Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zerstörte Stille

@ Vanilein - Diese Momente sind leider rah gesät.
 

31) Zerstörte Stille
 

‚Wo blieb Sammy eigentlich?‘, fragte sich Dean gerade, als wie aufs Stichwort, das Handy in dessen Jackentasche zu klingeln begann.

Demonstrativ drehte sich Dean weg und nahm noch einen Zug aus der Flasche. Er wollte mit niemandem reden. Dem kleinen Störenfried war das vollkommen egal, es klingelte weiter.

Dean verdrehte die Augen. Nicht einmal hier hatten sie ihre Ruhe. Er angelte das kleine nervige Teil aus der Tasche. Gerade als er drangehen wollte, hörte es auf.

„Geht doch!“ Erleichtert atmete der Winchester durch und wollt es wieder in der Tasche verschwinden lassen, als es erneut zu klingeln begann.

Genervt nahm er ab.

„Sam?“, fragte eine weibliche Stimme.

„Der ist gerade verhindert. Kann ich was ausrichten?“

„Wir waren eigentlich verabredet.“

„Ich sage ihm, dass er zurückrufen soll.“

„Warten Sie. Sie sind doch Dean. Hier ist Carol. Ich arbeite mit Kyle. Der Junge mit dem Sie …“

„Ich weiß wer Sie sind“, entgegnete Dean kalt. Er hatte es in den letzten Monaten fast immer geschafft einem Gespräch mit dieser Frau aus dem Weg zu gehen und er wollte auch jetzt nicht mit ihr reden. Er hatte ihr nichts zu sagen und wie es dem Jungen ging, konnte ihm auch Sam erzählen. Seine Schuldgefühle dem Kleinen gegenüber waren auch so noch groß genug. Immerhin wusste er nichts von ihrer gemeinsamen Zeit, ganz im Gegenteil zu Kyle. Ihm wurde regelrecht schlecht, wenn er daran dachte, was er dem Jungen alles zugemutet hatte. Und da half es auch nichts, dass Sam und Bobby ihm immer wieder sagte, dass er nichts dafür konnte. Er fühlte sich schuldig!

„Ich freue mich, Sie endlich mal wieder an die Strippe zu bekommen. Wie geht es Ihnen?“

„Ich bin okay. Ich … Hören Sie, ich …“

Doch sie ließ sich nicht aufhalten: „Pamela hat mir erzählt, dass Sie von klein auf mit solchen übernatürlichen Kreaturen zu tun hatten. Ich wollte Sie fragen, wie Sie mit diesem Wissen umgegangen sind. Kyle hat immer wieder Albträume. Er hat Angst im Dunklen und geht nicht in enge Räume. Außerdem schreckt er vor jedem Fremden zurück. Es wird besser, aber er soll so schnell wie möglich in die Vorschule, damit er wieder unter Gleichaltrige kommt.

Wie sind Sie damit klargekommen?“

„Ich weiß nicht, wie ich damit klar gekommen bin. Ich musste es einfach. Wir waren alle … Ich hatte mich um Sam zu kümmern. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen hier nicht helfen. Ich…“, stammelte er hilflos und verachtete sich dafür.

Seine Hilflosigkeit verwandelte sich in Wut.

Er hatte genug. Wie oft sollte er denn noch wiederholen, dass er sich an nichts erinnerte? Oder an zuviel, doch leider an nichts, was ihr weiterhelfen konnte. Ja, der Kleine tat ihm wirklich leid und er fühlte sich für das, was ihm passiert war verantwortlich, aber er konnte ihr und damit auch ihm nicht weiter helfen.

„Hören Sie, Carol! Ich finde es wunderbar, wie Sie sich um den Jungen kümmern, und ich würde Ihnen auch gerne weiterhelfen, aber ich weiß nicht, was ich gemacht oder nicht gemacht haben soll. Ich habe keine Ahnung, weder was mit meinem Körper bei Sam passiert ist, noch was meine Seele im Körper des Jungen bei der Familie oder in diesem Heim angestellt haben könnte“, erklärte Dean barsch.

„Aber Sie müssten doch irgendetwas wissen“, wollte sie die Psychologin noch nicht geschlagen geben.

„Was ich weiß stammt aus Erzählungen von Bobby oder Sam und ich denke, die werden Ihnen genau das Gleiche erzählt haben wie mir.

Bitte Carol! Hören Sie auf, mich zu fragen. Es bringt weder Sie noch mich weiter“, forderte Dean eindringlich und drückte das Gespräch weg. Frustriert lehnte er sich gegen dem Wagen. Er hatte hier mit sich und seiner Welt wieder in Einklang kommen wollen und bis zu dem Anruf schien das auch ganz gut zu klappen. Jetzt allerdings war er nur noch frustrierter, wütender … Er fand nicht mal einen Begriff, um seine Gefühlswelt zu beschreiben!

Hastig trank er noch einen Schluck aus seiner Flasche, atmete tief durch und feuerte die dann mit aller Kraft in Richtung Wald.

