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This is war

von

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Gebrochene Seelen


 

Einige Jahre zuvor

„Schhh.. ganz ruhig. Ich bin da.. wir kriegen das wieder hin.“ Nami sprach leise auf ihn ein. Das Licht machte ihr ihre Arbeit nicht einfach, ganz zu schweigen von den erbärmlichen Hilfsmitteln, die sie bekommen hatte. Sie sollte ihn am Leben erhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch musste sie es versuchen. Trotz ihrer Hände die so sehr zitterten, dass sie sie kaum kontrollieren konnte. Trotz der aufkommenden Tränen, die ihre Sicht immer mehr verschwimmen ließen.

Zorro gab einen schmerzlichen Laut von sich, er litt. Er hatte viel Blut verloren und Nami wusste durchaus nicht, wie sie das schaffen sollte. Vergeblich versuchte sie mit einem Lappen und dem wenigen Wasser das sie bekommen hatte seine Wunden zu reinigen. Doch wenn sie das nicht schaffte, dann würde sie es auch nicht schaffen die Wunden ordentlich zu vernähen. Etwas das sie aber tun musste, um die Blutungen zu stoppen. Gerade versuchte sie sich an der Wunde in seinem Gesicht. Der Schnitt ging über sein linkes Auge. Nami wusste nicht wie schlimm es war aber sie war sich fast sicher, dass sein Auge beträchtigten Schaden genommen hatte. Selbst, wenn sie medizinische Hilfe bekommen würde, wäre da wohl nichts zu retten.

„Du muss still halten. Hey.. ganz ruhig..“ Versuchte sie weiter ruhig auf ihn einzureden. Das war nicht leicht. Nami war sich nicht sicher, ob er sie wahrnehmen konnte, doch er versuchte sich zu bewegen. Seine Hände waren mit Handschellen über seinem Kopf fixiert worden. Als sei er wirklich in der Lage sich zu bewegen oder, als könne Nami ihn so einfach hier herausbringen. Konnte sie nicht. Sie wusste nicht, wie sie sie beide hier wieder herausbekommen sollte. Doch das war ohnehin zweitrangig. Sie musste versuchen seine Wunden zu nähen. Man hatte ihr eine Nadel und auch Faden gegeben. Nach etlichen versuchen hatte Nami es auch geschafft den Faden durch die Öse an der Nadel zu ziehen und konnte nun versuchen die ersten Stiche zu setzen. Eine gebogene Nadel würde ihr diese Arbeit sicher erleichtern aber das wäre vermutlich zu viel des guten gewesen.

Nami mühte sich ab, versuchte die zitternden Finger weiter so ruhig wie möglich zu halten. Dennoch würde jeder Stich eine gefühlte Ewigkeit dauern. Besonders am Augenlid wusste Nami nicht was sie tun sollte aber das wichtigste war wohl die Wunde irgendwie zu schließen. Sicher würde er eine ziemliche Narbe davontragen, weil die Sicher sicher nicht eng genug gesetzt waren.

Nachdem sie es endlich geschafft hatte, würde sie noch einmal den Lappen nehmen und ihm über das Gesicht wischen, bevor sie sich seinen anderen Wunden zuwenden würde. Und davon gab es sicherlich einige. Zu viele. Wie viel Blut mochte er verloren haben? Nami biss die Kiefer zusammen. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen, wie sie ihn einfach überrannt hatten. Bisher hatte Nami immer geglaubt, dass sie auf einem guten Weg waren. Zorro trainierte hart für seinen Traum und er war stark geworden. Seit sie ihn kannte hatte er gewaltige Fortschritte gemacht und konnte sich hier auf der Grand Line inzwischen mit den besten Messen. Es war nicht immer leicht gewesen, Zorro hatte zahlreiche, harte Kämpfe hinter sich. Schon oft hatte sie seine Wunden versorgen müssen, doch am Ende hatte er es immer geschafft. Diesmal jedoch hatte es so gewirkt, als hätte er nicht den Hauch einer Chance gehabt. Sie hatte ihn einfach auseinander genommen als sei es nichts.

„Du solltest dafür sorgen, dass er etwas trinkt.“ Die ruhige Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Nami hatte die Schritte nicht bemerkt, die sich ihnen genähert hatten. Letztlich hatte sie aber auch andere Probleme. Sie würde in ihren Bewegungen inne halten und in Zorro’s Schmerzverzerrtes Gesicht blicken.

