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Antarctic Ocean

...Der ungeschliffene Amethyst...
von

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Akishio hatte sich bereits wieder in sein kleines Zimmer zurückgezogen und sich auf sein Bett gelegt. Er betrachtet durch die offene Schiebetür den Vollmond, welcher in dieser Nacht noch heller leuchtet, als sonst.

Mit nachdenklicher Miene legt er schließlich die Hände unter den Kopf und atmet tief aus. Wieso auch immer, die Worte seines Bruders hatten ihm zum nachdenken angeregt und noch immer spuken sie in seinem Kopf herum.

Dieser Tag war verflucht, denkt sich Akishio. Er betrachtet die Sterne, fast schon sehnsüchtig versinkt sein Blick in dem hellem Leuchten des Himmels, Ich war noch nie so wütend wie heute... Wieso verändere ich mich so?

Eigentlich ist Akishio immer schon eine ruhige und ausgeglichene Seele gewesen. Er äußerte nie eigene Wünsche und konnte im Grunde niemandem wirklich böse sein. Er war noch nie nachtragend und auch über solche Dinge wie heute hatte er stets drüber hinweg gesehen. Aber vorhin da...

Was ist nur los..?

Sachte setzt sich Akishio auf, als ein kleines Kirschblütenblatt von draußen zu ihm auf das Bett segelt. Es scheint vom halten Wind hinein getragen würden zu sein und legt sich neben ihn.

Mit einem sachten Lächeln auf den Lippen berührt er das Blättchen mit seiner Zeigefingerspitze, bevor er es sachte aufhebt und auf seine Handfläche legt. Kurz darauf sieht er hinaus in den Garten. Eine eisige Idylle erstreckt sich vor seinem Zimmer, eingeschlossen von den Mauern des Palastes.

Naokuyan hatte immer schon viel Wert auf die Schönheit der Natur gelegt, daher ließt er im Innenhof des Palastes die Kirschblütenbäume und den kleinen Bach der von den Bergen hinunter fließt genau so, wie es die Natur geschaffen hatte.

Akishio trat langsam an die geöffnete Schiebetür heran und blickte auf den Garten hinaus. Er hatte sich einen dicken Kimonomantel übergezogen, der ihn wärm hält. Zwar hat er sich mittlerweile an die Minusgrade gewöhnt, dennoch ist er eben nicht wie Naokuyan, kein vollkommenes Wesen.

"Warum ist er nur so ...?", fragt sich Akishio leise. Er senkt seinen Blick auf das kleine Kirschblütenblatt, welches er auf seinen Fingerspitzen ablegt und es leicht hinaus in die Freiheit pustet. Vom Wind getragen fliegt es hoch in die Luft, verschwindet dann aus Kishis Blickfeld.

Ein knappes Lächeln folgt, als Akishio dem Blütenblatt noch einen Moment nachschaut. Fast schon verträumt lehnt er seinen Kopf an die Schiebetür und genießt den Augenblick. Er kuschelt sich leicht in den warmen Mantel ehe er eine Hand hebt und die an den Holzrahmen der Tür legt um jene zuzuschieben. Es wird dunkel im Zimmer und nur noch das kleine Öllämpchen auf seinem Nachttisch erfüllt das Zimmer mit einem warmen Licht...
 

"Ich hoffe ihr habt gut geschlafen, eure Hoheit?", fragt Akishio ruhig, als er Naokuyan beobachtet, wie er sich langsam und vielleicht etwas versteift auf seinen Diwan setzt. Er legt die Beine hoch und sieht dann zu Akishio: "Sehe ich so aus? Mir tut alles weh!"

"Erlaubt mir zu fragen... Was hat euch diese Schmerzen erbracht? Kann ich etwas für euch tun?", antwortet Akishio ruhig und betrachtet Naokuyan einen Moment. Man muss zugeben, Naokuyan ist eine Schönheit, gleichmäßige Gesichtszüge; eine glatte, reine Haut; langes Haar, weich wie Seide und so schwarz wie die Nacht; er hat einen schlanken, wohl geformten Leib und vor allem... unglaublich schöne und lange Beine. Manche Frau wäre wohl neidisch auf diesen Körper.

Etwas skeptisch hebt Naokuyan eine Braue. Er zieht die Beine etwas an und legt den Kopf schief.

