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An die Zurückgebliebenen

One-Shot-Sammlung
von

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Hanji -> Erwin

Sie saß zurückgelehnt auf ihrem Stuhl in ihrem Labor und sah tief in Gedanken versunken auf ihr Experiment herüber. Eine Unmenge von Glasröhren verband über verschiedene Verstrebungen, Filter und Kühlungsmechanismen zwei große Glaskolben mit einander. Im ersten köchelte eine dunkelrote Flüssigkeit langsam vor sich hin, rosa Dampf stieg in die Apparatur, entfärbte sich allmählich und tropfte schließlich als klare Flüssigkeit langsam in das zweite Gefäß.

Es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis sie das Destillat würde untersuchen können und somit blieb ihr genug Zeit, um über ein paar Dinge zu grübeln. Auf ihrem viel zu voll gemüllten Schreibtisch, über den sich Levi jedes Mal wieder beschwerte, wenn er ab und an hier vorbeikam, lag ihr Notizblock und Schreibzeug. Hanji grübelte einen Moment, dann griff sie langsam danach.

Sie notierte alle ihre Ergebnisse hierauf, aber auch ihre Gedanken, Theorien, teils skizzenhafte Zeichnungen oder Schemata, wenn sie ein Bild im Kopf hatte. Sie schrieb alles auf, egal, wie abwegig oder unsinnig es sein mochte. Sie wollte, dass nichts verloren ging, wenn ihr einmal etwas passieren würde.

Aber vielleicht wurde es Zeit, dass sie dafür sorgte, dass es auch die richtigen Leute in die Hand bekommen würden, wenn der Fall eintreten sollte. Gedankenverloren kritzelte sie ein paar Linien auf das Blatt, ehe sie langsam anfing zu schreiben.

 
 

Erwin,
 

 
 

vermutlich wirst du überrascht sein, von mir einen Brief zu erhalten, nicht? Keine Sorge, ich werde dich nicht mit einem endlosen Lebewohl langweilen oder dir eine vergessene Liebeserklärung machen. Nein, ich möchte eine letzte Bitte äußern.

Unter meinem Bett, hinten ganz in der Ecke an der Wand findest du eine lose Bodendiele (und ehe du fragst, ja, ich habe sie selbstständig gelöst). Wenn du sie hochhebst, wird darunter eine Kiste liegen.

Es sind meine gesamten Gedanken, Theorien und Ideen. Einige davon sind sehr abstrakt und einige wohl auch nicht gerade wahrscheinlich. Aber darunter könnte sich vielleicht auch ein Gedankenanstoß sein, der dir weiterhilft und ich möchte nicht, dass alles verloren geht.

Ich weiß, dass du mir sehr viel zugestanden hast, seit du mir die Leitung des Forschungstrupps anvertraut hast und dass ich manchmal vielleicht ein wenig arg auf einige Dinge beharrt oder an meine und deine Grenzen gestoßen bin. Ich hoffe einfach, dass ich zumindest einen Teil dafür auch beitragen konnte.

Außer dir habe ich nur Moblit einen Brief mit dem Versteck hinterlassen, ich denke, er wird am ehesten fortführen können, was ich begonnen habe, falls du einen Nachfolger suchen solltest. Wenn die Kiste also nicht an ihrem Platz ist, dann hat sehr wahrscheinlich er sie. Und vermutlich wird auch er am ehesten derjenige sein, der aus meinen wirren Aufzeichnungen schlau wird, wenn es dir nicht gelingen sollte.

Solltest du nicht die Zeit oder die Nerven haben, dich damit zu beschäftigten, dann, bitte Erwin, sieh dir wenigstens die obersten beiden Blätter einmal genauer an. Es sollten die Ergebnisse meiner Untersuchungen an Eren sein und einige meiner neuen Vermutungen über die Beschaffenheit und die Herkunft seiner Verwandlungsfähigkeiten.

Ich habe bisher mit niemandem darüber gesprochen, weil ich nicht sicher genug bin, um es wirklich auszusprechen, aber wenn ich Recht haben sollte, könnte es einiges gefährlicher machen, weil wir noch mehr solcher Menschen wie ihn unter uns haben könnten.

Aber damit erzähle ich dir wahrscheinlich auch nichts Neues, oder?

Wie auch immer, ich hatte mir eigentlich geschworen es nicht zu tun, aber ich habe das Gefühl, ich sollte, also, hier:

Danke, Erwin. Danke, dass du mich hast forschen lassen, wie ich es für richtig hielt und nicht, wie es unser Protokoll vorgeschrieben hat, dass du dir meine Theorien angehört und nicht gleich verworfen hast und auch, dass du mir einen Versuchstitanen gefangen hast.

Ich werde mich dann jetzt wohl der nächsten Frage widmen, was nach dem Tod passiert, ich werde dir dann gehorsam berichten, wenn es soweit ist.

 
 

Hanji
 

 
 

Sie hielt zwischendurch immer wieder inne, um kurz nachzudenken. Als sie geendet hatte, war aus den Linien oben in der Ecke eine Skizze ihres Bettes und eine Art Schatzkarte mit einem Kreuz in der oberen rechten Ecke geworden.

Sie schmunzelte über sich selbst und legte den Brief schnell beiseite, als ihre Apparatur auf einmal einen pfeifenden Ton von sich gab und an irgendeiner Stelle gelblicher Dampf austrat.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer jetzt überrascht über diesen Brief ist - ja, ich wollte ihn unbedingt mit reinnehmen, gerade, weil er anders ist, als die anderen. ;) Komplett anzeigen

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