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Story between Worlds

Samael und Aurelia
von

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Kapitel 3

Aberdeen.

Eine der schönsten Städte in ganz Schottland, so empfand es zumindest Amaya. Gelassen schlenderte sie bei Sonnenschein in herbstlicher Atmosphäre durch den Park und blickte gen Himmel. Die Sonne schien auf ihre blasse Haut hinab, weckte in ihr warme sommerliche Gefühle. Sie blieb stehen. Amaya holte einmal tief Luft, hielt sie für ein paar Sekunden an und atmete sie schließlich aus.

'Du bist nicht zum Vergnügen hier'. Neu gefasst richtete sie sich auf und lief weiter. Sie war vor etwa einer Woche hier angekommen. Als sie damals von der Garnison hergebracht wurde, kam ihr alles so merkwürdig vor. So viele Menschen, die durch die Straßen hetzten, Autofahrer die sich über die scheinbar immer rot stehende Ampel aufregten und sie anschrien, oder welche, die einfach gemütlich auf der Parkbank lagen und eine rauchten.

Ging das so? Waren das Menschen? Hatten sie eine Aufgabe im Leben, die sie erfüllen mussten? Woraus bestand ihr Lebensinhalt?

Das waren Fragen, die Amaya im Laufe der Tage in den Sinn gekommen waren und die sie bis jetzt nicht hatte beantworten können. Sie wusste nur eines: Das es in dieser Welt lauter Menschen gab, die gar nicht wussten was sie machten oder machen sollten.

'Du hast hier eine Mission zu erfüllen und keine Zeit Gedanken an Menschen zu verschwenden', ermahnte sie sich.

Schnurstracks steuerte sie auf den Parkausgang zu und überquerte die befahrenen Straße, als sie auch schon vor einem kleinen Gebäude aus Ziegelsteinen stand. Obendrüber prangte ein blinkendes Neonschild mit der Aufschrift 'Good old Aberdeen'.

Langsam schritt sie die zwei Stufen hinauf, während der Wind ihr kräftig in den Rücken blies und öffnete die mit Plakaten beklebte Glastür. Als sie in den Raum eintrat, war außer Zigarettenqualm und dunklen Silhouetten nichts zu erkennen. Amaya hielt abrupt die Luft um nicht husten zu müssen und ging quer durch die Bar auf einen kleinen Tisch in der Ecke zu. Einige Blicke von Männern machten sich bemerkbar, doch sie ignorierte sie bewusst und setzte sich leise hin. Wenigstens war hier kein allzu dichter Qualm, sodass sie sich wieder traute normal zu Atmen.

Sie hob den Blick und schaute auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wand prangte. Kurz nach drei. Seine Schicht hat seit zehn Minuten angefangen.

Ungeduldig schaute sie auf ihre langen Fingernägel hinab. 'Bleib ruhig. Er wird gleich kommen. Es wird ihm gar nichts anderes übrig bleiben'.

Als sie ihre Augen wieder nach vorne richtete, um abermals auf die Uhr zu schauen, nur um zu prüfen ob der Zeiger sich schon ein Zentimeter weiter bewegt hatte, stand er auch schon vor ihr. Groß, schlank, allerdings nicht sehr viele Muskeln. Ihr Blick wanderte weiter nach oben zu seinem Gesicht. Blaue Augen schauten sie fragend an, braune, zerzauste Haare umgaben sein Kopf und die Schultern waren etwas zu weit nach vorne gefallen. Er intensivierte sein Blick, der sie zum Stottern brachte:

„ Wie bitte? Ich hatte die Frage nicht... verstanden.“ Darauf sah er sie verwirrt an.

„ Äh, ich hatte Sie gefragt ob Sie schon wissen, was Sie gerne bestellen würden“. Amaya riss sich von seinem Anblick los und starrte verkniffen auf den Boden.

„ Nein...nein ich weiß es noch nicht. Ich...warte noch auf jemanden“, murmelte sie in sich hinein.

