Besprechung: "Atemu und die unerwartete Erlösung"
„Hey, wir könnten doch, wenn wir mit dieser Sache hier fertig sind, auch einen Wettbewerb veranstalten, wie wir uns das erste Mal von den Beiden vorstellen“, vernehme ich Becks Stimme und dieses Mal muss ich kurz husten, aber zum Glück scheint die Gang von diesem Vorschlag zu überrumpelt, um das wahr zu nehmen.
Ich sehe wie Taylor erstarrt und Ryou rasch den Blick senkt. Muto macht den Eindruck, dass er liebend gerne im Boden versinken würde und bevor einer von den anderen etwas erwidern kann, fährt meine Kleine auch schon fort: „Nicht heute, versteht sich und das ist wohl auch eher etwas für die Erwachsenen unter uns, aber why not? Also ich würde zum Beispiel liebend gerne hören, was Duke dazu sagen hat oder du, Mai. Vielleicht könnten wir sogar Bakura für diese Idee begeistern. Ich weiß nicht.“ Sie blickt von meinem Kater zu der Blondine und während Duke einen recht verdatterten Eindruck macht, grinst Mai.
„Also ich hätte nichts dagegen einzuwenden.“ Ihre violetten Augen leuchten kurz auf und Becks lächelt sie erfreut an. Duke scheint sich wieder gefasst zu haben. Er fährt sich kurz durch seine prächtige Mähne und meint dann trocken: „Ok, ich wäre auch dabei, aber vielleicht sollten wir dann über einen anderen Preis verhandeln. Ich werde die Zwei danach nämlich sicher nicht fragen!“
Mai lacht. „Angst?“ Duke schüttelt den Kopf. „Nope, aber ich hänge an meinem Leben“, entgegnet er und die Blondine nickt lächelnd. „Joey würde ich fragen, Kaiba … naja, das ist eine andere Sache.“ Duke nickt. „Eben.“
Und wieder hat meine zukünftige Schülerin eine zündende Idee. „Ich wette, wenn Bakura mitmacht, würde er sich sogar freiwillig melden, um die entscheidende Frage zu stellen. Wie ich ihn kenne, macht es ihm bestimmt einen Mordsspaß Kaiba damit zu ärgern“, sagt sie mit einem solch wundervollen Grinsen, das eine perfekte Mischung aus Verschlagenheit und Unschuld darstellt. „Und wenn einer mitkommt, dann würde ich es mich auch trauen.“
Mann, Mann, die Kleine ist wirklich unbezahlbar und wo sie recht hat, hat sie recht. Ich hätte kein Problem damit, Kaiba über sein erstes Mal mit dem Hündchen auszuquetschen, aber ich schätze, eine Antwort würde ich nicht bekommen. Doch es würde die unterkühlte Maske sicherlich für einen Moment, einen sehr langen Moment, verschwinden lassen. Und ja, das wäre ein Mordsspaß.
„Ihr seid doch verrückt, ihr Drei!“ Taylor schüttelt fassungslos den Kopf. „Ich versteh echt nicht, warum ihr auf die Zwei so abgeht. Ich werde bei so was auf jeden Fall nicht mitmachen.“ Er verschränkt entschlossen die Arme vor der Brust und Becks bemerkt trocken: „Ich sagte ja auch, das ist eher was für die Erwachsenen unter uns.“
Taylor reißt entrüstet die Augen auf, kommt aber nicht dazu etwas zu erwidern, denn Tea kommt ihm zuvor. „Das hat doch nichts mit erwachsen oder nicht zu tun. Es ist eine Sache, darüber zu spekulieren, wie die Beiden zusammengekommen sind, aber was ganz anderes, ihr Privatleben zu erörtern. Ich werde mich an so was auch nicht beteiligen. Das ist unter meinem Niveau.“
Sie bedenkt bei ihren Worten Mai mit einem vielsagenden Blick, den die Blondine spöttisch erwidert. „Es zwingt dich ja auch niemand dazu, Tea Darling. Zudem bin ich mir sicher, dass du für so eine Geschichte nicht die notwendige Phantasie aufbringen kannst“, entgegnet sie dann honigsüß und ich grinse.