"Wie auch immer du -das- anstellen willst, ich habe mich verlegen, mehr nicht. Mein Bett ist sehr bequem, so wie Nobu es mir fürsorglich zurecht macht."

Akishios Lippen werden prompt zusammengepresst.

Nobu... er nennt ihn bei seinem Spitznamen...?

Naokuyan hat seinen Blick bereits wieder abgewandt. Er schaut einen Moment nach draußen, bevor er dann den heißen Tee von seinem Tischlein nimmt und mit dem Silberlöffel darin herumrührt.

"Das Kissen in meinem Rücken ist komisch... Klopf' es mir aus, Akishio.", meint Naokuyan streng und setzt sich aufrecht hin.

Sofort ergreift Akishio das Kissen und tut wie ihm gesagt wurde. Er schüttelt es gründlich durch um es dann wieder an der Lehne hinter Naokuyan zu platzieren. Ein kurzer Blick fällt in diesem Moment auf Naokuyans Nacken. Seine Bewegungen werden in dem Zeitpunkt etwas langsamer, als er wohl einen Augenblick in Gedanken versinkt...

"Fertig?!", fragt Naokuyan ungeduldig, als er einen Moment lang nichts von Akishio hört und blickt über die Schulter. Als er dann den etwas irritierten Blick von Kishi bemerkt zieht er die Augenbrauen zusammen: "Sag' mal hast du mich etwa gerade angestarrt?"

"I-ich.. nein, ich dachte nur gerade, dass.. ihr... also..", gerät Akishio prompt in Erklärungsnot. Er scheint völlig überrumpelt, als man dann jedoch meinen könnte dass sich eben genau auf dieses Gestammel hin Naokuyans Gesichtszüge etwas auflockern.

"Nimm deine Flossen da weg, ich will mich zurücklehnen...", brummt Naokuyan schließlich und rutscht vorsichtig mit seiner Teetasse nach hinten um auch nichts zu verschütten.

Akishio tut wie ihm gesagt wurde und zieht die Hände zurück, legt eine Hand an den Katanagriff und den anderen Arm lässt er einfach neben seinem Körper hängen. Er wartet bis Naokuyan es sich bequem gemacht hat als er das Wort noch einmal erheben will: "Prinzessin, es ist nicht..."

"Tsi-tsi-tsi-tsi-tsi!", unterbricht Naokuyan ihn und fuchtelt leicht mit der Hand herum. Als er sieht dass Akishio jedoch wieder zum reden ansetzt wiederholt er das gesagte energischer mit der gleichen Geste, "TSI-TSI!"

Etwas eingeschüchtert senkt Akishio den Kopf und seufzt leise aus. Er bleibt dann stumm neben dem Diwan stehen, wohl abwartend ob Naokuyan einen Auftrag für ihn hat. Doch er scheint mit seinem Tee beschäftigt.

Akinobu wurde heute alleine zur Küste geschickt. Offenbar hatte Naokuyan aus dem gestrigen Tag Konsequenzen gezogen, sodass er dieses Mal Akishio als 'Belustigung' bei sich behielt.

Schließlich kehrt stille ein. Ruhig und doch etwas bedächtig schaut Akishio schließlich wieder hinaus in die Gartenidylle. Es hatte die Nacht über geschneit, ein weißer Schleier hat sich über das Kristallparadies gelegt und glitzert im Licht der Sonne.

Ein wunderschöner Anblick, denkt sich Akishio und lächelt knapp.

"Ein grässlicher Anblick.", zischt Naokuyan als er dem Blick des Anderen wohl gefolgt ist. Er betrachtet einen Moment lang den Schnee, sieht dann wieder auf seine Teetasse und greift nach dem Zucker auf der Untertasse. Er lässt die Zuckersteinchen in den Tee fallen und rührt etwas in seinem Getränk herum.

"Soll ich die Türen schließen?", fragt Kishi ruhig und blickt Naokuyan ruhig an.

"Nein, lass sie offen, es ist angenehme Luft hier drinnen.", spricht Naokuyan zu ihm und setzt seine Lippen an die Teetasse um einen kleinen Schluck zu trinken. Akishio nickt knapp und blickt dann noch einmal hinaus.

"Sag' Akishio, ich..."

"Meine Prinzessin?"

