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Silver Moon

Ein Vampir in Mittelerde
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So... Nach längerer Zeit gebts jetzt auch mal weiter :)
Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat Komplett anzeigen

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Die Reise in eine andere Welt

Die Sterne standen am Himmel und der silberne Vollmond erleuchtete die Nacht. Bäume erstreckten sich vor mir. Viele Bäume. Ich rannte. Meinen Blick nach vorne gerichtet. Das rauschen des Blutes in den Adern meiner Beute dröhnte in meinem Kopf. Meine Instinkte leiteten mich. Die Stimme in meinem Kopf leitete mich. Ich würde mich nicht verlaufen. Wenn ich auf der Jagd war konnte ich mich nicht verirren.

Ich rannte grade durch einen Busch, als ich es entdeckte. Ein Reh. Die Ader in seinem Hals pulsierte, während es rannte. Es merkte, dass es verfolgt wurde. Aber das war mir nur recht. Es machte sowieso mehr Spaß, wenn meine Beute vor mir weg lief. Das kann sich jetzt brutal anhören, aber für jemanden wie mich, war es normal. Es war normal für ein Wesen der Nacht. Für einen Vampir.

Ich wurde angezogen. Sein Blut zog mich an. Bei jeder seiner Bewegungen sah ich, wie sich die Muskeln unter seiner Haut zusammenzogen und ausdehnten. Es drängte mich zu ihm. Doch ich musste mich noch gedulden. Bald würde es stehen bleiben und dann kam meine Chance.

Wir kamen auf einer Lichtung an. Der Mond strahlte diese Nacht unwahrscheinlich hell. Ich hatte mich schon gefragt, wann das Reh endlich stehen blieb und genau das tat es jetzt. Das Tier stand seelenruhig dort und graste. Es hatte sich wahrscheinlich schon an meine Anwesenheit gewöhnt. Ein Fehler seinerseits.

Ich saß hinter einem Baumstamm, auf einem höher liegendem Felsen und wartete auf den richtigen Augenblick. Es vergingen Minuten, doch es kam mir vor wie Stunden. Der Drang nach seinem Lebenssaft war unerträglich. Jetzt! Ich sprang von dem Fels und landete geschmeidig und ohne einen Ton von mir zu geben im hohen Gras. Das Reh sah erschrocken auf, doch als es nichts entdeckte, graste es weiter. Es ist so gut wie verloren, dachte ich mir mit einem bösen Lächeln auf den Lippen, doch es verschwand sofort wieder. Ich zeigte nur sehr selten Emotionen. Man könnte das als Nachteil betrachten, doch für mich war es ein Vorteil. So konnte mich niemand ausnutzen und verletzten.

Diese Situation war zu ernst um zu lächeln. Ich setzte zum Sprung an. Die Luft zischte an mir vorbei, als ich mich abstieß. Der Sprung war leise und ging sehr weit. Übermenschlich weit. Doch für einen Vampir war diese Entfernung normal.

Ich landete auf dem Tier und stieß es auf die Seite. Es werte sich ziemlich, doch das war mir im Moment egal. Ich machte kurzen Prozess. Ich wollte nicht, dass es leidet und haute meine Zähne direkt in seine Halsschlagader. Sein Blut floss mir den Hals hinunter und erfüllte mich mit Freude, was mich jedes mal, in den 700 Jahren meines Daseins, beängstigte. Sein Puls wurde immer langsamer und ich löste mich erst, als er völlig verstummt war.

„Es tut mir leid.“, flüsterte ich und ging weg. Es tat mir weh das Reh einfach so da liegen zu lassen, doch es weiter zu betrachten bereitete mir noch größere Schmerzen.
 

Die Sonne würde in ein paar Stunden aufgehen und ich hatte mir vorgenommen einen kleinen Sparziergang zu machen. Die Luft roch nach Blumen und erfüllte mich mit Freude. Ich liebte es im Wald zu sein. In der Freiheit.

In meiner Nähe plätscherte ein Wasserfall und ich beschloss mich dort hin zu begeben. Es war nicht weit bis dort hin und es gefiel mir wirklich sehr gut. Das Mondlicht wurde vom Wasser reflektiert und gab allem einen geheimnisvollen Schimmer. Sein Rauschen beruhigte mich. Es gab mir das Gefühl nicht allein zu sein.

Zwei Stunden saß ich dort und starrte in das Wasser. Ich dachte an mein Leben, mein bisheriges, endloses Leben. An die Menschen die ich in meinen ersten Jahren als Vampir getötet hatte. An das Leiden, welches ich in ihren Augen gesehen hatte. An mein eigenes Leiden, wenn ich einen leblosen, blutleeren Körper auf den Boden fallen ließ. Aber auch an meine Vampirfamilie, meinen Clan, den Moon-Clan, den ich aus bestimmten Gründen verlassen hatte.

An das Leuchten, welches vor mir aufgetaucht war. Moment, welches Leuchten?!

Erschrocken sprang ich auf. Wo kam das den jetzt her? Oder viel mehr, was ist das? Steh ich etwa schon mit einem Bein im Jenseits? Lange genug gelebt hatte ich ja. Also war das jetzt mein Ende. Das Ende der Silver Moon, des Mondkindes. Naja, jedenfalls würde es mit mir friedlich enden.

Lange dachte ich nicht nach und ging auf das Licht zu. In dieser Welt würde mir Nichts fehlen.

Bevor ich vollkommen in das Licht trat, drehte ich mich noch einmal um und sagte in die Leere: „Auf wiedersehen, Welt. War schön deine Bekanntschaft gemacht zu haben.“ Mit einem wirklichem Lächeln trat ich die Reise in meinen Tod an.

Neue Bekanntschaften

Mittelerde, Auenland
 

Die Sonne schien, wie so oft und lies das Auenland in fröhlichen Farben leuchten. Gandalf, der Graue zog durch das Land und wenn er an einem Haus vorbei kam, liefen die Kinder nach Draußen und baten sehnlichst um eins seiner wohlbekannten Feuerwerke. Für Gandalf war es immer eine Freude und tat den Hobbitkindern den Gefallen.

Im Moment fuhr er an dem Wald im Westviertel vorbei und sang so vor sich hin, als plötzlich ein Hobbit neben ihm auf einer grasbedeckten Anhöhe auftauchte. „Du kommst recht spät.“, meinte dieser. Gandalf hielt das Pony, welches seinen Wagen zog, an und sah den kleinen Kerl mit den Hosenträgern an. „Ein Zauberer kommt nie zu spät, Frodo Beutlin.“, sagte Gandalf mit ernster Mine. „Eben so wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.“ Es herrschte Stille. Gandalf und Frodo starrten sich eindringlich in die Augen, bis sie plötzlich herzlich anfingen zu lachen. „Was für eine Freude dich zu sehen, Gandalf.“, rief Frodo und warf sich dem mindestens zweimal so großen Zauberer in die Arme. Sie lösten sich von einander und Gandalf nuschelte mit der Pfeife im Mund: „Ich hätte doch niemals Onkel Bilbos Geburtstag vergessen.“

Frodo setze sich und sie fuhren weiter. „Sag, was tut sich draußen in der Welt. Du musst mir alles erzählen.“, meinte Frodo. „Was? Alles? Du bist viel zu neugierig für einen Hobbit. Höchst ungewöhnlich!“, erwiderte Gandalf. Frodo grinste ihn an, doch er wandte sich von ihm ab und sah in den Wald. Dort war doch etwas!
 

-Frodo-
 

Dort ist etwas. Aber was? Sieht aus wie … ein Licht? Ich muss da jetzt hin. Schnell sprang ich von dem polternden Wagen und lief in den Wald. Ich hörte wie Gandalf anhielt und meinen Namen rief.

Ich schob einen Ast zur Seite und sah etwas, das ich nicht erwartet hatte.

Auf dem Boden lag eine junge Frau. Nicht älter als 20. Ihre schwarzen Haare umspielten ihre blasse Haut. Sie war ohnmächtig. Vielleicht war sie eine Elbe?

Ich ging langsam auf sie zu und strich ihre Haare hinter das Ohr. Nein, sie war keiner, aber ihre Haut war makellos und schon sehr blass.

Gandalf hatte mich endlich eingeholt und stand nun hinter mir. Wir fingen an sie zu mustern. Ihre schwarzen Haare war hüftlang und umspielte ihre hohen Wangenknochen. Sie trug eigenwillige Kleidung.

Eine schwarze enganliegende Hose, wie ich sie noch nie bei einer Frau gesehen hatte, ein ebenfalls schwarzes Oberteil ohne Ärmeln und darüber ein etwas weiteres schwarzes Seidenoberteil mit breiten Ärmeln. Ihr Schuhwerk sah merkwürdig aus. Sie waren ebenfalls schwarz, doch an der Spitze war sie weiß und aus einem seltsamen Stoff. Er war sowohl hart, als auch weich. Sehr merkwürdig. Sie trug sehr viel schwarz. Anscheinend wollte sie nicht auffallen. Aber warum?

An einem Ringfinger trug sie einen Ring mit einem dunkelblauen Stein, es war wohl ein Lapislazuli. Neben ihr lag ein Bündel aus schwarzem Stoff. Es sah aus wie eine Tasche.

Mehrere Minuten des Schweigens vergingen. Die junge Frau fing plötzlich an zu blinzeln und schließlich öffnete sie die stechend eisblauen Augen vollkommen.
 

-Silver-
 

„Bin ich tot?“, fragte ich die zwei Fremden. Der Kleine mit den großen Füßen sah mich besorgt an und der ältere Mann mit dem grauen Bart fing an zu lächeln. „Nun, wenn ihr tot wäret, dann müsste ich auch tot sein und nach meinem Wissen bin ich das nicht.“ Er lächelte und ich fand ihn schon jetzt nett, auch wenn ich noch nicht mal seinen Namen kannte.

„Wenn ich nicht tot bin, wo bin ich dann?“, fragte ich mit einem verwirrten Unterton in der Stimme. „Nun, ihr seid in Mittelerde, des dritten Zeitalters.“ Aha, das half mir jetzt, aber irgendwie nicht weiter. Wo, um alles in der Welt, liegt Mittelerde? War ich überhaupt noch in meiner Welt. Nein, definitiv nicht.

„Ach, wo sind meine Manieren? Ich bin Gandalf, der Graue.“ Gandalf machte eine kurze Pause und wandte sich seinem kleinen Begleiter zu. „Möchtest du dich nicht auch vorstellen?“

Der Kleine schien grade in Gedanken zu sein, als er von Gandalf in die reale Welt zurückgeholt wurde. „Ähm... ja, verzeiht. Ich bin Frodo Beutlin.“, sagte er und lächelte mich freundlich an. Gandalf schien zufrieden, doch eine Frage hatte er noch: „Dürften wir auch euren Namen erfahren?“ Oh, man bin ich unhöflich. Und dabei hatte man mir immer als Kind eingetrichtert, ich solle aufmerksam sein. „Oh, natürlich. Mein Name ist Silver. Silver Moon. Aber bitte nennt mich einfach nur Silver und ...“ Gandalf und Frodo sahen mich erwartungsvoll an. „Ja?“

„Falls es euch nichts ausmacht... können wir das mit dem Euch sein lassen? Ich komme mir dann so komisch vor. “, sagte ich und schenkte ihnen mein schönstes Lächeln.

„Ich denke, dass wäre eine gute Idee.“, meinte Frodo und lächelte zurück. Gandalf nickte.

Ein paar Minuten später hatte ich mich aufgerappelt, mir meine Tasche umgelegt und wurde von Gandalf und Frodo mitgenommen. Das Auenland war erstaunlich schön. Seine Flüsse, seine Felder, einfach alles. Es war extrem idyllisch hier. Es erinnerte mich sehr an die ersten Jahre als Vampir. An die Jahre vor der Verwandelung, konnte ich mich nicht mehr erinnern.

Es war hier wunderschön und die kleinen Hobbits waren wirklich entzückend. Wenn wir an den „Haushöhlen“ vorbei fuhren, sprangen die Kindern hinter uns auf den Weg und riefen immer wieder: „Gandalf! Gandalf!“ und verlangten nach einem Feuerwerk, welches der Zauberer ihnen auch mit Freude gewehrte. Hier, im Auenland konnte man es sich gefallen lassen, doch das Einzige was mich störte war diese grelle Sonne, die mir direkt ins Gesicht schien. Ihre Strahlen fühlten sich wie tausende, kleine Nadelstiche auf meiner Haut an. Zu Staub zerfallen würde ich allerdings nicht, denn daran war dieser Lapislazuli-Ring an meiner rechten Hand schuld. Er schützte mich vor der Sonne und wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich schon lange ein Häufchen Asche.
 

Frodo hatte mich zu dem Geburtstag seines Onkels eingeladen und ich hatte dankend angenommen. Gandalf und Frodo waren wirklich ziemlich nett zu mir und ich sah sie bereits jetzt als Freunde an, obwohl ich sie erst seit kurzem kannte. Das lag wahrscheinlich daran, dass es meine Gabe und gleichzeitig mein Fluch war, die Persönlichkeit anderer Personen zu erkennen und Gandalf, als auch Frodo, hatten eine freundliche, liebenswürdige Art.