Naja, man könnte vielleicht noch hinzufügen, dass Gardner keinesfalls über die notwendige Erfahrung verfügt. Ich meine, die weiß ja selbst nicht wo es lang geht, wie soll sie dann wissen, wie es bei Kaiba und Wheeler läuft?
Tea hat die Lippen fest aufeinander gepresst und ich wette, sie überlegt, wie sie am Besten kontern soll, doch erneut kommt ihr der Pharao zu vor oder besser gesagt zur Hilfe.
„Ich denke, wir sollten zuerst diesen Wettbewerb abschließen, bevor wir uns einem Neuen widmen“, meint die kunterbunte Made mit einem friedvollen Lächeln. „Allerdings stimme ich dir zu, Rebecca, Bakura würde nicht mit der Wimper zucken, wenn er Kaiba solch eine Frage stellen müsste. Es wäre ihm ganz sicher ein Vergnügen.“ Er lacht scheinbar bei dem Gedanken daran, wie meine Wenigkeit dieses Thema mit dem Firmenchef erörtert.
Dieses Mal schafft er es mit seinen Worten jedoch nicht ganz, die gereizten Damen gänzlich voneinander abzulenken, denn Blondie und Brownie funkeln sich nach wie vor säuerlich an.
„Dann mal an die Abstimmung, Leute. Wir wollen ja schließlich noch hören, was die anderen zu sagen haben, oder? Fangen wir mit dem Wahrheitsgehalt an?“ Duke blickt fragend in die Runde.
Ich bin erstaunt, als Taylor als Erster das Wort ergreift. „Ich halte dieses Szenario nicht für sehr unwahrscheinlich. Sorry, Atemu, aber auch wenn ich mir noch vorstellen könnte, dass Joey indirekt für Kaiba arbeiten würde, glaube ich nicht, dass jemand ihn dabei so angraben würde. Das sind doch alles gestandene Geschäftsmänner. Sicher können sie … ähm … bestimmte Vorlieben haben, aber die würden doch dezenter vorgehen oder sich gleich an so einen Service wenden“, erklärt er nüchtern und Tea nickt, wobei sie dem Pharao entschuldigend zulächelt. „Ich schließe mich Tristan an. Es wird bestimmt einige schwarze Schafe in der Geschäftswelt geben, aber einen Kellner so offensichtlich anzusprechen, nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Tut mir leid.“
Der Pharao macht eine wegwerfende Geste. „Ihr müsst euch doch nicht entschuldigen. Wenn das eure Meinung ist, dann respektiere ich diese.“
Mann, das ist mal wieder typisch für diese Pest auf zwei Beinen!
Ein Wunder, dass der Haufen überhaupt in der Lage ist, sich gegenseitig ein wenig zu kritisieren. Gardner wirkt ja fast, als würde es ihr das Herz zerreißen, ihrem Liebling widersprechen zu müssen. Und die Kleine will so erwachsen sein, Ra steh uns allen bei!
„Ich weiß nicht“, ergreift Ryou zögerlich das Wort. „Eigentlich ist die Geschichte ja schlüssig, ich meine, es bewegt sich schon im Raum des Möglichen, aber im Vergleich zu den anderen finde ich auch, dass sie die bislang unwahrscheinlichste Version ist.“
Sein Glück, dass er nicht ebenfalls Atemu entschuldigend ansieht, sonst müsste ich jetzt wirklich eingreifen.
Seine Ansicht ist allerdings nachvollziehbar. Ich vermute zwar, dass es gerade unter solchen Geschäftsfuzzis eine Menge Perverse gibt, aber das diese es gerade auf das Hündchen sehen würden … Wobei, was ist schon pervers? Und so gesehen ist Wheeler auch recht ansprechend mit all seiner chaotischen Naivität. Eine Art verwusselte Lolita eben. Gut möglich, dass der eine oder andere dafür eine Schwäche hat. Kaiba muss sie ja zumindest haben.
