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Mama!

von

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»Mama, Mama, Mamaaaaa – ach bitte komm doch.«

Yve Rebeau rührte den Teig in der Schüssel und ignorierte das Quängeln ihres Sohnes, der an ihrer Schürze zerrte. Zwar war er seid ein paar wenigen Tagen bereits ein Schulkind, dass hielt ihn aber nicht davon ab sich statt wie ein 'großes' Kind bei gelegentlich passender Situation in ein kleines Kind zu verwandeln. Gerade dann wenn er den duftenden Geruch eines frisch gebackenen Kuchens in der Nase hatte und es sich dabei zufälligerweise um seinen Lieblingskuchen handelte.

Eigentlich hatte Pierre, so hieß der kleine Quälgeist, bei seiner Omi zu Besuch sein müssen, doch ein spontaner Urlaub mit dem neuen Lebensgefährten war wichtiger als der Geburtstag des neuen Schwiegersohns. Während Madam Rebeau also alles für den Tag vorbereitete, hatte es sich Pierre zur Aufgabe gemacht seine liebste Mama mit allerlei entzückenden Ideen zu verzücken.

Es war schon eine Weile her seid er sie so erheitert gesehen hatte, dass verstärkte seine Bemühungen ihr dieses altbekannte Lachen auf das Gesicht zu bringen. Er wollte sie wieder sehen wie vor einer Ewigkeit, es zählte das hier und jetzt, prägende sehr traurige Erinnerungen waren tief in seinem Herz verwurzelt, jetzt, genau heute musste seine verehrte Frau Mama wieder so sein wie einst.

Zu erst hatte er sich Marie seine Schwester zur Hilfe genommen. Es war für Mama mühselig filigrane Aufgaben zu erledigen, deswegen nahm er sich unter Hilfe seiner zehnjährigen Schwester mehrere Bastelbücher beiseite, allerdings verstand er noch nicht so ganz alle Buchstaben, ja, klar hatte man mit ihm geübt, doch allerlei Wörter, leichte wie schwere waren in den Erklärungen so kompliziert, dass er selbst anhand der Bilder keine schönen Sterne erstellen konnte. Marie aber wusste Rat und kurzerhand schnitten sie die wunderschönen Sterne der Tischdecke aus. Pierre gefiel dies wirklich ausgezeichnet, die Fenster wurden von roten Sternen geziert, die Tischdecken zeigten ein Arrangement des durchscheinenden Holzes in Form dieser Sterne.

Als nächstes musste sich Mama hübsch machen, - er verstand nicht so recht weshalb Marie die ganze Zeit selbst ganz verzückt kicherte, doch er verstand dies in einer Art Aufforderung, schließlich war Marie auch wie Mama, ohne dieses jenes Ding, aber mit weichen Kissen.

Inzwischen hatte er den Kuchen, bzw. die beiden Kuchen nebst Plätzchen aufgegeben, zumindest vorerst, und war in das Bad gerannt. Was hatte sie immer angemalt? Wenns hübsch war, gut Essen gab und die Tanten kamen malte sie sich immer an. Er starrte die dicken Stifte in rot, rosa und braun an, griff dann nach der blauen Creme die er auch vom Hörensagen kannte.

»Nifea«, nuschelte er und packte es ein, sowie den rosa Lippenstift. Bevor er jedoch das Bad verließ schnappte er sich noch einen Haargummi.

Es bimmelte und Pierre schreckte auf. Herrje, wie schnell doch die Zeit verflog.

So schnell ihn die Beine trugen sauste er die Treppe hinab, schrie der Tante ein flüchtiges »Halloooooo« entgegen, kümmerte sich jedoch nicht weiter darum.

Es duftete herrlich, die Tische waren gedeckt, schwarzes Blubberwasser stand heute als Ausnahme der Regel bereit, doch er musste der Mama doch noch helfen. Er fand sie in der Küche, ungeschminkt und noch in den Küchensachen, packte sie an der Hand und zog, doch irgendwie wollte »Mamaaa« nicht.

»Komm mal mit Mama, wir haben was für dich.« Es war Marie die ihn unterstützte und gemeinsam führten sie beide in das Wohnzimmer. Marie verband ihr die Augen, was der Tante ein nervöses Kichern entlockte, Yve blieb jedoch ganz ruhig sitzen als sie die kleinen Kinderfinger ihrer beiden Schätze an der Wange spürte. Da Pierre ihr zu ungeschickt war, half sie mit, was ihr einen Ausruf seinerseits einbrachte. Als die Creme alsbald verteilt war, gab Marie ihr das blaue Kleid, Pierres Schminkversuche scheiterten nachdem Tantchen ihm das schwarze Blubberwasser entgegen hielt.

Als sie ihre beiden Kinder anlächelte, war von beiden Seiten die Müh und Not vergessen.

Bald war auch der neue Papa zuhause, der ganz überrascht und freudig schien, nicht jedoch als er den zitternden Arm seiner Frau bemerkte.

Nachdem Frank und Yve einen Autounfall hatten, er dabei verstarb und sie schwer verletzt wurde, schien es keine Hoffnung zu geben. Jetzt zwei Jahre später schätzen alle die Forschung in der Biomechanik, auch wenn es Pierre noch immer Sorgen bereitete dass die neue Hand an Mamas Seite so kalt war und sie ständig den Lippenstift fallen ließ.

Aber das war erst einmal egal, das schwarze Blubberwasser sprudelte so herrlich auf der Zunge.



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