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Gebieter des Feuer und der Leidenschaft

von

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Tief und fest war Emmanline in einen Schlaf versunken und ganz in sich selbst versunken. So tief war sie noch nie in sich gekehrt, als sie in eine tiefgehende Ruhe fiel. Als hätte ihre Seele erst eine solche Ruhe und Frieden gefunden. Solch einen Punkt, an dem sie gelangt war. Ohne das sie sich einem sorgenvollem Gewissen hingeben musste und darauf achten, ihr könnte etwas geschehen.

Nein, diesmal war es vollkommen anders. Sie verspürte nichts davon. Keine Ängste, ihr könnte etwas geschehen oder aus dem Schlaf reißen. Sie war die Ruhe selbst und ihre Seele dem Einklang gleich. Solch eine innere Einkehr und es fühlte sich wohlig und leicht an, welches kleines Licht sie von innen nun erleuchtete. Es war anders, aber kannte sie dennoch irgendwoher. Vielleicht sollte es sie nervös machen, aber tat es dennoch nicht, weil sie wusste, es war nichts Gefährliches. Sonst würde sie es spüren, wenn Gefahr drohen würde. Schließlich besaß sie etwas in sich, was sie vor jeglichen Gefahren schütze, behütete und warnte, sollte irgendwas drohen. Auch wenn es sich nie zeigen durfte und immer im Verborgenen bleiben musste. Aus reinem Selbstschutz.

Plötzlich stieg ein ungeahntes Gefühl in ihr auf, welches sie noch nie so stark in sich verspürt hatte. Ein Drang, den Emmanline nicht so leicht ignorieren konnte und sie wusste, sie konnte dem auch nicht entgehen. Ein Gefühl, das doch unbeschreiblich und großartig war, das sie dem freien Lauf lassen musste. Ohne das sie was dagegen tun konnte, passierte es und wie sehr sie DAS auch zu verhindern vermochte, aber es geschah einfach. Auch wenn es einfach nur in ihrem tiefsten Schlaf passierte, aber für sie war es die reinste Realität, weil sie wusste, es stimmte. Zum ersten Mal zeigte sich in ihrem tiefsten Inneren ihr zweites Wesen in voller Gestalt. Dieses, welches sie so gut verborgen hielt und welches niemand zu Gesicht bekommen durfte. Oder je erfahren durfte. Doch genau jetzt zeigte es sich vor ihrem inneren Auge. Für nur einen Augenblick, bis sie aus dem tiefen und festen Schlaf erwachte.
 

Schweißgebadet und schwer atmend saß Emmanline nun kerzengerade im Bett, ihre Augen geweitet und nicht fähig zu denken. Ihr Herz kam erst mit ein paar Schlägen wieder in einen regelmäßigen Takt zum Schlagen, was vermutlich kurz aufgehört hatte in ihrer Brust zu schlagen.

„Unmöglich.“ Keuchte sie immer noch schwer atmend und sie wollte sich gerade mit ihren Händen über das Gesicht wischen, als sie bemerkte, wie sie leuchteten. Schockiert und entsetzt zugleich raffte sie die ganzen Decken von sich, die auf ihr lagen. Noch immer war sie nackt, von der letzten gemeinsamen Nacht mit Lucien, die wirklich unbeschreiblich gewesen war. Aber es war so, sie leuchte, oder viel mehr, strahlte am ganzen Körper.

Entsetzt schaute sie neben sich, ob Lucien neben ihr lag, aber sein Platz war leer. Da sickerte auch die Erinnerung langsam durch, wie er sich liebevoll und zärtlich von ihr verabschiedet hatte und meinte, er würde sich so schnell wie möglich beeilen und zu ihr zurückkehren. Dabei könnte er es nicht mehr erwarten. Sie hatte ihm geglaubt und es war auch so. Sie hatte in der Zeit einfach seelenruhig weiter geschlafen. Jetzt geschah das und dieses Gefühl ließ sie nicht mehr los.

„Ganz ruhig, Emmanline. Du musst dich beruhigen.“ Atmete sie ein paar Mal tief durch. Sie schloss sogar einmal kurz die Augen. Aber das Leuchten hörte noch immer nicht auf. Warum konnte sie das nicht mehr unterdrücken, wie zuvor auch? Es war stets ein Schutzzauber gewesen, den ihre Mutter ihr beigebracht hatte, damit sie geschützt war. Jetzt war es, gar schwierig das Leuchten abzustellen. Obwohl es ihr immer so leicht viel, wie das Atmen.

Emmanline sprang regelrecht aus dem Bett und lief auf und ab, als könnte es sie beruhigen. Sie wusste im ersten Augenblick nicht, was sie tun sollte. Niemand durfte sie so sehen.

Beim Hin und Her laufen bemerkte sie, das die Badezimmertür offen stand und sie konnte durch das morgendliche Licht eine Sicht auf den Spiegel ersehen. Dort erkannte sie sich sehr gut selbst und zum ersten Mal sah sich wirklich selbst. Natürlich war sie noch nackt, aber das helle Leuchten, was ihren Körper umgab, machte ihre Haut noch heller als sonst. Ihre Augen strahlten noch silberner und glänzender. Darin erkannte sie das Wesen, was sie in Wirklichkeit war. Selbst ihr weißes Haar war ein weiteres Merkmal, was noch hinzukam. All das zusammen und es war noch vieles mehr. Was bedeutete das? Warum zeigte sich ihr Wesen jetzt?

Ab da kam ihr eine erneute Erinnerung und nun wusste sie auch, was sie zu tun hatte. Wohin sie auch gehen musste. Oder es vielleicht auch wollte. Es wurde ein Entschluss gefasst, wie hart diese auch sein mag, aber sie musste jetzt Vertrauen haben. Wie einst ihre Mutter es gesagt hatte.

Schnell sammelte Emmanline ihre herumliegende Kleider zusammen, die Lucien auf unerklärlichen Gründen ihr letzte Nacht ausgezogen hatte, ohne das sie es mitbekommen hatte. Diese Nacht würde zweifellos zu einen der unvergesslichen Nächte zählen, die sie je hatte. Es war eine wirklich tiefe Verbundenheit, die sie mit Lucien verspürt hatte und wer weiß, ob es nicht auch der Grund und Anlass dazu war, warum sie jetzt in dieser Lage steckte. Doch dem musste sie sich jetzt stellen.

Während sie sich ihre Kleidung anzog, versuchte sie immer wieder, den Tarnzauber über sich zu legen. So konnte sie keinesfalls vor die Tür gehen, wenn sie Lucien suchen ging. Das Merkwürdigste war, sie wollte mit ihm sprechen und hätte ihn auch gerne zu sich gerufen, aber sie erreichte ihn einfach nicht. Sie konnte einfach keinen mentalen Kontakt mit ihm aufnehmen. Dabei musste sie dringend mit ihm sprechen und sie hatte das dringende Gefühl, dies war eine Sache, die sie nicht aufschieben konnte. Egal wie sehr sie sich anstrengte, der Drang war zu übermächtig. Es war fast so, als würde ihr inneres Wesen sogar auch raus wollen und sich zeigen wollen. So was hatte sie noch nie gehabt. Sie sollte wahrscheinlich mit Lucien darüber sprechen, bevor noch etwas ganz Dummes geschah.
 

Alastar ging die ganzen Dinge ziemlich auf die Nerven. Vor allem was er jetzt zu hören bekommen hatte. Mit all dem Fluch, diesen Rubin und den Lebensbaum. Vor allem das keine Kinder mehr geboren wurden, weil irgendjemand sie verflucht hatte. Es war doch ein Witz, dass sich absolut keiner daran erinnern konnte, wer das gewesen war. Er konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Allein schon bei der ganzen Geheimnistuerei, die sie hier veranstalteten. Er glaubte seinem Bruder, dass er die Wahrheit sprach und das er zuvor davon nichts gewusst hatte, aber das seine Eltern all die Jahrhunderte so etwas verschwiegen hatten, war schon etwas schwerwiegendes. Wie konnten sie so was Wichtiges verschweigen? Gerade in der Königsfamilie? Dies war nicht unverzichtbar. Vor allem nicht vor Lucien, da er der rechtmäßige König war. Also, warum hatten sie solange gewartet? Vor allem, warum hatten sie geschwiegen?

Als Alastar gedankenverloren den Korridor entlang lief, um zu einer Verabredung mit seinem verehrten König und Bruder zu kommen, was ihn nicht sonderlich gefiel, machte er merkwürdige Entdeckung. Etwas weiter vor ihm stand die kleine Elfe an der Wand, als würde sie sich abstützen.. Sie war mit dem Rücken zu ihm gekehrt und wollte anscheinend in die gleiche Richtung wie er, wenn sie nicht an der gleichen Stelle stehen bleiben würde. Irgendwas stimmte da nicht. Selbst sein innerer Drache machte diese Bemerkung, als würde mit ihr nichts stimmen. Sie schien auch unnatürlich blass zu sein.

Auch wenn es ihm nicht behagte, tat er es trotzdem. „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Fragte Alastar in einigen Schritten Entfernung hinter ihr nach. Sie zuckte unwillkürlich zusammen.

Langsam und vorsichtig drehte die Elfe sich zu ihm um und blickte ihn an. Etwas Seltsames blitze in ihren Augen auf, was seine Stirn runzeln lies. Ihr Gesicht schien hohe konzentrierte Züge anzunehmen, als versuche sie, etwas zu kontrollieren. Aber was?

„Ja, alles in Ordnung.“ Erwiderte sie etwas gepresst.

„Danach sieht es mir nicht ganz aus. Du siehst ziemlich Hundeelend aus.“ Sprach er es direkt aus, ohne das er sich, was dabei dachte.

Kurz blickte sie ihn an, wandte sich dann von ihm ab, um weiter zu gehen. „Danke für deine Ehrlichkeit, genau das wollte ich jetzt hören. Ich würde ja noch gerne weiter reden, aber ich habe keine Zeit und muss jetzt weiter.“ Schien sie mühe zu haben voranzukommen.

Was hatte sie denn vor? Vor allem, wohin wollte sie überhaupt? Normalerweise interessierte ihn solche Kleinigkeiten nicht, aber dies machte ihn jetzt schon etwas neugierig. Ab und an gab es schon Dinge, was ihn reizte, was vielleicht selten vor kam.

Mit einem Ruck und ohne Vorwarnung nahm Alastar sie auf seine Arme. „Das kann man ja nicht mit ansehen.“ Knurrte er mürrisch und schaute sie grimmig an, während sie ihn entsetzt ansah.

„Lass mich runter.“ Versuchte sie, sich zu wehren, aber das konnte man kaum ein wehren nennen, so wenig Kraft wendete sie dafür auf. „Ich kann selbst laufen.“

„Ja, zweifellos. Also, wo willst du hin? Nun sag schon. Ich habe auch nicht ewig Zeit und bevor ich es mir noch anders überlege und dich einfach wieder fallen lasse. Was ist dir lieber, um schneller an dein Ziel zu kommen?“ Hob er fraglich eine Augenbraue.

Weil sie wusste, dass er Recht hatte, presste sie ihre Lippen zu einem geraden Strich zusammen. „Ich muss dringend zu Lucien.“

Fragend hob Alastar nun die zweite Augenbraue. „Nun gut, dann haben wir wohl beide das gleiche Ziel.“ Stampfte er davon und ihr Weg führte sie genau zu Luciens Arbeitszimmer, wo nicht nur sein Bruder auf sie wartete.
 

Lucien konnte es noch immer nicht fassen was er in diesem Brief lass, den er jetzt in seinen Händen hielt. Ungläubig und wie oft er diese Zeilen liest, aber es mussten wahre Worte sein. Allein das Siegel und die Unterschrift, die diesen Brief unterzeichneten, deuteten auf alles hin, es musste alles wahr sein. Seine Informationen von damals waren richtig gewesen und da Raiden jetzt wieder hier war und ihm diesen Brief überreicht hatte, überzeugte ihm, die Elfen haben überlebt. Dieser Brief bezeugt es noch mehr und diese Worte sagten noch viel mehr aus, wobei er nicht weiß, was er dazu sagen sollte.

„Also, du liest nun schon seit geschlagenen zwanzig Minuten die Zeilen dieses Briefes. Entweder ist es zu kompliziert und in einer Geheimsprache geschrieben, oder es steht etwas Entsetzliches und Schockierendes darin.“ Scherzte Jade in die Stille hinein, als gerade keiner sprach.

Seit seine Geschwister erfahren hatten, das Raiden unversehrt wieder da war, konnte er schon eine Erleichterung spüren. Auch wenn viele es nicht zeigten, wusste er, sie hatten sich Sorgen um seinen ältesten Bruder gemacht. Es kam vor, dass Drachen für eine gewisse Zeit verschwanden. Manchmal auch für Jahrhunderte, aber man konnte immer einen mentalen Kontakt aufnehmen, wann immer man wollte. Oder man spürte einen Funken an Energie, ob er noch existierte. Doch diesmal war es anders gewesen und von Raiden war nichts da gewesen, obwohl er Schuld daran gewesen war und ihn losgeschickt hatte. Zwischen ihnen hatte eine sogenannte Blockade gewirkt, die nicht durchbrochen werden konnte. Egal was da passiert war, dennoch war Raiden jetzt wieder bei ihnen. Unversehrt.

„Ja, was steht da nun drinnen?“

Lucien legte die Seiten so langsam auf den Schreibtisch, als wäre sie zerbrechlich und aus Glas. Blickte währenddessen Raiden an. „Weißt du, was in dem Brief steht?“

„Nein.“ Schüttelte er mit seinem Kopf. „Wie du siehst, ist das Siegel noch ungeöffnet, was vom König der Elfen kommt. Oder glaubst du es mir nicht?“

„Doch, das tue ich, aber das ist nicht, was ich dich nicht gefragt habe. Ich habe dich gefragt, ob du weiß, was der König der Elfen in diesem Brief hier verfasst hat?“ Hielt er diese Seite des Briefes hoch, als würde das schon alles sagen.