Naokuyan blickt auf, als er von Akinobu unterbrochen wird der gerade den Thronsaal betreten hat. Einen Moment sieht Akishio zu seinem Bruder, dann schaut er Naokuyan wieder an und fragt in einer gemäßigten Lautstärke: "Ja bitte, eure Hoheit?"

Naokuyan jedoch würdigt Akishio nun keines Blickes mehr. Er setzt sich auf und schmunzelt Akinobu zu, seine Tasse wieder auf dem kleinen Tisch abstellend.

"Und?! Was hast du zu berichten, Nobu?", fragt Naokuyan seinen Liebwächter und erhebt sich von dem Diwan. Auch dieses Mal tut er sich schwer. Einen Moment zögert Akishio, als er dann schließlich einen Arm von Naokuyan umfasst und ihm beim Aufstehen helfen will. Mit einem starren, giftigen Blick sieht dieser ihn schlagartig an: "Nimm... sofort... deine... Finger... von... mir...!"

Akishio schreckt leicht zurück und lässt ihn sofort los, wie Naokuyan es befohlen hat. Er senkt untergeben seinen Kopf und macht einen Schritt zurück, bleibt in einer leicht gebeugten Haltung so neben ihm stehen. Er traut sich in jenem Moment nicht, Naokuyan erneut anzusehen, stattdessen bleibt sein Blick am Boden haften.

"Es ist alles... wie gehabt Prinzessin. Ich habe euch erneut ein kleines Präsent meiner Aufmerksamkeit mitgebracht, Prinzessin.", lächelt Akinobu und holt aus seinem Kimonoärmel etwas hervor. Neugierig schauen nun sowohl Akishio als auch Naokuyan zu Nobu, welcher Naokuyan abwartend ansieht. Jener winkt ihn zu sich herauf.

Mit einem charmanten Lächeln öffnet Akinobu seine Hand und eine kleine Muschel kommt zum Vorschein. Sie ist von außen völlig weiß, mit einem leichten Rosé-Stich während ihre Innenseite mit wunderschön glänzendem Perlmutt beschlagen ist - ein wahres Schmuckstück der Natur.

Naokuyans Augen weiten sich fasziniert als er die Muschel aus Nobus Hand nimmt. Er betrachtet sie einen Augenblickt, sieht dann aber entzückt zu dem Weißhaarigen: "Wie wunderschön... Hast du sie aus dem Meer..?"

"Ja, ich habe sie bei den schwarzen Felsen gefunden, sie hat mich direkt angefunkelt und bei diesem wunderschönen Glanz musste ich... direkt an euch denken...", lächelt Akinobu und betrachtet fast schon stolz Naokuyans Züge, welcher doch tatsächlich um Worte verlegen scheint.

Akishio packt es erneut. Missgünstig sieht er auf die Muschel und dann zu seinem Bruder, der ihn jedoch völlig zu ignorieren scheint.

Hat Akinobu sich tatsächlich die Mühe gemacht und nach einer solchen Muschel gesucht -nur- um Naokuyan eine Freude zu machen?!

"Wenn ihr wünscht werde ich euch nun wieder zur Seite stehen, damit ihr seine Anwesenheit nicht länger ertragen müsst.", spricht Akinobu und kniet sich vor Naokuyan. Er verbeugt sich tief, seine rechte Hand dabei an seine Brust gelegt.

"Nichts lieber als das, Nobu... Akishio, kümmere dich ... was auch immer, in der Küche ist sicher etwas zu tun..", spricht er und schenkt Akishio lediglich eine verscheuchende Handbewegung während er sich wieder auf dem Diwan niederlässt, dieses wundervolle und glitzernde Geschenk betrachtend.

Und langsam brodelt sie immer weiter auf, diese innere Wut auf Akinobu. Akishio wendet sich schweigend ab und steigt die Stufen hinab als er noch ein leises: "Oooh..." von Nobu hört.

Am liebsten hätte er sich umgedreht und seinem Bruder einen Schlag ins Gesicht verpasst, doch dann würde er sich wieder die Blöße geben und vor Naokuyan als Unruhestifter dastehen und so kommt es, dass keinerlei Reaktion auf diese Provokation erfolgt. Er blickt seinen Bruder nicht einen Moment an als er die Zwei allein lässt.
 

