Katerstimmung
Ein eigenartiges Gefühl war es, das mich aus dem Schlaf riss und als ich schließlich doch mühselig die Augen öffnete, musste ich bemerken, dass ich ganz alleine im Zimmer lag. Peksi war nicht mehr im Bett und ich konnte auch nicht genau sagen wie viel Uhr es war, jedenfalls war es draußen schon dämmrig, so viel verriet mir ein flüchtiger Blick in Richtung Fenster. Zu mehr war ich allerdings nicht wirklich fähig, denn bei der kleinsten Bewegung breitete sich ein unangenehmes Gefühl in mir aus, das von meinem Bauch ausging und sich hochzog bis hin zum Kopf, wo es einen stechenden und benebelnden Schmerz verursachte.
"Verdammt!", brummelte ich leise, was ich gleich darauf auch wieder bereute, denn mein Kopf dankte mir mit einem bösen Schmerz und bedeutete mir, dass jede Bewegung tödlich sein könnte und so blieb ich lieber liegen und starrte nur die Decke an, während ich hoffte, dass mein Bauch sich diesem Gezicke nicht auch noch anschließen würde, denn eigentlich wollte ich meine Mahlzeiten vom Vortag noch bei mir behalten. Dennoch wagte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand langsam zur Stirn zu bewegen, um festzustellen ob mein Kopf nicht wirklich schon so war, wie er sich anfühlte... Total zermatscht und groß wie ein Ballon.
Verdammt, was hatte ich den gestern bloß alles zu mir genommen?! Ich konnte mich nicht mehr wirklich erinnern, aber vielleicht war das auch gut so, wer weiß was ich alles getan haben könnte... Das Zeug, das ich mir runtergespült hatte, musste es allerdings in sich gehabt haben! Ich wusste nur noch vage etwas von einem Besäufnis mit Matti und dass ich zwischendurch ziemlich kalt gehabt hatte, aus welchem Grund auch immer. Und... Hatte ich das geträumt? Jedenfalls hatte ich solch ein komisches Gefühl, dass Pekka etwas stinkig auf mich war. Aber weshalb? Na ja...
Im Haus war es, soweit ich das feststellen konnte, vollkommen ruhig, was mich eigentlich auch nicht wirklich wunderte. Nachdem, was ich noch wusste, würde Matti sicher regungslos auf der Couch liegen und sich auch wünschen tot zu sein. Wenn es mir schon so dreckig ging, was wäre dann wohl mit ihm?
Nachdem ich noch eine Weile auf dem Bett gelegen und versucht hatte mir das Atmen abzugewöhnen, hielt ich es doch nicht mehr länger aus. Zwar brachte mich jeder Atemzug und jede noch so kleine Bewegung dem Tode näher, aber das Klo rief und egal, wie sehr mein Kopf und Bauch dabei streiken würden, ich musste mich wohl oder übel aus dem Bett schleppen. Gar keine so leichte Aufgabe...
Begleitet von einem todesmutigen Seufzer schlug ich mit einer bedachten und lange geplanten Bewegung die Decke beiseite und - Fehler! Ein bösartiger, stechender Schmerz durchfuhr meinen Schädel und hinderte mich an jeder weiteren Bewegung.
"Autsch, scheiße!!", brummte ich leise, wobei mein Kopf beinahe explodierte.
Verdammt, ich hatte wirklich ein Aspirin nötig! Aber das musste ich mir wohl oder übel noch holen gehen.
Resignierend ließ ich mich in Zeitlupe vom Bett gleiten, gelockt von dem Gedanken an einige schmerzfreie Stunden. Auf dem Boden verschnaufte ich erstmal eine Weile und versuchte dieses unangenehme Gefühl zu vertreiben, gar nicht so einfach... Es drehte sich einfach alles! Im Kreis und hin und her und...
Urplötzlich sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und stürmte aus dem Zimmer. Vergessen war aller Schmerz, die ganze Übelkeit und schneller als ich gedacht hatte, war ich im Bad, allerdings nicht um das zu tun, was ich vorgehabt hatte...
Noch ehe ich mich besinnen konnte, hing ich mit dem Kopf über der Kloschüssel und entledigte mich der Speisen vom Vortag. Aber als sei es damit getan... Es gibt einige Leute die ja behaupten, dass es einem nach dem Kotzen besser gehen würde, aber ich weiß wirklich nicht, was für einen Magen die haben! Zumindest war die Übelkeit zu einem gewissen Teil verschwunden, so dass ich mich doch noch aufrichten konnte, ohne mich gleich wieder übergeben zu müssen. Ja wie denn auch, war ja ohnehin schon alles raus, was raus konnte...
