Zum Inhalt der Seite

fatal desire

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis er endlich ankam. Der Feierabendverkehr in dieser Stadt war der reinste Horror und Mamoru bereute es bereits kurz nach dem losfahren, dass er sich nicht lieber dafür entschieden hatte, die U-Bahn zu nehmen oder am besten zu laufen.

Als er das meterhoch aufragende spitz zulaufende Gebäude in der Innenstadt erreichte, war es bereits hell erleuchtet und stach wie eine glänzende Nadel in den dunklen Nachthimmel.

Er sah Bunny bereits vor dem Haupteingang stehen, als er aus dem Wagen stieg. Noch war sie aber zu weit entfernt, um ihr gesicht und besonders die Mimik darin zu erkennen.

Warum hatte sie ihm diese Nachricht geschrieben? In Mamoru machte sich erneut ein mulmiges Gefühl breit, das mit jedem Schritt in ihre Richtung wuchs.

»Warum hast du mich her bestellt?«, platzte es aus ihm heraus, als er endlich vor ihr stand.

Bunny sah zu ihm hoch, doch er konnte ihren Blick nicht deuten, in ihrem ausdruckslosen Gesicht rein gar nichts lesen.

»Ich weiß nicht.«, antwortete sie flüsternd.

Mamoru starrte sie verblüfft an.

»Du weißt nicht?«

Statt einer Antwort, drehte das blonde Mädchen den Kopf zur Seite und schien auf irgendeine ungenaue Stelle am Horizont zu blicken.

Sie sah im Profil so anders aus, erwachsener. Und auch ihre Augen hatten nicht den gewohnten Glanz.

Mamoru biss sich auf die Unterlippe. Er hatte es schon wieder getan. Wie dumm konnte er nur sein? War er nicht der Erwachsene von ihnen beiden? Wieso nur hatte er sich so von seinen Gefühlen überennen lassen? Wenn er doch wirklich so erwachsen war, hätte er das einzig Richtige tun müssen, und die Situation nicht ausnutzen dürfen, sich gar nicht auf so eine dämliche Sache einlassen sollen. Bunny war noch ein halbes Kind und er hatte nichts besseres zu tun, als sie immer und immer wieder in solche Situationen zu bringen.

»Warst du überhaupt mal zu Hause?«, fragte er in die andauernde Stille hinein.

Ohne ihn anzusehen, schüttelte sein Gegenüber den Kopf.

»Es ist schon dunkel. Komm.«, er berührte ihren Arm. »Soll ich dich nach Hause fahren?«

Bunny starrte ihn stirnrunzelnd an.

»keine Ahnung.«

Ihre Stimm war so leise und ihr Äusseres wirkte so zerbrechlich, dass Mamoru das Einzige tat, was ihm in den Sinn kam. Er überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen und zog Bunny liebevoll in seine Arme, bette ihren Kopf behutsam auf seiner Brust.

»Du bist vollkommen durchgefroren.«, stellte er leicht erschrocken fest und drückte sie gleich noch näher an sich, um sie wenigstens ein bisschen mit seiner eigenen Körpertemperatur zu wärmen.

»Da vorne ist ein Café, ich geb dir einen Kakao aus.«, flüsterte der Schwarzhaarige und schob Bunny in die Richtung, die er eben mit dem Kopf zeigte, ließ sie aber nicht los.

Als sie endlich den kleinen Laden erreicht hatten und das blonde Mädchen ein paar Schlucke aus der dampfenden Tasse vor sich genommen hatte, kehrte nicht nur ihre rosige Gescichtsfarbe zurück, sondern auch fast der alte Glanz in ihren großen blauen Augen.

»Danke.«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang noch immer emotionslos, was Mamoru dazu veranlasste, etwas zu sagen: »Um ehrlich zu sein, hab ich die alte Bunny lieber.«

Sie schaute überrascht auf.

»Was meinst du?«

»Es ist merkwürdig, wenn du mir kein Kontra gibst oder mich gar beleidigst.«, erklärte Mamoru und legte dabei sein Kinn auf der Hand ab, starrte sie so nachdenklich an.

Bunny lächelte.

»Okay.«, antwortete sie. Und fügte grinsend hinzu: »Lackaffe.«

Mamoru musste unweigerlich selber grinsen.

»Sehr schön. So mag ich dich.«

»Du magst mich?«, fragte Bunny überrascht.

Mamoru nickte und antworte: »Könnte man so sagen.«

»Liebst du mich?«

Diese Frage warf Mamoru komplett aus der Bahn. Die drei Worte hallten wieder und wieder in seinem Kopf nach und sein Herz begann schneller zu schlagen.

»Bitte?«, er krächzte regelrecht. »Wie kommst du darauf?«

Bunnys Blick war fest auf ihn gerichtet.