Als er den Thronsaal verlassen hat macht er sich auf in die Küche zu Yoko. Sie ist mit den anderen Pinguin-Bediensteten dabei den Nachmittagstee für Naokuyan vorzubereiten.

"Kann ich euch irgendwie zur Hand gehen?", fragt Akishio als er die Kühe betritt. Einen Moment blicken ihn die Pinguine an, bis die ihn dann mit einem lauten "Queeek!" begrüßen. Ein vertrautes Lächeln legt sich auf Akishios Lippen, als er ebenso grüßend eine Hand hebt und sich auf einen der kleinen Hocker setzt.

Nahezu der ganze Palast ist auf die Größe eines Pinguins zugeschnitten, so kommt es auch, dass Akishios Knie nicht unter den Tisch passen.

Mit ihm am Tisch sitzen zwei weitere Pinguine, die offenbar auf Yokos Anweisungen warten. Ruhig löst Akishio seine Schwertscheide von seinem Obi und lehnt das Schwert neben sich an die Wand. Er blickt dann ebenso zu Yoko, die gerade mit einem Tablett angewatschelt kommt. Auf dem Tablett befindet sich ein Teller mit einem großen Haufen gestampftem Reis, der direkt in der Tischmitte abgestellt wird.

"Ah, Wagashi...?" "Queeeek!"

Die Pinguindame legt auch noch ein Stäbchen vor Akishio und einen Pinsel. Zwei weitere Pinguine kommen schließlich mit kleinen Näpfchen angewackelt und stellen sie ebenso vor Akishio. Es ist offensichtlich Zuckerfarbe in Blau, Violett, Schwarz und Orange.

Nickend bedankt sich Akishio als er zu Yoko sieht. Diese schaut ihn etwas unsicher an, vielleicht sogar zögernd, als sie dann losquakt und ihm 'erklärt' was er zu tun hat. Aufmerksam lauscht Akishio ihren Worten, bevor er dann nickt und beginnt.

"Gibt es für heute eine bestimmte Auswahl an Motiven?", fragt Akishio in die Runde während das muntere Treiben in der Küche fortgesetzt wird. Immer wieder sieht man die Pinguine hin und her stolpern und mitten drin gibt die gute Yoko die Anweisungen für die Bediensteten. Sie blickt dann mit ihren Violetten Augen zu Akishio: "Queeek queek quek!"

"Schon wieder...? Es gibt doch jeden Tag nur Pinguine...", seufzt Akishio leise und blickt dann auf den gestampften Reis. Wie auch immer er das Formen dieser Masse anstellen soll, er ist völlig unkreativ was solche Arbeiten angeht, Fingerspitzengefühl wird ihm nicht gerade nachgesagt.

Trotzdem erhebt er sich und geht zu der großen Wasserschüssel um seine Hände in dem kalten Wasser rein zu waschen. Er setzt sich dann wieder hin und beginnt mit der Arbeit.

Mit dem Reisbrei beginnt er dann kleine Kugeln zu formen, die er dann aufeinander setzt. Er formt so einen Kopf und einen dicken Pinguinkörper. Mit dem kleinen Stäbchen ritzt er dann kleine V-förmige Muster in die Bauchkugel, offenbar die Flügelchen. Ein kleiner Schnabel wird neu geformt und dann auch angesetzt. Zu guter letzt bemalt er den Pinguin mit der Zuckerfarbe: Der Körper schwarz, Augen und Füße Violett und der Schnabel wird orange.

Mehr schlecht als recht steht der deformierte Pinguin nun vor Akishio. Er betrachtet ihn schweigend, seufzt dann und blickt zu Yoko, welche sich gerade neben ihn gestellt hat. Etwas unzufrieden queeekt sie auf und wedelt leicht mit ihrem Flügel.

"Ich weiß... so kann man ihm das nicht vorsetzten...", brummt Akishio und betrachtet was schon mitleidig das kleine Krüppeltierchen. Er nimmt es dann beiseite und blickt auf den Rest der Reismasse.

"Queeeeek.", trägt ihm Yoko auf.

"Ist gut...", nickt Akishio und erhebt sich wieder. Er greift dann nach einem der Lappen und beginnt damit die Arbeitsflächen zu reinigen...
 