Und dabei sagte man ihm immer einen solch erlesenen Geschmack nach.
Mein Geschmack ist dagegen ja wohl um Welten besser, aber Duke und Wheeler kann man auch nicht miteinander vergleichen, oder?
„Ich kann mir so eine Szene gut vorstellen. Ich kenne auch einige Business-Typen, die ziemlich krass unterwegs sind und sich dabei gar nicht mehr so vornehm aufführen. Joey ist ein hübscher Junge und war ja sozusagen als Frischfleisch unterwegs. Also ich halte die Version für gar nicht so abwegig. Auf jeden Fall realistischer, als der Gedanke, dass Kaiba sich Joey zufällig als Callboy bestellt.“
Bei ihren letzten Worten richten sich alle Blicke auf Mai. Serenity hat die Augen aufgerissen und Taylors Augäpfel treten geradezu hervor. „Mein Bruder würde nie als Callboy arbeiten!“, erklärt Wheeler Junior entschieden und Mai entgegnet beruhigend: „Das würde ich auch nie glauben, aber es wäre auch eine Theorie, oder? Wenn auch eine äußerst dämliche.“
Becks lacht. „Nein, so eine Pretty Woman-Version passt nicht zu den Beiden. Kaiba hätte es nicht nötig sich jemanden zu kaufen und Joey ist viel zu stolz, um sich zu verkaufen. Da müsste ihm das Wasser schon wirklich bis zum Hals stehen oder schlimmeres.“ Mai und Serenity nicken synchron. „Aber das Joey in solch eine verfängliche Situation geraten könnte, kann ich mir gut vorstellen und auch, dass Kaiba nie zulassen würde, dass so ein alter Sack Hand an ihn legt. Immerhin weiß er wie mies solche Typen sein können und auch wenn er Joey nicht mögen würde, wäre er dazwischen gegangen.“
Serenity nickt. „Ja, Seto hätte es nie durchgehen lassen, dass Joey etwas passiert. Ich weiß noch, wie besorgt er um Joey war während des BattleCityTurniers, auch wenn er es sich nicht hat anmerken lassen. Man hörte es ihm an, dass er sich Sorgen machte.“ Sie seufzt und lächelt dann, wohl weil die Erinnerung an einen besorgten Kaiba gefällt.
„Was meinst du, Yugi?“ Duke sieht den Kleinen fragend an, der sich schon die ganze Zeit verdächtig ruhig verhält. Sichtlich verlegen und mit großen unschuldigen Augen antwortet er zaghaft: „Ich könnte mir vorstellen, dass Joey in so eine brenzlige Situation gerät und ja, auch, dass Kaiba ihm helfen würde. Kaiba hat im Grunde ein gutes Herz, das wissen wir alle.“
Hat jemand eine andere Antwort erwartet? Ja? Echt jetzt?
Langsam aber sicher glaube ich, Muto wird bei diesem Wettbewerb die Arschkarte ziehen. Ja, eigentlich bin ich mir dessen recht sicher. Mai und Becks werden sicher ein paar interessante Stories auf Lager haben. Gut, es ist schwer zu sagen, wie diese bewerten werden, zumindest Gardner und Taylor dürften keine Fans davon sein, wenn ich meine zwei Babes richtig einschätze. Muto wird ohnehin für das Gleiche stimmen, wie die schleimige Made, folglich wird mein Hikari wohl das Zünglein an der Wage sein. Dukes Geschmack werden die Damen sicherlich treffen.
Und wenn tatsächlich der kleine Punk zu den Beiden gehen muss … Das ist fast noch besser, als Taylor hinzuschicken. Ich sehe den Kleinen jetzt schon vor sich hin stammeln.
„Dann stimmen wir mal langsam ab!“
Wie erwartet sind Taylor, Ryou und Tea die Drei, die dem Pharao keinen Punkt für den Wahrheitsgehalt schenken.
