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Kid zieht nach Osaka

von

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Neue Freunde - alte Freunde

Der Tag zog sich wie Kaugummi, aber dann endlich war die Schule vorbei. Kaito verließ mit Heiji, Kazuha, Yuna und Yuri die Klasse und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg. Ein kurzes Stück hatten sie gemeinsam, dann trennten sich ihre Wege. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag um gemeinsam zur Schule zu laufen, dann ging jeder für sich weiter.

Als Kaito alleine war, zog er sein Handy hervor und schaltete es an. Überrascht sah er eine Kurznachricht aufblinken und schlagartig erhöhte sich sein Herzschlag. „Aoko“, hauchte er, dann öffnete er ihre Nachricht und sein Herz quoll über vor Zuneigung für dieses Mädchen. Die Nachricht hatte sie ihm heute morgen kurz vor Schulbeginn geschickt und ihm einen guten Start in der neue Schule gewünscht. Sollte er zurückschreiben? Sein Blick streifte die Handyuhr und er wusste, dass sie bereits seit einer Stunde Schulfrei hatte. Darum wählte er kurzerhand ihre Nummer und lauschte dem anschließenden Tuten.

„Kaito?“, erklang ihre wundervolle Stimme in seinem Ohr.

„Aoko, vermisst du mich so sehr, dass du mir schon früh morgens eine SMS schicken musst?“ Er wusste, dass er es nicht sagen sollte, dennoch konnte er es sich auch nicht verkneifen sie aufzuziehen.

„Kaito!“, fauchte sie über den Hörer zurück. „Rufst du etwa nur an um mich zu nerven?!“

„Ich hab hier keinen den ich aufziehen kann“, lachte er in den Hörer. Er liebte es sich mit ihr zu kabbeln.

„Ich bin nicht dein Prellbock“, knurrte sie, doch dann wurde ihre Stimme wieder freundlicher. „Wie war dein erster Schultag?“

Er verlangsamte seine Schritte, denn er sah schon die Straße, in der er wohnte. Noch wollte er nicht in diese verhasste Wohnung zurück. „Ist gut gelaufen. Ich hab schon nette Leute kennen gelernt.“

Schweigen.

Etwas irritiert, dass sie sich nicht äußerte, fügte er dem noch hinzu: „Hakuba hätte hier auch einen Spielkameraden. Heiji, mein Klassenkamerad, ist ebenfalls Detektiv.“

Plötzlich lachte sie auf. „Vermutlich hat jede Schule in Japan einen Detektiv.“

„Vermutlich“, antwortete er geistig abwesend. Ihr Lachen klang so wunderbar in seinen Ohren und sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust. Ein Poltern in der Leitung riss ihn aus seinen Gedanken und ein lautstarker Ruf hallte im Hörer. Kaito würde fast behaupten, dass die Stimme ihrem Vater gehörte.

„Hör mal, Kaito. Ich muss aufhören. Wir hören wieder voneinander?“

Ihre Stimme klang leicht unsicher, aber konnte es sein? Zweifelte sie an ihrer Freundschaft? „Natürlich“, antwortete er bekräftigend und im nächsten Moment wieder ein Poltern.

Er hörte Aokos Atmung, ihr Zögern, doch dann verabschiedete sie sich schnell und legte auf.

Lange starrte Kaito auf das Foto in seinem Handy, auf dem Aoko ihn breit und frech angrinste und setzte sich wieder in Bewegung. Er war während des Gesprächs unbewusst stehen geblieben, aber nun galt es nach Hause zu gehen und sich wieder auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Seinen aufgeregt hüpfenden Herzschlag ignorierte er.

