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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Auf dem Weg

237) Auf dem Weg ...
 

Drei Tage später kam Sam leise summend und mit einem breiten Strahlen auf seinem Gesicht ins Zimmer. Jetzt würde alles besser werden! Jetzt musste sich Dean dem Leben stellen. Jetzt musste er neue Menschen treffen und mit ihnen reden!

Seit dem Desaster am Samstag herrschte in ihrem kleinen Zimmer frostige Stimmung. Dean brütete über seinen Büchern. Er schwieg eisern. Nur wenn er Fragen zu dem Stoff hatte, sprach er Sam an. Der gescheiterte Versuch wenigstens diese eine Erinnerung hervorzulocken, hatte ihn in einen tiefen Strudel aus Wut und Enttäuschung gestürzt. Nur die Therapien und ihr abendliches Training erachtete er als wichtig genug, die Bücher beiseite zu legen.

„Ich habe gerade mit Dr. Baral gesprochen. Morgen wollen sie dich noch einmal durchchecken und wenn alles gut ist, dürfen wir endlich nach Hause!“, erklärte Sam, kaum dass er die Tür geschlossen hatte.

Dean hob den Kopf. „Was?“, fragte er heiser.

„Wir fahren nach Hause!“

Der ältere Winchester fühlte sich, als hätte man ihm die Beine weggezogen. Er ließ sich auf sein Bett fallen und schüttelte vehement den Kopf.

„Was ist?“, fragt Sam irritiert.

„Ich will hier nicht weg!“

„Warum nicht? Bobby und Jody freuen sich darauf, dass wir endlich wieder nach Hause kommen und ich mich auch.“

„Mein Zuhause ist hier.“

„Nein, Dean. Dein Zuhause ist genauso bei Bobby, wie meins. Seit Moms Tod, seit Dad mit uns von einem Motel zum anderen gezogen ist hatten wir nichts, was einem Zuhause näher kam als das bei Bobby. Wir haben das Haus in den letzten zwei Jahren umgebaut. Du hast es in den letzten zwei Jahren umgebaut. Es ist unser Zuhause, Dean.“

„Mein Zuhause ist hier!“

„Nein Dean! Hier ist ein Krankenhaus! Hier bleibt man bis man gesund ist und dann geht es zurück nach Hause.“

„Ich bin nicht gesund!“

„Doch. Du hast dein Gedächtnis, nein, du hast deine Erinnerungen verloren und das ist furchtbar aber du bist nicht krank. Wie willst du denn neue Erinnerungen sammeln, wenn du nur hier drin hockst?“

„Ich will aber nicht! Ich bin noch nicht soweit!“

„Wenn du das Zimmer nicht verlässt, wirst du auch nie so weit kommen!“ Sam atmete durch. Er konnte die Angst seines Bruders ja verstehen, aber er hatte auch Angst. Angst davor irgendwann, in nicht allzu ferner Zeit, durchzudrehen, wenn er nicht endlich mit jemand anderem reden konnte, als mit Ärzten, Pflegern und einem Nicht-Dean. Er brauchte Menschen, die ihm halfen. Menschen die Dean kannten, die ihn unterstützten, die sahen, was er nicht sah. Nein! Jetzt war nicht die Zeit auf Dean Rücksicht zu nehmen. Jetzt musste er egoistisch bleiben! „Es tut mir leid Dean, aber hier geht es nicht nach wollen. Sie brauchen dein Bett für andere Kranke, die jetzt ihre Hilfe brauchen.“ Er trat an Deans Bett. Seine Züge glätteten sich.

„Komm schon. Du warst doch noch nie ein Feigling“, sagte er leise.

„Dann bin ich eben jetzt einer!“, erklärte Dean bockig. Hier hatte er sich eingelebt. Hier kam er klar. Er wollte nicht weg. Bobby? Sam konnte ihm doch viel erzählen! Aber da war noch etwas anderes. Hier fand er sich zurecht. Woanders musste er sich wieder auf jemanden verlassen, denn sein Orientierungssinn war eine Fata morgana. Das Wort hatte er erst vor zwei Tagen entdeckt und nachdem er im Internet nach der Bedeutung gesucht hatte, fand er es toll. Es drückte sein bisheriges ganzes Leben aus. Alles um ihn herum war eine Fata morgana, oder eher eine leere Wüste, in der er herumlief, immer auf der Suche nach etwas bekanntem. Und immer war da diese Fata morgana, die ihm einer Oase gleich Erinnerungen vorgaukelte. Jeden Morgen wachte er mit der Hoffnung auf sie zu finden und jeden Abend ging er frustriert ins Bett, um wenigstens so zu tun, als ob er schlief. Sobald Sam aber eingeschlafen war, verzog er sich mit einem Buch ins Bad, um da weiter zu lernen. Irgendwo musste doch dieser verdammte Auslöser zu finden sein, der ihn endlich hinter den Vorhang schauen ließ, der alles in ihm verschleierte.