„Was kümmert dich das? Du hast bekommen, was du wolltest“; wandte sie nur kühl ein. Langsam richtete Nami sich auf und wandte den Blick zu der anderen. Im Rumpf des Schiffes war es dunkel, die wenigen Lampen brachten ihnen kaum nicht. Dennoch konnte sie ihre Züge erkennen, selbst dort hinter den Gitterstäben, die sie voneinander trennten. 


„Du irrst dich. Ich wollte nie, dass es so weit kommt.“

„Bullshit. Du hast uns ins offene Messer laufen lassen. Das alles ist deine Schuld. Du hast ihn von Anfang an nur als Mittel zum Zweck gesehen und er hat dir vertraut.“ Sie konnte sagen was sie wollte, für Nami war die Sache klar. Was auch immer Zorro für einen Zweck für sie gehabt hatte, solange er diesem diente war alles in Ordnung. Jetzt schien das wohl nicht mehr zu sein und sie hatte sie einfach ausgeliefert. Er hatte keine Chance gehabt und dieses Miststück hatte einfach nur zugesehen.

„Du kannst froh sein, dass diese Gitter zwischen uns sind“; knurrte Nami weiter. Und, dass man ihr ihre Waffe abgenommen hatte. Natürlich war sie keine Kämpferin und gegen ein Schwert hatte sie keine Chance, doch das war ihr egal. Sie würde die Frau mit bloßen Händen auseinander nehmen, wenn es sein müsste. Nami hatte von Anfang an ein beschissenes Gefühl bei der ganzen Sache gehabt und sie hatte Recht gehabt! Eine Erkenntnis, die ihnen nun auch nicht helfen würde.

„Auf dich mag es anders wirken, doch er ist mir nicht egal.“

„Verarsch mich nicht Tashigi. Würde er dir etwas bedeuten hättest du ihn gewarnt! Du hättest ihn nicht belogen! Ist das deine Masche? Piraten auf deine Seite ziehen, sie ausnutzen, bis du sie nicht mehr brauchst und dann deinen Freunden von der Marine ausliefern?! Du bist eine falsche Schlange, nichts weiter.“ Für einen Moment wirkte es so, als würden ihre Worte die andere treffen, sie verletzen. Doch das war Nami herzlich egal. Denn es war die Wahrheit. Sie hatte Zorro glauben lassen, dass sie nicht mehr zur Marine gehörte, dass sie dem ganzen Mist den Rücken gekehrt hätte. Stattdessen steckte sie noch mitten drin, trug beschissene Kapitänssterne auf ihren Schultern. Schlimmer noch. Sie hatte nicht nur dabei zugesehen, wie diese Kerle Zorro angriffen nein, sie hatte einen maßgeblichen Teil selbst dazu beigetragen. Sie war Schuld, dass er auf einem Auge blind war.

„Sieh zu, dass er nicht verblutet und etwas trinkt“; bekräftigte Tashigi nur noch einmal und warf einen ledernen Beutel in die Zelle. Vermutlich war darin Wasser oder eine andere Flüssigkeit. Dann wandte sie sich ab und würde wieder gehen. Nami blickte ihr nach, lauschte auf die Schritte, bis sie hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. Erst jetzt atmete sie tief durch und würde wieder zu Zorro hinunter sehen, der sich nicht weiter rührte. 


„Dein Frauengeschmack war schon immer beschissen“, murmelte sie leise und raffte sich dann auf. Langsam schleppte sie sich durch die kleine Zelle bis zu dem Beutel, den sie aufnehmen und dann zurück zu ihm gehen würde. Sie roch an der Flüssigkeit. Schien Wasser zu sein, gut. Ob sie ihm das zu trinken geben würde? Fraglich. Nami würde diesem Miststück inzwischen alles zutrauen und sicherlich auch, dass sie sie hier unten vergiften würde. Welchen Zweck das haben sollte? Unklar. Aber Nami war auch noch nicht dahinter gekommen, warum es ihr so wichtig gewesen war Zorro einzusperren. Ja, er war nicht unbekannt und hatte inzwischen ein hohes Kopfgeld. Doch alleine das? Nein. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Auf der anderen Seite waren die genauen Gründe vielleicht auch egal, denn am Ende zählte nur, dass man Zorro schwer verletzt und sie beide gefangengenommen hatte. Man würde ihnen den Prozess machen, sie wegsperren, wenn sie keinen Weg hier heraus fanden. Im besten Fall würde man sie für einige Jahre einsperren. Im schlimmsten Fall hinrichten. Beides war für Nami keine Option. Umso wichtiger war es, dass sie einen Weg fand, damit sie hier wieder heraus kamen.

