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Back to who I really am

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Departure

Takumi
 

Als das Klingeln meines Handys mich aus dem Schlaf riss, wusste ich für einen Moment gar nicht, wo ich war. Nur langsam realisierte ich, dass ich zusammen mit Misaki in unserem neuen gemeinsamen Bett in meiner alten Wohnung lag.

„Mhhh…“, machte Misaki verschlafen und zog sich die Decke über den Kopf, wohl um das Klingeln des Handys von ihren Ohren abzuschirmen. Schnell nahm ich das Handy, schwang mich aus dem Bett und nahm den Anruf an, als ich im Wohnzimmer war. Ich wollte Misaki schließlich nicht beim Schlafen stören. Es war noch dunkel draußen und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst fünf Uhr morgens war.

„Hallo?“, meldete ich mich mit vor Müdigkeit rauer Stimme.

„Guten Morgen, Bruderherz.“, hörte ich die Stimme Gerards und bekam direkt Kopfschmerzen.

„Was willst du?“, fragte ich unwillig. Am liebsten würde ich einfach auflegen und mich wieder zu Misaki ins Bett legen. Aber ich wusste, dass das nur noch mehr Probleme bereiten würde.

„Na na…“, erwiderte Gerard in tadelndem Ton. „Spricht man so etwa mit seinem einzigen Bruder?“

„… Was willst du?“, fragte ich nach kurzem Schweigen erneut. Gerard seufzte theatralisch.

„Du musst mit mir zurück nach England kommen“, rückte er schließlich mit der Sprache heraus.

„Tschüss, Gerard.“, sagte ich nur und war drauf und dran, nun doch einfach aufzulegen.

„Warte!“, rief er schnell und ich hielt inne. „Ich meine es ernst. Großvater ist krank. Die Ärzte sagen, er hat nicht mehr lange und wir müssen sofort zurück nach England.“

„Warum sollte ich ihn sehen wollen?“, fragte ich. Glaubte Gerard wirklich, dass ich irgendeine emotionale Bindung zu diesem Mann besaß, der mich sein Leben lang nicht nur nicht als Familienmitglied anerkannt hatte, sondern mich auch noch abgeschoben hatte, nachdem meine Mutter gestorben war?

„Es ist sein Wunsch, dass du auch kommst.“, erwiderte Gerard ernst. Das bezweifelte ich.

„Warum?“, hakte ich nach, da ich mir absolut keinen Grund dafür ausmalen konnte. Für Richard Rachester existierte ich doch quasi nicht einmal.

„Da fragst du wirklich den Falschen.“, antwortete Gerard. „Ich kann es mir auch nicht erklären. Wahrscheinlich die Launen eines alten Mannes.“

Erneut seufzte ich. Was sollte ich nur tun? Ich hatte absolut kein Bedürfnis, nach England zu fliegen und meinen Großvater zu sehen. Aber konnte ich wirklich den Wunsch eines sterbenden Mannes ignorieren? Sofern es denn wirklich sein Wunsch gewesen war und das Ganze nicht aus Gerards Mist gewachsen war, um mich zurück nach England zu bringen. Ich warf einen sehnsüchtigen Blick Richtung Schlafzimmer, in dem Misaki lag und wahrscheinlich selig schlief.

„Also schön…“, gab ich schließlich nach. „Ich komme mit.“

So konnte ich wenigstens die Gelegenheit nutzen und mit alldem abschließen.

„Wunderbar.“, sagte Gerard. „Ich habe die Tickets schon gekauft. Der Flug geht um 10:15 Uhr. Wir treffen uns am Narita Airport.“

„Okay.“, bestätigte ich und legte nach einer knappen Verabschiedung auf. Ich fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. Wie würde Misaki es wohl aufnehmen, wenn ich ihr sagte, dass ich in gerade einmal fünf Stunden nach England fliegen würde?
 

Misaki
 

Ich hatte Usui im Nebenzimmer reden hören, auch wenn ich nicht verstanden hatte, was er gesagt hatte. Jetzt war es still. Ich machte mir Sorgen. Ein Anruf um fünf Uhr morgens konnte ja gar nichts Gutes verheißen.

Leise öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer und Usui setzte sich auf die Bettkante.

„Misaki?“, sagte er leise. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn besorgt an.

„Du bist wach?“, fragte er.

„Mhm…“, bestätigte ich verschlafen. „Das Klingeln hat mich geweckt.“

„Tut mir leid.“, entschuldigte er sich. Ich schüttelte den Kopf, um zu zeigen, dass es in Ordnung war.