Kurz blitzten die Augen von Raiden auf, schloss sie für einen kurzen Augenblick und knurrte kurz. „Ja, ich weiß, was da drin steht. Ungefähr, aber vermutlich nicht alles. Ich hatte eine kleine Unterredung mit dem Elfenkönig.“

Dann hatte der Elfenkönig Alarion Fenegan wirklich den Krieg mit den Nymphen und Fae überlebt. Und sein ganzes Volk auch, oder was auch immer davon übrig geblieben war. Das konnte Raiden nicht beurteilen, weil er nicht all zu viel davon gesehen hatte. Ihm hatte man keine Wahl und Chance dazu gegeben, da man ihn festgehalten hatte.

Wenn Lucien dem alles Glauben schenken konnte, was in dem Brief drinnen stand und es der Wahrheit entsprach, dann war der Elfenkönig Emmanlines Vater. Von dem sie nichts weiß, aber so wie es in dem Brief steht, Alarion aber von ihr weiß. Hatte Emmanline ihm nicht erzählt, der Vater wüsste nichts von ihr, weil ihre Mutter vorher entführt wurde, bevor sie von ihrer Schwangerschaft berichten konnte?

Gerade wollte Lucien etwas sagen, als die Tür aufgestoßen wurde und er keinen schlechten Eindruck bekam. Denn sein Bruder Alastar kam mit Emmanline auf den Armen herein und normalerweise war sein Bruder nicht für seine freundliche Hilfsbereitschaft bekannt. Aber jetzt, wenn er Emmanline so betrachtete, stimmte etwas nicht. Sofort riss er sich aus seinem Stuhl und kam um seinen Schreibtisch herum, wobei er seinen Bruder entgegenkam.

„Was ist passiert? Emmanline, was ist los?“ Fragte Lucien, kaum das er bei ihr angelangt war und streichelte sanft über ihre Wange.

„Ich habe sie draußen auf den Gang aufgesammelt.“ Antwortete Alastar anstatt für sie. „Anscheinend ist sie ziemlich am Ende und sie wollte zu dir.“

„So schlimm ist das auch nicht. Danke das du mich hierher gebracht hast, dann kannst du mich bitte runter lassen.“Schien sie in Worte zu drängen, aber ihre Wehr war fast gegen null, wie Lucien fest stellte, aber Alastar befolgte ihren Worten.

„Was geht hier vor, Emmanline?“ Fasste er sie an ihren Oberarmen, damit sie ihr Gleichgewicht fand.

Irgendwie wirkte Emmanline ohne Kraft und noch blasser als sonst. Selbst ihre Augen wirkten verändert. Als würde sie eine Veränderung durch machen. Oder war es was anderes?

Jetzt schaute Emmanline ihn in seine Augen. „Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.“

„Warum hast du mich nicht gerufen?“ Runzelte er fraglich die Stirn. Er wäre doch jederzeit gekommen, wenn er so betrachtete, in welchen Zustand sie war. Dann müsste sie sich doch niemals zu ihm schleppen und nicht von Alastar bringen lassen, nur weil er sie durch Zufall auf den Gang gefunden hatte.

„Hatte ich versucht, aber der mentale Kontakt funktioniert nicht. Also musste ich versuchen hierher zu kommen.“ Zuckte sie gerade so mit ihren Schultern.

Der mentale Kontakt funktionierte nicht? Das konnte doch nicht sein. Aber jetzt wo er es probierte, geschah wirklich nichts. Als wäre eine Blockade zwischen ihnen. Doch wie war das möglich? Sie konnten doch sonst problemlos Kontakt zueinander aufnehmen und jetzt plötzlich sollte das nicht mehr funktionieren. Von heute auf morgen.

„Du wirst dich erst einmal setzen, bevor du mir noch umkippst.“ Führte er sie zur Sofaecke, wo er einen Teil seiner Geschwister wegjagte, damit sie sich setzen konnte. Keiner beschwerte sich, sondern machten sofort für sie Platz. „Jetzt wirst du mir sagen, warum du so dringend hierher wolltest.“

Kurz schwieg sie und blickte in die Runde, als ihr Blick bei Raiden stehen blieb. „Oh Raiden, du bist wieder zurück?“ Rang sie sich trotz ihrer Kraftlosigkeit ein Lächeln ab. „Wie ich sehe unversehrt. Wie schön, alle haben sich große Sorgen um dich gemacht.“

„Ja, ich habe es wohl bemerkt. Danke für deine Aufmerksamkeit.“ Lächelte Raiden ihr zurück.

„Emmanline, du darfst nicht immer ablenken. Was ist los mit dir?“ Lenke Lucien ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Es geht um mein Geheimnis. Darum bin ich hier.“

Überrascht schaute Lucien sie an und wusste nicht, ob er da richtig gehört hatte. Wollte sie wirklich ihr Geheimnis verraten? Dabei war sie immer so stur gewesen und wollte es nie preisgeben. Was hatte auf einmal ihre Meinung geändert. Was war geschehen, warum sie sich öffnen wollte?

Lucien wusste, das Emmanline ein Geheimnis in sich verbarg, aber wenn er jetzt in die Runde seiner Geschwister schaute, konnte er verwirrte Blicke entdecken und vielleicht auch jetzt fragende. Niemand wusste es und wenn jetzt Zweifel auftraten, wenn Emmanline Geheimnisse in sich trug, konnte er nichts tun. Das hätten sie unter sich klären sollen und nicht so öffentlich.

„Willst du das vor allen Tun, Emmanline? Dein Geheimnis verraten, da du doch so stets darauf geachtet hast, es geheim zu halten?“ Wollte Lucien wissen.

„Wenn ich darüber nachdenke und ehrlich bin, habe ich zwar fürchterliche Angst davor, aber sie ist deine Familie, oder? Ich will versuchen zu vertrauen und würden sie mir etwas antun?“ Blickte sie ihn vertrauensvoll und ernst an. Konnte sogar wirklich gewisse Ängste in ihr sehen.

Der Raum war plötzlich in eine vollkommene Stille getaucht, als sie alle Emmanline anblickten und ihr zuhörten. Als würde kaum einer atmen oder gar Luft holen.

„Nein, Emmanline. Niemand hier würde dir hier etwas antun.“ War es Lya warme Stimme, die sprach. „Immerhin gehörst du zu Lucien und auch zur Familie. Jeder rechnet dich an. Auch wenn du kein Drache bist, bist du eine von uns und du hast uns auch schon oft geholfen. Jetzt liegt es auch mal an uns, dir zu helfen.“ Setzte Lya neben Emmanline und lächelte sie warmherzig an.

„Danke, Lya. Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Lächelte Emmanline leicht zurück.

„Doch was mich noch interessiert, was hat dich auf einmal umgestimmt, dass du deine Meinung geändert hast? Du weißt, ich habe dir jederzeit angeboten, zu mir zu kommen, wenn du bereit bist, mir dein Geheimnis zu verraten. Aber warum so plötzlich dein Sinneswandel?“ Wollte es Lucien doch schon gerne wissen.

Für einen Augenblick schaute Emmanline ihm in die Augen und etwas blitze in ihren Augen auf, was er nicht erklären konnte. „Ich habe mich an etwas erinnert, was meine Mutter mir einmal erzählt hatte. Einmal sagte sie mir, sollte mir jemals mein wahres Wesen in irgendeiner Form erscheinen, folge und vertraue ihr. Sie wird dir den Weg weisen und dich jederzeit beschützen. Egal was passiert, sie ist die Einzige, die dich niemals alleine lassen wird. Das sollte ich nie vergessen. Und genau heute Nacht ist das passiert.“

„Wartet mal einen Augenblick. Worum geht das hier eigentlich gerade?“ Fragte einer seiner Geschwister.

„Eigentlich bin ich nur zur Hälfte eine Elfe, was eigentlich kein Geheimnis mehr ist.“ War es Emmanline, die auf diese Frage antwortete. „Doch ich konnte und durfte nie verraten was meine andere Hälfte ist.“

„Warum nicht?“ War es Malatyas Stimme, die erklang.

„Weil meine Mutter es mir verboten hatte. Schon seit ich sehr klein war durfte niemand erfahren, wer oder was ich war. Meine oberste Regel lautete stets, das mein Wesen stets verschlossen bleibt, auch wenn es schmerzt und raus in die Freiheit will. Jeder der bemerkt welches Geheimnis ich in mir trage, wird mich bis aufs Blut jagen und einsperren, weil sie nicht teilen wollen. Da ich was besonderes und seltenes bin, genauso wie meine Mutter es gewesen war. Darum dürfte ich niemals Aufmerksamkeit auf mich ziehen und müsste stets unsichtbar bleiben. Nur so wäre ich irgendwann frei von allem und könnte so leben. Das hatte sie mir immer versprochen.“ Erzählte sie und Lucien konnte es sogar bezeugen, da er selbst diese Worte einmal vernommen hatte, die Emmanline von ihrer Mutter gezwungen wurde zu wiederholen. Immerhin hatte er in ihrer Vergangenheit fest gesteckt.

„Ist es das, warum du all die Zeit bei Culebra in Gefangenschaft gewesen warst? Weil du zur Hälfte was anderes bist.“ Fragte Raiden, der noch immer bequem in eines der Sessel saß.

„Ja, aber er weiß nicht was ich bin oder meine Mutter gewesen war. Er kennt nicht einmal das Geheimnis oder was er überhaupt wissen will. Egal was er je getan hat.“

„Oh mein Gott, Emmanline. Soll das etwa bedeuten, du hast all die Gräueltaten über dich ergehen lassen, nur um dein Geheimnis zu bewahren?“ Konnte er Lyas entsetzte Stimme hören.

„Natürlich, das musste ich tun.“ Klang Emmanline verbittert. „Alleine schon der Wahnsinn in Culebras Augen, da musste ich es tun. Dafür lag zu viel auf den Spiel und meine Mutter hatte Recht.“

Leicht berührte Luciens Emmanlines Wange und drehte ihren Kopf zu sich um. „Was ist es, was Culebra haben will? Ich habe es so oft in deiner Vergangenheit gesehen. Ich habe so oft gesehen, wie er dich dafür bestraft hat. Was ist es, was er so energisch will?“

„Er will Unsterblichkeit.“ War ihre Antwort.

„Wie bitte? Aber er ist doch unsterblich.“

„Nein.“ Schüttelte sie mit ihrem Kopf. „Was er will, ist, wahre Unsterblichkeit. Nie wieder sterben, so wie ich es eigentlich tue. Er ist hinter meinem Geheimnis her und will es wissen, woher ich das kann. Oder wie er es erlangen kann.“

Jetzt verstand er auf einmal mehr, als er vielleicht verstehen wollte. Nun fiel ihm auch ihre zusätzliche Unsterblichkeit wieder ein, das sie nicht sterben konnte. Ihm war auch kein Fall bekannt, nach jedem Tod einfach wieder so lebendig zu werden, aber wenn er jetzt so darüber nachdachte, es könnte in Emmanlines Natur liegen, war noch erstaunlicher. Wenn sie schon allein davon erzählte, in ihr wäre ein anderes Wesen. Aber was wäre es dann für eines? Vor allem mit reiner Unsterblichkeit? Eine Göttin vielleicht? Nur die hätten annähernd so viel Macht.

„Das wäre fatal wenn er so ein Wissen und Unsterblichkeit besitzt. Dann können wir ihn ja gar nicht mehr vernichten.“ Knurrte Charia vor Zorn und Hass.

„Ja, aus diesem Grund wollten wir ihm nie diese Macht geben. Außerdem wüsste ich eh nicht, wie das funktionieren sollte. Doch ich bin nicht hier, um mich über Culebra zu unterhalten, sondern, weil ich wegen mir selbst hier bin. Normalerweise bin ich nicht so energielos, aber aus irgendeinen Grund zerrt mich mein Schutzzauber vollkommen aus. Obwohl mir das eigentlich keine Probleme bereitet. Aber diesmal bereitet es mir hohe Konzentration.“ Seufzte Emmanline leise erschöpft auf.

„Was für einen Schutzzauber? Man kann überhaupt nichts spüren, das du überhaupt einen Zauber anwendest.“ Bemerkte Jade erstaunt. Alle schienen aufmerksam zuzuhören.

Emmanline schien nervös zu wirken, als Jade ihr diese Frage gestellt hatte und da wusste Lucien was nicht stimmte. „Emmanline du brauchst keine Angst haben. Egal was ist oder kommen mag, niemand wird dir etwas tun oder gar einsperren. Das verspreche ich dir. Auch wenn wir dein Geheimnis wissen. Keiner von uns wird das tun. Du weißt wo du jetzt hin gehörst.“ Lächelte er sie an.

Schnell konnte er ihr Herz schlagen hören und wie sie einmal tief Luft holte. Plötzlich holten alle im Raum Luft, als ein gleißendes Licht den Raum erhellte. Selbst ihn eingeschlossen, als Emmanline auf einmal anfing zu strahlen. Im wahrsten Sinne an zu strahlen, wie eine Leuchte. Alle starrten sie mit offenen Augen an und es schien, als würde keiner mehr Luft holen wollen. Dafür fühlte sich Emmanline unwohler, aber sie bekam dafür ihre Energie zurück und sprang vom Sofa auf, als könnte sie keine weitere Sekunde sitzen bleiben.

„Schaut mich nicht so entsetzt an.“ Versuchte sie ihre Nervosität zu überspielen. „Ihr wolltet wissen was das für ein Schutzzauber ist. Wenn ich euch erzähle, er verhindert, das ich leuchte, glaubt ihr mir das sowieso nicht.“

„Es wäre nicht gelogen gewesen.“ Kam es etwas trocken von Jade, die noch etwas überrascht war, aber schon ein Lächeln auf ihr ihren Lippen hatte vor Begeisterung.

„Ist das dein wahres Wesen? So wie du jetzt leuchtest?“ Fand Taran weitere Worte.

Kurz schaute Emmanline an sich hinab und dann ihn an. „Nein, das tut mein Körper nur sehr gerne, aber ich kann so nicht rumlaufen. Das fällt zu sehr auf.“

„Warum das denn? Wenn ich so strahlen würde, wäre ich eine wahre Schönheit und Göttin. Ich beneide dich voll.“ Lachte Jade und das konnte nur von ihr kommen. „Das musst du mir unbedingt beibringen.“

„Jade, lass deine dummen Scherze.“ Knurrte Lucien und stand vom Sofa auf, damit er zu Emmanline gehen konnte. „Sag mir, was es wirklich ist.“ Hob er ihr Kinn, damit sie ihn anschauen musste.

