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Rivale oder Geliebter?

Touya Akira x Shindou Hikaru
von

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Die Macht des göttlichen Zuges

Kapitel 5 – Die Macht des göttlichen Zuges
 

Diese Überzeugung hielt in Touya auch bis zum Abend des nächsten Tages an. Er kam bereits eine Stunde früher und setzte sich an seinen üblichen Platz. Dieser Ort rief wieder alte Erinnerungen hervor, doch heute ließen sich seine Gedanken nicht zerstreuen. Er ging nochmals in Ruhe verschiedene Muster im Kopf durch und bemerkte nicht einmal, wie ihm ein Glas eisgekühlter Saft an die Seite gestellt wurde.

Shindou kam pünktlich. Eine positive Eigenschaft, die er sich über seine Zeit als Profi erst angewöhnen musste. Als Shindou Touya erblickte, hätte er am liebsten gleich seinem Ärger Luft gemacht, doch als sich ihre Blicke trafen, verstummte Shindou, ohne ein Wort gesagt zu haben. Touyas Blick traf ihn mit einer Intensität, die er nicht in Worte fassen konnte.

„Fangen wir an?“, fragte Touya, als er merkte, dass Shindou im Stehen Wurzeln zu schlagen schien.

„Ja“, gab Shindou leise zurück.

Beide griffen in jeweils einen Behälter mit Go-Steinen und machten das Nigiri. Auch wenn um sie zahlreiche andere Go-Spieler waren, kam es Shindou so vor, als säßen nur sie beide in diesem Raum. Touyas durchdringender Blick und die Stille zwischen ihnen nahm ihn voll und ganz ein.

„Ich habe schwarz“, kommentierte Touya und legte den ersten Stein.

Touya spielte schnell. Er musste sich daheim bereits genau überlegt haben, wie er legen würde. Diese hochkonzentrierte Art zu spielen und seinen Kampfgeist hatte Shindou schon immer bewundert. Sie spielten eine ganze Weile ohne ein weiteres Wort. Und auch wenn sich Shindou seine Züge gut überlegte, war ihm, als schwebten seine Steine nur über den geradezu auf das Spielbrett fliegenden Steine von Touya. Das Spiel floss von ganz alleine.

'Sterne', kam es Shindou wieder. 'Es ist, als lege ich Sterne auf das Brett.' Dann hielt er kurz inne und blickte zu Touya auf. Sein Gegenüber erwiderte seinen Blick. 'Er sieht durch mich hindurch', dachte Shindou. Aber er empfand Touyas Blick keineswegs als negativ. Ihm war mehr, als blicke er in ihn hinein. Es gab nur noch Touya und ihn. Und mit einem Mal bekam er das Gefühl, dass sie auf eine unerklärliche Weise verbunden wären.

Auch Touya nahm diese merkwürdige Verbindung zwischen ihnen wahr. Ohne zu blinzeln blickte er Shindou in die Augen, dann richtete er den Blick wieder auf das Spielbrett. Er brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, was vor ihm lag. Erst waren es nur weiße und schwarze Steine, doch dann erkannte er Wirbel in den äußeren Feldern, innen Sterne, schwarze Tiefe und alles in einer perfekte Linie, einem Fluss angeordnet – er musste nicht mehr länger nachdenken, was vor ihm lag. Der Göttliche Zug, sie waren ihm näher gekommen! Bei dem Anblick des Universums, dessen Konturen sich auf dem Go-Feld andeuteten, lächelte er leise. Shindou hingegen wurde durch Touyas Lächeln komplett aus der himmlischen Sphäre gezogen. Wie unglaublich schön Touya war, wenn er lächelte!

„Siehst du das, Shindou?“, fragte Touya ihn euphorisch.

„W-Was denn?“, erwiderte Shindou verdutzt.

Touya zeigte auf das Spielfeld und beschrieb ihm, was er sah. Irgendwie ähnelte es Shindous Vorstellung, von dem, was er gespürt hatte, aber er hörte auch nur auf halbem Ohr zu. Touyas Anblick bereitete ihm wieder Herzklopfen.