Kaito betrat die Wohnung und rümpfte die Nase. Alles war so eng und klein. Was würde er darum geben, jetzt in Tokio zu sein. Er hängte den Schlüssel ins Kästchen und zog seine Schuhe aus. Dann ging er über den kleinen Flur zur Küche. Sein Weg führte ihn zum Kühlschrank aus dem er sich erst einmal eine Dose Cola herauszog und diese öffnete. Immerhin hatte er seine Mutter überreden können, das ungesunde Zeug zu kaufen. Auch wenn sie ihm dafür mit einem ellenlangen Vortrag bestraft hatte. Das war es wert gewesen. Die kühle Flüssigkeit tat gut, und das Coffein tat sein übriges. Er fühlte sich wieder wie neu und belebt. Nun konnte er sich Gedanken machen, wie er die Entfernung zu Tokio bewältigen würde. Am Donnerstag wurde der Golden Stone ausgestellt und natürlich bestand hier auch der Verdacht, dieser Edelstein könnte Pandora sein.

Pandora, der Stein wegen dem sein Vater sein Leben ließ und den Kaito unbedingt zerstören wollte.

Die Ankündigung hatte er bereits verschickt, nun galt es sich an die Zeitplanung zu machen. Nach der Ankündigung würde er um neun Uhr abends zuschlagen. Schule hatte er bis drei. Wenn er danach gleich mit dem Auto losfuhr und die sechs Stunden Fahrzeit berücksichtigte, wäre das verdammt knapp. Es durfte nicht mal eine kleinste Verkehrsstockung kommen. Mit dem Flieger wäre er in etwas über einer Stunde in Tokio, aber das Risiko war zu hoch, dass sie ihn zurückverfolgen können, wenn er das Flugzeug öfters benutzte.

Der Zug war ebenso ein unkalkulierbarer Faktor. Mit dem bräuchte er nur vier Stunden, aber wenn nur irgendein Defekt in der Leitung oder dem Stellwerk war, konnte das auch gehörig schief gehen.

Es musste definitiv in Zukunft eine Lösung her.

Kaito ging zu seinem Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Er notierte sich mal den Zug und fuhr seinen Laptop hoch um sich nach den Fahrzeiten kundig zu machen.

Erst danach öffnete er die Pläne, die verschlüsselt an ihn versendet wurden und studierte die Lagepläne des Museum nach möglichen Schlupflöchern und Ausgängen.

Kommissar Nakamori wurde bei Kids letzten Raubzügen immer einfallsreicher, also musste sich Kaito auch etwas Neues einfallen lassen.
 

Seit Stunden brütete er über den Plänen und als er endlich wusste wie er es machen würde, hörte er den Schlüssel im Schloss. Nach einem Blick auf die Uhr, wusste er, dass seine Mutter nach Hause kam.

„Kaito? Ich bin wieder da und habe Besuch mit gebracht.“

Geübt, da er früher öfter unangekündigt von Aoko besucht worden war, schloss er die Dokumente, klappte den Laptop zu, ließ seine Pläne und Aufzeichnungen in einer seiner Schreibtischschublade verschwinden und stand auf. Langsam schlenderte er ins Wohnzimmer und entdeckte einen weißhaarigen Mann mit Halbglatze auf der Couch sitzen.

Als er Kaitos Anwesenheit bemerkte, stand er auf und begrüßte ihn mit einer Verbeugung. „Master Kaito. Junge Master, es freut mich euch zu sehen.“

„Jii? Was machst du denn hier?“ Schnell stand Kaito bei dem Mann, der früher einmal seinem Vater assistierte und ihm selbst in seiner Rolle als Kid bei seinen Raubzügen immer hilfreich zur Seite stand und ihn mit den Lageplänen versorgte.

Der alte Mann schob seine Brille zurück und blickte sich in der Wohnung um. „Ich wollte sehen, wie ihr euch hier eingelebt habt.“

Kaitos Mutter betrat das Wohnzimmer mit einem Tablett, auf dem sie eine Kanne Tee und drei Tassen balancierte. „Setzt euch doch.“

Kaito setzte sich zu Jii und Chikage blickte skeptisch zwischen den beiden hin und her.

Chikage Kuroba schenkte den Tee ein und verteilte die Tassen. „Was für eine Überraschung, dass du uns hier besuchst, Jii.“

Er nahm dankend die Tasse entgegen und grinste. „Ich habe meine Gründe, Chikage. Für Kaito wird es schwierig werden nach Tokio zu kommen, wenn er Raubzüge durchzuführen hat, da hab ich mir etwas überlegt.“

Chikage zog ihre Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts.

