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Auf den zweiten Blick

von

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Nicholas‘ Antwort

Nicholas‘ Gesicht war seltsam gefasst. Mit keiner Miene zeigte er, was er gerade fühlte. Einzig seine geweiteten Augen zeugten davon, wie geschockt er über Lucas Geständnis war. Zu seinen Füßen lag ein zersplittertes Cocktailglas. Es war das, was Luca vorhin von Fabian bekommen hatte.

Luca wusste nicht, was er tun sollte. Hätte er gekonnt, wäre er weggerannt, doch er konnte sich nicht rühren. Sein Körper war wie versteinert. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er hätte wissen müssen, dass Julian und Benni etwas planten. Warum war er nur so leichtfertig in ihre Falle getappt? Nicholas schaute inzwischen mit starrer Miene zwischen ihm und den beiden anderen hin und her.

Leise schluchzte der Blonde auf. Mit dem Ärmel versuchte er, sein Gesicht von den Tränen zu befreien, was nicht viel brachte, da immer wieder neue nachliefen. Schon bald war sein Ärmel durchnässt.

Der Blick des Schwarzhaarigen wurde kalt. Seine Augen blitzten gefährlich und es schien, als sei die Temperatur in der Küche um ein paar Grad gesunken. Trotzdem strich er Luca mit einer Zärtlichkeit, die der Blonde ihm in dieser Situation nicht zugetraut hatte, eine Träne aus dem Gesicht. „Ihr wagt es?“, zischte er. Seine Stimme klang so bedrohlich, dass Luca erschrocken vor ihm zurückwich.

Im nächsten Augenblick hatte der Schwarzhaarige schon ausgeholt und Julian mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Wir hatten einen Deal!“, schrie er als er zum nächsten Schlag ausholte, „Ich hab euch vertraut, ihr verfickten Arschlöcher!“ Der nächste Schlag traf Benni. „Sonst hätte ich euch niemals in Lucas Nähe gelassen!“

„Wir haben doch nur-“, begann Julian, wurde aber von Nicholas unterbrochen.

„Ich will eure Ausreden nicht hören! Ihr solltet ihn in Ruhe lassen! Er hat schon genug Probleme, da braucht er eure Scheiße nicht noch zusätzlich!“, tobte der Schwarzhaarige. Er schien rasend vor Wut.

„Jetzt komm mal wieder runter“, schimpfte Benni, „Wir haben nur-“

Auch ihn ließ Nicholas nicht zu Wort kommen. „Raus“, verlangte er. Seine Stimme war zwar wieder ruhiger, doch er hatte sich noch lange nicht wieder gefasst. „Verschwindet, bevor ich mich vergesse!“

Das ließen sich Benni und Julian nicht zweimal sagen. So schnell sie konnten, stürmten sie aus der Küche.

Der Schwarzhaarige schloss die Tür hinter ihnen, ehe er sich Luca gegenüber auf einen der jetzt frei gewordenen Stühle fallen ließ. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er schien wirklich wütend zu sein. „Ich glaube, wir müssen reden“, sagte er leise.

Luca zuckte zusammen. Jetzt kam es. Jetzt würde Nicholas ihn zurückweisen. Gleich würde er ihm sagen, dass es ihm leid tat, aber er seine Gefühle nicht erwiderte. Doch nichts passierte.

„Hast du das eben ernst gemeint?“, fragte Nicholas stattdessen, „Liebst du mich wirklich?“

Der Blonde wollte antworten, doch sein Hals war so ausgetrocknet, dass er kein Wort herausbrachte. Stumm nickte er.

Nicholas seufzte gequält und fuhr sich mit der Hand durch sein schulterlanges, schwarzes Haar. „Ich bin kein Beziehungsmensch“, murmelte er, „Bis jetzt hatte ich noch nichts, was länger als ein paar Wochen gehalten hat.“ Er stand auf und füllte Luca ein Glas mit Wasser. Dabei fiel sein Blick auf die Krücken, die Julian ihm vorhin abgenommen hatte. Wortlos stellte er sie ihm wieder hin.

