen König darauf bedacht zu sein, kaum unschuldige Zivilisten zu töten.“, sprach sie ruhig und erhoffte sich somit, dass Kougyoku wieder anfing zu lächeln. Dies tat sie auch, allerdings wirkte es ein wenig traurig. Weniger zu töten war keine Entschuldigung.

„Du kannst ja nichts dafür, also mach dir nicht so viele Gedanken. Uns geht es gut und auch Judal hat besseres zutun, als sich tagtäglich aufzuregen.“

Esra strahlte ihr schon fast entgegen und somit kam auch Kougyoku nicht drum herum, wieder ein aufrichtiges Lächeln aufzusetzen. Sie hatte Recht. All die Dinge sind schon lange her und somit gar nicht mehr Taten ihrer Brüder, weshalb sie diese auch nicht verurteilen sollte. Vielleicht war es wirklich so, dass sich die Bürger ungerecht behandelt fühlten, aber daran ließe sich sicher etwas ändern. Wenn sie wieder Zuhause war, sollte sie mit Kouen mal darüber reden, nur so aus Neugierde. Nun gut, vielleicht sollte sie lieber mit Hakuei sprechen…

„Ich werde mir keine Gedanken mehr machen.“, versprach Kougyoku und untermalte ihre Worte mit einem sanften Händedruck, dem sie der älteren Frau schenkte.

„Das beruhigt mich.“, erwiderte sie erleichtert und erhob sich wieder. „Dann sollte ich dich so allmählich schlafen lassen.“

Esra schenkte ihr noch eine kurze, aber herzliche Umarmung, die Kougyoku etwas überraschte. Mit den Worten, dass sie sich melden solle, falls sie etwas brauchen sollte, schritt sie mit großen Schritten zur Tür und verließ daraufhin mit einem kleinen Winken den Raum.

Kougyoku ließ sich seufzend aufs Bett fallen. Der Abend war erfolgreicher, als sie erwartet hatte. Sie hatte viele nette Menschen kennengelernt und wurde leider über Dinge aufgeklärt, die sie nicht so gerne gewusst hätte. Aber sie hatte Esra versprochen, dass sie sich nun keine Gedanken mehr machen würde. Wenn sie erst einmal wieder Zuhause war, konnte sie versuchen etwas zu regeln und dann würde es allen Beteiligten auch gleich viel besser gehen, dem war sie sich sicher. Jedoch war alles nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte. Erst einmal musste sie es schaffen, wieder sicher nach Hause zu kommen und am besten so, dass niemand etwas von ihrer nächtlichen Tour mitbekam. In dem Moment fiel ihr ein, dass sie ja noch mit Yunan sprechen und ihn um Hilfe bitten wollte, damit sie auch schnell zurück zu Masrur fand und dieser sie rechtzeitig zum Frühstück im Palast absetzen konnte. Doch sie konnte nun schlecht wieder runter gehen, um mit dem Magi zu sprechen, denn dann würden alle Anwesenden wissen wollen, was die beiden zu besprechen hatten und vor allem Judal würde sich wohl wieder beschweren. Deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sie Yunan mit ihren Worten erreichen konnte. Sie fixierte die Wand auf der gegenüberliegenden Seite ihres Bettes und fühlte sich seltsam, als sie anfing in den leeren Raum zu sprechen.

„Yunan… Ich hoffe, du kannst mir einen Gefallen tun. Bitte komm um fünf Uhr zu meinem Zimmer.“

Daraufhin schloss sie kurz die Augen und ließ sich dann zurück ins Bett fallen.

Eine Etage tiefer saß Yunan am Tresen und hatte seine Augen geschlossen, während er sich auf etwas konzentrierte. Kougyoku war nicht weit entfernt, deshalb vernahm er ihre Stimme, als würde sie neben ihm stehen. Ein Lächeln breitete sich wieder auf seinen Lippen aus und sein Blick richtete sich runter auf sein Glas.

„In Ordnung.“
 

Es waren kaum zwei Stunden vergangen, als ein kalter Windzug durch das Zimmer fegte und Kougyoku aus ihrem dringend benötigten Schlaf riss. Fast schon panisch schreckte sie auf und hätte beinahe losgeschrien, als sie den blonden Mann in ihrem Zimmer entdeckte.

„Guten Morgen.“, begrüßte dieser sie, doch Kougyoku brauchte noch eine Weile, um zu realisieren, wo sie sich gerade befand und wer dort vor ihr stand.

„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte sich der Mann, dem sie mittlerweile den Namen Yunan zuordnen konnte. Leicht nickte sie.

