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Auf den zweiten Blick

von

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Streit zwischen Freunden

Luca, der aufgrund der Lautstärke erneut zusammen-gezuckt war, starrte seinen Klassenkameraden ungläu-big, aber auch erschrocken, an.

„Scheiße“, schimpfte Thomas, ehe er sich an den Blon-den wandte, „Luca, kannst du mich hören?“

Der Blonde zwang sich zu einem Nicken.

„Deinen Vater oder Nicholas? Einen von beiden ruf ich jetzt an, such dir aus, wen“, fuhr Thomas fort.

Es strengte ihn an, zu sprechen, und er musste jedes Wort mit einer Genauigkeit formen, die ihm fremd war, doch er schaffte es, die Frage zu beantworten: „Nicholas, bitte“, forderte er.

„Ok“, sagte sein Klassenkamerad, ehe er sich an seine Freunde wandte, „Ich bin gleich wieder da. Passt so lange auf ihn auf, aber macht es nicht noch schlimmer. Haltet Abstand.“ Dann verließ er das Zimmer.

Luca wollte ihm hinterherlaufen, darum bitten, ihn nicht mit den anderen allein zu lassen, doch er war nicht mehr fähig, seinen Körper zu kontrollieren. Zu-mindest schwiegen sie, und versuchten nicht, sich ihm zu nähern.

„Luca?“, fragte Jens irgendwann.

Der Blonde wusste nicht, wie lange er jetzt schon mit ihm und seinen Freunden allein war. Sein Zeitgefühl hatte sich schon vor einer Weile verabschiedet.

Es kostete ihn seine gesamte Kraft, jetzt nicht völlig die Kontrolle zu verlieren. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Hoffentlich kam Nicholas bald. Nur wenn der Schwarzhaarige da war, konnte er sich entspannen und die Panikattacke effektiv bekämpfen.

Luca bekam mit, wie sich Jens mit etwas Abstand vor ihn auf den Boden kniete. „Hörst du mich?“

Mehr als ein Nicken brachte der Blonde nicht zustan-de, aber es schien seinem Gegenüber zu genügen.

„Du musst tief durchatmen, hörst du, tief durchat-men“, redete Jens auf ihn ein.

Luca versuchte, auf ihn zu hören, wirklich, aber er schaffte es nicht, seine Atmung zu kontrollieren. Er konzentrierte sich auf das Gespräch der anderen, in der Hoffnung, dadurch nicht völlig die Kontrolle zu verliefen.

Einige Meter von ihm entfernt schnaubte Robert auf-gebracht. „Der simuliert doch nur.“

„Sei still“, sagte Daniel, leise, aber mit Nachdruck, „Das ist kein Spiel.“

„Fall du mir nur auch noch in den Rücken!“, schnaubte Robert.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte“, mischte sich eine fremde Stimme, vermutlich der vierte der Gruppe, ein, „Keiner hier will deine rassistischen Äuße-rungen hören. Also tu uns einen Gefallen und halt das Maul.“

Die Tür wurde geöffnet und Schritte erklangen.

„Luca“, vernahm der Blonde die besorgte Stimme Ni-cholas‘. Der Schwarzhaarige kniete sich direkt vor ihm auf den Boden. Langsam, damit Luca es sehen konnte, streckte er eine Hand nach ihm aus und legte sie dem Blonden auf die Schulter.

Obwohl Luca die Hand sah, zuckte er zusammen. Doch er stieß sie nicht weg, denn er war zu froh darüber, dass Nicholas endlich da war. Er fühlte sich sicher in der Nähe seines Freundes. Nicholas würde auf ihn aufpassen und ihn beschützen.

„Shh, es ist alles gut.“ Nicholas rückte noch ein Stück an ihn heran und zog ihn in eine Umarmung, ihm die ganze Zeit beruhigende Worte zuflüsternd.

Luca versteifte sich, wehrte sich aber nicht dagegen. Er wusste, dass es Nicholas war, der ihn hielt. Langsam schloss er die Augen und lauschte Nicholas‘ Worten.

Es dauerte, aber es gelang dem Blonden, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen. Langsam klang das Zittern ab und er nahm wieder mehr von seiner Umgebung wahr. Jetzt schaffte er es auch, die Umarmung des Schwarzhaarigen zu erwidern.

Ihm fiel auf, dass Nicholas ihm wohl schon seit einer Weile über Rücken und Haaransatz strich. Die sanften Berührungen kribbelten auf seiner Haut und lösten eine wohlige Wärme in ihm aus. Er kuschelte sich an seinen Freund und vergrub das Gesicht in dessen Hals-beuge. Seine Atemzüge wurden völlig ruhig und er entspannte sich.

„Geht es wieder?“, fragte Nicholas leise.

Luca nickte, weigerte ich aber, von ihm abzulassen.

Daraufhin lachte der Schwarzhaarige gedämpft: „Du musst dich schon entscheiden.“

„Will nicht“, murmelte der Blonde. Die Nähe seines Freundes fühlte sich zu gut an. Er wollte sie noch ein Bisschen genießen.

Nicholas küsste ihn auf die Schläfe, dann begann er, auf den Boden herumzurutschen und sich eine be-quemere Position zu suchen und zog Luca wieder an sich heran.

„Hätte irgendwer vielleicht die Güte, mir zu erklären, was genau hier passiert ist?“, fragte der Schwarzhaari-ge an die Gruppe.

Luca löste seinen Kopf von Nicholas‘ Halsbeuge und drehte ihn ein wenig, damit er die anderen sehen konnte.

