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Herzsprung

Unberechenbar und unverhofft.
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Herzsprung - Unberechenbar und Unverhofft.


 

Herzsprung

Unberechenbar und unverhofft.
 

Mit Desinteresse betrachtete er die schweren Tropfen, die gegen das Glas der Fenster schlugen. Wieder hatte sich der Himmel verdunkelt und schien mit seinem Gemütszustand einher zugehen. Dass es erneut zu regnen begonnen hatte, musste ein Zeichen sein. Irgendein schicksalhaftes Zusammenspiel, das ihm begreiflich machte dass das, was er hier tat, keineswegs von Erfolg gekrönt sein würde. Warum sonst hätte er sich auf diesen Deal einlassen, und an einem trüben Nachmittag in diesem kleinen Café sitzen und auf ein Mädchen warten sollen, das ihm nicht bekannt war? Eingefädelt hatte dies sein bester Freund Scorpius Malfoy, der für sich entschied, dass es an der Zeit sei, dass er, Albus Potter, nun endlich jemanden an seiner Seite haben musste.

Was den jungen Mann auch immer zu dieser Annahme verleitet hatte, wusste Albus mit keiner Silbe zu beantworten, denn sein Leben war strukturiert, durchgeplant und in diesem war, im Moment, an weibliche Gesellschaft nicht zu denken, geschweige denn hätte er den nötigen Platz, Raum für eine Liebschaft.

Nicht, dass ihn Frauen nicht reizten, ganz im Gegenteil. Doch wenn er an seinen Tagesablauf dachte, der sich innerhalb der letzten sechs Monate nicht verändert hatte, dann zeigte sich ein Mädchen wohl kaum verständlich. Um vier Uhr dreißig riss ihn sein Wecker aus dem Schlaf. Hastig benügte er sich mit einer raschen Morgentoilette, ehe er sich in den bereits am Vorabend zurechtgelegten Zwirn zwängte, die schnell aufgebrühte Tasse Kaffee seine Kehle hinunter stürzte und sich dann auf den Weg ins Ministerium für Zauberei begab. Während sich der Großteil seiner Bekannten und Freunde in Beziehungen wiederfand, war er, mehr oder weniger, mit seiner Arbeit voll und ganz beschäftigt. Die Muggel bezeichneten jemanden wie ihn als Workaholic, er war jemand, der in seinem täglichen Tun aufging und nur selten einen Gedanken an andere Dinge verschwendete. Der Balanceakt zwischen einer gut funktionierenden Beziehung und seinem Job war ihm zu riskant, und Streitigkeiten war er bereits in Kindertagen lieber aus dem Wege gegangen, als sich lauthals in einen Zwist einzumischen.

Und doch musste er sich nun dem Übel stellen, welches ihm sein engster Vertrauter eingebrockt hatte. Albus hoffte, dass seinem besten Freund gehörig die Ohren klingelten und er von schrecklichem Schluckauf geplagt wurde, immerhin hatte er es Scorpius zu verdanken, dass er sich hier mit einem wildfremden Fräulein treffen musste. Und wnn er einfach ging? Es regnete schließlich und wer, außer dem Mädchen vielleicht, könnte es ihm verübeln, wenn er einfach aufstand und sich wieder auf den Heimweg machte?

Ein gekränktes Herz mehr oder weniger würde ihn nicht stören und umbringen schon gar nicht, und wer wusste schon, ob diese junge Frau auch seinen Geschmack traf? Was, wenn sie schiefe Zähne, oder strähnige Haare hatte? Wenn sie quasselte wie ein Wasserfall, oder schwieg als wäre er die langweiligste Person, die sie je getroffen hatte? Ob er es zu zugab, oder nicht, doch dieses Treffen, dieses „Blind-Date“, bereitete ihm Kopfweh. Wenn er doch wenigstens ihren Namen kennen würde, aber nicht einmal hier hatte Scorpius einen winzigen Anhaltspunkt gegeben.

Mürrisch blickte er auf seine Armbanduhr. Natürlich war er zu früh und die Unbekannte hatte noch fünf Minuten um pünktlich zu sein. Nichts hasste Albus mehr, als unpünktliche Menschen oder jene, auf die er sich nicht verlassen konnte. Wieder etwas Positives, das ihn in seinem Job bestätigte, denn er konnte allein, zielgerichtet und effizient arbeiten. Zwar stellte man ihm ab und zu jemanden zur Seite, doch seine Kollegen wussten, dass der Mittlere der Potter-Sprösslinge in seiner Tätigkeit als Auror lieber selbst bestimmte, wann und wo er zu Werke ging.

