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Auf den zweiten Blick

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Wieder in der Schule

Am ersten Morgen nach den Ferien wurde Luca von Nicholas abgeholt. René, der sonst immer mit Nicholas zusammen zur Schule fuhr, hatte bei Rebecka übernachtet und würde heute nicht dabei sein. Im Gegensatz zu früher hatte der Blonde Schwierigkeiten gehabt, aus dem Bett zu kommen. Das lag wahrscheinlich daran, dass er seit Ende November nicht mehr in der Schule gewesen war. Glücklicherweise hatte er seine Sachen schon am Abend fertig gemacht, weswegen es schnell ging.

In der Küche wartete Ute bereits mit einer gut gefüllten Brotbüchse auf ihn. „Für den Tag“, meinte sie.

„Das wäre nicht nötig gewesen“, antwortete Luca sofort. Er fühlte sich unwohl dabei, dass die Frau ihm sein Essen für die Schule angerichtete hatte. Allerdings wollte er auch nicht undankbar wirken, weswegen er die Brotbüchse entgegennahm und in seinen Rucksack stopfte. Die Flasche Wasser für den Tag hatte er bereits gestern hineingetan.

Danach wollte er die Küche wieder verlassen, doch Ute stellte sich ihm mit verschränkten Armen in den Weg. „So nicht, Junge. Erst isst du etwas.“

Luca seufzte. Ihr jetzt zu widersprechen war sinnlos, weswegen er sich ein Brötchen vom Tisch nahm und es mit Nutella bestrich. Dazu trank er ein Glas Milch. Erst als er fertig war, durfte er die Küche verlassen. Zügig humpelte er durch den Flur, obwohl er sein gebrochenes Bein inzwischen wieder belasten konnte, und zog sich unter Utes wachsamen Augen Jacke, Stiefel, Mütze und Schal an. Nur auf Handschuhe durfte er verzichten.

Vor der Tür wartete Nicholas bereits auf ihn. „Guten Morgen“, grüßte der Schwarzhaarige ihn und Ute, die hinter ihn in den Flur getreten war.

„Morgen“, antwortete Luca, ehe er die Tür schnell hinter sich zuzog, aus Angst, der Frau könnte noch etwas einfallen, was er vergessen haben könnte.

Es hatte in der Nacht etwas geschneit, weswegen die Gärten von einer schönen, weißen Schicht überzogen waren, die den alten, grauen Schnee verbarg. Der Räumdienst war bereits gefahren, weswegen die Straßen größtenteils wieder frei waren.

Der Bus hatte auch nur zwei Minuten Verspätung. An der Haltestelle hatten sie Thomas getroffen, der Luca gegrüßt hatte. Dabei hatte er die ganze Zeit zu Nicholas gesehen, als habe er Angst, der Schwarzhaarige könnte ihn jede Sekunde anspringen.

„Wie waren eure Ferien?“, versuchte Thomas, ein Gespräch zu beginnen.

„Ganz ok“, meinte Nicholas. Von den Zwischenfällen erzählte er nichts.

Luca war froh darüber, antwortete aber trotzdem wahrheitsgemäß. Thomas wusste es, also brauchte er es nicht zu verschweigen. „Ich glaube, das waren die ersten Ferien, die ich genossen habe.“

Thomas grinste. „Du hattest ja auch den ganzen Monat frei. Kein Wunder, dass es dir gefallen hat!“

„Hey“, empörte er sich der Blonde, „Die Hälfte davon habe ich im Krankenhau oder im Bett verbracht!“ Er war überrascht, wie leicht es ihm inzwischen fiel, mit seinem Klassenkameraden zu sprechen. Früher hatte er immer Angst vor ihm gehabt, nicht so viel wie vor Jochen, aber genug, um ihm nicht begegnen zu wollen. Andererseits hatte Thomas auch eine sehr große Wandlung hingelegt. Wüsste Luca nicht, dass er immer noch derselbe ist, würde er ihn für eine andere Person halten, einen verschollenen Zwilling oder so. Zwar ließ er sich immer noch nicht gerne von ihm anfassen und wich zurück, wenn Thomas ihm zu nahe kam, aber er hatte keine Angst mehr vor ihm.

„Gibst du mir deine Handynummer?“, fragte Thomas.

Damit hatte Luca nicht gerechnet, aber er hatte sich schnell wieder gefasst. So ungewöhnlich war die Frage dann auch wieder nicht, Nicholas hatte seine Nummer schließlich auch haben wollen, nur unerwartet. Er zog sein neues Handy aus der Hosentasche und reichte es Thomas. Das würde schneller gehen, als wenn er die Nummer selbst heraussuchte, vor allem, da er in der Bedienung noch unsicher war und sich nicht blamieren wollte.

Es dauerte nicht lange, dann hatte Thomas gefunden, was er suchte. „Viele Kontakte hast du aber nicht“, stellte er fest.

„Ich hab das Handy ja auch erst seit Weihnachten!“, verteidigte sich Luca, „Außerdem: Wen soll ich noch einspeichern?“ Er hatte wirklich nicht viele, nur Nicholas, René, Rebecka, die Zwillinge, seinen Vater und Nina.

„Ich speicher dir meine Nummer mit ein“, meinte Thomas, woraufhin Luca nur nickte und wartete, bis sein Klassenkamerad ihm das Handy zurückgab, damit er es wieder wegpacken konnte.