Leise atmete sie aus. „Sie will raus. Mein Wesen will raus und sich zeigen. Darum hatte sie sich in meinem Traum gezeigt. Da sie sich gezeigt hat, bedeutet es, das ich dir jetzt vertrauen kann. Das hatte sie zuvor noch nie getan und ich soll ihr vertrauen, weil sie mir den Weg weist und auch beschützt. Wie es mir meine Mutter gesagt hatte.“

„Dann lasse dein Wesen doch einfach frei. Es hindert dich doch nichts daran.“

„Nein, hier geht das nicht. So einfach ist das nicht. Außerdem ist das hier viel zu eng. Sie würde sich auch eingesperrt fühlen und ich will das auch nicht. Gibt es nicht einen Ort draußen und wo vielleicht große magische Kräfte nicht nach außen gelangen? Kennt ihr vielleicht einen?“

Alle schauten Emmanline an, als versuchten sie, etwas heraus zu finden, was niemand sehen konnte und je mehr sie starrten, umso größer wurde nur noch ihr Geheimnis. Und umso neugieriger wurden alle, weil sie wissen wollten, was steckte in Emmanline.

Da fielen Lucien auch wieder die Worte von der Göttin Seferati wieder ein, als er in Gefangenschaft bei den Engeln gewesen war. Dort hatte die Göttin auch so was wie erwähnt, Emmanline wäre etwas Besonderes und Einmaliges. Niemand dürfte ihr ein Haar krümmen und nichts geschehen. Stets beschützte er sie und tat alles mögliche, damit es ihr gut ging. Das hatte er immer getan, auch wenn es ihr manchmal nicht gefallen hatten.

Hier worum Emmanline sie bat war ihre eigene Freiheit, nicht indem sie weg wollte, sondern, weil ihr Innerstes danach rief. Eigentlich sollte jeder einzelne hier im Raum sie verstehen. Sehr gut sogar. Würde man ihre Drachen in irgendeiner Form einsperren oder unterdrücken, wäre es die reinste Folter. Emmanline hatte es ihr ganzes Leben getan. Stets unterdrückt und eingesperrt. Ihr eigenes Wesen in sich, was eigentlich ein Teil von ihr war. Jeder wäre verrückt geworden oder hätte sich in irgendeinen Teil verloren, aber diese Frau war ein Teil ihrer Selbst geblieben. Er bewunderte ihre Stärke wirklich und sie erkannte sie nicht einmal.

„Ich kenne einen solchen Ort, aber ich habe es nicht gerne, wenn ich andere dort habe.“ Waren es Raidens Worte, die die Stille durchbrachen.

„Natürlich, das verstehe ich.“ Meinte Emmanline.

„Können wir diesen Ort nicht für diesen Augenblick benutzen, Raiden?“ Überspielte Lucien einfach Emmanlines Worte. „Nur solange wie sie es braucht.“ Zog er Emmanline an sich und es störte ihn keinesfalls, das sie leuchtete.

Mit einem Seufzen musterte Raiden beide. „Nur wenn ich euch begleite. Ich werde euch dorthin führen.“ Akzeptierte sein Bruder auch keine Widerworte und es schien für Emmanline in Ordnung zu sein, wenn er sie begleitete. Und wie es auch aussah, begleiteten selbst all seine anderen Geschwister sie auch. Vielleicht war es keine schlechte Idee, wenn sie zu mehreren wären. Wenn Emmanline etwas so besonderes war, dann wäre es zu ihrem besten Schutz, sie würden zu mehren los ziehen.

„Würdet ihr uns kurz noch einmal alleine lassen, bevor wir aufbrechen?“ Richtete Lucien Worte an seine Geschwister und sie verließen alle sein Arbeitszimmer, ohne noch eine Aufforderung zu bekommen. Erst als die Tür zu war, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Emmanline, die noch immer hell erstrahlt war. „Das überrascht mich jetzt alles. Du hättest dein Geheimnis nicht vor meinen Geschwistern offenbaren müssen. Jedenfalls nicht für den ersten Augenblick.“

„Ja, ich weiß, aber ich glaube es war die richtige Entscheidung. Auch wenn ich fühle, es ist zu viel. Es ist das erste Mal das ich jemanden erzähle oder zeige Wer und Was ich wirklich bin. Bitte mache es mir nicht schwerer, als wie ich es vielleicht gebrauchen kann. Nicht für mich und auch nicht für mein Wesen. Bitte Lucien.“ Bat sie ihn wirklich darum und es erschütterte ihn.

„Nein, ich will es dir überhaupt nicht schwer machen. Aber da du dein Geheimnis jetzt offenbaren willst, was ist in dir? Was für ein Wesen ist in dir, Emmanline?“ Musste er es vorher wissen.

Lange schaute Emmanline ihn an. „Ich kann es dir so vorher nicht sagen. Lass es mir dir bitte zeigen. Ich weiß nicht ob du mir glauben würdest, wenn ich es dir sagen würde. Aber ich verspreche dir, niemand wird in irgendeiner Form in Gefahr gebracht. Mein Wesen ist nicht gefährlich.“ Senkte sie ihren Kopf, als befürchtete sie, Lucien hätte genau das gedacht.

Wenn er ehrlich war, hatte er am Anfang kurz daran gedacht, weil er nicht wusste, welches Wesen in ihr steckte, aber wenn er sie jetzt so sah, sie befürchtete, er würde so denken, brach es doch schon etwas sein Herz. Dabei war es nur reine Vorsichtnahme für alle gewesen. Selbst für sie.

„Ich vertraue dir in der Hinsicht, Emmanline.“ Nahm er sie in seine Arme und drückte sie noch einmal ganz fest, bevor sie beschlossen sich auf den Weg zu machen.
 

Dieser geheime Ort, den Raiden kannte, stellte sich am Ende heraus, den konnte man nur durch fliegen erreichen. Es war eine kleine Insel im südlichen Meer von Nir. Damit hatte er nicht gerechnet und durch ein anderes magisches Objekt gelangten sie auch nicht dorthin. Durch die magische Barriere, die diese Insel schützte, hinderte alles daran, dorthin zu kommen. Nur der direkte Weg klappte dorthin. Doch so einfach war das Ganze nicht. Emmanline flog nicht gerne durch die Lüfte und er konnte es verstehen, wenn sie jetzt nicht mehr dorthin wollte.

Dennoch überraschte Emmanline ihn zunehmend. Sie gab ihm über zu, wie ungern sie in den Lüften war, obwohl er nie etwas tun würde, damit sie Angst haben müsste. Sie müsste ihm nur einmal eine Chance lassen. Aber diese Angst saß zu tief in ihr und er konnte es mehr als verstehen, jetzt wo er es gesehen hatte. Da wo sie sie als ihr Spielzeug am Himmel für ihre Zwecke benutzt hatten. Es machte ihn immer noch wütend und er wollte diese Drachen genauso finden und töten sehen.

Damit sie alle wirklich zur Insel kamen und die Möglichkeit hatten, bat Emmanline ihn, er solle sie in eine Art Trance versetzen. Wie er es zu Anfang bei ihrer ersten Begegnung getan hatte, als er sie von seiner Höhle ins Schloss brachte, wo sie sich dann zur Wehr gesetzt hatte. Damals hatte er nur noch nicht gewusst gehabt, warum. Doch jetzt tat er es und es war nicht mehr so einfach, wie früher. Jetzt waren mehr Gefühle im Spiel, als wie damals. Diese Mühle war ganz schön verzwickt und diese Frau machte es ihm nicht einfach. Ganz und gar nicht.

Auch nicht, wenn sie ihn jetzt so anschaute. Ihr Leuchten hatte sie, seit sie sein Arbeitszimmer verlassen hatten, wieder unter Kontrolle gebracht und unterdrückt, was ihn etwas störte. Da er nun wusste, es war ein Teil von ihr.

Auf dem Vorhof des Schlosses warteten schon all seine Geschwister und er gab ihnen schon den Befehl, sie sollen sich schon verwandeln und in die Lüfte erheben. Er bemerkte jetzt schon, wie stark es Emmanline beeinflusste und es war am besten, wenn sie so schnell wie möglich zur Insel kamen. Und als alle in der Luft waren, war es nicht anders und sie wurden gestört. Vom Haupttor kam sein Onkel mit Cyrill runter gelaufen, als wäre es wichtig.

„Lucien, ich habe dich schon überall gesucht. Ich habe einen Plan ausgearb...“ Fing sein Onkel erst umfänglich an zu erzählen, als er dann unterbrach und zwischen ihn und Emmanline hin und her schaute, wobei er zum Himmel schaute, wo er all seine Neffen und Nichten erblickte, die ihre Kreise zogen. „Wollt ihr irgendwohin?“ Hob er fragend eine Augenbraue.

„Ich habe nichts gegen deinen Onkel und Cyrill.“ Murmelte Emmanline in Luciens Arme, weil sie wieder viel zu entkräftet aussah.

Lucien dachte in dem Augenblick eigentlich noch mehr bei der Aktion, auch wenn Darius zu seiner Familie gehörte und ihm auch vertraute. So konnte er Emmanline auch verstehen, warum sie diesen beiden auch vertraute. Beide haben sich bei der Versammlung für sie eingesetzt und ohne vorbehalten fand er es gut, weil er es von ihnen nicht verlangt hatte. Nicht als Familienmitglied von seinem Onkel und auch nicht als Emmanlines Leibwächter, von seinem alten Freund Cyrill.

Mit einem Seufzen, gab er ihnen ein Zeichen, das sie ihnen folgen sollten und nur mit einem Augenblick erkannten die Zwei, es bedurfte keine Fragerei. Eine Verwandlung in ihre Drachengestalt und sie erhoben sich auch zu den Andern in die Lüfte.

„Bist du dir auch wirklich sicher das du das willst, Emmanline? Noch können wir es abändern.“

„Ja, Lucien, es ist in Ordnung. Sowohl für deine Familie und auch der Ort. Ich bin auch bereit dafür, das du mich für diesen kurzen Zeitraum in Trance versetzt. Ich vertraue dir.“ Lächelte sie ihn leicht an.

Leicht verzog er das Gesicht dabei. „Das tust du doch mit voller Absicht, indem du mich jetzt so anlächelst und mir sagst, das du mir vertraust. Kein Wunder das ich andauernd schwach werde. Vergleiche das nicht wie zu Anfang, wo ich noch alles konnte und ich dich nicht so kannte, wie jetzt.“

„Vielleicht tue ich das, aber ich brauche das, Lucien. Tue es einfach.“ Schaute sie ihm tief in die Augen und er wusste nicht was er in ihnen sah. Doch er musste ihr nachgeben.

Mit einem weiteren Seufzen tat er es und er bekam das Gefühlt, er tat dies zu oft. Würde das jetzt eines seiner schlechten Angewohnheiten?

Lucien legte eine Hand auf ihre Stirn und befahl mental, das sie in einen tiefen Schlaf versinken sollte und sofort erschlaffte ihr Körper in seinen Armen. Behutsam drehte er sie etwas und dann verwandelte er sich in seine Drachengestalt, wobei sie dann in eines seiner vorderen Drachenklaue lag. Vorsichtig barg er sie daran und presste sie nun an seinen Oberkörper, wo er sie Wärme spendete und vor allem schützte, während er flog. Erst als alles seine Richtigkeit hatte, breitete er seine langen Flügel aus und erhob sich in die Lüfte zu den Anderen, um ihnen zu folgen.

Seit einigen Stunden waren sie schon in den Lüften und sie hatten jetzt schon die Ländereien und die Küsten hinter sich gelassen. Von oben sah alles klein und atemberaubend schön aus, aber irgendwie konnte er sich diesmal nicht an alles erfreuen wie sonst, wenn er in den Lüften war. Am liebsten wollte er alles mit Emmanline teilen und ihr alles zeigen. Doch sie schlief in seiner Klaue und konnte von all dem nichts sehen. Es brachte große Enttäuschung in ihm vor, wenn er daran dachte, wie sehr Emmanline unter all dem gelitten hatte und jetzt so eine Art Trauma besaß. Und das alles nur durch sein eigenes Volk. Dabei konnte er sich glücklich schätzen, das sie ihm jetzt so vertraute und in seinen Armen lag. Sie würde das nicht bei jeden tun. Geschweige ihr größtes Geheimnis verraten. Er hatte es noch nicht einmal von ihr verlangt.

„Wir sind bald da.“ Konnte er Raidens Stimme in seinem Kopf wahrnehmen.

Sein Blick richtete sich gerade aus, weil er nach Emmanline geschaut hatte und ob alles in Ordnung mit ihr war. Sie schlief zwar noch immer, aber es musste nie was heißen. Von weiten konnte nichts weiter als nur das weite Meer erkennen und kein Land in Sicht. Nicht einmal ein Stückchen Fleckchen Erde. Da machte Raiden einen kleinen Tiefflug und flog knapp über der Meeresoberfläche. Es war ruhig und strahlend blauer Himmel. Ein perfekter Tag zum fliegen und das mit einer ganzen Horde Drachen über das Meer. Alle schienen ihm zu folgen und er tat es ihm gleich und sie machten einen Sturzflug nach unten. Geschickt hielt er kurz vor der Oberfläche an, bevor er auf dem Wasser aufschlug. Seine Flügel waren seine perfekten Träger dazu, um sich abzufangen.

Erst als Lucien auf dieser Höhe war, konnte er verstehen. Jetzt sah er die Insel und wie sein Bruder meinte, sie wären bald da. Raiden hatte zuvor gemeint, sie wäre durch etwas magisches geschützt und könnten nur durch den direkten Weg dorthin gelangen. Anscheinend konnten sie auch nur durch eine bestimmte Lage zu dieser Insel hingelangen. Es war nicht möglich, das so schnell ein Außenstehender zu dieser Insel gelangen konnte. Raiden hatte tatsächlich eine magische Insel. Das war wirklich interessant.

