Das Kind
Die Strohhutpiraten rannten über eine Lichtung in Richtung Schiff. "Beeilt euch gefälligst!", hörte man die Navigatorin zetern.
Zorro verdrehte genervt die Augen.
"Du bist doch die, die mit am Langsamsten ist!", entgegnete er.
Am Liebsten hätte sie den Vizen eine Kopfnuss verpasst, doch Zorro trug den Grund ihrer Eile.
Der kleine Kerl, welchen Zorro trug, wurde auch behutsam festgehalten, damit ihm nichts passierte.
Als die Strohhutbande an der kleinen Insel ankamen, hatte die Navigatorin eigentlich mit einem großen Schatz gerechnet, doch wieder einmal sollte das Schicksal ihr einen Strich durch die Rechnung machen.
*Flashback*
"Da wären wir! Eine neue Insel.", verkündete die Orangehaarige. "Ich bin mir sicher, auf dieser Insel gibt es eine Menge Schätze!" Ihre Augen nahmen die Form von Berrys an.
Zorro gähnte.
"Na, wenn du dich da mal nicht täuscht..", murmelte er und sprang von Deck.
Das Chaotenteam Ruffy, Lysop und Chopper war schon abgedüst.
"Sanji, passt du bitte auf, dass diese Vollidioten keinen Mist bauen?" Nami sprach in ihrem Befehlston. "Ach, und die Schlafmütze kommt mit mir und keine Wiederrede. Du hast noch Schulden abzuarbeiten." Und so zog sie den Schwertkämpfer in Richtung Wald.
"Tks.", gab er nur von sich und folgte er Orangehaarigen.
Blieb dann aber irgendwann verdutzt stehen.
Er spürte eine Aura.
Und diese kam ihm so bekannt vor..
Als sie bemerkte, dass er stehen blieb, drehte sie sich zu ihm um.
"Was ist los?" Irgendwie überkam sie ein schlechtes Gefühl. Immer wenn Zorro diesen Blick im Gesicht hatte, dauerte es nicht lange, bis sie angegriffen wurden.
Zorro's Blick glitt zur Seite.
"Da ist irgendwas...", murmelte er und ging dann recht zielstrebig in diese Richtung.
Entweder, Nami folgte ihm, oder eben nicht.
Er wollte wissen, was dort war.
"Hey, warte auf mich!", schrie sie ihm hinterher. Die Navigatorin musste rennen, um ihn wieder einzuhohlen. Alleine wollte sie an diesem Ort nicht sein und Zorro rannte immer tiefer in den Wald. Sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Zorro schielte nur kurz zu ihr, ehe er wieder nach vorn sah.
Nach ewigem Laufen kam man an einer Hütte an, welche dort stand.
Ohne zu Zögern schritt der Grünhaarige auf die Hütte zu und rüttelte an der Tür.
Abgeschlossen.
Als Nami endlich bei ihm ankam war sie außer Atem. Doch als sie verschlossene Tür sah, musste sie seufzen.
"Lass mich mal." Nami begann die Tür mit zwei ihrer Haarspangen zu knacken.
In der tiefen Dunkelheit blitzten zwei blaue Augen auf. Sie begannen sich hektisch um zu sehen.
Zorro spürte augenblicklich wieder diese Aura, die ihm so vertraut vorkam.
Langsam betrat er den Raum und langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.
In einer Ecke kauerte ein kleiner, verängstigter Junge.
Er war abgemagert und hatte die Arme um die Knie geschlungen. Sein Blick war voller Angst auf die beiden Silhouetten gerichtet, die den Raum betraten.
Als die Navigatorin das Kind sah, ging sie auf es zu. "Bist du in Ordnung?", fragte sie dabei.
Doch mit jedem Schritt, den Nami auf ihn zuging, schlang er seine Arme noch mehr um sich und die Angst in seinen Augen wurde größer.
"Warte, Nami.", meinte Zorro an sie gewandt und kam selbst näher.
Einige Schritte von dem Kleinen entfernt ging er in die Hocke.
Dieses Aussehen...
Zorro's sonst grüne Augen leuteten kurz blau auf.