Der Weg führte uns durch Täler und über kleine Hügel. Die Räder des Wagens ratterten, während wir über die steinige Straße fuhren. Ich sah mich ein bisschen um und fragte Frodo über Mittelerde aus, doch leider konnte der Hobbit mir nicht alle Fragen beantworten, denn er war selber, bisher noch nie außerhalb vom Auenland gewesen war und Gandalf fragte ich erst garnicht, da er mir wahrscheinlich unglaublich viel erzählt hätte. Wenn diese Geschichte hier länger dauern wird, werde ich mich mal in Mittelerde umsehen, nahm ich mir vor. Frodo rieß mich aus meinen Gedanken. „Wo kommst du eigentlich her, Silver?“, sagte er und sah mich erwartungsvoll an. „Ich komme aus England.“ Er sah mich fragend und etwas verwirrt an und Gandalf neben ihm musste schmunzelt. „W-wo liegt den England? Ich hab noch nie von einem solchen Land gehört.“, meinte der Hobbit. Ein Lächeln saß mir im Mundwinkel. „Frodo! England liegt in der Welt, aus der ich komme. Hier in Mittelerde gibt es dieses Land nicht.“ Langsam schien er zu kapieren und lächelte dankend für diese Erklärung, doch eine Frage schien ihn noch zu bekümmern. „Aber wie... wie seit ihr... ähm, bist du hier hin gekommen? Also, nach Mittelerde?“, fragte er. Ich sah ihn nur entschuldigend an, denn die Antwort auf diese Frage wüsste ich selbst gern. „Tut mir leid, aber darauf weiß ich keine Antwort.“

Wir waren nun in Hobbingen angekommen und Gandalf fuhr einen Berg hinauf. Plötzlich stand Frodo auf und schwang sich von dem Wagen. Er lächelte zum Abschied und sagte: „Gandalf, ich freu mich, dass du wieder da bist und Silver, ich hoffe es gefällt dir hier, im Auenland.“ Ich lächelte ihn an und bedankte mich, während Gandalf weiter fuhr. Frodo winkte noch einmal und verschwand hinter einem Baum.

Wir fuhren einen Berg hinauf und unterhielten uns über dies und jenes. Gandalf war mir wie der Vater den ich nie hatte, auch wenn er mein Großvater sein könnte.

An meinen richtigen Vater und meine Familie konnte ich mich nicht mehr erinnern. Sylvain, der Mann den ich hasste, der Vampir, mein „Schöpfer“, hatte behauptet mein Vater hätte mich nach meinem 17 Lebensjahr an den König verkauft, weil er lieber einen Sohn gehabt hätte und meine Mutter mich gehasst hat. Ich glaubte ihm und sah als neuen Vater an, doch nach einiger Zeit erkannte ich, dass er ein riesengroßes Arschloch war. Er ermordete Menschen zum Spaß und zur reinen Belustigung. Ich hätte damals nie geglaubt, dass es solche Menschen gibt, aber leider wahr es so. Ich war nicht wirklich glücklich darüber, konnte aber nichts daran ändern, bis jener Tag kam.
 

Lange dachte ich noch darüber nach und merkte erst spät, dass der Wagen gehalten hatte. Gandalf war bereits heruntergestiegen und hielt mir eine Hand hin. Ich war noch etwas verwirrt und sah diese fragend an, doch nach kurzer Zeit realisiere ich, dass er mir von dem Wagen helfen wollte. Eigentlich hätte ich das auch allein geschafft, aber da ich ja erzogen wurde, nahm ich seine Geste dankend an.

Ich ging hinter ihm her durch ein kleines Tor, an dem ein Schild hing. Zutritt für Unbefugte verboten, stand drauf. Da war wohl jemand ziemlich gestresst.

Ich ging hinter Gandalf eine gras-bewachsene Treppe hoch und blieben vor einer Haushöhle mit einer runden, grün-angestrichenen Tür stehen. Gandalf klopfte an und wartete. Als er sich umdrehte, meinte er: „Du wirst Bilbo mögen. Er ist ein wirklich guter Freund.“ Er lächelte mich aufmunternd an und ich lächelte zurück. Ich lächelte wirklich viel, seit ich im Auenland war. Wahrscheinlich lag das an der Atmosphäre die mich umgab. Trotzdem war es mir hier zu warm.

Plötzlich hörte man von drinnen eine Stimme. „Nein, danke! Wir brauchen keine weiteren Besucher, Gratulanten oder ´entfernte Verwandte´!“, meinte jemand entnervt. Gandalf fing an zu schmunzeln und sagte: „Und was ist mit sehr alten Freunden?“ Ich hörte Schritte von drinnen, die Gandalf sicher nicht hörte. Die Schritte kamen näher und die Tür wurde geöffnet. Zum Vorschein kam ein Hobbit in roter Weste, die wirklich sehr schön aussah. Seine Haare waren schon etwas gräulich, aber er sah wirklich nett aus. Er hatte etwas großväterliches, aber Gandalf ja auch.

Er schien sehr erfreut zu sein Gandalf zu sehen. Sie schienen wohl wirklich gute Freunde zu sein.“Gandalf?“, meinte der Hobbit ungläubig. „Bilbo Beutlin!“,sagte der Zauberer. Plötzlich fing der Hobbit an zu lachen und schloss seinen Freund in die Arm. Es sah schon sehr lustig aus, den Gandalf war mindesten zweimal so groß wie Bilbo.

„Mein lieber Gandalf!“ „Schön dich zu sehen.“ Bilbo schien vor Freude garnicht mehr aufhören können zu lachen. „111 Jahre alt. Ist das zu glauben?“, meinte Gandalf plötzlich und löste sich aus seiner Umarmung. Was? Wie alt war er geworden? 111 Jahre? Für sein Alter hatte er sich, aber ziemlich gut gehalten. Das war schon merkwürdig! Vielleicht war er auch ein... Nein, sein Herz schlug. Naja, er hatte sich wohl sein Leben lang sehr gesund ernährt und Sport getrieben, was man ihm nicht unbedingt ansah...

Gandalf sprach weiter: „Du bist um keinen Tag gealtert.“ Sehr merkwürdig, oder nicht? Beide fingen an zu lachen. Und erst jetzt fiel ich ihm auf. Er sah mich überrascht an und ich lächelte. „Meister Beutlin!“, sagte ich und machte einen Knicks. Ja, ich wurde erzogen! Bilbo sah immer noch etwas verwirrt aus, machte aber eine leichte Verbeugung. Gandalf schien Bilbos Gesichtsausdruck zu amüsieren, wollte den Hobbit aber nicht zu lange auf die Folter spannen. „Das, mein lieber Freund, ist Silver Moon. Frodo und ich haben sie gefunden. Am besten wir gehen rein, um uns weiter zu unterhalten.“, meinte der Grauhaarige. Bilbo schien, dass genug zu sein und fing an zu lächeln. Mann, er war wirklich freundlich! Aber, dass hatte meine Gabe mir schon verraten.

„Kommt, kommt rein!“ Er lächelte und lief schon zur Höhle vor. Gandalf sah mich kurz lächelnd an und ging hinter seinem Freund her. „Willkommen, Willkommen!“, rief Bilbo als wir eintraten. Die Höhle war wirklich sehr gemütlich eingerichtet. So hätte ich mir niemals eine Höhle vorgestellt. Sie war sehr offen und in alle Ecken kam Licht. Vielleicht etwas klein für einen normal großen Menschen, aber sie war ja schließlich für einen Hobbit gebaut.

Gandalf hatte seinen Hut abgenommen und Bilbo verschloss die Tür, dann nahm er den Hut und den Stab Gandalf ab und lief damit irgendwo hin. Man hörte seine Stimme rufen: „Tee? Vielleicht doch etwas Stärkeres. Ich hab noch ein paar Flaschen “Alter Wigert“ übrig. 1296. Sehr guter Jahrgang. Fast so alt wie ich selber bin.“

Inzwischen hatte er die Sachen abgelegt und lief nun in der Höhle herum, doch er sprach weiter. „Den hat noch mein Vater gekeltert. Was meinst du? Machen wir eine auf?“ Ich kannte Bilbo zwar erst seit ein paar Minuten, aber ich mochte ihn schon sehr. Er war sehr offen und das mochte ich an ihm und auch wenn er mich nicht wirklich kannte schien er mir zu vertrauen und darüber war ich sehr dankbar, denn dieses Gefühl musste ich lange missen.

Geheimnisse unter Freunden

„Nur Tee, vielen Dank!“, meinte Gandalf. „Und sie, Miss Moon?“, rief Bilbo mir aus der Küche, so nahm ich an, zu. „Für mich nichts, vielen Dank!“ Ich trank und aß keine menschliche Nahrung, aber trotzdem war es sehr nett, dass er gefragt hatte. „Übrigens könnt ihr mich ruhig duzen und “Miss Moon“ müsst ihr mich auch nicht nennen. Sagt einfach Silver.“, fügte ich hinzu. „So sei es, aber nur wenn du mich Bilbo nennst und mich ebenfalls duzt, meine Liebe!“ Und mit einem Lachen zeigte ich ihm, dass ich ihm zustimmte.

Gandalf ging grade ein paar Schritte zurück und stieß mit dem Kopf gegen den Kronleuchter, was mich zum Schmunzeln brachte. Er fing den baumelnden Leuchter auf und wollte in den nächsten Raum gehen, doch schon stieß er gegen ein Holzbrett über der Tür und rieb sich die schmerzende Stirn. Ich musste anfangen zu kichern, bekam es aber hin mich wieder zusammenzureißen und ging ihm hinterher.

Wir standen in einem Wohnzimmer. Es war etwas unordentlich, aber das machte es gemütlich.Überall lagen Bücher rum. Die Decke war leicht gewölbt und ein Teppich lag auf dem Boden. In einem Kamin knisterte ein Feuer. Unter einem Fenster stand ein Tisch aus hellem Holz mit den dazu passenden Stühlen. Auf ihm wurde uns ein kleines Chaos aus Büchern, Karten und Blättern präsentiert. Auf der anderen Seite des Raumes war ein runder Türbogen, durch den wir Bilbo in der Küche rumrennen sahen. Er suchte wohl immer noch etwas zu essen.

„Ich hatte dich letzte Woche erwartet.“, rief er Gandalf zu. „Aber du kommst ja sowieso, wie es dir passt. So ist es und so wird es auch bleiben.“ Man hörte Geräusche aus der Küche, bei denen ich Angst um die Einrichtung hatte. „Ich bin etwas unvorbereitet. Ich hab nur kaltes Hühnchen und Essiggurken da.“, meinte er. „Ahh! Da ist ja noch ein bisschen Käse!“, rief er, doch dann war er nicht mehr so begeistert: „Nein, der ist nicht mehr gut.“, was ihn aber nicht lange kümmerte. „Wir haben aber noch Himbeermarmelade und einen Apfelkuchen. Aber nicht viel zum Nachtisch.“ Langsam frag ich mich ehrlich wie viel Hobbits am Tag essen. Gandalf schien Bilbo nur mit halbem Ohr zuzuhören und sah sich eine Karte an, die auf dem Tisch lag. Ich hatte mir nie viel aus Karten gemacht und erkannte deshalb auch nur irgendeinen Berg.

Aus der Küche drang immer noch Bilbos Stimme. Er schien sich zu freuen. „Oh nein! Wir sind gerettet. Ich habe grade einen Biskuitkuchen entdeckt.“ Jetzt musste ich einfach anfangen zu kichern. Bilbo schien sich wirklich sehr über den Besuch zu freuen und man musste kein Vampir sein um das zu erkennen.

Gandalf sah sich immer noch die Karte an und ich hätte nur zu gern gewusst was an dem Berg so interessant war. Naja, jedenfalls kam Bilbo auch in das Wohnzimmer und schien immer noch an seinem Essen interessiert zu sein. Ich lächelte ihn nur freundlich an. „Ich könnte dir auch ein paar Eier braten. Wen... Oh! Gandalf?“ Er sah sich fragend um, doch alles was er fand war ich. Gandalf war verschwunden. Ich sah ihn nur entschuldigend an, denn ich wusste selber nicht wo er jetzt war. Tja, halt ein Zauberer. Irgendwie wundert mich da garnichts mehr.

Doch da! Ich hörte einen dritten Atem. (Ich atmete nur zur Tarnung, um nicht aufzufallen)

Gandalf tauchte plötzlich hinter Bilbo auf und ließ ihn zusammenzucken, als er sagte: „Nur Tee, vielen Dank.“ Die Zwei waren schon lustige Freunde. „Oh, natürlich.“, sagte er etwas überrascht. „Es stört euch doch nicht, wenn ich was esse, oder?“ Er hatte sich schon etwas Brot in den Mund geschoben, während er das sagte. „Nein, ganz und gar nicht“, meinte Gandalf und als sich Bilbo mir zu wandte, sagte ich nur: „Nein, iss nur!“ und ging zu Gandalf in die Küche, wo ich mich auf einen etwas zu kleinen Stuhl setzte.

