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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Charlie

208) Charlie
 

Seit Stunden starrte Dean jetzt schon auf den Bildschirm seines Laptops. Seine Frustrationsgrenze war schon lange überschritten, doch immer wenn er den Rechner zuklappen wollte fiel sein Blick auf den leeren Platz ihm gegenüber. Sein Sammy hätte die Lösung schon vor einer halben Ewigkeit gefunden!

Müde rieb er sich über das Gesicht. So langsam bekam er Kopfschmerzen und seine Rippen meldeten sich auch schon wieder. Das lange Sitzen tat ihnen alles andere als gut.

Er schloss alle Seiten und öffnete einen Suchdienst. Zum gefühlt zehntausendsten Mal.

Blicklos starrte er auf das Eingabefenster.

„Noch immer nichts gefunden?“, fragte die Kellnerin, die ihn im ersten Moment fast glauben ließ, dass Anna vor ihm stand.

„Nein, ich komme einfach nicht weiter“, gab er frustriert zu und musterte sie einen Augenblick länger. Nein, es war nicht Anna. Es war nur eine andere rothaarige junge Frau.

„Irgendwie scheinen sich alle gegen mich verschworen zu haben.“ Er grinste schief. Schaute aber sofort wieder ernst, da jede Bewegung seiner Gesichtsmuskeln ebenfalls weh tat.

„Was suchen Sie denn?“, wollte sie interessiert wissen und tauschte eine volle gegen eine leere Bierflasche.

„Nur rein interessehalber“, wiegelte der Winchester ab.

„Dafür suchen Sie aber ziemlich verbissen.“

Dean zuckte mit den Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Was sollte er auch darauf antworten. Sie konnte ihm nicht helfen. Oder doch?

„Kennen Sie sich mit der Geschichte von Las Vegas aus?“

„Nein, tut mir leid. Ich bin erst vor Kurzem von Michigan hierher gezogen.“ Sie schenkte ihm noch ein ehrliches Lächeln und ging, während der Winchester eine weitere Suchrunde startete. Irgendetwas musste er doch finden. Was er wahrscheinlich auch würde, wenn er wüsste wonach er suchte.

Der Akku ist fast leer! Das Warnfenster erschien schon wieder. Dean atmete fast erleichtert durch und schloss sämtliche Fenster.

„Hey“, machte die rothaarige Kellnerin auf sich aufmerksam. Er schaute auf.

„Kann ich kassieren? Ich hab gleich Feierabend.“

Dean nickte und holte ein paar der wenigen Scheine aus der Tasche, die er noch einstecken hatte. So langsam sollte er sich überlegen, wie er an Bargeld kam. Mit einem kurzen Lächeln bezahlte er seine Rechnung. Er trank sein Bier aus, nahm den Laptop und ging nach draußen.

Gleich darauf kam er ohne Rechner zurück. Er schaute ein paar Minuten bei den Billardspielen zu. Als eine Partie beendet war und der unterlegene Spieler keine weitere Revanche wollte, stieg er ein.
 

Drei Stunden später hatte er sein Barvermögen von knapp fünfzig Dollar auf reichlich fünfhundert mehr als verzehnfacht. Wenigstens hier blieb ihm das Glück hold. Er verließ die Bar und ging zu seinem Wagen. Er stieg ein, schob den Schlüssel ins Zündschloss und startete.

Jetzt wollte er eigentlich nur noch ins Bett, doch vorher musste er noch schnell nach seinem Baby schauen.

Natürlich stand seine schwarze Schönheit noch nicht vor dem Motelzimmer.

Er fuhr noch ein paar Querstraßen weiter, bevor er am Straßenrand parkte und den Rechner noch einmal hochfuhr. Das warnende Kästchen auf dem Bildschirm klickte er genervt weg.

Schnell hatte er das Sam im Luxor geortet.

„Oh man“, stöhnte Dean leise und rieb sich den Nacken. Er war das alles so leid.