„Was war denn los?“, fragte ich nun mit einem flauen Gefühl im Magen. Usui seufzte.

„Das war Gerard.“, antwortete er und bestätigte damit meine Vermutung. „Mein Großvater ist krank und anscheinend wünscht er sich, mich zu sehen.“

Das flaue Gefühl wurde immer stärker und die Müdigkeit wurde langsam von einer ungreifbaren Angst verdrängt. Ich setzte mich leicht auf.

„…und?“, hakte ich nach, obwohl ich die Antwort eigentlich schon kannte.

„Ich fliege in ein paar Stunden zusammen mit Gerard nach England.“, antwortete er. Alles in mir sträubte sich dagegen, das zu akzeptieren. Aber wer war ich, ihm zu sagen, dass er seinen kranken Großvater nicht sehen durfte?

„Glaub mir, Misaki.“, fuhr er fort. „Ich würde viel lieber hier bei dir bleiben. Aber trotz allem kann ich den Wunsch eines sterbenden Mannes nicht einfach abschlagen. Und bei der Gelegenheit kann ich mich gleich noch um einige Dinge kümmern und mit alldem einfach abschließen.“

Es klang so, als hätte er sich das genau überlegt und als würde er diese Argumente benutzen, um nicht nur mich sondern auch sich selbst davon zu überzeugen, nach England zu fliegen.

„Ich verstehe…“, sagte ich zögerlich. „Natürlich verstehe ich das. Aber… ich habe trotzdem Angst.“

Usui rückte ein Stück näher zu mir, legte einen Arm um mich und zog mich so etwas zu sich.

„Ich verspreche dir, dass ich zurückkomme.“, sagte er leise und strich mir mit seiner freien Hand sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bleibe nicht lange weg.“

„Kannst du das wirklich versprechen?“, fragte ich. „Was ist, wenn dir wieder etwas passiert?“

„Mir wird nichts passieren.“, widersprach Usui sofort. „Glaub mir, ich habe meinen Lebensvorrat an Pech schon vor fünf Jahren verbraucht.“

Zufrieden war ich mit dieser Antwort ganz und gar nicht, aber ich wusste, dass es mehr als unwahrscheinlich war, dass ihm schon wieder etwas Derartiges passieren würde. Außerdem wäre es nicht richtig, ihn nie wieder in seinem Leben irgendwohin gehen zu lassen. Und verbieten konnte und wollte ich ihm schon gar nichts.

„Wann geht dein Flug?“, fragte ich nachgebend.

„Um 10:15 Uhr.“, antwortete er. „Das heißt, ich muss mindestens eine Stunde früher am Narita Airport sein, also etwa um halb neun hier los.“

Ich sah auf die Uhr. Es war gerade einmal 5:27 Uhr. Es blieben uns also noch etwa drei Stunden, auch wenn er die zumindest teilweise damit verbringen musste, einige Sachen zusammenzupacken.
 

Takumi
 

Ich hatte gewusst, dass Misaki über die Nachricht, dass ich nach England fliegen würde, nicht gerade erfreut sein würde. Aber genauso hatte ich gewusst, dass sie mich nicht daran hindern würde. Trotzdem hatte ich eigentlich absolut keine Lust, mich von ihr verabschieden zu müssen und sie mehrere Tage nicht sehen zu können. Umso mehr verspürte ich das Verlangen, ihr noch so lange wie möglich so nahe wie möglich zu sein.

Ich zog sie noch ein wenig näher an mich heran und auch sie legte ihre Arme um mich. Sie vergrub ihr Gesicht an meinem Hals, sodass ich ihren regelmäßig gehenden Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich bekam eine leichte Gänsehaut. Ich legte eine Hand an ihre Wange und brachte sie so dazu, ihren Kopf zu heben, sodass ich sie küssen konnte.

Es dauerte nicht lange, bis die Küsse immer leidenschaftlicher wurden und wir begannen uns gegenseitig zu streicheln, zu liebkosen, uns gegenseitig auszuziehen und schließlich ein letztes Mal, bevor ich nach England flog, miteinander zu schlafen.
 

„Es wird Zeit.“, sagte Misaki mit deutlichem Widerwillen in der Stimme, nachdem sie einen Blick auf die Uhr geworfen hatte, die mittlerweile schon 8:21 Uhr anzeigte.