"Schon wieder? Gibt es eigentlich hier nicht auch mal etwas anderes, als jeden Tag das selbe?!", brummt Naokuyan Yoko an, die ihm gerade den Tee samt der Wagashi an den Tisch bringt. Sie senkt bedrückt ihren Kopf. "Ihr Frackträger seid auch zu nichts zu gebrauchen!"

Akishio schweigt zu dem Thema und steht neben seinem Bruder hinter Naokuyans Diwan. Die beiden haben sich seit dem Gespräch vorhin nicht ein einziges Mal mehr angesehen und mit jeder Minute die Akishio neben seinem Bruder steht steigt die Spannung zwischen ihnen.

Entnervt nimmt Naokuyan die violetten Essstäbchen und beginnt die Wagashi zurecht zu legen um sie zusammen mit dem Tee zu essen. Er lässt sich Zeit dabei, wie immer, er hat schließlich den ganzen Tag nichts weiter zu tun als herumzusitzen und schön zu sein.

"Ich hoffe es schmeckt euch.", beginnt Akishio ein Gespräch mit Naokuyan. Er konnte es sich nicht erklären doch seit dem Gespräch mit seinem Bruder gestern Abend im Onsen wuchs stetig sein Bedürfnis, mit Naokuyan in Kontakt zu kommen.

"Wieso? Hast du die gemacht?"

"Nein, ich... meine nur ihr solltet diese Pause genießen.", lächelt Akishio ruhig, Naokuyan ansehen. Jener blickt nur gelangweilt über die Schulter und zischt: "Kann ich nicht, wenn du bei jeder Gelegenheit deinen Mund aufmachst!"

"Er meint es nur gut, Prinzessin.", verteidigt Akinobu plötzlich das Verhalten seines Bruder, jedoch in einem ruhigen und sanften Ton.

Akishio blickt mit einem entgeisterten Blick zu Nobu. Was sollte das denn jetzt?!

Naokuyan blickt nur unbeeindruckt auf den Tee und seine Wagashi als er dann murmelt: "Halt' dich da raus, Nobu. Das ist immerhin nicht deine Angelegenheit."

Mit einem Schulterzucken sieht Akinobu zu Kishi, fast als wolle er ihm sagen wollen: "Siehst du, ich hab's versucht."

Er hätte sich doch denken können, dass Naokuyan solche Worte nicht hören will, ist der erste Gedanke, der durch Akishios Kopf schießt. Er knabbert leicht auf seiner Unterlippe herum um sich von der ganzen Situation etwas abzulenken.

"Könnt ihr mir schon sagen, ob ich für morgen etwas spezielles vorbereiten soll?", fragt Akinobu und geht um den Diwan herum um sich auf das Sitzkissen vor Naokuyans Diwan zu knien. Er blickt ihn aufmerksam an, während er auf eine Antworte wartet.

Etwas für morgen vorbereiten? Was ist denn morgen?

"Nicht speziell. Ich werde schauen, was ich morgen tue. Ich schätze allerdings dass ich morgen wieder einmal meiner Kreativität freien Lauf lassen werde und mir einen neuen Kimono nähe." Naokuyan lehnt sich daraufhin zurück und hält mit den Essstäbchen einen der kleinen Pinguine vor sein Gesicht. Er betrachtet ihn einen Moment und nuschelt leise: "Das ist fast schon Kannibalismus."

"Gibt es bestimmte Stoffe die ich euch dafür schon herauslegen kann?", fragt Nobu und sieht erneut fragend zu seinem Herrn.

In Akishios Augen sieht das alles einfach nur lächerlich aus - wie ein kleiner Hund sitzt Akinobu vor Naokuyan und wedelt mit seinem Schwanz, bettelnd um ein Leckerchen.

"Erbärmlich..."

"Bitte was?", sieht Naokuyan zu Akishio auf und hebt irritiert eine Braue. Kishi sieht nur mit fragendem Gesicht zu ihm: "Huh?"

"-Was- ist hier erbärmlich?!", entfährt es Naokuyan und sieht Akishio mit einem stechenden Blick an. Als der schwarzhaarige Leibwächter plötzlich realisiert dass er das gerade tatsächlich gesagt hat wird er völlig blass um die Nase.

"Das würde ich auch gern wissen...", murrt Akinobu, seinen Bruder ebenso ansehend.