„Wir können den göttlichen Zug zusammen spielen!“, freute sich Touya. Shindou war nicht wirklich begeistert. Einerseits wusste er, wie bedeutend das hätte sein können, aber er hätte sich mehr darüber gefreut, wenn Touya ihm das Lächeln aus einem anderen Grund gezeigt hätte. Doch so sehr Touya sich auch freute, der nächste Zug, den Shindou spielte, ließ die Illusion zersplittern. Das Bild, das sich ihm ergeben hatte, verzerrte immer mehr, je länger sie das Spiel fortsetzten und letztlich schlug Touya frustriert mit der Hand auf den Tisch. Sie würden nicht wieder in ihren vorherigen Spielfluss zurück finden.

„Das ist alles deine Schuld!“, fluchte Touya.

„Meine Schuld? Von wegen! Wenn du nicht plötzlich angefangen hättest, zu lächeln und dabei so süß auszusehen, dass mir dabei das Herz stehen bleibt- !“

„Was bitte?“, fragte Touya und wusste nicht, ob er entsetzt oder wütend sein sollte. Jetzt bekam er wieder Herzklopfen wegen Shindous geschmacklosem Kompliment! Um mehr Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen, stand Touya ruckartig auf und stolzierte aus dem Salon.

„Touya!“, maulte Shindou, wollte aber nicht schon wieder derjenige sein, der dem anderen hinterher rannte. „Ach, mach doch, was du willst!“
 

„Ach Shindou!“, begrüßte ihn Waya in mitleidigem Tonfall am nächsten Tag auf der Arbeit. Wie jede Mittagspause trafen sie sich im Gemeinschaftsraum der Mitarbeiter. „Hat Touya sich wieder daneben benommen?“ Als Shindous bester Freund war er inzwischen zwangsweise in das Gefühlschaos der beiden eingeweiht.

„Woher weißt du, dass ich mir wegen Touya den Kopf zerbreche?“

„Weil es nur dieser Kerl sein kann, der deine Laune so in den Keller treibt. Glaub mir, dass ist jetzt nicht gerade das erste Mal, dass ich dich so sehe.“

„Also schön. Nein, er hat nichts falsch gemacht. Aber ich habe mal wieder meinen Mund nicht halten können. Und jetzt will er mich bestimmt nicht mehr treffen.“

„Sagt wer?“, fragte eine vertraute Stimme aus Richtung Tür. Touya stand im Eingang an die Tür gelehnt. Er musste wohl den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen haben.

„Touya!“, rief Shindou und es schwang mehr Freude darin, als er wollte.

„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du heute nicht nochmal gegen mich spielen möchtest. Wenn man bedenkt, was wir gestern revolutionäres erlebt haben – da ist es mir doch gerade egal, ob wir uns wieder gestritten haben. Also, wie sieht es aus?“, versuchte Touya möglichst locker rüber zu bringen. Es fiel ihm schwer, als er sah, wie niedergeschlagen Shindou über seine Worte war.

„Du willst also wegen dem Göttlichen Zug gegen mich spielen, richtig?“, fragte Shindou geknickt.

„Natürlich. Neben meiner eigenen Neugierde sehe ich es auch als unsere Pflicht als Elite, den Göttlichen Zug anzustreben.“

„Du bist schon ein bisschen kaltherzig?“, fragte Waya an Shindous Stelle, da dieser kein Wort herausbrachte. Natürlich war es der Göttliche Zug, der Touya zu ihm brachte und nicht das Interesse an ihm.

„Wie du willst“, meinte Shindou schließlich, drehte dann aber den Kopf zur Seite.

„Sehr schön. Dann heute Abend um 19 Uhr? Wir können nach der Arbeit einfach ein wenig länger hier bleiben.“

„Okay“, kam es von Shindou.

„Dann bis heute Abend.“

„Mmh.“
 

„Das kann doch nicht dein Ernst sein?“, fragte Waya entrüstet, als Touya den Raum verlassen hatte.

„Wenn ich dafür Zeit mit ihm verbringen kann, ist das schon in Ordnung. Ist ja auch nicht so, dass mir die Spiele mit ihm keinen Spaß machen würden.“

„Und am Ende liegst du dann wieder heulend da.“

Den eigentlich übertrieben gemeinten Kommentar Wayas kommentierte Shindou nur mit einem Schulterzucken. Er konnte nicht leugnen, dass er wegen Touya schon des öfteren geweint hatte.

„Weißt du was? Ich bleibe heute einfach auch da. Muss der ja nicht wissen. Aber ich lasse dich nicht allein mit der Sache.“

„Waya!“, rief Shindou. Er war gerade sehr froh um seinen Freund. So hatte er wenigstens jemanden, falls er heute wie zu erwarten war, wieder enttäuscht wurde.

