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Gebieter des Feuer und der Leidenschaft

von

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„Komm, Mama. Ich will dir unbedingt was zeigen.“, drängte und zog Malatya ihre Mutter an der Hand auf den Hofgarten. Ihre Gesicht strahlte nur so voller Freude und Glück,

Emmanline folgte, denn sie selbst wurde dazu gedrängt. Sowie der Drache und deren Geschwister von ihm, die so schnell wie möglich zum Königshof erscheinen sollten. Auf Befehl und Wunsch von Malatya. Emmanline wusste aus welchem Grund, denn heute war der Tag der Offenbarung gekommen. Das kleine Mädchen wollte ihrer Familie und der ganzen Welt beweisen was sie zu Anfang unmögliches geschafft hatten. Heute würde sie allen ihren Drachen zeigen und selbst diese Freude in diesem Mädchen erwärmte ihr das Herz.

„Ja, mein Schatz, ich komme ja schon. Nur zerr doch nicht so. Wir haben Zeit.“, lachte die Mutter von ihr auf und folgte ihrer Tochter ohne Protest.

„Nein, die haben wir nicht.“, widersprach sie sofort, bis sie stehen blieb. „Bleib genau da stehen und ihr auch.“, deutete sie mit ihren Fingern auf den Platz, während sie hüpfend weiter von ihnen entfernt stehen blieb.

Einige ihrer Geschwister lachten leise über den glücklichen Zustand ihrer kleinen Schwester und sie konnte erkennen, dass alle es selbst kaum abwarten konnten, welche Überraschung sie für alle hatte.

Emmanline hatte sich weiter außerhalb zu ihnen gestellt, aber der Drache blieb genau neben ihr stehen. Kurz blickte sie zu ihm auf und ohne sich zu wundern, schaute er sie selbst an. Mit einem Lächeln im Gesicht.

„Du weißt was sie jetzt tun wird?“, sprach er zu ihr.

„Ja, das weiß ich. Sie freut sich so.“, entgegnete sie ihm.

Leicht lachte er auf. „Natürlich freut sie sich so. Anscheinend verstehst du noch immer nicht, Emmanline. Du hast ihr ein unbezahlbares Geschenk gemacht.“, drehte er sich halb zu ihr um und berührte mit dem Handrücken seiner Finger ihre Wange. Sie bekam jedes Mal eine Gänsehaut davon und sie konnte sich dagegen nicht wehren, ihn nicht zurückweisen. „Warte es nur ab.“, lächelte er überlegen.
 

An dem Tag wo Malatya sich zum ersten Mal verwandelt hatte, kam Emmanline spät Abends in ihr Zimmer. Kaum hatte sie ihre Tür geöffnet gehabt, spürte sie eine große Aura und ein erdiger Geruch traf sie vollkommen unerwartet. Der Drache war in ihr Zimmer gekommen und er stand mit dem Rücken zu ihr gekehrt am Fenster. Sie war sofort erstarrt und blieb an der Tür stehen, wo sie ihn einfach nur anstarrte.

Erst nach einem kurzen Augenblick drehte er sich zu ihr um und kam sofort auf sie zu. „Ich habe auf dich gewartet.“, sprach er rau und riss sie in seine Arme und drückte sie fest an seinem harten und heißen Körper.

Warum konnte sie sich nicht wehren?

„Ich danke dir. Sehr sogar.“, presste er sie weiter an sich, aber bedacht ihr nicht wehzutun. Sein Gesicht hatte er in ihrem Haar vergraben, eine Hand auf dem unteren Rücken gelegt und seine andere Hand lag besitzergreifend auf ihrem Nacken. Alles an ihm war besitzergreifend und sie schmiegte sich sogar an ihn.

Sie verstand das er froh darüber war, dass seine kleine Schwester sich endlich verwandeln konnte, aber sie verstand nicht, warum er auf einmal so einfühlsam und liebenswürdig war. Er war ihr sogar Dankbar.

Seufzend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust. Es überforderte sie. „Bitte hört auf damit. Es verwirrt mich.“, brachte sie heraus und weil sie diese Worte in sein Hemd sprach, klangen sie sehr erstickt, aber wie ein Drache nun einmal war, war es sicher das er sie verstanden hatte.

„Warte es nur ab.“
 

Hatte er nur an diesem Abend gesagt. Genau die gleichen Worte und genau das gleiche Lächeln. Worauf sollte sie warten?

Der Moment war gekommen, wo Malatya sich verwandelte und leuchtende regenbogenartige Funken sprühten um ihrem kleinen Körper. Entsetztes Luft holen konnte sie hören und überraschte Laute. Kurz blickte sie in die Runde der Anwesenden und sie konnte ihre Gesichter des Staunens sehen, sowie ihre aufgerissenen Augen.

„Oh, ihr Heiligen. Malatya du kannst dich verwandeln.“, sprach eine Schwester von ihm. Sie war die Reinste Schönheit. Sie hatte hellbraunes gelocktes Haar, dass ihr feminines Gesicht umschmeichelte. Ihre Augen strahlten in Azurblau und ihr fällt auf, dass ihr Augen von Dunkelblauen und grünlichen Sprenkeln gezeichnet waren. Obwohl sie blau waren und das ein Symbol der Kälte waren, so stimmte es überhaupt nicht ein. Sie hatte warme und liebevolle Augen. Ihr Blick drückte so viele Gefühle aus, die warmherzig und willkommen waren. Und ihr Lächeln zeigten all das wieder.

„Wie kann das sein?“, konnte sie Unglauben in der Stimme von der Mutter hören und ging auf ihrer Tochter in Drachengestalt zu. Liebevoll schmiegte sie sich an ihrer Tochter heran. Nur eine leichte, aber ausdrucksstarke Umarmung, die so viel Liebe zeigte. „Oh, meine kleine Süße.“, schloss die Königin ihre Augen und streichelt leicht über den Drachenkopf. Auch Malatyas Drache hatte ihre Augen geschlossen. Einige ihrer Geschwister kamen auf sie zu und drückten ihre Freude mit großer Begeisterung aus.

„Siehst du nun, welches Geschenk du uns allen gemacht hast?“, meinte der Mann neben ihr.

Leicht schaute sie zu ihm auf, aber diesmal war sein Blick auf seine Familie gerichtet. Langsam sollte sie es vielleicht eingestehen, dass sie wirklich etwas bewirkt hatte, welch so großer Segen es doch war. „Ich sehe es.“ flüsterte sie leise und nestelte etwas an ihrem hellblauen Kleid herum, dass nur bis zu ihren Knien reichte. Ihr Kleid hatte kurze Ärmel und war perfekt für ihren Körper geschnitten. Der Drache hatte ihr Kleidung zum Anziehen geschenkt und noch vieles mehr. Das sogar in Massen und manchmal fragte sie sich, was sie mit so vielen Dingen anstellen sollte. Es war viel zu viel und ihre Entscheidung viel ihr jeden Tag immer schwerer, irgendwas von der Kleidung auszusuchen, weil alles so wunderschön war.

Auf einmal schauten alles sie mit einem ungläubigen Blick an und sie konnte nicht anders, als einen Schritt zurück zu machen. Es ist ja nicht so, als wenn sie flüchten wollte, aber er legte ihr eine Hand auf den Rücken und meinte, sie bräuchte keine Angst haben.

Angst hatte sie ja nicht, aber sie war nervös, denn diese ganzen Blicke auf ihr konnte sie nicht definieren. Vielleicht ein paar, aber nicht alle. Deswegen, ohne das sie es merkte, rückte sie näher an dem Mann neben ihr heran. Darauf legte er ihr einen Arm um ihre Schultern und presste sie leicht an sich. Diesmal hatte sie wirklich nichts dagegen, denn er schien der Einzige zu sein, der sich im Moment normal verhielt, als alle anderen.

„Du brauchst wirklich keine Angst haben, Emmanline.“, doch konnte sie ihm glauben? Aber letzten Endes hatte er doch Recht. Einige sprachen ihren Dank aus, auch wenn andere sich zurück hielten. Bei einigen war es ihr sogar recht, dass sie sich von ihr fern hielten. Zum Beispiel bei dem Drachen, der sie zu Anfangs beinahe die Luft abgedrückt und sie brutal zu Boden gerissen hatte. Der Drache, in welchen Armen sie lag, hatte ihr gestern über jeden seiner Geschwister etwas erzählt und welche auf welchem Rang waren. Der Drache, mit diesen eiskalten und mörderischen Blick, war ein Jäger. Kein Wunder das er so war, denn sie wusste was Jäger in der Hierarchie der Drachen für Aufgaben hatten. Sie mussten kaltblütig und mörderisch sein. Anders konnten sie ihre Bestimmung nicht entgegen treten, das wusste sie. Das wurde demjenigen in die Wiege gelegt, egal ob es jemand wollte oder nicht.

Auch die Mutter von ihnen hielt sich leicht im Hintergrund, aber bedachte sie mit einem nichts ahnenden Blick.

Am liebsten wollte sie sich nur noch zurück ziehen, aber dann knurrte der Mann neben ihr tief aus seiner Kehle auf und ermahnte seine Geschwister damit, dass sie sie nicht so bedrängen sollten. Sie war ihm sogar dankbar dafür, dass er das getan hatte. Es war eigenartig, aber sie war wirklich froh darüber und er brachte ihren Herzschlag in einem schnelleren Takt. Sogar des öfteren, als wie sie es sich eingestehen wollte. Sie fühlte sich langsam wirklich beschützt von ihm, aber würde es niemals zeigen oder zugeben. Es ging dabei nicht um ihren Stolz. Viel mehr um ihre Entscheidung, dass sie niemals einen Drachen an sich heran lassen wollte. Sie wollte bei der Meinung bleiben, dass alle Drachen kaltblütige und gnadenlose Bestien waren, wie es erzählt wurde und wie sie sie erlebt hatte. Aber langsam kamen Zweifel in ihr auf.

Der Drache und Mann, der so beschützend und sanft war, so schien ihr, wollte ihr eine ganz andere Ansichtsweise seines Volkes zeigen. Er sagte es ihr nicht, aber sie hatte dieses Gefühl, er wollte ihr weit mehr zeigen, als wie sie wusste und kannte.

Irgendwann führte er sie einfach weg und ließ alle anderen stehen, ohne ihnen noch Beachtung zu schenken. Fragend blickte sie zu ihm auf und er fing ihren Blick auf.

„Ich merke doch, wie unangenehm und beengt du dich gefühlt hattest, Emmanline.“, sprach er leise und griff nach ihrer Hand und führte sie immer weiter weg, zurück ins Schloss.

Es wunderte sie nicht, dass er sie ins Zimmer zurück brachte und stumm die Tür hinter sie schloss. Ihr Herz schlug ihr immer noch schnell und ihr blieb die Luft weg. Wie er sie anschaute. Es war erschreckend und aufregend zugleich, seinen intensiven Blick zu spüren, als wäre sie die Einzige. Eigentlich war sie auch die Einzige in diesem Raum, aber das war es nicht, warum er sie so anschaute. Sie konnte begehren in seinen Augen erkennen. Sie glühten wie das glänzende Gold. Er ließ sie einfach nicht mehr aus seinen Augen. Trotz blieb er einige Meter auf Abstand. Aber es dauerte nicht lange, als er diese kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte. Direkt vor ihr blieb er stehen und legte sanft eine Hand auf ihre Wange.

„Du weißt doch, dass du vor mir keine Angst mehr zu haben brauchst. Oder Emmanline?“, fragte er sie.

Warum fragte er sie das auf einmal? Leicht presste sie ihre Lippen zu einem Strich zusammen. Kurz darauf öffnete sie leicht ihren Mund und konnte ihn nur anblicken. Was sollte sie darauf antworten? Sie dachte ernsthaft darüber nach, ob es so war. Hatte sie Angst vor ihm? Noch?

Automatisch schüttelte sie leicht mit ihrem Kopf und konnte es nicht fassen, dass sie es getan hatte. Aber es entsprach der Wahrheit, denn er zeigte wirklich, dass er ihr nicht mehr wehtun würde. Entweder meinte er es vollkommen ernst, oder er war ein guter Trickser. Eigentlich waren das alle Drachen, und doch deutete sie keine Tricks von ihm. Sie würde ihm niemals vertrauen, aber sie glaubte daran, dass er ehrlich zu ihr war. Auch wenn sie nie zu hoffen gewagt hatte, dass sie das je einem Drachen zutraute.

