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Auf den zweiten Blick

von

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Allmähliche Genesung

Es vergingen einige Tage, in denen Luca sich relativ gut in seinem neuen Zimmer einlebte. Peter gab sich wirklich Mühe, es ihm so leicht wie möglich zu machen und auch Nina war sehr nett. Sie hatten ihm einige Kataloge von verschienenen Möbelhäusern gegeben, doch bis jetzt hatte Luca sich nicht entscheiden können. Das war auch der Grund, warum er gerade gemeinsam mit Nina und seinem Vater in seinem Zimmer saß und sie zu dritt durch die Kataloge blätterten.

Es war Samstag Nachmittag, deshalb mussten sie nicht arbeiten, obwohl Peter auch ab und zu am Wochenende arbeitete. In ein paar Stunden würde Nicholas ihn abholen kommen. Die Zwillinge wollten eine Party schmeißen, diesmal ganz groß, und hatten ihn ebenfalls eingeladen. Da er nicht wirklich krank war, sonder nur verletzt, sollte es in Ordnung gehen, auch wenn er erst im neuen Jahr wieder in die Schule gehen würde, weswegen Luca zugesagt hatte. Außerdem wollte er die anderen wiedersehen.

Nicholas war der einzige, der ihn in letzter Zeit immer besuchte. Er brachte ihm die Hausaufgaben, inzwischen hatte Peter ihm die von Jochen vernichteten Unterrichtsmaterialien besorgt, und erzählte ein bisschen von dem, was in der Schule passiert war. Aber Nicholas war kein gesprächiger Mensch und sie verbrachten auch viele Nachmittage und Abende damit, schweigend nebeneinander zu lieben, im Bett oder auf dem Boden. Irgendwann würde Nicholas beginnen, mit der Hand durch seine blonden Locken zu fahren oder ihn zu streicheln. Luca genoss diese Zärtlichkeiten, weswegen er sich dann meist an den Schwarzhaarigen kuschelte.

„Hast du noch gar keine Vorstellung?“, wollte Nina ungläubig wissen, da er sich bis jetzt zu nichts geäußert hatte, und riss ihn aus seinen Gedanken.

„Doch schon“, meinte Luca und blätterte, bis er die richtige Seite gefunden hatte, „Ich hätte gern so ein breites Bett.“ Er deutete auf ein Bett, was genauso groß war, wie das von Nicholas. Im Gegensatz zu normalen Betten war es nicht nur einen Meter breit, sondern fast einen anderthalben Meter. Es hatte ihm gefallen, seit er es zum ersten Mal bei seinem Klassenkameraden gesehen hatte.

Obwohl Peter ihm in den letzten Tagen immer wieder gesagt hatte, das Geld keine Rolle spiele und er sich aussuchen sollte, was ihm gefiel, ohne auf den Preis zu sehen, war ihm noch etwas unwohl dabei. Doch er versuchte, es zu verstecken, um seinen Vater nicht zu kränken.

„Das ist doch schon einmal etwas“, freute sich Peter.

„Und welche Farbe sagt dir em meisten zu“, fragte Nina, „Es muss dir schließlich auch gefallen.“

„Ich finde weiß sehr schön“, antwortetet Luca. Weiß passte zu Allem und war nicht zu aufdringlich. Außerdem hellte es den Raum auf. So konnte er Teppich und Wände bunt machen, um das Sterile loszuwerden und es würde immer noch alles passen. „Bettkästen wären auch vorteilhaft.“

Nina schien das gleiche zu denken, denn sie grinste ihn an. „Und dazu einen schön bunten, flauschigen Teppich“, schwärmte sie.

Begeistert nickte Luca. Sie hatten scheinbar den gleichen Geschmack.

