Zum Inhalt der Seite

Auf den zweiten Blick

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Peter wird wütend

Die Zeit verging schneller, als es Luca lieb war. Der Gerichtstermin rückte immer näher. Inzwischen hatte sein Vater ihn für den Tag von der Schule freistellen lassen, schließlich musste er erscheinen, auch wenn er es vorgezogen hätte, an diesem Tag in die Schule zu gehen. Nicholas hatte ebenfalls eine Vorladung bekommen, was den Blonden nicht sonderlich wunderte, und René auch. Luca hatte sie darum gebeten, niemandem davon zu erzählen, und wenn sie es doch mussten, dann nur das Nötigste, woran sie sich glücklicherweise bis jetzt gehalten hatten. So wussten Rebecka und die Zwillinge zwar, dass sie eine Vorladung bekommen hatten, aber nicht, worum es ging.

Es war nicht so, dass Luca seinen Freunden nicht vertraute. Er mochte es nicht, bemitleidet zu werden. Die Blicke, die ihm Thomas und René zuwarfen und die Vorsicht, mit der sie ihn behandelten, empfand er schon als störend genug. Da mussten die anderen es nicht auch noch tun. Nur Nicholas behandelte ihn normal, wofür er seinem Freund wirklich dankbar war.

Vor zwei Tagen war er endlich den Gips losgeworden. Nur leider waren die Muskeln in seinem Bein inzwischen so sehr abgebaut, dass er fast nichts mehr damit anfangen konnte. Der Arzt hatte ihm wegen seiner Berührungsängste und Angst vor fremden Menschen ein Heftchen gegeben, in denen verschiedene Übungen erklärt wurden, mit denen er das Bein wieder fit bekam. Es würde anstrengend werden und er stand momentan etwas wackelig, aber er würde es wieder hinbekommen.

Da er es in seinem Zimmer nicht mehr aushielt, machte er sich auf den Weg nach draußen. Ohne Krücken, denn die brauchte er nicht mehr. Im Moment trug er noch einen Stützverband, aber auch den würde er bald los sein.

Gern hätte er Nicholas besucht, aber der Schwarzhaarige machte gerade seinen Führerschein, weswegen er gerade in einem Zimmer der Fahrschule saß und den Theorieteil über sich ergehen ließ.

Luca hatte beschlossen, noch etwas zu warten. Er wäre momentan eh nicht in der Lage, ein Auto ordentlich zu fahren, dazu war er noch viel zu Schreckhaft.

Vor der Tür blieb er kurz stehen und schaute in den Garten, um zu sehen, ob das Kätzchen, dass er in der letzten Zeit immer gestreichelt hatte, da war. Es dauerte nicht lange, dann hatte er es gefunden. Wie schon in den letzten Tagen saß es in der Sitzecke auf dem Tisch. Als es Luca erblickte, kam es auf ihn zugelaufen.

Vorsichtig, schließlich wollte er sein Bein nicht gleich wieder verletzen, hockte er sich und hielt dem Kätzchen seine Hand hin. Es schnupperte kurz daran, denn begann es zu schnurren und sich an ihr zu reiben.

„Der Kleine hat es dir ziemlich angetan, was?“, hörte er eine Stimme zu seiner Linken.

Erschrocken fuhr Luca zusammen und schaute auf.

Auf dem Nachbargrundstück, etwa zwei Meter von ihm entfernt, stand ein älterer Mann. Mit einer Hand stützte er sich an den Zaun, in der anderen hielt er einen Gehstock. „Wo hast du denn deine Gehhilfen gelassen?“, fragte der Mann.

Luca erhob sich wieder, das Kätzchen, dass ihm um die Beine strich ignorierend, und schaute den Mann an. Seiner Äußerung nach hatte er ihn wohl schon das eine oder andere Mal gesehen. „Ich brauch sie nicht mehr“, beantwortete er die Frage.

Dem Kätzchen schien es nicht zu gefallen, dass er es nicht mehr beachtete. Es maunzte, ehe es sich noch stärker an seinen Beinen rieb.

Luca, der das aufdringliche Verhalten niedlich fand, lächelte und nahm das Kätzchen auf den Arm. Er kraulte es am Kopf, was es mit einem lauten Schnurren belohnte.

„Du willst ihn nicht behalten, oder?“, wollte der Mann nach einer Weile wissen, schien das aber nicht negativ zu meinen, sondern nur neugierig zu sein.

Verwirrt schaute der Siebzehnjährige den Mann an. Hatte er das gerade richtig verstanden?

„Meine Minka hat letzten Herbst Junge bekommen. Alle bis auf ihn bin ich losgeworden“, erklärte der Mann schmunzelnd.

Hinter Luca trat Hans, in seinen üblichen Arbeitsklamotten, aus dem Haus. So ganz wusste Luca nicht, was er tat, denn er drehte auf halber Strecke um und stürmte auf den Siebzehnjährigen zu. „Elendes Mistvieh!“, rief er, so laut, dass Luca zusammenfuhr.

Das Kätzchen erschrak und sprang aus seinen Armen. Es flitzte ein paar Meter, ehe es stehen blieb und zu Hans schaute.

Einen Augenblick lang wusste Luca nicht, wie ihm geschah. Er sah das Auto, das um die Ecke bog und er sah Hans, der mit erhobener Faust auf das Kätzchen zustürmte.

„Nicht!“, rief Luca er erschrocken.