In diesem Punkt viel ihr ein, oder wurde ihr bewusst, wie sie Schutz bei ihm verspürt hatte, als sie vorhin auf dem Platz gewesen waren. Leichte Röte zeigte sich auf ihren Wangen und blitzartig drehte sie ihren Kopf zur Seite. Auch seiner Berührung entkommend. Wie konnte das passieren?

Ein leises Geräusch der Belustigung konnte sie vernehmen und am liebsten hätte sie ihm einen finsteren Blick zugeworfen, aber unterdrückte das große Verlangen danach.

Mit einem Mal entfernte er sich kurz und ging zu ihrer Kommode. Sie folgte ihm mit ihrem Blick und da viel ihr auf, dass da eine kleine Schachtel stand. Hatte sie schon länger dagelegen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, aber es wäre ihr doch aufgefallen. Oder etwa nicht?

Er nahm die Schatulle die aus schwarzem Holz bestand und eine glatte glänzende Oberfläche hatte. Sie fühlte gerade so seine Handfläche aus, aber war nicht sonderlich groß. Was war da in dieser Schatulle? Neugierde packte sie, aber sie würde nicht fragen.

„Ich habe etwas für dich, Emmanline. Ich würde mich freuen wenn du es annehmen würdest.“, reichte er es ihr und sie sah etwas in seinem Blick, dass es ihm unheimlich wichtig war, dass sie es annahm.

Sollte sie es annehmen? Einen Augenblick hielt sie seinem Blick stand, aber schaute dann auf die kleine schwarze Schachtel. Sie war hin und hergerissen und sie musste sich entscheiden. Ein Gefühl sagte ihr, sie sollte es annehmen und sie nahm es wirklich an. Da viel ihr auf, dass er angespannt war und das es schien, dass er die Luft angehalten hatte. Gerade entspannte er sich und atmete schwer aus.

Langsam und bedacht öffnete sie die Schatulle in ihrer Hand. Einen Moment zögerte sie, aber riskierte doch einen Blick darauf. Ihr stockte der Atem, als sie sah, was darin lag. Ihr Mund öffnete sich vor erstaunen und ihre Augen weiteten sich. Was sie in der kleinen Schachtel sah und auf weinrotem Samt lag, ließ sie sprachlos werden. So was wunderschönes hatte sie in ihrem Leben noch nicht gesehen.

„Aber das...“, musste sie sich räuspern. „Das kann ich nicht annehmen. Das sieht so wertvoll aus.“, blickte sie überraschend auf.

„Und doch möchte ich, dass du es bekommst.“, beharrte er darauf.

Warum?

Wieder schaute sie auf die geöffnete Schatulle. Sie konnte noch immer den Gegenstand darin bewundern. Er glänzte und wirkte so rein wie nichts anderes, was sie bisher gesehen hatte, was auch nicht schwer war, bei ihrem sehr eingeschränkten Wissen.

Auf dem weichen weinroten Samt lag ein kleiner Dolch. Die Klinge in zwei Wellen geformt und aus dem klarsten Kristall. Der Griff war feinste Arbeit gewesen. An den Seiten gingen zwei ausgebreitete Drachenflügel auseinander. Der Schaft schlängelte sich wie ein Schlange nach oben, der allmählich sich zu einem Drachenkopf formte, der sein Maul weit aufgerissen hatte. Als würde er jedem Moment Feuer speien. Schwarz und Gold spielten mit einer perfekten Kombination miteinander.

„Die Klinge ist aus dem härtesten und klarsten Kristall. Aus Diamant.“, erklärte er ihr.

„Nein, dass kann ich nicht.“, klappte sie die Schatulle zu und wollte sie ihm wieder geben. „Ich kann das nicht annehmen.“

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Wange und sie zuckte zusammen, denn diese Berührung kam so unerwartet. Im ersten Augenblick hatte sie gedacht, sie hätte ihn dadurch verletzt, aber sein Blick deutete etwas ganz anderes. Als hätte er damit gerechnet, sie würde es ablehnen. Er nahm es ihr nicht übel. Aber warum fühlte sie sich dadurch so schlecht?

Kraftlos ließ Emmanline sich nach vorne sinken und legte ihre Stirn auf seine Brust. Er war so viel größer als sie, aber es störte sie keinesfalls. Die Schatulle mit dem kostbaren Dolch wurde zwischen sie beide ein geklemmt.

„Warum tust du das alles? Warum veränderst du dich so?“, konnte sie die Fragen langsam nicht mehr zurück halten. Sie wollte es unbedingt wissen, denn sonst würde sie nie Ruhe finden.

Ohne zu zögern legten sich seine Arme um sie und er presste sie fest an sich. Sie konnte seine Wärme spüren, trotz des vielen Stoffs zwischen ihnen. „Weil du mir wichtig geworden bist, Emmanline.“, flüsterte er diese Worte, als er sein Gesicht in ihrem schneeweißem Haar vergraben hatte. „Du bist der Grund, warum ich mich so verändere. Ich kann dir den Grund nicht verraten, weswegen. Noch nicht.“

„Was hast du gesagt?“, hatte sie die Worte nicht recht verstanden. Seine Stimme wurde immer leiser und sie verstand nicht, warum er auf einmal so still wurde. Was war nur los mit ihm?
 

Lucien konnte nur mit seinem Kopf schütteln, denn er konnte ihr den Grund nicht nennen, warum er sich so verändert hatte. Wenn sie jetzt erfuhr, dass sie seine Gefährtin war, dann würde sie sich sofort zurück ziehen. Sogar flüchten, aber genau das wollte er vermeiden.

Also konnte er es ihr nicht erzählen. Es war verdammt schwer für ihn. Einerseits wollte er sie wissen lassen, dass sie ihm gehörte, aber anderseits war es noch viel zu früh. Deswegen musste er sich stark zusammen reißen, weil sein Drachen ihn dazu drängte genau das Gegenteil zu tun. Lange würde er es nicht aushalten, da war er sich ziemlich sicher.

"Wirst du es annehmen?", durchbrach er die Stille, die sich zwischen ihnen geschoben hatte. Es war ihn wirklich wichtig, dass sie es annahm. Es war ein Beweis und Beanspruchung seiner Gefährtin. In seinem Volk war es Tradition, dass die Männer ihrer Seelengefährtin gegenüber ein Geschenk machten. Das wertvoller war und eine wichtige Bedeutung in ihrem Leben hatten. Dieser Kristalldolch hatte er vor Jahrhunderten selbst geschmiedet. Herz, Blut und Schweiß selbst hinein gesteckt. Er hätte nie damit gerechnet, dass er seine Seelengefährtin finden würde, aber jeder bekam den Drang dieses besondere Geschenk herzustellen. Egal was es war, aber es wurde aus eigener Hand hergestellt.

Er hatte sich Gedanken darüber gemacht, warum er damals einen Dolch für seine Gefährtin hergestellt hatte, denn anscheinend hatte er schon damals, ohne es zu merken, gewusst, dass er eine Seelengefährtin bekam, die sich nicht mit Krallen oder Reißzähnen verteidigen konnte. Emmanline war alles andere als ein Raubtier das kaltblütig und gnadenlos war. Sie war das vollkommene Gegenteil und er hatte sich die Tage gefragt, warum bekam er genau so eine Gefährtin? Es war ungewöhnlich für seine Art und er verstand nicht. Aber irgendwas hatte sich das Schicksal und die Natur dabei gedacht. Nur musste er das erst einmal heraus finden, was dieser Grund war.

Im ersten Augenblick war es ihm egal, denn er wollte es genießen seine Seelengefährtin in seinen Armen zu halten und ihr so nahe zu sein, wie es ihm nur möglich war.

„Ich bitte dich.“, wandte er noch einmal ein.

Ein wenig rückte sie von ihm ab, um ihn anschauen zu können. Sie war so klein und so wunderschön, dass er seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden konnte. Sie musterte ihn genau und er wusste, dass sie etwas in seinem Gesicht finden wollte, was ihr Antworten geben konnte, weswegen er so erpicht darauf war, ihr diesen Dolch als Geschenk zu machen. Sie war nicht dumm und sie überdachte alles so stark und gefasst, dass er irgendwie Stolz ihr gegenüber verspürte. Seine Gefährtin war nicht dumm, wie er es zu Anfang gesagt und gedacht hatte. Er hatte es nur nie gesehen, wie sehr sie alles beobachtete, vorsichtig war und es analysierte. Es konnte nicht anders sein, aber sie lebte allein von ihren Gedanken und nicht einfach nur sorglos in sich hinein. Ihr ganzes Leben war sie auf der Hut und es bestand nur aus der Gefahr. Er konnte sie verstehen, warum sie so war, denn er würde es genauso machen. Er würde niemanden Vertrauen schenken. Jeden falls nicht so schnell.

In einem kleinen Bruchteil veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von Misstrauen zur Entschlossenheit. Was hatte das zu bedeuten?

„Gut. Ich werde dieses Geschenk nur unter einer Bedingung annehmen, indem du mir eine Frage beantwortest.“, klang sie entschlossen und ihr Blick sagte ihm, dass sie keine Kompromisse machen würde. „Das du sie ehrlich beantwortest.“, gab sie noch verbessernd hinzu.

Lucien musste leicht Schmunzeln, denn ihm wurde selbst da bewusst, sie würde sich niemals unterordnen und kampflos aufgeben. Das mochte er, da Drachen Herausforderungen liebten. „Was ist das für eine Frage?“, wollte er voller Neugier wissen. „Ich werde sie dir ehrlich beantworten.“

Für einen kurzen Moment schien sie ihre Frage so hinzulegen, dass sie genau die Antworten bekommen wollte, die sie haben wollte.

„Ich will alles über diesen roten Rubin wissen, den ich aus deinem Hort entwendet hatte. Ich will verstehen, warum dieser Stein sich an mich gebunden hat.“, senkte sie ihren Kopf. „Ich spüre es, wie viel Macht von ihm ausgeht. Als würden viele Seelen diesen Rubin nähren und solch eine Einsamkeit hervor rufen. Ich höre so oft Stimmen, die mich verfolgen, aber ich kann diese Worte nicht verstehen.“, zitterte sie leicht und sie musste ihre Arme um sich schlingen, als würde sie frieren.

Lucien war sprachlos und geschockt zugleich, was er von ihr erfuhr, packte er sie an ihren Oberarmen. „Woher...?“, das war unmöglich und konnte nicht sein. Sie konnte es nicht so intensiv wahrnehmen. Sicher sie war eine Elfe und sie verfügten über große Magie und Spürsinn dafür, aber niemals so intensiv. Aber wie konnte sie dann wissen, dass Seelen, Drachenseelen, in diesem blutroten Rubin gefangen gehalten wurden.

Bei seinem Griff, riss sie ihre Augen weit auf und er verstand. Sofort ließ er von ihr ab und seine Arme senkten sich. „Entschuldige. Ich wollte nicht grob erscheinen.“, meinte er es wirklich und er konnte ihre Blicke regelrecht spüren, als er für einen Moment weg schaute.

Da seufzte sie auf. „Ich will es nur verstehen und ich kann dir nicht sagen woher. Was soll ich tun? Ist es verkehrt zu wissen, warum ich nicht von diesem Rubin los komme? Du willst ihn doch wieder haben, oder etwa nicht?“, fragte sie.

Es stimmte schon, dass er seinen Schatz wieder haben wollte, aber anderseits auch wieder nicht. Dieser Rubin verschaffte ihm einen Vorteil, weil sie dadurch bei ihm blieb. Er nutzte es schamlos aus, denn das wusste er, aber empfand keinerlei Schuld dabei.

„Ich kann dich verstehen.“, blickte er sie sanft an und konnte sie einfach nur anschauen. „Setz dich.“, bat er sie und sie gehorchte wirklich und sie schien zu wissen, dass es ein längeres Gespräch werden würde. Sie wusste auch, dass es was wichtiges und ernstes war, was dieser Rubin bedeutete. Dieser Rubin würde sich auch nicht umsonst an sie binden.

Sie hatte sich auf das Bett niedergelassen und erneut schossen ihm unanständige Dinge durch seinen Kopf und krampfhaft konnte er sie abschütteln.

„Dieser Rubin...“, versuchte er nach Worten zu suchen. „...ist so eine Art Gefängnis.“

„Gefängnis?“, schaute sie ihn ungläubig und verwirrt an.