„Nur einen Moment noch.“, wehrte ich ab, zog sie in meine Arme und gab ihr einen Kuss. Je näher der Zeitpunkt der Abreise rückte, desto ungewillter war ich, sie jetzt für ein paar Tage alleine lassen zu müssen. Und dabei waren wir gerade erst zusammengezogen. Die nächsten Tage hätten eigentlich so etwas wie unsere vorhochzeitlichen Flitterwochen werden sollen.

„Ich liebe dich, Misaki.“, sagte ich leise und sah ihr in die Augen. Sie lächelte.

„Ich liebe dich auch, Takumi.“, erwiderte sie. Für einen Moment sah ich sie einfach nur an. Mein Kopf war nur mit ihr gefüllt, alles andere war egal. Erneut küsste ich sie und zog sie nur noch näher an mich heran. Ich fühlte mich körperlich gar nicht dazu in der Lage, sie loszulassen. So sehr liebte ich sie…

Es klingelte an der Tür.

„Das ist das Taxi.“, sagte Misaki. Schweren Herzens ließ ich sie los, ging zur Gegensprechanlage und teilte dem Taxifahrer mit, dass wir jetzt nach unten kommen würden. Misaki hatte darauf bestanden, dass sie noch mit zum Flughafen kommen würde. Ich sah das mit gemischten Gefühlen. Einerseits wollte ich natürlich jede Minute mit ihr auskosten, die ich noch haben konnte. Andererseits wollte ich eigentlich nicht, dass sie Gerard begegnete. Eigentlich wollte ich so viel Abstand wie möglich zwischen die beiden bringen. Doch mit Misaki gab es keine Diskussion. Sie wollte mit und damit war das erledigt.
 

Misaki
 

Es war 9:11 Uhr, als wir den Flughafen erreichten. Als wir die große Halle betraten und uns in Richtung Check-in begaben, konnten wir Gerard schon von weitem sehen. Bei ihm standen Cedric und eine junge blonde Frau, die ich noch nie gesehen hatte. Ich spürte, wie sich Usui neben mir verkrampfte.

Als Gerard uns entdeckte, breitete er die Arme aus und lächelte uns entgegen.

„Bruderherz.“, begrüßte er Usui überschwänglich. Man konnte Usui seine Abneigung ansehen. Nach Usuis knappen Gruß, wandte sich Gerard an mich. Er ergriff meine Hand und gab mir galant einen Handkuss.

„Ayuzawa-san.“, sagte er mit einem widerlich charmanten Lächeln.

„Hallo.“, antwortete ich etwas unbehaglich. Schwungvoll wies er auf die Blondine, die etwa einen Meter hinter ihm stand.

„Ihr kennt euch noch nicht, nicht wahr?!“, sagte er mit einem Grinsen, das seine Freude an dieser Situation zu deutlich zeigte. Ich ahnte, wer dort vor mir stand. „Misaki Ayuzawa, das ist Sarah Hastington, Takumis Verlobte.“

Seine Worte waren wie eine Ohrfeige, obwohl ich die Umstände kannte.

„Ex-Verlobte!“, warf Usui sofort ein. „Und das auch nur, weil ihr es mir eingeredet habt, nachdem ich mein Gedächtnis verloren habe.“

„Aber, aber! Takumi.“, tadelte Gerard ihn, wie er es so gerne tat. „Immerhin wart ihr fünf Jahre ein Paar.“

„Das kann man wohl kaum so nennen.“, widersprach Usui mit eiskaltem Blick. Gerard winkte ab.

„Wie auch immer.“, sagte er und wandte sich dann an Sarah, die wohl kein Japanisch sprach. Auf Englisch fuhr er dann fort.

„Sarah, das hier ist Misaki Ayuzawa, Takumis… Geliebte.“

Obwohl mein Englisch sicherlich nicht das beste war, konnte ich dennoch genau verstehen, was er da sagte. Und sein Tonfall war eindeutig. Ich musterte Sarah, die keinerlei Überraschung zeigte, nachdem Gerard mich vorgestellt hatte. Genau wie ich musste sie wohl schon eine Ahnung gehabt haben, wer ihr gerade gegenüber stand.

Sie reichte mir eine Hand, die ich – zugegebenermaßen mit leichtem Widerwillen – ergriff und schüttelte.

„Schön, Sie kennenzulernen.“, sagte ich mit wohl nicht ganz akzentfreien Englisch. Reine Höflichkeit.

