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Kaito Kat

Ein Meisterdieb auf Samtpfoten
von

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Kapitel 1: Unglücksrabe

Stille lag über Tokio. Die meisten Gebäude waren bereits dunkel und nur vereinzelt schien noch Licht aus den Fenstern der Hochhäuser. Die Straßen waren wie ausgestorben und nur aus vereinsamten Kneipen und Karaokebars drang noch gedämpfter Lärm. In den meisten Häusern lagen die Bewohner jedoch längst in den Betten und träumten vor sich hin. Was im Laufe dieser Nacht jedoch noch geschehen sollte, konnte sich wohl selbst der größte Fantast nicht erträumen.

Ein weißer Schatten durchflog den mitternächtlichen Himmel und warf seine Silhouette auf den Vollmond, der groß und erhaben auf das schlafende Tokio hinab schien, und durchbrach damit die Idylle der Finsternis.
 

Mithilfe seines Hängegleiters ließ sich Kaito KID sanft auf einem Häuserdach nieder und betrachtete die Stadt zu seinen Füßen. In nicht allzu weiter Ferne konnte er bereits Polizeisirenen erkennen. Sie waren ihm auf den Versen – aber das war ja nichts Neues. Als Meisterdieb 1412 war er es gewohnt, dass ihm die Frauen zu Füßen lagen und die Polizei an den Hacken klebte. In einer seiner Hosentaschen ruhte der „Black Blizzard“ – ein schwarzer Turmalin, der perfekt in Kaitos Handinnenfläche passte. Kein Wunder, dass die Polizei mal wieder Jagd auf ihn machte – immerhin war dieser Juwel alles andere als rechtmäßig vom Meisterdieb in Weiß erworben worden.
 

„Kuroba Kaito“, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit hinter ihm. Als wäre es nicht seltsam genug, dass in allertiefster Nacht, wo niemand einfach auf Dächern herumspuken sollte, jemand offenbar hinter Kaito stand, war es noch dazu jemand, der KIDs wahre Identität kannte – oder zumindest zu kennen glaubte.

Auch wenn Kaito am liebsten pfeilschnell aufgeschreckt wäre, um sich zu vergewissern, wer ihm da aufgelauert hatte, gab er sich alle Mühe, sich mit einem Höchstmaß an Ruhe, Gelassenheit und Überlegenheit umzudrehen.
 

Doch all seine Verstellungskünste nutzten nichts, als er sah, wer ihm da aufgelauert hatte. Vor ihm stand eine Oberstufenschülerin mit rotbraunem Haar, gekleidet in etwas, das aussah wie ein Bustier, der mit Unmengen an Goldschmuck drapiert war. Auf ihrer Stirn prangte eine Tiara mit einem Schlangenkopf.
 

Akako Koizumi.

Klassenkameradin und Schwarzmagierin.
 

Fast hätte Kaito bei ihrem Anblick laut aufgestöhnt; dieses Mädchen war die reinste Pest. Nicht nur war sie sich hundertprozentig sicher, dass sich unter dem Zylinder, dem weißen Anzug und dem Monokel Kaito verbarg, nein, sie hatte es sich auch noch zum Ziel gesetzt, jeden Mann in ihren Bann zu ziehen. Lediglich Kaito hatte es bisher geschafft, ihr standhaft zu widerstehen. Doch das schützte ihn natürlich nicht davor, jetzt von ihr überrumpelt zu werden.

„Pass auf Dich auf, Du bist nicht so großartig, wie Du denkst“, äußerte Akako in einem derart mysteriösen Tonfall, dass Kaito keine Ahnung hatte, wie diese Aussage zu interpretieren sei. Gerade noch rätselte er darüber, was wohl eine adäquate Antwort sei, als mit einem lauten Knall die Tür des Dachgeschosses aufflog und eine weitere Person das Spielfeld betrat, die Kaito gerade so überhaupt nicht gebrauchen konnte:
 

Saguru Hakuba.

Klassenkamerad und Schülerdetektiv.
 