"Ach ich... dachte nur gerade etwas über diese kleinen.. eh... Pinguine nach, die da... also die Wagashi sie... sehen immer gleich aus und ich ... fand es doch sehr -erbärmlich- dass man... dass niemand in der Küche auf die Idee kommt, etwas Neues... zu machen...", stammelt Akishio vor sich hin und gestikuliert wild umher.

"Die Pingu...? Ahh...", versteht Naokuyan schließlich und blickt auf den Pinguin den er noch immer mit den Essstäbchen in den Händen hält. Er hebt eine Braue und setzt diesen zurück auf den Teller die Essstäbchen daneben legend, als er mit der Hand winkt. Eine der Pinguinwachen nickt und wackelt davon.

"Was... eh...?", fragt Akishio irritiert und blickt der Wache nach.

"Sie soll mir Yoko holen.", erklärt Naokuyan und blickt nur emotionslos zu Akinobu, "Du kannst mir gern die schönen Seidenstoffe hervorsuchen, du weißt schon, die Farben die mir schmeicheln."

Akinobu nickt und erhebt sich dann gehorsam. Ein kurzer, selbstgefälliger Blick gen Akishio folgt, doch dieser blickt nicht einmal in seine Richtung.

Nobu verlässt somit den Raum als auch schon Yoko angewackelt kommt. Sie verbeugt sich vor Naokuyan.

"Akishio ist der Ansicht, dass es euren Köchen an Kreativität fehlt. Er wird daher die nächste Zeit mit euch meinen Tee zubereiten, damit er mir beweisen kann, dass es ihm an eben solcher nicht mangelt."

Akishio weitet die Augen und erstarrt. Er sieht nur aus den Augenwinkeln zu Naokuyan welcher dies offenbar mehr als ernst gemeint hat.

Yoko nickt. Sie blickt dann mit einem hilflosen Blick zu Akishio, welcher ihn ebenso verzweifelt erwidert. Er weiß, er ist genauso unkreativ was solche Dinge angeht, woher sollte er auch wissen, worüber Naokuyan sich freut?

"Queeeek quek queeek quek queee-?"

"Ja, nimm das wieder mit. Ich werde morgen um die selbe Uhrzeit meinen Tee einnehmen bis dahin kann der liebe Akishio sich seine Gedanken darüber machen, was er...", Naokuyan unterbricht seinen Satz einen Augenblick um dann zu Akishio zu sehen, " mir präsentieren will.."

Eine sofortige Verbeugung Kishis folgt zustimmend, was bleibt ihm auch anderes übrig?
 

"Na wunderbar, was soll ich ihm denn nun vorsetzen?!", jammert Kishi verzweifelt und rollt seinen Kopf leicht von rechts nach links, nachdem er ihn mit einem lauten Knall auf den Tisch hat sausen lassen.

Auch die anderen Pinguine sind ratlos. Sie haben eine 'Krisensitzung' in der Küche einberufen um Akishio bei den Vorbereitungen zu helfen, doch wirklich nützlich sind ihre Ideen wie 'Schneeflocken', 'Eisberge' und 'Polarbären' auch nicht.

Akishio weiß dass Naokuyan sich mit einer einfachen Idee niemals zufrieden gibt. Wenn es etwas gäbe was ihn begeistert, dann sind das aufwändige und überaus kreative Kunstwerke oder eben teurer Schmuck, doch mit keinem dieser Dinge kann Kishi dienen.

"Was mag denn eure Hoheit gerne?", fragt Akishio in die Runde und hebt seinen Kopf an um ihre Reaktion zu erfassen, doch mehr als ein Schulterzucken kommt von niemandem seiner Kollegen. "Meinen Bruder kann ich nicht fragen...", brummt Kishi leise und legt sein Kinn auf die Tischplatte. Er versinkt einen Moment in Gedanken.

"Queeek quek.", stimmt Yoko ihm zu und patschelt ihm aufmunternd auf die Schulter.

"Ja, ist wohl das beste. Bis morgen mache ich mir Gedanken. Es muss doch etwas geben...", seufzt Akishio und erhebt sich von dem Stuhl. Er greift nach seinem Katana und befestigt es wieder an seinem Gürtel. Zögerlich blickt er sich dann noch einmal in der Küche um, bevor er die selbige kopfschüttelnd verlässt.

"Irgendwas muss sich doch finden...", murrt Akishio als er den Gang zum Außengelände entlang schlendert.

"Versuch's doch auch mal mit Muscheln."