Benebelt und immer noch mit dröhnendem Schädel suchte ich schließlich mit zittrigen Händen meine kleine Kosmetiktasche nach irgendetwas Aspirinähnlichem ab. Normalerweise hatte ich dergleichen ja immer in Massen bei mir, man konnte ja nie wissen, aber ich konnte mich im Moment wirklich nicht entsinnen, wo ich das Zeug hingetan hatte. Nach kurzer Suche, hatte ich aber doch noch ein Päckchen gefunden und nahm mir gleich zwei Tabletten, da ich mir sicher war, dass eine wohl nichts bewirken würde und ehe das Stechen in meinem Kopf mich noch zugrunde richten würde...
Schnell spülte ich die Pillen mit einem Schluck Wasser runter und musste mich gleich darauf auf den Rand der Badewanne sinken lassen, um nicht gleich wieder umzufallen. Zu viel stehen tat mir nicht gut und zu viel Bewegung erst recht nicht und außerdem fühlte es sich alles sehr beunruhigend an.
Wieso auch immer ich?! Wieso hatte ich es auch so übertreiben müssen... Aber eigentlich war es ja Mattis Schuld, er hatte mich abgefüllt, er hatte das Teufelszeug angeschleppt. Matti... Wie ging es dem eigentlich? Ich hatte bisher keinen Pieps im Haus gehört und Peksi schlief nicht mehr, zumindest war er nicht im Zimmer gewesen.
Er lag ja wohl nicht im Koma, oder hatte sich eine Alkoholvergiftung zugezogen? Schließlich hatte er schon eine ganze Menge mehr getrunken als ich und auch wenn er vielleicht auch wesentlich mehr vertrug, irgendwo war immer Schluss...
Aber sehr viele Gedanken konnte ich mir derzeit nicht darüber machen, denn mein Kopf ließ allzu viele davon nicht wirklich zu und wehrte sich mit abermaligem, heftigem Kopfweh.
Die Tabletten wirkten wohl noch nicht und so lange sie das nicht taten, blieb ich lieber einfach nur sitzen und versuchte nicht umzufallen. War ohnehin gar nicht so einfach...
Es war wohl auch schon eine ganze Weile vergangen, bis ich mich wieder regte und nein, es ging mir keinesfalls besser und ich tat es auch nicht freiwillig, nur die Antwort auf die Frage, wo denn alle geblieben waren, kam ins Bad gestürmt und sah mich mit einem verwirrten Blick an.
Ich hätte natürlich am liebsten etwas Schnippisches erwidert, aber einerseits hatten wir uns ja vertragen und andererseits war ich auch nicht mehr wirklich dazu im Stande und so blieb ich einfach nur sitzen und versuchte nicht allzu elend auszusehen und ihm noch so Angriffsfläche zu bieten.
"Ach... Du lebst noch?!"
Ich ersparte mir eine Antwort, während Pekka einen Schritt ins Bad kam und mich weiter, nun etwas abschätzig musterte.
"Ich dachte schon, du willst den ganzen Tag pennen!"
Wieder sagte ich nichts, zuckte nur mit den Schultern und blieb weiter auf der Badewanne sitzen. Ich würde mich auch sicher nicht von dort wegbewegen, wenn es denn nicht unbedingt notwendig war. Es war gerade so angenehm, kein Gefühl von Übelkeit, die Kopfschmerzen hatten auch zum größten Teil nachgelassen, allerdings befürchtete ich, dass sich das sehr schnell wieder ändern konnte, sobald ich auch nur eine Bewegung machen würde.
"Könntest du dich mal bitte verziehen?!", forderte Peksi dann nach einer Minute und sah mich weiter nur abschätzig an.
Ich gab nur ein widerwilliges Brummen von mir und versuchte aufzustehen, was jedoch wirklich keine so gute Idee war. Sobald ich auch nur auf den Beinen stand, begann alles um mich herum sich wieder zu drehen und ich hätte schwören können, dass ich sogar schon Sternchen sah... Meiner Sinne beraubt, spürte ich einen etwas groben Griff um meinem Arm und sogleich wurde ich auch schon in Richtung Tür geschoben.
"Du solltest dich mit Masa zusammentun, der sieht auch nicht besser aus.", setzte Pekka noch freundlicherweise drauf, während er mich unsanft aus der Tür schob.
Ich gab ein gereiztes Brummen von mir und ließ mich gegen die Wand fallen, um mein nicht vorhandenes Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Der hatte vielleicht Nerven... Und diese verdammten Schmerztabletten sollten doch nun endlich wirken!