„Ja. Ein Gefängnis für Seelen. Drachenseelen. Es klingt merkwürdig und ich weiß es auch erst seit geraumer Zeit und versuche es selbst noch zu verstehen. Ich habe immer geglaubt, wenn jemand aus meinem Volk stirbt, würde ins Reich übergehen, wo sie eines Tages wiedergeboren werden. Aber alles ist ein reiner Aberglaube und Irrsinn. Wenn dieser Rubin nicht wäre, wäre es vielleicht anders. Meine Mutter hatte es mir erzählt und sie meinte, jede Seele wird in diesem blutroten Stein verbannt und auf ewig dort eingesperrt sein. Viele haben schon versucht dies zu ändern. Doch zerstören können wir ihn nicht, weil wir dann nicht wissen, was danach geschieht. Vielleicht könnte es uns erlösen, aber was wenn es nicht so wäre?“, blickte er sie besorgt an.

„Dann würdet ihr vielleicht verschwinden.“, schien sie zu schlussfolgern.

„Vielleicht.“, nickte er bestätigend. „Es ist nicht leicht, Emmanline.“, seufzte er auf.

Für einen Augenblick schaute sie ihn nur an. „Ich verstehe schon. Dadurch kannst du mich nicht gehen lassen. Zumal du es auch nicht vor hast. Ich werde versuchen heraus zu finden, wie ich diesen Rubin von mir binden kann. Auch wenn ich nicht weiß, wie.“, senkte sie nachdenklich ihren Kopf.

Lucien ging auf sie zu und kniete sich vor ihr hin, sodass er ihre Hände in seine nehmen konnte. „Ich weiß, dass es nicht fair dir gegenüber ist, dass zu verlangen, aber ich bitte dich darum. Bleibe bei mir.“, auch wenn mehr dahinter steckte. „Durch mein Volk musstest du eine Menge erleiden und ich bin verdammt wütend, nein, zornig darüber, was du hattest miterleben müssen. Ich weiß, dass ich das niemals gut machen kann.“, würde seine Stimme bittender, flehender und entschuldigender.

Leicht hob er seine Hände mit der ihren und führte sie zu seinen Lippen, wo er seinen Mund auf ihre Finger presste. Seine Augen wurden schmal und erneut spürte er einen unsagbaren Zorn in ihm aufsteigen. Emmanline schien es zu spüren und eine Hand entzog sich aus seinem Griff.

„Das sollst du auch nicht gut machen.“, seufzte sie ermüdend auf und legte eine Hand auf seine Wange. Sie war so warm und sanft. So eine leichte Berührung, aber sie zeigte eine große Wirkung bei ihm. Das sein Herz sogar schneller schlagen ließ. „Das möchte ich nicht und ich werde es auch niemals verlangen, weil du mir nicht das zurück geben kannst, was ich alles verloren habe. Ich weiß nicht, aus welchem Grund es dir auf einmal so wichtig ist, dich so zu entschuldigen und in Schuld leben zu müssen. Ihr Drachen mögt gleich sein, aber ich muss es eingestehen, dass du nichts mit Dragos Machenschaften zu tun hast. Sowohl wie die, die sich auf diesem Anwesen befinden.“, sprach sie in einem gleichen Ton mit ihrer zarten Stimme und er konnte nicht genau erkennen, in wessen Richtung sie ging. Er konnte nicht aus ihrer Stimme erkennen, welche Gefühlsregung sich darin befand. Selbst ihr Blick verriet es nicht, auch wenn sie ihn direkt anschaute.

Irgendwie wirkte er sprachlos und fühlte sich auf eine gewisse Weise schon schuldig und er verdiente es auch nicht, ihre zärtlichen Berührung zu spüren. Aber er konnte nicht anders, als seine Wange in ihre kleine Handfläche zu schmiegen und er musste selbst seine Augen voller Zufriedenheit schließen.

Auch da erkannte Lucien, dass sie seine vorherbestimmte Seelengefährtin war. Sein Drache spürte es und er genoss es genauso wie der Mann. Beide waren sich vollkommen einige und in einem Einklang zueinander, den sie seit einer unendlichen Ewigkeit nicht mehr verspürt hatten. Jetzt verstand er auch alle anderen Gefährtenpaare, die sich sowohl in ihrer Prägung fühlten, weil sie sich ihren Gefährten vollkommen hingeben konnten. Das wollte er auch. Er wollte auch eine besondere Bindung mit dieser Frau eingehen, die ihm so ein unerklärliches Rätsel war. Er wollte ihr vollkommen vertrauen und ihr alles geben, was in seiner Macht stand. Solange sie glücklich war. Er würde alles tun damit sie es wäre.

Als wüsste sie, was er gerade dachte, schüttelte sie mit ihrem Kopf, sodass sich ihr schneeweißes Haar mit ihr schwang. „Das darfst du nicht. Du darfst mir nicht vertrauen. Durch mich würdet ihr nur Unglück erfahren.“, versuchte sie ihre Hand wieder von seiner Wange fort zu ziehen, aber er ließ es nicht zu. Ein leichter Hauch von einem Kuss, berührte ihre weiche Haut auf die Handinnenfläche.

Etwas erschrocken schaute sie ihn an und ihr Mund war leicht geöffnet, wobei ihr Atem und ihr Herzschlag schneller ging. Ihre Brust senkte sich hektischer auf und ab. „Lass das.“, flüsterte sie fast atemlos.

„Ich kann nicht, Emmanline.“, weigerte er sich und hielt sie weiterhin fest, während er ihr so tief ihre silbernen Augen schaute. Sie waren so wunderschön und sie schienen einen leichten Schimmer anzunehmen. „Ich werde selbst alles versuchen, dich davon zu befreien. Von allem was dir Angst macht. Dir soll niemals wieder etwas so derartiges widerfahren, was du erleben und erleiden musstest. Das schwöre ich dir hier und jetzt.“, blickte er sie so entschlossen und ernst an, dass er sich niemals davon abbringen würde. Niemals.

Dafür schwor er auch auf seine Ehre und seinem Stolz. Ehre und Stolz eines Kriegers und eines Mannes, der seiner Seelengefährtin ein Versprechen ewiger Zeit schwor. Dies würde er niemals brechen. Niemals.

„Du bist ein so großer Dummkopf. Ein Narr, zu glauben, du könntest das alles. Das alles mir geben und versprechen. Du solltest dami...“

Lucien musste sie jetzt unterbrechen. Von diesem Blödsinn ihrer Worte. Mit einem Kuss ließ er ihre Worte verstummen. Blitzartig legte er seine Lippen auf ihre und schmeckte diese Süße auf seiner Zunge. Ein Aufstöhnen konnte er nicht unterdrücken, denn es war zu intensiv, als das er sich zurück halten konnte.

Seine Lust und sein Verlangen trieb ihn so weit, dass er einfach nicht aufhören konnte, sie weiterhin zu küssen. Emmanline wehrte sich im ersten Augenblick, aber ihre Gegenwehr war so gut wie gar nicht vorhanden. Sie verhielt sich so, als genoss sie es genauso wie er. Ihr Körper tat genau das, was seiner auch tat.

Weiter nach vorne beugend, schob er sich zwischen ihre Beine und er schlang seine Arme um ihren zierlichen Körper. Dabei schmiegte sie sich an ihn und ihr schien ein zufriedener Seufzer mit erstickter Stimme zu entkommen. Kein Wunder das er nicht von ihr ablassen konnte, wenn sie so verführerisch auf ihn wirkte.

„Warum...?“, klang ihre Stimme atemlos zwischen diesen wilden und leidenschaftlich Küssen.

Sanft packte er sie am Nacken und sein lodernder Blick ließ sie nicht mehr aus den Augen. „Ist das denn so schwer zu übersehen? Ich begehre dich und möchte dich besitzen, Emmanline. Du glaubst nicht wie sehr ich das will.“, überbrückte er den Abstand sofort wieder zwischen ihnen. Erneut eroberte er ihre Lippen und fing sogar an ihrer Unterlippe zu knabbern. Sie stieß einen entsetzten Laut der Überraschung aus und fing leicht an zu zittern.

Es war unverkennbar, aber er nahm ihren verführerischen Geruch ihrer Erregung wahr. Es roch so süß und exotisch, wie er noch nie so ein Duft in sich aufgenommen hatte. Es berauschte ihn und all seine Sinne waren damit erfüllt.

Ihre Finger glitten seiner Brust hinauf und kamen auf seinen Schultern zum liegen, wo sie sich hinein krallte. Ein Zucken der Erregung durchfuhr seinen Körper, je mehr Berührungen er von ihr bekam. Es breitete sich immer weiter die Lust in ihm aus, als würde er unter Strom stehen.

Leicht leckte Lucien mit seiner Zunge über ihre Lippen und bat um Einlass. Aber als sie es nicht zu ließ, biss er noch einmal in ihre Unterlippe. Ein Gefühl der Genugtuung durchfuhr ihn, da nutzte er sofort seine Chance und schoss mit seiner Zunge in ihre Mundhöhle. Er stöhnte gierig auf, während er ihre Zunge suchte, um sie gleich in Beschlag zu nehmen. Schnell entfachte sich ein Spiel zwischen ihnen und es erstaunte ihn wirklich, wie sie sich ihm hingab.

„So süß.“, knurrte er in einer Mischung zwischen Stöhnen und Rauheit. „Mehr.“, stürzte er sich wieder wild auf ihre Lippen, während er sie sanft auf das Bett zurück drückte. Er konnte es nicht lassen, seine Hände einzusetzen. Sachte strich er mit seiner Hand, ihren Oberarm entlang, die Zärtlichkeit, die er zuvor noch nie besessen hatte. Es fühlte sich so gut an, ihre nackte Haut zu streicheln. Und es fühlte sich so richtig an.

„Ich brauche dich, Emmanline. So sehr.“, gestand er ihr aus ehrlichen Worten.

„Ich...“, stöhnte sie auf und konnte seinen Küssen und Berührungen nicht entkommen. „...verstehe dich nicht.“, atemlos flüsterte sie es.

Kurz ließ Lucien von ihr ab und blickte ihr tief in die Augen. „Ich verspreche dir. Eines Tages werde ich es dir verraten. Ich verspreche es dir.“, küsste er sie erneut, als würde er somit einen Schwur ihr gegenüber ablegen. Ihm war es verdammt wichtig, dass er ihr solch einen Schwur leistete, weil er es ihr schuldig war. Weil sie seine Seelengefährtin war und weil seine Natur von ihm verlangte, dass er ehrlich zu dieser Frau war. Sie war die Seine und er war der Ihre. So war es hervor bestimmt. Nichts und niemand könnte es ändern, denn eine Prägung war das intensive und einmalige Phänomen, dass je existierte. Er wäre dumm, wenn er sich dagegen auflehnen würde, wenn ihm solch ein Glück zugesprochen würde.

Jetzt konnte er Raiden verstehen. Wie er sich fühlte, da er selbst seine Seelengefährtin gefunden hatte. Er empfand Scham und Respektlosigkeit seinem älteren Bruder gegenüber. Dafür musste er sich bei seinem Bruder entschuldigen und damals hatte Raiden Recht behalten. Es war egal, welcher Art die tief verbundenen Gefährten waren, denn so eine Zugehörigkeit und Bestimmung, kannte einfach keine Grenzen. Das lernte er gerade in rasenden Schritten. Von Tag zu Tag immer mehr.

Seine Hände wanderten immer weiter nach unten, bis er ihren Oberschenkel erreichte. Eine unendliche Zufriedenheit durchströmte ihn und er konnte sie nur dort streichen. Sie stöhnte auf und schloss ihre Augen dabei, da sie die Empfindung selbst versuchte zu verarbeiten. Genauso wie er. Für dem ersten Moment war es zu viel, aber er konnte am Ende nicht genug davon bekommen.

Kein Wunder, dass sich etwas in seiner Hose regte. Immer härter und schmerzlicher wurde es, je mehr sein Schwanz an schwelte. Er wurde so hart, dass die bloße Reibung des Stoffes seiner Hose, entsetzlich für seine Erregung wurde.

„Du fühlst dich so gut an.“, hatte er sich in eine richtige Position zwischen ihren Beinen gebracht. „So verdammt gut.“, stöhnte er und rieb seine harte Wölbung gegen ihrer empfindliche Mitte.

Emmanline schrie vor Erregung auf und ihr Blick weitete sich vor Schrecken und Empfindungen.

Ein starker Geruch der Erregung und Moschus breitete sich im Raum aus. Gierig inhalierte er ihren Duft der Lust und des Verlangen ein. Ihre Finger krallten sich hart in seine Haut und er empfand es als große Zufriedenheit, dass sie sich so an ihm fest hielt. Sie schien einen Halt zu suchen und das tat er bei ihm.

Die Reibung ihrer erregten Zonen, wurde stets immer stärker und er könnte nun nicht mehr auf hören. „Wie fühlt es sich an?“, schaute er sie wild an. Kein Wunder, wenn sein Drache in den Vordergrund trat. Er wollte sie genauso mit höchster Intensität, wie sie ihn. Er konnte es riechen und spüren, dass sie das Gleiche wollte.