Es war eine tropische Insel mit einem sandigen Strand. Von weiter Ferne konnte er auf den hinteren Teil der Insel einen Berg erkennen, der mit grünen Wäldern überwuchert war und ein runder See befand sich inmitten der Insel, der sich nach vorne zu einem kleinem Fluss bildete und zu einem Wasserfall ins Meer mündete. Große Palmen zierten den Strand und das Wasser war strahlend blau wie der Himmel. Es war regelrecht paradiesisch und jeder Drache würde sich hier wohl fühlen. Kein Wunder, er hatte hier alles was er brauchte. Kein Wunder das Raiden dies alles versteckte.

Am Strand gelandet, war er etwas abseits von den Anderen, verwandelte er sich sofort wieder zurück. Auch wenn er nichts an hatte, kümmerte es ihn jetzt nicht, sondern dachte daran, dass Emmanline aus der Trance erwachte. Dafür gab er jetzt den mentalen Befehl, sie sollte wieder erwachen. Kaum merklich machte sie wieder ihre Augen auf und er konnte in silberne Augen schauen.

„Wir sind da, Emmanline.“ Lächelte er sie leicht an und streichelte ihr über die Wange.

Etwas orientierungslos blickte sie um sich und schaute dann wieder ihn an. „Du hast dein Versprechen gehalten.“ Murmelte sie, was sich so anhörte, als wäre sie noch verschlafen.

„Ja, natürlich.“ Setzte er sie ab, da es aussah, als würde sie sich umschauen wollen. Er wusste wie neugierig sie war und wie sehr sie es liebte neue Dinge kennen zu lernen. Vor allem zu sehen. Genau dies war was neues für sie. Vielleicht war das auch ein Anreiz gewesen raus zu kommen. Er konnte den Grund nicht genau nennen, aber jetzt waren sie hier.
 

Emmanline lächelte Lucien leicht an, als er sie absetzte und bedankte sich bei ihm dafür. Erst dann nahm sie ihr Umfeld wirklich wahr, was sie zuvor nicht ganz getan hatte. Es war wirklich schön hier und auch angenehm warm, sowie der Wind, der über ihre Haut strich. Unter ihren Füßen spürte sie, wie der Boden etwas nachgab und bemerkte den Sand. Vor ihr das viele Wasser, wie Lucien es einmal genannt hatte, es sei das weite Meer. Es war so herrlich blau wie der Himmel und so klar, das man selbst den Meeresboden erkennen konnte. Kleine Fische und andere Tiere tummelten sich im Wasser, was wunderbar zu beobachten war. Hinter ihr erstreckte sich ein grüner Wald mit Bäumen, die sie noch nie gesehen hatte und Pflanzen, die außergewöhnlich waren. Von weiter Ferne konnte sie Wasser rauschen hören und das Rauschen das Meeres.

„Das ist ein wirklich wunderschöner Ort.“ Drehte sich Emmanline um, als sie Geräusche hinter sich vernahm.

„Danke. Aber gewöhnt euch nicht zu sehr daran. Das ist eine einmalige Sache.“ Knurrte Raiden, als er gerade Lucien ein paar Kleidungsstücke zum anziehen gab. Anscheinend hatten sie sich schon etwas angezogen, denn jeder trug nach ihrer Verwandlung etwas an sich. Für sie eine Erleichterung.

Ohne irgendetwas zu sagen, ging sie einfach vom Strand weg und etwas in die Wälder hinein und kam sogar zu einer kleinen sonnenbeschienen Lichtung. Diese war für sie genau perfekt und wie gehofft, waren ihre alle auch gefolgt. Auch wenn es sie etwas Kraft gekostet hatte, ließ sie erst hier wieder ihr Leuchten frei. Da Darius und Cyrill die Einzigen noch nicht gewesen waren, die es gesehen hatten, schienen verblüfft darüber zu sein, als sie auf einmal anfing zu erstrahlen.

„Emmanline, du leuchtest ja.“ War es Cyrill, der überrascht klag.

„Ja, ich weiß. So bin ich, Cyrill. Das ist auch ein Grund warum wir hier sind. Da ihr erst später dazu gekommen seid, werdet ihr es jetzt erfahren.“ Was sie auch jetzt tat und sie beide schienen aufmerksam zu zu hören. „Darum würde ich euch bitte, wenn ihr alle dort stehen bleiben würdet. Mir wäre es liebe, wenn ich diesen Freiraum hätte. Ich weiß, ich könnte niemals von dieser Insel runter kommen und hätte keine Fluchtmöglichkeit, aber für mein Wesen wäre es eine große Erleichterung, wenn ich dann nicht von so vielen Raubtieren umzingelt wäre.“

„In Ordnung, das machen wir.“ Meinte Lucien. „Was ist es noch, Emmanline? Irgendwas willst du uns noch sagen.“

Das wollte sie schon, aber sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte. „Bitte versprecht mir, wenn ich es euch zeige, jagt oder sperrt mich nicht ein.“ Ging ihr Atem etwas schneller und ihr Herz schlug ihr fast bis zum Hals.

„Du scheinst ja eine große Angst zu haben, dass das passiert?“ Sprach Alastar.

„Du verstehst das nicht, es steckt in mir.“ Blickte sie in seine Augen und sie fühlte sich, als würde sie von etwas gehetzt. „Es ist mein reiner Überlebensinstinkt was mich beschützt und dazu treibt das alles zu tun und auch mich so zu verstecken. Manchmal denke ich, dass ich all das selbst nicht will. Ich beneide manchmal jedes Wesen dafür, für jede ihre Art und das es nicht alleine ist. Aber so bin ich nun einmal und ich will nichts anderes sein, weil ich es mir nicht anders vorstellen kann. Mehr als das verlange ich nicht.“

„Gut, wir alle versprechen dir, wir werden dich nicht jagen oder einsperren. Erneut.“ Sprach Raiden anscheinend für alle, dennoch stand Lucien vor ihr und blickte auf sie herab.

Sanft nahm Lucien mit seinen beiden Händen ihr Gesicht und beugte sich zu ihr herab, damit er sie küssen konnte. Sie wehrte sich nicht dagegen und lehnte sich genüsslich gegen seinen Körper, weil sie nicht anders konnte.

„Spürst du es, Emmanline? Zwischen uns steht eine Verbindung und egal was kommen mag, es bleibt sowie es ist. Niemand wird dir etwas antun, denn dafür werde ich sorgen, sowie alle die hier stehen. Egal was heute und jetzt hier passiert. Du weißt, was ich dir gesagt habe, niemand könnte etwas tun oder sagen, was uns trennen könnte, denn dafür habe ich von dir schon zu viel gesehen.“ Lächelte er sie bewusst an, weil jetzt erst verstand sie die wirkliche Bedeutung dieser Worte und wie ehrlich er sie meinte.

Emmanline war bereit und fasste sich auf, dass was jetzt kam. Sie musste es tun und es endlich hinter sich bringen. Sie spürte den großen Drange, wie sehr ihr wahres Wesen endlich raus wollte und wie seltsam es auch erscheinen mag, wollte sie es auch Lucien zeigen. Sie wollte ihm ihr Geheimnis zeigen. Egal was es ihr am Ende bedeuten würde. „Ich bin bereit.“ Machte sie einen Schritt zurück und er ein paar mehr zu den anderen, ohne sie aus den Augen zu lassen.

Sie kam nun nicht mehr drumherum zu sagen, dass dieser Mann und Drache ihr etwas bedeutete. Ihr sogar am Herzen lag. Vielleicht war es auch der Grund, warum er ihr so tief unter die Haut ging und sich ihr wahres Wesen jetzt zeigte. Es musste was mit Lucien zu tun haben, nur das konnte es sein.

Langsam schloss Emmanline ihre Augen und holte einmal tief Luft. Tief in sich spürte sie eine wohlige Wärme und wie alles aus ihr herausströmte. Dann spürte sie es ganz nah an der Oberfläche und wie sie es zuvor in ihrem Traum gesehen hatte. Ihr wahres Wesen und wie sie raus wollte. Ohne sie zu unterdrücken, konnte sie sie zum ersten Mal frei lassen.

Plötzlich verändert sich alles. Ihr ganzes Aussehen und Wahrnehmung. Ihre Gestalt wurde strahlend weiß, ihr ganzes Gesicht verformte sich zu einer spitzen Schnauze und ihr Körperbau wurde graziler, ihre Haare wurden zu einer strahlend weißen langen gelockten Mähne und ein langer weißer Schweif peitschte hin und her. Ihr Hals wurde lang und schlank, sowie ihre hohen schlanken Beine, wo sie jetzt auf vier Hufe stand. Ihre Augen noch immer so silbern wie vorher, leuchteten sie jetzt umso mehr. Auf ihrer Stirn erstrahlte ein spitzes goldenes Horn.
 

Wie erstarrt stand Lucien auf einen Fleck und starrte Emmanline an, während sie sich verwandelte. In ein Wesen, welches er noch nie zuvor gesehen hatte. Den Lauten und Geräuschen im Hintergrund zu vernehmen, ging es den Anderen nicht anders.

Er wusste gerade nicht, ob er atmen sollte oder nicht, aber er glaubte, ihm blieb gerade die Luft weg und sein Herz blieb ihm beim Anblick von Emmanlines Wesen stehen. Ihm waren schon unzählige Wesen begegnet und das auf verschiedener Arten und Weisen, so alt wie er war. Doch von solch ein Wesen und Tier, wie Emmanline es war, hatte er noch nie gehört oder gesehen. Vielleicht in Märchen oder Sagen, aber aus diesen Geschichten wurden sie normalerweise geschrieben. Dann steckte selbst in diesen ein Körnchen Wahrheit und es war kaum zu fassen, aber sie war atemberaubend schön.

Lucien war von ihr so gebändigt, dass er sich kaum rühren konnte. Sie war schneeweiß und ihre Mähne strahlte und lockte sich leicht in Wellen ihren schlanken Hals herunter. Für ein Pferd war sie zu elegant und zu anmutig. Sie war viel schlanker gebaut, als wäre sie vergleichbarer mit den normalen Tieren, wenn nicht das goldene Horn auf ihrer Stirn wäre, was genau sie zu dem Wesen machte, was sie eigentlich war.

Als ihre Verwandlung vollendet war, lief sie unruhig hin und her. Ihr Kopf schnellte immer wieder zu ihnen herüber und er spürte ihre Zurückhaltung, so scheu wie sie war.

„Geh Emmanline und laufe. Genieße die Freiheit. Ich werde hier auf dich warten, bis du wieder zurückkommst.“ Sprach er zu ihr mental und er konnte durch das Zucken ihrer Ohren vernehmen, das sie ihm gehört hatte. Anscheinend bestand die geistige Verbindung wieder zueinander. Was auch immer sie zueinander getrennt hatte, sie war wieder da.

Einen kurzen Augenblick schaute Emmanline ihn mit ihren wunderschönen silbernen Augen an, bis sie kehrtmachte und davon rannte. In ihrer Tiergestalt lief sie in die Wälder und er konnte nur noch die Geräusche und Vibrationen ihrer Hufe auf dem Boden wahrnehmen, bis sie ganz verschwunden waren. Sie war wirklich schnell auf ihren dünnen langen Beinen. Kein Wunder, das sie flink auf ihren Beinen war, wozu er sie immer bewundert hatte.

„Sie läuft davon, willst du ihr nicht nach?“ War es seine Schwester Ysera, die fragte.

„Nein, ich habe ihr selbst gesagt, sie soll gehen.“ Blickte Lucien immer noch an die Stelle, wo Emmanline verschwunden war. „Sie hatte vorhin selbst gemeint, sie könne die Insel ohnehin nicht verlassen und wenn, es ist ihre Freiheit, die wir ihr nicht nehmen können. Außerdem war sie viel zu unruhig, als das sie jetzt hätte hier sein können und sie war viel zu lange in sich eingesperrt. Emmanlines Wesen war ihr ganzes Leben in sich eingesperrt gewesen und ich glaube, da drängt es sie zu laufen. Uns würde es genau so gehen und wir würden als Drachen lieber oben in den Lüften sein.“

„Heilige Götter.“

„Habt ihr das Gleiche gesehen, wie ich? Sie ist ein...“

„Einhorn.“ Beendete jemand anderes den Satz.

„Sind das nicht eigentlich nur Märchen oder erfundene Geschichten? Die gibt es doch eigentlich nicht. Ich meine, ich habe jedenfalls noch nie von solchen Wesen gehört.“

„Und wir nichts in der Bibliothek gefunden. Selbst nicht in den urältesten Bücher.“ Sprach Lodan für sich und Taran.

„Und dennoch scheinen diese Geschichten wahr zu sein, sowie es aussieht.“ Sagte sein Onkel, der nachdenklich seine Arme vor der Brust verschränkte und genauso dorthin blickte, wo Emmanline verschwunden war, als Lucien ihn anblickte, weil er einen seltsamen klang in seiner Stimme vernommen hatte. „Ich hatte mir ja schon irgendwie geahnt, das an dieser Frau etwas anders ist, aber eher so im Bereich von ihren Kräften, da sie eine Elfe ist und nicht gleich eine ganze Gestaltumwandlung. Elfen neigen ja zu ihren besonderen Fähigkeiten, aber in ihr steckt doch mehr, als ich ahnte.“

„Aber hier scheint jemand ganz hin und her gerissen zu sein.“ Erklang Lyas Stimme und alle Blickten sie an, worauf sie Malatya anschaute und sie dann alle auf sie. Anscheinend war sie hell auf begeistert davon was sie zu sehen bekommen hatte und was Emmanline für ein Wesen war. So junge Drachen waren noch schnell zu erfreuen und zu begeistern. Es war nicht so, das sie nicht selbst über das Ergebnis überrascht gewesen wären, was sie heute zu Gesicht bekommen hatten. Sogar eine ziemlich große und neue Erkenntnis, um ehrlich zu sein.