"Ich will ja nichts sagen, aber du stinkst.", bekam ich schließlich noch von Mr. Feingefühl an den Kopf geworfen, der mit gerümpfter Nase immer noch in der Tür stand und mich nun fast schon kühl musterte.
Na wunderbar... Da geht's einem schon dreckig, da kann man kaum noch gehen, geschweige denn klar denken und dann kommt noch so ein Mister Arrogant und sagt einem solche netten Dinge. Wow. Sehr einfühlsam! Ich wäre ihm ja an den Hals gesprungen, wenn ich dazu noch großartig in der Lage gewesen wäre, aber ich war nur noch zu einem bösen Blick fähig, der wohl auch nicht sonderlich geglückt war.
"Sag bloß!", brummte ich und stellte mich wieder mehr oder weniger aufrecht hin.
Ohne Peksi noch eines weiteren Blickes zu würdigen drehte ich mich um und wankte den Flur entlang, in Richtung Wohnzimmer.
Ja, vielleicht hatte Peksi ja Recht, ich stank sicher abartig nach Alkohol und was weiß ich nicht noch allem, aber war das nicht auf irgendeine Weise nachvollziehbar? Na ja, die Feinfühligkeit in Person war er ja eh nie gewesen.
Nachdem ich dann für den Weg ins Wohnzimmer fast fünf Minuten gebraucht hatte, ließ ich auf die Couch sinken, auf der ebenfalls ein völlig apathischer Matti, mit glasigen, leeren Augen saß und vor sich hinstarrte.
Eine ganze Weile saßen wir so nebeneinander und gaben wirklich keinen Ton von uns und während sich in meinem Kopf immer noch alles drehte, fragte ich mich wie es Matti wohl ging. Er sah jedenfalls nicht sehr gesund aus, schon allein an seinen Augen konnte man erkennen, dass er es gestern wohl ziemlich übertrieben hatte...
Ich wartete noch ein Weilchen, vor allem darauf, dass die Schmerztabletten endlich anfingen zu wirken und die Übelkeit sich ein wenig verzog und genoss die Stille. Pekka tauchte auch nach zehn Minuten nicht wieder auf, weswegen ich auch ganz froh war, denn weitere, schnippische Bemerkungen wollte ich mir nicht anhören müssen. Dabei war ich eigentlich der festen Überzeugung gewesen, dass wir Frieden geschlossen hatten? Oder hatte ich etwas verpasst? Soweit ich mich dran erinnern konnte, war ich während der Sauforgie auch nicht irgendwie gemein zu ihm gewesen, also hatte er gar keinen Grund sich aufzuführen wie ein fünfjähriger, dem man den Lolli geklaut hatte... Aber ich verstand ihn ja sowieso nicht.
Nach weiteren zehn Minuten fühlte ich mich schließlich doch bereit etwas zu sagen, jedenfalls bestand das Risiko nicht mehr, dass mir dabei furchtbar schlecht wurde.
"Wie geht's so?", brummte ich halblaut, was ja eigentlich eine mehr oder weniger rhetorische Frage war.
Ich konnte es ihm ja deutlich ansehen! Und es kam auch nur ein leicht abwesendes Brummen zurück, während er sich auch weiter nicht bewegte. Ich machte mir schon Sorgen, er könnte plötzlich aufhören zu atmen! Aber da mir nichts mehr einfiel, ließ ich meinen Blick erstmal so weit es ging durch das Zimmer schweifen. Es sah eigentlich gar nicht danach aus, dass wir noch am Vorabend die reinste Sauforgie veranstaltet hatten. Sonderbar...
Ein Blick durch die gläserne Gartentür verriet mir, dass es draußen immer noch schneite, es waren zwar nur noch einige vereinzelte Flocken, jedoch stand mir der Schnee draußen sicher bis weit über die Knie! Ich gab ein leises Seufzen von mir. Ich hatte zwar auf viel Schnee gehofft, aber doch nicht so viel, dass es uns schier einschneit!
Doch der Schreck jagte mir noch schlimmer durch die Knochen, als mein Blick auf die Uhr über dem Fernseher fiel.
"Was, schon fünf?!"
Mit einer ruckartigen Bewegung setzte ich mich aufrecht hin und starrte die Uhr entgeistert an, was ich gleich darauf wieder bereute, denn ein stechender Schmerz durchfuhr augenblicklich meinen Kopf. Die Tabletten wirkten zwar mittlerweile, aber gegen plötzliche Bewegungen halfen diese auch nicht wirklich. Selbst Matti gab ein beleidigtes Brummen von sich, meiner Lautstärke wegen und ich ließ mich lieber wieder zurücksinken und schloss die Augen, während ich noch ein leises "Sorry" murmelte.