„Dann wissen wir ja, wonach wir suchen müssen“, sagte Peter, „Was hältst du davon, wenn wir nächste Woche in das Möbelhaus fahren und du dir die Betten in natura anschaust?“

Luca nickte. „Das wäre toll, aber geht das auch in Ordnung? Musst du nicht arbeiten?“

Peter lächelte. „Natürlich. Ich werde Sebastian meine Termine so legen lasse, dass ich an einem der Nachmittage frei habe. Allerdings kann sich dir noch nicht sagen, welcher Tag es werden wird.“

„Das macht nichts“, antwortete Luca sofort. Der Tag war egal. Was zählte, war, dass Peter sich Zeit für ihm nahm. Er schien dem Mann wirklich etwas zu bedeuten.

Wie oft hatte Luca sich genau das gewünscht? Eine Familie, die ihn mochte, wie er war, die ihn trotz seiner Fehler liebte und sich um ihn kümmerte. Es war, als sei ein Traum wahr geworden, an dessen Erfüllung der Blonde schon lange nicht mehr geglaubt hatte.

„Willst du dich nicht langsam fertig machen?“, riss Nina ihn aus seinen Gedanken. Grinsend hielt sie ihm ihre Armbanduhr unter die Nase. „In einer Viertelstunde kommt dein Abholservice.“

„Oh“, stellte Luca überrascht fest. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so spät geworden war. Schnell, wobei er immer noch länger brauchte als normal, schlüpfte er in eine neue Jeans. Peter hatte ihm einige Klamotten von der Arbeit mitgebracht, war den Siebzehnjährigen nicht weiter verwunderte, schließlich besaß sein Vater eine Menge Boutiquen. Die Preisschilder waren bereits entfernt gewesen, trotzdem wusste Luca, dass sie Klamotten sicher mehr als nur teuer gewesen waren. Aber wenigstens besaß er jetzt wieder Klamotten, die ihm passten.

Zur Jeans zog er ein dunkelblaues Sweatshirt mit langen Ärmeln an. Er hatte es kaum über den Kopf gezogen, da klingelte es bereits. Wenig später stand Nicholas in seinem Zimmer.

„Fertig?“, fragte der Schwarzhaarige.

„Gleich“, entgegnete der Blonde, „Nur noch Schuhe und Jacke.“

Nicholas nickte und hielt ihm die Türen auf, damit er es schneller durch den Flur schaffte. Luca nahm seine Winterjacke, auch diese hatte Peter ihm gekauft, von der Garderobe und stieg in seine Stiefel.

Vor dem Haus stand Bennis roter Passat, dessen Besitzer den Motor startete, kaum dass sie das Haus verlassen hatten. Der Schwarzhaarige halt ihm, in den Wagen zu steigen und Benni wartete, bis sie beide angeschnallt waren, ehe er losfuhr.

„Na“, scherzte er, während er durch die verschneite Stadt fuhr „Wieder unter den Lebenden?“

Luca nickte. „Ja, irgendwie.“

„Du hast uns einen tierischen Schrecken eingejagt. Einfach so in ein Auto zu rennen“, plapperte Benni weiter und Luca bekam den Verdacht, dass er gar nichts von seinem Selbstmordversuch wusste. Ein Blick zu Nicholas bestätigte das, denn der Schwarzhaarige lächelte ihm beruhigend zu.

Benni hielt vor dem Haus der Zwillinge, direkt vor der Haustür. Erst als seine beiden Fahrgäste ausgestiegen waren, fuhr er zurück, um sein Auto zu parken.

An der Tür wurden sie von Fabian begrüßt, der sich dieses Mal auch nicht als sein Zwillingsbruder ausgab. Mit einem breiten Grinsen fiel er dem Blonden um den Hals. „Du weißt gar nicht, wie schrecklich es ohne dich in der Schule war. Ich hab Florians Mathetest bekommen und er meinen! Und die Lehrer haben mich ständig mit dem falschen Namen angesprochen.“

Nicholas schnaubte, sagte aber nichts. Das übernahm René, der hinter dem Zwilling aufgetaucht war: „Jetzt übertreib mal nicht. So schlimm war es auch wieder nicht, außerdem seid ihr selbst Schuld, dass euch keiner auseinanderhalten kann!“

Sie warteten noch, bis Benni sie eingeholt hatte, dann betraten sie das haus und ließen sich von Fabian ins Wohnzimmer führen, wo die anderen schon warteten.

