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Zwischen den Welten

von

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Alltag

Wer auch immer auf die Idee kam dieses Schulfach einzuführen, gehört definitiv bestraft. Sport ist ja sowieso schon Mord. Schulsport fällt wohl sogar schon unter die Kategorie Folter. Seit 15 Minuten laufen wir jetzt schon durch die Halle. Immer im Kreis herum. Und es soll nochmal 15 Minuten so weiter gehen. Ich bin jetzt schon am schnaufen. Immer wieder setze ich aus und gehe ein paar Schritte, bis die Stimme des Lehrers zu mir rüber halt man solle doch weiterlaufen. Auch Cateline geht es nicht besser. Wenn gleich sie ein bisschen mehr Ausdauer hat als ich, denn auch wenn sie am schwitzen und schnaufen ist, stehen geblieben ist sie zwischendurch noch nicht. Aber sie ist bereits deutlich langsamer als noch am Anfang.
 

Es sind jetzt ein paar Wochen vergangen, seit ich wieder zu Hause bin. Es hat noch ein paar Tage gedauert, bis ich wieder zur Schule gegangen bin. Meine Eltern waren über meinen Zustand natürlich nicht so erfreut. Allerdings habe ich es mir verkniffen ihnen alles im Detail zu erzählen und vielleicht habe ich an der einen oder anderen Stelle auch ein bisschen geflunkert. Den Lehrern und den anderen Mitschülern mein Fehlen zu erklären war zum Glück einfacher als ich befürchtet hatte. Meine Eltern haben sich dann doch dazu überreden lassen mir eine Entschuldigung wegen einer Erkältung zu schreiben. Soundwave und Shockwave sind noch beschäftigt damit die Systeme zu reparieren. Sowohl die im Labor als auch ihre eigenen. Barricade dagegen war überraschend schnell wieder in sein altes Verhalten gefallen. Er ist zu Megatron zurück gekehrt, um ihm wie befohlen Bericht zu erstatten. Ich habe ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Ob er dicht hält was Cateline und mich betrifft weiß ich nicht, aber er wird sicher berichten, dass Shockwaves Forschungsergebnisse getürmt sind.
 

„Schon am Ende?“ Cateline hat mich eingeholt und joggt nun fast unbekümmert nehmen mir her, während ich irgendwie in einer Mischung aus Gehen und Laufen angekommen bin. Ich bekomme keine Antwort zustande. Dafür fehlt mir einfach der Atem. Als der Lehrer endlich in seine Pfeife bläst um zu signalisieren, dass die Zeit um ist, lasse ich mich einfach auf den Boden sinken. Ich habe den Eindruck, dass meine Beine gleich abfallen.

„Wenn du jemanden foltern willst, lass ihn 30 Minuten im Kreis rennen.“, kriege ich unter meinem schweren Atem gerade noch so hervor. Cateline hat sich mittlerweile auf ihren Knien abgestützt. Ich dachte mir doch, dass sie auch erschöpft ist. Der einzige Lichtblick ist wohl, dass das hier die letzte Stunde des Tages ist. Eigentlich mag ich den Donnerstag ganz gerne, fast so gerne wie Freitage. Denn da haben wir nur wenige Stunden. Nur auf den Sport könnte ich verzichten.
 

In der Umkleidekabine lassen Cateline und ich uns besonders viel Zeit um die Letzten zu sein.

„Hast du in letzter Zeit eigentlich was von Shockwave und Soundwave gehört? Ich hab die beiden schon seit einer Weile nicht mehr gesehen.“ Ich erwarte eigentlich keine Neuigkeiten von Cateline. Umso mehr überrascht mich ihre Antwort.

„Es scheint, als kommen die beiden mit den Reparaturen gut voran. Ich denke, dass alles bald wieder seinen gewohnten Gang geht.“ Ich sehe sie wohl doch etwas ungläubig an, denn sie räuspert sich kurz etwas verlegen ehe sie fortfährt.

„Na ja... Ich habe herausgefunden wie ich Shockwave Nachrichten senden kann. Wie E-Mails, weißt du. Also habe ich ihn so lange bombardiert, bis er geantwortet hat.“

„Du bist echt unglaublich.“ Mir steht ein wenig der Mund offen. Mir war schon bewusst, dass sie unheimlich gut in Computer- und Technikdingen ist. Mit sowas habe ich aber nun wirklich nicht gerechnet. Obwohl... Sie hatte es ja schließlich auch geschafft Shockwave einige Daten über die Waffe zu klauen. Eigentlich wundert es mich mehr, dass Shockwave nachgegeben hat. Ich schüttel nochmal leicht ungläubig den Kopf, lasse es aber doch lieber darauf beruhen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich die Details gar nicht wissen will. Ich entschließe mich dazu lieber ein bisschen mehr auf meine Umgebung zu achten. Jetzt, wo das Wetter Richtung Sommer wieder schöner wird, haben wir uns entschlossen zu Fuß nach Hause zu gehen. Oder besser gesagt, ich habe Cateline dazu genötigt. Spazierengehen ist auch viel angenehmer als dieses permanente im Kreis laufen.