„Und was machen wir jetzt? Wir haben jetzt heraus gefunden, deine Frau ist ein noch nie dagewesenes Wesen. Was wirst du jetzt anstellen, Lucien?“ Lehnte Raiden sich an eine Palme und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ich werde hier auf sie warten, bis sie wieder zurück kommt. Ihr könnt von mir aus schon ins Schloss zurück, oder auch hier warten. Das ist euch überlassen, wie groß eure Geduld sein wird.“

„Wir werden jetzt wohl kaum gehen und euch alleine lassen.“

„Ja. Es ist ja nicht so, das wir nicht neugierig sind, aber wir werden so ein Wesen nicht ungeschützt lassen. Hatte Emmanline nicht was davon erzählt, niemand dürfte von ihr erfahren oder sie entdecken? Immerhin sind wir ja alle hier, zwecks ihres Schutzes.“ Sprach Jade voller Begeisterung und Ungeduld.

„Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Wenigstens einmal in ihrem Leben spricht sie etwas vernünftiges aus.“ Schnaubte Ysera, als gäbe sie es nicht gerne zu.

„Ich weiß nicht, ob das jetzt beleidigend klingen soll oder ob du mich wieder fertig machen willst.“ Starrte Jade sie etwas funkelnd an, dabei hatte sie diesmal nichts böses im Sinn gehabt.

„Gut, dann werden wir hier alle wohl auf der Insel bleiben, bis Emmanline zurück kommt. Dann gehe ich halt etwas an den Strand und mich in der Sonne aalen und ein Nickerchen machen. Weckt mich, wenn es soweit ist.“ Gähnte Charia und streckte sich in die Länge, als sie davon ging. Die Zwillinge folgten ihr, sowie Ysera.

Raiden knurrte etwas säuerlich auf, als er der Truppe hinterherschaute. „Gewöhnt euch ja nicht zu sehr daran. Das ist eine einmalige Sache.“ Betonte sein Bruder seine Worte nur wieder.

Und die anderen verstreuten sich in andere Richtungen. Zurück blieben nur noch er, Raiden und Darius. Was keine große Verwunderung war. Doch da sein großer Bruder in letzter Zeit nicht anwesend gewesen war und auch bei der letzten Sitzung, musste er vieles erfahren. Sowie über diesen Fluch. Kein Wunder, das sich ihre ganzen Geschwister verdrückt hatten. Glaubten sie etwa, er wollte das mit Raiden in Ruhe besprechen?

Dabei wünschte er sich nur jemand bestimmtes an seiner Seite, aber das konnte er jetzt unmöglich verlangen. Er hatte gar nicht gewusst, wie sehr abhängig er von Emmanline geworden war, aber sie war stets an seiner Seite und stand immer bei ihm, wenn was war. Sagte sogar ihre Meinung, sollte sie nicht der Gleichen sein. Das mochte er er sogar. Dennoch hatte sie das jetzt alles verdient, weil dies ein Teil von ihr war. Er wusste ganz genau, sie würde das Gleiche für ihn auch tun. Egal was es wäre.
 

Stunden waren vergangen und langsam brach die Abenddämmerung ein. Mit Raiden hatte er über das Wichtigste gesprochen und er hatte es gefasst aufgenommen. Natürlich waren Diskussionen aufgekommen, aber es war unveränderbar. Er konnte froh sein, das wenigstens Darius geblieben war, der ihm etwas unterstützt hatte und mit bei der Unterredung war. Mehr als alle zusammenhalten konnten man jetzt nicht und um eine Lösung zu finden, wie es auch Emmanline zuvor gesagt hatte. Für das Volk. Raiden war danach einfach gegangen, mit der Begründung, das er jetzt einfach nachdenken musste. Das war akzeptabel gewesen und er konnte es verstehen. Er hätte es vermutlich genauso getan.

Kurze Zeit später war auch er alleine gewesen und saß nun an einem Baum gelehnt, wo er nun den Himmel betrachtete, wie er sich der Dunkelheit entgegen streckte. Vereinzelte Sterne zeigten sich schon am Firmament. Er hingegen wartete darauf, das Emmanline wieder kehrte. Er ließ ihr die Zeit und würde ihr auch die Möglichkeit geben. In der ganzen Zeit hatte er auch keiner der Anderen gesehen und ihn sollte es auch recht sein. So hatte er auch viel Zeit gehabt nach zu denken. Die hatte er gut gebraucht, um über vieles klar zu werden.

Erst ein Schnauben weckte ihn aus seinen Gedanken und er blickte auf, aber rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck.

Da war sie.

Emmanline war so atemberaubend schön und anmutig, wie sie da stand. Lucien wusste, sie musste die ganze Zeit gerannt sein, aber es schien, als wäre sie kein bisschen außer Atem. Sie wirkte nicht so.

Er konnte noch immer nicht fassen, dass er solch einem seltenem Wesen sich gegenüber befand. Emmanline war tatsächlich ein Einhorn und er dachte stets, sie existierten nicht. Das war eines der Dinge gewesen, worüber er nach gedacht hatte und was er sich wach rufen musste. Sogar realisieren. Sie gab es wirklich und nicht nur in Ammenmärchen.

„Du bist so wunderschön.“ Flüsterte Lucien leise und erhob seine Hand, weil er sie so gerne berühren wollte, aber er wollte sie auch nicht verschrecken, da sie so scheu aussah. Dabei lief sie unruhig hin und her.

Ihre schönen silbernen Augen huschten dauernd hin und her, als befürchtete sie, das Gefahr aus dem Gebüsch gesprungen kommen würde. Natürlich würde er das niemals zu lassen.

„Du bist hier vollkommen sicher, Emmanline. Du kannst mir vertrauen.“ Hatte er seine Hand noch immer nach ihr ausgestreckt.

Leichte Schritte machte sie nach vorne und schnaubte hin und wieder, wie sie die Zuckungen mit ihrem Hals, wo ihre strahlend gelockte Mähne sich bewegte. Sie erinnerte ihn an ein anmutiges Pferd, das sich voller Stolz präsentierte. So kam sie gerade auf ihn zu, in ihre schneeweißen leuchtenden Schönheit und ihrem goldenen Horn auf ihrer Stirn.

Sanft und vorsichtig legte Emmanline ihr Schnauze in seine Hand, wo er seinen Arm noch immer ausgestreckt hatte. Ihre Schnauze fühlte sich warm und samtig an. Tief schaute sie ihm in die Augen und er in ihre. Er konnte die tiefe Intelligenz in ihr erkennen, die darin wohnte. Sie, Emmanline war da. Er konnte es genau erkennen.

Plötzlich schien sein Herz auf einmal höher zu schlagen und für einen Augenblick weiteten sich seine Augen, als er die Erkenntnis hatte. Danach konnte er nicht anders, als ihr ein Lächeln zu schenken und sie zu streicheln. Wohingegen sie ihren Kopf gegen seine Hand drückte und es anscheinend sichtlich genoss.

„Schön das du wieder da bist. Konntest du deine Freiheit genießen?“ Strich er durch ihre seidige Mähne, wie er es bei ihrem menschlichen Haar auch immer tat. Er liebte das. „Während ich hier auf dich die ganze Zeit gewartet habe, habe ich über vieles nachgedacht, Emmanline. Da ist mir einiges klar geworden und ich kann auch deine Begründung verstehen, warum du so eine ungeheure Angst hattest, dein Wesen zu offenbaren. Du hast dein Geheimnis so lange bewahrt oder gar Andere ein Geheimnis daraus gemacht, du seist etwas besonderes und das man dich beschützen müsste.“ Sprach er all seine Gedanken aus und die ganze Zeit berührte er sie, während sie ihm zu hörte. Er konnte es sehen. „Ich wusste es schon vorher, dass du etwas Besonderes bist. Auch wenn ich jetzt davon überzeugt bin, was du wirklich bist. Denn jetzt bin ich überzeugt, warum ich wirklich geboren wurde. Jetzt weiß ich, warum ich vom Schicksal ausgewählt wurde, dein Seelengefährte zu sein. Drachen brauchen einen Sinn im Leben und der bist du für mich. Mir ist auch gleich, was das Schicksal mir sagt, aber ich weiß, ich bin für dich geboren, um dich zu beschützen. Als deinen Seelengefährten und Beschützer. Egal was es ist, ich werde immer an deiner Seite sein und dich beschützen. Genau das ist der Sinn in meinem Leben.“
 

Ein Licht umhüllte Emmanline und sie verwandelte sich von ihrer tierischen Gestalt in die menschliche zurück. Zu überrascht von Luciens Worten konnte sie nicht mehr in dieser Form bleiben.

Entsetzt und gleichzeitig voller Hoffnung schaute sie ihn an, was ihr Herz schneller schlagen ließ und sackte vor ihm auf die Knie. Es erwärmte sogar ihre Brust, was sie nicht verhindern konnte, denn seine Worte waren ernst gemeint. Lucien wollte und meinte, er lebe für sie und es rührte sie wirklich, womit sie nicht gerechnet hätte. Nicht mit seinen tiefen Worten und seinen Blicken und zärtlichen Streicheleinheiten. Er war so sanft zu ihr, was sie zum Schmelzen brachte und nachgeben musste.

All ihre Gefühle brachen Bahn, die sie durch ihr Wesen unterdrücken musste. Erste Tränen rannen ihr die Wangen hinunter und sofort zog Lucien sie in eine Umarmung, was sie heftiger zum Weinen brachte. Ihr Herz wurde viel leichter, als sie zum ersten Mal nicht alleine und zum ersten Mal frei von alldem war. Vor allem ihr Wesen konnte es sein und sich offenbaren, wie es zuvor noch nie gekonnt hatte. Heute war ein Tag gewesen, da hatte ihr Inneres nur geschrien: Laufen. Laufen. Laufen.

Das hatte sie getan und das bis zum Äußersten. Womit sie vermutlich die halbe Insel erkundet hatte. Was ihr zu Anfang vollkommen egal gewesen war, solange sie nur laufen konnte und die Freiheit und den Wind spüren konnte. All das wollte sie fühlen und die Kraft in ihren Beinen und Körper. All das hatte sich toll und herrlich angefühlt. Genau richtig und wie es sein sollte.

Jetzt hängt sie hier und weinte in seinen Armen, weil sie nicht damit gerechnet hätte. Vielleicht waren es genau solche Worte, die sie hören wollte, weil sie stets alleine war und niemand bei ihr gewesen war. Stets musste sie sich alleine durch das Leben kämpfen und jetzt war jemand an ihrer Seite, der das für sie tat. Auch wenn sie es nie hatte ansehen lassen oder auch zeigte, hatte es sie doch Energie gekostet darum zu kämpfen ihr Leben zu bewahren. Selbst wenn sie wahre Unsterblichkeit besaß.

„Nicht weinen, Emmanline. Das wollte ich damit natürlich nicht erreichen.“ Drückte Lucien sie fester an sich.

„Ja, ich weiß.“ Schmiegte sie sich an ihn. „Es ist nur, ich war stets mein ganzes Leben damit alleine und konnte mit niemanden darüber sprechen, oder es je jemanden zeigen. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl es einmal frei zu lassen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, das etwas passieren könnte. Unter Culebras Gefangenschaft hätte ich das nie gekonnt. Vor allem nicht mein wahres Wesen preiszugeben. Ich will mir gar nicht ausdenken, was er mit mir alles angestellt hätte.“ Bekam sie eine Gänsehaut, bei all der Schrecklichkeit.

„Ich finde es nur erstaunlich, wie lange du dein inneres Wesen, solange verschlossen halten konntest. Ich wäre vermutlich daran zu Grunde gegangen. Damals bei den Engeln in Gefangenschaft war es schon schrecklich für mich gewesen, als sie meinen Drachen für geraume Zeit eingeschlossen hatten. Aber du hast es dein ganzes Leben ausgehalten.“ Erklang Respekt aus seiner Stimme.

Dies konnte sie ihm beantworten. „Ich habe mein Wesen zwar nie bei ihrem Namen genannt und was sie ist, aber sie ist ein Teil von mir, sowie es dein Drache, bei dir ist. Wir sind eins und doch sind wir eigenständig. Ich gebe ihr selbst einen Teil meiner selbst, und wir haben vor sehr langer Zeit eine Übereinkunft getroffen. Auch meine Mutter wusste davon und sie war selbst so ein Wesen. Nur sie war ein wahres Wesen ihrer Selbst. Da ich schon seit meiner Geburt in Gefahr war, beschlossen wir, das sie im Verborgenen bleibt und sie niemand zu Gesicht bekommt. Niemand sollte ihr schaden und wenn, sollte nur ich alles auf mich nehmen. Solange ich sie beschützen konnte.“

„Soll das bedeuten, all die Folter, Qualen und Schmerzen hast du für dein Wesen auf dich genommen?“

„Ja, ich habe es für sie getan und auch für das Geheimnis der Unsterblichkeit, weil sie es in sich trägt. Aber falls du jetzt denkst, ich tue alles nur alleine, dann stimmt das nicht. Sie gibt mir oft die Kraft, die ich für so vieles brauche oder oft nicht habe. Wäre meine zweite Hälfte nicht da, wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde. Oft hatte ich mir gewünscht, meiner Mutter folgen zu können und auch zu sterben. Ich hatte es nie so richtig verstanden, warum ich das nie konnte.“

„Ich verstehe dich schon, Emmanline. Auch welchen Drang dich bewegt. Würde nicht selbst in mir ein Tier existieren, könnte ich dich vermutlich nicht verstehen, aber ich tue es. Auch mir gibt mein Drache die Kraft, die ich brauche, um dort weiter zu machen, wo ich gerade stehe. Dass dir dein Wesen Kraft gibt, ist was Gutes und ich danke ihr auch dafür, denn sonst hätte ich dich jetzt nicht bei mir.“ Drückte Lucien sie von sich, damit er ihr ins Gesicht schauen könnte, denn sie war noch immer etwas aufgelöst von ihren Tränen. „Aber bitte rede nicht mehr davon das du sterben wolltest. Oder möchtest du es immer noch?“

Emmanline konnte eine Art Traurigkeit in seinen Augen sehen und sie fragte sich, rührte es alleine daher, nur weil sie einmal daran gedacht hatte? Weil sie das einmal gewollt hatte?