„Aber glaub nicht, dass ich das ein paarmal mitmache. Bitte versprich mir, dass du mit dem Unsinn aufhörst, wenn sich heute nicht wirklich was ergibt!“

Sie wussten beide, wie ausgeschlossen es war, dass Touya innerhalb dieses Tages plötzlich seine Einstellung Shindou gegenüber ändern und seine Gefühle auf den Kopf stellen würde, doch Shindou nickte trotzdem. Er war sich bewusst, wie masochistisch das auf Außenstehende wirken musste, was er hier abzog. Wenn es nur um ihn ginge, wäre ihm das egal. Doch Waya machte sich ernsthafte Sorgen um ihn. Und die wollte er ihm nicht bereiten.
 

Wie verabredet trafen sich Shindou und Touya um 19 Uhr im Übungsraum des Go-Verbundes. Tagsüber tummelten sich hier Go-Spieler aller Altersklassen, um zusätzlichen Unterricht zu bekommen. Jetzt, wo nur sie beide in dem Raum waren, wirkte er plötzlich ungewohnt groß und leer. Touya schien diese Tatsache nicht zu stören, denn er trat so sicher auf wie am helllichten Tag.

„Danke, dass du dich heute mit mir triffst,“ meinte er zu Shindou, als sie sich am Go-Brett gegenüber saßen. Nun, wo sie beide unter sich waren, war sein Tonfall viel weicher als noch wenige Stunden zuvor. „Ist das wirklich in Ordnung für dich?“

Shindou war über Touyas plötzliche Freundlichkeit überrascht, nickte aber nur.

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht genau, was ich glauben soll. Einerseits weiß ich, dass es naiv wäre, dir deine Liebesschwüre abzukaufen. Aber andererseits sehe ich, wie niedergeschlagen du bist. Und das kommt mir nicht gespielt vor.“

„Was muss ich dir denn sagen, damit du mir glaubst?! Ich meinte es ernst, wenn-“

„-Das spielt keine Rolle. Ich sagte dir bereits, dass wir geboren wurden, um Rivalen zu sein.“ Shindous verärgerter und verletzter Blick zwang Touya, selbst den Blick abzuwenden.

„Als ob es für so etwas eine Bestimmung gäbe!“, sprach Shindou weiter.

„Wären wir denn hier, wenn wir nicht gegeneinander spielen würden? Ich glaube, dass jedes andere Verhältnis es unmöglich machen könnte, den Göttlichen Zug zu spielen. Also, ich mache den Nigiri.“

„Du bist ein Egoist und ein Ignorant! Du hörst mir nicht zu und redest nur selbst. Schön, dass du den Göttlichen Zug spielen willst. Aber hast du mal mich gefragt, ob ich das will?“

„Wenn du es nicht wolltest, wärst du doch nicht hier, oder?“

„Du weißt, warum ich hier bin. Aber du willst es einfach nicht begreifen, oder? Schön, wenn du es nicht mit Worten verstehen willst, werde ich es dir auf meine Weise zeigen. Ich nehme schwarz.“

Shindou hatte sich geschworen, dass er dem Ganzen heute ein Ende setzen würde. Seine Worte halfen nichts. Die einzige Sprache, die Touya zu akzeptieren schien, war die, die über ein Go-Brett lief. Also blieb ihm nichts, als ihm seine Gefühle über das Spiel zu übermitteln. Er wusste nicht, wie, aber er betete innerlich bei jedem Stein, den er spielte, dass er Touya tief in seinem Inneren erreichte. In seinem Eifer merkte er, dass er aggressiver spielte, doch Touya blieb genauso eisern bei der Sache. Seine Verteidigung schien unmöglich zu durchbrechen und doch versuchte es Shindou mal um mal. Ohne, dass er es wollte, kamen ihm Tränen und zugleich waren seine Gefühle so aufgewühlt, dass er sich vorstellte, wie er Touya genau in diesem Augenblick umarmte, küsste und an sich drückte, wie er es sich schon so lange gewünscht hatte.

„Hör endlich auf, deine Steine immer so nah an meine zu spielen!“, fluchte Touya. In seiner Stimme lag ein Zittern. Shindous Spielweise hatte ihn alles andere als kalt gelassen. Er wusste nicht, wieso, aber bei jedem Stein, den Shindou über das Spielfeld gleiten ließ, war es ihm, als fuhr mit der selben Bewegung einer von dessen Händen an seinem Körper entlang. Und je näher der Stein in Touyas Spielhälfte drang, desto intensiver war dieses Gefühl. Doch Shindou gab in seiner Verzweiflung nicht nach. Er sah dieses Spiel als seine letzte Gelegenheit. Und er würde diese mit jedem Stein nutzen.