„Ich hätte trotzdem lieber den Bus genommen.“

„Ach Cateline. So macht es doch viel mehr Spaß. Außerdem haben wir so mehr Zeit uns zu unterhalten. Immerhin kann ich vor meinen Eltern nicht davon reden.“

„Ist schon klar.“ Sie winkt mich ab, als hätte sie das nur zum Scherz gesagt. Ihren Gesichtsausdruck kann ich allerdings nicht ganz so genau deuten. Teilweise werde ich immer noch nicht so wirklich schlau aus ihr. Vermutlich macht sie das mit Absicht. Etwas genervt lasse ich es auf sich beruhen und drehe den Kopf zu Seite. Dabei streift mein Blick etwas und ich bleibe stehen. Cateline geht noch ein paar Schritte weiter, bevor sie bemerkt, dass ich nicht mehr neben ihr laufe. Ich bin vor dem Schaufenster eines Ladens stehen geblieben, der schon seit Ewigkeiten hier ist. Ich bin noch nie rein gegangen, da man hier nur altes Zeug kaufen kann, das eh niemanden interessiert. Zumindest hatte ich das bis jetzt gedacht.
 

In diesem Schaufenster sitzt ein kleines, weißes, sehr niedliches Stoffhäschen. Ich muss zugeben, dass ich schon immer eine Schwäche für süße Stofftiere hatte, von klein auf. Meine Mutter ist irgendwann wahnsinnig davon geworden. Als ich älter wurde hat diese Besessenheit etwas nachgelassen und ich habe einen großen Teil meiner Stofftiersammlung abgegeben. Dennoch zieht es mich immer mal wieder magisch an. Vor allem bei so großen Kulleraugen.

„Ist der niedlich.“ Wenn es mir innerlich nicht zu peinlich gewesen wäre, würde ich mich jetzt wohl an die Schaufensterscheibe drücken. Cateline ist mittlerweile neben mich getreten.

„Ich weiß ja nicht, was du daran findest. Du bist doch kein kleines Kind mehr.“

„Und? Ich mag solche Dinge halt.“

„Dann kauf es dir doch.“ Kurz kämpfe ich ein bisschen innerlich. Doch schließlich gewinnt das kleine Ich in mir die Oberhand. Schon beinahe aufgeregt laufe ich zur Tür. Doch leider ist der Laden gerade geschlossen.

„Das gibt es doch nicht...“

„Tja, dann musst du wohl ein anderes Mal wieder kommen.“ Ich beginn ein bisschen zu schmollen als Cateline mich da so angrinst. Ich habe wohl keine andere Wahl als mich geschlagen zu geben. So mache ich mich also zusammen mit Cateline wieder auf den Weg. Ich entschließe mich aber so bald wie möglich wieder her zu kommen.
 

Etwas enttäuscht stehe ich heute wieder vor dem Laden. Das Stofftier von gestern ist nicht mehr da. Dabei bin ich doch extra heute nach der Schule noch mal her gekommen. Der Laden hätte sogar geöffnet gehabt. Frustriert lasse ich die Schultern hängen. Sowas passiert auch immer nur mir. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als den Heimweg anzutreten. Die Sonne ist heute auch nicht zu sehen. Dichte Wolken bedecken den Himmel. Dennoch habe ich Glück und komme noch trocken nach Hause. Nur kurz danach fängt es auch schon an zu regnen. Wie so oft bin ich heute wieder allein zu Hause. Nicht, dass es mich stören würde. Seit meinem Ausflug mit den Cons zu dieser Militärbasis hat sich mein Verhältnis zu meinen Eltern nicht gerade entspannt. Sie haben mir noch immer nicht wirklich verziehen, dass ich ohne ihre Erlaubnis mit Soundwave mitgefahren bin. Ich entschließe mich dazu erst mal ein wenig den Fernseher einzuschalten. Hausaufgaben brauche ich eh erst Montag. Warum also seinen eh schon nur knapp bemessenen Nachmittag dafür verschwenden.
 

„In die Stadt?“ Cateline sieht mich gerade an, als hätte ich ihr vorgeschlagen irgendwas höchst unangenehmes zu machen.

„Ja, in die Stadt. Ich habe große Lust mal wieder ausgiebig bummeln zu gehen und heute ist eh Freitag. Wer weiß, wann wir wieder zu eingespannt sein werden.“ Dieser Gedanke war mir heute ganz spontan gekommen. Schließlich haben wir nur höchst selten so viel Freizeit wie jetzt. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis Soundwave darauf besteht uns wieder mit in Shockwaves Labor zu nehmen.

„Ich weiß nicht, ob mein Vater da zustimmen wird. Seit der Sache mit Shockwave lässt er mich nur noch höchst selten irgendwas machen. Ich muss mich immer höchst bemühen ihn dazu zu überreden. Und ob er so kurzfristig die Erlaubnis gibt...“

„Ach, stimmt ja.“ Etwas verlegen kratze ich mich am Kopf. Cateline hatte mir erzählt wie sie zur Universität gefahren waren, um etwas zu besorgen, dass die Systeme stabilisieren sollte. Und wie ihr Vater auf Shockwave reagiert hatte. In diesem Augenblick werde ich allerdings aus meinen Gedanken gerissen, als unser Klassenlehrer herein kommt. Ich beeile mich auf meinen Platz zu kommen, denn auf Ärger habe ich heute wirklich keine Lust.