„Reiß dich zusammen, Winchester!“, befahl er sich. „Jammern bringt dich nicht weiter!“ Er klappte den Rechner zu und warf ihn auf die Rückbank. „Also auf ins Motel und morgen geht’s weiter.“

Irgendein Lösungsansatz musste doch zu finden sein! Vielleicht sollte er einfach aufhören das zu finden, was Sam so verändert hatte und dafür eins nach dem anderen ausschließen?

'Denk nach, Dean!'

Nein, er würde jetzt nicht zum Motel fahren und sich ausschlafen. Noch nicht! Er würde zu Sams Motel zurückfahren und warten, bis der zurück war, dann würde er die Tür mit Salz sichern. Damit hätte er die Katze im Sack. Blieb nur die Frage, wie er ihn soweit unschädlich machen konnte, um auszutesten was genau seinen kleinen Bruder befallen hatte.

Dieser neue Ansatz machte ihn zwar nicht munterer und er ließ auch die Schmerzen nicht weniger werden, aber er gab ihm neuen Mut. Dean startete den Wagen, wendete ihn und stutzte.

Der Lichtkegel streifte zwei Personen am Ende der Sackgasse. Rote Haare blitzten kurz auf. Irritiert hielt er inne. Hier stimmte etwas nicht!

Er parkte den Wagen und rannte die wenigen Meter zurück.
 

„Rück das Geld raus, Schlampe!“, bellte der Kerl die junge Frau an. Er hatte ihre Haare um seine Hand gewickelt und zog immer wieder daran, so das ihr Kopf jedes Mal gegen den Rand des Müllcontainers schlug, an den der Kerl sie gedrängt hatte.

„Ich hab kein Geld“, wimmerte sie leise.

„Lüg mich nicht an! Ich weiß dass du es jeden Abend wegbringst!“

„Heute wollte es mein Chef selbst wegbringen! Bitte ...“, flehte sie leise.

So leise wie möglich schlich sich Dean an den Typen heran, der sich so auf sein Opfer konzentrierte, dass ihm das auch problemlos gelang. Er schlang seinen Arm um der Hals des Kerls.

„Lass sie in Ruhe“, raunte Dean dem Kerl ins Ohr. Doch der Typ reagierte nicht.

„Wirds bald?“, knurrte Dean und verstärkte mit Hilfe seiner Linken den Druck so gut er konnte. Langsam schnürte er ihm die Luft ab.

Endlich ließ der verkappte Dieb die Haare der jungen Frau los. Er erstarrte und ließ sich von Dean langsam rückwärts von der Kleinen wegziehen.

Doch diese Schrecksekunde dauerte nicht allzu lange. Viel zu schnell fing er sich wieder und versuchte dem Winchester einen Ellenbogen in die Seite zu rammen. Dean wich aus. Dabei ließ er den Typen los. Der wirbelte herum. In letzter Sekunde konnte Dean einer rechten Gerade ausweichen, die genau auf sein Kinn gezielte. Er riss die Arme hoch und bekam einen Schlag in den Magen. Die Luft entwich pfeifend seinen Lungen, während er wie ein Taschenmesser zusammenklappte. Sofort trat der Kerl nach.

In diesem Augenblick erwachte die Kellnerin aus ihrer Starre. Sie nestelte an dem Reißverschluss ihrer Tasche und zerrte das Pfefferspray hervor.

„Hör auf!“, schrie sie diesen brutalen Dieb an. Der grinste böse, trat noch einmal zu und drehte sich dann zu der Kleinen um. Er hatte sie für schlauer gehalten, aber wenn sie ihm schon die Freude machte nicht abgehauen zu sein, würde er sich jetzt holen, was ihm zustand.

„Ich hätte ...“, begann er großspurig und erstarrte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er auf ihre Hand, dann schrie er vor Schmerzen. Er riss die Arme vors Gesicht, fluchte und jammerte und taumelte aus der Gasse.

Sie lief zu ihrem Retter, der noch immer am Boden lag. Sie beugte sich zu ihm. Sofort machte der sich noch kleiner, hob einen Arm, um seinen Kopf zu schützen und versuchte sie mit der anderen Hand zu erwischen.

„Ich bin‘s nur“, sprudelte sie hervor und machte einen Satz nach hinten. „Der Kerl ist weg. Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist.“ 'So eine doofe Frage!', schalt sie sich. 'Natürlich war nichts in Ordnung!'

Dean drehte sich auf den Bauch, stemmte sich auf Hände und Knie und kam langsam wieder auf die Beine. Er bekam noch immer keine Luft. Mit wackligen Knien stand er vorn über gebeugt neben dem Container und hielt sich daran fest. Immer wieder versuchte er vergeblich zu atmen.

Endlich füllten sich seine Lungen wieder mit Sauerstoff. Er atmete tief ein und musste sofort husten. Blut tropfte aus seinem Mund, er hatte sich bei dem Angriff von dem Idioten auf die Zunge gebissen.

Entschlossen packte die junge Frau seinen Arm und zog ihn aus der Gasse.

„Ich bringe Sie in ein Krankenhaus. Sie müssen dringend untersucht werden. Wer weiß, was Sie sich gebrochen haben“, plapperte sie drauf los, um ihre Unsicherheit zu überspielen.

Abrupt blieb Dean stehen. „Kein Krankenhaus!“forderte er tonlos und ärgerte sich über die Schwäche in seiner Stimme. „Lassen Sie mich einfach hier bei meinem Wagen. Ich komm schon klar!“

„Ich lasse Sie doch jetzt nicht so einfach hier zurück! Sie sind verletzt!“

„Das wird schon wieder“, knurrte er. Warum konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er lehnte sich gegen den Kotflügel des Geländewagens.

„Das ist Ihrer?“

Dean nickte und fummelte umständlich den Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er öffnete die Tür und kämpfte sich auf den Fahrersitz.

Kurz entschlossen drängte die Kellnerin ihn auf den Beifahrersitz und setzte sich selbst hinter das Steuer.

„Was?“, resignierte Dean. Eigentlich war er ja froh, dass jemand da war. Er war alles andere als in der Lage jetzt Auto zu fahren.

Kaum hatte sie den Motor gestartete und den Wagen auf die Straße gelenkt, ließ er den Kopf gegen die Lehne fallen und schloss die Augen. Seine Instinkte schlugen zwar Alarm, doch er konnte einfach nicht mehr. Das Sam hatte ihm derart zugesetzt, dass er wohl ein paar Wochen brauchen würde, um die Folgen vollkommen verarbeiten zu können und der Typ gerade hatte in die selben Kerben geschlagen. Jetzt war nicht nur sein Körper heftig angeschlagen. Auch sein Ego hatte so einiges abbekommen. Wann war er das letzte Mal so verprügelt worden?
 

„Wir sind da“, riss ihn eine weibliche Stimme in die Realität zurück. Er schaute sich um.

„Wo da?“, fragte er irritiert. Das hier war weder der Parkplatz seines Motels noch dem von Sam.

„Ich hab Sie mit zu mir genommen. Sie wollten in kein Krankenhaus und ich bin Rettungsassistentin. Naja, angehende. Ich mache eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Ich bin fast fertig“, plapperte sie und rutschte von Fahrersitz. Sie lief um den Wagen herum und half Dean beim Aussteigen. Eigentlich nahm sie keine Fremden mit zu sich, schon gar keine fremden Männer, aber der hier hatte sie gerettet und er war so angeschlagen, dass er wohl kaum eine Gefahr für sie sein konnte.

„Ich bin übrigens Charlie. Ich glaube, ich hab mich noch nicht vorgestellt.“

„Dean“, erwiderte der Winchester. Auch er rutschte vom Sitz und blieb erst mal in der Tür stehen. Er atmete ein paar Mal durch und schaute sich um.

„Sie hätten mich auch einfach nur zu meinem Motel fahren können“, sagte er leise und war doch froh, dass sie es nicht getan hatte, denn er bezweifelte, dass er es überhaupt bis in sein Zimmer geschafft hätte.

„Sie haben für mich Ihr Leben riskiert, da werde ich Sie bestimmt nicht einfach auf der Straße zurücklassen. Vergessen Sie es.“ Sie tauchte unter seinem Arm durch, legte ihren um seine Hüfte und half ihm in ihre Wohnung.
 

Gleich hinter der Wohnungstür ließ sie ihn los und ging zur Küchenzeile, um heißes Wasser zu kochen. Ihre Wohnung war nur ein kleines Apartment, doch ihr reichte es und sie wollte hier ja auch nicht für ewig bleiben.

Dean schaute sich um. Eine heiße Dusche und paar Stunden Schlaf würden seine Lebensgeister schon wieder wecken. Sein Blick blieb an der Couch hängen. Er tappte darauf zu. Selbst für die Dusche war er zu fertig. Er wollte sich gerade fallen lassen, als Charlie ihn ansprach.

„Lassen Sie mich erst Ihre Verletzungen sehen?“

Für einen Augenblick musste er überlegen, wer sie war. Er legte den Kopf schief und musterte sie skeptisch.

„Ich bin fast ausgebildete Rettungssanitäterin. Bitte, ich ...“

Dean nickte und begann sich umständlich Hemd und T-Shirt auszuziehen. Er ließ seine Kleidung einfach fallen und drehte sich dann zu Charlie um.

„Wow, dass ist ...“, entfuhr es ihr. Das war ja mal ein Prachtexemplar Mann, das da vor ihr stand. Ein geschundenes Prachtexemplar. „... Ich meine, oh Gott. Das … Sie haben ganz schön was abbekommen.“ Langsam trat sie näher an ihn heran und begann seinen Oberkörper abzutasten.

„Dean! Lassen Sie das sie weg, das macht mich alt“, versuchte er einen lockeren Spruch.

„Charlie“, lächelte sie ihn an und reichte ihm die Hand.
 

Charlie hatte wunderbar kühlende Hände und doch tat jede ihrer Berührungen weh. Unbewusst begann Dean, um sich zu beruhigen, fast lautlos auf Wolfsart zu grollen.

Immer wieder musterte sie sein Gesicht. Sie wollte ihm nicht noch mehr wehtun, doch er hatte die Augen geschlossen und zeigte auch sonst keine Reaktion auf ihre Berührungen. Da war nur dieses kaum merkliche Vibrieren in seiner Brust. Jetzt war es an ihr, ihn irritiert zu mustern. Was war das?

„Gebrochen ist nichts“, erklärte sie erleichtert, als sie endlich fertig war und riss ihn so aus seiner Trance.

„Okay“ Er bückte sich nach seiner Kleidung und zog sich genauso umständlich wieder an.

„Danke“, sagte er leise und ging langsam zur Tür. Er wünschte sich jetzt nur noch ein Bett. Aber so wie er sich fühlte, würde er es wohl höchstens bis zum Wagen schaffen. Er hätte darauf bestehen sollen, dass sie ihn zu seinem Motel fuhr. Jetzt musste er mit einem Autositz vorlieb nehmen.

„Warte“, platzte sie heraus. Der Winchester erstarrte und drehte sich langsam wieder zu ihr um.

„Ich kann dich nicht so wieder da rausschicken!“

„Warum nicht. Ich komm schon klar“, erklärte er müde. Er machte einen Schritt auf einen der Stühle am Esstisch zu und stützte sich an der Lehne ab.

„Hippokratischer Eid“, versuchte sie eine Erklärung und grinste schief.

Dean rieb sich über das Gesicht und legte seine Hand dann wieder auf die Lehne. Er traute seiner Standfestigkeit nicht. „Hat das nicht was mit medizinischer Hilfe zu tun?“

„Ich will nur vermeiden, dass du die Treppe runter stürzt.“

„Und warten bis ich im Stehen einschlafe?“

„Du kannst die Couch haben. Ich muss sie nur schnell ...“ Hektisch begann sie die Kissen beiseite zu räumen.



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