Mit einem Kopfschütteln verneinte sie es. „Nein, ich will es nicht mehr, Lucien. Es ist schon eine Weile her, als ich den letzten Gedanken daran gehegt hatte, das zu wollen.“ Gab sie ehrlich zu, was ihn erleichtert aufatmen ließ und ein Lächeln empor lockte. Darauf küsste er sie einfach und ohne Vorwarnung.

„Wo sind die Anderen? Sind sie wieder ins Schloss zurückgekehrt?“ Fragte Emmanline, als sie sich vom Kuss gelöst hatte und blickte sich um, aber keiner war zu sehen. Sie beide waren hier vollkommen alleine.

„Nein. Ich vermute mal, sie hängen entweder alle am Strand ab oder irgendwo anders. Jedenfalls wollten sie alle hierbleiben und auf dich warten.“ Erzählte Lucien und sie war überrascht. „Immerhin sind sie alle hier, um dich zu beschützen.“

Ungläubig das zu glauben, wollte sie es schon sehen wollen und auch die Anderen. Vor alle, hatte sie das Gefühl, dass sie den Anderen etwas Probleme aufgebürdet zu haben. Zu mal das schon ein großes Risiko und Geheimnis war. Gerade für die kleine Malatya. Wie könnte sie sich je selbst davor beschützen? Sie hätte nie so viele da hinein ziehen dürfen.

„Ich weiß, was du gerade denkst, Emmanline.“ Legte sich eine Hand auf ihre Wange. „Du hast nichts Falsches getan. Jeder meiner Geschwister ist alt genug, um alleinige Entscheidungen zu treffen. Was unsere Jüngste anbetrifft, sie würde vermutlich alles für dich tun. Malatya liebt dich abgöttisch und sieht dich wie ihre eigene ältere Schwester an. Immerhin hast du ihr ihren Drachen zurückgegeben. Wie könnte sie dir da nicht verfallen sein und für dich alles Tun?“ Stellte er ihr die Frage. „Außerdem steht das allen außer Frage. Sie sind alle freiwillig hier. Mach dir keinen Kopf darüber.“ Lächelte er sie an und streichelte mit den Daumen über ihre Wange.

Sie konnte es nicht fassen, wie leicht er ihre Gedanken erraten hatte. Es war bemerkenswert, aber Lucien hatte Recht. Sie hatte ein schlechtes Gewissen gehabt. Sollte sie ihm glauben? Immerhin kannte er seine Geschwister besser als jeder andere als sonst. Oder?

„Möchtest du dich selbst davon überzeugen?“ Fragte er sie unerwartet. „Wir können ja mal an den Strand schauen.“

„Ja.“ Nickte sie und senkte leicht den Kopf. „Möchte ich.“

„Gut, aber nicht ehe du dir was angezogen hast. Eher lasse ich dich nicht zu ihnen.“ Knurrte er.

Erst da bemerkte Emmanline, dass sie vollkommen nackt war. Eine leichte Röte bildete sich auf ihre Wangen, als sie an sich herabsah. Lucien hatte sie ja schon oft entblößt gesehen und auch tiefgründiger erforscht, aber dennoch war es ihr noch unangenehm, wenn sie hier so saß. Und sie hatte es noch nicht einmal mitbekommen.

„Ziehe solange mein Hemd über.“ Zog er seines aus und gab es ihr, wobei sie im ersten Augenblick ihre Augen nicht von seinem Oberkörper lösen konnte. „Anscheinend löst sich deine Kleidung bei deiner Verwandlung genauso auf, wie bei all den anderen Gestaltenwandler auch auf.“ Stand er zunächst auf.

Emmanline zog sich das schwarze Hemd über, was für sie viel zu groß war. Als Lucien ihr aufhalf, ging ihr das Hemd bis zu den Knien. Durch ihr schneeweißes Haar und ihr Leuchten gab das Schwarz einen starken Kontrast ab. Und es roch nach ihm. Ein erdiger Geruch, den sie so mochte und beruhigte.

„Auch wenn mein Shirt an dir verdammt sexy aussieht und ich am liebsten über dich herfallen würde, ist es besser als nichts. Solange bis eine meine Schwestern dir etwas Vernünftiges geben.“ Starrte Lucien sie an, als würde er sie am liebsten mit seinen Augen auffressen wollen.

„Du klingst so, als wärst du eifersüchtig.“ Lächelte sie leicht und musste leicht lachen, denn es amüsierte sie wirklich, wie besitzergreifend er sich verhielt. Dabei würde sie niemals etwas anderes tun, als ihn ansehen.

Ein kleiner Laut tief aus seiner Kehle kam heraus. „Natürlich bin ich eifersüchtig, wenn dich gierige Blicke von anderen Männern anschauen würden, wenn du nackt herumlaufen würdest. Schließlich darf nur ich dich so sehen.“

Sie fand es schon interessant, das er es wenigstens zu gegeben hatte, dass er eifersüchtig war und ihr auch die Wahrheit sagte. Es war auch eine Sache, dass er so besitzergreifend war. Aber anders kannte sie ihn nicht mehr und so war er nur bei ihr. Einerseits fand sie es auch schön, wenn er sich so sehr um sie bemühte oder sorgte.

„Lass uns einfach gehen, bevor ich das noch wirklich tue.“ Grummelte Lucien vor sich hin und schnappte sich einfach ihre Hand, während er sie hinter sich herzog. Von der Lichtung weg und wieder in die Wälder zurück.
 

„Und was ist dann passiert?“ Fragte Malatya neugierig und gebannt.

Seit es dunkel geworden war, saßen alle am Strand und haben sich ein Lagerfeuer angezündet, wo sie jetzt alle drumherum saßen. Auch wenn sie jetzt schon den halben Tag hier auf dieser Insel warteten, so waren sie geduldig.

„Oh, das erzähle ich dir, kleine Schwester.“ Erzählte Jade voller Freude.

„Oh bitte, erspare uns das.“ Stöhnte Ysera genervt.

„Als ich eine glänzende Diamanthalskette von der Walküre Amia geklaut hatte, war gleich der Ganze Walküren Coven hinter mir her. Mir blieb nichts anderes übrig als mich aus den Staub zu machen. Aber ich muss sagen, sie sind verdammt schlau mir andauernd den Weg abzuschneiden. Die hatten mich ein paar Mal ganz schön in die Enge getrieben und die waren verdammt mordlustig. Alles nur wegen so einer belanglosen Halskette, die ich mir nur mal anschauen wollte.“

„Die du gestohlen hast.“ Lachte Darius auf, der das ziemlich lustig fand, als er das hörte. „Walküren lieben glänzenden Schmuck und du stiehlst ihn auch noch? Kein Wunder, das dir gleich alle Walküren auf den Versen waren. Sie verteidigen ihr Hab und Gut genauso wie wir Drachen auch.“ Lachte Darius weiter.

„Was denkst du denn von mir, Onkelchen? Ich wollte ihn mir erstens nur anschauen, aber als eine mir dann den Kopf abschlagen wollte, bin ich einfach abgehauen und ich hatte wohl vergessen, das hübsche Schmuckstück wieder zurückzulegen.“ Lächelte Jade ihr schönstes Lächeln, sodass man alle ihre strahlend weißen Zähne sehen konnte. „Ich liege doch sehr an meinem hübschen Hals und ich muss sagen, die Diamanthalskette steht mir eindeutig viel besser, als diese kriegerischen und mord lüsternen Weiber.“

„Natürlich, wenn du nicht so denken würdest, wärst das nicht du, Jade.“ Schüttelte Raiden lachend seinen Kopf, dass selbst ihn belustigte.

„Und wie bist du den Walküren nun entkommen?“ War Malatya immer noch neugierig auf die Geschichte.

„Ach ja.“ Schaute Jade ihre jüngste Schwester an. „Als ich auf der Flucht war, stolperte ich doch glatt in ein Kriegslager der Menschen. Keine angenehme Sache gewesen und das hat gestunken, das sage ich euch.“ Verzog Jade angeekelt das Gesicht.

„Warum hast du dich nicht in einen Drachen verwandelt und hast gekämpft? Dann hättest du doch viel bessere Chancen gehabt.“ Fragte Malatya.

„Wenn Jade sich bei den Walküren in einen Drachen verwandelt hätte, hätten sie sie vermutlich überwältigt. Und wenn sie Pech gehabt hätte, hätten sie Titan beschichtete Waffen besessen.“ Erklärte Taran ihr.

„Im Kriegslager der Menschen würde unsere Identität auffliegen und das darf nicht passieren. Menschen dürfen niemals erfahren, dass wir Drachen existieren.“ Redete jetzt Lodan.

„Richtig. Also blieb mir nur eine Sache, die ich machen konnte. Ich habe die Jungfrau in Nöten gespielt und die Menschenmänner haben mir das abgenommen. So mordlustig wie die Walküren aussahen und bis an den Zähnen bewaffnet, war ich wehrlos, wie eine Maus. Ich konnte mich in ihren Augen nicht wehren, darum haben sie mir geholfen und nach den Waffen gegriffen. Als die Schlacht dann in vollen Gang war, habe ich mich heimlich davon geschlichen und mich nie wieder blicken lassen.“ Klang großer Stolz in Jades Stimme mit, dass sie ohne fremde Hilfe da raus gekommen war. Dabei hatte sie eine ganze Armee von Menschenmännern in den Tod geführt, nur um ihre eigene Haut zu retten und zu flüchten. Jeder wusste, diese Menschen waren dem Tode geweiht, wenn es um die gefürchtetsten Kriegerinnen ging. Den Walküren.

Furchtlose Kriegerinnen, die auf dem Schlachtfeld gestorben waren, wurden ausgewählt und nach Walhall geführt. Dort wurden sie vom Gott Odin wieder mit neuem Leben beschenkt und er macht sie zu seinen Walküren. Zu furchtlosen und tapferen Kriegerinnen, die vor nichts Angst hatten. Sie stellen sich allen und jeden in den Weg.

„Das ist einfach nur feige, sich helfen zu lassen und dann auch noch andere mit hinein zu ziehen.“ Beschwerte sich Ysera.

„Warum denn? All diese Männer hatten es freiwillig getan und nach den Waffen gegriffen. Und wenn sie es nicht überlebt hatten, kann ich nichts dafür.“ Zuckte Jade mit ihren Schultern, als würde es sie wirklich nicht interessieren.
 

„Müsst ihr euch wieder streiten?“ Erklang Lucien amüsiert, als er mit Emmanline Hand in Hand aus den Wäldern kam.

Schön längst war die Nacht über sie hereingebrochen und der Wald wirkte noch düster als sonst. Dennoch hätten seine Geschwister und die Anderen sie schon längst durch Emmanlines Leuchten sehen müssen. Aber anscheinend waren sie alle so auf das Gespräch konzentriert gewesen, das sie sie nicht einmal bemerkt hatten. Zumal er und Emmanline sie eh hören konnte, was sie zunehmend amüsierte. Es war von vornherein klar, dass es Jade kein bisschen interessierte, was aus diesen Menschen geworden war. Oder wäre. Hauptsache sie war mit heiler Haut davon gekommen.

Kaum hatten sie alle ihn und Emmanline entdeckt, standen sie blitzartig auf. Eingeschlossen Alastar und Raiden. Es war eigenartig anzusehen, wie sie das taten. Und alle starrten dabei Emmanline an, als würden sie jeden Augenblick etwas erwarten. Was ziemlich eigenartig war.

„Ihr seid wieder zurück.“ Brach Darius diesen Augenblick.

„Ja, ihr wart anscheinend sehr in einem Gespräch vertieft gewesen und man konnte euch schon von weitem hören.“ Lächelte Lucien alle an, während er Emmanlines Hand drückte, die etwas nervös neben ihm stand. „Lya, hast du vielleicht für Emmanline noch ein paar Anziehsachen dabei, die du ihr geben kannst? Leider haben sich bei ihrer Verwandlung auch ihre im Nichts aufgelöst.“

„Oh, natürlich. Irgendwas muss ich noch haben.“ Setzte sich Lya sofort in Bewegung und kramte in einer größeren Tasche herum, wo sie dann mit einem kleinen Bündel Kleidung auf Emmanline zu kam und ihr übergab.

„Vielen Dank, Lya.“ Lächelte Emmanline, der es anscheinend immer unangenehmer in seinem Hemd wurde, je länger sie dastand. Aber Lucien glaubte eher nicht daran, dass es daran lag, sondern viel mehr starrten sie sie alle deswegen nur an, welches mystische Wesen sie doch war. Dennoch zog sie sich als Erstes irgendwo um.

Als sie außer Reichweite war, wandte er sich an all die Anderen. „Wenn sie das Nächste mal zurückkommt, versucht sie nicht andauernd anzustarren. Nur weil ihr jetzt ihr Geheimnis wisst, bedeutet das jetzt nicht, das ihr sie jetzt anders behandeln müsst. Sie bleibt trotzdem noch Emmanline selbst.“

Keiner konnte mehr auf Luciens Aussage antworten, da Emmanline auch schon wieder zurückkam. Als sie wieder neben ihm stand, überreichte sie ihm sein Hemd. Wenn es nach ihm ging, hätte sie es viel länger anhaben können. Es galt allein schon für ihn als ein Besitzanspruch. Aber gleich darauf fiel Malatya Emmanline in die Arme.

„Emmanline, du warst so wunderschön.“ Funkelten die Augen seiner kleinen Schwester vor Begeisterung.

Überrascht über die stürmische Umarmung und Freudensbemerkung stand Emmanline da. Selbst die anderen kamen jetzt zu ihren Worten.

„Ja, wir alle haben noch nie ein Einhorn gesehen.“ Fiel sein Zwillingsbruder Taran als erster ins Wort und sprach es aus. Dabei hatte er deutlich gesagt, sie sollten sie nicht gleich anders behandel. Und gleich mit der Tür ins Haus fallen auch nicht. Sie waren noch so jung.

„Selbst in all den Büchern haben wir nie über Wesen wie dich etwas gelesen. Wenn sind es nur die sogenannten Märchen und erfundenen Geschichten.“ Sprach sein zweiter Zwillingsbruder Lodan.

