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Collection III

Kurzgeschichten
von

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My Dear

2. Januar 2014
 

Vor ein paar Tagen habe ich, ohne groß darüber nachzudenken, Yo-ka abgeschleppt. Und von abschleppen kann man wirklich sprechen, denn mit laufen war bei ihm nicht mehr viel. Ich habe ihn mit zu mir genommen und seine Finger waren definitiv noch flinker, als seine Füße. Bei diesem Gedanken muss ich leicht grinsen.
 

Die Sache ist die, dass er da wohl ein kleines Detail falsch verstanden hat, denn jetzt werde ich ihn nicht mehr los. Ständig klingelt er bei mir und wenn wir Auftritte zusammen haben, klebt er jede freie Minute an mir.

Sicher könnte ich ihm einfach sagen, dass er verschwinden soll. Aber verjagt man jemanden, der sich einem schon freiwillig anbietet? Durch ihn ist mir mein Spaß gesichert und das nicht nur nachts. Und immerhin hat er ja auch was davon.

Wenn ich keinen Bock auf ihn habe, tue ich einfach so, als wäre ich nicht da. Nach zehn Minuten gibt er es dann meistens auf.

Ich weiß, dass ich ihm wahrscheinlich irgendwann das Herz brechen werde, aber im Moment ist es noch nicht soweit und solange sollten wir beide es genießen.
 

Vor einer halben Stunde hat er meine Wohnung betreten. Ich dachte eigentlich an ne schnelle Nummer und wollte dann sagen, dass ich los muss. Aber dann hatte er diese super leckeren Donuts dabei. Schleimer! Leider konnte ich denen nicht widerstehen.
 

Jetzt liegen wir auf meiner Couch und sehen fern. Naja gut, das macht er. Ich liege auf dem Bauch, esse heimlich alles auf, ohne ihm was abzugeben und arbeite dabei an einem Songtext.

Yo-ka liegt dabei auf mir, ebenfalls auf dem Bauch. Sein Kopf ruht auf meinen Schultern und er sieht in die Flimmerkiste. „Yo-ka, wenn du dich noch ein bisschen schwerer machst, fliegst du…hochkant!“, sage ich zu ihm, weil er seit ungefähr fünf Minuten immer schwerer wird. Ich kann mir die Schnute, die er jetzt zieht, lebhaft vorstellen. Er macht sich ein bisschen leichter und angelt nach der Donutschachtel. Er greift hinein, wobei ihm schnell die Lehre auffällt. „Hey, die sind ja schon alle!“, protestiert er. Ich muss grinsen und zucke mit den Schultern. „Du warst eben zu lahm. Stell mir keine Donuts vor die Nase, ohne dir vorher welche zu sichern.“, erkläre ich ihm nur knapp und kümmere mich dann weiter um das Blatt Papier vor mir.
 

Als er dann versucht sich immer wieder an meinem Hals festzusaugen, könnte man denken er hofft ein bisschen des Zuckers aus mir rauslutschen zu können. Was jedoch keine gute Idee ist, wenn ich arbeite. „Yo-ka, nicht jetzt.“, fordere ich ihn auf das zu unterlassen. Aber irgendwie hat der Zuckermangel auch Hörschäden bei ihm hinterlassen. „Hörst du schlecht?!“, sage ich jetzt ziemlich laut und schupse ihn von mir runter.

Jetzt hockt er neben der Couch und sieht mich verständnislos an. Nach einem Moment steht er auf und verlässt ohne ein weiteres Wort meine Wohnung. Wars das jetzt schon? Dann hab ich ihn definitiv schneller vergrault, als ich dachte. Vielleicht war es ein bisschen übertrieben gleich so an die Decke zu gehen. Aber bei der Arbeit lasse ich mich einfach nicht gerne stören. An Tagen, an denen ich schlecht drauf bin, bekommen das leider auch die anderen zu spüren. Aber wir vier haben uns langsam aufeinander eingestellt. Wir wissen, wann es keine gute Idee ist einen der anderen anzusprechen.
 

Eine Woche später merke ich deutlich, wie mir der Winter zusetzt. Ich bin total erkältet, noch dazu habe ich eine Mittelohrentzündung. Gerade war ich beim Arzt und mache mich noch einmal auf den Weg zu den anderen ins Studio, um mich krank zu melden.

Als ich dort ankomme, sind jedoch nicht nur meine Bandkollegen und unser Team anwesend. Yo-ka sitzt ebenfalls hier und unterhält sich gerade mit den anderen. Es wundert mich ein bisschen, weil ich die ganze Woche nichts von ihm gehört habe.
 

Eine halbe Stunde später habe ich alles Wichtige erledigt und komischerweise Yo-ka wieder an der Backe. Meto kam auf die geniale Idee, dass Yo-ka ja Krankenschwester spielen könnte. Was für eine super Idee. Das der auch echt nie seine Klappe halten kann. Was er bei der Arbeit zu wenig quatscht, quatscht er privat definitiv zu viel. „Yo-ka, du musst das nicht machen. Ich will dich nicht anstecken.“, sage ich zu ihm, als wir bei meinem Wohnhaus angekommen sind. „Weißt du, Meto verteilt keine Befehle, sondern nur komische Ratschläge.“, sage ich die Tür öffnend. „Außerdem war ich bei unserem letzten Treffen nicht wirklich nett zu dir.“ Yo-ka schüttelt leicht mit dem Kopf. „Es war meine Schuld. Ich hätte dich lieber nen Moment in Ruhe lassen sollen. Und ich würd mich gerne um dich kümmern.“ Er lächelt leicht und geht dann mit mir in die Wohnung.
 