Plötzlich erhob sich Touya vom Spielfeld. „Entschuldige mich kurz“, murmelte er und verschwand in der Toilette. Erst da registrierte Shindou wieder, dass sie mitten in einem Spiel waren.

Waya, der an der Tür gestanden hatte, runzelte die Stirn. Touyas Verhalten war mehr als merkwürdig. Also folgte er diesem lautlos in die Herrentoilette. Wie war ihm, als er Touya aus eine der Kabinen leise stöhnen hörte! Er schlug die entsprechende Tür auf, die tatsächlich nicht abgeriegelt war und fand dort Touya vor, der mit leicht geöffnetem Hemd und einer Hand in der Hose versenkt an die Kabinenwand gelehnt dastand. Waya wusste nicht recht, ob er Touya für komplett gestört erklären sollte, oder ob er in genau diesem Moment über ihn herfallen sollte. Waya war nicht schwul, dessen war er sich bis zum heutigen Tag zu 100% sicher gewesen, doch dieser Anblick stimmte ihn um.

Als die Tür aufschwang, rutschte Touya das Herz in die Hose. Doch es war nicht Shindou, der dort vor ihm stand, sondern dessen bester Freund. Das war peinlich genug, doch immer noch besser als das, was er befürchtet hatte. Waya würde ihn höchstens für verrückt erklären. Aber das war ihm egal. Nur, dass es anders kam, als Touya es sich gedacht hatte. Waya kam ihm immer näher, bis sie dicht an dicht standen und begann tatsächlich dessen Hemd aufzuknöpfen! Dem schloss sich an, was kommen musste, als Shindou nun ebenfalls in die Toilette kam, um sich bei Touya zu entschuldigen und die beiden so vorfand. Shindous Miene erstarrte, dann verließ er den Raum ohne ein Wort.

Die Miene seines besten Freundes musste Waya wieder in die Realität zurück geführt haben, denn er fluchte plötzlich auf.

„Was ist bloß in mich gefahren! - Shindou, Shindou!“, rief er noch während er aus der Toilette rannte. Doch von Shindou Hikaru war keine Spur zu sehen. „Scheiße!“

Diese Szene hatte aber auch von Touya den Bann genommen und er seufzte einmal tief. Er war noch immer aufgeregt und seine Erregung war noch nicht abgeklungen, doch er hatte sich wieder im Griff. In aller Ruhe knöpfte er wieder Hemd und Hose zu und trat vor den Spiegel. Das unsichere Gesicht mit den geröteten Wangen, das ihm da entgegen blickte, war ihm merkwürdig fremd. Er wusch sich gerade das Gesicht mit kaltem Wasser, als Waya wieder in die Toilette gestürmt kam und Touya durch seinen Schubser von hinten fast mit dem Kopf an den Wasserhahn hatte knallen lassen.

„Touya, wir müssen Shindou sagen, dass nichts war. Hörst du?“

„Was soll auch gewesen sein?“, entgegnete Touya. Bei dem, was er da getan hatte, erwischt worden zu sein, war ihm mehr als peinlich. „Mir war warm. Und dann bist du über mich hergefallen.“

„Das kannst du jemand anderem erzählen! Aber mir ist das auch gleich, was du da getrieben hast. Shindou hat gerade den Schock seines Lebens bekommen.“

„Jetzt red keinen Unsinn. Der wäre doch ein Dummkopf, wenn er glauben würde, dass wir beide plötzlich schwul geworden sind. Der einzige Schwule ist doch wohl er.“

„Du verflixtes – Schön! Verreck doch!“
 

Dieses Ereignis war für Shindou wirklich so schwerwiegend gewesen, wie Waya es aufgefasst hatte, denn er erschien daraufhin zwei Tage nicht zur Arbeit. Touya entging das nicht, aber andererseits dachte er sich, dass er wohl nicht wirklich viel tun könnte. Wenn er nun zu Shindou liefe und erzählen würde, dass er kein Interesse an Waya hatte, würde dieser doch nur wieder Hoffnung schöpfen. Und doch ließ Touyas Sorge um Shindou ihm keine Ruhe, bis er sich schließlich entschloss, noch an diesem Tag bei Shindou vorbei zu schauen.