„Ich...“, schrie sie erneut auf und ließ ihren Kopf im Nacken fallen. Ihr Zittern wurde übermächtiger. Sie biss sich fest auf die Unterlippe und sie schien ihre lustvollen Schreie zu unterdrücken.

„Nicht, Emmanline. Lass es zu. Du siehst dabei unwiderstehlich aus und ich kann mich kaum beherrschen. So unglaublich schön.“, sprach er erstickt und mit schnellem Atem. Er hörte ihr Herz schnell und laut schlagen, sowie seines. Im gleichen Takt zueinander. Das zeigte erneut, die Verbundenheit zwischen ihnen. Ein Herz und eine Seele.

Sie presste ihre Augen zusammen, sowie ihre Lippen und schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein...bitte...“, bat sie ihn. Aber um was? Wollte sie, dass er weiter machte? Oder aufhörte?

„Was nein und bitte?“, wollte er verlangend wissen, aber sie schien kein Wort über ihre Lippen zu bekommen. Ein erstickter Laut kam stattdessen über ihre Lippen, anstatt der Worte, die er hören wollte.

Mit einem schnell Aufschlag öffnete sie ihre Augenlider. Was er dort in ihren Augen sah, ließ seinen Atem stocken und er hielt unbewusst die Luft an. Selbst seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und Faszination. Ihre silbernen unglaublichen Augen leuchteten das reinster Silber aus, welches er je zu Gesicht bekommen hatte. Es lag keine Kälte in ihnen, wie er es zuvor gesehen hatte, sondern eine so unbeschreibliche Hitze. Als würde ein silbernes Feuer ihn verschlingen. Bereitwillig ließ er sich davon in Brand setzen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht seinen Untergang bedeuten würde.

Langsam und vorsichtig beugte er sich zu ihr hinunter, aber diesmal berührte seine Lippen nicht der Ihren, aber der zarten Haut an ihrem Hals. Lucien musste an dieser Stelle einen tiefen Atemzug nehmen, um ihren einzigartigen exotischen Duft aufzunehmen, und sie einmal kosten, bevor er sie weiter mit seinen Lippen liebkoste.

Im ersten Augenblick zuckte sie zusammen, bis eine leichte Gänsehaut sie überzog. Emmanline schien es nicht zu bemerken, wie offen sie ihm ihre Kehle darbot. Er war ein Raubtier und es wäre eine Leichtigkeit für ihn, ihre Kehle heraus zu reißen. Aber dies würde er niemals tun. Was sie hier tat, war ein Anzeichen auf Vertrauen und er würde es nicht auf so grauen artige Weise wieder zerstören. Lucien wollte sie für sich gewinnen und er würde alles dafür tun. Sie solle ihm gehören.

Leicht leckte er über ihre zarte Haut am Hals und knabberte sogar verspielt. Sie schrie auf und bäumte sich ihm entgegen.

„Nicht...“, keuchte sie schwer und versuchte ihn weg zudrücken. Aber er hatte das Gefühl, dass sie sich nicht groß anstrengte und es wollte, aber irgendwas vernahm er in ihrer Stimme. Es klang wie Verzweiflung und...Angst.

Sofort ließ er von ihr ab, stützte sich auf seine Arme ab und blickte zu ihr herab. So wie sie aussah, hatte er ihr zu viel zugemutet. „Entschuldige.“, flüsterte er sanft und streichelte mit seinen Fingern über ihre Wange. „Ich habe dich bedrängt.“, gab er ihr einen zärtlichen Kuss und mit schweren Herzen ließ er von ihr ab und rollte sich von ihr runter. Nun lag er auf dem Rücken neben ihr und starte verbissen an die hohe Decke. Es war unerträglich und es schmerzte. Sein Schwanz pulsierte immer noch verlangend und er fühlte, als würde jedem Moment seine Hose sprengen. Er konnte es nicht verhindern, dass er einmal aufstöhnen musste. Dabei spürte er Emmanlines Blicke deutlich auf ihm ruhen. Leicht drehte er seinen Kopf zu ihr herum und blickte sie einfach nur an. In ihren Augen spiegelte sich so ein Gefühlschaos wieder, dass er sich nicht entscheiden konnte, welche Emotionen sich darin befanden. Es war alles durcheinander. Verlange, Angst, Neugierde, Unverständnis, aber doch wieder Verständnis. Es war wirklich eigenartig. Dabei hatte sie stets versucht ihre ganzen Emotionen mit einer eiskalten Schicht zu überspielen, aber anscheinend war es ihr diesmal unmöglich. Endlich, dachte er innerlich. Sie zeigte Gefühle. Nun hoffte er, sie würde sich ihm gegenüber nicht mehr verändern.

Emmanline schien sich keinen Zentimeter zu regen. Ihr Atem ging noch immer schnell, sowie ihr Herzschlag. Sie schien noch immer zu versuchen, all das zu verarbeiten, was eben geschehen war. Lucien legte sich etwas zur Seite und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Bett ab. Mit der anderen Hand strich er mit seinen Fingern über ihrer Wange. „So wunderschön.“, konnte er diese Worte nur noch einmal wiedergeben, während er sie so sanft anschaute.
 

Vergebens versuchte Emmanline gerade das zu verarbeiten was gerade hier und jetzt passiert war. Sie konnte es einfach nicht glauben, aber dieses Gefühl. Noch immer raste ihr Herz unnatürlich schnell und sie hatte das Gefühl sie bekam keine Luft mehr. Sie konnte ihren Blick einfach nicht mehr von ihm abwenden, aus unerklärlichen Gründen. Sie war ihm gefolgt mit ihrem Blick, als er sich von ihr runter gerollt hatte. Er schien sehr gequält aus zu sehen und, was erschreckend war, ihr ging es genauso. In ihr brannte ein flammendes Feuer, dass in ihr wütete. Sie verlangte nach etwas, wovor sie Angst hatte. Unglaublich, aber sie verspürte Angst davor, was er mit ihr gemacht hatte. Emotionen die sie nie gekannte hatte, überrollten sie übermächtig. Sie konnte nichts dagegen tun und war machtlos.

Wie schaffte er das nur? Sie spürte noch immer seine Küsse auf ihren Lippen, oder wie er sie leicht gebissen hatte. Vor allem, wie er seine Härte genau an ihrer empfindlichsten Stelle gerieben hatte. Es pulsierte schmerzhaft und sie sehnte sich so sehr nach der Erlösung, dass es endlich aufhörte.

Dieser Mann entfachte in ihr so eine Leidenschaft und Verlangen, dass es sie von innen heraus auf fraß. Diese Zärtlichkeit von ihm, war ihr noch immer so neu, dass sie nicht aufhören konnte sich danach zu sehnen. Sie sehnte sich immer mehr danach, wie er ihr zeigte, welche Zärtlichkeit und Sanftheit ihr gegenüber zustand. Er sagte ihr ständig liebevolle Worte und sandte sanfte Blicke, die sie atemlos machten. Es war ihr unangenehm, aber sie fühlte sich auch erstaunlich besonders dabei. Nur in seinen Augen. Sie konnte es sehen. So viele Male schenkte er ihr diese unglaublichen Blicke, als wäre es ihr Recht.

„Warum sagst du mir immer wieder solche Worte?“, brachte sie erst die Frage heraus, als sie einiger maßen ihren Atem unter Kontrolle hatte.

Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Weil es die Wahrheit ist. Ich will dir damit sagen, wie du wirklich bist. Mir ist einfach danach.“, beantwortete er ihr die Frage, aber hörte nicht mit seinen Streichen auf ihrer Wange auf.

Es war merkwürdig, aber warum wehrte sie sich nicht gegen seinen Berührungen? Sicher, sie sehnte sich zu einem Teil danach, aber es sollte ihr widerstreben. Sie wollte es nicht, weil er ein Drache war und sie hatte genug davon, aber doch konnte sie es nicht. Diese Andersartigkeit in ihr, machte ihr Angst, aber sie wollte es. Ihr Körper schien danach zu verlangen und sogar ihr...Verstand.

„Du verwirrst mich.”, gestand sie flüsternd und nahm seine Hand in der ihren, mit der er sie von Berührungen liebkoste.

Mit einem Mal, verschwand sein Lächeln und blickte sie ernst an. „Ich weiß, dies ist alles neu für dich und ich will dir gerne so viele Dinge zeigen und lernen. Nur ich.“, klang er so besitzergreifend, dass es ihr erneut den Atem raubte. „Ich will dir nicht weh tun und werde es auch nie wieder tun. Mehr als einen Schwur und diese Beweise kann ich dir nicht geben. Ich will lediglich nur, dass du mir glaubst.“, was ihm ziemlich wichtig erscheinen ließ. Leicht wendete er seinen Blick von ihr ab.

Emmanline hatte das Gefühl, all das was sie sagen könnte, würde ihn verändern. Egal ob es positiv oder negativ war.

Ihre Hand ließ die der seinen los und behutsam legte sie ihre Hand auf seine Wange. Sie fühlte sich, durch seine kleinen Bartstoppeln, kratzig an, aber es fühlte sich gut und interessant an. „Sie mich an.“, flüsterte sie diese kleinen Worte, als würde sie ihn das sogar befehlen. Erst hatte sie damit gerechnet, dass er verärgert und abwerten klang. Sie irrte sich, denn stumm folgte er ihren kleinen Befehl. Es erstaunte sie, da nie ein Drache sich etwas befehlen ließ. Diesmal war es anders. „Ich glaube dir.“, flüsterte sie weiter, während sie mit ihren Daumen, über seinen Wangenknochen fuhr. Ihr war im ersten Moment nicht bewusst, was sie dazu gegeben hatte, aber auch als sie es merkte, konnte sie diese Worte nicht zurück nehmen. Aus ihrem Bauch heraus und weil es überall in ihr brannte, konnte sie das nicht tun. Zumal es die Wahrheit war. In diesen Augen, in denen sie gerade blickte, war kein Funken einer Lüge. Er war ehrlich zu ihr.

Leise kam ein Knurren aus seiner Brust und er verzog leicht das Gesicht. „Erlaubst du mir, dass ich dich in den Arm nehmen darf? Ich würde dich so gerne umarmen, um dich bei mir zu spüren.“

Überrascht schaute sie ihn an und musste sogar schlucken, bevor sie nickte.

Der Drache schien sie sofort beim Wort zu nehmen und zog sie an sich, sodass es eine Leichtigkeit war, sich an seine Brust zu schmiegen. Wohltuend schloss sie ihre Augen und atmete seinen herben und erdigen Geruch ein. Noch immer beruhigte es sie und nun verstand sie auch, warum er solch einen wunderbaren und einzigartigen erdigen Geruch an sich trug. Dies schien sie auf eine gewisse Art und Weise zu erdigen und sie fühlte sich zum ersten Mal so, als würden ihre beiden Beine fest auf dem Boden stehen. Jedes Mal, wenn er sie so ansah, liebevolle Worte zu ihr sagte oder gar, sie einfach nur in den Arm nahm, wie jetzt.

Seine Hand hatte sich auf ihrem Hinterkopf gelegt und die Andere auf ihren unteren Rücken. Sie hingegen schlang ihre Arme um ihn und sie schmiegte sich noch weiter an ihn, als würde sie in ihn hineinkriechen wollen.

„Richtig. Es fühlt sich so richtig an.“, murmelte er in ihr Haar und sie merkte, dass er nicht mit ihr sprach. Seine Stimme klang abwesend, als würde er für sich selbst etwas feststellen.

Allein diese Worte reichten aus, dass ihr Herz ununterbrochen schneller schlug. Doch sie konnte es nach vollziehen, was er damit meinte. Auch sie verspürte es, als wäre es richtig. Als müsste sie das tun.

„Warum fühle ich mich so seltsam dabei, wenn du mich in den Arm nimmst oder so anders...behandelst?“, hatte sie nach ein passendes Wort am Ende gesucht gehabt.

Seine Finger vergriffen sich in ihrem Haar und sie verspürte an ihrem Rücken einen stärkeren Druck seines Armes. Es tat ihr nicht weh, aber dadurch wirkte er sehr überrascht, dass sie ihm das gefragt hatte.