„Ein Freund von mir hat seinen Hubschrauber verkauft und ich habe schon vor vielen Jahren einen Schein dafür gemacht. Ich könnte Kaito holen und mit dem Hubschrauber sind wir schnell in Tokio.“

Nun biss sie sich auch noch auf die Lippen.

„Er muss weder in einen Zug, noch in ein Flugzeug steigen, mit dem Auto ist die Entfernung eh kaum zu bewerkstelligen“, Jii nickte Kaito zu, dessen Augen zu leuchten begannen. Hatte er sich heute Nachmittag wirklich noch Gedanken darüber gemacht, wie er in Zukunft nach Tokio kommen soll? „Jii, du bist großartig! Vielen Dank!“

„Es wird auffallen, wenn der Hubschrauber aus Osaka abfliegt, wenn Kid einen Coup in Tokio hat.“

Jii nickte. „Es gibt südlich von Osaka eine Hubschrauberschule. Zufällig kenne ich den Inhaber und er ist sehr vertrauenswürdig und verschwiegen. Kaito wird mich als mein Schüler dorthin begleiten. Sollte wirklich jemand misstrauisch werden, gibt es noch einen großen Wald mit einer Lichtung, die groß genug ist um mit dem Hubschrauber zu starten und zu landen. Dann müsste Kaito mit dem Auto einige Kilometer aus der Stadt hinaus fahren.“

Kaito liebte Pläne. Und Jii hatte sogar zwei davon.

„Nein, Jii, ich bin da gar nicht eurer Meinung. Toichi musste sein Leben lassen, weil er Kid war. Ich will nicht, dass Kaito das gleiche Schicksal ereilt. Darum habe ich ihn auch mit nach Osaka genommen. Darum die kleine Wohnung. Ich will hier keine zweite Basis für den Meisterdieb. Ich will einfach mit meinem Sohn in Osaka leben.“ Frau Kuroba sah entschlossen zu den beiden Männern.

„Vergiss es, Mama, ich gebe ihn nicht auf. Ich kann Vater rächen und ich werde ihn rächen. Ich werde es dieser verdammten Organisation so schwer wie möglich machen“, widersprach Kaito entschlossen.

„Noch bist du nicht volljährig und du lebst noch unter meinem Dach“, sprang Chikage wütend auf.

Auch Kaito sprang auf. „Du kannst mich nicht davon abhalten“, erwiderte er ebenso wütend und verschwand aus dem Wohnzimmer.

Seine Mutter ließ sich auf die Couch sinken und versteckte ihre Augen hinter ihrer rechten Handfläche.

Jii stellte seine Teetasse ab und legte besorgt seine Hand auf Chikages Schulter.

„Es tut mir leid, dass du das eben mit anhören musstest, Jii.“

„Ich habe früher schon auf ihn aufgepasst und ich werde auch jetzt für deinen Sohn da sein“, versprach der ehemalige Assistent ihres Mannes.

Frau Kuroba löste die Hand und blickte den langjährigen Freund der Familie an. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. „Ich mache mir doch nur Sorgen um ihn. Wenn ihm etwas passiert...“

„So negativ darfst du nicht einmal denken“, ermahnte sie der ältere Mann und entgegnete ihrem Blick entschlossen. „Kaito ist ein schlauer Junge und jeder seiner Züge ist weit vorausgedacht. Vertrau ihm! Er weiß was er tut.“

Chikage nickte und unter einem sachten Seufzer lösten sich die ersten Tränen der Besorgnis aus ihren Augen.

Kaito lehnte an der Wand neben der Türe und ballte seine Hände zu Fäusten. Er war Jii dankbar für dessen Vertrauen. Als er den tränen erstickten Laut seiner Mutter hörte, drehte er sich um und ging.

Mit wenigen Schritten verließ er leise die Wohnung. Er musste an die frische Luft und einen klaren Kopf bekommen. Ihm war nur allzu deutlich bewusst, dass er ab und zu in Situationen geriet, die plötzlich gefährlich wurden.