Drinnen lande ich sofort auf der Couch und Yo-ka fängt an mich zu betüddeln. Schnell bin ich mit allem Wichtigen versorgt und esse erst einmal eine Suppe. Der Blonde wirbelt in der Weile durch meine Wohnung, aber nur solange, bis es mir reicht und ich ihm einfach ein Bein stelle, als er an mir vorbeigeht. „Mach mal ne Pause. Ist ja nicht zum aushalten.“, murre ich, als er mich verwirrt anschaut. „Schon mal was davon gehört, dass Kranke Ruhe brauchen?“, beschwere ich mich weiter. Er senkt seinen Blick und nuschelt, dass es ihm leid tut. Jetzt hockt er erstmal ruhig auf dem Boden vor der Couch und sieht zum Fernseher.
 

Entgegen aller Vernunft schleicht er sich nachts mit in mein Bett. „Spinnst du, willst du dich anstecken?“, will ich barsch von ihm wissen. „Ist mir egal.“, nuschelt er. „Was hast du denn davon hier mit rumzuliegen?“ Kurz ist es still. Ich denke schon, dass keine Antwort mehr kommt. „Dann bin ich bei dir.“, nuschelt er dann jedoch ganz leise. Durch meine Mittelohrentzündung höre ich ein bisschen schlecht und hoffen schon fast mich verhört zu haben. „Was?“, frage ich deswegen noch einmal nach. „Ich fühl mich gut, wenn wir zusammen sind. Seit dieser Nacht habe ich das Gefühl pausenlos bei dir sein zu wollen. Ich hab dich letzte Woche ganz schlimm vermisst.“, erklärt er mir dann. Na wunderbar! Auch das noch. „Hör mal, das war einfach nur Sex, kapiert? Ich hab dich mitgenommen, weil du mehr als einfach abzuschleppen warst. Das ist alles.“ „Und die ganze Zeit danach?“, will er wissen. „Da musste ich dich nicht mal mehr bequatschen, damit du die Beine breit machst. Einfacher geht’s ja kaum.“, setze ich dann noch drauf. Tatsächlich steht Yo-ka auf und verlässt das Zimmer. Sehr gut. Immerhin scheint er noch einen kleinen Krümel Stolz in sich zu haben. Es ist einfach besser so. Ich wollte ihn ja nicht gleich heiraten. Und alles in allem ist er schon echt anstrengend.
 

Als ich am nächsten Morgen in die Küche komme, ist das Frühstück fertig. Der Tee dampft sogar noch. „Yo-ka?“, frage ich deswegen in die Stille. Aber es kommt keine Reaktion. Ich sehe in den Flur, seine Schuhe sind auch nicht mehr da. Er muss erst vor ein paar Minuten die Wohnung verlassen haben. „Idiot.“, murmle ich leise vor mich hin.
 

Es dauert ganze zwei Wochen, bis ich wieder ganz gesund bin. In der Zeit habe ich keinen Piep von Yo-ka gehört. Er scheint es kapiert zu haben.

Ich betrete den Proberaum und stelle meine Tasche ab, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist Kei und er macht mich rund und zwar vom feinsten. Irgendwie geht es Yo-ka wohl sehr schlecht. Kei ist der Meinung, dass das meine Schuld ist. „Du hast meinen Bruder krank gemacht! Wenn du das nicht wieder gerade biegst, verzeih ich dir das nie!“, sagt er noch und legt auf. Ich seufze schwer und stecke mein Handy in die Tasche. Und was soll ich jetzt tun?
 

Am Abend gehe ich in die Bar, in der ich Yo-ka beim ersten Mal aufgegabelt habe. Er ist tatsächlich hier. Auf den ersten Blick sieht er eigentlich ausgelassen aus. Aber ich kenne diese „Fröhlichkeit“. Man betrinkt sich aus Verzweiflung solange, bis die Welt wieder rosig ist. Ich gehe zu ihm und ziehe ihn von diesem anderen Kerl weg. Als wir ein paar Schritte weggehen, sehe ich mir seinen Hals an und verziehe das Gesicht. „Wie sieht das denn aus? Du solltest langsam Blutkonserven mitnehmen, wenn du weggehst.“ Sein Hals ist übersät von Knutschflecken. Er scheint es die letzten Tage wirklich wild zu treiben.

„Was machst du hier?“, fragt er mich irritiert, als er mich endlich erkennt. „Ich bin dein Taxi. Ab nach Hause!“, sage ich und schiebe ihn Richtung Tür.
 