Plötzlich hämmerte jemand an die Tür. Bilbo ging sofort in Deckung. Von draußen hörte man eine Frau Bilbos Namen rufen. „Bilbo! Bilbo Beutlin!“ „Ich tu so als ob ich nicht zu Hause bin!“, flüsterte er, obwohl ich wusste das die Person, die schon wieder ihre Fäuste gegen das Holz der Haustür schlug, ihn auch so nicht gehört hätte. Ganz normale Reaktion von Sterblichen. „Ich muss weg von dieser Verwandtschaft, die sich gegenseitig die Klinke in die Hand drückt und mir keine Ruhe lässt.“ Er lief kurz zu einem Fenster und sprach weiter: „Ich will wieder Berge sehen, Berge, Gandalf! Und mir dann irgendwo ein stilles Plätzchen suchen, wo ich mein Buch fertig schreiben kann.“ Er sah wirklich bekümmert aus, doch dann fiel ihm wieder etwas ein. „Oh, der Tee!“ „Dann hast du also vor deinen Plan durchzuführen?“, fragte Gandalf. „Ja, ja! Alles ist bereit. Sämtliche Vorkehrungen sind getroffen.“, rieft er, während er mit dem zu heißen Wasser hantierte. Es sah wirklich zu niedlich aus, wie er so die Hände um den Griff der Kanne geschlungen hatte, aber ich wollte ihm helfen. So stand ich auf und machte ihm mit einer Handbewegung und einem Lächeln bewusst, dass ich es ihm abnehmen wollte. Er lächelte mich dankend an und gab mir die Kanne, welche ich mit einer Hand annahm. Ich spürte zwar Wärme, aber es war nur so als würde ich dicht an der Heizung stehen und schwer war sie auch nicht. Der Hobbit sah mich etwas erstaunt an, da ich wohl nichts zu spüren schien. Ich ging mit dem heißen Wasser zum Tisch und füllte es in die Teekanne.

Ich setzte mich und wir unterhielten uns ein bisschen, während ich mich fragte, welchen Plan Bilbo wohl in die Tat um setzen wollte. Und so verging die Zeit bis es dazu kam, dass Gandalf und Bilbo damit anfingen mir Fragen über mein Leben zu stellen. Ich hatte Bilbo schon erzählt, was ich Gandalf und Frodo erzählt hatte. Doch das war lange nicht alles. Nach langem Überlegen hatte ich beschlossen ihnen alles zu erzählen.

Der Zauberer und er Hobbit sahen mich erwartungsvoll an und so fing ich an zu sprechen: „Bevor ich anfange zu erzählen, müsst ihr mir versprechen keine Angst vor mir zu haben.“ Sie sahen ziemlich verwirrt aus. „Wieso sollten wir Angst vor dir haben?“, fragte Bilbo etwas ängstlich und auch verwirrt. „Versprecht es mir einfach!“ „Ok, ich verspreche es.“, meinte der Hobbit. Ich sah zu Gandalf, der nickte.

„Also da ihr es versprochen habt, werde ich es euch sagen.“ Ich machte eine kurze Pause, denn ich wusste nicht wie ich es sagen sollte. „Nun, ich...bin nicht menschlich. Ich bin ein Vampir.“, sagte ich mit etwas Bedauern in der Stimme und einer Pause zwischen den zwei Sätzen. Noch eine Pause trat ein und ich sah, dass meine Zuhörer etwas geschockt waren. Das hatten sie wohl nicht erwartet. „Ich bin unsterblich, seit 1313. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich bin 700 Jahre alt.“ Ich sah die Beiden erwartungsvoll an und wollte wissen was sie dazu sagen. Gandalf schien angestrengt nachzudenken und Bilbo wusste das alles erst mal verkraften. Nach ein paar Minuten hatte er seine Stimme wiedergefunden: „Aber wie ist es dazu gekommen?“ Ich atmete kurz beruhigend ein und aus und erzählte meine Geschichte. Und damit meine ich, die ganze Geschichte. Alles was man in einem Leben erleben konnte, war Inhalt meines Lebens geworden und es gibt nicht nur gute Dinge in dieser Welt. Ich erzählte ihnen von der Hitze, der Kälte, dem Schmerz, dem Hass, dem Tod. All diese grauenvollen Dinge und ich erzählte es ihnen. Ich schüttete ihnen einfach mein Herz aus. Ihnen, die ich erst seit ein paar Stunden kannte. Einmal hatte ich während meiner Erzählung gelacht, doch dieses Lachen war sofort erloschen, als ich weiter erzählte. Ich hätte bei manchen Stellen sogar geweint, wenn es für jemanden wie mich so einfach wäre, seine Gefühle zu zeigen.

Klar, ich lächelte und lachte, aber das war alles nur eine Maske. Ich tat es aus Nettigkeit.

Unter dieser Maske kam Schmerz zum Vorschein. Schmerz und Leiden.

Zwischen durch sah ich kurz auf und sah in die Gesichter meiner Zuhörer. Ich hätte eigentlich erwartet, dass sie mir vorwurfsvolle, enttäuschte und vor allem ängstliche Blicke zuwarfen. Doch dem war nicht so. Ihre Blicke waren warm und überhaupt nicht kalt. Niemals hätte ich geglaubt, mich würde jemand so ansehen, wenn er wüsste was ich bin und was ich getan hatte. Sie waren vom Anfang an nett zu mir gewesen und ich kann, selbst jetzt nicht beschreiben wie sich das für mich anfühlte. Es war einfach nur schön zu wissen, dass es jemanden gab, der einen so nimmt wie er ist.

Als ich endete, sah ich sie hoffnungsvoll an und wartete auf ihre Reaktion. Doch sie reagierten völlig anders, als Andere. Gandalf lächelte und Bilbo sah mich mitfühlend an. „Es ist schön, dass du uns so sehr vertraust, dass du uns die Wahrheit erzählst.“, sagte Gandalf. Ich war ein bisschen verwirrt. „Habt ihr den keine Angst vor mir, so wie die Anderen?“ „Nein, wir haben keine Angst vor dir. Wir empfinden Respekt dir und deinem Leben gegenüber. Du kannst ja nichts dafür.“, meinte Bilbo und Gandalf lächelte und nickte gleichzeitig zustimmend. Und nun fing ich auch an zu lächeln, aber das war keine Maske. Es war ein echtes Lächeln. Das Erste seit mehreren Jahrhunderten. Die Beiden hatten es wirklich geschafft. Ein Zauberer und ein Hobbit. Am liebsten hätte ich jetzt angefangen vor Freude zu weinen.

Doch mir fiel plötzlich etwas ein, worum ich sie noch bitten musste. „Ihr seid die ersten, denen ich das erzähle und ich möchte euch bitten es keinem weiter zu sagen. Versteht ihr das?“ Die Beiden nickten zustimmend. „Das verstehen wir vollkommen!“

„Und, wie ist das Leben so als Unsterbliche?“, fragte Bilbo plötzlich. Ich sah zu ihm und erzählte: „Nun, wie soll ich sagen. Man erlebt und sieht Viel, aber im Endeffekt ist es mein Leben wie jedes andere. Vielleicht sogar etwas langweiliger.“ Der Hobbit sah mich verwirrt an. „Aber, das verstehe ich nicht. Man hat doch die Unendlichkeit Zeit um alles zu erforschen.“ „Genau das ist es, man weiß, dass es niemals enden wird. Wo bleibt da die Spannung und der Drang, überhaupt etwas herausfinden? Alles kann auf morgen verschoben werden. Man sollte sein Leben schätzen und wenn es nicht endet hat man nichts was man schätzen kann.“, sagte ich bedauernd. Bilbo hatte verstanden und meinte. „Es stimmt also doch. Mit dem Alter, kommt die Weisheit.“ Er lächelte mir zu und ich bedankte mich herzlich für dieses Kompliment. Diese Hobbits waren wirklich herzallerliebst.

Auf der Jagd

Wir Drei unterhielten uns noch ein wenig und nach ungefähr zwei Stunden hatte ich beschlossen etwas spazieren zu gehen. Ich wollte mir die Landschaft etwas anschauen, bis das Fest begann, zu dem mich auch Bilbo eingeladen hatte.

Wenn ich an Häusern vorbei ging, starrten die Hobbits mir hinterher und ich musste leicht grinsen. Sie schienen ihren Augen wohl nicht zu trauen, dass sie mal jemand im Auenland sehen würden, der kein Hobbit war.

Ich lief über ein Brücke, die über einen kleinen Fluss führte. Das Sonnenlicht wurde vom kristallklarem Wasser reflektiert und ließ es geheimnisvoll glitzern. Es war unglaublich schön, aber diese helle Scheibe am Himmel nervte mich. Sie hinterließ ein unangenehmes Brennen auf meiner Haut.

Mein Weg führte mich in den Wald. Er lag etwas abgelegen, aber das war gut um nicht erwischt zu werden. Ich hatte beschlossen auf die Jagd zu gehen. Auch wenn ich das vor kurzem erst war, wollte ich heute Abend niemanden anfallen. Es würden sicher sehr viele Leute kommen, denn Bilbo war im Auenland sozusagen ein Berühmtheit. Aber das war nicht der einzige Grund. Die Reise hier her hatte mich ziemlich geschwächt.

Ich ging zu einem kleinen Teich, der in der Mitte des Waldes lag. Meine schwarzen Converse und meine, bislang sehr unbeachtete, Tasche versteckte ich in einem Busch, da ich keine Lust darauf hatte, dass jemand sie mitnahm. Zwar hätte ich denjenigen sehr schnell gefunden und ihm meine Tasche abgenommen, aber ich hatte im Moment wirklich überhaupt keine Lust dazu.

Ich sah mich ein wenig an dem Gewässer um und atmete tief die frische Luft ein. Der Geruch von Blumen, Bäumen und Wasser stieg mir in die Nase. Danach richtete ich meine Sinne auf Beute und stieß auf den süßen Geruch tierischen Blutes. Zwei Kaninchen. Ungefähr eineinhalb Kilometer von hier entfernt. Sie saßen auf einer Wiese und genossen die Sonne unter der sie lagen.

Ich schloss die Augen und entspannte mich. Meine Gehör konzentrierte ich auf das fließende Blut in den beiden Tieren und so hatte ich nur noch einen Gedanken.

Hunger!

Ein Kribbeln kam in mir auf und breitete sich in meinem Körper aus. Es war nicht unangenehm, aber trotzdem etwas erschreckend, bei dem Gedanken jemandem gleich das Leben zu nehmen. Meine Zähne waren nun scharf, spitz und alles durchdringend. Sie ragten aus meinem Mund wie zwei Dolche. Um meine Augen hatte sich ein schwarzer Rand gebildet. Das Tattoo auf meinem rechten Arm fing an zu leuchten. Es zeigte einen schwarzen Halbmond und darüber Flügel. Die Flügel eines Engels, hatte Sylvain gesagt. Du bist frei wie ein Engel. Ja ne ist klar und dann hältst du mich in diesem Haus fest, oder wie? Unter Freiheit stell ich mir was anderes vor, Sylvain. Aber egal, über die Toten soll man nicht schlecht reden.

Alle Mitglieder meines Clans hatten ein Mond-Tattoo. Doch alle hatten ein anderes Bild über diesem.

Audra war ebenfalls ein Vampir und meine beste Freundin gewesen. Sie war sehr musikalisch gewesen und hat jede freie Minute vor dem Klavier gesessen. Sie hatte eine Note über ihrem Mond.

Ich werde sie nie wieder spielen hören. Und plötzlich brachen alle Erinnerungen auf mich herein. Alle meine Freunde, meine Familie, meine Geschwister...

Ich schob jeglichen Gedanken daran zur Seite und ging in Angriffsposition. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Du bist auf der Jagd! Vergiss das nicht, rief meine innere Stimme mir zu.

Noch einmal, atmete ich tief ein um die Kaninchenfährte aufzunehmen und rannte los.
 

Ich durchschnitt die Luft, wie nichts und war schon nach 30 Sekunden fast einen Kilometer gelaufen. Noch einen halben Kilometer und ich war da und dann betrat ich sie. Die Lichtung mit den schönsten Blumen die ich je gesehen hatte.

Es waren blaue-weiße Lilien. Meine Lieblingsblumen. Und mittendrin saß meine Beute. Die zwei kleinen Kaninchen. Ein Braunes und ein

Weißes.

Langsam ging ich auf sie zu und setzte mich, ohne einen Laut von mir zu geben. Sie waren wirklich zu süß, schade nur dass ich auf der Jagd war. Ich saß dort und sah ihren Bewegungen zu, wie sie so umher hüpften und sich des Lebens erfreuten. Da würde jetzt vorbei sein.

Nach einiger Zeit stand ich auf und ging auf sie zu. Gleich würden zwei Leben enden und Eines würde so unsterblich bleiben, wie zuvor.

Ich ging in die Knie und stieß mich ab. Eine Zeit lang verweilte ich in der Luft, denn ich war etwas zu hoch gesprungen. Gleich würde ich sie haben. Doch was war das? Ich sah zur Seite und da sah ich ihn. Einen stolzen Fuchs. Sein orangefarbenes Fell schien kupferfarbend wenn es einen Sonnenstrahl einfing. Seine Augen waren von einem warmen Braun, welche dennoch Wildheit ausstrahlte. Ich erkannte, er war ebenfalls auf der Jagd. Normalerweise hätte ich ihn in Ruhe gelassen, doch er war auf meine Beute aus und das war ein großer Fehler. Natürlich

seinerseits.