Als erstes fiel ihm natürlich die Schießerei auf ihn ein, als er Tokio den alten Glockenturm am Bahnhof überlassen wollte. Bis heute wusste er nicht, wer der schlaue Kopf hinter dieser ganzen Aktion war und seinen Trick durchschaut hatte und wer auf ihn geschossen hatte. Letztendlich war er aber doch glimpflich davon gekommen und konnte ungesehen entkommen.

Wieder wichen seine Gedanken zu seiner besten Freundin. Damals hatte er sie vor dem Turm kennengelernt. Ihr Vater war zu beschäftigt mit der Jagd nach Kid und Kaito wartete auf seinen Vater mit dem er in den Zoo gehen wollte. Er wusste nicht warum, aber sie stand so mutterseelenallein und tieftraurig inmitten auf dem Platz. Er sah den nahe gelegenen Rosenbusch und pflückte einer der wunderschönen Blumen.

Als die Stadt den Turm versetzen wollte, musste er als Kid in Aktion treten. Aoko verstand nicht, konnte gar nicht verstehen, was der Meisterdieb mit seinem Diebstahl bezwecken wollte, dabei ging es ihm einzig und allein darin, den Turm der Stadt zu erhalten und sie wieder glücklich zu sehen. Der Turm bedeutete ihm ebenso viel wie ihr.

Kaito hatte das Gefühl, es war sein Schicksal sie damals dort kennen zu lernen. Aber war es auch sein Schicksal, dass er nun hier in Osaka lebte? Er blieb stehen und blickte in den Himmel. Er wollte mit ihr seinen Schulabschluss machen, sie auf den Abschlussball begleiten, ihr spätestens dort, auf der Tanzfläche während eines langsamen romantischen Tanzes, seine Liebe gestehen. Doch nun war alles anders. Eine fremde Schule, fremde Mitschüler und sie, die Liebe seines Lebens, in Tokio. So hätte es nicht sein dürfen.

„Kaito?“

Der Braunhaarige Wuschelkopf richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne und blickte einem grünen Augenpaar entgegen. Überrascht stand er Kazuha gegenüber.

„Was machst du hier?“ Neugierig und dennoch offen freundlich ruhte ihr Blick auf seiner Erscheinung. Er trug immer noch seine Schuluniform und sah irgendwie verstört aus. Sie musterte ihn. Das zerzauste Haar wirkte noch mehr ungebändigt als am Morgen in der Schule. Die blauen Augen blickten ihr so traurig entgegen. Auch wenn sein Gesicht verwundert drein sah.

„Ich bin ein wenig spazieren gegangen“, antwortete der Junge etwas unbeholfen. Zu verwirrt, war er noch über seine Gedankengänge.

In Kazuhas Blick lag Besorgnis. Auch wenn sie ihn noch nicht lange kannte, so spürte sie, dass er absolut in Ordnung war. „Ist alles in Ordnung?“

Kaito zögerte für eine Millisekunde, doch dann hatte er sich wieder gefangen und kehrte seine Selbstsicherheit hervor. „Klaro!“ Ihre grünen Augen behagten ihm nicht. Darum versuchte er so schnell wie möglich das Thema von sich abzulenken. „Was machst du denn hier?“ Er sah sich um und musste feststellen, dass er keine Ahnung hatte, wo er überhaupt war.

Kazuha runzelte für einen Moment die Stirn, doch dann deutete sie auf die Einkäufe in ihren Händen. „Ich war einkaufen. Meine Eltern arbeiten beide und haben mich zum einkaufen geschickt.“

Erst jetzt sah er die vielen Tüten, die an ihren Fingern hingen und die große schwere Tüte, die sie auf den Armen trug. Sofort trat er einen Schritt auf sie zu und nahm ihr die Tüte ab. Auch noch eine weitere. „Ich bringe dich nach Hause“, bot er auch währenddessen an und sie nickte ihm freundlich zu.