Das Auto fuhr am Grundstück vorbei, mit Sicherheit schneller, als erlaubt war. Das Kätzchen blieb regungslos auf der Straße liegen.

Luca war wie erstarrt. Nur mit Mühe konnte er sich dazu überwinden, den Blick nicht abzuwenden und auf das Kätzchen zuzugehen. Er hörte, wie die beiden Männer sich lautstark stritten, beachtete sie aber nicht weiter. Zögerlich streckte er seine Hand nach dem Kätzchen aus.

Es lebte noch. Er sah, wie sein Brustkorb sich regelmäßig hob und senkte. Als der Siebzehnjährige es vorsichtig berührte, maunzte es leise. So schwer schien es nicht verletzt zu sein, zumindest äußerlich. Allerdings war Luca weder ein Arzt, noch konnte er abschätzen, welche inneren Verletzungen das Kätzchen haben könnte.

„Was ist denn hier los?“ Die wütende Stimme seines Vaters riss ihn aus den Gedanken.

Luca wusste nicht, wann Peter von der Arbeit gekommen war. Er wusste nur, dass er auf einmal in der Einfahrt stand.

Sichtbar gereizt ging er auf Hans und den alten Mann zu. „Hast du nichts zu tun oder warum brüllst du hier so herum?“, fuhr er seinen Angestellten an.

Betreten senkte Hans den Blick. „Ich- die Katze“

„Die Katze?“, wollte Peter erbost wissen, „Du machst hier so einen Aufstand wegen einer Katze?“

Luca sah zurück zu dem verletzten Kätzchen. Behutsam, er wollte ihm schließlich nicht wehtun, nahm er es auf den Arm. Dann lief er langsam zu seinem Vater.

Als Peter ihn erblickte, wurden seine Gesichtszüge sanfter. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als der alte Mann ihm ins Wort fiel.

„Ihr Angestellter hat meine Katze in ein Auto gejagt!“

Hans warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an. Der Katze geht es gut.“ Er streckte seine Hand nach dem Kätzchen aus.

„Wag es nicht“, zischte Luca, wütend über das Verhalten des Mannes, „Du hast ihm schon genug wehgetan!“

Peters Blick verfinsterte sich. „Gut sieht anders aus! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du die Katzen in Ruhe lassen sollst? Wenn du damit nicht klarkommst, dann such dir einen anderen Job!“

Erleichtert atmete Luca auf. Einen Augenblick lang hatte er befürchtet, Peter könnte ihm übelnehmen, dass er seinen Angestellten so angefahren hatte. Er schien sich jedoch nicht weiter an der Reaktion des Siebzehnjährigen zu stören. Oder er befand sie im Moment als unwichtig.

Der Siebzehnjährige schaute zurück zum Kätzchen. Es brauchte einen Tierarzt, da war er sicher, allerdings wusste er nicht, wie es zu einem kommen sollte. Ihm blieb nur die Möglichkeit, seinen Vater um Hilfe zu bitten.

Hans stritt wieder lautstark mit dem Nachbarn, Peters Mahnung ignorierend.

Kurz zögerte Luca, dann griff er mit einer Hand nach dem Ärmel seines Vaters und schaute ihn bittend an. Er hoffte, dass das genügte, dass sein Vater verstand, was er wollte, ohne dass er es aussprechen musste. Er war sich nicht sicher, ob er es gekonnt hätte.

Einerseits fühlte er sich unwohl dabei, seinen Vater darum zu bitten. Peter hatte schon so viel für ihn getan. Es war undankbar, noch mehr von ihm zu verlangen. Luca konnte sich jedoch auch nicht einfach abwenden, ohne dass er es später bereuen würde.

Peter sah ihn an, zuerst leicht verwundert, dann wurde sein Blick wieder ernst. Es schien, als würde er die unausgesprochene Bitte seines Sohnes ablehnen, Luca rechnete schon fast damit, doch dann seufzte er leise. „Ich hole die Autoschlüssel.“ Er wandte sich an seinen Angestellten: „Und du gehst nach Hause. Ich will heute nichts mehr von die hören.“ Mit schnellen Schritten lief Peter zur Haustür.

Hans sah ihm einen Augenblick lang hinterher, dann wanderte sein Blick zu Luca. Wütend starrte er den Siebzehnjährigen an, ehe er ebenfalls ins Haus marschierte.

Luca nahm sich vor, ihm in den nächsten Tagen besser aus dem Weg zu gehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morphia
2014-09-12T19:27:09+00:00 12.09.2014 21:27
Wie schön, es geht weiter. *3*
Ich hatte mir schon echt sorgen gemacht. >.<

Luca ist so ein guter Mensch.
Ein Glück, dass Peter ihn auch ohne Worte versteht. Peter macht das allgemein ganz großartig mit Luca. ^^b
Antwort von:  Seira-sempai
18.09.2014 14:29
Keine Angst, diese Fanfic ist nicht abgebrochen.
Ich habe momentan nur etwas Stress. Job, zu Hause Renovieren, etc.
Von:  tenshi_90
2014-09-12T16:48:52+00:00 12.09.2014 18:48
Ohwe.. armes Kätzchen.. Ich hoffe, es ist nicht zu schlimm verletzt.

Das war echt fies von Hans.
Antwort von:  Seira-sempai
18.09.2014 14:28
nun ja, zumindest lebt es noch. Das ist ja schon etwas.
Han bekommt auch noch sein Fett weg :-)


Zurück