,Fressen und gefressen werden´, ist das Gesetz der Wildnis und wenn man in der Nahrungskette unter jemandem steht, sollte man sich in Acht nehmen und dieser Fuchs stand eindeutig unter mir. Es kann wirklich herzlos klingen, wenn ich mir das so überlege, aber was hatte ich für eine Wahl?.

Für diesen Gedankengang brauchte ich grade mal ein paar Sekunden und schon wechselte die Richtung meines Sprunges. In diesem Moment endete das Leben des stolzen Tieres.

Ein lang erwartetes Fest

Ich saß auf einem Baum und starrte in die Gegend. Meine Tasche hatte ich mir wieder umgehängt und die Schuhe angezogen. Mein Kopf war so ziemlich leer und mein Zeitgefühl hatte ich auch verloren. Zumindest wusste ich, dass es Abend war, denn die Sterne stand schon am Himmel. Der Vollmond war diese Nacht wunderschön. Er war in meinem langen Leben zu meinem besten Freund geworden, denn er war immer für mich da gewesen.
 

Irgendwas hatte ich vergessen, aber was? Irgendwas sollte heute Abend veranstaltet werden. Ein Fest? Ja, ich glaube es war ein Fest, aber warum veranstalteten die Hobbits ein Fest?

Naja, mir egal. Es hatte doch nichts mit mir zu tun, oder? Und so saß ich noch einige Zeit dort und mein Kopf füllte sich langsam wieder. Ach ja, das Auenland war wirklich schön. Gandalf, Frodo und … Bilbo!

Oh nein, ich hatte wirklich seinen Geburtstag vergessen, und das obwohl man mich sogar zweimal eingeladen hatte. Mein Gott, wie konnte ich das nur vergessen?

Sofort sprang ich von der großen Eiche, landete weich auf meinen Füssen und rannte in vampirischer Geschwindigkeit los. Wie konnte ich nur so dumm sein?
 

Ein paar Sekunden später kam ich auf der Lichtung mit dem großen Baum mitten in Hobbingen an. Die Feier lief bereits, aber Bilbo war grade erst beim Empfang der Gäste. Da hatte ich ja nochmal Glück gehabt.
 

Das Fest lief schon seit einigen Stunden. Auch wenn ich nicht der

Party-Mensch oder besser Party-Vampir war, machte es sehr viel Spaß. Die Hobbits wussten wirklich wie man feiert. Sie sangen und tranken. Manchmal wurde ich sogar zu einem Tanz gebeten. Zwar hatten die Hobbits einen ganz eigenen Tanz, doch ich lernte ihn wirklich schnell. Selbst Gandalf tanzte, aber das sah wirklich ziemlich lustig aus, denn der Mann war ungefähr zwei Meter groß und die Hobbits ungefähr 1,20 Meter. Wie ein Berg ragte er aus der Menge.

Die Feier zog sich bis in die Nacht und alle hatten sehr viel Spaß. Ich saß an einem Tisch, als Frodo zu mir kam. „Hallo Silver!“ Ich lächelte ihn an und erwiederte: „Hallo Frodo. Es ist schön dich zu sehen.“ „Das kann ich nur zurück geben.“, meinte er und reichte mir etwas. Mir war garnicht aufgefallen, dass er etwas in der Hand hielt. Etwas verwirrt sah ich auf den Bierhumpen. Wie konnte ich dieses übergroße Geschöpf nur übersehen? „Das hab ich dir mitgebracht. Ich dachte, du hättest vielleicht Durst!“ Oh nein! Ich hatte gehofft nicht in diese Situation zu kommen, aber bei meinem Glück musste es ja passieren.

Ich lehnte dankend ab und Frodo sah mich an als wäre ich verrückt geworden, denn für ihn war es normal Bier zu trinken. Aber da ich keine menschliche Nahrung zu mir nahm, musste ich mir dringend eine Ausrede ausdenken. „Ich... ähm... ich... habe im Moment keinen Durst.“, stotterte ich und das entsprach sogar der Wahrheit, doch Frodo ließ nicht locker. „Aber du hast die ganze Zeit schon nichts getrunken.“, sagte er. „Für mich?“ „Na schön, aber nur Wasser bitte.“, sagte ich mit einem entschuldigendem Blick. Na, das kann ja heiter werden.

Er nickte und nach einiger Zeit kommt er mit einem Becher wieder, den er mir reicht. Er hebt sein Monster von einem Bierkrug, ich tu es ihm gleich und wir stoßen an. „Auf Bilbo!“, ruft er und ich füge hinzu: „Und auf dich, mein lieber Freund! Du hast ja heute auch Geburtstag!“ Er lacht und ich hebe den Becher an meinen Mund.

Als meine Zunge das nasse Getränk schmeckt, muss ich leicht aufstoßen, doch Frodo bekam es zum Glück nicht mit. Wie konnte man so Etwas nur trinken? Es schmeckte nach Dreck und Erde und war für mich nur schwer zu schlucken, doch ich trank den ganzen Becher aus. Als ich ihn wieder auf den Tisch stellte, musste ich ein Würgen unterdrücken und schwor mir nie wieder Wasser zu trinken.
 

Ich lächelte Frodo gezwungen an und versuchte es möglichst echt wirken zu lassen, was mir anscheinend auch erfolgreich gelang, denn Frodo lächelte zurück.

Frodo ließ mich wieder allein und ging auf die Tanzfläche, wo er mit einem braunhaarigem Hobbit-mädchen tanzte.

Inzwischen waren so ziemlich alle betrunken und schwankten durch die Gegend. Ich lief noch ein bisschen herum und musste mir ein Grinsen unterdrücken, als ich einen Hobbit fand, der seelenruhig in einem leeren Bierfass saß und schlief. Ich kam an Gandalfs Karren vorbei, in dem er seine Feuerwerkskörper untergebracht hatte. Und zwischen diesen saßen zwei Hobbits mit braunem Haar. Sie waren nur etwas angetrunken, so sah es zumindest aus. Ich fragte mich ehrlich was sie vor hatten und versteckte mich deshalb im Gebüsch, doch als ich sah was sie da taten, konnte ich einfach nur mit dem Kopf schütteln. Frodo hatte mir auf der Fahrt von den Beiden erzählt.

Sie hießen Meriadoc „Merry“ Brandybock und Peregrin „Pippin (Pip)“ Tuk und waren seine Cousins. Er sagte mir, dass sie nur Mist bauten, also würde das jetzt ganz bestimmt in einem Solchen enden.
 

Langsam stand ich auf und ging auf sie zu. Anscheinend hatten sie sich für einen Feuerwerkskörper entschieden, der aussah wie ein Drache. Sie hatten mich noch nicht bemerkt. Selbst als ich genau vor ihnen stand, waren sie immer noch zu beschäftigt um aufzuschauen.

Also erhob ich meine Stimme: „Denkt ihr wirklich das ist eine gute Idee? Denkt ihr wirklich Gandalf wird sich darüber freuen?“ Erschrocken und etwas perplex sahen sie auf . Pippin wäre fast vor Schreck aus dem Wagen gefallen, wenn Merry ihn nicht festgehalten hätte. So wie die Beiden aussahen würden sie mir in der nächsten Zeit keine Antwort geben, weshalb ich sagte:

„Verzeiht wenn ich euch erschrocken habe. Mein Name ist Silver Moon, aber ihr könnt mich einfach nur Silver nennen wenn ihr wollt.“ und lächelte ein wenig, denn der erste Eindruck ist ja bekanntlich der Wichtigste. Nach geschätzten zwei Minuten starrten sie mich immer noch an. Nur Merry schien sich allmählich wieder zu fassen. „Hallo! Mein Name ist Merry und diesen dort könnt ihr Pippin nennen.“, meinte er. „Schön euch kennen zu lernen. Frodo hat mir schon von euch erzählt.“

Oh ja, dass hatte er.

„Wirklich? Ihr kennt Frodo Beutlin?“, fragte jetzt auch Pippin.

„Ja, er und Gandalf haben mich … gefunden.“, sagte ich und bei dem letzten Wort machte ich mit meinen Fingern Gänsefüßchen.

„Aber ich glaube es wäre besser, wenn er es euch selbst erzählen würde.“, fügte ich hinzu und vergaß langsam warum ich überhaupt hergekommen war, doch soweit sollte es nicht kommen. „Also.“, sagte ich und setzen eine ernste Mine auf. „Was habt ihr nun vor?“ Pippin sah mich fragend an. „Wie meint ihr das?“ Ich lächelte verschmitzt. „Na, der Feuerwerkskörper. Gandalf wird wahrscheinlich nicht sehr erfreut sein, wenn ihr ihn anzündet.“ „Aber das soll doch nur ein Spaß sein.“, meinte Merry. „Es wird sicher lustig werden.“, bekräftigte Pippin. „Na gut, aber wenn Gandalf euch erwischt habe ich euch gewarnt.“, sagte ich lächelnd und verabschiedete mich.
 

Ich ging also weiter, doch nach einiger Zeit setzte ich mich wieder an einen Tisch und unterhielt mich mit den angetrunkenen Hobbits, bis der Drache erschien.

Kein echter Drache. Es war der Feuerwerks-Drache, den Merry und Pippin entzündet hatten. Er zog über das Land und ich musste zugeben, dass er schon ziemlich echt aussah. Es war erschreckend, wie wirklich Gandalfs Zauber wirkte.

Ich schaute mich um und sah flüchtende Hobbits um mich herum. Von der anderen Seite der Lichtung vernahm ich Frodos Stimme, der Bilbo vor sich her schob. „Bilbo! Pass auf, der Drache!“, rief er, doch Bilbo wollte ihm nicht glauben und versuchte sich immer wieder umdrehen, was ihm aber nicht gelang. „Drache? Unsinn. Hier hat es seit 1000 Jahren keine Drachen mehr gegeben.“, meinte er und ich fing an zu lächeln.

Der Drache zog über mir her, doch anstatt wegzurennen, duckte ich mich nur im richtigen Moment. Nun Flog er über den Hobbits, welche stolperten und in einem buntem Haufen auf der Wiese lagen. Der Drache hatte inzwischen den See erreicht und zersprang mit einem lauten Knall in tausend, kleine, explosive Teile. Ich hätte jetzt erwartet das die Flüchtlinge vor Schreck aufschreien würden, doch alles was ich hörte Jubel. Das hatte ich ganz bestimmt am wenigsten erwartet. Es war schon sehr interessant was Alkohol bei den Sterblichen verursachte.
 

Es war inzwischen mitten in der Nacht. Zwei, drei Uhr, so schätzte ich. Müde war ich nicht wirklich, denn ich schlief eigentlich nicht. Sicher, ich konnte schlafen, aber ich tat es nur selten und selbst wenn, dann nur aus Langeweile. In den ersten Jahren als Vampir hatte ich sehr oft geschlafen , denn ich hoffte irgendwann aus diesem schrecklichen Albtraum zu erwachen. Doch, leider war es kein Traum.

Hinter mir hörte ich Gandalf, der mit Merry und Pippin schimpfte, während er sie zu dem schmutzigen Geschirr zog. Nun, es war ja nicht so, als hätte ich es ihnen nicht gesagt. Sie wollten ja nicht hören. Also, selbst schuld, nicht wahr?
 

Ich saß schon wieder an einem Tisch und unterhielt mich mit Samweis „Sam“ Gamdschie, Frodos Gärtner und einer seiner besten Freunde, als die Hobbits ihre Stimmen erhoben: „Eine Rede, Bilbo! Eine Rede!“ Bilbo zeigte sich gefügig und ging zu ein paar Fässern, auf die er hinaufkletterte. Lächelnd fing er an zu spreche: „Meine lieben Beutlins und Boffins, Tuks und Brandybocks, Grubers, Pausbackens.“ Von überall her hörte man Jubel, während der Hobbit die Nachnamen seiner Gäste aufzählte. „Hornbläsers.“, fuhr er fort. „Bolgers, Straffgürtels und Stolzfußes!“, rief er und ein Hobbit mit sehr großen Füßen rief: „Stolzfüße!“, woraufhin großes Lachen ausbrach. Bilbo winkte mit der Hand ab und fuhr fort: „Heute ist mein 111. Geburtstag!“ Die Gemeinschaft fing an zu klatschen, auch ich tat es und von irgendwoher hörte man ein „Herzlichen Glückwunsch!“ - „Aber leider sind einundelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit um unter euch vortrefflichen und bewundernswerten Hobbits zu leben.“, sagte er etwas betrunken und schon wieder fragte ich mich, ob er wirklich schon so alt war, denn aussehen tat er danach nicht. „Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch so gern, wie ihr es verdient.“ Es herrschte Stille. Ich musste schmunzeln, denn anscheinend waren Gandalf und ich die Einzigen die diesen Witz verstanden hatten. Bilbo fuhr nach kurzer Zeit fort. „Ich... ähm... ich hab was zu erledigen.“, meinte er auf einmal und steckte seine Hand in seine Tasche. Er holte etwas heraus, was Gold schimmerte und rund zu sein schien, und versteckte es hinter seinem Rücken. Was war es nur?