„Oh, ja klar. Okay, dann komme ich einfach später nochmal.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und verschwand hinter der Theke. Sie wartete bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war und verdrehte dann die Augen. Super. 'Wirklich toll gemacht, Amaya. Aber was hätte ich denn sagen sollen? Hallo, ich bin dein Geist, der dich dein Leben lang so gut es geht beschützen wird, ich aber für nichts garantieren kann? Menschen sollten einen besseren Eindruck von ihren Beschützern haben. Was aber darauf zutrifft, das die Menschen nie etwas von ihren Beschützern erfahren. Und das auch so bleiben sollte'.

Sie straffte die Schultern, richtete sich auf und wollte sich gerade erheben, als jemand anderes sich gegenüber von ihr auf den Stuhl setzte. Der Gestank von Alkohol und Zigarettenrauch drang zu ihr herüber. Der Qualm war also doch noch in ihre Ecke gedrungen. Früher oder später wäre er durch den Raum zu ihr gelangt...oder eben jetzt, mit einem Schlag, indem sich ein wildfremder Alkoholiker neben sie setzte und sie aus gläsernen Augen anstarrte. Ruhig schaute Amaya ihn einen Moment lang an, worauf er zu grinsen begann und ihr damit seine schwarzen Zähne zeigte. Mit einem schnellen Ruck beugte sie sich nach vorne, schlug mit der Hand auf den Tisch und zog eine finstere Fratze, womit sie ihm ihre weißen Zähne zur Schau stellte.

Einen Augenblick lang wirkte er erschrocken und wich zurück, doch dann „ Ich sehe wir verstehen und auch ohne verbale Kommunikation. Mein Name ist Ed.“ Er beugte sich wieder vor, wodurch ein grässlicher Geruch aus seiner Richtung kam und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gesagt das, dass der persönliche Gestank der Hölle sei. Amaya schloss einen kurzen Moment die Augen.

„ Leider bin ich jemand, der sehr gerne mit anderen spricht und deswegen auf anregende Wortwechsel eingestimmt ist, weshalb ich auch lieber nonverbalen Gesprächen fernhält. Guten Tag“.

Sie stand auf und durchquerte die Bar. Wie gut konnte der Tag schon sein, wenn man um drei Uhr nachmittags bereits betrunken ist?

Amaya war schon längst an der Tür angekommen und draußen auf die Veranda getreten, als sie etwas am Kragen ihrer Strickjacke packte und sie unsanft nach hinten zog. Ein leises „Oh“ entschlüpfte ihr, als sie kurz darauf dicht vor dem Alkoholiker stand. Er starrte sie wütend an.

„ Das mit den Zähnen, fand ich ja nicht schlecht, aber wie wäre es mit was anderem?“.

„ Scher dich weg!“, schrie sie ihn an. Darauf fing er an gehässig zu lachen, wodurch ein paar andere Männer aus der Bar traten, sich ihm anpassten und auf sie zukamen. Reflexartig trat sie einen Schritt zurück als einer von ihnen auch schon das Wort ergriff:

„ Ach, siehst du die Kleine hat Angst.“

„Vielleicht solltest du ihr mal zeigen, dass sie keine zu haben braucht.“, meinte ein anderer, der wegen seiner Größe nicht zu übersehen war.

„Womöglich hat sie gar keine Angst.“, warf ein anderer ein. Das reichte Amaya, sie hatte die Schnauze voll. Genervt schloss sie die Augen und lenkte ihre Konzentration auf ihr Innerstes, blendete die Männer um sie herum aus ihrem Bewusstsein. Sie spürte eine wild keimende Energie in ihren Adern, griff danach und warf sie jedem der Männer ins Gesicht.

Schlagartig öffnete sie die Augen. Um sie herum lief alles in Zeitlupe ab, konnte jeden ihrer Regungen spüren, jeden ihrer schmutzigen Gedanken sehen. Schließlich schob sie ihre Innere Präsenz vor jedes Auge der Männer, ausschließlich die von Ed, da sie, nicht ganz unerklärlicher Weise, bei ihm nicht so weit vordringen konnte.

Ein stummer aber großer Schall erbebte das ganze Grundstück und allmählich wurden ihre Bewegungen wieder schneller, ihre Atemzüge kürzer. Einen kurzen Augenblick redeten sie noch im Wirrsal, im anderen verstummten alle und verwirrte, zum Teil ängstliche Gesichter blickten zu ihr herüber.