Lange schien Emmanline ruhig zu sein und Lucien beobachtete sie. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten, so starr war er nach geradeaus gerichtet. Sie schien unbewegt zu sein, bis sie irgendwann anfing mit ihren Augen zu blinzeln.

„Als Lucien mir erzählt hatte, ihr seid noch alle hier, war ich ziemlich überrascht und das ihr alle zusammen den Tag auf dieser Insel verbracht habt. Obwohl ihr eine Familie seid, geht ihr doch lieber eure eigenen Wege. Das weiß ich mittlerweile. Dennoch seid ihr alle hier.“ Machte Emmanline eine andere Feststellung, wie ihr die Fragen eigentlich gestellt wurden und unbewusst hatte sie auch Malatya in ihre Arme genommen, während sie sanft über ihr Haar streichelte.

Dieser Gedanke war Lucien überhaupt nicht gekommen und Emmanline hatte Recht. Es gab wenige Augenblicke, wo sie alle zusammen waren. Er bekam das Gefühl, das sie immer der Grund dafür war, wenn es zu solchen Familienzusammenkünften kam. Früher, wo seine Eltern noch gelebt hatten, gab es die viel häufiger, als heute noch. Jetzt gehen alle nur noch seine eigenen Wege, wie Emmanline es gesagt hatte. Was er zuvor auch getan hatte, wenn er darüber nachdachte. Er war kaum auf dem Schloss gewesen und war dem immer fern geblieben. Stets nur, um dem Thron zu entkommen.

Doch was stets darunter gelitten hatte, war die Familie, was ihm jetzt stark bewusst wurde. Es schien auch allen anderen bewusst geworden zu sein, aber keiner versuchte wirklich darauf einzugehen.

„Wir sind nur wegen dir hiergeblieben, Emmanline. Um dich zu beschützen, und weil wir es dir versprochen haben.“ Erklärte Malatya.

Mit einem Lächeln schaute Emmanline Malatya an. „Dann danke ich euch allen dafür.“

Doch Lucien wusste es besser und was in dieser Frau vor sich geht. Er hatte es genauso gehört, wie sie auch, als sie hier zum Strand unterwegs waren. Es mag vielleicht von außen manchmal so aussehen, als würden sie sich nicht ausstehen können und immer zu streiten, aber sie haben miteinander geredet und gelacht. Während sie hier saßen und Geschichten erzählt hatten, was sie erlebt hatten. Sie beide hatten es gehört.

Sollte es dennoch mal hart auf hart kommen, jemand von sein eigen Blut sollte in Gefahr sein, niemand würde auch nur einen Augenblick lang zögern. Sondern sich sofort in den Kampf stürzen, ohne auch nur an sein eigenes Leben zu denken.

„Auf eure Bemerkungen zurückzukommen.“ Ging Emmanline zum Lagerfeuer und setzte sich auf einen der Baumstämme, die sie anscheinend provisorisch dorthin gelegt hatten. Damit man bequeme Sitzmöglichkeiten hatte. „Ihr würdet auch nichts in Büchern oder sonst wo über meine Art finden, weil es keine Aufzeichnungen gibt. Nirgendwo auf der Welt oder wo auch immer.“

Überrascht, dass sie einfach so redegewandt war, starrten sie sie alle nur an, aber Lucien knurrte nur bemerkend warnend. Wenn Emmanline redete, war es keine Selbstverständlichkeit, sondern sie tat es aus freien Stücken und es gehörte bei ihr schon eine Menge dazu. Das hatte er bei ihr mittlerweile gelernt und er würde es nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen, wie andere es tun, weil sie aufgeschlossen und offen waren. Dies war Emmanline nun einmal nicht und er konnte es nun verstehen. Da er ihr tiefstes Geheimnis kannte, was tief in ihr verborgen lag. Dies würde er ab heute bis zum Äußersten beschützen. Nicht weil er es versprochen hatte, sondern weil er dazu bestimmt wurde. Es war seine Lebensaufgabe.

„Warum gibt es keine Aufzeichnungen von euch?“

„Ich war noch ein Kind, als mir meine Mutter die wahre Geschichte darüber erzählt hatte. Sie meinte, ich sollte es wissen, bevor sie vielleicht eines Tages nicht mehr bei mir sein kann. Es gab mal viele wie mich. Hunderte. Ein ganzes Volk. Doch jetzt bin ich nur noch die Einzige, von vielen.“ Klang etwas trauriges in ihrer Stimme mit und Lucien setzte sich neben sie, damit er ihre Hand nehmen konnte. Sie ließ es zu.

„Du bist die Letzte? Es gibt keine weiteren Einhörner?“

„Nein. Vor Zehntausend vor Jahren begann es schon, dass keiner mehr von ihnen existierte. Es wurde einfach ausgelöscht und verschwand einfach aus der Geschichte und von der Welt. Als hätte sie nie existiert. Zurück blieben nur Bruchstücke der Erinnerung, wie man sie kennt oder vielleicht gehört hatte. Aber vielleicht auch verändert. Wer weiß das auch schon. Niemand weiß je, dass wir gelebt haben und das schon seit einer halben Ewigkeit. Meiner Mutter und ich waren die Einzigen gewesen, bis sie auch eines Tages gestorben war. Ich habe nur nie wirklich verstanden, warum.“

„Warte mal, nicht so schnell. Du sagst, dein Volk hatte vor Zehntausend vor Jahren gelebt. Woher kam dann deine Mutter? Sie musste doch auch irgendwoher kommen und wenn, vielleicht gibt es da noch welche.“ Meinte Charia.

Kurz blickte sie Lucien an und er konnte ihren unbehaglichen Ausdruck erkennen. Sie redete nicht gerne über ihre Mutter.

„Nun, meine Mutter war in der Zeit, wo die blutige Verfolgung war, stets auf der Flucht gewesen. Bis sie eines Tages dann meinen Vater kennengelernt hatte und zu ihren Gefährten erwählte.“

Stilles Schweigen herrschte und nur das Knistern des Lagerfeuers war zu vernehmen, als alle Emmanlines Worte verarbeiteten.

„Soll das bedeuten, deine Mutter ist über Zehntausende von Jahren alt gewesen?“ Fragte Raiden verblüfft.

„Ja. Aber ich habe sie nie nach ihrem wirklichen Alter gefragt, weil es mich nicht interessiert hatte. Ich war stets froh gewesen, sie bei mir zu haben.“

„Und heute ist es das erste Mal gewesen, das du dich in ein Einhorn verwandelt hast? Oder hast du dich zuvor auch schon einmal verwandelt?“ War es Lya, die vorsichtig fragte.

Emmanline schüttelte leicht mit ihrem Kopf. „Nein, in all der Zeit bei Culebra, durfte ich nie mein wahres Wesen zeigen, denn wüsste er davon, wollte ich gar nicht wissen, was er mit mir angestellt hätte. Culebra durfte das nie wissen, egal was er mir und meiner Mutter antun würde. Wir mussten unser Geheimnis bewahren.“

„Du warst doch damals noch ein Kind gewesen. Hat das deine Mutter zugelassen?“ Flüsterte Lya schockiert.

„Das war egal gewesen. Ich weiß, meine Mutter hatte schrecklich darunter gelitten, wenn sie mir etwas angetan haben, aber durch mein Wesen in mir konnte ich vergessen. Sie hatte mir geholfen, damit ich nicht ganz zerstört wurde. Ich habe vorhin schon zu Lucien gesagt, dass ich damals mit meinem Wesen eine Übereinkunft geschlossen habe, niemand dürfte sie zu Gesicht bekommen, weil sie in Sicherheit bleiben müsste. Lieber würde ich jedes Leid auf mich nehmen, damit ihr kein Leid geschieht. Ich musste sie beschützen und für das Geheimnis, was sie in sich trägt.“ Erzählte sie einfach weiter und als wäre es für sie normal. Vor allem dafür zu sich hinzustellen und all das Leid auf zu nehmen, aber Lucien wusste es besser. Dem war nicht so. Emmanline opferte zu viel dafür.
 

„Dieses Geheimnis, was ist es? Was musst du noch beschützen?“

Manchmal fragte sich Emmanline, ob sie nicht zu viel preisgab, wie sie eigentlich durfte. Aber sie hatte das Gefühl, das sie sich nicht schlecht dabei fühlte, wenn sie das tat.

„Es ist die wahre Unsterblichkeit. Hinter der auch Culebra her ist.“ Machte sie eine kurze Pause, weil sie nicht wusste, ob sie noch mehr erzählen sollte.

„Ist alles in Ordnung, Emmanline?“ Fragte Lucien.

Einen Augenblick schaute Emmanline ihn tief in die Augen. Würde sie das verraten, würde sie noch mehr vom Geheimnis preisgeben und ein Stück von der Geschichte. Durfte und sollte sie das wirklich tun? Immerhin hatte dies ihre Mutter ihr anvertraut. Durfte sie das so einfach? Warum verspürte sie dann den Drang, als würde sie das Richtige tun? Selbst ihr inneres Wesen hatte nichts dagegen und machte keine Anstalten, es wäre verkehrt. Was tat sie also hier?

„Habt iht euch nicht je gefragt, wo eure Unsterblichkeit herkommt? Oder habt ihr es als immer selbstverständlich angesehen, ewig zu leben?“ Wandte sie ihren Blick von Lucien wieder ab und starrte in das leuchtende Feuer. Sie spürte alle Augen auf sich und die Fragen, die dahinter steckten.

„Wie meinst du das? Wir sind so geboren worden, unsterblich zu sein, und wir kennen von daher nichts anderes.“ Meinte Cyrill.

„Natürlich, aber zu Anfang war jeder gleich. Egal welches Wesen auf dieser Welt existierte oder existiert hatte. Die Unsterblichkeit war erst ein Geschenk danach. Ansonsten hatte jeder eine sterbliche Seite an sich. Woher kam diese Unsterblichkeit und wer schenkte sie den Völkern in der Mythenwelt?“

„Meinst du, wir waren nie von Anfang an unsterblich?“

„Emmanline, du kannst uns ruhig die Wahrheit sagen. Wie meinst du das? Woher kommt unsere Unsterblichkeit in der Mythenwelt?“ Drückte Lucien ihre Hand und zeigte ihr damit, dass er bei ihr war.

„Von der wahren Unsterblichkeit. Es war ein Geschenk an diejenigen, die auch anders waren. Aber viele haben es für falsche Zwecke genutzt. Irgendwann entwickelten sich Wesen draus, die nicht hätten existierten Dürfen. Wie Götter, die glaubten ihre eigene Macht selbst auszuspielen.“

„Stopp, mal ganz langsam.“ Bremste Lucien sie plötzlich. „Heißt das, die Einhörner haben damals Wesen der Mythenwelt die Unsterblichkeit verliehen? Immerhin verbindet dich das mit der wahren Unsterblichkeit.“

„Ja, meine Art war es zu Anbeginn, die euch allen die Unsterblichkeit geschenkt hatte.“

„Wenn du jetzt sagst, auch den Göttern ...“ Begann Lucien. „... verstehe ich auch, warum die Göttin Seferati so reagiert hatte. Es muss für Seferati ja erscheinen, als hätte sie ihre eigene Mutter vor sich. Kein Wunder, das sie dir so angetan war.“

„Im Vergleich zu vielen anderen meiner Art bin ich vermutlich total jung. Sowie es unter euch Drachen ist, ein Jungdrache. Da ich die Letzte von meiner Art bin und es auch nur ganz wenige gibt, die noch von meinem Volk wissen, ist es eher wunderlich, die davon wissen. Zum Beispiel, eure Mutter wusste davon, was mich doch ziemlich überraschte. Aber ich glaube, sie hatte es alles von eurer Großmutter Araveena, was mich dann doch wieder nicht überrascht. Sie war eine mächtige Drachenhexe und war meiner Mutter einmal begegnet.“ Erzählte Emmanline frei heraus. „Ich konnte nie wirklich lernen, was mein wahres Wesen ausmachte, da ich nie die wirkliche Chance dazu hatte es zu lernen. Vielleicht nur einen Teil davon und auch, dass ein Teil der Geschichte nicht verloren geht. Doch wahre Unsterblichkeit ist nicht immer das, was einen gut erscheint. Es kann manchmal auch eine Art Fluch sein.“

Weiterhin hörten alle aufmerksam zu. Es war diesmal ganz anders, als wie bei dieser Versammlung auf dem Schloss. Hier waren sie offenherziger, das konnte Emmanline spüren.

„Wahre Unsterblichkeit, was bedeutet das genau? Stirbt man dann nie? Wie ist das?“ Fragte Lodan nach.

„Doch, du kannst wie jeder andere auch sterben, aber du erwachst immer wieder zum Leben. Nach einer bestimmten Zeit.“

„Das klingt doch super, wenn das die wahre Unsterblichkeit ist.“ Erklang Jades erheiterte Stimme.

„Der einzige Nachteil ist, wie schwer deine Verletzungen nach deinem Tod ist und zum heilen braucht, so schmerzhafter wird es für dich selbst, wieder ins Leben zurück zu kehren. Je nach dem ist es abhängig.“

„Ok, jetzt will ich sie doch nicht mehr.“ Verzog Jade ihr Gesicht leicht. Wage lächelte Emmanline darauf.

„War es bei dir damals so gewesen, Emmanline? Als du den giftigen Pfeil für Lucien abgefangen hattest?“ War es Cyrill, der fragte.

Schließlich war er der Einzige mit Lucien in der Runde, die gesehen hatten, wie sie in der Zeit auf dem Schlachtfeld gestorben war.

„Es war so gewesen.“ War es Lucien, der das bezeugte, auch wenn er dabei ein finsteres Gesicht machte. „Fast sechs Tage habe ich am Bett gesessen und gedacht, sie wäre tot und würde nie wieder aufwachen.“

„Da fällt mir doch glatt wieder was ein.“ Sagte Jade und tippte nachdenklich mit einem Finger an ihre Lippen. „Ich wage mich, zu erinnern, damals in deiner Höhle, wo du anfänglich hattest, kommt mir eine gleiche Szene in Erinnerung. Nur war Emmanline damals schon tot gewesen, als wir in die Höhle eingetroffen waren. Was auch immer der Grund gewesen war, selbst ein Adularezenz konnte ihr dabei damals nicht helfen, zum Leben zu erwachen. Obwohl diese besondere Mondscheine den Elfen Kraft und Macht schenken. Der ist damals in tausende von Splitter zersprungen.“.