„Komm schon Dean. Bobby und Jody freuen sich auf uns und wir können da endlich zur Ruhe kommen.“ Sam seufzte. Sein Bruder schien noch immer nicht überzeugt zu sein. „Wir haben da so viel Zeit verbracht.“

„Du meinst, ich kann mich da erinnern?“

„Eher als hier in dem Zimmer hier.“ Sam wusste ja, dass es eigentlich gemein war, jetzt auf der Schiene herumzureiten. Aber mittlerweile war ihm alles egal, wenn er nur endlich hier weg durfte.

Dean nickte. „Können wir in den Park gehen?“, fragte er leise. Er würde jetzt eh keinen Satz mehr verstehen, egal wie oft er ihn las und er wollte sich diesen Platz noch einmal richtig einprägen und sich verabschieden. Wer wusste schon was die morgen mit ihm machen würden und ob er dann noch Lust hatte weit zu laufen.

Sam nickte. Natürlich würde er mit ihm überall hingehen. Und doch wäre er jetzt lieber hier geblieben. Deans Ablehnung schmerzte. Wieder einmal wurde ihm bewusst wie wenig dieser Dean mit seinem Bruder gemein hatte und wieder einmal verfluchte er still die Umstände, die sie hierher geführt hatten und die Jäger, die sie zwangen diesen Fall zu übernehmen, obwohl Dean alles andere als fit gewesen war.

Sie könnten jetzt schon gemütlich auf Bobbys Veranda sitzen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Sie könnten über ihre Zukunft nachdenken und die ersten Bewerbungen schreiben. Er könnte sein Jägernetz aufbauen und Dean an Autos schrauben. Sie könnten glücklich sein!

„Sam?“

Erschrocken schaute er auf. „Was?“

„Wir wollten los?“ Sein Bruder stand schon an der Tür.

„Entschuldige, ich war in Gedanken.“ Schnell schaltete er seinen Rechner aus und trat mit einem entschuldigenden Lächeln, von dem er nicht mal wusste, ob der es deuten konnte, neben seinen Bruder.

„Jetzt können wir.“
 

Gemeinsam schlenderten die durch die angrenzenden Straßen zum Park, wo sie sich auf einer Bank niederließen. Wehmütig beobachtet Dean einen kleinen Jungen, der mit einem Hund spielte. Wut baute sich in seinem Inneren auf. Er fühlte sich betrogen. Schnell schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Atemübungen. Er wollte nicht schon wieder gegen einen Stamm schlagen. Obwohl? Wenn er sich die Hand brach konnten sie ja vielleicht noch hierbleiben? Er schielte zu Sam. Wohl eher nicht. Selbst mit einem gebrochenen Bein könnte Sam ihn mitnehmen. Da müsste er sich schon mehr tun und das wollte er dann doch nicht. Immerhin hatte er gelernt, dass Schmerzen eben nicht das einzige Gefühl war, das er empfinden konnte. Es war nicht mal ein schönes Gefühl.

Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, schielte er wieder zu seinem Bruder. Sam hatte sich so gefreut, dass er entlassen werden sollte. Sam schien wirklich an diesem Bobby zu hängen. Er wusste nicht mal dass es diesen Mann überhaupt gab. Aber er wusste ja auch nichts von seinem Bruder und das war doch wohl der Mensch, der ihm am nächsten stehen sollte? Er seufzte leise.

Sam ließ seinen Blick kurz zu seinem Bruder gleiten. Er konnte sehen, wie der jede Einzelheit in sich aufsog, so als wäre er hier geboren und sollte jetzt für immer von hier weggehen.

‚Oh Sam! Manchmal bist du ziemlich kurzsichtig', bemitleidete er sich in Gedanken. Natürlich war Dean hier geboren. Er kannte doch nichts anderes außer dem Krankenhaus und diesem Ort hier. Hier war er aufgewacht. Immerhin war es ihm doch damals in El Paso ähnlich gegangen!

El Paso. Irgendwie war es ihm da nicht so schlimm vorgekommen, dass er sein Gedächtnis verloren hatte. Die Duncans hatten ihn liebevoll aufgenommen … und den Hass auf Dean geschürt.

Traurig schüttelte er den Kopf. Amnesie war furchtbar! Er hatte sich erst wieder an alles erinnert, als sie zurück im Jetzt und Hier waren.

Noch einmal nahm er sich vor Dean bei allem zu unterstützen und ihm noch mehr positive Seiten des Lebens zu zeigen.

Er schaute erneut zu Dean und sah wie angespannt der noch immer war.

„Du willst noch immer nicht zu Bobby?“, stellte er traurig fest.