Während Ryou notiert, fährt mein vergnügt moderierender Kater fort: „Wie sieht es in puncto Kreativität aus?“
Kurzes Zögern. Dann ergreift Gardner das Wort. „Auch wenn ich die Geschichte als unwahrscheinlich einstufe, die Idee ist wirklich etwas anderes. Bislang hatten wir Stories, die teilweise an tatsächliche Ereignisse angeknüpft haben. Atemu hat was das betrifft, einen ganz neuen Weg gewählt.“
Scheint als würde da jemand wieder um gutes Wetter anhalten, was? Die Story ist aber ach wahnsinnig kreativ. Auf so eine Idee wäre keiner je gekommen. Bei Ra, der Kleinen mangelt es wirklich an Phantasie, Becks hat vollkommen recht.
Ryou nickt zustimmend und ich rolle mit den Augen. Ich ahne, was jetzt kommen wird. Ich hasse es, wenn er Pro-Pharao ist, auch wenn ich ihm seine eigene Meinung ja nicht absprechen will. Das schreit nach einem weiteren Drink.
„Tea hat recht. Kreativ ist die Geschichte auf jeden Fall“, meint der Kleine und ich seufze. Aber zum Glück belässt er es bei diesem knappen Statement. Wäre ja noch schöner, wenn mein Hikari Atemu den Bauch streicheln würde. Das tut er schon oft genug. Und was soll ich sagen, der Haufen scheint sich in diesem Punkt einig zu sein. Keine Gegenstimme für den Buntkopf. Ok, ich würde auch nicht unbedingt dagegen stimmen. Die Idee ist zwar nicht bahnbrechend, aber doch ganz gut. Das werde ich der Made natürlich nicht sagen.
„Romantik?“ Duke grinst.
Tea zögert und es ist Serenity, die das erste Statement abgibt. „Seto als Retter ist irgendwie immer süß und für mich zumindest romantisch, aber mir hat auch gefallen, wie du die Geschichte begonnen hast. Ich meine, wie du Setos Innenleben beschrieben hast. Ich finde, damit hast du recht. Ich glaube auch, dass nach diesem Duell ein Wandel zwischen den Beiden stattgefunden hat und naja, das ist irgendwie romantisch.“ Sie lächelt. „Eben waren die Beiden noch Kontrahenten und Seto glaubt, dass ein Duell mit Joey, ihm nichts bringen würde, aber dann sieht er meinen Bruder in einem anderen Licht.“ Sie seufzt und ich verziehe spöttisch den Mund.
Ok, mittlerweile dürfte ja klar sein, dass das Mädchen auf dieses tiefgründige, leicht melancholische Romantik abfährt. Ich ahne, was sie zum Besten geben wird. Wahrscheinlich so eine Geschichte á la Twilight. Das könnte noch schlimmer werden, als bei Tea. Ich kann das Geschmachte förmlich hören.
„Mein Hündchen gehört zu mir, ist das klar?“ - „Oh Seto, ich bin dein bis in alle Ewigkeit!“
Mir graut es jetzt schon davor. Ich schüttele mich unwillkürlich und mein Drink schmeckt plötzlich widerlich süß.
„Ich fand das Intro irgendwie zu lang und auch nicht unbedingt passend zu deiner Story. Ich weiß zwar, was du damit bezwecken wolltest, aber ich finde es nicht wirklich schlüssig“, vernehme ich die ruhige Stimme meines Hikaris. „Du hättest dir die Vorrede eigentlich sparen und dafür später ein paar Elemente davon einfließen lassen können. So kommt es mir vor, als wären es zwei Geschichten, von denen ich nur die erste irgendwie romantisch finde.“
Ha! Da hast du es, Pharaonenmade! Oder wie Becks es ausdrücken würde: In your face!! Mein Hikari hat natürlich recht und für die kleine, ruhige Kritik verdient er einen Pluspunkt. Vielleicht ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Aber im Grunde weiß ich, dass Ryou diesen Wettbewerb einfach nur ernst nimmt. Er analysiert tatsächlich die Geschichten, aber wie auch immer. Er hat recht.