„Davon hast du mir gar nichts erzählt.“ Meinte Emmanline zu Lucien verwundert. „Aber mir können dabei keine Gegenstände oder andere Dinge helfen, wieder zum Leben zu erwachen. Das müssen mein Körper und mein Herz von alleine schaffen. Dass ich solange gebraucht habe, hatte an dem Gift gelegen, der an diesem Pfeil gehaftet hatte. Es ist für einen Unsterblichen tödlich, was sehr selten ist. Mein Körper hatte diesmal viel länger gebraucht zum Regenerieren und es war viel aufwendiger im Prozess gewesen.“

„Soll das bedeuten, egal was dir passiert, du wirst immer wieder auferstehen? Egal was man dir antun würde?“ Flüsterte Lya halb entsetzt.

„Ja, egal was man mir antun würde. Das habe ich doch bereits schon gesagt. Ich mag sterben können, aber ich werde immer wieder kommen. Das ist der Nachteil der wahren Unsterblichkeit.“ Schloss Emmanline kurz ihre Augen, aber als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick umso ernster und gefasster. „Darum darf Culebra niemals hinter dieses Geheimnis kommen. Er darf niemals wissen, wie er die wahre Unsterblichkeit bekommt. Niemals. Er würde nur tiefes Unheil über alles bringen und dann kann keiner mehr ihn aufhalten. Ich habe zu lange mit ansehen müssen, wie er Schmerz, Tod und Leid über so vieles brachte. All das muss ein Ende haben. Beendet das!“ War es schon fast ein Befehl.
 

Lucien bekam zum ersten Mal in seinem Leben eine richtige Gänsehaut bei Emmanlines gefassten und ernsten Blick. Ihm störte es nicht, dass es schon wie ein Befehl klang, aber der Klang ihrer Stimme ging ihm unter die Haut. Es bereitete ihm wahrhaftig eine Gänsehaut und wenn er so in die Runde blickte, waren alle anderen ebenso fasziniert, aber gleichzeitig schockiert über ihre Worte. Ihre Ehrlichkeit brachte wahrscheinlich mehr Eindruck, als sie vielleicht zu erreichen erhoffte. Da wurde ihm nur umso mehr bewusst, diese Frau war die Richtige an seiner Seite. Niemand erkannte es, aber immer und immer wieder zeigte sie ihre Stärken. Auch wenn sie keine Reißzähne und Krallen besaßen. Dafür vieles anderes, was die Drachen vielleicht nicht besaßen und das hatte sie heute, an einem Tag, ihnen gezeigt.

„Wir werden alles tun, damit wir ihn finden und töten, Emmanline.“ Sprach Lucien und drückte ihre Hand, da er sie noch immer hielt. „Sowie, werden wir nicht zulassen, dass er dich bekommt und von dem Geheimnis erfährt. Du weißt, was ich dir versprochen habe.“

„Ja, und ich werde ihn auch finden.“ Knurrte Charia finster auf. „Mag sein, dass er in all der Zeit mir immer einen Schritt voraus war, aber die Zeit wird auch vorbei sein. Ich werde ihn fassen, wenn es das Letzte ist, was ich tue.“

Genau das war es doch, was Emmanline hören wollte, oder? Dass sie diese Bestie aufhielten, die sie ihr ganzes Leben gequält und alles genommen hatte. Dies war es gewesen, was sie erreichen wollte und das Culebra seine gerechte Strafe bekam. Egal ob es von seiner eigenen Art kam oder von jemand anderen. Hauptsache, er bekam sie.

„Wir werden Culebra finden und töten, dieser Sache sind wir uns einig. Mich interessiert jetzt etwas was ganz anderes.“ Blickte Raiden sie ernst an. „Wenn unsere Unsterblichkeit wirklich von euch Einhörnern kommt und die Götter einst sterblich, wie viele andere auch. Wo kommt sie dann her? Es muss doch einen Ursprung geben, woher ihr sie habt. Vor allem, dass ihr die Macht besitzt, diese wahre Unsterblichkeit weiter zu reichen. Kannst du das dann auch? Nicht das ich das will, aber mich interessiert das schon einmal.“

Für einen kurzen Moment verdunkelten sich ihre Augen und sie starrte weiterhin ins knisternde Feuer, als könnte sie darin etwas sehen. „Alles weiß ich auch noch nicht und verstehe ich noch nicht so recht. Aber eines kann ich sagen, dass meine frühere Generation die Unsterblichkeit verschenkt hatte, damit sie nicht auf ewig alleine sein müsste. Auch sie haben manchmal ihre Seelenpartner in verschiedene Arten gefunden und ihre Leben mit ihnen geteilt. Weil sie nicht auf ewig in Einsamkeit sein wollten, haben sie ihre Unsterblichkeit geteilt. So auch manchmal ein ganzes Volk, weil sie es manchmal für eine Liebe getan haben. Doch es war nicht immer richtig gewesen, das zu tun. Viele haben es für ihre Zwecke genutzt und tun es auch heute noch. Viele haben sogar ihre eigenen Völker ins Leben gerufen und ihnen ihre eigene Unsterblichkeit gegeben, ohne das mein Volk was damit zu tun hatte, weil ihre Macht zu groß war. Und nein, ich weiß nicht, wie man die Unsterblichkeit weiter gibt. Dafür bin ich zu unwissend und zu jung. Alles was ich weiß, weiß ich nur durch meine Mutter und das Wissen, was sie mir weitervererbt hat.“

„Dann verstehe ich nicht, wenn dein Volk die Macht die Unsterblichkeit zu geben besaß, sie nicht auch wieder nehmen konnte. Wenn es doch so falsch war.“

„Ich weiß nicht, ob sie auch die Macht besaßen, ihnen auch wieder die Unsterblichkeit zu nehmen.“ Dachte sie darüber nach, denn auf diesen Gedanken war sie noch gar nicht gekommen.

„Oder, es war vielleicht genau der Grund, warum man die Einhörner bis aufs Blut gejagt hatte, weil sie es konnten. Weil sie ihnen auch wieder ihre Unsterblichkeit nehmen konnten, wie sie es geben konnten. Das würde einiges erklären, warum sie nicht mehr existieren.“

Emmanlines Blut gefror zu Eis, als sie Darius Worte vernahm und es würde alles einen Sinn geben, je mehr sie darüber nachdachte. Und je mehr sie die Blicke der Drachen auf sich spürte. Was ihr ein Schauer über den Rücken jagte.

„Ihr glaubt, mein Volk wurde ausgelöscht, weil es etwas gegeben hatte und aus einem Grund wieder was nehmen wollte, weil sie dachten, es war falsch gewesen? Nur weil alle anderen Völker ihre Unsterblichkeit nicht mehr hergeben wollten? Aber das ergibt keinen Sinn. Wie sollten sie das gemacht haben, wenn man sie nicht töten kann?“ Fragte Emmanline in die Runde. „So hatte ich immer gedacht, bis meine Mutter gestorben war. Dabei bin ich es doch, die nicht sterben kann. Warum finde ich dann von meinem Volk niemanden? Sind sie wirklich alle verschwunden? So viele Fragen wohnen in mir und es gibt niemand, der sie mir beantworten kann. Nicht einmal mein Wesen in mir. Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich tun und machen soll.“

„Wir wissen es nicht Emmanline, aber was mein Onkel dir versucht zu vermitteln.“ Vernahm sie Luciens Stimme neben sich und sie blickte ihn an. „Egal was es ist oder gewesen war, man muss vielleicht einen Weg gefunden haben, euch verwundbar gemacht zu haben. Oder es existiert wirklich noch irgendwo ein vergessenes Volk, wovon niemand weiß. Doch das weiß niemand.“ Zuckte er mit seinem Schultern. „Um das heraus zu finden, müssten wir schon tiefer suchen.“

Überrascht über Luciens Worte, weiteten sich etwas ihre Augen und sie blickte weiterhin in seine braun goldenen Augen, in denen sie ich immer verlieren könnte. „Ihr wollt mir darin helfen etwas herauszufinden?“ Klang es fast wie ein Flüstern, so vorsichtig war es.

„Emmanline, glaubst du, wir würden dich alleine dastehen lassen?“ Schaute Lucien sie etwas finster und beleidigt an. „Außerdem hatte ich dir ein Versprechen gegeben, vor alles und jedem zu beschützen. Das gilt auch jetzt noch. Wenn du Hilfe brauchst, wirst du sie bekommen. Immerhin hilfst du uns auch zur Genüge und da werden wir sie dir nicht verwehren. Keiner von uns, weil wir wissen, wie sehr du dich bemühst. Auch wenn wir jetzt von deinem Geheimnis wissen, müssen wir jetzt noch mehr darauf achten, das es weiterhin ein Geheimnis bleibt. Niemand darf es wissen, außer uns. Oder du möchtest das Geheimnis weiter geben. Es liegt in deiner eigenen Entscheidung, ob du es möchte, oder nicht. Doch du wirst nicht alleine da stehen.“

Immer noch verwundert schaute Emmanline Lucien an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Genau in diesem Augenblick erklang die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf wieder und vernahm Worte, die sie zu Anfang nicht ganz verstanden hatte. Oder nicht verstehen wollte, weil sie daran nicht glauben wollte.
 

„Eines Tages wirst du jemand finden, der für dich viel bedeutet. Verschließe dich nicht davor, egal was kommen mag. Verschließe dich nicht vor etwas, was dir einmal alles bedeuten könnte. Zeige keine Angst und Scheu, eines Tages wird es jemand für dich geben, der dich beschützt und gut behandeln wird. Sei mutig, mein Schatz."
 

Genau das waren ihre Worte gewesen und sie vergaß nie Worte von ihrer Mutter. Auch wenn sie damals noch sehr jung gewesen war, wusste sie, dass ihre Mutter sie damals mit sehr großer Überzeugung gesagt hatte und wie ehrlich ihr diese Worte gewesen waren. Ihr war alles immer ehrlich gewesen, egal was sie ihr erzählt hatte. Stets hatte sie ihr auch alles geglaubt, weil sie ihre Mutter gewesen war.

Wenn sie also keine Angst und Scheu zeigen sollte, dann würde es bedeuten, sie sollte Vertrauen haben. Erst dann, wenn sie eines Tages jemanden gefunden hatte, der ihr alles bedeutet. Sie sollte sich nur nicht davor verschließen. Sie glaubte, ihre Mutter wollte ihr nur vermitteln, dass sie sich nicht ewig verstecken konnte und sollte.

Leicht lehnte Emmanline sich an Lucien und atmete tief ein, wobei wie jedes Mal sein erdiger Geruch in ihre Nase stieg. Sie mochte das und jedes Mal hielt sie genau das am Boden. Das genau ein Drache ihre Standhaftigkeit bieten konnte, war an sich von ihrem Verstand widersprüchlich, aber ihr Gefühl sagte etwas ganz anderes. Da er ihr ein warmes und sicheres Gefühl gab, war es ihr vollkommen egal, was ihr Verstand sagte. Darum wollte sie den Worten ihrer Mutter vertrauen und sich nicht davor verschließen.

Lucien beschützte sie und behandelte sie auch gut, egal was passierte. Er hatte nie etwas getan und sich stets bemüht, damit es ihr gut ging und auch stets bemüht, das sie das hatte, was sie sich wünschte. Dabei steckte er oft seine eigenen Verhaltensweisen zurück, die gar nicht zu ihm passten. Sogar steckte er seine eigenen Bedürfnisse für sie zurück, nur damit sie an erster Stelle bei ihm stand. Sie wusste das alles und hatte ihn stets auf Abstand gehalten. Stets von sich gestoßen, aber er hatte nie aufgegeben und immer wieder seine Gefühle ihr gegenüber gezeigt.

Das wollte sie alles nicht mehr. Lucien war für sie jemand besonderes und auch wenn sie es in ihrem Leben nicht mehr gewollt hatte, weil sie befürchtete, ihn eines Tages zu verlieren, wie ihre Mutter, konnte sie es nicht mehr ändern. Es war zu spät. Je mehr Lucien sich bemühte und sich ihr in den Weg stellte, sogar Dinge für sie tat, die sonst niemand für sie getan hatte, konnte sie einfach nichts dagegen tun, für diesen Mann etwas zu fühlen. Es war schon längst zu spät.

Jedes Mal wenn er sie berührte, sehnte sie sich danach und wenn er sie küsste, konnte sie es kaum abwarten, wenn er es tat. Wenn er sie nur ansah, schlug ihr Herz höher. Wenn sie seinen erdigen Geruch wahrnahm, beruhigte es sie ungemein und holte sie zurück. Schaute sie in seine Augen, könnte sie darin versinken.

All das zusammen, bewirkte doch nur, dass sie etwas fühlte und das sie dem nicht mehr entkommen konnte, je mehr sie bei ihm war. Sie wusste auch, wenn sie von ihm getrennt war, es wäre aussichtslos. Sie konnte es nicht, weil sie immer an ihn denken würde. Ohne das sie es gewollt und vor gehabt hätte, hatte sie ihr Herz an ihm verloren.

„Emmanline, ist alles in Ordnung bei dir?“ Fragte Lucien etwas besorgt.

Da bemerkte sie, dass er einen Arm um sie gelegt hatte und noch enger an sich gezogen hatte. Das hatte sie vor lauter in Gedanken nicht mitbekommen.

„Ja, alles in Ordnung.“ Lächelte Emmanline ihn an, was irgendwie instinktiv kam. Ihr fiel das Lächeln schon viel leichter als vorher und es war nicht mehr so gezwungen, wie am Anfang. Als hätte sie sich daran gewöhnt und gelernt, wie es funktionierte. Vor allem, wenn es von tief drinnen her kam. Es war alles nicht mehr wie früher und egal was sie tun würde, sie konnte nicht wieder zurück.



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