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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein Schuss und eine Geburt

271) Ein Schuss und eine Geburt
 

„Mir reichts“, stöhnte Rohan. Er klappte seine Bücher zu und begann seine Sachen in seine Tasche zu packen. Sie hatten schon wieder länger gesessen, als sie sich vorgenommen hatten

Die Anderen folgten seinem Beispiel. Dean brachte die leere Kanne und die Tassen zur Theke und bekam im Gegenzug eine Tüte mit Styroporverpackungen.

„Lasst es euch schmecken!“, sagte Sophia.

„Danke“ Er kam mit der Tüte zum Tisch zurück und nahm seine Tasche.

Javier schaute ihn fragend an: „Kannst du dich denn noch immer an nichts erinnern? Ich meine was vor dem Unfall war? Ich meine … bei der Übung, da ...“

Dean schüttelte den Kopf. „Nicht so wie du meinst. Wenn ich mich erinnere, dann ist es eher auf die Art wie während der Übung, dass erlernte Abläufe plötzlich durchkommen. Ich kann reiten. Das kam auch wieder, als ich auf einem Pferd saß. Aber echte Erinnerungen? Ich hatte ein schwarzes Pferd vor Augen und Sam sagte, dass ich eins hatte. Ich habe bei meinem Onkel ein buntes Fenster gesehen, wo keines war und es stellte sich heraus, dass da jetzt ein zusätzlicher Raum ist. Es sind nur solche Dinge. Aber nie etwas Konkretes. Keine wirkliche Erinnerung, so wie ich mich an das Krankenhaus erinnern kann.“ Traurig schüttelte er den Kopf.

Das Klingeln seines Handys riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Er zog es aus der Tasche und schaute verwundert auf die Nummer.

„Ed? Was gibt’s?“, begrüßte er seinen ehemaligen Chef.

„Du bist meine letzte Chance“, begann der Bauleiter. „Ich habe einen Auftrag für ein Haus das so schnell wie möglich bezugsfertig sein soll. Zwei meiner Männer haben sich krank gemeldet … Lange Rede kurzer Sinn. Kannst du mir helfen?“

„Ich mache einen Lehrgang, den ich nicht sausen lassen kann und auch nicht will!“

„Das sollst du ja auch nicht! Aber vielleicht hast du ja nachmittags Zeit?“

„Ich hab Hausaufgaben und muss lernen ..:“

„Bitte, Dean. Du bist wirklich meine letzte Hoffnung.“

Eine Weile überlegte der Winchester, bevor er sich geschlagen gab. Das Lernen fiel ihm noch immer ziemlich leicht und das Geld konnten sie ganz gut gebrauchen. „Okay. Dienstag und Donnerstag kann ich ab vier oder fünf und den Samstag könnte ich auch arbeiten. Mehr ist nicht drin!“

„Danke Dean. Das hilft mir wirklich weiter. Wir sehen uns da.“ Schnell gab Ed ihm noch die Adresse durch. „Nochmal danke“, sagte er und legte auf, nicht dass der Winchester es sich noch andere überlegte.

„Du arbeitest nebenbei?“, fragte Krista leise.

„Auf dem Bau“, nickte Dean. „Das ist auch so was, das ich kann, wie sich rausstellte.“

„Du bist ein Mann mit viele Talenten“, erkannte Javier neidlos an.

„Und einer interessanten Geschichte“, fügte Krista an.

„Wenn du jetzt noch singen kannst, kannst du beim American Idol mitmachen“, sagte Rohan.

„Wobei?“

„Das muss man nicht wirklich kennen. Eine Show, bei der sie Menschen suchen, die besondere Talente haben und eine interessante Geschichte und wenn du diese Show gewinnst, wirst du ein Promi, bekommst einen Knebelvertrag und hast die Halbwertzeit, die unter der eines normalen Kalenders liegt“, gab Krista ihre abschätzige Meinung ab.

Dean zuckte mit den Schultern, nahm seine Sachen und machte sich auf den Weg nach Hause.

Wahrscheinlich würde er mit Sam zusammen ankommen, so lange wie sie gelernt hatte, überlegte er.
 

Dean war kurz vor Sam zuhause. Er deckte den Tisch, und stellte das Essen in die Mikrowelle.

„Wir können gleich essen“, begrüßte er seinen Bruder.