„Weil du zu mir gehörst, Emmanline. Allein zu mir.“, und schon wieder diese Besitzgier. Aber diesmal kamen diese Worte des Drachen und nicht die des Mannes. Sein Drache schien des öfteren an der Oberfläche zu sein, wenn sie bei ihm war. Natürlich war ihr bewusst, dass sie sich einen Körper teilten und sicher war es, dass beide die Führung dieses Körpers haben wollten. Normalerweise gab es immer eine sichtbare Grenze, wer gerade hier und jetzt anwesend war, aber in letzter Zeit schienen sie sich regelrecht zu einem Wesen zusammen getan zu haben. Als wären sie miteinander verschmolzen, aber das konnte nicht sein. Kein Gestaltenwandler konnte eine so starke Verbundenheit hervor bringen, dass niemand mehr weiß, wer vor einem stand.

Ja, sie wusste noch, wenn dieser Mann vor ihr stand, oder sein Drache. Aus irgendeinen Grund konnte sie es und er wirkte stets gelassener. Je länger sie in seiner Nähe war und das nahm er wahr. Es war kein Zweifel, er wusste es.

Seine Worte, die er zu ihr flüsterte, hatte eine sehr starke Wirkung auf sie. Am liebsten würde sie darin versinken, denn sie klangen so lieblich und versprechend. Aus diesen Worten konnte sie auch entnehmen, was er ihr damit ausdrückte wollte. Dieser Mann betrachtete sie schon als sein Eigentum und als sei es ihr Schicksal bei ihm zu bleiben.

Für diesen einen Augenblick nahm sie seine Worte und seine Besitzgier hin, weil sie nur einmal dieses Gefühl behalten wollte, dass sie als wärmend und sicher bezeichnete. Nur einmal...
 

Eine unbekannte Zeit lagen sie so beieinander, dass selbst die Nacht herein gebrochen war. Lucien war so tief mit ihr versunken, dass er sein Zeitgefühl vollkommen ignoriert hatte. Ihm war nur wichtig gewesen, sie so in seinen Armen zu halten. Natürlich könnte er sich noch andere Dinge vorstellen, aber was er hier hatte, dies war Belohnung genug. Er wusste, dass er Fortschritte machte und sie sich ihm näherte. Ihr mag es vielleicht bewusst sein, aber sie kannte das vollkommene Ausmaß nicht. Nicht, was sie wirklich miteinander verband. Ihre Frage, warum sie sich so seltsam in seiner Nähe fühlte, hatte ihn im ersten Augenblick verschreckt. Mit dieser Frage drückte sie etwas einsichtiges aus. Sie gab zu, dass sie selbst seine Nähe suchte und das es eigenartig war. Ja das war es, aber es war nicht alles.

„Emmanline.“, sprach er sanft ihren Namen aus und fing an über ihr Haar zu streicheln.

„Mmh,...?“, schien sie zu murmeln, als wäre sie weit weg. Er spürte, dass sie nicht schlief, aber sie wirkte so schläfrig. Dabei hatte sie kein einziges Mal geschlafen, seit sie wieder auf diesem Königshof war. Es war seltsam, aber er kannte noch immer nicht den Grund dazu. Dabei müsste sie schon längst vor Müdigkeit umgefallen sein.

Doch er kam nicht umhin, durch ihrer abwesenden Stimme, zu schmunzeln. „Ich würde gerne noch eine halbe Ewigkeit so mit dir hier liegen bleiben, aber ich glaube mein Arm ist eingeschlafen.“, lachte er leicht.

Emmanline schien schnell zur Besinnung zu kommen und wollte sich blitzartig zurück ziehen, aber er wollte sie nicht aus seiner Umarmung entkommen lassen. Also drehte er sich auf den Rücken und sie lag halb auf ihm drauf. Sie gab einen Protest ab, aber er ignorierte ihn gekonnt. Jetzt konnte er auch wieder direkt in ihr Gesicht schauen. „Schon viel besser.“

Ihm war bewusst, dass er ihre weichen Brüste nicht ignorieren konnte, als sie sich fest gegen seine Brust drückten. Dabei würde er mit ihnen sündhafte Dinge anstellen.

Röte zeigte sich auf ihren Wangen und ihr schien selbst bewusst zu sein, als sie seine Härte spürte. „Lass mich los.“, versuchte sie sich von ihm weg zu drücken, aber es war aussichtslos. Sie hatte keine Chance.

Ihm reichte nur ein Arm, um sie fest zu halten, weil er seinen anderen brauchte. Sachte strich er ihr Haar nach hinten und klemmte es hinter ihr Ohr. „Keine Sorge, mein kleines Vögelchen.“

Da erstarrte sie. „Vögelchen?“,

Mit großer Mühe versuchte er ein Lachen zu unterdrücken, aber er konnte es nicht ganz verbergen. Sie sah statt dessen empört und wütend aus.

„Ich finde, dieser Name passt zu dir.“

„Wohl kaum.“, schnaubte sie abfällig. „Das beweist nur, dass ich in einem Käfig eingesperrt bin. In deinem Käfig.“, funkelte sie ihn an.

Sein Lachen erstarb bei ihrer Aussage. „Nein, so meine ich das nicht.“, verneinte er ausdrucksstark. „Was ich damit sagen will, ist, dass du oft scheu wie ein kleiner Vogel bist, aber dann doch neugierig, was es zu sehen gibt. Du bist kein Vögelchen in einem Käfig. Ich weiß das du nicht gehen kannst, aber dennoch versuche ich, dass du deine kleinen Flügelchen ausbreiten kannst.“, versuchte er es ihr verständlich zu erklären. Er wollte sie dadurch nicht verschrecken.

Prüfend schaute sie ihn an und sagte eine Weile nichts, bis er ihr die Entscheidung abnahm. „Ich habe eine Idee.“, meinte er und versuchte etwas besänftigend zu klingen. „Wenn du mir erlaubst, dass ich dich ab und zu so nennen darf, dann zeige ich dir noch einen besonderen Ort von mir. Dort bin ich in meinen jungen Jahren gewesen. Immer wenn ich Ruhe brauchte und um nachdenken. Was meinst du?“

Lucien konnte sehen, wie verbissen sie ihn anschaute und wie es ihr widerstrebte, aber er wusste auch, dass diese kleine Elfe sehr neugierig und wissbegierig war. Meistens konnte sie es nicht abschlagen, weil sie es sehen und wissen wollte. Es sollte ihn freuen, dass sie dadurch lebendig war, aber anderseits machte es ihn verdammt wütend. Das zeigte erneut, wie lange ihr ein Leben in Freiheit beraubt wurde.

„Das machst du mit Absicht. Du weißt ganz genau, dass ich schwer etwas abschlagen kann, wenn ich neue Dinge sehen kann. Aber was ist das für ein Ort?“, sah sie ihn misstrauisch an und ihre Stimme deutete nichts anderes.

Erneut strich er eine Strähne von ihr zurück, dass sich gelöst hatte und ihr ins Gesicht gefallen war. „Lass dich überraschen.“, sagte er, weil er wollte, das Neugierde sie packte. Es verfehlte nicht seine Wirkung, denn er konnte in ihren Augen etwas erkennen. Ihre wunderschöne Augenfarbe, die das reinste Silber war, wirkte nicht mehr so kalt und scharf, wie eine Klinge. Nun wirkten ihre Augen milder und sanfter, als hätte sie etwas in ihrem Leben erkannt.

Während er merkte, dass Emmanline sich nicht mehr gegen ihm sträubte, streichelte er zart über ihrem Rücken und eine Hand legte er auf ihre Wange. Sachte streichelte er mit seinem Daumen über ihrer Wange und blickte tief in ihre Augen. Ihm kam es normal vor, dass er sie berühren musste. Als sollte er das tun und nur er hatte das Recht dazu, sie so zu berühren. Ihm war es auch normal geworden, sie einfach nur um sich zu haben. Einfach ihre Nähe spüren. Es war ihm wichtig, dass sie bei ihm blieb und er konnte zum ersten Mittel nur eines benutzen, ihre Neugierde und ihre Wissbegierde. Es war kein Ausnutzen, sondern viel mehr eine andere und neue Welt offenbaren. Sie hatte es verdient.

„Bitte, Emmanline.“

Kurz blieb sie stumm. „Dann will ich es aber jetzt sehen.“

Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Natürlich.“, erhob er sich mit ihr. Ohne sich groß anzustrengen, erhob er sich mit ihr auf seinem Armen.

Ein überraschter Schrei entfuhr ihr. „Lass mich runter.“, ihre Peinlichkeit daraus zu hören.

Lucien musste laut auflachen, aber er gab ihrer Bitte nach und ließ sie herunter. „Du bist ein Fliegengewicht. Langsam bekomme ich Angst, dass du wirklich an Gewicht verlierst. Du isst einfach nichts.“

„Du lügst.“, klang sie empört und blickte provozierend zu ihm herauf. Ja, er konnte das Feuer in ihr erkennen. Ein silbernes und loderndes Feuer.

Endlich.

Aber Recht hatte sie. Sie mochte ein Fliegengewicht sein, aber sie nahm nicht ab. Er konnte es daran erkennen, wenn er sie des öfteren auf den Arm genommen hatte, auch wenn es ihr missfallen hatte.

„Dann komm.“, ging er voraus und sie folgte ihm tatsächlich. Er hielt ihr die Tür auf und wartete solange, bis sie auf dem Gang stehen blieb. Langsam trat er auf sie zu und legte seine Hand auf ihren Rücken, um ihr die Richtung zu zeigen. Die Gänge waren manchmal ein verwirrendes Labyrinth und man konnte sich schnell verlaufen, wenn sich niemand den Weg merken konnte. In seiner Kindheit hatte er sich oft verlaufen, aber bei Emmanline ging es so schnell, dass sie sich sofort zurecht gefunden hatte. Er konnte es nur darauf schließen, weil sie Jahre lang in Höhlen gelebt hatte. Höhlen waren die reinsten Labyrinthen.

Draußen auf dem Hof, führte er sie in Richtung des Gartens, bis sie auf einmal stehen blieb. Er ist die ganze Zeit neben ihr gelaufen und schaute nun auf sie herab. Ihr Blick war nach oben gerichtet und er folgte ihr. Er blickte gegen den Himmel, der voller leuchtender Sterne war. Heute schien eine Nacht zu sein, die klar und rein war. Es gab selten solche Nächte, wo unzählige Sterne sich wie eine leuchtende Straße aufbauten, als würde das Universum ihnen einen Weg zeigen, das vieles offen hielt. Manchmal gab es auch solche Momente, wo er dachte, er könnte diesem Weg folgen, aber es war unmöglich. Dann auf einmal verspürte er eine unendliche Einsamkeit, dass es ihn manchmal zu ersticken drohte.

Nur, in diesem einen Moment, während er zu den Sternen herauf schaute, verspürte er nichts davon. Unwillkürlich nahm er Emmanlines Hand in die seine, aber er konnte den Blick nicht senken, so gebannt war er vom funkelnden Nachthimmel. Dennoch konnte er ihre Blicke auf sich spüren.

Sie schien etwas sagen zu wollen und er wollte sie gerade auffordern, damit sie sprach, als er zwei verschiedene Gerüche wahrnahm. Sie näherten sich ihnen und ihm waren diese Düfte vertraut.

„Lange hatten wir Zweifel daran, dass du je den Thron besteigen und deine Mutter ablösen würdest.“, scherzte eine ihm bekannte Stimme.

Schnaubend drehte er sich zu dessen Person um, die einige Meter von ihnen entfernt standen. „Nimmst du deinen Mund nicht etwas zu voll, alter Freund?“, lachte er schnaubend auf und blickte auf zwei Männer in hoher Gestalt. Sie waren ein gutes Stück größer als er, aber es war kein Wunder. Sie stammten von einen Indianerstamm ab. Sofort würde jemand erkennen, woher sie kamen. Sie hatten eine bräunliche Haut, die der Bronze ähnelte. Ihr Haar war Pechschwarz und zu einem geflochtenen Pferdeschwanz gebunden, dass ihnen über den ganzen Rücken fiel. Unter ihrem Stamm, waren die Haare etwas heiliges und niemand schnitt es je ab. Trotz allem gehörten sie dem Drachenvolk an, weil selbst in ihnen ein Drache lebte.

„Nicht das ich wüsste.“, lachte er und kam auf ihn zu, um ihm eine Umarmung zu geben, wie es sich gute Kumpel eben gaben.

Sicher erwiderte er die Umarmung. „Was führt euch hier her, Cyrill und Arokh?“, grüßte er den zweiten Mann genauso.

Vor ihm standen Zwillinge, die sich nicht ähnlicher auch nur sein konnten. Viele hatten große Problem sie auseinander zu halten. Cyrill war der Ältere von ihnen, aber es machte keinen Unterschied.