„Das ist nett von dir.“ Kazuha deutete ihm in die Richtung, in die sie gehen mussten. Gemeinsam gingen sie los. „Ist wirklich alles in Ordnung?“

Kaito nickte bekräftigend. „Ja, alles klar. Wie gesagt, ich war ein bisschen spazieren. Die Gegend hier ist wirklich schön.“

„Ja, das ist sie. Ich bin hier groß geworden.“ Sie kamen an einem kleinen Spielplatz vorbei und blieben stehen. „Siehst du, dort haben Heiji und ich immer gespielt, als wir kleiner waren.“

„Ihr kennt euch schon lange, was?“ Kazuha nickte und ein seltsamer Blick trat ihr ins Gesicht. Kaito wusste nicht, wie er diesen Blick einordnen sollte.

Plötzlich begann sie zu kichern. „Weißt du einmal, haben wir die Handschellen von seinem Großvater gefunden. Wir spielten mit ihnen und ketteten uns aus Versehen aneinander.“

Während sie erzählte, hingen Kaitos Augen wie gebannt an ihren Lippen.

„Zur Strafe, weil Heiji die Handschellen ungefragt genommen hat, erzählten uns unsere Eltern, dass es keine Schlüssel mehr dafür gäbe. Wir mussten alles gemeinsam machen.“ Ein zarte Röte legte sich auf ihre Wangen. „Wir mussten zusammen aufs Klo gehen und auch baden. Das war so peinlich.“

„Und dennoch amüsiert dich der Gedanke daran“, stellte Kaito lächelnd fest.

Sie sah ihm in die blauen Augen und nickte. „Verrate es Heiji nicht, aber es sind schöne Erinnerungen, die für immer bleiben werden.“

Kaito nickte. Er verstand sie. Ging es ihm nicht ebenso mit den Erinnerungen an Aoko? Er wusste noch ganz genau, wie Aoko mit ihm oft zu den Zaubershows seines Vaters gegangen war. Da ihr eigener Papa kaum Zeit für sie hatte, war sein Vater so etwas wie ein Ersatzvater geworden. Aokos Mutter lebte zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Sie war kurz nach der Geburt ihrer Tochter verstorben. Vielleicht war das auch ein Grund für den Kommissar sich so auf die Jagd nach Kid zu konzentrieren. Vielleicht war er einfach nur … einsam?

Kazuha beobachtete ihn aufmerksam. „Gibt es auch jemanden in deinem Leben mit dem du schöne Erinnerungen teilst?“

Ertappt riss der Dieb im Mondschein seine Aufmerksamkeit wieder auf die Mitschülerin. Er kehrte seine Maske der Gleichgültigkeit hervor und zuckte gelangweilt die Schultern. „Jeder hat solche Menschen in seinem Leben.“ Er setzte sich wieder in Bewegung und auch Kazuha schloss auf. Nachdenklich zeigte sich eine tiefe Falte auf ihrer Stirn. Kaitos Worte beendeten ihre Grübeleien. „Jede Begegnung in unserem Leben ist prägend und die meisten davon hinterlassen schöne Erinnerungen. Wenn man mit einer Person keine schönen Erinnerungen verbindet ist man vom Hass zerfressen. Um jemanden zu hassen muss man aber mit der Person etwas erlebt haben. Also gibt es auch aus dieser Zeit irgendwo schöne Erinnerungen, die plötzlich umschlugen.“

Kazuha spürte die Gänsehaut und ihre grünen Augen hingen an seinen Lippen, lauschten seinen Worten. „Das ist wirklich schön gesagt.“

„Ist es nicht so?“

„Doch, ja“, antwortete sie freundlich und wenig später blieb sie vor einem Haus stehen. „Wir sind da.“ Sie bog in das Grundstück ein und trat durch das kleine Tor, als sie Heiji vor ihrer Haustür sitzen sah. Auch er bemerkte, dass seine Freundin nach Hause kam und stand auf.

„Na, endlich, das dauert“, beschwerte er sich bei seiner besten Freundin, doch dann stach ihm sein neuer Mitschüler ins Auge, der ebenfalls zwei Tüten trug. Skeptisch zog er seine Augenbrauen zusammen. „Hallo Kaito.“

„So schnell sieht man sich wieder“, grinste der Teilzeitdieb und wartete darauf, dass er die schweren Tüten endlich los würde. Auch wenn er durch seinen Nebenjob gut in Form war, so wurden langsam seine Arme schwer.