Er flüsterte, doch ich konnte ihn hören: „Ich hab´s viel zu lange vor mich her geschoben.“ Was hatte er aufgeschoben? Nun sagte er etwas lauter: „Ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies das Ende ist! Ich gehe nun! Ich wünsche euch zum Abschied alles Gute. Lebt wohl!“ Und schon war er verschwunden. Er war nicht weggerannt, nein, er war einfach weg, als wäre er niemals dort gewesen. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Aber wie war das möglich? Selbst die mächtigsten Vampire, denen ich begegnet war, konnten sich nicht unsichtbar machen. Also, wie?

Im Auenland lässt es sich doch leben, oder?

Ich sah mich um und fand Frodo der wie gebannt auf die Stelle starrte, wo Bilbo noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Er lief nicht, so wie die Anderen, verwirrt und nach einer Antwort suchend durch die Gegend, nein, er saß nur da und starrte auf diesen einen Punkt.

Ich setzte mich neben ihn und sah ihn forschend an. Er wusste Etwas über Bilbos Verschwinden und ich wollte unbedingt wissen was. Doch ich fragte nicht. Vielleicht war es zu persönlich. Meine Gedanken schwirrten umher, wie Bienen in einem Bienenstock.

Plötzlich sprang Frodo auf und rannte los, doch mit einem Ruf stoppte ich ihn: „Hey, was hast du vor?“ Doch anstatt mir zu antworten, lächelte er nur und ich wusste, dass ich ihm folgen sollte. Also lief ich ihm hinterher, aber doch mit etwas Abstand, denn wenn ich neben ihm gelaufen wäre, wäre ihm sicher aufgefallen, dass ich große Mühe damit hatte nicht zu schnell zu laufen. Ich hätte auch an ihm vorbeiziehen können, aber ich war ja darauf bedacht nicht aufzufallen.

So folgte ich ihm nach Beutelsend und als Frodo die Tür öffnete, erkannte ich was Frodo wusste. Er hatte von Bilbos Plan gewusst und hatte nichts gesagt.

Frodo rief Bilbos Namen, doch wir sahen niemand anderen als Gandalf, der vor dem Kamin saß und rauchte. Plötzlich bückte sich Frodo und hob etwas auf, das wie ein goldener Ring aussah und als ich ihn betrachtete durchfuhr mich ein Schauder und ich sah etwas. Es sah aus wie ein Auge aus Flammen. Gelb, rot und orange. Einfach nur grausam. Ich meinem Kopf hörte ich eine Stimme flüstern:
 


 

Ein Ring,

sie zu knechten,

sie alle zu finden,

Ins Dunkel zu treiben

und ewig zu binden
 

Aber so schnell es gekommen war, genauso schnell verschwand es auch wieder. Ich wusste nicht was es mit diesem Ring auf sich hatte, aber Eines wusste ich, er war böse und zwar noch mehr als Sylvain und ich hätte niemals gedacht, dass das möglich wäre.
 

Gandalf murmelte etwas vor sich her und ich verstand immer nur, trotz meines Vampir-gehörs, ein Wort. Es ging also um einen „Schatz“.

„Er ist fort, nicht wahr?“, fragte Frodo plötzlich und ich verstand endlich. Bilbo war auf die Reise gegangen, von der er erzählt hatte.

Es herrschte Stille und Frodo sprach weiter: „Er hat so lange davon geredet, dass er fortgeht. Ich hätte nicht gedacht, dass er es wirklich tut.“ Er klang etwas traurig und das tat mir wirklich leid. Bilbo war ihm wirklich ans Herz gewachsen. „Gandalf.“, meinte Frodo, der nun zu dem Zauberer getreten war, welcher immer noch vor sich her nuschelte und ich schon wieder nur „Schatz“ verstand.

Ich stand immer noch an der offenen Tür, ganz in mein geliebtes Schwarz gekleidet. Gandalf sah nun zu Frodo und entdeckte den Ring in dessen Hand. Er lächelte und sagte: „Bilbos Ring.“

Der Zauberer stand auf und ging zu dem Tisch im Wohnzimmer, von wo er einen leeren Umschlag holte. „Er hat sich zu den Elben aufgemacht und dir Beutelsend überlassen.“, meinte er und reichte Frodo den offenen Umschlag in den dieser den Ring steckte. Gandalf versiegelte den Umschlag und sagt: „Der Ring gehört jetzt dir.“ Ich hatte inzwischen die Tür geschlossen und war näher getreten. Gandalf überreichte dem Hobbit den Ring, welcher ihn annahm. „Tue´ ihn irgendwohin wo ihn keiner sieht.“, meinte der Zauberer schnell und fing an durch die Wohnung zu laufen. „Wohin willst du?, hörte man Frodo rufen. „Es gibt Dinge, um die ich mich kümmern muss.“, sagte der Zauberer. „Was für Dinge?“, fragte der Hobbit. „Fragen.“ Gandalf nahm seinen Mantel, da er wohl gehen wollte. „Fragen, die nach einer Antwort verlangen.“- „Du bist doch gerade erst angekommen. Das verstehe ich nicht.“, meinte der Braunhaarige. Gandalf war auf dem Weg zum Ausgang, doch blieb kurz stehen und drehte sich um. „Ich auch nicht.“ Er war traurig, dass er gehen musste, das wusste ich. „Halte ihn geheim. Bewahre ihn gut.“, meinte er und ging wieder zum Ausgang.

Er wandte sich mir noch einmal zu. „Es war schön dich kennengelernt zu haben, Silver!“- „Kann ich nur zurückgeben!“, sagte ich und Gandalf verschloss endgültig die Tür hinter sich.
 

Frodo sah zu dem Umschlag und ich trat zu ihm. Ich wusste, er fühlte sich ihm Moment sehr hilflos und das kannte ich nur zu gut, aber das Beste war einfach nicht mehr daran zu denken und das sagte ich ihm auch. Er lächelte mich an und wir setzten uns vor den Kamin. Es war schon alles sehr verwirrend. Aber was hatte dieser Ring damit zu tun?

Ich war eindeutig zu neugierig und das nervte manchmal wirklich sehr. Fragen, würde ich Frodo nicht, denn das wäre wirklich ein Fehler gewesen.

Am nächsten Morgen wachte ich in dem Sessel auf, in dem ich gestern vor dem Kamin gesessen hatte. Frodo hatte mir angeboten für einige Tage bei ihm zu wohnen und mir den Sessel als Schlafmöglichkeit geboten. Ich hatte das Angebot, des kleinen Bruders den ich niemals hatte, dankend angenommen. Als Frodo zu Bett gegangen war, hatte ich vor dem Fenster gesessen und meinen Verbündeten und Namensfettar, den silbernen Mond, betrachtet. Doch auch das wurde langweilig und so schlief ich ein.
 

Ich war wirklich froh darüber, dass Frodo mir angeboten hatte hier zu bleiben, da ich ja sonst nirgendwo hin konnte. Sicher, ich konnte in den Wald gehen, aber hier war es doch viel bequemer, oder?

Ich hatte vor, noch zehn Tage zu verweilen. Frodo wollte mir das Auenland zu zeigen, da er sagte, hätte mir schon nichts über Mittelerde erzählen können.

An den ersten fünf Tagen gingen wir spazieren und der Hobbit zeigte mir seine Lieblingsplätze. Einmal saßen wir an einem wundervollem See. Ich liebte das Wasser! Fast genauso sehr wie den Mond. Wenn ich kein Vampir geworden wäre, wäre ich sicher eine Meerjungfrau oder vielleicht sogar ein Fisch geworden. Aber ein Mensch wäre ich sicher nicht geblieben.

Während ich so in meinen Gedanken schwebte, hatte ich nicht gemerkt, dass Merry, Pippin und Sam dazugekommen waren, sich neben Frodo setzten und die schwarzhaarige, blasse, jahrhundertealte (was sie aber nicht wussten) Frau vor ihnen anstarrten, die mit den Fingern durch das kalte Wasser des Sees fuhr.

Erst als sie mich baten, etwas von mir zu erzählen, fielen sie mir auf. Ich hatte im Moment überhaupt keine Lust sie anzulügen, doch ihnen die Wahrheit über mein Dasein zu erzählen, wollte ich auch nicht.

Ich überlegte. Wie konnte ich sie nur ablenken? Vielleicht... ja, natürlich.

Und so erzählte ich ihnen von dem geheimnisvollen Ort, den die Einheimischen liebevoll „England“ zu nennen pflegten.

Ich erzählte von der Queen bis zum 5-Uhr-Tee und beantwortete alle Fragen, die sie aufwarfen.

So vergingen einige Stunden und als ich aufhörte zu erzählen, war es bereits am dämmern.

Aller Abschied ist schwer

Und so vergingen die Tage, doch es waren eindeutig zu wenige. Am Tag meiner Abreise lieh ich mir einen Rucksack von Frodo und packte Dinge ein, die ich eigentlich garnicht brauchte. Und so waren in dem Rucksack Wasserflaschen, Essen und Wechselsachen, sowie Decken und natürlich meine Tasche gelandet. Eigentlich total unnötig, denn ich brauchte nur letzteres.

So stand ich nun, mit einem riesigen, unnötigen Rucksack auf dem Rücken, vor Frodos Haus und lächelte die vier Hobbits an. Sam überreichte mir einen Blumenstrauß zum Abschied. Blaue Lilien. Meine Lieblingsblumen. Sie waren wirklich wunderschön. „Ihr könnt stolz auf eure Gärten sein, Meister Sam.“, sagte ich lächelnd. Nicht vergessen! Meine Maske war um keinen Zentimeter verrutscht.

Sam lächelte mich freudig an. Er schien sich wirklich sehr über dieses Kompliment zu freuen. „Vielen Dank, aber wenn es Nichts ausmachen würde, wäre es doch schön, wenn wir uns Duzen würden, oder nicht?“, fragte Sam. „Wie es dir beliebt!“, sagte ich, während ich knickste. Wir sahen uns ernst an, nur um gleich wieder in schallendem Gelächter auszubrechen. „Ich werde euch wirklich vermissen. Euch alle!“, sagte ich und das war an alle gerichtet.

Ich ging in die Knie und breitete die Arme aus. Sofort wurde meine Umarmung von vier Hobbits gleichzeitig erwidert. Sie waren mir wirklich ans Herz gewachsen. „Es war wirklich schön mit dir, Silver!“, sagte Merry. „Das kann ich nur zurückgeben.“ – „Wir werden dich auch vermissen. „ Ich löste mich von ihnen und lächelte traurig. „Das Schicksal brachte mich hierher und das selbe wird verfügen, dass wir uns wieder treffen. Spätestens dann, wenn ich Frodo seinen Rucksack zurückbringe.“, sagte ich.

Ich stand auf und fügte hinzu: „Nun, muss ich mich aber verabschieden. Auch wenn es mir schwer fällt.“ Ich lächelte und ging los. Doch kurz danach drehte ich mich um und rief: „Auf Wiedersehen, meine Freunde!“, und winkte. Zur Antwort winkten sie zurück.

Und so ging ich meines Weges, doch eine Sache hatte ich noch zu erledigen.

Ich konzentrierte mich auf Frodo. Verbannt mich mit seinen Gedanken und schickte ihm eine Nachricht:

Pass gut auf ihn auf und halte ihn versteckt! Er ist wichtig, obwohl ich nicht weiß warum!

Es ging um diesen Ring. Ich hatte mich an Gandalfs Worte erinnert. Frodo sollte auf ihn aufgepasst und ich hatte das Gefühl, nach meiner Nachricht würde er es auch tun. Er hatte sie also bekommen.

Beruhigt führte ich meine Reise fort, immer auf alles vorbereitet, was, mein guter alter Freund, das Schicksal mir bescheren würde.

Ein neuer Freund

Es waren nun schon einige Tage vergangen und komischerweise hatte ich vergessen wie viele es waren. Das passierte mir nie, aber ich war wohl so abgelenkt von der Schönheit Mittelerdes, dass ich es einfach vergessen hatte. Naja, auch egal. Und so lief – oder besser ritt - ich durch Mittelerde.
 

An einem besonders sonnigen Tag lief ich durch einen Wald und war froh über das bisschen Schatten, als etwas auf mich zukam.

Ich blieb stehen und schaute in die Richtung aus der das Hufgetrippel kam. Ich roch Pferd und einen starken, stolzen Herzschlag, doch ich hatte nicht das Bedürfnis Blut zu schmecken. Äußerst ungewöhnlich.

Ich war leicht angespannt, als eine wunderschöne Stute aus dem Gebüsch trat. Ihr Fell war von einem schönen Weiß und ihre Mähne, sowie der Schweif, waren grau und glänzten in der Sonne silbern. Es war atemberaubend und ich merkte eindeutig zu spät, dass mein Mund offen stand.

Die Stute kam langsam auf mich zu und ich war sichtlich verwirrt. Normalerweise hatten Tiere ungeheure Angst vor mir. Sie liefen weg und kamen nicht auf mich zu. Wieso war es bei ihr nicht so?

Das majestätische Tier stand nun direkt vor mir und ich konnte mich nicht bewegen. Es vergingen wahrscheinlich mehrere Minuten, in denen wir uns nur anstarrten.

Sie hatte wunderschöne braune Augen.

Plötzlich verbeugte, ja verbeugte sich das Tier vor mir.