Mai scheint es ähnlich zu sehen. „Dito. So empfinde ich es auch. Das Intro ist zwar irgendwie sehr gefühlsbetont, ohne dabei irgendwie kitschig zu sein, aber du hättest es dir schenken können oder es zumindest besser kurz vor dem Moment einfügen sollen, bevor Kaiba Joey zur Hilfe kommt. Dann hätte man auch zugleich verstanden, warum Kaiba es tut.“ Auch Duke nickt. „Sehe ich genauso“, stimmt er der Blondine zu. „Trotzdem fand ich deine Geschichte doch irgendwie romantisch, wenn auch auf eine schlichte Art, doch die gefällt mir sehr.“
Ich grinse, als ich mich daran erinnere, wie Duke mir zum ersten Mal gesagt hat, dass er sich etwas Romantik in unserer Beziehung wünschen würde. Was im Klartext hieß, dass ich etwas romantischer sein sollte. Unnötig zu erwähnen, dass mein Bedürfnis, romantisch zu sein, sich bis dahin in Grenzen gehalten hatte. Als ob ich überhaupt gewusst hätte, was unter diesem schwammigen Begriff zu verstehen sei. Aber meinem Kater kann ich nun einmal nichts abschlagen. Bei Ra, ein Blick aus diesen feurigen Augen und ich lasse sogar den Pharaonenschlaffi einen weiteren Tag leben. Oder zwei. Drei.
Oh, und ihr hättet sehen sollen, wie meine schwarze Samtpfote auf meinen ersten Versuch, romantisch zu sein, reagiert hat.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Und eine recht peinliche noch dazu, die keiner je von mir hören wird!
„Keinen Plan, was ihr an der Story romantisch findet. Ok, die Retter in der Not Nummer geht wohl immer als romantisch durch, aber wie Mai schon gesagt hat, das ist auch total Klischee. Und jemanden vor einem geilen, alten Bock zu retten, finde ich jetzt nicht unbedingt ansprechend“, verkündet Taylor im Garten und liegt damit gar nicht mal so falsch. Becks scheint es ähnlich zu sehen. „Auch wenn mir Kaiba immer gut als der Hero wider Willen gefällt, so richtig romantische Stimmung kommt nicht auf. Eher eine leicht leidenschaftliche Note, aber die hättest du auch ein bisschen mehr ausschmücken können. Zum Beispiel, dass Kaiba besitzergreifender reagiert oder ...“
„Joey gegen die Wand drückt?“ Mai grinst und zwinkert der Jüngeren zu. Becks lacht keck. „Ja, das hätte doch recht gut gepasst. Sagt was ihr wollt, ich finde das heiß. Natürlich nur bei den bad guys.“ Nun ist sie es, die zwinkert. Duke lacht. „Da hat wohl jemand eine Schwäche für die bösen Jungs, was?“ Becks nickt ungeniert. „Ja, die haben es aber auch drauf. Da wird nicht nur Süßholz geraspelt, da kommt Leidenschaft auf. Und wenn es dann auch noch ein bisschen gefährlich ist ...“ Sie bedenkt meinen Kater mit einem vielsagenden Blick. Duke nickt lächelnd. „Oh, ich weiß genau was du meinst“, entgegnet er und für einen kurzen Augenblick sehen die Beiden sich an und es scheint eine Art mentaler Austausch stattzufinden.
„Da bin ich mir sicher“, mischt sich nun auch Mai ein und die Drei grinsen. Taylor verdreht die Augen. „Klar weiß Duke wovon du redest. Er hat sich ja nicht nur einen bad boy angelacht, er treibt es gleich mit seiner teuflischen Majestät selbst“, meint der Brünette trocken.
Teuflische Majestät?
Ich muss sagen, der Titel gefällt mir. Sehr sogar.