Noch bevor er die Wohnungstür erreicht hatte, hörte er von drinnen Wayas und gleich darauf Shindous Stimme, wie er brüllte.

„Du weißt, was er mir bedeutet!“

Als er diese Worte hörte, zögerte er, ob er wirklich klingeln sollte, aber entschied sich doch dafür. Waya hatte einen Fehler gemacht, aber er sollte nicht die ganze Abfuhr alleine bekommen. Schließlich war er derjenige, der Shindou für ihn immer wieder auf die Beine stellte.

An Shindous Stelle öffnete Waya die Tür. Er musste schief grinsen, als er Touya dort stehen sah.

„Hat sich doch jemand Sorgen gemacht?“

„Es kann einfach nicht angehen, dass Shindou wegen so einer Lappalie zwei Tage nicht zur Arbeit erscheint“, verteidigte sich Touya.

„Oh, du bist also neuerdings sein neuer Vormund?“

„Mensch Waya, lass mich bitte mit ihm reden!“, platzte nun auch Touya der Kragen. „Ja, ich habe mir Sorgen gemacht. Na und?“

„Ich glaube, dass dir ein wenig Ehrlichkeit besser stehen würde. Das ist alles.“

„Lässt du mich jetzt rein?“

„Sicher.“
 

Shindou lag in seinem Zimmer unter einer Decke vergraben. Als Touya das sah, seufzte er nur und setzte sich ans Bett.

„Shindou, wir müssen kurz reden.“

„Touya?“, wunderte sich Shindou. „Hat Waya dich gerufen?“

„Nein, verdammt nochmal. Ich bin aus freien Stücken hier, danke, dass mich alle aufziehen müssen, wenn ich mir Sorgen um dich mache!“

„Wirklich?“, fragte Shindou und kroch aus seinem Versteck hervor. Seine Augen waren verquollen vom vielen Weinen. Als Waya die beiden so sah, schüttelte er nur den Kopf und ging aus dem Haus.

„Also, ich bin hier, weil ich dir sagen wollte, dass das alles ein Missverständnis gewesen sein muss. Ich weiß nicht, was dich so aufregt, aber falls du denken solltest, dass ich jetzt plötzlich irgendwelche Dinge mit Waya tue, kann ich dich beruhigen. Das mache ich nicht. Eigentlich glaube ich, dass du deinen besten Freund gut genug kennen solltest.“

„Tut mir Leid“, kam es von Shindou. „Ich raste einfach immer aus, wenn es um dich geht. Ich weiß, dass es kindisch ist, aber ich kann es nicht ändern.“

Touya schwieg. Eigentlich war das hier wirklich Beweis genug für die Echtheit seiner Gefühle. Aber was nützte das schon? Sie mussten Rivalen sein, damit sie in puncto Göttlicher Zug weiter kamen, oder nicht?

„Touya?“, fragte Shindou vorsichtig.

„Hm?“

„Darf ich mich auf deinen Schoß legen?“

Touya zögerte. Er wusste nicht, wie er sich am besten verhalten sollte. Nur andererseits mussten sich sich irgendwie arrangieren. Streit führte zu nichts und mit dieser Geste tat Shindou ihm ja auch nicht weh. „Wenn dir das hilft“, antwortete er.

Shindou war mehr als überrascht, freute sich und legte schüchtern den Kopf auf Touyas Schoß. Er hatte Herzklopfen, seine Brust tut etwas weh, aber es war ein schönes Gefühl. Was er nicht wissen konnte, war, dass es Touya in diesem Moment ebenso ging.

Nach einer Weile durchbrach Shindou die Stille. „Touya, ich glaube, dass wir den Göttlichen Zug nie spielen werden.“

„Wie kommst du darauf?“

„Als wir zusammen gespielt haben, ist mir eines klar geworden. Bei diesem einen Spiel, bei dem diese besondere Formation heraus gekommen ist, war das Spielgefühl ein ganz anderes.“

„Das habe ich auch so empfunden. Aber worauf willst du genau hinaus?“

„Es war, als hätten wir nicht gegeneinander, sondern miteinander gespielt. Das war das Entscheidende. Und das weißt du.“

Touya schwieg. Es war tatsächlich so, dass er, als sich ihre Blicke getroffen hatten, so etwas wie eine Verbindung wahrgenommen hatte. Aber es war nicht einmal das Spiel selbst. Die ganze Phase davor, die Aufregung, der Kampf mit ihm selbst, alles war anders als sonst.