Stille. Nach einem Moment der Fassungslosigkeit, erhob der große Mann als erstes das Wort:

„Ich glaube ich verzieh mich lieber...“.

Ein anderer: „Ich müsste eigentlich schon längst wieder-,“

„ Man sieht sich.“

Ohne Amaya noch eines Blickes zu würdigen, stürmten alle die Treppe runter, als wäre der Teufel hinter ihnen her, machten um sie jedoch einen großen Bogen. Einer hob sogar die Hand vor den Mund und würgte. Der Einzige der sich noch immer auf der Stelle befand, auf der er auch vor zwei Minuten stand, war Ed:

„Du miese Schla***.“ Er deutete mit dem Finger auf sie: „Nächstes Mal bekomme ich dich!“.

Er meinte es ernst, daran bestand kein Zweifel.

„ Hey was ist hier los?! Lass sie in Ruhe!“. Amaya wurde sofort aus ihrer Konzentration gerissen, schaute über Ed's Schulter und erkannte die Person, die im Türrahmen stand:

Ihr Schützling. Javier. Ed hielt inne und drehte sich dann um. Er fixierte den Kellner aggressiv:

„ WAS?!“

„Ich will das du dich auf der Stelle verziehst und dich diese Woche hier nicht mehr blicken lässt!“, entgegnete er. Ed stieß einen tiefes, gefährliches Brummen aus und einen Moment lang glaubte Amaya, das er etwas erwidern wollte, besann sich dann jedoch eines Besseren, machte auf dem Absatz kehrt und streifte sie am Arm, als er die Treppe hinunter ging. Als sie sein wütendes Stampfen nicht mehr vernehmen konnte, blickte Amaya ihren Schützling an.

„Warum hast du das getan?“

„Warum nicht?“, sagte er barsch.

„Ich wäre auch alleine mit ihm fertig geworden. Schließlich bin ich kein kleines Mädchen, das sich nicht selbst zu helfen weiß!“

„Es ist meine Sache was und warum ich etwas tue, denn das geht keinen was an, verstanden?!“, er legte eine kurze Pause ein und fuhr fort „ Außerdem wurde es sowieso mal Zeit, das einer ihm die Meinung sagt.“

Ihr kam es so vor, als würde er sie gar nicht richtig ansehen, was sie rasend machte. 'Na toll. Und auf so einen musst du dein ganzes Leben aufpassen. Viel Spaß'. Sie wusste zwar nicht genau was es war, aber sie hatte weder Lust, noch die Nerven dazu, hier noch weiter herumzustehen. Amaya wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, aber bedanken würde sie sich sicher nicht.

„Tja, dann gehe ich mal, wenn das hier jetzt geklärt wäre.“ Sie drehte sich um und trat aus dem Schatten des Vordaches und das erste was sie tat, war endlich wieder frische Luft einatmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-03-08T18:40:09+00:00 08.03.2014 19:40
Es ist wirklich toll, wie du so unterschiedliche Szenen und Atmosphären aufbauen kannst. Gedanklich stehe ich gerade in einer Stadt, in der ich noch nie war und doch glaube, ihren Flair zu spüren. Mir gefällt sehr gut, wie du immer wieder neue Ort aufbaust. Du hast einen sehr schönen und überraschenden Schreibstil! Wiederhole ich mich? XD

Deine Geschichte lässt noch immer Fragen offen. Das ist gut, denn meine Neugierde hast du jetzt definitiv auf deiner Seite!
Antwort von:  FeelLikeParadise
08.03.2014 22:45
Vielen lieben Dank! :)
Freut mich wirklich sehr, das es dir gefällt. In der Stadt war ich auch noch nie, aber ich will da mal unbedingt hin.
Ich wünsche dir viel Spaß beim weiterlesen.
LG
Von:  Saph_ira
2014-02-14T13:04:36+00:00 14.02.2014 14:04
Ein Schutzengel in Bedrängnis, gut dass sie sich wehren kann. ;-)
Wieder bildhaft schön geschrieben und eine spürbare Atmosphäre in Umgebung eingebaut. ;-)

Liebe Grüße
Antwort von:  FeelLikeParadise
14.02.2014 17:29
Danke :)
Freut mich das es so rüber kommt, wie gedacht :)
LG


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