„Heiji, kannst du bitte mal den Schlüssel aus meiner Hosentasche holen?“ Kazuha drehte ihm ihre Hüfte hin und wackelte mit dieser zur Verdeutlichung.

Mit einer zarten Röte auf den Wangen glitten Heijis Finger in die dargebotene Hosentasche und er zog den Schlüsselbund heraus. Schnell drehte er sich um und sperrte die Türe auf. Auch Kazuha errötete, als ihr bewusst wurde, was sie eben von ihm verlangt hatte und wo auch eben noch seine Finger zu spüren waren.

Nacheinander betraten sie das Haus und die Jungs folgten der Braunhaarigen in die Küche. Dort konnte Kaito endlich die Tüten abstellen. Während er seine Arme ausschüttelte und das Prickeln in seinen Muskeln sich langsam verzog, blickte er sich neugierig um. Überall hingen Bilder von Landschaften, Blumen oder auch von Kazuha und ihrer Familie.

Heiji lehnte an der Anrichte und verschränkte seine Arme vor der Brust. Immer noch skeptisch ruhten seine Augen auf dem neuen Mitschüler.

„Ihr habt ein sehr hübsches Haus“, ließ Kaito verlauten, während er seinen Blick über die moderne Küche schweifen ließ.

„Vielen Dank“, antwortete Kazuha, die bereits die Lebensmittel aus der ersten Tüte im Kühlschrank verstaute.

Der junge Magier kam sich etwas nutzlos vor. „Kann ich dir helfen?“

„Nein, danke. Ich bin gleich fertig“, antwortete sie. Lächelnd drehte sie sich zu den beiden Gästen um. „Geht doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich koche uns noch schnell einen Tee.“

Heiji ließ den Neuen nicht eine Sekunde aus den Augen. Doch dann sah er zu seiner besten Freundin und nickte. Gemeinsam verließen sie die Küche und setzten sich auf die große Couchgarnitur im Wohnzimmer. Zumindest Heiji setzte sich, Kaito hingegen hatte ein Familienbild entdeckt. Es hing an einer der Wohnzimmerwände und auf diesem grinsten ihm drei Gesichter zu. Ein Mann mit dunklem Haar, eine Frau mit langem hellbraunem Haar und ein kleines Mädchen von etwa drei Jahren.

„Das sind meine Eltern. Mein Vater arbeitet bei der Polizei in Osaka zusammen mit Heijis Vater“, durchbrach Kazuha die Stille im Wohnzimmer.

„Eure Väter arbeiten bei der Polizei?“ Kaito stellte sich beeindruckt, doch hinter seiner Fassade arbeitete es. Es konnte auch in Osaka nicht schaden, den Feind zu kennen. Er hatte sich bisher auf Tokio beschränkt, aber Pandora konnte schließlich überall sein. Warum also nicht in Osaka? Vielleicht würde er schon bald als Kid auch hier sein Unwesen treiben.

„Ja“, nickte Kazuha nochmals bestätigend und schenkte jedem eine Tasse Tee ein.

Kaito setzte sich zu den Mitschülern auf die Couch.

„Was arbeitet dein Vater?“ Heiji ließ ihn immer noch nicht aus den Augen. Seine blauen Augen durchbohrten den Oberschüler mit dem braunen zerzausten Haaren.

Mit einem Schlag verdunkelte sich das Gesicht des Meisterdieb und er senkte den Kopf. Schmerzerfüllt starrte er in das farbige Wasser seines Tees. „Mein Vater ist vor vielen Jahren gestorben“, antwortete er ehrlich. „Er war ein großer Magier, doch dann ist einer seiner Tricks schief gegangen.“

„Magier?“ Kazuhas Augen begannen zu leuchten, doch Heiji interessierte eher etwas anderes. „Wie hieß er?“

„Toichi Kuroba.“

Der Name sagte Heiji nichts, dafür aber Kazuha. „Ich war als kleines Kind auf seiner Show in Osaka“, erzählte sie aufgeregt. „Es war so toll.“

„Magst du Zauberei?“

„Ich finde es faszinierend“, antwortete die Braunhaarige mit dem Pferdeschwanz.