Wie konnte das sein?

Ich hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet, doch ich bekam eine. „Ich habe dich auserwählt.“, drang eine Stimme zu mir. Wer war das? Verwirrt sah ich mich um. War da jemand? Nein, ich sah und roch niemanden, außer... dem Pferd.

Nun starrte ich sie wieder an. „W-Warst du das?“, fragte ich leicht, stotternd. „Natürlich!“, hörte ich wieder die Stimme in meinem Kopf. Das hatte ich jetzt nicht erwartet. Normalerweise sprachen Tiere nicht mit mir. Lag das vielleicht daran, dass ich ihr Blut trank? Man weiß es nicht.

„Mein Name ist Isil. Ich bin eine der Mearas.“, fuhr sie fort. In ihren Augen sah ich Belustigung aufblitzen. Das lag wahrscheinlich an meinem Gesichtsausdruck.

„Wieso … hast du mich … auserwählt? Und wozu eigentlich, Isil?“, fragte ich sie, denn meine Neugier hatte mal wieder gesiegt. „Ich wurde zu dir geführt und von nun an sind wir Gefährten. Das Schicksal hat es so bestimmt, Silver, Tochter des Mondes, und es wird mir eine Freude sein mit dir auf Reisen zu gehen.“, sagte sie und entblößte ihre Zähne, was wohl ein Lächeln darstellen sollte. Es sah wirklich zu komisch aus. Das Pferd war mir wirklich sympathisch. Das klingt merkwürdig, aber es war so.

Ich grinste sie an und entblößte ebenfalls meine weißen, spitzen Zähne, doch ich war etwas genervt, denn man sah mal wieder, dass das Schicksal mein Leben lenkte, so wie immer. Musste es mir grade in diesem Moment spitze Zähne bescheren? Ich war doch gar nicht durstig!
 

Meine Grinsen wechselte in Verwirrung. Woher kannte sie eigentlich meinen Namen? Hatte das Schicksal es ihr verraten? Während ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich mir die wichtigste Frage noch garnicht gestellt hatte. Wusste sie was ich war?

Ich musste sie wohl oder übel fragen, was ich dann auch tat.

„Man hat es mir zugeflüstert. Und ja, ich weiß um dein Dasein und deine Vergangenheit, aber keine Sorge, ich verurteile dich nicht. Du kannst nichts für dein Schicksal.“ Schon wieder Schicksal. Meine Güte, gab es in meinem Leben nicht auch etwas anderes? Scheint nicht so. Naja, wenigstens war das jetzt auch geklärt.

Isil kniete sich vor mich und ich hörte wieder ihre Stimme in meinem Kopf. „Steig auf!“, und so tat ich was mir gesagt wurde und saß wenige Sekunden später auf ihrem Rücken. Ich ritt ohne Sattel. „Wohin soll es gehen?“

„Nach Lothlorien.“ Sie nickte und schon preschten wir los.

Lothlorien

Das war passiert, nachdem ich einige Tage in Bruchtal verbracht hatte. Herr Elrond hatte mir seine Bibliotheken zur Verfügung gestellt, um herauszufinden, wie ich überhaupt hierher, nach Mittelerde, gekommen war.

Doch obwohl er mir tatkräftig dabei half fanden wir nichts heraus.

Nichts!

Während meiner Zeit dort hatte ich mich mit Arwen angefreundet und mit ihr den Großteil meiner Zeit verbracht. Sie erzählte mir von ihrem unsterblichen Leben und ich ihr von meinem „menschlichen“, kurzen Leben. Es war wirklich witzig.
 

Bis jetzt waren Gandalf, Bilbo und Herr Elrond die einzigen die wussten, dass ich nicht ganz ein Mensch war und das war auch gut so. Es musste ja nicht jeder wissen wer ich war und vor allem, was ich war.

Der Herr Bruchtals war mir mit Mitgefühl begegnet, als ich es ihm erzählte und hatte sofort verstanden, warum es so wichtig für mich war etwas über meine Reise nach Mittelerde herauszufinden. Doch das war nicht das einzige, wonach ich suchte. Vielleicht hatte es einen Grund warum ich zum Vampir wurde. War meine Verwandlung wichtig für jemanden gewesen? War ich wichtig gewesen? Hatte ich etwas verbrochen, dass man mich mit diesem Dasein bestrafte? Oder, war es aus reiner Langeweile passiert?

So viele Fragen und doch wurde ich enttäuscht. Keine einzige Antwort, fand ich ihn Elronds Bibliotheken.

Nach zwei Tagen (zumindest, glaube ich, dass es zwei waren) wanderte ich weiter. Es war wirklich schade, die Elben und vor allem meine neue beste Freundin zu verlassen, aber ich hatte das Gefühl bald wieder zurück zu kehren.
 

Es vergingen nur ein paar Stunden, bis ich Isil traf. Nun war ich kurz vor Loth Lorien angekommen und fand es einfach nur atemberaubend schön. Ich betrat Lorien und fühlte mich gleich wohl. Ich liebe die Natur, da ich selbst ein Teil von ihr bin.

Der Wald war einfach wunderschön und ich fühlte mich mit ihm verbunden.

Warum? Ich hab nicht die leiseste Ahnung.

Ich stieg von Isil und hatte das komische Gefühl jemand würde mich … beobachtet. Ich sah hoch und... Hatte sich da etwas bewegt? Verunsichert zog ich die Luft ein und roch.... Elben. Natürlich, wieso komm ich den nicht gleich drauf? Jetzt konnte ich auch ihre Herzen schlagen hören.

Ich stieß die Luft wieder aus und ging selbstbewussten Schrittes weiter. Die Elben würden mir nichts tun.

Über mir raschelte es in den Blättern und ich blieb abrupt stehen. Ich war nicht sonderlich überrascht, als plötzlich mehrere hochgewachsene blonde Elbe vor mir auftauchten. Ich konnte sie nicht genau mustern, denn ich war ein bisschen von dem Bogen abgelenkt, welchen einer auf mich gerichtete hatte.

„Wer seid ihr und was ist euer Begehren?“, fragte dieser mich mit fester Stimme, die mich wohl verunsichern sollte, doch es ließ mich völlig kalt. Ich war schon Schlimmeren begegnet.

„Ich möchte in Lorien mein Nachtlager aufschlagen.“, entgegnete ich mit ebenso fester Stimme. Eine Nacht würde fürs erste reichen. Hatte ich grade wirklich Erstaunen in seinen Augen aufblitzen sehen? Nein, sicher nur Einbildung oder doch nicht?

Es blieb ein paar Minuten still. Als er sich wieder gefasst hatte, fragte er: „Und wie lautet euer Name?“ Ich lächelte in mich hinein, denn es war einfach nur zu witzig, wenn ich jemanden aus der Fassung brachte. Ich vernahm seine Frage erst, als er sich räusperte.

„Es wäre wesentlich leichter zu sprechen, ohne dieses Ding im Gesicht zu haben. Würdet ihr euren Bogen bitte runter nehmen? Ich werde euch nichts tun. Das verspreche ich und meine Versprechen breche ich nicht.“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln und hoffte er würde tun, worum ich ihn bat. Er sah mich jetzt ziemlich erstaunt an. Anscheinend hatte er mit dieser Antwort nicht gerechnet, doch er ließ den Bogen sinken. Ich wusste, dass er an meiner Aussage zweifelte, aber jedem das seine.

„Nun gut. Sprecht, wer seid ihr?“-

„Mein Name ist Silver Moon und mein Pferd hier, hört auf den Namen Isil.“, sagte ich und streichelte meinem Pferd über die Blässe. Isil schnaubte zustimmend und ich lächelte.

„Ich komme aus einem fernen Land, welches euch wohl unbekannt ist. Ich bitte euch mich etwas in Lorien verweilen zu lassen.“, sagte ich mit fester Stimme, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ich sah den Elb an und sah in ein zweifelndes Gesicht, weshalb ich hinzufügte:

„Und ich schwöre bei meinem Leben, ich führe nichts Böses im Schilde.“

Er schien zu überlegen und drehte sich anschließend zu den anderen Elben um. Na toll, jetzt schließen die mich auch noch aus!

„Sie überlegen, ob sie uns Einlass nach Lorien gewähren sollen.“, hörte ich Isils Stimme in meinem Kopf. „Ich weiß!“, schickte ich ihr zurück. Isil und ich konnten uns über unsere Gedanken unterhalten, so konnten wir nicht von anderen belauscht werden und es war auch viel praktischer.

Zur Antwort stupste sie mich mit ihrer Schnauze aufmunternd an und ich musste unwillkürlich anfangen breit zu grinsen.

„Nun gut, wir werden euch mitnehmen. Frau Galadriel wird entscheiden, ob ihr in Lothlorien verweilen dürft.“

Ich nickte nur. Frau Galadriel von Lorien. Ich hatte in Bruchtal viel von ihr gehört und ich bewunderte sie. Sie ist ein Trägerin der drei Elbenringe und Herrin über diesen wundervollen Wald.
 

Der Elb deutete mir mit einer Armbewegung an ihm zu folgen. Ich nickte und ging mit Isil an meiner Seite los. Immer tiefer gingen wir in den Wald und über mir hörte ich es rascheln. Meine Augen wanderten nach oben und sahen schnelle Bewegungen und zwischendurch auch sehr hellblonde Haare. Sie wanderten weiter und erblickten den Elben, der bis jetzt der einzige war, der mit mir gesprochen hatte. Hmm, irgendwie fand ich ihn nett. Zwar waren seine Worte mir gegenüber nicht so vertraut, aber seine Gesichtszüge waren weich und freundlich, wenn man genauer hinsah.

„Nun kennt ihr meinen Namen, aber ich würde zu gern euren erfahren.“, versuchte ich ein Gespräch anzufangen. Er sah mich kurz an und wandte seinen Blick wieder, dem Weg zu. „Mein Name lautet Haldir. Ich bin eine Wache Loriens.“

Gespräch zu Ende.

Schweigend gingen wir nebeneinander her und ich bewunderte den Wald so sehr, dass ich die Anderen bald vergaß. Er war einfach zu schön.

„Ja, das ist er, nicht war?“, hörte ich plötzlich neben mir jemanden sagen. Verwirrt sah ich zur Seite und erblickte Haldir, der mich anlächelte. Hatte ich das etwa laut gesagt? Wie peinlich.

Wahrscheinlich wäre ich jetzt rot geworden, wenn ich noch ein Mensch gewesen wäre, aber das war ich nun einmal nicht mehr und fand mich auch damit ab.
 

Haldir wurde mir immer sympathischer und er schien sich wirklich für dieses „unbekannte“ Land aus dem ich kam, zu interessieren.

Die Bäume standen immer dichter und ließen nur wenige Lichtstrahlen hindurch und doch war es nicht dunkel. Nein! Es war so als ob die Bäume ihr eigenes Licht ausstrahlen würden. Bei genauerem Betrachten konnte man erkennen, dass es wirklich so war. Überall in den Bäumen sah man kleine Lichter aufblitzen. Wundervoll!

Ich war etwas langsamer geworden um mich umzusehen. Haldir blieb plötzlich stehen und ich wäre beinah in ihn hinein gerannt.

Natürlich war mir aufgefallen, dass wir schon sehr nah am Herzen des Waldes waren, doch dass wir schon dort waren, war mir wohl entgangen.

Vor uns baute sich ein riesiger Baum mit einer silbernen Wendeltreppe auf. Über uns liefen viele Waldelben in mystischen Gewändern über Brücken und Treppen.

„Willkommen in Lothlorien, Silver Moon!“, riss mich Haldir aus den Gedanken. Mein neuer Bekannter lächelte mich an und ich grinste zurück.

Die anderen Elben hinter mir waren verschwunden und Haldir zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich ihm folgen sollte, was ich auch tat.

Wir gingen die große Wendeltreppe hinauf. Immer und immer höher.

Wir kamen zu einer Plattform, die wohl den „Eingang“ der Elbenstadt darstellen sollte.

Ich sah mich um und erblickte eine Treppe.

Ich erstarrte. Vor mir stand eine wunderschöne blonde Elbin, in einem ebenfalls wunderschönen weißen Kleid mit goldenen Verzierungen.

Frau Galadriel von Lorien.

Ich war wie erstarrt, doch als ich bemerkte, dass ich wohl ziemlich blöd aussehen musste, wandte ich meinen Blick auf meine Schuhe. Man konnten die interessant sein!
 

Willkommen in Lorien!

Wer war das? Mein Blick wanderte durch den Raum, doch nur wir beide waren noch da. Haldir war verschwunden.

Ja, ich war es! , hörte ich die Stimme schon wieder.

Frau Galadriel lächelte mich an.

Ich weiß wer du bist. Ich weiß was du bist, Silver Moon, Isiléll.*

Es war Frau Galadriel. Woher wusste sie meinen Namen? Und noch wichtiger, woher wusste sie was ich bin?

Ich habe bis jetzt nur drei Leuten davon erzählt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen mein Geheimnis weitererzählen würde.

„Hab keine Angst! Hier wird man dich für dein Dasein nicht verurteilen, Isiléll*. Es war dein Schicksal nach Mittelerde zu kommen. Du wirst eine große Rolle in diesen Zeiten spielen.“, sagte sie diesmal.