Doch bevor wir bei meinem Wagen sind, muss Yo-ka sich erst noch einiges durch den Kopf gehen lassen. Aber lieber jetzt, als später in meinem Wagen. Ich zünde mir eine Zigarette an und warte geduldig, bis er sich ausgekotzt hat. Danach setzt er sich jedoch nicht wie erwartet in mein Auto, sondern erstmal auf den Boden. Ich verdrehe die Augen. Wie ich Besoffene doch hasse. Sie machen viel, aber nie das, was sie sollen. Ich gehe zu ihm und ziehe Yo-ka auf die Beine und schon klebt er wieder an mir und schlingt die Arme fest um mich. Prima! Schon haben wir wieder das Ergebnis, wie beim ersten Mal!
 

Nachdem ich es endlich geschafft habe ihn nach Hause zu bringen, verfrachte ich ihn gleich in sein Bett. Schon wieder hängt er an mir, wie ein kleiner Affe, wodurch ich mit ins Bett und direkt auf ihn falle. Sein Becken drängt sich verdächtig fest an meins, doch ich versuche aufzustehen. „Yo-ka, lass das!“ „Bitte Genki! Ich hab jeden Abend in dieser Spelunke gewartet, dass du endlich kommst und mich abschleppst. Außer das bisschen Knutschen hab ich nichts mit nem anderen gemacht, ich schwörs! Du bist mein Erster und mein Letzter!“, versichert er mir. Jetzt sehe ich ihn verwirrt an. „Du hattest vor mir noch nie was mit nem Kerl?“, frage ich überrascht nach. Er schüttelt nur mit dem Kopf. „Bitte Genki, ich hatte jeden Tag solche Sehnsucht nach dir. Wenn du nur Sex willst, ist das okay.“, bettelt er jetzt schon fast. In was habe ich mich da nur wieder reingeritten?
 

„Yo-ka, du musst jetzt schlafen, hörst du?“, sage ich in ruhigem Ton und lege mich neben ihn. „Du bleibst hier?!“, fragt er nach. Jetzt liegt ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Schlaf!“, fordere ich und decke ihn und mich zu.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist mir unglaublich heiß. Kein Wunder! Yo-ka klebt an mir und wir sind vollkommen unter der Decke verschwunden. Noch dazu tragen wir beide unsere Straßenklamotten.

Ich strample die Decke ein wenig nach unten und hole erstmal Luft. Was jedoch keine so gute Idee war, weil ich dadurch Yo-kas Fahne einatme. Gegen den Würgereiz kämpfend, befreie ich mich von seinen Armen und stehe auf.
 

Langsam schleiche ich in Yo-kas Küche und mache mir einen Kaffee. Mich setzend, zünde ich mir eine Zigarette an. Was mach ich jetzt nur? So stehen lassen kann ich es nicht, aber es erfüllt mich auch nicht gerade mit Vorfreude die Situation mit ihm klären zu müssen.
 

Eine Stunde später kommt auch er in die Küche. Ich habe das Zimmer in der Weile schon vollkommen verraucht. Als ich ihn sehe, stehe ich auf, öffne das Fenster und mache Tee. „Wie geht’s dir?“, will ich von ihm wissen. Yo-ka zuckt mit den Schultern und lässt sich auf einen der Stühle fallen. Ich sehe ihm an, dass ein gewaltiger Kater in seinem Kopf tobt. Ich schiebe ihm das heiße Getränk hin und suche nach seinem Bad. Als ich es finde, gehe ich hinein und hole eine Schmerztablette für ihn. Diese lege ich vor ihm auf den Tisch und setze mich dann wieder. „Danke.“, murmelt er leise. Er nimmt die Tablette und trinkt einen Schluck Tee dazu.
 

Nach einem Moment sieht er mich dann an. „Ich hab es jetzt verstanden. Ich lass dich in Zukunft in Ruhe. Es tut mir leid, dass ich dich belästigt habe.“, sagt er, nimmt seine Tasse und verschwindet aus der Küche.
 

Als ich im Flur meine Schuhe anziehe, kann ich ihn im Schlafzimmer schluchzen hören. Jetzt ist es wohl endgültig soweit. Ich habe ihm sein Herz gebrochen.

Ich verlasse Yo-kas Wohnung in der Gewissheit, dass ich jetzt zwei Freunde weniger habe, aber ich bin doch irgendwie froh, dass er mir die schwere Entscheidung, was nun werden soll, abgenommen hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-01-04T18:18:15+00:00 04.01.2014 19:18
ich kann mir nicht helfen, aber Genki empfinde ich hier wie eine feige fxxxsüchtige Sxx...
*Überdetzung wenn gewünscht in einer ENS*
XD

Yo-ka tut mir echt leid...
denn wenn Genki von Anfang an mit offenden Karten gespielt hätte, wäre Y>o-ka das zerbrochende Herz erspart geblieben, denn dann wäre es nur angeknackst und er hätte sich überlegen können auf der selben Schiene wie Genki zu fahren
also best friends 4 benifits
(oder wie sich das schreibt)

Interessante Geschichte und auf jedenfall Mal wieder was anderes von Dir...
und lesens wert
*-*

Lieben Gruß
Aya-chan60 ^_^




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