„Ich habe ihnen von meiner Amnesie erzählt“, informierte er seinen Bruder beiläufig zwischen zwei Bissen Lasagne.

„Und?“, fragte Sam ruhig, nachdem er geschluckt hatte. „Warum heute?“

„Wir sollten eine Schlägerei unterbrechen, um einen Verletzten zu bergen. Ich wusste noch nicht mal wie ich es angehen sollte, als sich Krista schon ins Getümmel gestürzt hatte. Sie lief Gefahr verletzt zu werden, da hat mein Körper übernommen.

Beim Lernen haben sie gefragt was los war.“

„Wie haben sie es aufgenommen?“, fragte Sam ein wenig misstrauisch.

„Gut, denke ich. Sie haben mir Hilfe angeboten wenn ich etwas nicht weiß.“

„Das klingt gut!“, freute sich Sam.

„Ich gehe Samstag bei Ed arbeiten. Er hat einen Auftrag und keine Leute.“

„Okay“, nickte Sam. Er schrieb am Montag einen Test und hatte sich vorgenommen Samstag zu lernen. Wenn Dean arbeiten ging, brauchte er kein schlechtes Gewissen haben, dass er nicht wirklich Zeit für ihn hatte. Wenn Dean einen Samstag arbeiten wollte, warum nicht? Das Geld konnten sie gut gebrauchen.

„Ich habe ihm versprochen auch dienstags und donnerstags zu kommen, solange er mich braucht“, gab Dean den nächsten Brocken frei.

Sam verschluckte sich. Er hustete gequält und konnte sich erst beruhigen, nachdem er ein paar Schlucke Bier getrunken hatte. „Du hast was?“

„Ed hat keine Leute und viel Arbeit. Ich habe zugesagt, dass ich Dienstag- und Donnerstagnachmittag und Samstag helfe.“

„Dean! Du hast deinen Lehrgang, für den du lernen musst. Bist du dir ganz sicher, dass das nicht zu viel wird?“

„Du arbeitest in der Bibliothek, beim Staatsanwalt und gehst zur Schule! Außerdem können wir das Geld gut gebrauchen!“ ‚Und ich kann mich endlich mal wieder körperlich ausarbeiten!‘, fügte er in Gedanken hinzu. Er würde es nie zugeben, aber seit er auch körperlich gearbeitet hatte, fiel ihm das Stillsitzen verdammt schwer. Er brauchte die Bewegung.

Sam ergab sich vor allem dem letzten Argument leise seufzend. Ja sie brauchten Geld. Natürlich könnte er Bobby bitten, ihnen etwas von ihrem Geld zu holen, doch das wollte er lieber noch nicht anreißen. Noch kamen sie über die Runden und wer wusste schon, ob sie das Geld nicht später noch brauchen würden.

„Nur das mit dem Essen werde ich an den Tagen wohl nicht schaffen“, gab Dean nun doch zu bedenken.

„Du kümmerst dich die ganze Woche um unser Essen. Ich denke, dass ich auch einen Teil übernehmen kann“, sagte Sam ruhig, hoffte aber, dass Dean diese Doppelbelastung bald zu viel wurde, oder die Baustelle schnell beendet war. Kochen war nun wirklich nichts was er gerne machte, von gut ganz zu schweigen.
 

Für Sam waren diese Umstellungen einfacher als für seinen Bruder. Dienstags und donnerstags musste er, von jetzt an, nur für sich kochen und das ließ er auch schnell sein, denn Dean war zum Essen viel zu müde, wenn er endlich von der Baustelle kam und wollte außer einer Dusche nur noch in sein Bett. Samstag kam er eher nach Hause, konnte sich aber, außer zum Essen, auch zu keiner weiteren Tätigkeit aufraffen. An dem Tag bestellte er für sie Pizza.

„Eigentlich würde ich gerne mal wieder was mit dir unternehmen“, sagte der Ältere leise, als sie abends vor dem Fernseher saßen. „Kino, Minigolf oder zu den Trampolinen.“ Ihm fehlte dieses Vertraute, das er nur mit Sam hatte.