Duke lacht, aber es ist Rebecca, die etwas erwidert. „Na, das ist doch hot, oder?“ Sie blickt zu meinem Kater. „Und ihr beiden zusammen … das ist eigentlich genauso heiß, wie sich Kaiba und Joey vorzustellen.“ Ich muss grinsen, als mein Liebster rot wird. Respekt, Duke verlegen zu machen, gelingt so gut wie keinem. Becks hat wirklich enormes Potential. Die perfekte Mischung aus Duke und mir. Ich glaube, ich liebe die Kleine wirklich langsam.
Tristan ist so klug, nichts weiter dazu zu sagen und auch Tea hält sich zum Glück zurück. Ryou ist auch etwas errötet und oh ha, wer hätte das gedacht – Serenity scheint Duke aufmerksam zu mustern.
„Ähm … stimmen wir ab?“
Fuck, Duke ist echt verlegen. Bei Ra, welch süßer Anblick. Lange halte ich es wirklich nicht mehr aus, die Finger von ihm zu lassen. Und hey, zumindest drei der vier Damen würden eine anregende Showeinlage wohl zu schätzen wissen.
Plötzlich ertönt das Klingeln eines Handys.
„Das ist meins.“ Mai greift zu ihrer Tasche und kramt kurz darin, bevor sie ihr Mobilfunkgerät hervorzieht und den Anruf entgegen nimmt. „Ja?“ Ihre Stimme klingt aufmerksam, vorsichtig, doch dann erhellen sich ihre Züge mit einen Schlag.
„Sorry, Süßer, aber heute Abend bin ich schon verplant. Ich bin mit den anderen bei Ryou“, sagt sie und ich stelle fest, dass besonders Tea die Blondine aufmerksam beobachtet. „Ok, ich frage mal … Warte kurz.“
Mai lässt das Handy kurz sinken und blickt fragend in die Runde. „Das ist Valon. Wäre es ok, wenn er zu uns stoßen würde?“
„Deine Entscheidung, Ryou“, meint der Pharao und mein Hikari scheint zu überlegen. Dann nickt er. „Klar, kein Problem, oder?“ Unsicher blickt er zu Tea und ich frage mich beim besten Willen warum. Er ist der Gastgeber, Gardner hat nichts zu melden. Das Mädchen zuckt nur mit den Schultern. Keiner sagt etwas und Mai hält sich wieder das Handy ans Ohr. „Ja, du kannst vorbei kommen“, teilt sie ihm mit und beendet dann auch schon das Gespräch.
Valon …
Wer war das noch gleich?
So ein heißblütiger, kleiner Minigangster, wenn ich mich recht erinnere. Hatte eine Schwäche für Mai und war nicht unbedingt ein Fan von Wheeler. Tja, letzteres dürfte sich inzwischen ja gelegt haben, jetzt wo klar ist, zu wem das Hündchen gehört.
„Er wird in etwa einer halben Stunde da sein.“ Mais Blick schweift kurz durch die Runde. Ryou nickt nur und Muto meint: „Ich habe Valon schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Die anderen zwei auch nicht.“ Er lächelt und scheint sich – welch Überraschung – auf das Wiedersehen zu freuen. Der Rest ist eher verhalten unterwegs. Nun, abgesehen von Atemu und ich glaube, Duke und Becks haben sich mal mit dem giftigen, kleinen Kerl duelliert.
Na, ich bin gespannt, was sein Erscheinen noch mit sich bringen wird.
Ich hoffe für Valon, dass er kein Bedürfnis verspürt, sich mit meinem Kater oder meiner Becks anzulegen.
„Ist Valon dein Freund?“, will Serenity wissen und nicht nur Teas Blick wandert gespannt zu Mai. Diese lacht. „Nein, wir sind nur gute, alte Freunde. Nichts weiter“, entgegnet sie lässig. „Valon wollte zwar mal mehr, aber …“ Sie beendet den Satz nicht, sondern greift zu ihrem Drink und nimmt einen Schluck. „Aber er ist nur ein Möchtegern-Badboy.“ Becks grinst und ich glaube zu sehen, wie Mai leicht nickt.
Na, schon mal gut zu wissen, dass der Kleine meinem bereits geplanten Dreier nicht im Wege stehen wird.