Heiji kniff die Augen zusammen. „Alles nur Humbug.“ Ruckartig zog er mit dieser Aussage die Aufmerksamkeit auf sich. „Es sind nur Tricks und hat überhaupt nichts mit Magie zu tun. Zauberei ist ein ganz großer Schwindel.“

„Schwindel ist es nicht“, erwiderte Kaito. Er ballte seine rechte Hand zur Faust und tippte mit dem Zeigefinger der linken Hand dreimal langsam drauf. Dabei zählte er langsam und konzentriert mit. „Eins, zwei, drei.“

Kazuhas Augen klebten auf seiner Hand und auch Heiji beobachtete ihn mit Argusaugen.

Plötzlich öffnete er seine Hand und eine rote Rose erschien in ihr. „Man darf sich nur vor der Magie nicht verschließen.“ Er begann zu grinsen und reichte Kazuha die Rose.

Diese nahm sie freudig entgegen und sog tief den frischen Duft in ihr ein.

Kaito entging keineswegs der Mörderblick seitens Heiji. Innerlich lachte er sich ins Fäustchen. Ernst sagte er: „Denn wenn man sich vor der Magie verschließt, verpasst man das wunderbarste im Leben...“ Er schnippte mit dem Finger und plötzlich verwandelte sich die Rose in eine weiße Taube, die davon flatterte und auf Kaitos Handfläche landete. „... die Freude in den Augen der Menschen.“

Unbewusst blickte Heiji zu seiner Kindheitsfreundin und ihm entging keineswegs das Leuchten in den grünen Augen. Bei ihrem Strahlen begann sein Herz sich zu erwärmen. Auch wenn er Magie und Zauberei für Blödsinn hielt, so würde er sich ihr zuliebe zurückhalten.

„Das war großartig! Vielen Dank, Kaito“, klatschte Kazuha Beifall.

Kaito stand auf und deutete eine Verbeugung an.

„Ich habe zu danken, Mylady. Vielen Dank für eure Gesellschaft und den Tee. Ich muss wieder nach Hause.“ Bei diesen Worten drehte er sich zur Türe.

Auch Heiji nickte. „Ich gehe auch mal.“

Kazuha begleitete die Jungs zur Türe. „Wir sehen uns morgen in der Schule. Und vielen Dank fürs Tüten tragen, Kaito.“

„Keine Ursache“, zwinkerte der Wuschelkopf und verließ wenig später das Haus. Auch Heiji folgte und gemeinsam gingen sie ein Stück die Straße entlang. Schweigend.

Ohne das der Dunkelhäutige etwas gesagt hatte, sprach Kaito es aus. Er stopfte seine Hände in die Hosentaschen und blickte stur gerade aus. „Wir haben uns zufällig getroffen und ich habe ihr zwei schwere Einkaufstüten abgenommen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde sie dir nicht wegnehmen.“

Heiji setzte an um etwas zu erwidern, als Kaito noch hinzufügte: „Ich habe kein Interesse an Kazuha.“ Er wandte sich jetzt komplett ab. „Bis morgen.“ Und mit diesen Worten verschwand Kaito in den Straßen Osakas.

Heiji blieb perplex stehen, mit rotem Kopf und nach Worte suchend, doch ehe er seinem neuen Mitschüler etwas hinterher rufen konnte, war dieser schon verschwunden. Als ob er, Heiji Hattori, in Kazuha verliebt wäre. Pah, so ein Blödsinn. Aber sein Herz bewies ihm das Gegenteil. Es raste unkontrolliert in seiner Brust, allein schon dann wenn er nur an sie dachte. Seine Gefühle ignorierend ging auch er nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  horo_koi
2013-09-20T14:14:56+00:00 20.09.2013 16:14
wie schon auf fanfiktion gesagt es ist es tolles kapitel x3


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