„Verdammt“, brüllte er und wünschte sich nichts mehr als etwas, worauf er einschlagen konnte.
 

Besorgt blickte Sam auf seinen Bruder. Dean war vollkommen angespannt. Er hatte die Schultern hochgezogen und war regelrecht erstarrt. Langsam umrundete er ihn.

Er hatte den Rest des Gespräches mitbekommen und ahnte, worum es gegangen war.

Deans Miene war ausdruckslos. Nur seine Augen verrieten etwas von dem Gefühlschaos, das in ihm tobte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sam legte ihm seine Hand auf den Arm.

„Du kannst nichts dafür“, sagte er leise.

„Ich weiß!“, erwiderte der ältere Winchester aber alles in ihm schimpfte seine Aussage Lügen. Er wusste vielleicht, dass er nichts dafür konnte, aber er würde sich trotzdem immer schuldig fühlen.

Sam wollte sein Handy am Liebsten irgendwo versenken. Er hatte den ganzen Sommer lang versucht diese Gespräche von Dean fernzuhalten, nachdem er einmal mitbekommen hatte, wie sehr Carols Äußerungen ihn mitnahmen. Dean hatte fast zwei Tage nur vor sich hin gebrütet und sich dann wieder in die Restaurierung der beiden Wagen gestürzt. Er und Bobby hatten immer wieder versucht, ihn aus dieser Isolation zu holen. Gelungen war ihnen das erst eine Woche später!

Er wollte seinen Bruder nicht noch einmal in so einer Selbstzerfleischung sehen. Dieser Sommer war zu schön, um ihn jetzt noch nachträglich zu ruinieren, mal abgesehen davon, dass Dean ja auch noch mit den letzten Tagen kämpften.

Carol hätte sich wirklich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können.

„Lass uns fahren“, sagte Dean tonlos. Ihm war die Lust auf eine sternenklare Nacht vergangen.

Sam nickte traurig und verfluchte sich, dass er sein Handy nicht mitgenommen hatte.
 

Eisiges Schweigen hatte sich in Impala ausgebreitet und nicht einmal das satte, sonst so beruhigende Brummen konnte Dean aus seinen trüben Gedanken holen. Er konnte den fragenden Blick seines kleinen Bruders auf sich ruhen fühlen, doch er wollte nicht reden. Worüber auch? Er fühlte sich schuldig und das konnten ihm weder sachliche Argumente noch gutes Zureden nehmen. Er wusste ja selbst, dass er nicht schuld war.

War er das nicht? Immerhin hatte er sich der Leuchtkugel in den Weg geworfen. Aber er hätte auf keinen Fall zulassen können, dass sie Sam traf!

Und wenn doch? Mit wem hätte der denn dann die Seele getauscht? Wen hatte Sam als Erstes an diesem Tag berührt? Es war doch durch Berührung geschehen, oder?

Wütend schnaubte Dean. Es war müßig darüber nachdenken zu wollen. Er konnte es nicht mehr ändern! Er hatte diesen kleinen, unschuldigen Jungen in diesen Strudel gerissen. Er und niemand anderer.
 

Immer wieder schaute Sam zu seinem Bruder. Dieser Anruf hatte ihn wieder in diese verdammte Spirale aus Selbsthass und Schuldgefühlen gerissen und so wie der seine Finger um das Lenkrad gekrallt hatte, wäre der heute bestimmt nicht mehr ansprechbar, geschweige denn für entlastende Argumente zugänglich. Vielleicht, wenn Dean nicht noch von den Träumen angeschlagen wäre, hätte er dieses Gespräch besser wegstecken können, immerhin hatte er sich gewehrt. Er konnte nur hoffen, dass sich sein Bruder bald wieder fangen würde.

Als sie vor einem Motel hielten, was Sam schon fast froh, dass er aussteigen konnte, um ihnen ein Zimmer zu ordern.
 

Dort angekommen ließ sich Dean nur noch auf das vordere Bett fallen, kickte seine Schuhe von den Füßen und verkroch sich unter der Decke, um hoffentlich bald einzuschlafen und das Ganze irgendwie verdrängen zu können. Vielleicht half es ja dieses Mal eine Nacht darüber zu schlafen. Er glaubte es zwar nicht, schließlich hatte das noch nie funktioniert, aber die Hoffnung starb bekanntlich zum Schluss. Dabei gab es in seiner Vergangenheit genügend Nächte, in denen er nicht geträumt hatte. Wann hatte er eigentlich die Fähigkeit zu verdrängen verloren?

Sam stand vor seinem Bett und schaute betrübt auf den Älteren. Warum musste er sich das immer so zu Herzen nehmen.

Natürlich war ihm das Schicksal des Jungen auch nicht egal. Er mochte ihn, hatte schließlich die ganze Zeit mit ihm verbracht und es tat ihm ebenfalls weh zu hören, dass er noch immer an diesem Seelentausch litt, aber er konnte es besser wegstecken.

Sam duschte ausgiebig. Er genoss die prasselnde Wärme, unter der er sich entspannen konnte.