Es war fünf. Schon fünf! Ich hatte den halben Tag verpennt! Einen halben, wertvollen Tag und es sah ganz und gar nicht danach aus, als könnte ich mit dem Rest des Tages noch viel anfangen. Außer vielleicht auf der Couch rumhocken und nichts tun, oder schlafen...
Schlafen. Ja das war es gewesen...
Als ich die Augen das nächste Mal öffnete, war es um mich herum dunkel. Ich musste wohl eingenickt sein, einfach so. Auch fand ich mich in einer sehr eigenartigen Position wieder und zwar lag ich halb auf Matti, zumindest ruhte mein Kopf auf seiner Brust und ich wagte mich nicht diesen anzuheben, da ich befürchtete, dass mich dann wieder dieser stechende Schmerz heimsuchen würde. Andererseits... Ich war es ja schon mehr oder weniger gewohnt auf irgendwelchen Finnen rumzuliegen und dieser hier war mir irgendwie wesentlich lieber, als Peksi. Auch wenn ich ihn anfangs nicht hatte leiden können, auch wenn er der Grund für meinen Kater war, aber schließlich war er ja irgendwie doch ganz nett.
Mattis Brust hob und senkte sich leicht und ich hörte seinen Herzschlag, während ich immer noch halb auf ihm lag und nachdenklich in die Dunkelheit starrte. Irgendwie war es ungemein beruhigend und auch irgendwie einschläfernd, auch wenn ich bisher fast nichts anderes als geschlafen hatte. Aber irgendwie war mir gerade auch so angenehm warm und kuschelig, so dass ich merken musste, dass ich langsam doch wieder einschlief.
Ich gab noch ein leises Gähnen von mir, ehe ich doch wieder die Augen schloss...
"Wach?", ertönte plötzlich Mattis Stimme nah an meinem Ohr und sogleich schrak ich doch wieder auf, drehte den Kopf halb zu ihm, wobei ich allerdings auch nicht wesentlich mehr sah, bei der Dunkelheit um uns herum.
"Ja...", antwortete ich nur einsilbig, während ich versuchte Kräfte zu sammeln um mich wieder aufzurappeln.
Zwar empfand ich es ganz und gar nicht als unangenehm so an ihn gekuschelt rumzuliegen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht wirklich gut war.
"Wir haben wohl ne ganze Weile gepennt was?"
Ich nickte nur und sah ihn, beziehungsweise das was ich von ihm sah gebannt an.
Komisch. Am Abend zuvor hatte er noch kaum ein Wort gesprochen und nun war ich es, die nichts herausbekam.
"Geht's besser?"
Wieder nickte ich nur und verfluchte mich innerlich dafür, dass es mir scheinbar die Sprache verschlagen hatte. Was war nur los?! So schlecht ging es mir nun auch nicht mehr, dass ich mir das Reden besser verkniff!
"Gut."
Matti gähnte ausgiebig und streckte sich leicht, während er mich weiter nur ansah. Ich meinte selbst ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erkennen zu können, wessen ich mir aber nicht so sicher war. Hautamäki beim Grinsen?! Also wirklich...
"War ja gestern ziemlich heftig gewesen!"
"Oh ja...", war das einzige was ich mir diesmal entlocken konnte.
Langsam setzte ich mich etwas zurecht, so dass ich Matti nun anschauen konnte, ohne mir dabei den Hals zu verkrampfen, wobei ich allerdings immer noch halb auf ihm lag. Irgendwie... Ja irgendwie musste ich zugeben, dass mir seine Nähe ganz und gar nicht unangenehm war, irgendwie fühlte ich mich sogar ziemlich wohl in seiner Anwesenheit. Es war so ganz anders, als in Pekkas Gesellschaft, weswegen auch immer.
Ich lächelte leicht, während Matti sich durch die zerzausten Haare strich.
"Oh man, ich weiß kaum noch was... Hoffentlich hab ich nichts Dummes gemacht..."
Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte danach leicht den Kopf.
Irgendwie war er doch hin und wieder mal komisch. Was sollte er denn Dummes gemacht haben?! Eigentlich war Pekka hier derjenige, der Dummheiten machte und das kontinuierlich!
"Nein, du warst soweit ganz lieb und brav."