Einen Augenblick bleibt Akishio stehen: "Hast du heute nicht schon genug rumgeschleimt, Nobu?"

"'Rumgeschleimt'? Deine Wortwahl lässt zu wünschen übrig.", erwidert ihm sein Bruder und tritt aus dem Schneiderzimmer Naokuyans hervor, die Schiebetüre wieder hinter sich schließend.

"Tut sie das..? Ich denke ich habe dein Verhalten doch mit diesem Wort ganz gut umschreiben können. Du kriechst wie ein wimmernder Hund vor Naokuyan auf dem Boden herum ohne Scham und würdest ihm vermutlich am liebsten noch die Hände auslecken wenn du könntest."

"Oho, harte Worte, Bruderherz. Was treibt dich dazu an mich plötzlich so anzugehen?", schmunzelt Akinobu in dem Moment.

Doch auf diese Frage scheint Akishio selbst keine Antwort zu wissen. Er starrt nur weiterhin geradeaus, während sein Bruder ihn nun einmal langsam umkreist, von allen Seiten musternd.

"Es widert mich an, dass du ihm bei jeder Gelegenheit Honig ums Maul schmierst in der Hoffnung ihn danach ablecken zu dürfen.", brodelt es leise aus Akishio heraus. Er ballt seine Hände zu Fäusten, man sieht ihm die Mühe an die er aufbringt, um jetzt nicht in die Luft zu gehen.

"Weißt du, ich genieße eben nur dass er mir so wohl gesonnen ist und außerdem scheint er mich doch auch von sich aus sehr gut leiden zu können, wenn er mich schon bei meinem Spitzna-..."

Augenblicklich packt Akishio seinen Bruder am Kragen und drückt ihn fest an eine der Holzsäulen die die Dachbalken des Flures stützen. Knurrend und mit einem rasenden Blick starrt Akishio seinen Zwilling an. Nobu verzieht jedoch keine Miene. Er erwidert den Blick ernst und kalt.

"Lass' mich auf der Stelle los...", ermahnt Akinobu und umgreift die Handgelenke seines Bruders. Er sieht ihm direkt in die Augen.

"Wieso sollte ich?! ", brüllt Akishio seinem Bruder direkt ins Gesicht und stößt ihn noch einmal mit dem Rücken gegen die Säule, "WIESO?!"

Offenbar durch das Brüllen aufmerksam geworden kommen schließlich einige der Pinguinwachen angewackelt und ziehen an Akishios Hakama um ihn von Akinobu wegzubekommen.

Nur widerwillig lässt Akishio seinen Bruder los. Sein Kopf ist hoch rot angelaufen vor Wut. Er blickt Nobu noch einen Moment lang an.

"Du hast dich schon seit einiger Zeit nicht mehr unter Kontrolle, Kishi, das solltest du schleunigst wieder in den Griff bekommen.."

Akishio atmet einen Moment ein... Und dann spuckt er seinen Bruder plötzlich ins Gesicht!

Nobu weitet seine Augen. Er hebt langsam seinen Kimonoärmel und wischt sich die Spucke von der Wange, seinen Zwilling fassungslos ansehend - und zum ersten Mal zieht auch er seinem Bruder gegenüber die Brauen aggressiv zusammen. Er knirscht leise mit den Zähnen.

"Du scheinst.. mich ja tatsächlich abrundtief zu hassen, Akishio.", sind die letzten Worte von Nobu, bevor er sich abwendet und den Gang hinunter geht.

Auch Akishio kümmert sich nicht weiter um die Pinguinwachen, die ihn nun von allen Seiten anqueken sondern verlässt ebenso beleidigt den Flur und stapft nach draußen.
 

"Was war denn das gerade...?", murmelt Akishio zu sich selbst. Er lehnt an einem Kirschblütenbaum und hält sich schweigend die rechte Hand an die Stirn, "Toll hast du das gemacht Akishio, ganz toll!"

Nachdenklich senkt er den Blick. Stört ihn wirklich nur das Verhalten seines Bruders? Und was war eigentlich an seinem Verhalten nun so anders geworden als vor ein paar Jahren?

Kishi zog die Brauen zusammen. Je mehr er darüber nachdenkt desto klarer wird es ihm: Nicht sein Bruder hat sich verändert, sondern er selbst. Aber wieso das alles? Es hat sich doch nicht so viel verändert? Eigentlich sogar gar nichts.