„Guten Morgen, Klasse. Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, habe ich eine Ankündigung zu machen. Wie in eurem Jahrgang üblich wird bald die Klassenfahrt stattfinden.“ Ich richtige zur Abwechslung mal meine gesamte Aufmerksam nach vorne zum Lehrer. Die Klassenfahrt hatte ich über den ganzen Stress der letzten Monate völlig vergessen gehabt.

„Vergesst nicht, das Teilnahmeformular rechtzeitig wieder abzugeben. Sonst könnt ihr nicht mitfahren. Eine Liste von Dingen, die ihr für die Klassenfahrt benötigen werdet, werde ich rechtzeitig austeilen.“ Innerlich schwillt gerade ein großer Luftballon in mir an. Die Klassenfahrt ist schließlich das Ereignis schlecht hin, auf das man sich in meiner Klassenstufe das ganze Jahr über freut. Als das Formular mit dem Brief an die Eltern bei mir ankommt, sehe ich es mir gleich an... Und in diesem Moment scheint mein Luftballon seine Luft zu verlieren. Das Ziel der Klassenfahrt ist eine Ferienanlage auf dem Land. Frustriert lege ich meinen Kopf auf den Tisch. So viel Pech kann auch nur ich haben. Zumindest kann der Tag doch jetzt nicht mehr so viel schlimmer werden, oder?
 

Ziemlich lustlos habe ich mich direkt auf mein Bett fallen lassen, als ich nach Hause gekommen bin. Natürlich hatte Cateline keine Erlaubnis von ihrem Vater bekommen. Und ich hatte dann doch keinerlei Lust alleine zu fahren. Vielleicht an einem anderen Tag. Den Brief mit dem Formular habe ich auf den Küchentisch gelegt. Da werden es meine Eltern mit Sicherheit sofort sehen, wenn sie nach Hause kommen. Meine Mutter ist gerade bei einer Freundin und mein Vater muss heute noch bis Abends arbeiten. In seiner Firma steht gerade ein sehr wichtiges Projekt kurz vor dem Abschluss. Seit Soundwave nicht mehr jeden Tag hier ist, fühle ich mich irgendwie so einsam, wenn meine Eltern nicht Zuhause sind. Früher ist das nie so gewesen. Das ich bis jetzt noch nichts von ihm gehört habe, macht mich irgendwie auch ein kleines bisschen wütend. Warum weiß ich selbst nicht so genau. Eigentlich sollte ich mich doch freuen, dass ich meine Ruhe habe und das mir in letzter Zeit niemand begegnet ist, der mich umbringen will. Frustriert stehe ich wieder auf. Irgendwie ist mir auch nicht danach Zuhause zu bleiben. Sollte Soundwave das herausfinden, werde ich zwar sicher wieder Ärger von ihm bekommen, aber das ist mir gerade auch egal. Ich beschließe einen kleinen Spaziergang durch die Straßen zu machen. Wenn ich wieder Zuhause bin bevor es dunkel wird, wird schon nichts passieren.
 

Nun doch etwas ziellos laufe ich durch die verschiedenen Straßen. Ich meide mit Absicht die Hauptstraße um mal etwas anderes zu sehen. Jetzt, wo ich ein bisschen darüber nachdenke, habe ich das wirklich schon lange nicht mehr gemacht. Gerade laufe ich an einem Haus vorbei, das besonders alt aussieht, als mir etwas in einem der großen Erdgeschossfenster auffällt. Da gerade niemand in der Nähe ist, gehe ich ein bisschen näher an das Fenster heran. Ich habe mich also doch nicht verguckt. Dort auf der Fensterbank sitzt das kleine, weiße Stoffhäschen, dass leider aus dem Laden verschwunden war. Ich bin mir ganz sicher, dass es das gleiche ist. Also ist mir derjenige zuvor gekommen, der hier wohnt. Ich hätte nicht gedacht, dass sich meine Laune so schnell wieder verschlechtern kann. Ich lasse ein wenig den Kopf hängen, als ich weiter gehe. Nach dieser Sache mache ich mich nun doch lieber wieder auf den Heimweg. Manchmal scheint an einem einzigen Tag wirklich alles schief zu laufen. Ich biege gerade um die nächste Ecke, als ich abrupt stehen bleibe. Etwas ungläubig reibe ich mir die Augen, doch es bringt nichts. Ich drehe mich in alle Richtungen, aber außer mir ist gerade niemand in der Nähe unterwegs. Also richte ich meinen Blick wieder auf den Tisch, welcher im Garten im Haus gegenüber auf der anderen Straßenseite steht. Da auf dem Tisch... Sitzt das kleine, weiße Stoffhäschen.



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