„Ich hätte ja angeklopft, aber dann hätte ich ihn aufgeweckt.“, entschuldigte sich der Magi freundlich und zwang sie mit seiner Aussage dazu, den Kopf schief zu legen.

„Ihn?“

Yunan öffnete mit einer eleganten Bewegung die Tür und brachte somit einen schlafenden Judal zum Vorschein, der sich im Flur, neben ihrer Zimmertür, auf den Boden gelegt hatte und nun in einer weniger bequemen Position leise vor sich hin schnarchte. Kougyoku wirkte nun noch verwirrter.

„Was macht er da?“

„Schlafen, nehm ich an.“, antwortete ihr ihr Gegenüber und schloss vorsichtig die Tür. Darauf wäre sie nie gekommen.

„Schläft er immer im Flur… auf dem Boden?“, wollte sie wissen und streckte sich leicht. Yunan zuckte nur mit den Schultern und erklärte ihr, dass er selten in den Morgenstunden in der ersten Etage war, weshalb er es nicht wissen konnte. Kougyoku gab sich damit zufrieden, denn eigentlich war es ihr auch egal, wo Judal schlief, solange er damit niemandem im Weg war und er es trotz allem bequem hatte.

Sie zuckte leicht zusammen, als ihre nackten Füße den kalten Boden berührten. Im Palast war es immer wohlig warm, so dass sie so etwas wie kalte Füße nicht kannte.

„Wobei brauchst du meine Hilfe?“, wollte nun Yunan wissen und sah Kougyoku dabei zu, wie sie ihre langen Haare ein wenig mit ihren Fingern durchkämmte.

„Ich muss zu Masrur, meinem Leibwächter. Er hat mir all das hier erst ermöglicht und nun muss ich wieder zurück, bevor irgendjemand im Palast was bemerkt.“, erklärte sie ihm und Yunan nickte wissend.

„Er ist auf dem Weg.“

„Du kannst ihn hören?“, fragte sie überflüssigerweise und er nickte schmunzelnd.

„Er scheint gerne Selbstgespräche zu führen.“

Kougyoku musste lachen. Das sah dem Fanalis ähnlich. Sie freute sich bereits darauf, ihm von allem und jedem berichten zu können.

„Bist du schon fertig? Wenn wir uns beeilen, können wir ihm den Weg ersparen.“

Kougyoku warf einen nachdenklichen Blick Richtung Tür und dachte darüber nach, ob sie nicht hier das Bad benutzen sollte. Wenn Judal allerdings vor ihrem Zimmer lag, war die Gefahr einfach zu groß, diesen zu wecken und somit ihm alles erklären zu müssen. Deshalb entschied sie sich schweren Herzens gegen einen kurzen Abstecher ins Bad und bejahte Yunans Frage.

„Wie kommen wir denn zu ihm?“, fragte sie nun und Yunan griff nach einem dicken, mit Efeu bestückten Ast, den er in der Ecke des Zimmers platziert hatte.

„Ich flieg dich.“

Kougyokus Augen weiteten sich und Yunan lachte leicht. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein.

„Keine Sorge, ich fliege nicht zu hoch und nicht zu schnell.“

Sein Lächeln war ehrlich und vermied jeden Widerspruch. Den Ast hatte er bereits in eine horizontale Position gebracht, welcher auch gleich anfing zu schweben. Er schwang sein Bein über den festen Stock und sah mit seinem großen Hut kurz aus wie eine Hexe auf einem fliegenden Besen. Kougyoku blieb wohl nichts anderes übrig, als es ihm gleich zu tun.

„Halt dich gut fest.“, rief er über seine Schulter hinweg und brachte sie damit dazu, sich sofort an seine Taille zu krallen. Diese Situation kam ihr bekannt vor. Fast auf ähnliche Art und Weise hatte sie gestern mit Masrur den Palast verlassen und nun war es an der Zeit, an diesen Ort zurück zu kehren. Mit weniger Schnelligkeit als der Fanalis, flog Yunan nun mit ihr durch das schmale Fenster und steuerte in den Himmel, über die Bäume. Kougyoku warf einen Blick nach unten und bemerkte relativ schnell, dass fliegen deutlich angenehmer war als springen.

Sie richtete ihren Blick über ihre Schulter und sah zu dem großen Holzhaus zurück. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie dieses Haus nicht zum letzten Mal gesehen hatte und sie hoffte, dass sie schon bald wieder die Möglichkeit bekam, die anderen zu besuchen. Doch um das zu schaffen, musste sie erst einmal heile bei Masrur ankommen.



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