„Wir könnten auch mal zur Cart-Bahn fahren“, schlug Sam vor. „Oder gleich ins Kino. Dafür wäre es noch nicht zu spät.“

„Nein das wäre heute rausgeschmissenes Geld, zumindest für mich. Ich schlafe gleich ein!“

„Wir könnten morgen mit Jody und Bobby zum Minigolf fahren“, schlug Sam dann vor, „und die Trampoline heben wir uns auf, wenn du nicht mehr bei Ed arbeiten musst.“

„Das könnte aber noch dauern. Er hat mehrere Projekte anstehen und zwei seiner Leute fallen wohl länger aus.“

„Wir haben eine Wirtschaftskrise. Da sollte er doch Leute finden.“

„Was ist eine Wirtschaftskrise?“, wollte Dean leise wissen.

„Das ist wenn viele Betriebe aufgeben müssen, weil sie keine Arbeit mehr bekommen. Die Kunden haben kein Geld mehr und können sich keine Handwerker leisten, also müssen die Betriebe schließen und ihre Mitarbeiter entlassen.“

„Also müsste er andere Arbeiter finden können und mich nicht mehr beschäftigen?“, erwiderte Dean müde. „Er hat mich aber gefragt und ich hab ihm gesagt, dass ich auch weiter so arbeiten kann. Wir brauchen das Geld, Sam.“

Sam nickte nur. Leider hatte sein Bruder Recht. Das was er verdiente, reichte höchstens für die Miete. Alles Andere bestritten Dean und Jody, die ihnen jeden Sonntag einen Korb voller Lebensmittel einpackte. Er rieb sich über das Gesicht. Dean würde ihn wohl noch eine ganze Weile ernähren müssen. Dem alten Dean hätte dieser Gedanke wohl gefallen, überlegte er. Oder er hätte noch nicht einmal darüber nachgedacht, denn genau das war ja schon immer alles, worum sich sein Leben drehte.

Wenigstens würde es besser werden, wenn Dean erst als Rettungssanitäter arbeitet. Dann musste er hoffentlich nicht mehr auf dem Bau arbeiten.

Sam nahm sich vor noch mehr und noch besser zu lernen und sich von nichts und niemanden unterkriegen zu lassen, dass war er Dean einfach schuldig!
 

Dieses geheime Versprechen beflügelte ihn auch noch am nächsten Collegetag, vielleicht auch der Sieg, den er bei dem kleinen Minigolfturnier des vergangenen Tages errungen hatte.

Zu der Stunden mit seinem Tutor war pünktlich und den hochnäsigen Typen konnte er gut ignorieren.

In der Kantine nahm er das Mittagessen mit einem Lächeln entgegen. Er drehte sich um, um sich einen Platz zu suchen. Da sah er einen Jungen, der gleich ihm selbst, immer allein an einem Tisch in der Ecke saß. Damon hieß er, erinnerte sich Sam. Sie hatten letzte Woche bei einem Projekt zusammengearbeitet. Er steuerte auf den Tisch zu. „Ist hier noch frei?“

„Klar“, erwiderte Damon. „Allerdings solltest du dich nicht hierher setzen, wenn dir was an deinem Ruf liegt.“

„Wenn du nicht nur in deine Bücher schauen würdest hättest du gesehen, dass ich auch alleine sitze.“

„Oh“, machte Damon. „Und jetzt dachtest du, du könntest ...“

„Naja, es wäre schön einen Gesprächspartner zu haben.“

Der Junge musterte Sam eine Weile, so dass der sich schon ziemlich blöd vorkam, überhaupt gefragt zu haben.

„Klar, setz dich“, entgegnete Damon plötzlich.

Sam nickte. Er stellte sein Tablett ab und ließ sich auf die Bank fallen.
 

Dean kam nach Hause und ließ seine Tasche an der Garderobe fallen. Er war müde. Seit er neben seinem Lehrgang auch noch regelmäßig für Ed arbeitete, versuchte er an den freien Tagen ein paar zusätzliche Stunden Schlaf zu kriegen. Zum Kochen hatte er noch genügend Zeit, denn Sam würde erst in ein paar Stunden kommen. Er warf sich aufs Sofa und war schon bald eingeschlafen.