„Wir haben das Wochenende sturmfrei“, verkündete Florian fröhlich, „Unsere Eltern sind mit Chrissie ausgeflogen.“

Neben Rebecke und René, die Luca aus der Schule kannte, waren viele Leute hier, die der Blonde noch nie gesehen hatte. Er wollte sich gerade nach einer ruhigen Ecke umschauen, da wurde er auch schon von den Zwillingen gepackt und in die Mitte des Raumes gezogen. Er stolperte und hätte beinahe seine Krücken verloren.

„Jetzt macht aber mal halblang“, rief Rebecka den Zwillingen wütend zu, „Luca ist verletzt! Nehmt gefälligst etwas Rücksicht!“

„Sorry“, nuschelte Florian, grinste aber im nächsten Augenblick wieder, weswegen Luca nicht glaubte, dass die Entschuldigung ernst gemeint war.

„Alle mal herhören“, rief Fabian, wodurch alle Gäste zu ihm schauten, „Jetzt, da unser Ehrengast da ist, kann es losgehen. Seid bitte nett zu ihm, er ist momentan etwas verkrüppelt, weil er letztens ein Auto geknutscht hat. Aber das wird schon wieder.“

„Idiot“, kommentierte Becky die Rede, woraufhin einige lachten.

Luca dagegen schaute leicht panisch durch den Raum. So viele Menschen machten ihn nervös. Als er Nicholas erblickte, der sich am anderen Ende des Raumes gerade auf eines der Sofas setzte, humpelte er quer durch das Zimmer und ließ sich auf den Platz neben ihm fallen, ehe er den Kopf auf seiner Schulter bettete.

Der Schwarzhaare hob, wohl aufgrund des anhänglichen Verhaltend, die Brauen, unternahm aber nichts, um Luca von sich zu stoßen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  chrono87
2014-03-30T21:12:00+00:00 30.03.2014 23:12
Ich finde es toll, dass sowohl Nina als auch Peter versuchen eine Bindung zu Luca aufzubauen. So kann endlich wirklich Vertrauen aufgebaut werden und Luca hat endlich das Familienleben das er immer haben wollte. Ich hoffe das es ab hier bergauf geht.
Die Feier der Zwillinge ist auch nicht schlecht. Ich frag mich nur, ob sie die ganze Schule eingeladen haben und vor allem werden den ganzen Mist hinterher wieder aufräumen darf.
Antwort von:  Seira-sempai
30.03.2014 23:25
Sie versuchen, Luca in die Familie zu integrieren. Nur leider rechnen sie nicht damit, dass Luca nicht weiß, wie eine Familie funktioniert. Da haben sie noch ein ganzes Stück Arbeit vor sich.
Es geht bergauf. Nicht immer spürbar, und es wird auch kleinere Rückschläge geben, aber es geht bergauf.
Von:  tenshi_90
2014-03-30T18:58:59+00:00 30.03.2014 20:58
Schönes Kapitel :-) und ich glaube, Nina ahnt etwas in Bezug auf Luca und nicholas :-) aber ich finde es schön, dass sie Luca wie ihren eigenen Sohn behandelt
Antwort von:  Seira-sempai
30.03.2014 22:36
Anfangs war sie ja noch eifersüchtig. aber seit sie weiß, dass Peter sie nicht betrogen hat, bemüht sich sich, mit Luca auszukommen.
Sie weiß nicht, dass Luca schwul ist. Sie weiß nur, dass er und Nicholas sich sehr nahe stehen. Aber Frauen haben ja bekanntlich eine gute Intuition, also kann sie durchaus schon den einen oder anderen Verdacht haben.


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