„Ganz meinerseits.“, antwortete sie mit der gleichen aufgesetzten Höflichkeit. Ich bemerkte, dass ihre Hand sehr zierlich war so wie eigentlich die ganze Person. Sie ist mit Sicherheit nie Dämonen-Kaichou genannt worden, hatte sich sicherlich nie mit einem ganzen Haufen Jungs angelegt und war sicherlich immer schon sehr feminin gewesen. Ihr gegenüber kam ich mir wie ein Gorilla vor. Und das obwohl ich selbst vielleicht sogar ein bisschen kleiner als Sarah war und ich mich selbst auch nur als schlank bezeichnen konnte.

Als wir unsere Hände wieder voneinander lösten, bemerkte ich, wie ihr Blick für einen kurzen Moment zu Usui schwenkte. Sehnsucht und eine gewisse Qual lagen darin.
 

„Misaki.“, sprach Usui mich an, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich ein wenig zu sich. Fragend sah ich ihn an.

„Lass dich von Gerard nicht ärgern.“, sagte er leise. „Du weißt, dass zwischen mir und Sarah nichts ist… und niemals war!“

„Ich weiß.“, bestätigte ich, auch wenn ich zugeben musste, dass es wirklich kein allzu schönes Gefühl war, diese Frau kennenzulernen. Insbesondere, da ich wusste, dass sie nun zusammen mit Usui nach England fliegen würde und Gerard vermutlich gewillt war, so einiges zu tun, um die Verlobung der beiden wieder herzustellen.

„Mach dir keine Sorgen.“, sagte Usui dann und strich mir sanft über die Wange. „Du bist alles, was ich brauche, Misaki. Ich liebe dich so sehr, dass ich sowieso für keine andere Frau Augen habe.“

Ich lächelte. Ohja, genau so sehr liebte ich ihn auch, auch wenn ich einfach nicht gut darin war, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich zupfte leicht an seinem Hemd.

„Rufst du mich an, wenn du da bist?“, fragte ich.

„Sobald ich gelandet bin.“, versprach er.

„Gut.“, erwiderte ich. Er sah mich an und sagte für einige Sekunden gar nichts. Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich.

„Ich liebe dich.“, sagte er erneut.

„Ich dich auch.“, erwiderte ich. Ein letztes Mal zog er mich an sich und küsste mich.

„Mach’s gut, Misaki.“, sagte er leise.

„Du auch.“, antwortete ich. Er drückte noch einmal meine Hand, bevor er sich von mir löste und zusammen mit Gerard, Cedric und Sarah eincheckte und hinter der Absperrung verschwand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Leoley
2015-04-26T09:16:09+00:00 26.04.2015 11:16
^w^ es ist wirklich ein tolles Kapitel geworden und ich hoffe das das nächste so bald wie möglich rauskommt, bin sehr gespannt was in England passieren wird, oder ob über haupt etwas passieren wird ^^
Antwort von:  Fhin
26.04.2015 22:14
Danke dir! :) Dieses Mal dauert es gar nicht mal so lange bis zum neuen Kapitel. :) Ist schon hochgeladen und wartet auf Freischaltung. ^.^
Von:  lieselotte90
2015-04-08T10:03:56+00:00 08.04.2015 12:03
Yeah sie lebt noch *_* und gleich so ein tolles Kapitel hast du uns mitgebracht ;) bitte bitte schreib SCHNELL weiter *stichel* Nein quatsch weiß selbst wie es ist...So ist es wenn man ein Leben hat!!! Nicht alles spielt sich online ab und genauso soll es sein! Also mach dir keinen Kopf ich bleib dir treu <3 *schmacht*
Antwort von:  Fhin
14.04.2015 16:26
Jaaa, sie lebt noch! :D Danke für deinen Kommentar und das Lob!^^ Sorryyy! xD Ich geb mir Mühe, dass es dieses Mal nicht GANZ so lange dauert! ._. Aber ich bin erleichtert, dass du das verstehst.^^ Ich hab wirklich Spaß am Schreiben, aber manchmal muss man eben Prioritäten setzen.^^
Aber schön, dass du mir treu bleiben willst! <3 :D

Liebe Grüße! :)
Fhin
Von:  -Louise
2015-04-07T18:43:16+00:00 07.04.2015 20:43
Yeah ^^
Super kapitel😍
Das hat diesmal aber mehr als lange gedauert :0

Antwort von:  Fhin
14.04.2015 16:23
Danke dir! :D Schön, dass du nach der langen Wartezeit trotzdem noch liest!^^
Ja, ich weiß! Shame on me! ._.
Ich hoffe, ich krieg das nächste Kapitel ein bisschen schneller hin! ._.

Liebe Grüße!
Fhin


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