„Ich kenne ihn nicht! Er war nie hier!“

„Er war da. Aber das hast du noch im Koma gelegen und jetzt konnte Jody nicht weg.“ Er nickte kurz. „Ich verstehe was du meinst.

Ich mach dir einen Vorschlag: Sieh es als Übung an. Du kannst dich nicht den Rest deines Lebens in einem Zimmer verkriechen. Zum Leben brauchen wir Geld und dafür werden wir arbeiten gehen müssen. Da bleibt es nicht aus, dass wir immer wieder neue Menschen kennen lernen. So wie Bobby und Jody. Nur dass wir jetzt auch bei ihnen wohnen können. Später, wenn es dir besser geht werden wir uns eine eigene Wohnung suchen, und Geld verdienen.“

„Bei Bobby nicht?“

„Bei Bobby können wir so leben. So wie hier.“

„Okay“, erklärte der Ältere nach einer Weile. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl bei dem Gedanken. Andererseits lebte er jetzt ja auch bei Fremden. Nur weil er die Ärzte und Schwestern immer mal wieder sah, kannte er sie ja nicht.

Irgendwie würde es schon gehen, schließlich musste er ja wieder ins normale Leben kommen.

„Hast du ein Foto von Bobby?“, fragte er Sam. Vielleicht half es ihm ja? Vielleicht kamen ja sogar seine Erinnerungen wieder?

Sam erstarrte. Warum war er denn nicht auf den Gedanken gekommen? Er hatte Dean so viel mittels Bildern erklärt aber ihre Familie hatte er ihm nie gezeigt.

„Hier nicht, aber auf meinem Laptop sind einige.“

Sofort erhob sich Dean von der Bank. Wenn schon, dann wollte er die jetzt auch sofort sehen!

Sam folgte seinem Beispiel mit einem leisen Lächeln. Dean zeigte Interesse an seiner Familie. Das hätte er bis eben nicht einmal zu hoffen gewagt. Naja, eigentlich hatte er ja schon einen Teil seiner Familie gesehen.

Im Zimmer angekommen fuhr Sam sofort seinen Laptop hoch, während Dean es sich auf seinem Bett bequem machte Er nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

Sam öffnete die Datei mit den Fotos, trug den Rechner zu seinem Bruder und legte ihm den auf die Beine.

„Darf ich?“, fragte er und deutete auf das Bett.

Dean nickte und rutschte etwas zur Seite, damit es sich Sam neben ihm gemütlich machen konnte.

Während Dean sich von einem Bild zum anderen klickte, erklärte Sam in groben Zügen, was darauf zu sehen war. Viele zeigten sie beim Umbau von Bobbys Haus im Sommer. Es gab aber auch Bilder von dem Umbau im Jahr davor, von Dean und Bobby beim Reparieren des Impalas. Dean wie er Sam ärgerte. Auf vielen Bildern lachten sie auch einfach nur in die Kamera.

Und dann kamen die Bilder, die Sam im Kings Canyon geschossen hatte.

„Ich dachte das wären Hunde? Die, die von denen du mir Samstag das Video gezeigt hast.“ Er hatte sich Samstag nur das Video angeschaut und war danach zu frustriert gewesen, um Fragen zu stellen.

„Es sind Wölfe. Wir waren jagen und haben die Wölfin gefunden. Ist schon eine Weile her. Sie war verletzt. Wir, oder eher du hast dich ihrer angenommen und sie später wieder frei gelassen.

Vor Kurzem waren wir erneut in der Gegend. Da sind die Fotos entstanden. Sie scheint dich noch zu kennen.“

Kurz musterte Dean seinen Bruder. War da mehr? Irgendwie klang Sam so, aber er konnte es nicht zuordnen. Er schaute sich die Bilder noch einmal an und ging dann zurück zu denen von Bobby. Sie schienen sehr vertraut miteinander zu sein.

Müsste er sich daran nicht erinnern? Müsste er nicht wenigstens ein bisschen Vertrautheit fühlen? Irgendein Gefühl? Irgend etwas? Sein Blick huschte wieder zu Sam.

Wohl eher nicht, beantwortete er sich seine Frage selbst. Auch für Sam empfand er nichts und sie waren Brüder. Sagte Sam. Und sagten die Bilder. Naja zumindest erzählten sie von einer Vertrautheit zwischen ihnen.

In aller Ruhe klickte er sich noch einmal durch die Fotos dann schob er den Laptop beiseite und nahm sich seinen Lernstoff. Das war leichter. Hier ging es um Fakten nicht um Menschen. Gefühle zu lesen fiel ihm immer noch schwer. War das jemals einfach gewesen? Hatte er das früher gut gekonnt? Er wusste es einfach nicht.

„Ich geh mal in die Kantine. Willst du auch was?“, fragte Sam und stellte seinen Laptop weg. Er musste unbedingt hier raus.

„Nein“ Dean schüttelte den Kopf. „Danke“.



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