Bevor er ins Bett kroch, warf er noch einen Blick auf seinen Bruder, doch der hatte sich noch nicht gerührt.
 

Ein Schrei riss ihn aus dem Schlaf und gleich darauf hörte er schwere Schritte, die die Treppe heraufkamen. Hastig rutschte er aus seinem Bett und lief auf den Flur. Schon nach wenigen Schritten schlug ihm die Hitze des Feuers aus Sammys Zimmer entgegen. Er kam nicht dazu um Hilfe für seinen kleinen Bruder zu rufen. Dad trat aus der Tür und drückte ihm ein Bündel Leben in die Hand.

„Warte hier, ich komme gleich“, forderte Dad und er nickte heftig.

Es dauerte nicht lange, bis Dad mit einem in Decken gewickelten Körper wieder kam. Er lief zur Treppe.

„Los Dean, folge mir!“, drängte Dad ihn und lief voraus.

Voller Stolz drückte er das Bündel an sich und rannte los. Doch schon nach wenigen Stufen musste er warten, weil Dad den Körper in seinen Armen nicht mehr halten konnte und ihn auf die Treppe fallen ließ.

Die Decke verrutschte und gab den Blick auf den Körper frei.

Ein Schrei entwich Deans Kehle. Seine Mom sah furchtbar aus. Das ganze Gesicht war verbrannt und überall auf der Haut hatten sich riesige Brandblasen gebildet. Die schwarzen Lippen versuchten etwas zu sagen. Gebannt starrte Dean auf das entstellte Gesicht und übersah dabei, dass sich unter der Decke etwas bewegte, bis die schwarze Klaue sein Oberteil ergriff.

Schreiend versuchte er zurück zu springen, doch das Ding hielt ihn fest. Es kroch aus der Decke, wurde immer größer und versperrte ihm und Sammy den Weg. Es wandte sich zu ihnen um und umschloss sie, während Dad wie gelähmt am Fuß der Treppe stand.

Rasend schnell fraßen sich die Flammen durch den Flur auf Sammy und ihn zu.
 

Keuchend erwachte Dean und setzte sich auf. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Er schwitzte und fror gleichzeitig. Haltsuchend zog er die Beine an und schlang seine Arme darum.

Etwas berührte ihn und er zuckte instinktiv zurück.

„Hey“, sagte Sam besorgt. Seine Hand lag schon eine Weile auf Deans Schulter, jetzt nahm er sie weg. Er wollte seinen großen Bruder nicht noch mehr verschrecken.

„Es ist alles gut“, versuchte er ihn zu beruhigen, doch Dean schien ihn nicht zu hören. Hilflos irrte sein Blick durch das Zimmer auf der Suche nach etwas Bekanntem.

„Dean?“ So langsam begann Sam sich Sorgen zu machen. Er war von dem leisen Wimmern seines Bruders und einem erstickten Schrei geweckt worden und hatte sich, nachdem der sich nicht beruhigte, auf dessen Bett gesetzt und versucht ihn zu wecken. Leider war es ihm erst jetzt gelungen.

Er rutschte etwas näher an seinen Bruder heran und legte die Hand auf dessen Arm.

Endlich blieb der unstete Blick auf Sam liegen und ganz langsam zeigte sich ein Erkennen.

„Sammy“, keuchte er heiser.

„Ja, ich bin hier und du bist in Sicherheit!“, versuchte Sam ihn zu beruhigen.

„Ich …“, müde rieb sich Dean mit der Hand über das Gesicht.

„Ich hab nur schlecht geträumt“, versuchte er seinen besorgten Bruder zu beruhigen. Doch nicht mal bei ihm selbst hatten diese Worte die erhoffte Wirkung. Er rutschte zur Bettkante.

„Es ging um Kyle?“, schoss der Jüngere ins Blaue, doch Dean schüttelte den Kopf.

„Ich … Nein, nicht Kyle“, versuchte der ihn zu beruhigen, doch Sam kaufte es ihm nicht ab, sagte aber auch nichts dazu. Wie üblich wollte sein Bruder das mit sich ausmachen.
 

Dean stand auf, rieb sich noch einmal über das verschwitzte Gesicht.

„Geh wieder ins Bett, Sammy. Ich komm klar“, sagte Dean leise und ging ins Bad.

‚Ja, leider’, antwortete der Jüngere stumm, atmete tief durch und stand auf. Dean versuchte immer alles mit sich auszumachen und er würde sich wohl auch jetzt nicht ändern. Trotzdem nahm er sich fest vor, das Thema am nächsten Tag noch einmal anzusprechen, auch wenn er sich dann den Zorn seines großen Bruders zuziehen würde. Dean sollte wissen, dass er nicht alleine war und dass er immer ein offenes Ohr für ihn haben würde.

Mit einem Blick auf die Badezimmertür legte er sich wieder hin und wartete auf den Älteren. Erst als der wieder ins Zimmer kam und sich ins Bett legte, konnte er einschlafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück