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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Gewinnen und verlieren

205) Gewinnen und verlieren
 

Hinter dem Tunnel gab es ein eng umlagertes Streichelbecken, dass die Brüder kopfschüttelnd umrundeten. Warum musste man einen Fisch streicheln? Sie wandten sich den anderen Becken zu. Mitten im Raum standen Zylinder mit den Quallen. Mit Schaudern erinnerte sich Dean an Nicce. Nur zu gut hatte er noch vor Augen, wie sie die Quallen am Strand zu retten versuchte und wie gebannt er von ihren Augen war. Nur zu gern würde er das was danach mit ihm geschehen war aus seinem Gedächtnis verbannen.

Schnell ging er weiter. Vor einem Becken mit Kugelfischen hielt er inne. Neben ihm stand ein kleiner Junge, der die Nase fest gegen das Glas presste. Er schien diese Fische entweder zu imitieren oder aber dazu zu bewegen zu wollen, dass sie sich aufbliesen. Immer wieder plusterte er die Wangen auf. Der Winchester ließ sich mitreißen und blies nun seinerseits die Wangen auf.

Sam grinste. Hier hatte er den Beweis, dass sich sein Bruder trotz allem, was sie inzwischen erlebt hatten, noch nicht wirklich verändert hatte und immer noch der war, der ihn damals aus Stanford geholt hatte. Ob er diesen Dean jetzt wieder öfter sehen könnte?

Langsam wanderten sie von Raum zu Raum und betrachteten die vielen verschiedenen Meerestiere, die hinter dickem Glas ruhig ihre Bahnen zogen.

Der letzte Raum war wie das Wrack eines gesunkenen Zerstörers gestaltet.

Staunend schauten sie sich um. Die Geräusche und die gebogenen Scheiben ließen den Eindruck entstehen, dass sie wirklich zwischen all den Haien und Fischen tauchten. Es war beeindruckend.
 

Draußen atmeten sie erst einmal durch.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut ist“, gestand Dean leise.

Sam nickte. „Ich hab zwar einiges darüber gelesen, aber so toll hatte ich es mir auch nicht vorgestellt.“

„Es war das Geld wert.“

„Dass du jetzt wieder reinholen wirst.“

„Das hoffe ich doch.“

„Wo willst du hin? Mirage, Bellagio, Ceasars? Oder bleiben wir gleich hier?“

„Ich möchte das Luxor sehen und ins MGM!“

„Und ich das Flamingo.“

„Dann lass uns heute ins Flamingo fahren“, entschied Dean.
 

Vom Parkplatz aus kamen sie direkt ins Casino des Flamingo. Sam hätte sich zwar zu gerne die Eingangshalle angesehen, aber Dean dazu zu zwingen sein Baby von einem Fremden fahren zu lassen, dazu konnte er sich dann doch nicht durchringen. Vielleicht hatte er ja nachher noch Zeit sich die Halle anzusehen.

Das Casino an sich war einfach nur schreiend bunt.

„Ich möchte hier nicht arbeiten müssen“, erklärte der Ältere und Sam nickte zustimmend. Ein paar Stunden hier zu verbringen würde ihm für´s Leben reichen. Ob die anderen Casinos auch so schreiend bunt waren? Wahrscheinlich.

Die Brüder schauten sich kurz um. Natürlich gab es hier jede Menge einarmiger Banditen, an denen etliche Menschen ihr Geld verspielten. Dean schüttelte den Kopf. Hier würde er nie sitzen wollen und mit stumpfem Gesichtsausdruck auf blinkende Knöpfe drücken.

Da zog er doch die schon fast angenehme Stille bei einem gepflegten Pokerspiel in einer Bar vor.

In aller Ruhe gingen sie weiter in den Raum hinein, zu den Tischen, an denen Poker oder Black Jack gespielt wurde.

Hier war es nicht wirklich ruhiger.

Sie tauschten ihr Geld in Jetons und schauten sich um.

„Poker, Black Jack oder Roulette?“, fragte Sam seinen Bruder leise.

„Poker.“

„Okay“ Sam folgte seinem Bruder zu einem der Tische und überlegte, wie er zu ihrer Haushaltskasse beitragen konnte. Gegen Dean zu spielen wäre zwar reizvoll und irgendwann würde er das auch mal tun wollen, einfach um zu wissen, wer besser war. Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Dean gewinnen würde, wollte er sein Glück mal versuchen. Aber nicht heute und nicht hier. Denn das wäre ja schon fast grob fahrlässig.

Er schaute sich um und entschied sich für Black Jack, ein paar Tische weiter.

„Ich möchte mein Glück mal beim Black Jack versuchen“, sagte Sam und deutete auf den Tisch, den er sich ausgesucht hatte. Dean nickte. Er schaute seinem Bruder in die Augen und wünschte ihm mit einem Lächeln viel Glück.

Gleich darauf ließ sich der Ältere an einem Tisch nieder. Mit einem kurzen Nicken grüßte er die anderen Spieler und legte seine Jetons vor sich. Als eine neue Runde gegeben wurde, stieg er mit ein.
 

Irgendwann, Sam hatte die Zeit komplett aus den Augen verloren, erhob sich einer der Spieler. Er hatte an diesem Tag kein Glück und nur drei Chips im Wert von 25 Dollar vor sich liegen. Die schob er jetzt der Bank hin.

„Ich hoffe, sie haben mehr Glück als ich“, verabschiedete er sich von seinen Mitspielern, und ging.

Sam nutzte die Chance, um ebenfalls die Runde zu verlassen. Im Gegensatz zu dem glücklosen Spieler hatte er seinen Einsatz jedoch fast verdoppelt. Er gab dem Kartengeber ebenfalls einen seiner Jetons. Die restlichen schob er sich in die Taschen.

„Vielen Dank für das Spiel“, sagte er und ging mit einem Nicken.

Er schaute sich nach Dean um.

Sein Bruder saß noch am gleichen Tisch und hatte seine Jetons auch erheblich aufgestockt. Er ging zu ihm.

„Wie lange willst du noch spielen?“

„Wenn du gehen willst? Lass mich nur die Runde noch beenden“, erwiderte der Ältere.

„Nein, mach ruhig weiter. Ich schau mich ein wenig um“, wiegelte Sam ab und ging, nachdem sein Bruder genickt hatte, zum Bankschalter, um seinen Gewinn in Dollar zu tauschen.

Stolz schob er das Bündel in die Innentasche seiner Jacke. Kurz überlegte er, wohin er sich wenden sollte und entschied, bevor er seine Runde drehte, erst einmal zur Toilette zu gehen.
 

Kritisch musterte Sam sich im Spiegel, während er sich die Hände abtrocknete. Er sah müde aus, fertig. Sie hatten in den letzten Jahren zwar immer wieder Pausen gemacht, erzwungene und gewollte, aber dieser Job nahm einen doch mit. Gut, dass sie ausstiegen. Er würde sich bei Bobby ein paar Wochen Ruhe gönnen und dann? Vielleicht hatte er schon Antworten auf seine Bewerbungen? Je nachdem würde er vielleicht neue schreiben müssen oder sie konnten sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Vielleicht konnte er das Wintersemester schon nutzen. Er bezweifelte zwar, dass er im Oktober wirklich mit dem Studium anfangen konnte, aber vielleicht konnte er ja ein paar Aufbaukurse besuchen?

Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, grinste sich noch einmal zuversichtlich zu und verließ die Toilette.

Auf dem Gang kam ihm eine Gruppe lachender, schwatzender junger Frauen entgegen, die wohl gerade alt genug waren, um hier überhaupt herein zu dürfen.

Ihre gute Laune war ansteckend.

Sam fasste nach der Klinke und zuckte zurück. „Verdammt“, schimpfte er und schüttelte seine Hand. Wo hatte er sich denn elektrisch aufgeladen?

Noch einmal schüttelte er seine Hand, griff erneut nach der Klinke und zog die Tür auf.

Zielstrebig steuerte er die Roulette-Tische an.
 

Dean warf seine Karten auf den Tisch. Diese Hand hatte ihm kein Glück gebracht.

Er rieb sich müde über die Augen. Vielleicht sollte er besser aufhören, bevor er seinen Gewinn wieder verspielte. Außerdem vermisste er seinen Bruder. Klar, der wollte sich einfach noch etwas umsehen, außerdem war er erwachsen. Trotzdem. Irgendwie hatte er erwartete, dass der sich nochmal bei ihm meldete.

„Mir langt´s“, sagte er, warf dem Kartengeber einen Chip zu und erhob sich. Er schob sich die Jetons in die Taschen und ging seinen Bruder suchen.

Er fand ihn an einem Roulette-Tisch.

Kurz legte er Sam die Hand auf den Arm. „Wie sieht´s aus?“, wollte er wissen.

Sam schaute ihn kurz irritiert an, dann lächelte er breit. „Gut dass du kommst. Kannst du meine Schulden bezahlen?“

„Schulden?“, echote Dean verständnislos. „Du hattest doch gesagt, dass du gewonnen hast?“

„Aber jetzt habe ich verloren!“, maulte Sam. „Zahlst du jetzt?“

„Ist ja schon gut“, wehrte Dean ab. Auf keinen Fall wollte er hier und jetzt mit seinem Bruder eine längere Diskussion anfangen.

„Wie viel?“, wollte er wissen. Die Summe, die der ihm nannte, ließ ihn schlucken. Er atmete tief durch und holte die Jetons aus den Taschen. Innerlich fluchend reichte er seinen Gewinn an den Croupier weiter, der die gleich an die Spieler am Tisch verteilte.

„Du kommst mit!“, erklärte er Sam unmissverständlich und packte ihn am Arm. Er schäumte vor unterdrückter Wut.

„Spinnst du? Wir wollten unser Bargeld aufstocken und nicht noch die letzte Reserve verspielen“, schimpfte er auf dem Weg zum Bankschalter.

„Man kann doch wohl mal verlieren!“, maulte der Jüngere.

„Mal, Sam. Mal ja. Aber nicht so viel, dass du dir Geld borgen musst. Seit wann bist du so unvernünftig?“

„Ich bin nicht unvernünftig!“, versuchte sich der zu rechtfertigen.

„Nein? Wie nennst du es dann, wenn wir trotz meines und deines vorherigen Gewinnes nicht mal mehr die Hälfte von dem haben, mit dem wir reingekommen sind?“ Dean legte die letzten Jetons, die er noch hatte, auf den Tresen und bekam das Geld ausgezahlt.

„Können Sie ihn auf die Sperrliste setzen?“, fragte er die junge Frau hinter dem Tresen. So unvernünftig wie Sam gerade war, wollte er ihn mehr in der Nähe von etwas wissen, wo Geld zu verlieren war. „Er ist spielsüchtig.“

„Ich kann ihn bei uns auf die Streichliste setzen lassen“, erwiderte sie leise.

„Bei den anderen Casinos auch?“

„Nein. Das müssten Sie direkt bei denen erfragen, oder bei der Polizei. Die können ein Verbot für Las Vegas erwirken.“

„Okay, danke.“ Dean lächelte sie an. 'Wäre ja auch zu schön gewesen“, dachte er und packte Sam wieder am Arm.

„Was soll das? Ich bin erwachsen!“, knurrte der und versuchte sich loszureißen.

„Du benimmst dich aber nicht so!“, schimpfte der Ältere. Er war angefressen. „Wir wollten neu anfangen und dazu brauchen wir Geld! Dass du es mit vollen Händen rauswirfst, bringt uns nicht weiter!“

„Und? Du hattest doch genug gewonnen!“

„Zum Glück!“

„Ich hätte das schon wieder reinbekommen“, maulte Sam.

Dean schüttelte nur den Kopf. So viel Uneinsichtigkeit hatte er bei seinem kleinen Bruder noch nie erlebt. „Versprich mir einfach, dass du nicht noch mehr Geld verspielst, okay?“, bat er leise. Sam gab ein Grunzen von sich, dass Dean, einfach weil er es wollte, als Zustimmung interpretierte.

Er schloss den Impala auf und schob den Jüngeren auf den Beifahrersitz. Eher enttäuscht als wütend schlug er die Tür zu. Er lief um den Wagen herum und stieg ebenfalls ein.

Müde wischte er sich über das Gesicht. Startete den Wagen und brachte sie zu ihrem Motel.
 

Während der ganzen Fahrt saß Sam schmollend auf seinem Platz und starrte in die Dunkelheit. Und auch als sie auf dem Parkplatz angekommen waren, würdigte er Dean keines Blickes. Er stieg langsam aus und schaute seinem Bruder dabei zu, wie der sich eine der M&Ms Tüten aus dem Kofferraum holte, bevor er ihm in gehörigem Abstand zum Zimmer folgte.
 

Demonstrativ wartete Dean an der Tür bis sein Bruder ins Zimmer getreten war. Laut vernehmlich schloss er sie.

„Geh einfach ins Bett, Sam. Wir reden morgen“, sagte er leise. Er warf seine Jacke achtlos über den kleinen Sessel und verschwand im Bad.

Ausdruckslos starrte Sam ihm hinterher. Sollte er hier bleiben oder sollte er wieder losziehen? Warum sollte er auf ihn hören? Sein Blick wanderte zwischen den Türen hin und her.

Dean kam zurück, bevor er zu einer Entscheidung gekommen war.

„Du kannst ins Bad.“ Er legte seine Kleidung ordentlich neben seine Jacke und kroch ins Bett.

Sam stand noch kurz unschlüssig mitten im Raum, doch bevor der Ältere etwas sagen konnte, verschwand er im Bad. Spielen konnte er auch später noch. Die Casinos würden nicht verschwinden.

Als er wieder ins Zimmer kam, sah er sich forschenden grünen Augen gegenüber. Er seufzte lautlos und begann sich umzuziehen.

Der ältere Winchester beobachtete seinen Bruder aufmerksam. Irgendetwas lief hier falsch! Etwas war nicht so wie es sein sollte, aber er fand keinen Ansatz für sein komisches Gefühl.

Sam ging ins Bett und drehte ihm den Rücken zu.

Lange lag Dean noch wach und grübelte, während er zuhörte, wie sich sein kleiner Bruder von einer Seite auf die andere drehte.



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