Nun musste selbst ich grinsen. Ich fühlte mich auf einmal so gut... Irgendwie war das wohl einer der wenigen Moment in meinem Urlaub, die ich wohl in guter Erinnerung behalten würde und so viele gab es da wohl nicht wirklich. Und würde es wohl auch nicht geben. Nach diesem Tag blieben mir nur noch etwa zwei Tage hier. Irgendwie schon schade... Und wenn man darüber nachdachte, wie schnell die Zeit doch verging. Dabei sollte ich eigentlich froh darüber sein, Peksi endlich loszuwerden, auch wenn wir eigentlich nun nett zueinander sein wollten, aber scheinbar hatte er das dann doch vergessen...
"Gut..."
Mattis Stimme riss mich zurück in die Realität.
"Ich begehe Dummheiten nämlich eigentlich gern, wenn ich bei vollem Bewusstsein bin..."
Mit gerunzelter Stirn sah ich Masa an, der meinen Blick mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck erwiderte. Irgendetwas... verursachte ein ziemlich eigenartiges und beunruhigendes Gefühl in mir...
"Ähmm...", erwiderte ich nur, während mein Blick weiterhin an dem von Matti klebte.
Uns beide trennte ohnehin nicht wirklich mehr als zwanzig Zentimeter, doch plötzlich spürte ich Mattis Hand an meiner Taille und er schien mir immer näher zu kommen, was sicherlich nicht am Alkohol lag! Seltsamerweise hatte in dem Moment ein ziemliches Déjà-vu und das lag mit Sicherheit auch NICHT am Alkohol, was aber nicht hieß, dass das Ganze mich nicht etwas beunruhigte, allerdings verursachte es nicht dieselben Gefühlsregungen wie bei dem einen Mal zuvor.
Doch eins blieb... Der Gedanke daran, was ich da überhaupt tat. Das war allerdings der einzige, der mir in dem Moment blieb, denn ansonsten weigerte sich mein Hirn irgendetwas zu tun.
Mittlerweile fühlte ich sogar schon Mattis Atmen auf meiner Haut, so nah war er mir und weiterhin tat ich nichts, überhaupt gar nichts, spürte nur die Unruhe in mir, spürte wie mir heiß wurde und mein Herz das Blut schneller durch meinen Körper pumpte.
Aber das sollte auch nicht das einzige bleiben, denn Sekunden später, Sekunden die mir wie elendig lange Minuten erschienen, schloss ich langsam die Augen und spürte auch schon Mattis Lippen auf meinen...
Ich wehrte mich nicht, nein ich tat nichts, genoss einfach nur den Kuss, versank darin, schaltete ab.
Es war so ganz anders, als das eine Mal mit Pekka zuvor. So gefühlvoll und vorsichtig, nicht drängend und fordernd und es erschien mir auch gar nicht falsch.
Ich spürte wie Matti mich langsam näher zu sich zog und den Kuss vertiefte, während ich mir wünschte, dass ich den Moment festhalten konnte, festhalten und nicht mehr loslassen...
Matti sah verwirrt auf, als es plötzlich hell um uns herum wurde und auch ich hob soweit es ging den Kopf an, um festzustellen, was hier vor sich ging. Aber eigentlich hätte ich es mir ja denken können, allerdings hatte ich dazu dann auch keine Zeit mehr.
Ich hörte einige gereizt wirkende Worte auf Finnisch, die eindeutig von Pekka kamen, woraufhin Matti nur brummend etwas erwiderte und sich dann leicht widerwillig aufsetzte. Ich tat es ihm gleich und sah perplex zu einem etwas verärgert dreinschauendem Pekka, der dort in der Tür stand und nun abwechselnd zu mir und zu Matti sah. Er wirkte nicht nur etwas verärgert und eigentlich konnte ich ja gar nicht nachvollziehen wieso er das tat, aber ich zog es vor mich besser aus dem Staub zu machen, denn egal was der nun schon wieder hatte, es war mit Sicherheit nicht hilfreich, dass er seinen Kumpel und mich so erwischt hatte...
Schwerfällig erhob ich mich und strich mir die Haare hinter die Ohren, während Peksi abermals etwas auf Finnisch sagte, was ich allerdings nicht verstand. Jedenfalls hörte es sich nicht unbedingt freundlich an und ich konnte auch an Mattis Gesichtsausdruck erkennen, dass es sicherlich nicht freundlich gewesen war und ehe Peksi seinen Groll nun auch gegen mich richten würde, murmelte ich Matti noch ein "Hyvää yötä!" zu und huschte schnell an Pekka vorbei in Richtung meines Zimmers.
Egal was für ein Problem er nun hatte, ich verstand es nicht. Und erst recht nicht, wieso er seit gestern Abend zu grantig zu mir war und wenn er ein Weib gewesen wäre, wär ich noch glatt auf die Idee gekommen, dass er seine Tage hatte...
Aber das mit Matti, nein das bereute ich nicht.