Es roch nach Salzwasser. Vor sich sah er einen breiten Anleger und um ihm herum waren Holzpfosten. Er schlich durch die Dunkelheit und suchte ihn. Sichernd schaute er sich um, bevor er an die Kante des Anlegers trat. Tief unter ihm kräuselte sich nachtschwarzes Wasser. Er fühlte, dass er ihn beobachtete und drehte sich um. Da stand er. Sam! Er hob eine Waffe, zielte auf ihn und schoss. Ein harter Schlag traf ihn an der Schulter, riss ihn herum und über die Kante. Er fiel!

Nach einer gefühlten Ewigkeit schlug er auf dem Wasser auf.

Keuchend setzte Dean sich auf. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Leise stöhnend ließ er den Kopf auf die Lehne fallen und starrte an die Decke. „Sam würde mir nie etwas antun! Nie!“, murmelte er wie ein Mantra immer wieder und versuchte zu verstehen warum er so einen Traum hatte.

In Unterricht heute Nachmittag hatte sie über Schusswunden gesprochen, Schusswunden in Hüfte, Oberschenkel und Schulter. Teilweise hatten diese Wunden furchtbar ausgesehen! Die konnten schon Albträume verursachen! Er verstand nur nicht warum er jetzt träumte das Sam auf ihn schoss?!?

Wahrscheinlich, weil Sam der einzige Mensch war, der ihm wirklich wichtig war. Hatte man nicht immer Albträume von Menschen oder Dingen, die einem wichtig waren? Er wusste es nicht. Konnte Sam überhaupt schießen? Hatte der Traum vielleicht mit Sams Angriff vor ein paar Wochen am See auf ihn zu tun? Aber darüber hatten sie doch gesprochen und Sam zeigte ihm inzwischen immer wieder Griffe und Techniken, damit er sich nicht nur auf die Erinnerungen seines Körpers verlassen musste.

Schnell schob er diese Gedanken beiseite und versuchte auch den Albtraum zu verdrängen. Er wollte ihn nicht! Er wollte mit niemandem darüber reden. Er wollte hier nicht weg und er wollte den Lehrgang nicht aufgeben! Viel lieber erinnerte er sich an den Unterricht am Morgen.

Dr. Jones schrieb ihnen jeden Morgen nur ein paar Symptome an die Tafel und sie sollten herausfinden, worauf die hindeuteten und wie man sie behandeln konnte. Heute Morgen hießen die Symptome Krämpfe im Bauch und eine nasse Hose.

Eine der Frauen tippte sofort auf eine Blasenentzündung. Dr. Jones schüttelte den Kopf und schon ging die wilde Raterei los. Nierenbeckenentzündung, Magen-Darm-Grippe, Laktoseintoleranz. Rohan versuchte es mit Blinddarmreizung.

Dr. Jones lachte und warf mit dem Beamer ein Bild an die Wand. Die Frau stand vorn über gebeugt. Sie hielt sich krampfhaft an einer Stuhllehne fest.

Jetzt lachte auch Krista. „Sie hat Wehen und die Fruchtblase ist geplatzt!“

„Richtig“, stimmte Dr. Jones ihr zu. „Sie müssen nicht nur Verletzungen behandeln können. Sie müssen auch Geburtshilfe leisten. Leider viel zu selten. Trotzdem müssen sie es können. Nach der Pause werden sie das heute trainieren.“

Ein Lächeln schlich sich auf Deans Gesicht, als er daran dachte, dass Krista die Puppe auf die Welt holte und ihm in die Arme legte, um die Nabelschnur durchzutrennen. Er hatte den Kleinen in ein Tuch gewickelt und sanft in seinen Armen gewiegt.

„Der Winchester guckt, als wäre er gerade Vater geworden“, lachte einer seiner Mitschüler. Das Blut war ihm ins Gesicht gestiegen. Trotzdem hatte es sich gut angefühlt.

„Haben Sie seine Atemwege kontrolliert?“, fragte Dr. Jones. Dean schüttelte den Kopf und der Arzt zeigte ihnen wie sie Flüssigkeit aus dem Rachenraum absaugen konnten.

Dean lächelte noch immer. Für keinen Albtraum würde er diesen Lehrgang aufgeben. Es waren diese schönen Momente, die er nicht mehr missen wollte. Er würde Menschen helfen können! Das sollte ihm kein Albtraum nehmen.

Er ging ins Bad und warf sich einige Hände Wasser ins Gesicht.

Als Sam nach Hause kam, hatte Dean seinen Albtraum verdrängt.



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