Der Möchtgern-Sherlock-Holmes schlechthin. Seine karierte Deerstalker-Mütze und der dazu passende Mantel lösten in Kaito regelmäßig das Verlangen aus, ihm ins Gesicht zu treten. Die herablassende Art und das Meisterdetektiv-Getue taten dabei ihr übriges; auf diesem Dach war nur für einen Meister Platz – und zwar für den Meisterdieb Kaito KID.
 

Dennoch – heute hatte Hakuba Kaito auf dem falschen Fuß erwischt. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Aaah, der Möchtegern-Detektiv!“, tönte Kaito, zog seinen Zylinder, verbeugte sich und machte einen Ausfallschritt nach hinten. Und die Betonung lag tatsächlich auf AusFALLschritt, denn kaum berührte Kaitos Fuß die Fliese, brach sie mit einem lauten Krachen in die dunkle Tiefe. Tendenziell hätte das nur dafür gesorgt, dass Kaito das Gleichgewicht verloren hätte und im schlimmsten Fall eventuell mit dem Gesicht voran in den Dreck auf dem Dach gefallen wäre, und damit sämtlichen Cartoon-Pechvögeln Konkurrenz gemacht hätte. Doch heute war eindeutig nicht Kaitos Glückstag. Dieser Tag hatte noch weitaus mehr mit Kaito vor.
 

Im selben Moment hatte Hakuba eine Waffe gezogen, mit der er auf Kaito zielte. Auch wenn Kaito sich sicher war, dass der Schülerdetektiv niemals abdrücken würde – oder besser gesagt: Kaito niemals ernsthaft verletzen würde -, so galt das noch lange nicht für Akako:

kaum einen halben Augenblick später erleuchtete ein heller Lichtstrahl das komplette Dach und tauchte auch die umgebende Nachbarschaft in einen grellen Lichtkegel. Vor Kaitos Gesicht flattere etwas, das aussah, wie eine Bannformel – allerdings konnte er das schwer beurteilen, da alles in ein schmerzhaft strahlend weißes Licht gehüllt wurde. Mit zusammengekniffenen Augen konnte er noch erkennen, dass auch Hakuba geblendet wurde und sich schützend den Arm vor’s Gesicht hielt. Fast schon fühlte Kaito sich gerührt, dass Akako zu solch drastischen Mitteln griff, um ihn vor einer Kugel zu retten, die er vermutlich mit Leichtigkeit abgewehrt hätte, doch dann wurde er plötzlich von den Füßen gerissen. Er konnte nur erahnen, was gerade passierte, doch er war sich sehr sicher, dass er gerade fiel. Und zwar tief. Er war soeben vom Dach eines Hochhauses gestürzt – ein tragisches Ende für solch einen hervorragenden Dieb wie Kaito Kid es war.
 

Der Wind und die Schwerkraft verbanden sich zu einer furchtbaren Kombination, die Kaito auf den Magen drückte. Seine Gedärme fühlten sich an, als würde sich jede einzelne Verwinkelung verkrampfen. Seine Lunge füllte sich mit eiskalter Luft und brannte dabei fürchterlich, als würde er gleichzeitig ertrinken und verglühen. Sein Kopf dröhnte, sodass er nicht einmal den klaren Gedanken fassen konnte, den Hängegleiter, der sein sicherer Retter sein konnte, wenn er ihn nur ließe, zu nutzen. Was hatte diese Akako nur mit ihm angestellt? Das würde sie ihm noch büßen, wenn er die Gelegenheit dazu noch finden würde. Im Moment bezweifelte er dies jedoch noch stark. Seine Haut fühlte sich an, als wolle sie jeden Moment zerbersten und sein nacktes Fleisch freigeben, während sein weißer Anzug unkontrolliert um seine Gliedmaßen flatterte. Irgendwo in der Ferne konnte er immer noch die Sirenen ertönen hören. Und einen Schrei, eventuell. Ein krächzender, heiserer Schrei. Vielleicht war es auch sein eigener.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-11-27T16:25:28+00:00 27.11.2013 17:25
klingt interessant, auf jeden Fall außergewöhnlich genug, um mal dran zu bleiben^^

Liebe Grüße


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