Dankbar nahm der Blonde das Glas an und trank einen Schluck. Danach fühlte er sich etwas besser.

„Versteh mich nicht falsch. Ich bin generell nicht abgeneigt, aber bist du sicher, dass du mich liebst?“, hakte der Schwarzhaarige nach.

Der Blonde nickte, auch wenn ihn die Frage etwas verwirrte. Worauf wollte sein Gegenüber hinaus?

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht Dankbarkeit mit Liebe verwechselst?“, fuhr Nicholas fort.

Luca schluchzte auf. „Wieso sagst du so etwas?“ Er verstand nicht, wie er auf diese Idee kommen konnte.

„Ich will sicher gehen, dass deine Gefühle für mich auch wirklich echt sind“, erklärte der Schwarzhaarige.

Alles in ihm schrie danach, zu lügen, zu sagen, dass es vielleicht nur die Dankbarkeit war, die ihn dazu verleitet hatte, doch Luca tat es nicht. Nach allem, was Nicholas für ihn getan hatte, hatte er eine ehrliche Antwort verdient, selbst wenn er seine Gefühle nicht erwiderte. Aber hatte er nicht eben gesagt, dass er nicht abgeneigt war? Oder hatte er sich das nur eingebildet?

„Ich habe dich schon faszinierend gefunden, als wir uns das erste Mal gesehen haben“, begann Luca, leise, aber deutlich, zu sprechen, „Aber ich hab mich nicht in deine Nähe getraut. Du schienst mich nicht zu mögen und ich habe Gerüchte über deine Vergangenheit gehört.“ Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen, er wusste nur, dass er es tat. „Versteh mich nicht falsch, natürlich bin ich dir dankbar. Aber da ist so viel mehr. Wenn du mich so anschaust, wie gerade, dann fängt mein Herz an, zu rasen, und will nicht mehr aufhören. Ich habe Schmetterlinge im Bauch. Jedes Mal freu ich mich riesig, wenn ich dich sehe, mehr als bei allen anderen zusammen. Ich will dir nahe sein, dich k- dich küssen.“ Am Ende schluchzte er wieder auf.

Nicholas blickte ihn mit einer Mischung aus Unglauben und Fassungslosigkeit an. „Seit wann?“

Er brauchte die Frage nicht zu Ende zu sprechen, Luca wusste auch so, was er meinte. Seit wann liebst du mich? „Ich hab an meinem Geburtstag gemerkt, dass da mehr ist, wie nur Freundschaft. Als ich dir damals gesagt habe, dass ich nicht in dich verliebt bin, hat es sich falsch angefühlt.“

„Du schleppst das seit da mit dir herum?“, wollte Nicholas wissen, „Warum hast du mir nichts gesagt?“

„Ich wollte dich nicht verlieren“, flüsterte Luca, „Wenn du von meinen Gefühlen gewusst hättest, hättest du dich mir gegenüber anders verhalten. Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass sich etwas ändert.“

Der Schwarzhaarige stand auf. Zuerst vermutete Luca, er würde gehen, doch das tat er nicht. Vor dem Blonden blieb er stehen. Vorsichtig, als könnte er ihn zerbrechen, legte er seine Arme um ihn und zog ihn in eine Umarmung.

„Bitte verlass mich nicht. Lass mich nicht allein“, flehte Luca.

Nicholas verstärkte die Umarmung. „Als ob ich dir etwas ausschlagen könnte.“

Der Blonde riss sich von ihm los. Ungläubig starrte er ihn an. „Meinst du damit- ?“

Der Schwarzhaarige nickte. „Lass es uns versuchen.“

„Meinst du das wirklich? Du willst mit jemandem wie mir-“ Luca konnte sein Glück noch gar nicht fassen. Nicholas wies ihn nicht ab. Er wollte es mit ihm versuchen.