Leicht weitet Akishio die Augen, als der Groschen fällt: Seit Nobu offenbar so vertraut zu Naokuyan ist brodelt Kishi immer wieder innerlich auf.

Ist das etwa... Eifersucht...?!

Akishio zieht die Brauen erschrocken und auch betroffen zugleich zusammen. Er fährt sich mit einer Hand erneut durch seine schwarzen Haare und atmet tief ein. Seine Hand wandert zu seinem Nacken und streift diesen mit einem bestimmten Druck.

"Ooouh, bitte nicht...", jammert Akishio leise und blickt hoffnungslos in den Himmel. Die Grauen Wolken bringen ihm in dem Moment jedoch auch nicht wirklich die Erleuchtung, die er sucht. Ist er tatsächlich eifersüchtig?

"Unmöglich...", lacht er leise, als ihm jedoch sofort das Lachen wieder vergeht. Sein Blick wandert fast schon etwas wehmütig über die Landschaft als er sich leicht vom Baum wegdrückt und sich in Bewegung setzt. Langsam schlendert er durch den Garten, hin zu dem großen Teich über den eine verschlängelte Brücke führt. Diese betritt Akishio und betrachtet das Wasser einen Moment.

Wenn das Eifersucht ist dann heißt das doch, dass ich... dass ich Gefühle für Naokuyan hätte.

Erneut werden die Brauen zusammengezogen als er leise zu sich selbst nuschelt: "Kishi, hör auf zu spinnen, wer könnte Naokuyan schon lieben, außer Nobu vielleicht...?"

Doch allein der Gedanke daran stach ihm in jenem Moment ins Herz. Wenn die zwei sich wirklich liebten...

Akishios Fingernägel kratzen das Eis vom Holz des Brückengeländers als ihm dieses Bild vor Augen kommt: Akinobu und Naokuyan - zusammen...

"Bitte, hör auf... Hör auf daran zu denken, Kishi, hör auf!", ermahnt sich Akishio selbst und presst die Augen zusammen. Einige Male tut es das, als es plötzlich ein lautes Knacken gibt. Erschrocken sieht Akishio auf seine Hände in denen er nun das Geländerstück hält. Er hat es in seiner Rage wohl gerade herausgebrochen.

-FUCK!-

Sofort steckt Akishio das Geländerstück wieder an seinen Platz und blickt sich geschockt um - zum Glück war niemand da um es gesehen haben zu können.

Schnell entfernt sich Akishio von dem Geländer und verlässt die Brücke. Nur kurz blickt er noch einmal über die Schulter, als er dann wieder geradeaus schaut. Er tut als sei nichts passiert, auch wenn man in seinem Gesicht deutlich ein schlechtes Gewissen erkennen kann.
 

Seufzend setzt sich Akishio schließlich unter einen der Kirschblütenbäume am anderen Ende des Gartens. Er lehnt sich mit dem Kopf an die Rinde und schließt die Augen. Er streicht sich leicht mit der rechten Hand über den Oberarm, reibt ein wenig, damit es etwas wärmer wird.

Und trotzdem habe ich keine Ahnung, was ich tun soll, stellt Akishio fest. Er beginnt sich etwas zu entspannen, als der kalte Wind nachlässt. Mit geschlossenen Augen bleibt er schließlich einfach nur so da sitzen.

Was, wenn es wirklich Eifersucht ist...? Was, wenn es noch schlimmer wird...?

Kishi zieht einen Moment seine Knie an und legt seine Arme auf jene, lässig von sich weggestreckt. Er atmet gleichmäßig ein und aus.

Unmöglich... Fünf Jahre lang habe ich nichts empfunden, wieso sollte es jetzt auf einmal passieren? Wieso sollte ich mich jetzt plötzlich in Naokuyan...?

Er stockt. Nicht einmal in Gedanken würde er aussprechen, was er befürchtet. Er ist sich sicher: Mit Liebe hat das alles nichts zu tun! Naokuyan ist viel zu gefühlskalt und ignorant, man könnte ihn nicht lieben, -er- könnte ihn nicht lieben.

Nach und nach sinkt Akishios Kopf schließlich nach vorn. Er scheint es nicht zu merken, bis er schließlich wegnickt...



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