„Ich muss zugeben, dass ich Angst hatte, gegen dich zu spielen. Dein komisches Geständnis hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich hatte Angst vor dir und bin dir ständig ausgewichen. Das ist mir erst vor kurzem klar geworden, als mein Vater mich darauf gebracht hat. Aber so eine Schwäche konnte ich mir nicht erlauben. Das war der eigentliche Grund, warum ich dich heraus gefordert habe. Ich wollte diese Angst überwinden. Es war wie bei unserem Spiel damals in der Mittelschule. Und dann kam eben der entscheidende Tag und es fühlte sich alles anders an. Ich wollte dir nicht länger ausweichen und habe trotz der Angst versucht, deinem Blick stand zu halten. Und da war tatsächlich diese Verbindung, von der du gesprochen hast.“

„Und deswegen sage ich dir, dass wir den göttlichen Zug nie spielen werden. Wir müssten uns kennen lernen, den anderen verstehen und eines werden, wenn wir zusammen spielen wollen. Aber das kann nicht gehen, wenn du mich hasst.“

„Shindou, ich hasse dich doch nicht! Wie kommst du auf diesen Unsinn?! Hör zu, du gehst mir manchmal echt auf die Nerven und wir streiten uns ständig. Und du hast Gefühle für mich, die ich nicht habe, aber hassen tue ich dich nicht. Oder fährt man mit jemandem in den Urlaub, den man hasst?“

„Das war doch nur, weil du gegen mich verloren hattest.“ Der Punkt mit den Gefühlen, die er nicht hatte tat verdammt weh, aber zugleich war Shindou froh darum, dass Touya nicht mehr vor ihm davon lief und ihn abwies. Das war es wohl, das ihm am meisten zu Schaffen gemacht hatte.

„Auf jeden Fall hasse ich dich nicht.“

Ein Weile verharrten sie schweigend. Dann ergriff Shindou wieder das Wort. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Das ist eine Sache, die ich so sehr an dir liebe. Deinen Kampfgeist. Ich habe ihn schon immer bewundert. Egal, wie viel Angst du hast, du stellst dich der Sache. Und egal, wie oft du fällst, du stehst wieder auf. Wie eine Burg, die nicht fällt, weil sie sich immer wieder aufbaut.“

„So ein Unsinn“, murmelte Touya und blickte auf die weiße Eckwand vor sich. „Jede Burg kann fallen.“

Shindous Körper versteifte sich augenblicklich. Er rappelte sich auf und setzte sich zu Touya gewandt auf dessen Schoß.

„Du weißt schon, was du da sagst?“, rief er aufgebracht und lehnte sich über den anderen. „Weißt du, wie gemein es ist, mir erst einen Korb zu geben und dann solche Kommentare abzugeben?“

„Sh-Shindou!“, rief Touya erschrocken. Bei der Nähe bekam er wieder Herzrasen. Gerade wollte er erwidern, wie krank man doch sein müsse, aus diesem Zusammenhang einen anzüglichen Kommentar zu lesen, doch Shindou verschloss ihm bereits die Lippen mit den seinen. Doch dabei blieb es nicht. Shindou schien verzweifelt und küsste Touya umso inniger. Mal um mal massierten seine Lippen die schmaleren des anderen, bis Touya unwillkürlich ein Seufzer entfuhr und er vorsichtig darauf einging. Als Shindou das wiederum spürte, erschrak er, hütete sich aber, sich zurück zu halten. Beiden schlug das Herz bin zum Hals.

Endlich schaffte es Touya, wieder die Kontrolle über sich zu gewinnen und Shindou von sich zu stoßen. Und das mit einer solchen Wucht, dass dieser einmal quer über den Boden rollte und sich den Kopf an der gegenüber liegenden Wand stieß.

„Autsch!“

Ein Weile saß Touya unschlüssig da, ob er Shindou nach seinem Befinden fragen sollte oder ihn einfach nur Genugtuung zu empfinden. Letztlich entschied er sich für keines von beidem und stand nur mit einem „Ich gehe.“ auf und verließ die Wohnung.

„Touya!“, rief Shindou ihm noch hinterher, doch die Tür fiel bereits lautstark ins Schloss.
 

*** Ich entschuldige mich hiermit für das schlechte Kapitel... uu ich werde mich in Zukunft um realistischere Charaktere bemühen***



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