„Jemand wie dir?“, schmunzelte der Schwarzhaarige, „Du bist der, den ich will.“

Noch bevor der Blonde etwas erwider konnte, hatte er sich vorgebeugt und ihn geküsst, zuerst vorsichtig, dann etwas fordernder. Lucas Herz setzte einen Schlag aus, bevor es gefühlte drei Takte schneller schlug. Die Schmetterlinge in seinem Bauch schienen Loopings zu fliegen. Sein ganzer Körper begann, zu kribbeln. Halt suchend schlang er seine Arme um Nicholas. Er war sicher, hätte der Schwarzhaarige ihn nicht festgehalten, wäre er vom Stuhl gefallen.

Als Nicholas sich wieder von ihm löste, merkte er, dass sich auch sein Atem beschleunigt hatte. Dem Schwarzhaarigen erging es jedoch nicht anders. Auch er atmete schneller, als normal.

„Ich bin froh“, flüsterte er, während er seine Stirn gegen Lucas legte, „Ich weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre, dich einem anderen zu überlassen.“ Dann küsste er ihn erneut.

„Du weißt schon, dass ich dich jetzt nicht mehr hergebe, oder? Ich bin sehr besitzergreifend“, murmelte Nicholas nach einer Weile.

Der Blonde lächelte. „Damit kann ich leben.“ Und wie er das konnte. Solange er Nicholas hatte, würde er alles durchstehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  chrono87
2014-04-03T19:50:34+00:00 03.04.2014 21:50
Julian und Benni haben das echt verdient. Zudem hätten sie damit rechnen müssen, dass Nicholas ausrastet und handgreiflich wird, immerhin sind sie schon lange mit ihm befreundet sind.
Und dann die Reaktion von dem Schwarzhaarigen gegenüber Luca ist echt niedlich. Er warnt ihn vor, was seine Besitzansprüche geht und erklärt ihm aber auch, dass er kein Beziehungsmensch ist... Im Grunde ein Widerspruch, wo der später sagt, dass er Luca nicht mehr gehen lässt.
Das Ende vom Kapitel ist auch Mal etwas anderes. Kein Cliffhänger. Von nun an kann es nur noch bergauf gehen.
Antwort von:  Seira-sempai
03.04.2014 22:20
Die Freunde kenne sie ja beide schon eine Weile und sind mit beiden befreundet, außerdem wissen sie von ihren sexuellen Neigungen, oder wie auch immer sie es nennen. Es wäre also sehr unwahrscheinlich, dass es zu einem Streit zwischen ihnen kommt.
Außerdem wissen alle, dass Benni und Julian schon seit Monaten kuppeln und wer die beiden kennt, weiß, dass sie so schnell nicht aufgeben.
Peter wird auf jeden Fall total baff sein. Vielleicht ist er auch erst einmal geschockt oder Handelt, ohne vorher nachzudenken. Aber er hat keine andere Wahl, als es zu akzeptieren, immerhin kann es Luca nicht von Nicholas trennen.
Von:  tenshi_90
2014-04-01T09:25:05+00:00 01.04.2014 11:25
Also das haben Benni und Julian iwie schon verdient..

Ich bin so froh, dass das nun endlich zwischen den beiden geklärt ist. So hatte diese Situation doch was Gutes. Wer weiß, wenn sie sonst mal über ihre Gefühle gesprochen hätten.

Die Kussszene ist ja total niedlich und das Ende des Kapitels ist wirklich total knuffig. =)
Antwort von:  Seira-sempai
02.04.2014 19:17
sie kennen Nicholas schon ein paar Jahr. Sie hätten wissen müssen, dass es so endet (für sie). Also tun sie mir auch nicht wirklich leid.
Ich kann auch niedliche Szenen schreiben, auch wenn sie bei mir Seltenheitswert haben :-)


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