Thomas seufzte hörbar gequält auf: „Meine Freunde haben wohl beschlossen, mir einen Überraschungsbe-such abzustatten. Robert fand es nicht so toll, dass Luca gerade bei mir gewesen ist und-“

„Nicht so toll?“, unterbrach Robert ihn wütend, „Sag mal, hat dich jemand einer Gehirnwäsche unterzogen? Du hasst diesen Kerl!“

„Wen ich mag und wen nicht, entscheide ich schon selbst“, widersprach Thomas, nicht minder gereizt.

„Aber“, rief Robert und deutete mit einer Hand auf Luca, „Sieh dir die zwei an. Das ist doch widerlich!“

„Ich wiederhole mich nur ungern: Luca ist mein Freund. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, hast du hier nichts mehr verloren!“

Fassungslos starrte Robert seinen Freund an. „Das ist ein schlechter Scherz. Du würdest doch niemals-“

„Und ob ich das würde!“, fauchte Thomas.

Roberts Blick wanderte zu Luca. „Das wirst du mir bü-ßen! Wenn dein Vater davon erfährt-“

„…wird er dich in hohem Bogen vom Grundstück wer-fen“, beendete Thomas den Satz, „Dann wird er deine Vergangenheit so lange durchforsten, bis er etwas findet, womit er dich in der Luft zerreißen kann, wo er bei dir ja nicht lange zu suchen braucht.“

Robert schnaubte noch einmal, ehe er wütend, leise vor sich hin schimpfend, aus dem Zimmer stampfte.

Thomas wandte sich an Daniel. „Hast du auch ein Pro-blem damit?“

Langsam schüttelte Daniel den Kopf. „Ich gebe zu, ich war etwas überrascht, ihn bei dir zu sehen. Aber du wirst schon deine Gründe haben, auch wenn ich sie im Moment weder verstehen noch nachvollziehen kann.“

„Meine Meinung kennst du ja schon“, meinte Jens grinsend, „Obwohl ich immer noch der Meinung bin, Luca hat dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Viel-leicht verrät er mir ja irgendwann, wie er es gemacht hat.“

Thomas warf ihm einen giftigen Blick zu. „Wenn mich hier jemand einer Gehirnwäsche unterzogen hat, dann war das Leonie!“

„Das könnte natürlich auch sein.“ Jens hob die Schul-tern. Dann ließ er sich neben Luca und Nicholas auf den Boden plumpsen.

Daniel und der andere, dessen Namen Luca noch im-mer nicht kannte, taten es ihm gleich. Obwohl sie nebeneinander saßen, schien zwischen ihnen eine gewisse Spannung zu sein, die Luca sich nicht erklären konnte. Die Unsicherheit Daniels gegenüber dem An-deren verwunderte ihn doch sehr und er bekam das Gefühl, dass er etwas wichtiges übersah. doch was?

„Wenn wir hier schon einmal alle versammelt sind“, sagte Daniel an seinen Freund gewandt, „könntest du uns auch einander vorstellen.“

Thomas seufzte, kam der Aufforderung jedoch nach. Er deutete auf Daniels Sitznachbarn. „Das ist Theo, Daniel hat ihn vor einer Weile angeschleppt.“ Danach wies er auf Luca und Nicholas. „Luca kennst du ja schon. Der Schwarzhaarige ist Nicholas, Lucas Freund. Du tust gut darin, ihn nicht zu provozieren.“

„Das kann ich bestätigen“, warf Theo ein, bis jetzt hat-te er sich eher zurückgehalten. „Ich habe ihn mal rich-tig wütend erlebt. Das tu ich mir kein zweites Mal an.“

Luca löste sich von seinem Freund und schaute ihm in die Augen, auf eine Antwort wartend.

Zuerst schien es, als würde Nicholas ihn ignorieren, dann seufzte der Schwarzhaarige ergeben. „Wir hatten mal was miteinander, vor drei Jahren.“

„Oh“, murmelte Luca. Es war als fügte sich ein Puzzle zusammen. Als er zurück zu Daniel und Theo schaute, erkannte er, welche Art die Spannung zwischen den beiden war. Daniels seltsames Verhalten ergab einen Sinn. Trotzdem wurde er dieses Ungute Gefühl nicht los, dass da noch mehr war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Morphia
2014-12-15T00:57:08+00:00 15.12.2014 01:57
Dank des Buches kenn ich das Kapitel ja schon. ^^
Ich lese die Story gerade wieder von vorne und bin überrascht wie gut sich Thomas entwickelt hat. Er ist ein echt guter Freund für Luca geworden. Davon konnte man zu Beginn der Story nur träumen. Mein Gott, hab ich Thomas damals gehasst. ^^°
Antwort von:  Seira-sempai
13.01.2015 15:48
Sollte auch so sein. Er sollte erst gehasst werden, dann während er nichts tut etwas in Vergessenheit geraten und jetzt wieder als "Verbündeter" auftauchen.
Wenn du die Vorschau im Buch (oder meinem Weblog) gelesen hast, weißt du ja, welche Geschichte als nächstes kommt. Thomas ist für Spiel unabdingbar, also musste er sich verändern.
Außerdem sollte es zeigen, wie wenig sich Menschen manchmal bei ihren Handlungen denken und wie erschrocken sie dann über die Folgen sind.
Von:  tenshi_90
2014-12-13T12:51:32+00:00 13.12.2014 13:51
Wie gut das Thomas mal n Machtwort gesprochen hat und vor allem Nicholas zu Hilfe geholt.

Oha.. Also wird jetzt die Vergangenheit von Nicholas auch näher erläutert? Bin mal gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  Seira-sempai
13.01.2015 15:42
Sorry für die späte Antwort.
Über Nicholas gibt es noch einiges zu Erfahren, aber nicht alles kommt in Blick vor. Auch in den Fortsetzungen / Nebengeschichten gibt es noch das eine oder andere Detail, das nicht in die Handlung von Blick gepasst hat, aber doch irgendwie zu Nicholas gehört :-)


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