Noch drei Minuten und schon wieder spürte er den erwartungsvollen Blick der Kellnerin auf sich, die ihm nichts weiter zu bringen hatte, als das obligatorische Glas Wasser. Ihre Erwartungshaltung machte ihn noch um einiges nervöser, und wenn die Fremde nicht erschien, dann wäre er nur jemand gewesen, der einen freien Tisch besetzt hatte und nichts weiter tat, als an einem Glas Leitungswasser zu nippen.

Zwei Minuten, und noch immer glitt sein Blick abwechselnd von den mit Regentropfen benetzten Fensterscheiben zur Eingangstür. Noch schwieg das kleine Glöckchen, das jeden eintretenden Gast freudig und freundlich begrüßte.

Nur noch sechzig Sekunden, dann wäre die Deadline vorbei und sein „Date“ zu spät. Auch wenn sie ein Topmodel, Anwältin oder eine Studentin aus reichem Hause wäre, niemand kam bei einer Verabredung zu spät und schon gar nicht bei einem Treffen mit Albus Severus Potter. Frauen hin oder her, und die Ausrede, dass der Weiblichkeit eine Verzögerung zustand.

Plötzlich erklang das melodische Läuten der Glocke, als eine Person in das Café stürmte. Zu Albus Überraschung handelte es sich jedoch um einen jungen Mann, und plötzlich machte sich ein Gefühl der Enttäuschung in seinem Inneren breit, jedoch nicht ohne einen bitteren Beigeschmack, gepaart mit Furcht in ihm zu hinterlassen. Sollte dieser Mann seine Verabredung sein, dann würde Scorpius für seinen bösen Scherz büßen. Doch...

„Albus?“ Die Stimme, die augenblicklich an seine Ohren drang, war ihm seltsam vertraut.

Hastig wandte er sein Haupt in die Richtung, aus der der Klang kam. Hinter ihm ragte die zierliche Gestalt einer jungen Frau auf, deren Augen ihn freundlich musterten. Ihr Gesicht hatte sich kaum verändert, auch wenn sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten, Albus hätte das Mädchen überall wiedererkannt. Die Grübchen, die ihrem Lächeln einen als niedlich zu beschreibenden Anschein verliehen, zeichneten sie aus und waren gewissermaßen ihr Markenzeichen. Die Wärme in ihrem Blick, die ihn auf merkwürdige Weise beruhigte. Und das leise Kichern, das keinesfalls albern, sondern herzlich daherkam.

„Alice?“, entkam es ihm knapp und der Drang, seinem besten Freund die Leviten zu lesen, schwand mit einem Lächeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  himmelhoch
2013-09-25T12:45:12+00:00 25.09.2013 14:45
Oooh! Der war schön! :)
Von:  Farbwolke
2013-08-16T06:29:54+00:00 16.08.2013 08:29
Hallöchen :)
Was für ein toler One-Shot. Ich muss sagen du hast es sehr schön beschrieben. Das gesamt Bild hat einfach gepasst. Ich hatte vor meinem innerlichen auge wirklich das Bild von Album wie er auf sein Date wartete. Du hast das alles so Detail getreu geschrieben das es nichts gab, was man sich nicht vorstellen konnte, weil es einfach gestimmt hat :)

Die Idee das Scorpius mit dem Date zu tun hatte fand ich sehr schön, wobei ich mir sogar Teilweise vorstellen kann, dass Scorp vielleicht mit Rose so ein Plan gehabt hat? Wer weiß das schon, außer du ;) Ich fande, dass du besonders schön beschrieben hast was für ein Mensch Albus ist. Wie er vom Charakter her ist. Das er pünktlichkeit mag, was er beruflich macht, wie er zu streiterein und eine Beziehung zur Zeit steht. Sehr gut hast du das gemacht :)

Vielleicht schreibst du dazu ja eine Fortsetzung? Würde mich zumindest freuen, denn ich würde schon gerne wissen wie es weiter gehen würde zwischen Albus und Alice :)

Grüße
Hannah <3


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