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Fragmente der Finsternis

Dragon Age / Mass Effect
von

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Anders

Seine Tage verloren sich in verwirrenden Wachträumen, die ihn in eine Welt aus surrealen Empfindungen stürzten. Er verlor seine Richtung, versteckte sich in abgelegenen Wäldern und schlief jede Nacht unter freiem Himmel. Er machte einen Bogen um Städte und Dörfer, vermied es sich Menschen zu nähern. Es fiel ihm immer noch schwer, die Grenze zwischen sich selbst und dem Geist zu ziehen. Immer wieder blitzten die Bilder der Toten durch seine Gedanken und wenn er erwachte, schmeckte er Blut in seinem Mund. Er dachte an Zevran und hoffte, dass Solona ihn vor der Dunklen Brut gefunden hat. Justice versuchte diese Gedanken der Reue zu ersticken, aber Anders ließ das nicht zu, hielt sich mit aller Kraft an seiner Menschlichkeit fest. Er war zu dem geworden, was selbst Magier fürchteten: Eine Abscheulichkeit.

 
 


 

 

Es war ganz leicht, an einem der Häfen auf einem Schiff als Mediziner anzuheuern. Er war mittlerweile in der Lage, sich zu kontrollieren, hatte die Grenzen zwischen sich selbst und dem Geist soweit abgesteckt, dass er es wagen konnte, eine mehrtägige Reise über das Meer zu unternehmen. Die Seeluft tat ihm gut, brachte zusätzlich Ordnung in seinen unruhigen Geist und die Mannschaft mied ihn. Es war, als wüssten sie trotz seines Lächelns instinktiv, was hinter der Freundlichkeit lauerte. Sie wandten sich nur an ihn, wenn es Probleme gab, ansonsten blieb er allein.

Auf dem Schiff gab es noch eine Person, die die Einsamkeit dem gesellschaftlichen Treiben vorzog: Sie hieß Jack, so viel hatte er mittlerweile herausgefunden, und er war nicht sicher, ob es überhaupt eine Stelle an ihrem Körper gab, die nicht kunstvoll verziert war. Manchmal saßen sie beim Essen am selben Tisch, jeder von ihnen an einem Ende und noch nie hatten sie ein Wort an den anderen gerichtet. Er war zufrieden damit, sie zu beobachten, studierte ihre weichen Bewegungen, die sehnigen Arme und den muskulösen flachen Bauch, versuchte den Sinn hinter den Symbolen zu sehen und ihre Geschichte zu lesen.

 
 


 

 

In zwei Tagen würden sie Kirkwall erreichen. Die Hauptstadt der Freien Marschen, über die er so gut wie nichts wusste. Aber es erschein ihm eine gute Idee zu sein, dort neu anzufangen, sich zu sortieren und schließlich irgendwann etwas zu verändern. Es gab auch einiges, das er wieder gut machen wollte…

 
 


 

 

Jack sprach ihn erst an, nachdem sie das Schiff verlassen hatten. Das Gefühl von festem Boden unter den Füßen kam ihm fremd und vertraut gleichzeitig vor, ihre Stimme klang nach Sand und Meer, wie ein Sonnenuntergang: „Du bist mehr als nur Heiler.“

Anders blieb stehen, schaute sie entgeistert an. In ihm rührte sich etwas, ein blauer Blitz zuckte durch seine Eingeweide.

„Keine Sorge, ich werd’ dich schon nicht verraten. Ich halte mich selbst lieber von Templern fern.“ Sie berührte seinen Arm und Elektrizität, kribbelte unter seiner Haut, brachte Justice zum Schweigen, „Wenn du Arbeit suchst, ein Bekannter von mir arbeitet unten in der Dunkelstadt. Er hat eine Praxis und kann Hilfe sicher gut gebrauchen. Ich bring’ dich hin, wenn du willst.“

Sie sah ihn auffordernd an und Anders stimmte zu, verzaubert von den Linien auf diesem Körper, von ihren Farben unter der Sonne einer neuen Welt.

 
 


 

 

Mordin Solus arbeitete in einer heruntergekommen Klinik und Anders hatte noch nie jemanden wie ihn getroffen. Er sprach so schnell, dass Anders manchmal Mühe hatte, ihm zu folgen und seine Hände bewegten sich im gleichen Takt, wie die Wörter aus seinem Mund geschossen kamen. Das kurze grau-braune Haar ruhte wirr über der hohen Stirn. Seine dunklen Augen lagen tief und wirkten noch größer, wenn Mordin ihn direkt ansah.

Jack lachte, offensichtlich amüsiert über seine Verwirrung und ihm fiel zum ersten Mal auf, dass sie wirklich hübsch war, wenn sie lächelte. Hinter all der Tinte und den kryptischen Symbolen versteckte sich eine wunderschöne Frau. Er entschied, zu bleiben und wollte wissen, was das Leben in Kirkwall für ihn bereithielt. Er war zum ersten Mal frei. Alles, was ich will ist ein hübsches Mädchen, eine warme Mahlzeit und das Recht, der zu sein, der ich bin. Zum ersten Mal in seinem Leben erwartete Anders den nächsten Tag mit einer gesunden Vorfreude.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vidora
2014-05-20T11:24:12+00:00 20.05.2014 13:24
Ich muss sagen, dass ich Anders nur dem Namen nach kannte, da ich noch immer in Origins feststecke.
ABER:
Dieses kleine Kapitel vermittelt mir so ein gutes Bild von ihm, dass ich glaube, ihn jetzt durch deine FF zu kennen. Weil du so nachvollziehbar erzählst, wie die anderen mit ihm umgehen, was er sich selber ganz bescheiden wünscht und was ihn zufrieden macht, ist er so greifbar für mich.
Hach und da ist auch wieder die Sonne einer neuen Welt ... ich liebe das! <3


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