„Woher kennt ihr meinen Namen?“, fragte ich nach einer kurzen Pause.

Sie lächelte. „Ich habe dich im Auenland bei dem Halbling gesehen und deinen Namen vernommen.“ Was? Wie hat sie das denn bitte angestellt?

„Ich besitze einen Spiegel, durch den ich Mittelerde in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft sehen kann..“, sagte sie, da sie wohl meinem verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

„Allerdings sehe ich nur eine Zukunft, die sein könnte.“, fügte sie hinzu.

Ich sah sie ungläubig an, doch beließ es dabei.

„Ich weiß warum du hierher gekommen bist. Du kannst so lange hier bleiben, wie du möchtest. Ich weiß, dass es dein Schicksal war hierher zu kommen.“

Sie lächelte und ich tat es ihr gleich. Sie war wirklich ungemein freundlich. Obwohl sie schon etwas merkwürdig war, aber trotzdem mochte ich sie von Anfang an. Im Übrigen hatte sie die gleiche Fähigkeit wie ich und alle anderen Vampire.

Die Gedankenübertragung.

Sie lächelte immer noch und ich hatte das Gefühl, sie hätte grade alles mit gehört, was ich gedacht hatte.

„Haldir wird dich in dein Zimmer bringen. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest, Silver!“, meinte sie. Hinter mir roch ich Haldir. Ich drehte mich um, nachdem ich Frau Galadriel zum Abschied angelächelt hatte.

Haldir nickte der Herrin des Waldes zu und deutete mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen.

Ich werde niemandem davon erzählen!

Ich drehte mich noch einmal um und sagte: „Vielen Dank!“

In Gedankten fügte ich noch hinzu: Für alles!
 

Und so verließen wir die „Eingangs-Plattform“.
 


 

*Isiléll = Mondtochter

Der Ring eines Vampirs

Ich war nun schon drei oder vier Tage in Loth-Lorien und hatte mich schon ziemlich gut eingelebt. Außerdem hatte ich mein Zeitgefühl vollends verloren. War ja klar, dass mir sowas passieren musste.

Vampiren darf das eigentlich nicht passieren und es liegt in unserer Natur, dass wir nichts vergessen, aber das Schicksal wollte mir wohl wirklich einen Streich spielen. Einen äußerst Geschmacklosen.

Naja, aber wenn ich mich jetzt zu sehr aufrege, bringt mir das auch nichts und andere könnten in Gefahr geraten.
 

Am Tag meiner Ankunft hatte Haldir mich zu meinem Zimmer geführt und gesagt, dass er hoffe, dass ich mich gut einlebe. Tja, deine Hoffnung wurde erfüllt, Haldir!

Jedenfalls hatte mir das Zimmer von Anfang an gefallen und auch die Lage war toll.

Es lag etwas weiter weg von der Mitte Loriens und doch konnte ich die ganze Elbenstadt überblicken.

Die Einrichtung bestand aus einem riesigen Himmelbett aus dunklem Holz mit weißer Leinenbettwäsche. Die Vorhänge waren aus weißer Seide.

Es gab einen großen Tisch aus dem selben Holz, wie das Bett. Dieser stand auf einer kleinen Plattform mit Treppe.

Über diese Anhöhe kam man zu einem Balkon. Die Aussicht war atemberaubend.

Es gab einen großen Kleiderschrank aus dem dunklen Holz. Jetzt denkt, aber nicht, dass in dem Schrank nichts wäre. Nein, er war gefüllt mit wunderschöner Abendgarderobe, aber auch mit praktischen Hosen und Oberteilen. Schuhe und Umhänge fanden ebenfalls Platz.

Eine Tür führte in den Waschsaal, der neben meinem Zimmer lag.

Es gab große Fenster, mit weißen, Sonnen undurchlässigen Vorhängen. Sie waren sehr praktisch, wenn ich mal meinen Ring abnahm, was ich in den letzten Tagen schon zwei Mal gemacht hatte. Ohne den Ring fühlte ich mich frei.
 

Ich nahm grade ein Bad und hatte den Ring in meinem Zimmer gelassen. Das Wasser war heiß und ich hatte sehr viel Schaumbad hinein gefüllt. So verstrichen einige Stunden.

Als das Wasser nur noch lauwarm war, stieg ich aus der Wanne, band mir ein Handtuch um und ging wieder in mein Zimmer.

Als ich die Tür öffnete erlitt ich, trotz Vorbereitung, einen kleinen Schock.

Ich hatte gerochen, dass jemand mein Zimmer betreten hatte. Auch das es eine Elbin war, aber ich konnte ja nicht wissen was sie da tat.

Ich sah etwas Silbernes zwischen ihren Fingern.

Mein Ring!

Ich geriet schon fast in Panik. Aber nur fast!

„Euer Ring ist wirklich schön. Es muss sehr aufwendig gewesen sein, einen solchen Ring zu erhalten.“, sagte sie mit Bewunderung in der Stimme.

„Kann ich ihn vielleicht mal … ähm … ausleihen?“, fügte sie hinzu und sah mich bittend an.

„Es wäre eine große Ehre, für mich!“

Sie wollte meinen Ring wirklich tragen, doch ich würde ihn niemals weggeben.

„Es tut mir leid, aber ich kann diesen Ring nicht weggeben. Er war ein Geschenk und ist nun ein Teil von mir.“, sagte ich und das war noch nicht einmal gelogen. Mein Schöpfer hatte ihn mir geschenkt, nachdem ich verwandelt wurde.

„Es tut mir leid.“, sagte die Elbin plötzlich. Ich wusste genau was sie dachte, da ich wohl etwas traurig geguckt hatte.

Sie dachte, dieser Ring wäre ein Ehering und mein Mann, während einer Schlacht gefallen. Sie dachte, ich wäre Witwe.

Ich wollte ihr eigentlich wieder sprechen, doch da fiel mir ein, dass sie diese Worte nie ausgesprochen hatte, also beließ ich es dabei um sie nicht auf irgendeinen Verdacht zu bringen.

„Danke!“, erwiederte ich stattdessen und setzte eine Mine auf, die möglichst zu meiner angeblichen Stimmung passen sollte.

„Nun, der Grund meiner Anwesenheit liegt darin, dass meiner Herrin euch sehen will. Ein Bote aus Bruchtal befindet sich hier. Er hat eine Nachricht für euch.“, meinte die Elbin, um das Thema zu wechseln.

„Ja, ich komme sofort. Ihr könnt gehen.“, sagte ich und fügte dann lächelnd hinzu: „Aber bitte lasst den Ring hier!“

Die Elbin, die schon auf dem Weg zur Tür war, drehte sich erschrocken um, schaute mich peinlich berührt an und legte den Ring auf meinen Tisch. „Verzeiht! Den hab ich ganz vergessen.“, und mit diesen Worten verschwand sie endgültig aus meiner Tür.

Der Anfang eines neuen Abenteuers

Ich lächelte immer noch in mich hinein, bis mir der Sinn ihrer Worte bewusst wurde.

Ich starrte die Wand an.

Danach ging alles ganz schnell.

Man hatte mir eine Nachricht aus Bruchtal zukommen lassen.

Vielleicht von Arwen, hoffte ich. Oder, von Herrn Elrond. Vielleicht hat er doch etwas in seinen Büchern gefunden.

Ich rannte zur Tür und wollte sie aufreißen, als mich ein Blick in den Spiegel zurückhielt.

Ich hatte nichts an!

Okay, vielleicht doch, wenn man ein Handtuch als Kleidungsstück ansah. So kann ich doch nicht unter gesittete Leute gehen!

Schnell lief ich zum Kleiderschrank und rieß die Tür fast raus.

Du solltest deine Kraft besser unter Kontrolle haben, rief mich meine innere Stimme zurück.

Ist ja gut!, fuhr ich sie an.

Keine Antwort.

Gut so!

Ich griff nach dem Erstbesten und stellte fest, dass es mir sogar gefiel.

Ich hatte ein dunkelgrünes Kleid, mit silbernen Stickereien in Form von Blättern, in der Hand.

Es hatte enganliegende Ärmel und ging mir bis über die Knöchel.

Ein silberner Schmuckgürtel ließ es edel wirken.

Ich legte das Handtuch ab und zog mich in Vampirgeschwindigkeit um.

Mein schwarzes Haar ließ ich offen.

Ein zweites Mal rannte ich zur Tür und rieß sie auf, nur um sie gleich wieder zu zu schlagen.

Meine Hand schmerzte, als hätte man sie mir abgehackt, verbrannt und mit die Asche in die offene Wunde gestreut.

Mein Ring!

Verdammte Sonne!

Du bist doch echt doof, verspottete mich mein Gewissen.

Ich erwiederte nichts, ging auf den Tisch zu, steckte mir den Ring an die unverbrannte Hand. Der Schmerz war verschwunden.

Er wird wiederkommen!

Ich weiß!

Heute Nacht werde ich ganz sicher nicht schlafen.
 

Ich stürmte die Gänge und Treppen runter. Ich wäre schneller gewesen, wenn ich den Schein nicht hätte wahren müssen.

Ich bin bestimmt schon zu spät. Was mach ich, wenn der Bote schon weg ist?

Ich kenne dich! Du würdest einfach hinterherlaufen, rief meine innere Stimme mir zu.

Ich erwiederte nichts. Genau das hätte ich getan!

Endlich war ich an der „Eingangspaltform“ angekommen, als ich Frau Galadriel und eine, mir wohl bekannte, Person erblickte. Es war ein Elb.

„Lindir!“, rief ich und setzte ein ernste Mine auf.

Es war nicht so, als würde ich ihn nicht mögen. Im Gegenteil. Er war ein guter Freund, aber ich wollte ihn ein bisschen verarschen.

Warum?

Nun, sagen wir so er war in einem sehr unpassendem Moment in mein Zimmer gekommen. Genauer gesagt, ich war nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Badesaal gekommen und da stand er mitten in meinem Zimmer. Er ist sofort raus gegangen, aber nicht bevor er mich genau gemustert hatte. Natürlich hatte ich ihm das verziehen, dafür war er mir ein zu lieber Freund,

Erschrocken drehte er sich um.

„Silver! Schön dich zu seh-“, sagte der Elb und lächelte, aber das erstarb sofort, als er meine Mine erblickte.

Ich sah grade so aus, als wolle ich ihn mit meinem Blick töten. Und dabei, war das noch nicht einmal ernst gemeint.

„Ich -“, fing er an, doch ich unterbrach ihn:

„Du hast echt nerven, dich hier blicken zu lassen.“

Ich ging langsam, wirklich sehr langsam auf ihn zu, bis ich genau vor ihm stand. Mein Blick hatte sich nicht eine Sekunde geändert.

So blieb ich zwei Minuten lang, doch für ihn muss es sich, wie zwei Jahre angefühlt haben.

Plötzlich fing ich an zu grinsen, was den Braunhaarigen wohl sehr verwirrte.

„Das hast du jetzt davon.“, lachte ich.

Lindir sah immer noch ziemlich verwirrt aus, doch dann begriff er und lächelte.

Ich beruhigte mich langsam wieder, aber konnte nicht aufhören zu grinsen.

„Ich dachte, du wärst immer noch sauer auf mich, wegen dieser einen Begebenheit.“, sagte Lindir.

„Ach was! Ich habe dich als Freund anerkannt und habe dir verziehen. Nun, warum bist du hier?“, fragte ich ihn.

„Ach ja! Mein Herr Elrond hat dir eine Nachricht zukommen lassen. Du wirst in zwei Tagen in Bruchtal erwartet.“, antwortete er und überreichte mir einen Brief.

Er bestand aus schwerem weißem Pergament und hatte blaue Verzierungen. Er sah sehr edel aus.

Ich drehte ihn um und öffnete ihn. In verschnörkelter Schrift stand dort:
 

Meine liebe Silver,

ich hoffe es geht dir gut.

In drei Tagen findet in Bruchtal ein Event größter Wichtigkeit statt.

Hiermit lade ich dich ein an diesem teilzunehmen.

Es werden Vertreter,

aller freien Völker Mittelerdes anwesend sein.

Liebe Grüße, Elrond von Bruchtal.
 

Ich endete und sah Lindir an. „Vielen Dank für den Brief.“

„Es war mir ein Vergnügen. Aber nun muss ich Lorien verlassen.“, sagte der Braunhaarige und sah neben mir her.

„Natürlich! Ihr könnt sofort aufbrechen.“, hörte ich eine Stimme und drehte mich um.

Dort stand Frau Galadriel und lächelte uns an. Oh! Ich hatte wirklich vergessen, dass sie noch da war. Sehr peinlich! Ich sah, dass sich Lindir neben mir verbeugte um sich zu verabschieden.

„War schön, dich wieder zu sehen.“, sagte er zu mir und ich lächelte.

Er verschwand. „Du möchtest diesem Event sicher beiwohnen, nicht?“ Frau Galadriel sah mich eindringlich an. Ich nickte.

„Gut! Es wird alles vorbereitet werden.“ Sie lächelte. „Du kannst nun gehen und dein Gepäck vorbereiten, wenn du möchtest.“ Ich bedankte mich und ging.
 