Cyrills Blicke wurde wieder ernster. „Irgendwas stimmt nicht, Lucien. In Tarascon verändert sich alles.“

„Wie meinst du das, in Tarascon verändert sich alles?“, wurde auch er vollkommen ernst und sein finsterer Blick deutete alles, was in ihm gerade vor sich ging. Sein Körper spannte sich an und er wollte auf alles gefasst sein, aber wie sollte er das anstellen?

Ein leichter Druck verspürte er in seiner Hand und er verstand sofort. Er hielt noch immer ihre Hand, was er vollkommen vergessen hatte. Er ließ etwas locker, aber er wollte ihre Hand nicht los lassen.

„Am Anfang war es noch alles normal, aber nach und nach wurde die Unzufriedenheit immer schlimmer und größer. Drachen verhalten sich anders. Vor allem die Krieger und Jugendlichen. Es geschehen Dinge, wie,...“, unterbrach Cyrill sich für einen Moment. „...das Drachen aggressiver werden, obwohl sie zuvor nie solche Anzeichen gezeigt hatten. Als erstes waren es nur vereinzelte, aber die Zahl steigt stets weiter an. Selbst die Ältesten wissen keinen Rat mehr.“, schüttelte er mit seinem Kopf und er sah die Erschöpfung in dem Gesicht seines Freundes, die er zuvor gut verborgen hatte.

„Warum seid ihr nicht schon eher gekommen?“, knurrte Lucien auf und blickte beide finster an. „Ich hätte es wissen müssen.“, wurde seine Stimme bedrohlich laut und seine Augen fingen vor Wut golden an zu leuchten. Ihm war es auch im Moment egal, ob sein Freund verbittert drein schaute. Wenn es um sein Volk ging, dann hörte bei ihm der Spaß auf. „Was hast du dazu zu sagen, Arokh?“, wandte er sich an den anderen Mann, Drache und Freund. Irgendwie kam er ihm seltsam Schweigsam vor. So war er sonst nicht. Doch, wie er bemerkte, reagierte er im ersten Moment nicht auf seine Frage, denn seine Aufmerksamkeit war auf jemand ganz anderes gerichtet. Er wusste es.

Knurrend schob Lucien Emmanline hinter sich und anscheinend bemerkte Cyrill jetzt erst die Frau neben ihm. War er so achtlos gewesen, dass er sie nicht einmal bemerkt hatte? Was war hier nur los? Er wollte Erklärungen. „Redet.“, befahl er streng.

„Weil wir in erster Linie selbst das Problem lösen wollten, ohne dich damit hinein zu beziehen. Wenn es nichts schlimmes wäre, hätten wir dieses Problem beseitigt. Aber sollten wir nicht woanders hingehen, wo wir uns gestört unterhalten können? Ohne ungebetene Zuschauer?“, meldete sich Arokh zum ersten Mal zu Wort. Seine Stimme war tief und düster.

Nur eines störte ihn. Warum konnte er die Blicke nicht von Emmanline ablassen?

„Wir werden uns noch ausgiebig unterhalten.“, versprach Lucien ihnen und das würde eine Menge Folgen davon tragen. „Ich muss vorher noch etwas erledigen. Nehmt euch ein Zimmer und ruht euch aus. Anscheinend müsst ihr erst vor kurzem eingetroffen sein.“

„Aber...“, wandte Cyrill ein, aber Lucien unterbrach in mit einer erhobenen Hand. Auch wenn diese Sache eine hohe Wichtigkeit hatte, hatte er trotzdem etwas versprochen.

„Geh ruhig.“, weckte eine ruhige Stimme ihn aus seiner verärgerten Stimme.

Langsam drehte er sich zu ihr um und blickte sie an.

Unentwegt schaute sie ihn an. „Schau mich nicht so an. Es scheint sehr wichtig zu sein.“, entzog sie sich ihm und trat zwei Schritte zurück. „Du solltest gehen.“, legte sie leicht ihren Kopf schräg. Diese Geste empfand er als ziemlich anregend. „Bist du dir sicher?“

„Ja, bin ich. Ich kann warten.“

Diesen kurzen Abstand zwischen ihnen, überbrückte er nur mit einem Schritt und er wollte sie, bevor er ging, noch einmal kosten. Mit einem leidenschaftlichen Kuss, besiegelte er ihre Lippen und atmete noch einmal ausgiebig ihren einzigartigen Duft ein. Nur dieser Augenblick ging so schnell vorüber, dass es ihn schon widerstrebte sie los zu lassen. Letzte Worte flüsterte er ihr ins Ohr, die nur sie hören durfte, was sie leicht erröten ließ. Erst danach ließ er sie los und ging mit den beiden Wächtern ins Schloss zurück.
 

Emmanline hatte das Gefühl, ihr war heiß und kalt zu gleich. Was war da eben passiert?

Sie schaute noch eine längere Zeit hinter ihnen her, auch als sie schon verschwunden waren. Irgendwas stimmte hier nicht. Warum hatte sie ein beklemmendes Gefühl verspürt, als die beiden Männer hier aufgetaucht waren? Sie hatte sich in ihrer Gegenwart erdrückt gefühlt und wenn sie nicht beinahe gegangen wären, dann wüsste sie nicht, was sie getan hätte.

Es hatte sie viel Mühe gekostet gehabt, dass sie es nichts hatte anmerken lassen. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Nur was?

Es würde sie eine sehr lange Zeit nicht in Ruhe lassen, bis sie das gelöst hat, was sie am meisten störte. Irgendwas schien sich in ihrer Erinnerung fest gesetzt zu haben und ein dunkler Schleier verbarg sich vor ihr. In ihrem Kopf hatte sich ein undurchdringbares Labyrinth auf getürmt. Sie wusste, dass dieses verwirrende Labyrinth in ihrem Verstand existierte, aber es war zuvor noch nie so sichtbar gewesen. Als könnte sie jetzt erst sehen, wie die Strukturen dieses Chaos aufgebaut waren. Was ihr auch bewusst war, warum dieses Labyrinth in ihr existierte. Vor sehr langer Zeit hatte sie es selbst in sich errichtet. Sie hatte nie gewusst, wie sie das angestellt hatte, aber es musste eine Art Selbstschutzfaktor gewesen sein. Sie war noch ein Kind gewesen. All ihre Erinnerungen waren in all diese wirrenden Gängen verborgen. Es waren so viele Sackgassen, Abzweigungen und Irrwege, dass sie selbst den Ausgang nicht sah. Um jede Ecke lauerte eine Erinnerungen ihrer selbst.

Wie sollte sie in all dem Chaos etwas finden, was ihr eine Lösung geben könnte? Ohne, dass sie von anderen Erinnerungen verfolgt werden würde?

Sicher, sie könnte es sein lassen, dass sie es erst nicht versuchen müsste, aber sie konnte nicht. Es drängte sie, die Lösung zu finden. Egal was sie aufbringen musste, aber sie würde es finden.

Wieder in der Gegenwart zurück gekehrt, blickte sie sich um. Sie stand noch immer an der gleiche Stelle, wo sie zurück geblieben war. Es schien kälter geworden zu sein. Aber vielleicht lag es auch nur daran, weil er nicht mehr bei ihr war. Seine Nähe barg so viel Hitze, dass sie nie gefroren hatte, wenn er bei ihr war.

Frische Erinnerungen kamen in ihr hoch. Ein Lachen machte sich in ihrem Kopf breit und danach kamen die Worte. Röte stieg in ihre Wagen, als sie sich an die Worte des Drachen zurück dachte.

„Warte auf mich. Ich werde zu dir zurückkommen und danach werde ich mein Versprechen dir gegenüber erfühlen und da weiter machen, wo wir aufgehört hatten. Schließlich will ich das Anrecht bekommen, nicht wahr mein kleines Vögelchen?“

Es waren nur einfache Worte gewesen, aber warum fühlten sie sich so intim an? Nur diese Worte waren an sie gerichtet und nicht wirklich von Bedeutung, aber seine Stimme schon. Wie er es gesagt hatte, war vertraut gewesen. Auf alles wäre sie vielleicht vorbereitet gewesen, aber darauf war sie ganz und gar nicht vorbereitet gewesen. Langsam wusste er, wie er wunde Punkte bei ihr treffen musste und es sollte sie ärgern. Nur tat es das nicht.

Dieser Mann weckte in ihr Sehnsüchte, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Allein seine Nähe und sein erdiger Geruch reichten vollkommen aus, um solche Gefühle in ihr zu wecken. Am liebsten würde sie ihm sagen, er solle damit aufhören und sie in ruhe lassen, aber eine starke Blockade hinderte sie daran. Etwas in ihr war so tief verankert, dass sie diese Worte der Ablehnung nicht über ihre Lippen bekam. Allmählich wurde sie verrückt, wenn sie es nicht zuvor schon gewesen war.

„So alleine?“, drang eine eisige Stimme in ihr Ohr und sie zuckte leicht zusammen, bevor sie zu der Person hinschaute, die aus der tiefen Dunkelheit kam.
 

Das Gefühl, dass langsam Furchen auf seinem Boden erschienen, war mit großer Wahrscheinlichkeit. Lucien ging in seinem Arbeitszimmer auf und ab, während seine alten Freunde Bericht erstatteten.

Da sein älterer Bruder Raiden nicht anwesend war, weil er ihm die Aufgabe zugeteilt hatte, eine dringliche Wichtigkeit dem Elfenkönig zu überbringen, hatte er sich jemand anderes zu sich geholt. Seine älteste Schwester Ysera, die Wächterin, und seine jüngere Schwester Charia, die Befehlshaberin einer speziellen Einheit war. Auch sie müssen wissen, was in ihrem Reich vor sich ging.

„Warum seid ihr nicht schon eher gekommen?“, schrie Charia wütend auf und war aus ihrem Sessel hoch gefahren. Sie hatte genau die gleichen Worte der Frage verwendet, wie er es zuvor getan hatte. Was doch witzig war.

Es lag ein schweres Schweigen in der Luft.

„Über die Konsequenzen werden wir uns dann noch unterhalten.“, unterbrach er und blieb einen kurzen Moment stehen, damit er allen einen strafenden Blick zu werfen konnte. Bevor er wieder seinen Weg auf sich nehmen konnte. Dabei kam er am Fenster vorbei, wo er in den Garten hinaus blicken konnte. Seine Augen waren perfekt in der Dunkelheit, aber seine Enttäuschung war groß gewesen. Er hatte damit gerechnet, dass er einen Blick auf Emmanline erhaschen konnte, aber sie war nicht da. Nicht mehr, verbesserte er sich.

Wo ist sie hin?

Später würde er sie suchen gehen, beschloss er und er würde ihrem einzigartigen Duft folgen. Das Sonnige, in einer Nachtluft. Wie verführerisch und ein interessantes Spiel. Er freute sich darauf und sein Drache konnte es genauso kaum abwarten endlich frei gelassen zu werden.

„Ysera ich möchte dich der Aufgabe betrauen.“, hatte er ihnen den Rücken gekehrt gehabt, da er noch immer aus dem Fenster starrte. Seine Arme hatten er sich vor der Brust verschränkt und er war grimmig. „Du wirst Aiden und einige deiner besten Leute mitnehmen. Ich will, dass du dir diese Lage einmal anschaust und mir Bericht erstattest. Ich will Gründe haben, warum sie sich auf einmal aggressiv verhalten. Das muss einen Grund haben und ich will ihn verflucht noch einmal haben. Nimm einer unserer besten Spurenleser mit, damit sie selbst Gerüche wahrnehmen können, die nicht zu unserer Art gehören.“

„Was?“, klang seine Schwester perplex. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr diese Aufgabe anvertraute.

„Ich dachte, du willst eine Herausforderung. Wenn du nicht willst, beauftrage ich jemanden anderes damit.“, wandte er sich um, und blickte seine ältere Schwester an.

Kurz knurrte sie. „Natürlich nehme ich das an. Doch dafür will ich genauere Berichte.“, sprach sie Cyrill und Arokh an. Ohne weiteres stimmten sie zu.

„Am besten wir werden dich begleiten.“, meinte Cyrill.

„Nein.“, widersprach Lucien. „Ihr beide werdet hier bleiben. Ich werde euch für eine andere Aufgabe betrauen, aber darüber sprechen wir später. Charia, du wirst noch immer bei deiner alten Aufgabe bleiben. Ich will diesen Bastard in meinen Klauen, damit ich ihn Stücke zerreißen kann.“, knurrte er erzürnt und hasserfüllt, als er an diesen Verräter dachte. Seine Augen sprühten goldene Funken vor Zorn. Er wollte diesen Bastard leiden sehen, während er ihn foltert und ihm mit größten Vergnügen leiden sah. So schnell würde er nicht sterben. Er würde ihn Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte, foltern. Auf grausamste Art und Weise. Das hatte er sich geschworen. Er würde sich solange rächen, was er Emmanline angetan hatte. Er trachtete danach, dass sein Blut endlich floss.