»Das war eine ernstgemeinte Frage, auf die ich eine normale Antwort will und keine Gegenfrage. Also?«

Da war sie wieder. Die selbstbewusste, manchmal viel zu freche junge Frau, die Mamoru von Anfang an interessiert hatte. In den letzten Tagen hatte er jedoch auch immer wieder ihre weiche und zerbrechliche Seite zum Vorschein gebracht. Was würde passieren, wenn er jetzt einfach Ja sagte? Würde Bunny das freuen? Würde sie ihm vielleicht sogar um den Hals fallen und und glücklich lächelnd in einen tiefen Kuss mit ihm versinken? Wollte Mamoru das überhaupt? Er empfand etwas für dieses Mädchen, da war er sich sicher. Aber konnte man das als Liebe bezeichnen? Was, wenn es nicht so wahr, er sich nur etwas vormachte? Und am Ende würde er sie erneut verletzen, weil er ihre Gefühle nicht teilen konnte. Aber was, wenn sie selbst keine solchen romantischen Gefühle für ihn hatte?

Mamoru war total verwirrt. Er wusste selbst ganz genau, dass es für Sex keine Liebe braucht. Aber für gewöhnlich waren Frauen, und ganz besonders sehr junge, so wie Bunny, da komplett anders eingestellt. Und was war mit Motoki?

»Nein.«, das Wort kam einfach so aus seinem Mund, er konnte nichts dagegen unternehmen. Aber war das wirklich eine Antwort auf Bunnys Frage?

»Aber du willst mit mir schlafen?«

Bunnys Stimme erreichte ihn tief in seinen Gedanken und er starrte sie überrascht an. Er öffnete zwar den Mund, um zu antworten, doch brachte am Ende nur ein simples Nicken zu Stande.

»na dann, lass uns gehen.«

Das blonde Mädchen stand auf und hielt ihm ihre Hand hin.

»Wohin?«, fragte Mamoru, konnte aber nur auf die Hand vor sich schauen. Auf die zarte perlmutfarbene Haut und die langen feingliedrigen Finger.

»In ein Hotel.«

Jetzt horchte er doch auf und blickte zu Bunny hoch, die sich bisher keinen Zentimeter bewegt hatte: »Was? Aber...«

Was sollte er darauf antworten?

»Hast du plötzlich doch kein Interesse mehr?«

»Doch, schon.«, Mamorus Kopf war wie leer gefegt.

»Dann ist doch alles prima.«, das blonde Mädchen ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. Mamoru konnte gerade noch einen Geldschein aus seiner Hosentasche fischen und auf den Tisch werfen. Er wusste nicht einmal, wie hoch der Betrag war. Wahrscheinlich würde die Kellnerin ein fürstliches Trinkgeld erhalten.

»Bunny, dass...«, er hielt sie zurück, als sie den Laden verlassen hatten und schaute sie stirnrunzelnd an. »Das kommt ein bisschen plötzlich, meinst du nicht?«

Das blonde Mädchen hatte erneut diesen starken Gesichtsausdruck, als ob sie sich etwas vorgenommen hatte, von dem sie partout nicht abzubringen war.

»Was, wenn Motoki nicht gekommen wäre?«, fragte sie herausfordernd.

»Dann wärst du gekommen.«, ok, die Antwort war dumm, aber Mamoru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was Bunny allerdings mit einem Augenrollen quittierte.

»Ok, ich weiß, was du meinst.«, er nahm ihr Gesicht in seine Hände und legte die Stirn gegen ihre. »Aber so hatte ich das eigentlich nicht geplant.«

»Du hast einen Plan?«

Mamoru biss sich in Gedanken auf die Zunge.

»Nicht direkt.«, versuchte er zu erklären. Eher rauszureden, wenn man es genau nahm. Er konnte ihr ja schließlich nicht den wahren Grund verraten.

»Bin ich nur ein Zeitvertreib für dich?«, fragte Bunny unvermittelt und löste sich von ihm.

Mamoru schüttelte den Kopf.

»Ich weiß nicht, wie ich das nennen soll. Das Einzige, was ich zu 100 Prozent weiß, ist dass du ein Interesse in mir geweckt hast. Und das schaffen nur sehr wenige Frauen.«

Das war nicht mal gelogen, aber warum fühlte er sich trotzdem so schlecht, nachdem er es gesagt hatte?

»Und Motoki?«

Mamoru zuckte mit den Schultern: »Normalerweise ist es mir egal, mit wem er zusammen ist.«

Bunny legte den Kopf zur Seite.

»Sollte ich nicht mit ihm zusammen sein?«, fragte sie.

Nein, verdammt! Du solltest lieber mit einem Mann haben, der dich nicht am laufenden Band betrügt und nur für seinen eigenen Vorteil benutzt, sondern wirklich... liebt.

Mamoru blinzelte sein Gegenüber an.

Bunnys große Augen waren noch immer fragend auf ihn gerichtet.

Wie gern hätte er ihr jetzt genau diese Worte gesagt. Aber das war nicht seine Aufgabe.

»Komm, ich fahr dich nach Hause.«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  EL-CK
2014-07-08T10:21:23+00:00 08.07.2014 12:21
Oh man das Kapi hat es iwie in sich... so thematisch gesehen...


Zurück