Auf dem Schulgelände trafen sie die Zwillinge, die sich gerade mit ein paar Mitschülern aus anderen Klassen eine Schneeballschlacht lieferten. Als sie Luca erblickten, begrüßten sie ihn stürmisch.

„Lange nicht mehr gesehen“, grüßte Fabian ihn grinsend.

Nicholas schnitt eine Grimasse. „Ihr habt euch doch vor einer Woche erst gesehen.“

Fabian verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. „Das war letztes Jahr.“

Im Klassenzimmer angekommen hängte Luca seine Jacke auf und ließ sich auf seinen Platz neben Nicholas fallen. Seine Mitschüler, die schon da waren, schauten zuerst ihn, dann seine Krücken an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder etwas anderem widmeten. So interessant schien er dann doch nicht zu sein, was Luca freute, immerhin hatte er von den Gerüchten gehört, die umhergegangen waren.

Eines der Mädchen, das oft mit Leonie abhing, kam auf Luca zu und musterte ihn. „Irgendwie hast du dich verändert.“

Luca kommentierte das nicht weiter. Was hätte er auch sagen sollen?

Der Blick der Mitschülerin blieb auf seinem Pullover hängen, den sie sich genau ansah. Luca wollte schon fragen, ob er irgendwo einen Fleck hatte, da grinste sie plötzlich: „Ich war vor Weihnachten shoppen und dreimal darfst du raten, in welchem Schaufenster ich deinen Pullover gesehen habe.“ Sie seufzte und schaute ihn gespielt mitleidig an. „Nur leider waren die Klamotten in dem Geschäft so teuer, dass sie sich kein Normalsterblicher leisten kann.“

Leonie, die in den letzten Minuten das Zimmer betreten haben musste, schaute ihn zuerst überrascht an, dann härtete sich ihr Gesichtsausdruck und sie setzte ihr übliches, überlegenes Grinsen auf. „Mich würde interessieren, wie du an die Klamotten herangekommen bist. Deine Eltern verdienen bei weitem nicht gut genug, um sich solche Klamotten leisten zu können. Letztes Jahr bist du nur in billigen, abgetragenen Sachen herumgelaufen und plötzlich kannst du dir Markenklamotten leisten, da ist doch etwas faul.“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, antwortete Luca. Er versuchte, selbstsicher zu wirken, war sich aber nicht sicher, ob er es auch schaffte. „Wir sind schließlich keine Freunde.“

Für einen Augenblick war die Blondine sprachlos. Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Allerdings hatte sie sich schnell wieder gefangen, zu schnell für Lucas Geschmack. „Da fällt mir ein, ging nicht letztes Jahr das Gerücht herum, deine Eltern säßen im Knast?“

Luca hob die Schultern. Nicholas stand neben ihm, was ihn die Kraft gab, sich Leonies Spott diesmal nicht gefallen zu lassen.

Allerdings musste er gar nicht antworten, das übernahm Thomas für ihn. „Tu uns allen einen Gefallen und halt die Klappe, bevor ich nachhelfe!“

Leonie schnappte erschrocken nach Luft: „Was hast du gerade gesagt?“

Einige ihrer Mitschüler schauten zu ihnen herüber, neugierig, was wohl los war.

„Ich dachte, du willst dich raushalten?“, warf René ein. Der Blonde wusste nicht, wann er gekommen war, nur dass er und Rebecka plötzlich hinter ihm gestanden hatten.

Thomas schaute ihn einen Augenblick lang an, dann hob er die Schultern. „Das war, bevor ich alle Informationen hatte“, meinte er locker.

Leonie schnaubte und warf Luca einen abschätzenden Blick zu. „War ja klar, dass du dich von der Schwuchtel verführen lässt…“

So schnell konnte sie gar nicht reagieren, da hatte Nicholas sie bereits am Kragen gepackt und gegen die Wand gestoßen. Dabei ging er nicht gerade behutsam mit ihr vor. „Ich sage es nur noch ein Mal: Lass Luca in Ruhe.“

„Und was, wenn nicht?“, provozierte Leonie ihn.

Doch Nicholas ließ sich davon nicht weiter beeindrucken. Ruhig, beinahe schon zu ruhig, entgegnete er: „Du hast dir jemanden zum Feind gemacht, gegen den du keine Chance hast, und wenn du Luca auch nur noch einmal belästigst, wird dieser Jemand dich zur Rechenschaft ziehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Morphia
2014-06-20T20:35:53+00:00 20.06.2014 22:35
Leonie hatte ich schon wieder ganz vergessen. Hoffentlich heckt die nicht wieder was aus. >.<
Ich bin Fan von Nicholas. Voll der Held. *3* er und Luca sind so ein tolles Paar.
Antwort von:  Seira-sempai
23.06.2014 17:36
Von ihr hat Luca nichts mehr zu befürchtet. Außerdem steht sie jetzt allein da. Thomas hat sich von ihr abgewendet. AUßerdem sind da noch Karl und Peter und gegen die kommt sie beim besten Willen nicht an.
Von:  tenshi_90
2014-06-20T09:48:52+00:00 20.06.2014 11:48
Da ist Leonie eindeutig ein wenig zu weit gegangen... wenn sie schon nicht die genauen Lebensumstände von Luca kennt, sollte sie es nicht darauf anlegen, andauernd Streit zu provozieren...
Antwort von:  Seira-sempai
23.06.2014 17:35
Leonie geht schon seit dem ersten Kapitel zu weit. Aber keine Angst, jetzt merkt sie, dass sie allein dasteht :-)


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