In meinem Zimmer zog ich Frodos Rucksack hervor und fing an zu packen. Wechselsachen und die Kleidung, die ich an hatte als ich nach Mittelerde kam, meine Handtasche, Wasser, eine Decke und Blutvorräte. Das Wasser und die Decke waren für Isil. Mehr brauchte ich nicht, doch die Sachen aus dem Auenland nahm ich auch noch mit, da sie ja schließlich Frodo gehörten.

Jetzt musste ich mich nur noch umziehen.

Das Kleid hängte ich zurück in den Schrank und holte eine grüne Bluse, eine braune Hose und schwarze Stiefel heraus. Über die Bluse zog ich eine braune Weste und einen von diesen Umhängen aus Lorien, einen Elbenmantel.

Aus Gewohnheit tastete ich noch einmal nach meinen Taschen, als würde ich einen Schlüssel suchen und stelle erleichtert fest , dass mein Ring an Ort und Stelle war.

Jetzt kann ich gehen. Endlich wieder nach Bruchtal!

Abschied... doch nicht für immer

Die Treppe runter und dann rechts. Die Eingangsplattform. Dort stand Galadriel und erwartete mich. „Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Dein Schicksal wird sich nun erfüllen und du wirst deinen Platz finden. Nimm dies!“, sagte sie und überreichte mir ein Päckchen. Es war ein rotes Samttuch, das durch ein Band zu einem Beutelchen umfunktioniert wurde. Ich öffnete den Knoten und es erschien ein silbernes Armband, welches mit, man wird es nicht glauben, Lapislazulis besetzt war. Ich sah Frau Galadriel mit großen Augen an.

Sie lächelte: „Ein Geschenkt und ein Schutz.“ Sie wusste, dass ich ein Vampir war, aber von dem Lapislazuli-Ring habe ich ihr nicht erzählt. Vielleicht die Elbin, die vorhin in meinem Zimmer war, aber der hatte ich schon gar nichts erzählt.

„Vielen Dank!“, ein kleines wahres Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

Möge die Gunst der Valar dich behüten, Silver, Mondtochter!, hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Mein Lächeln wurde noch etwas breiter und ich wollte mich schon verabschieden, als sie zu meinem Tisch ging und etwas holte.

Nun stand sie vor mir wieder vor mir und hielt einen Bogen in der Hand. Ein Langbogen aus Lorien.

Das ist ein sehr edles Geschenk. In Bruchtal sind diese Waffen sehr gefragt.

„Du musst dich schließlich auch verteidigen können.“, meinte sie und reichte mir dazu noch einen Köcher und einen kleinen Dolch.

„Vielen Dank!“, wiederholte ich und plötzlich umarmte sie mich.

„Sei stark und lass dich nicht unter kriegen, mein Kind!“ Plötzlich war sie verschwunden.

Huch? Naja, sie ist die Herrin des Waldes. Sie hat unglaubliche Fähigkeiten.
 

So ging ich nun zu den Ställen. Dort öffnete ich die Tür und hörte ein bekanntes Wiehern. Schon stand ich vor einer Boxtür und ein weißer Pferdekopf kam zum Vorschein.

„Na, meine Schöne!“, begrüßte ich sie.

„Es geht nach Bruchtal, nicht wahr?“, hörte ich ihre Stimme. Ich nickte und öffnete die Boxtür. Isil trat heraus und schnaubte zufrieden. Ach, sie ist schon eine gute Freundin. Ich streichelte sie zwischen den Ohren und ging um sie herum. Geschmeidig schwang ich mich auf ihren Rücken. Ich ritt ohne Sattel und Zügel.

„Kann´s los gehen?“

„Ja, auf nach Bruchtal.“
 

Haldir stand am Rande Loriens und ich sah noch wie er mir zum Abschied zu nickte.

Bruchtal

Der Umhang flatterte mir hinterher. Sicher sah es merkwürdig aus, wie ein weißes, wunderschönes Pferd mit einem unerkannten Reiter durch den Wald ritt.

„Unerkannt“, da ich mir die Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht gezogen hatte. Ein Unbekannter in Mittelerde, nichts Außergewöhnliches.

Schon wieder bewunderte ich Mittelerde.

Wiesen, Wälder, Flüsse, Seen und Berge. Wundervoll!

Die Sonne stand inzwischen im Zenit. 12 Uhr.

„Wir werden die Nacht durch reiten, wenn es sein muss!“, meinte Isil plötzlich.

„Schaffst du das denn?“ Ich war besorgt, schließlich wollte ich nicht, dass sie vor Erschöpfung zusammenbrach.

„Mach dir keine Sorgen. Ich sage dir bescheid, wenn ich eine Pause benötige.“, wollte sie mich ermutigen. Kann sie etwa Gedanken lesen?

„Okay, aber überschätze dich nicht.“ Sie wieherte zur Antwort.
 

Und tatsächlich. Am Morgen des nächsten Tag erblickte ich Bruchtal zwischen den Bergen. Die aufgehende Sonne tauchte die Elbenstadt in ein wunderschönes rotorange. Es sah wirklich sehr geheimnisvoll und magisch aus, obwohl es schon damals bei meinem ersten Besuch so gewesen war.

Immer mehr näherten wir uns dem Tor und Isil wurde schon langsamer, als ich ein bekanntes Gesicht entdeckte.

Nein! Das kann doch nicht sein!, dachte ich mir.

„Gandalf?“

Der Zauberer drehte sich in meine Richtung und lächelte als er mich erkannte.

„Silver! Wie schön, euch wieder zu sehen? Wie ist es dir ergangen?“, fragte er als Isil neben ihm hielt und ich abstieg. „Wie ich sehe, hast du die Ehre erhalten einen der Mearas, deinen Gefährten nennen zu können. Das ist wirklich erstaunlich.“ Er lächelte.

„Mir erging es hervorragend. Ich genieße die Zeit in Mittelerde wirklich sehr. Nur leider hab ich nichts über den Grund herausgefunden, weshalb ich mich nun hier befinde. Frau Galadriel meinte es sein mein Schicksal!“

„Dann wird es so sein!“, antwortete Gandalf.

Aus dem Augenwinkel sah ich noch ein wohlbekanntes Gesicht. Lindir!

Lächelnd kam er auf mich zu, fragte kurz nach meinem Befinden und brachte dann Isil in den Stall. Aber zuerst musste ich ihr hoch und heilig versichern, dass ich sie später besuchen würde. Zusammen gingen Gandalf und ich in das Haus Elronds.
 

Gandalf brachte mich zu Elrond, der mich herzlich in Bruchtal willkommen hieß. Er erkundigte sich ebenfalls nach meinem Ergehen und rief dann seine Tochter Arwen, die mich in mein Zimmer bringen sollte.

Arwen betrat nach einigen Minuten den Raum und ich merkte erst jetzt wie sehr ich meine neue Freundin vermisst hatte. Sie umarmte mich lächelnd zur Begrüßung und führte mich dann zu meinem Zimmer.

„Du bekommst wieder dein altes Zimmer.“, sagte sie lächelnd, während wir um die nächste Ecke bogen. „Wir haben nichts verändert, seit dem du uns verlassen hast!“

„Vielen Dank!“

Ich blickte auf die Tür. Ja, ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern. Das helle Holz gab mir ein Gefühl von zu Hause.

„Ich werde dich jetzt allein lassen“, rieß mich Arwen plötzlich aus meinen Gedanken. Leicht erschrocken sah ich zu ihr auf.

„Du solltest dich jetzt besser ausruhen. Morgen wird der Rat stattfinden und dann solltest du nicht zu müde sein.“

Ich lächelte ihr zu und griff dann nach der Klinke der Tür. „Vielen Dank!“

„Ich sehe da keinen Grund mir zu danken“, lächelte sie und ging dann mit einem: „Bis morgen“

Und so öffnete ich die Tür und trat in mein Zimmer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo Bernsteinseele^^
Tut mir leid, dass ich dich so spät begrüße, aber ich habe deinen Kommentar erst heute gesehen :/
Ich danke dir für deinen Kommentar und ich werde versuchen mich zu beeilen^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute nur ein kurzes Kapitel! Sorry :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute nur ein kurzes Kapi :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Annie04
2014-09-12T19:56:07+00:00 12.09.2014 21:56
Na da bin ich aber mal gespannt was alles beim Rat passiert. Freu mich schon drauf!
Von:  Annie04
2014-03-26T19:26:40+00:00 26.03.2014 20:26
Was wohl als nächstes passiert...*grübel*
Egal super Geschichte (^.^)
Von: abgemeldet
2014-02-01T20:37:17+00:00 01.02.2014 21:37
~ Kommentarfieber ~

Guten Abend,
da bin ich endlich wieder. Und es fängt mit einer wohlbekannten Szene an - ich muss gestehen, dass ich es liebe. Es wird mal wieder Zeit, den Film anzuschauen.
Allerdings endet der Moment anders, als wir es kennen. Was da wohl im Wald ist? XD

Ihre schwarzen Haare war hüftlang und umspielte
Es müsste "Ihr schwarzes Haar" heißen.

Nun, wo fange ich am besten an? Ich finde leider, dass es in diesem Kapitel mit allem viel zu schnell geht. Du hast dem Vampir eine nicht näher beschriebene Gabe verpasst, sodass sie schnell erkennt, was es für eine Person ist, der Charakter desjenigen, der vor ihr steht. Leider wirkt es so, als ob du es dir damit leicht machst, alles zu erklären.
Zwischen diesen Leuten kann eigentlich keine Bindung bestehen, nicht so stark. Klar, man hat Sympathien und man kann ziemlich schnell vertraut mit jemandem sein, aber hier wird ja kaum ein Wort gewechselt. Das überzeugt mich leider nicht.
Die Beschreibung der Vampirin, die gerne schwarz trägt, fand ich eher unpassend. Vor allem "sie will wohl nicht auffallen". In Mittelerde wirkt das merkwürdig.
An der Rechtschreibung könnte noch etwas gefeilt werden, besonders auch an der Kommasetzung, aber im großen und ganzen ist dein Stil und Ausdruck angenehm zu lesen.
Leider konnte mich das Kapitel nicht überzeugen.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  _Haruka-chan_
2014-01-16T20:44:05+00:00 16.01.2014 21:44
Yaayy auf nach Bruchtal ^^ Mach weiter so ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel:)
Von: abgemeldet
2014-01-15T15:44:57+00:00 15.01.2014 16:44
~ Kommentarfieber ~

Guten Tag,
die Neugierde treibt mich her. Das Cover ist schön und schon die Vorstellung, einen Vampir nach Mittelerde zu schicken. Also... das kann ich gar nicht in Worte fassen. Da gibt es Elben und Gestaltwandler, warum keinen Blutsauger? Bin gespannt, wie du das händelst.

So konnte mich niemand ausnutzen und verletzten.
Ein Trugschluß, wie ich finde, denn nur weil man keine Emotionen zeigt, heißt das ja nicht, dass man sie nicht hat. Wobei ich es einem Vampit vielleicht sogar, unter gewissen Umständen, glauben würde. Dieser Vampir ist ja nicht unbedingt sehr schnell, aber ich finde eh, dass sie nicht alle gleich sein sollten. Lestat hat seine Fähigkeiten ja auch nicht alle verraten.

Ich liebte es im Wald zu sein. In der Freiheit.
Jau, wenn man sonst in einem muffigen Sarg schlafen muss. XD Bin ja gespannt, was ich noch alles über Frau Vampir erfahre. Bisher empfinde ich diesen Prolog als sehr angenehm zu lesen, vom Stil und Ausdruck her.

Mit einem wirklichem Lächeln trat ich die Reise in meinen Tod an.
Ach schau, so stellen sich Vampire ihren Tod also vor? Interessant. Mir hätte ja noch eine plausible Erklärung für ihre Vermutung gefallen. Sowas, wie, dass sie von so einem Vorkommnis gehört hatte. Warum denkt ein Unsterblicher, dass er stirbt?

Zwei kleine Kritteleien:
Es werte sich ziemlich, -> wehrte
„Es tut mir leid.“, flüsterte ich und ging weg. Den Punkt in der wörtlichen Rede kannst du streichen.

Wie schon erwähnt, hat mir dein Schreibstil hier gefallen und ich bin neugierig, wie es weitergeht. Und wie wohl die Bäume Mittelerdes reagieren werden. ;) Solider Prolog, ich bleibe dran.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Antwort von:  Greenleafia
17.01.2014 15:07
Hallo :)
Ich danke dir für deine Kritik und werde auch versuchen sie zu beherzigen^^
Von:  Bernsteinseele
2013-12-19T20:27:18+00:00 19.12.2013 21:27
Nach Lothlorien .. zu Haldir! :p
Von:  Bernsteinseele
2013-12-08T15:42:27+00:00 08.12.2013 16:42
Interessante Geschichte .. bzw. interessanter Gedanke von Vampiren im Mittelalter. Hab nie drüber nachgedacht, aber eigentlich würden Vampire ganz gut nach Mittelerde passen, ebenso wie Werwölfe. :O

Bin ma gespannt auf den Romantikteil und wer Silver bekommt. Ich hoffe Haldir .. mein Lieblingselb. ♥

Vor allem hoffe ich, dass du fleißig weiter schreiben wirst. ^__^


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