Epilog - Wind
„Hermine, ich brauche dich an meiner Seite. Du hast mir geholfen das durchzustehen und du hast mir geholfen, dass ich dabei nicht verrückt werde. Du warst für mich da, als ich ganz alleine war und hast mir sogar gegen meinen Willen geholfen. Du schenkst mir sogar ein Lächeln, wenn ich völlig fertig bin und du gibst mir das Gefühl, Normal zu sein. Du bist sogar an meiner Seite, wenn es mich nach rohem Fleisch verzehrt und ich dich sofort auffressen würde, wenn ich könnte.“, Draco blickte sie mit einer ablehnenden Grimasse an und schüttelte den Kopf, „Willst du etwa sowas von mir hören?“ Hermine lachte und drehte sich auf den Bauch. Das frische Frühlingsgras kitzelte sie im Gesicht und eine Hand ruhte auf Dracos Bauch, welcher neben ihr lag. „Ich sagte nur, dass du ruhig mal etwas Nettes sagen könntest. Du musst mir nicht gleich einen Heiratsantrag machen.“, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen, wohl wissend, dass das, was er gesagt hatte, auch der Wahrheit entsprach.
Es war nun ein paar Monate her seit der einen Nacht im verbotenen Wald und der Frühling war eingekehrt. Sie standen kurz vor den Abschlussprüfungen und mit Hilfe von Dumbledore waren auch seine Vollmondnächte einfacher. Hermine war ihm dabei nie von der Seite gewichen, schließlich hatte sie es ihm versprochen, oder? Es stand unausgesprochen zwischen ihnen, dass sie einander brauchten. Dass sie sich in der Zeit so sehr aneinander gewöhnt hatten, dass sie einander mehr als nur zu schätzen gelernt hatten. Das Wort ‚Liebe‘ war nie zwischen ihnen gefallen und Hermine wusste nicht, ob es das jemals tun würde. Sie wusste nicht, wie es in Zukunft werden würde, doch sie wusste, dass sie die Zeit mit ihm genießen wollte.
Das Werwolfsein war noch immer nicht einfach für ihn. Doch wenn sie bei ihm war, schien ihm einfach alles leichter zu fallen. Sie beruhigte ihn, sie munterte ihn auf. Sie konnten zusammen lachen und waren füreinander da – doch es war nicht einfach. Hermine hatte versucht es ihren Freunden zu erklären. Ron war natürlich nicht begeistert gewesen. Er verstand sie einfach nicht und vielleicht würde er das auch nie. Harry und Ginny waren dagegen verständnisvoller und sie glaubte, dass besonders Harry verstanden hatte. Auch er hatte viel gelitten und auch er hatte jemanden an seiner Seite gebraucht.
Es lag noch so viel Zeit vor ihnen, dass noch so viel passieren konnte. Es konnte sich noch alles ändern. Irgendwann würden sie erwachsen werden und irgendwann würden sich ihre Wege trennen oder aber mehr verflechten. Es würden noch viele Vollmonde vergehen und es würden noch viele Sonnen aufgehen. Hermine schenkte ihm ein liebevolles Lächeln, ehe sie ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. „Du hast dich nicht verändert.“, flüsterte sie amüsiert und er hob die Augenbrauen. „Ich habe mich erst vor ein paar Tagen in einen verfluchten Werwolf verwandelt. Reicht dir das denn nicht?“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen und legte die Arme um sie.
Ja, Hermine wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie wusste es jedes Mal, wenn er sie aus ausdruckslosen Augen angesehen hatte, bevor er sich verwandelte und wenn er sich haltsuchend an sie geklammert hatte, wenn ein Vollmond vorbeigegangen war. Sie wusste es, wenn er ruhig neben ihr schlief, ohne sich im Schlaf zu winden, weil ein Albtraum ihn verfolgte. Sie wusste es, wenn er sie mit diesem faszinierten Blick ansah, als durchschaue er sie und sie wusste es, wenn er ihr dabei zusah, wie sie in der Stille der Bibliothek las. Und Hermine wusste, dass sie sich wohlmöglich in ihn verliebt hatte, als sie das erste Mal bemerkt hatte, dass Draco Malfoy auch nur ein Mensch war, den sie aus seiner finsteren Tiefe gezogen hatte, um mit ihm zu erkennen wie befreiendes es war wirklich zu sehen und zu fühlen, dort draußen im Wind...