Charia schaute ihn funkelnd an. „Sicher werde ich dran bleiben. Ich lasse keinen Verräter freien Lauf, der es selbst auf seiner eigenen Art keinen Halt macht.“

Durch seinem Blick konnte sie erkennen, warum er Culebra wirklich in die Hände bekommen wollte. Er machte daraus auch keinen Hehl.

Lucien drehte sich wieder zum Fenster um und blickte auf dem Garten hinunter. Noch immer konnte er sie nicht erkennen. Langsam streifte sein Drache unruhig umher. „Was ist mit den Mütterlichen in Tarascon?“, überdachte er noch einmal die Notlage in der Hauptstadt.

„Sie versuchen heraus zu finden, warum sie sich so aggressiv verhalten. Sie versuchen auch, sich um sie zu kümmern. Tarana hat beauftragt, dass eine Lösung gefunden werden muss. Deswegen hat sie uns auch zu dir geschickt. Sie macht sich große Sorgen, weil sie das Gefühl hat, dass etwas schreckliches passieren wird.“, antwortete Cyrill.

Tarana war ein Mitglied des Rates, zugleich eine Mütterliche und Heilerin, die sich um alles kümmerte. Sie besaß ein großes Herz und tat alles für ihr Volk.

„Ah, dass hätte ich beinahe vergessen. Hier, dass hat Tarana uns mitgegeben.“, holte er einen blauen Briefumschlag aus seiner Tasche. Sofort stieg ihm ein rosiger Duft entgegen. Ja, er stammte eindeutig von ihr. Die Drachin mochte den Geruch von Rosen und besaß einen riesigen Garten. Sie liebte es und besaß eine süßliche Note, die sie gerne für andere Dinge benutzte und für sich selbst. Zum Beispiel für diesen Briefumschlag. Manchmal musste er darüber schmunzeln, wie besessen sie doch von Rosen war, aber diesmal enthielt der Inhalt des Briefes keine gute Nachricht. Darum nahm er den Brief ernst entgegen. Er würde ihn später und alleine lesen. Darum legte er ihn auf seinem Schreibtisch. Wenn er ihn durch gelesen hatte und die Botschaft erfuhr, dann musste er auch eine Antwort zurück schreiben.

„Ysera, du wirst morgen sofort aufbrechen, aber wirst vorher noch einmal zu mir kommen.“, schaute er seine Schwester an und sie nickte als Antwort darauf.

Er besprach noch kleinere Einzelheiten mit ihnen, bevor er ihnen erlaubte zu gehen, damit sie ihre Pflichten nachgehen konnten. Außer Cyrill blieb noch.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so früh den Thron übernehmen würdest. Dabei hast du dich stets davor gedrückt.“, sprach sein Freund es erst an, als alle anderen die Tür hinter sich verschlossen hatte.

„Wenn ich ehrlich bin, hätte ich es auch nicht gedacht.“, gab er ehrlich zu. „Aber die Zeiten ändern sich, mein Freund, und ich muss es tun. Es ist meine Aufgabe und Pflicht. Es kann nicht ewig so weiter gehen, allein Mutter gegenüber. Jetzt erst habe ich bemerkt, wie sehr ich Mutter hab darunter leiden lassen.“, und seine Schuldgefühle plagten ihn deswegen noch immer.

„Ich weiß, wie du bist, Lucien. Deswegen weiß ich auch, dass du dich zu einem guten König entwickeln wirst.“, lächelte Cyrill verschmitzt. „Weißt du eigentlich, dass viele der Jugendlichen dir nacheifern und dich als ein Vorbild ansehen?“

Überrascht schaute er seinen alten Freund an. „Was, sie sehen mich als ihr Vorbild?“, glomm Unverständnis auf. „Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Was an mir soll bitte schön vorbildlich sein?“

Sein Gegenüber lachte. „Du wirst es kaum glauben. Du hast dich in Tarascon mehr als bewiesen und viele wissen dich zu schätzen und würden dir jederzeit die Treue schwören. Sie sehen dich wirklich als ihren nachkommenden König an.“

„Na ja, ich bezweifle manchmal, dass ich ein nachkommender und guter König werden würde.“, klangen wirkliche Zweifel in seiner Stimme mit.

Ein schnauben. „Rede keinen Müll, Lucien. Du warst für viele da gewesen und glaubst du etwas, dass sie nicht merken, wie sehr du dich um das Volk sorgst und kümmerst? Sie spüren es. Jedes Mal, wenn du dort gewesen warst, hast du dich jederzeit um die Jugendlichen gekümmert. Hast ihnen sogar zusätzlich gelehrt zu kämpfen und was wirkliche Ehre bedeutete. Oder die Kinder sehen in dir etwas Gutes. Du hast ihnen immer Aufmerksamkeit geschenkt. Alle sehen in dir etwas Gutes.“, ging Cyrill auf seinen Freund zu und klopfte ihm auf seiner Schulter.

Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. „Ja, da hast du Recht. Mir liegt mein Volk sehr am Herzen.“

Cyrills Lächeln verschwand auf einmal. „Genau wie bei der Frau, die vorhin neben dir gestanden hatte? Liegt sie dir auch am Herzen? Eigentlich kenne ich dich überhaupt nicht darin, dass du dich je an einer Frau interessiert hast. Dir war das Vergnügen Zufriedenheit genug, als das je eine Frau dir wichtig wäre.“

Lucien wirkte überrascht, aber er konnte es nicht länger vor anderen verheimlichen. „Ja, dass tut sie. Sie liegt mir am Herzen.“, fuhr er sich mit beiden Händen durch sein Haar und sein Herz schlug gleich etwas schneller, als er an die kleine Elfe dachte. „Wenn ich daran denke, wie alles begonnen hatte, hätte ich es niemals für möglich gehalten. Ich bin ihr zum ersten Mal begegnet, als sie einen Rubin aus meinem Hort gestohlen hatte.“, musste er auf einmal darüber lächeln, denn vorher war es noch keinem gelungen, je was aus seinem Schatz zu stehlen.

„Gestohlen? Und sie ist noch immer nicht tot?“, klang diesmal Überraschung in seiner Stimme mit.

„Das hatte ich zu Anfang auch vorgehabt. Wenn sie damals nicht so ungeschickt gewesen wäre und einen Zauber der Unsichtbarkeit angewendet hätte, um ihn danach gleich in einem See fallen zu lassen, wäre sie vermutlich tot. Da sie sich geweigert hatte meinen Rubin wieder zu geben, hatte ich beschlossen sie vorerst gefangen zu nehmen. Solange bis ich ihn wieder bekommen habe.“, konnte er noch immer nicht glauben, wie es zu so einem Durcheinander kommen konnte.

Diesmal entstand ein Lächeln auf Cyrills Gesicht. „Klingt ziemlich interessant.“

„Das ist es in der Tat. Sie hat mich oft überrascht und mir sogar einmal in einer miesen Lage gerettet. Vor einigen Monaten wurde ich vom Rat gefangen gehalten.“, erzählte er seinem Freund alles, was geschehen war. Er wusste, dass er Cyrill alles anvertrauen konnte, ohne das er von seinen Geheimnissen etwas preis geben würde. Sicher war sein Freund nicht begeistert davon, gerade weil das Engelsvolk und das Drachenvolk keine gute Übereinkünfte gehabt hatten. Noch immer standen kriegerische Zeiten zwischen ihnen. „Es war aber auch meine Schuld gewesen. Ich habe einige Jahrzehnte einen Engel in meiner Gewalt gehabt. Es hat alles damit begonnen, dass Emmanline sie befreit hatte.“, wo er gerade daran dachte, dass er sie noch nicht darüber ausgefragt hatte, wie sie so leicht aus seinem Kerker befreien konnte.

„Emmanline?“

„Die kleine Elfe. So heißt sie.“, welcher Name vollkommen zu ihr passte. Der Name klang außergewöhnlich, sowie es zu der rätselhaften Frau passte, die so viele Geheimnissen in sich verbarg. „Aber letzten Ende war sie es gewesen, dass sie mich aus der Gefangenschaft der Engel befreit hatte. Ich war verflucht sauer auf sie gewesen und von Anfang an nicht gerade freundlich und wohlgesonnen ihr gegenüber gewesen. Dabei hat sie weitaus mehr verdient.“, verspürte er selbst bei ihr Schuldgefühle gegenüber.

„Inwiefern meinst du das? Was hat sie weitaus mehr verdient.“, schien sein Freund immer neugieriger zu werden.

Kurz blieb Lucien stumm, bevor er weiter sprach. „Wenn ich bedenke, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hatte, werde ich noch immer vor Zorn und Wut gepackt.“, brodelte er vor Wut und seine Augen glommen voller Feuer auf, während er sich verspannte und sein ganzer Körper vor Zorn anfing zu beben. „Ihr ganzes Leben wurde sie von dem Verräter Culebra gefangen gehalten. Und wenn ich sage, ihr ganzes Leben, dann meine ich es Wort wörtlich.“, wo er jetzt am liebsten etwas zertrümmern könnte.

Cyrill schien sprachlos und entsetzt zu sein. Er brauchte eine Weile, dass er seine Stimme wieder fand. „Das ist nicht dein Ernst? Wenn das wirklich stimmt, wie konnte sie solange überleben? Niemand überlebte je in Culebras Klauen. Das würde bedeuten, dass sie eine Menge Folter, Leid und Schmerz erleiden musste.“, woran Cyrill Zweifel gehabt hatte, aber er erkannte, dass Lucien keine Scherze machte. „Verfluchte Scheiße.“

„Ich habe erst davon erfahren, als Aiden aufgekreuzt war. Charia verfolgt Culebra schon Jahrzehnte und sie haben Emmanline in eines der Höhlen gefunden, wo er sich aufgehalten hatte. Aiden hatte sich ihrer angenommen, aber war ihm am Ende entwicht. Bis sie mir über dem Weg gelaufen war. Seitdem ist sie unter meiner Obhut.“

„Also, ich weiß jetzt, was du damit meinst, dass sie weitaus mehr verdient hat. Aber wenn ich darüber nachdenke, was sie unter unserer Art erfahren hat, wie kann sie dann nur hier sein? Sie müsste voller Wut, Zorn und Hass toben.“, fuhr Cyrill mit einer Hand über seinen Nacken.

„Sie verspürt eine unendliche Wut uns gegenüber, aber sie tobt nicht. Manchmal würde ich mir wünschen, sie würde es tun, damit ich weiß, wie es in ihr aussieht, aber sie tut es einfach nicht.“, seufzte er auf. „Ich versuche alles daran zu setzen, dass sich ihre Meinung jemals ändert. Ich möchte ihr eine andere Seite von uns zeigen und das wir nicht alle schlecht sind. Das selbst in uns Gutes steckt. Es gibt Zeiten, da denke ich sie sieht es, aber dann ist sie auch wieder so verschlossen, dass ich daran Zweifle. Du musst dir vorstellen, Malatya kann sich endlich in einen Drachen verwandeln.“, glomm solcher Stolz auf, was ihrer kleinen Schwester galt, aber großer Respekt Emmanline gegenüber.

„Ist sie dafür verantwortlich?“

Lucien musste nicht überlegen. „Ja, sie ist dafür verantwortlich das Malatya sich verwandeln kann. Nicht einmal die Ältesten konnten meiner kleinsten Schwester helfen, aber Emmanline. Sie steckt voller Geheimnisse. Obwohl sie es niemals tun müsste, was ich verstehen würde, hilft sie uns auf eine gewisse Art und Weise.“

„So langsam habe ich das Gefühl, dass sich einiges auf diesem Hof verändert hat.“, kam die Erkenntnis.

„Eine Menge.“, bestätigte er.