Der Junge erschrak. Doch schon im nächsten Moment streckte er zitternd die Hand nach dem Erwachsenen vor ihm aus.
Nami konnte es nicht fassen.
Seit wann konnte Lorenor Zorro mit verängstigten Kindern umgehen?
Sie hatte das Leuchten seiner Augen nicht gesehen..
Zorro sah ihn mit ruhigem Blick an und umfasste die Hand des Jungen, welche er nach ihm ausstreckte.
"Wir holen dich hier raus, mhh?", meinte er mit ruhiger Stimme und einem ganz leichten Lächeln.
Er hab sich hier alle Mühe, den Kleinen nicht noch nachhaltig zu verschrecken.
Der Junge schloss die Augen und kippte zur Seite. Er war bewusstlos geworden.
Nami hielt den Atem an.
Ehe der Junge auf den Boden fiel, fing Zorro ihn ab und zog ihn in seine Arme.
Dann stand er langsam auf.
"Lass uns zum Schiff gehen, Chopper muss sich um den Kleinen kümmern..", meinte er an Nami gewandt und ging Richtung Tür.
Sie nickte nur und holte eine kleine Teleschnecke aus ihrem Ausschnitt.
"Sanji! Du und die Anderen müssen sofort zum Schiff! Wir haben ein Kind gefunden! Chopper muss es verarzten!!", befahl sie, ehe sie los rann.
Der Kleine hielt sich in seiner Bewusstlosigkeit sanft mit einer Hand an der Kleidung des Schwertkämpfers fest.
Der Grünhaarige drückte den Kleinen fester an sich, aber achtete auch darauf, dass er ihm nicht weh tat.
Dann lief er Nami hinterher zum Schiff, wo sie auch auf die Anderen trafen.
*Flashback Ende*
Als Chopper den Jungen sah kreischte er wie ein kleines Schulmädchen.
"In mein Behandlungszimmer. SOFORT!"
Nami machte sich große Sorgen. Im Tageslicht sah das Kind noch viel gequälter aus.
Der Vize brachte den Jungen auch gleich in das Krankenzimmer, wo er ihn auf die Krankenliege legte.
"Sei vorsichtig, Chopper. Der Kleine hat einen seelischen Zusammenbruch erlitten.", wandte er sich noch an das Rentier und verließ dann den Raum.
"Dieser arme kleine Junge.. Wer ist so grausam und sperrt ein Kind in einer versteckten Waldhütte ein?" Nami war außer sich vor Wut und Sorge.
Nach etwa zwanzig Minuten verließ Chopper das Behandlungszimmer.
"Der Junge ist total unterernährt! Ich schätze, dass er schon seit einer bis eineinhalb Wochen nichts mehr gegessen hat. Sein Zustand ist im Moment stabil. Wenn er aufwacht, dann sollte er etwas essen.", verkündete der Arzt.
"Was dagegen, wenn ich zu ihm gehe?", fragte Zorro den Arzt.
"Ich glaube kaum, dass er allein sein will, wenn er wach wird.", erklärte er.
Jetzt war alles still. Die ganze Crew sah den Vize entgeistert an.
"Ich habe es auch nicht glauben können, aber Zorro kann wirklich gut mit Kindern."
meinte Nami.
"Das ist eine gute Idee, Zorro.", lächelte der Fellball.
"Wenn er wach wird, sag bitte Bescheid, damit Sanji ihm was zu essen machen kann."
Zorro ignorierte die Blicke der Anderen und nickte Chopper zu.
"Mach ich."
Dann verschwand er ins Krankenzimmer und setzte sich dort auf den Stuhl vor dem Bett.
Nami musste lächeln bei dem Gedanken, dass Lorenor Zorro etwa eine Schwäche für Kinder hatte.
Ein paar Stunden vergingen, bis sich der kleine Körper wieder regte.
Langsam öffnete er die Augen. Die ungewohnte Helligkeit blendete ihn, bis sich seine Augen langsam daran gewöhnten.
Zorro saß noch immer im Krankenzimmer und sah auf, als der Kleine die Augen öffnete.
"Du bist wach..", murmelte er fest stellend.