Einen Augenblick beobachtete sein alter Freund ihn. „Ich fasse es echt nicht, aber heilige Scheiße, sie liegt dir wirklich am Herzen. Du empfindest was für sie. Habe ich Recht?“

Ein mattes Lächeln und ein Funkeln in seinen Augen, waren eigentlich Antwort genug, aber er musste es in Worte zugeben. „Sie bedeutet mir verdammt viel. Ich muss es tun. Immerhin ist sie meine Seelengefährtin.“, schaute er zu Cyrill auf, als er zuvor zu Boden geblickt hatte. „Ich habe sie gefunden und ich sage dir man, es fühlt sich unglaublich an. Irgendwie hat sie sich so schnell in meinem Herzen eingenistet, dass ich es überhaupt nicht mitbekommen hatte.“

„Deine Seelengefährtin? Verflucht, hast du verdammtes Schwein.“, war Cyrill überrascht, aber er verspürte große Freude seinem Freund gegenüber. „Herzlichen Glückwunsch, alter Freund.“, umarmte er ihn. „Deswegen ist es dir auch so wichtig, dass sie ihre Meinung uns gegenüber ändert. Ich hoffe es gelingt dir. Aber weiß sie es, was sie für dich ist?“

Verbissen schaute er drein. „Nein, ich konnte es ihr noch nicht sagen. Sie würde sofort abblocken und sich noch mehr zurück ziehen, dass ich vermutlich überhaupt nicht mehr an sie ran kommen würde. Auch wenn es ungerecht ihr gegenüber ist, dass ich es verheimliche, aber ich kann es noch nicht. Aber eines Tages werde ich es ihr sagen, aber ich kann sie einfach nicht gehen lassen. Sie ist etwas besonderes und ich wette darauf, Culebra hat noch Interesse an ihr. Sie ist einfach nicht sicher. Ich muss alles daran setzen, dass ihr nichts geschieht. Sollte je etwas geschehen und ich verliere sie, würde es auch mein Untergang sein. Ich würde ohne zu zögern ihr folgen.“, knurrte er und seine Hände ballten sich schmerzhaft zu Fäusten.

Ohne zu zögern. „Hiermit schwöre ich bei den heiligen Göttern und beim Mythos, dass ich sie mit meinem Leben beschützen werde.“, kniete Cyrill sich vor ihm nieder und zeigte damit seine Treue und der Wichtigkeit seiner Schwüre.

Lucien war entsetzt und überrascht zu gleich. „Erhebe dich.“, befahl er und legte ihm eine Hand auf seine Schulter, wo er sie anerkennend drückte. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln. „Vielen Dank, alter Freund. Du weißt überhaupt nicht, was du mir mit diesem Worten gegeben hast.“, sprach er. Seine Worte wahren Ehrlichkeit und das wusste er. Aber was entscheiden in Cyrills Worten war, war dies, dass er nicht nur ihm die Treue schwor, sondern vor Emmanline, weil sie seine Frau und Gefährtin war. Dieser Schwur galt genauso dem Volk gegenüber, weil das Volk dem Untergang geweiht wäre, würde er sterben. Sei denn, ein Nachfolger würde geboren werden.

„Es war seltsam. Vorhin, als wir dich aufgesucht hatten, hatte ich sie nicht bemerkt. Obwohl sie neben dir gestanden hatte.“, runzelte Cyrill mit seiner Stirn und es beschäftigte ihn.

„Vielleicht warst du zu sehr auf die Botschaft gerichtet, dass du sie nicht bemerkt hattest.“

„Nein, ich bin nie so unaufmerksam, dass ich wegen so was meine Aufmerksamkeit verliere.“, was ihn mitnahm. „Ich habe Dinge preis gegeben, was ich anderen gegenüber nicht hätte erzählen dürfen.“

Lucien schaute ihn schweigend an. „Du weißt, ich darf vor meiner Seelengefährtin keine Geheimnisse haben. Wenn ich sie für mich gewinnen will, dann muss ich offen und ehrlich zu ihr sein.“

„Hast du keine Bedenken, wenn Culebra sie wirklich zurück haben will, dass sie keine Geheimnisse von uns ausplaudert? Ich will ihr nichts unterstellen, aber sie könnte genauso eine Spionin sein. Ich dachte, Culebra würde nie etwas zurück lassen, was ihm wichtig und vom Vorteil sein könnte.“, entgegnete Cyrill vorsichtig, denn er äußerte sich gegenüber seiner Gefährtin mit Vorsicht.

„Das ist mir durchaus bewusst, aber ich werde diesen Gedanken nicht an mich heran lassen. Sie gehört zu mir.“, was ein Machtwort war.

Auf einmal verspürte Lucien blicke auf sich ruhen und er drehte sich um und blickte aus dem Fenster. Emmanline...sie saß auf der Bank im Garten. Sie war zurück gekommen und schien auf ihm zu warten. Wo war sie gewesen?

„Für eine Elfe scheint sie ein außergewöhnliches Erscheinen zu haben. Schneeweißes Haar und silberne Augen?“, war sein Freund neben ihm ans Fenster getreten.

„Ja, zuvor hatte ich noch keine Elfe gesehen, die diese Merkmale an sich trägt.“, und ein großes Geheimnis. Davon würde er noch mit niemanden reden. „Ich muss gehen. Wegen all dem Anderen, werden wir später darüber sprechen.“, drehte er sich um und ging zur Tür.

Er konnte ein Lachen hinter sich hören. „Mit Leib und Seele verfallen.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er und ging Richtung Hofgarten und es dauerte keine fünf Minuten, da war er endlich wieder bei ihr. Nun stand er endlich vor ihr und konnte ihren sonnigen Duft einatmen, der ihn noch immer an einem sonnigen Morgen erinnerte. Die ersten Sonnenstrahlen am Horizont, die sich durch Baumkronen hindurch schlängelten.

„Wo warst du gewesen? Ich habe dich nicht gesehen.“, wollte er zu gerne wissen und für einen Moment setzte sein Herzschlag aus, sowie sie ihn anschaute. Ihr Blick war im ersten Augenblick unergründlich, aber ihre Augen leuchteten silbern auf, als würde ihr etwas auf der Seele liegen.

„Es tut mir leid.“, waren das die einzigen Worte, die sie heraus brachte.

Lucien verstand nicht, warum sie sich entschuldigte und er wollte auch Nachfragen, weil er den Grund wissen wollte, als ein unsagbarer Schmerz durch seinen Körper fuhr. Er brüllte laut auf und ging auf die Knie. Er war nicht der Einzige der laut auf gebrüllt hatte. Noch immer hallte dieser Schrei von Schmerz und Trauer durch seinen Körper. Sein Herz schmerzte und trauerte, als hätte er was sehr wichtiges verloren.

Es dauerte nicht lange, als die Erkenntnis kam. „Nein.“, kam es erst zu einem unhörbaren Flüstern herauf, aber seine Stimme wurde lauter und verzerrter. „Nein...nein...nein...“, bis er irgendwann laut brüllte.

Es war schon vorauszusehen gewesen, aber jetzt? „Mutter!?“, tiefe Trauer. Seine Mutter hatte wirklich den Tod gewählt. Das durfte nicht sein, nein. Sie durfte nicht einfach verschwunden sein, ohne das sie sich verabschiedet hatte. Sie hat den Tod einfach gewählt, ohne nur noch einmal ihren Kindern übergetreten zu sein.

Unsagbarer Schmerz machte sich in ihm breit und er konnte an nichts mehr anderes denken. Zu sehr stach es in sein Herz, als würde er mit einem spitzen und scharfen Messer aufgespießt. Großer Verlust und ein Stück Leere verspürte er in sich aufsteigen. Seine geliebte Mutter war endlich ihrem Gefährten in den Tod gefolgt. Er wusste, dass es nicht anders gekommen wäre, denn er würde das Gleiche tun. Für Emmanline...

Erst jetzt verstand er, was sie ihm mit diesen wenigen Worten sagen wollte. „Du hast es gewusst?“, klang es wie eine Anklage. „Du wusstest, dass sie heute den Tod gegenübertreten würde. Nicht wahr?“, wurde er immer wütender und blickte sie mit erzürnten Augen an. Überall in ihm brodelte es voller Zorn und er musste dringend hier weg, bevor er noch etwas unverzeihliches Tat. Doch er wollte eine Antwort. „Rede.“, schrie er schon fast.

Emmanline zuckte einmal zusammen und nickte. „Ja.“, war es das Einzige was sie herausbrachte, aber es reichte ihm vollkommen als Antwort. Eins musste er ihr aber zugute tun. Sie weichte ihm nicht mit ihren Blicken aus, aber es könnte zu ihrem Verhängnis werden.

„Ich hatte dir vertraut. Du hast es gewusst, aber vor mir verheimlicht. Du wusstest, dass sie heute sterben würde.“, wurde seine Anklage immer größer und er konnte nicht mehr zurück. „Verflucht, ich hatte dir vertraut. Ich habe dir alles gegeben was ich nur konnte, aber du besitzt keinen Funken Dankbarkeit mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich war es stets vor dir, weil ich wollte, dass du etwas Gutes in uns siehst, aber jetzt merke ich, dass es sich niemals ändern wird. Auch wenn du es nicht zeigst, du siehst es mit Sicherheit als Genugtuung dich an mich und an mein Volk zu rächen. Du willst uns leiden sehen. Ist es nicht so?“, war er schon längst aufgestanden und blickte sie voller Verachtung an. Emmanline schien ihn die ganze Zeit nur anzuschauen und rührte sich keinen einzigen Zentimeter. Er konnte aus ihrem Blick keine Regung erkennen und das reichte ihm auch als Antwort.

„Du bist wütend auf mich und das verstehe ich.“, brachte sie Worte über ihre Lippen. „Und ich weiß wie du dich fühlst, aber es...“

„Gar nichts weißt du.“, unterbrach er sie barsch. „Wenn du genau das Gleiche fühlen würdest, hättest du es mir gesagt. Ich habe es auch jetzt verstanden, Emmanline.“, packte er sie grob am Kinn und beugte sich so weit nach vorne, dass ihre Nasen sich beinahe berührten. Er merkte, wie ihr Atem im Halse stecken blieb, aber ihr Blick änderte sich keinen Deut. Ohne Emotionen war sie. „Wenn du es fühlen würdest, würdest du mich jetzt nicht so gefühllos anschauen. Du weißt es keinen Deut, was es bedeutet, jemanden um sich zu haben, der einem wichtig ist. Weil du niemanden hast.“, ließ er sie rasant los, dass sie sich mit Händen auffangen musste, damit sie nicht nach hinten von der Bank fiel. „Bleibe alleine und lasse ja niemanden an dich heran. Es wäre für dich sicherer und wirkungsvoller, denn so wird dich niemand erreichen. Sei Dankbar dafür, denn so besitzt du keine einzige Schwäche. Sei dankbar. Wehe du kommst mir jetzt noch einmal unter die Augen.“, waren dies die letzten Worte die er zu ihr sagte und in der Dunkelheit verschwand. Er musste weg von hier. Von diesem Ort und vor allem von ihr.

Sie würde niemals verstehen, was es heißt, jemanden am Herzen zu liegen. Er hatte wirklich alles in seiner Macht getan, um sie vom Gegenteil zu überzeugen, weil er ihr wichtig sein wollte. Er sollte ein Teil von ihr sein, sowie sie ein Teil von ihm ist. Nein, gewesen war, verbesserte er sich.

Genau aus diesem Grund wollte er auch niemanden an seiner Seite besitzen. Das war der Grund, warum er niemanden an sich heran ließ. Er wollte sich den Schmerz ersparen und den Verlust und die Leere die er jetzt dabei empfand. Er fühlte sich zu tiefst von ihr verraten. Niemals hätte er je gedacht, wie schmerzhaft das sein konnte. Sie hatte ihm wirklich alles bedeutet gehabt.

War alles nur Lug und Trug gewesen?

Eine noch größere Wut und Zorn überkam ihn. In ihm stieg ein übermächtiges Gefühl auf, dass er selbst ihr etwas nehmen wollte. Doch was war ihr wichtig? Es gab ja nichts, wie er schon fest gestellt hatte. Wobei, ein Gedanke kam ihm und wie von selbst machten sich seine Füße auf den Weg. Lucien konnte nicht anders. Sie sollte erfahren was es heißt etwas zu verlieren. Er wusste, dass es nicht richtig war, aber einen vernünftigen Gedanke konnte er jetzt nicht besitzen.

Selbst sein Drache verspürte diesen Verlust, aber sein Instinkt schien anders zu sein, als des Mannes. Der Drache wollte wieder zurück, wollte zu seiner Gefährtin. Nun verspürte er selbst Verrat von seiner wahren Natur. Begriff er denn nicht, was diese Frau ihnen angetan hatte? Spürte er es denn nicht, dass sie ihnen Leid zufügen hatte? Wie blind er doch gewesen war und wie blind sein Drache jetzt war.

Lucien drängte seine wahre Natur soweit zurück, dass er seinen eigenen Weg folgte. Nämlich in die Entgegen gesetzte Richtung. Weit genug von dieser verräterischen Elfe weg.

Es war an der Zeit, dass er bei ihr ein Exempel statuierte.



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