****

„Wie weit ist es noch?“ Fragte Nami leise und blickte auf den Rücken des anderen Mannes, der vor ihnen lief. Sie selbst lief langsam neben Zorro, den sie versuchte irgendwie zu stützen. Jeder Schritt fiel ihm schwer und das war deutlich zu spüren. Sie hatte Angst, dass er zusammenbrechen würde ehe sie da waren. Wie sollte sie ihn dann weiter hier weg bekommen? Gleichzeitig lief ihnen die Zeit davon und es bestand die Gefahr, dass man sie verfolgen würde, sobald auffiel, dass sie nicht mehr in ihren Zellen waren. In diesem Fall hätten sie keine Chance.

„Sind gleich da, lauft lieber weiter“; brummte der Kerl vor ihnen. Groß gewachsen, breite Schultern. Ein Kerl gegen den man nicht zwingend kämpfen wollte und doch auch einer, der Zorro mit Leichtigkeit stützen könnte. Das er ihnen allerdings nur den Weg weisen und sie ansonsten nicht unterstützen würde hatte er gleich klar gemacht. Entweder sie könnten alleine laufen oder das Unterfangen war gescheitert. Als Nami ihm gesagt hatte, dass sie es in dieser Nacht tun wollte hatte er sie nur zweifelnd angesehen. Ihr war selbst klar, dass es sich bei all dem nicht um die beste Idee gehandelt hatte, doch das ganze noch weiter herauszögern war ihr ebenfalls als eher schlecht erschienen. Sie baute selbst ab, bekam zu wenig Nahrung, um fit zu bleiben. Ganz zu schweigen von ihren eigenen Verletzungen, die sie sich im laufe der letzten Wochen zugezogen hatte. Nein, sie hatte einfach nicht darauf warten können, dass Zorro wieder auf die Beine kam. Zumal mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit gewachsen war, dass man einen von ihnen wegbrachte oder sie weiter voneinander trennen würde. Dann wären ihre Chancen ebenfalls auf null gesunken. Es musste einfach jetzt sein. Und sie würden es schaffen, sie mussten einfach.

„Komm schon.. hast du gehört? Nur noch ein bisschen“, flüsterte sie Zorro zu. Er stützte sich mit einer Hand an der kühlen Oberfläche des Tunnels ab. Dies half ihm jedoch nur das Gleichgewicht zu halten und nicht aufrecht zu bleiben oder Last von Nami zu nehmen, die neben ihm lief und ihre ganze Kraft einbringen musste, um seinen Körper aufrecht zu halten.

Man konnte kaum etwas sehen, nur eine kleine Laterne wies ihnen den Weg durch den Tunnel. Ein Weg der angeblich schon lange nicht mehr genutzt wurde und noch aus den Anfängen dieser Anlage stammte. Man hatte sie nicht nach Impel Down gebracht. Etwas das man vielleicht als ihr Glück bezeichnen könnte, doch am Ende waren sie einfach keine so großen Fische. Nami sicherlich nicht und Zorro? Der war auf einem guten Weg gewesen. Seine Stärke war unbestreitbar und er hätte zu einer großen Gefahr werden können, doch das hatte Tashigi verhindert indem sie ihn vorzeitig zu Grunde gerichtet hatte. Das einzig positive an dieser Sache war daher wohl, dass man sie auf einer Gefängnisinsel untergebracht hatte deren Sicherheitsbestimmungen durchaus umgehabt waren. Das bedeutete nicht, dass es weniger hart oder besser zugegangen war. Die Marine brüstete sich gerne damit, dass sie den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt bewahrten. Das sie die Menschen schützen. Es mochte auch gewiss so sein, dass man von diesem Anspruch sprechen könnte, doch Nami würde nicht im Traum daran denken jemanden dieser Leute als Gutmensch oder Heiligen zu bezeichnen. Viel mehr war es so, dass sie ihre Ansichten von Gerechtigkeit und Recht durchsetzen. In einem Denken aus Schwarz und Weiß, richtig und falsch. Es gab keine Graustufen und einmal in Gefangenschaft wurden sie alle gleich behandelt. Es spielte keine Rolle, ob man hunderte Menschen den Tod gebracht hatte oder, ob man einfach ein Dieb war. Ihnen war keine gute Behandlung zuteil geworden, man hatte sich mehr schlecht als recht um Zorro’s Verletzungen gekümmert und Nami hatte als Frau ohnehin unter ganz eigenen Regeln ihre Strafe absitzen sollen.

Zorro stolperte, sie kamen aus dem tritt und Nami schaffte es nicht den schweren Körper ihres Freundes zu halten, so dass sie beide ungebremst auf den Boden fielen. Fluchend raffte sie sich auf, atmete schwer. Sie war am Ende ihrer Kräfte, wusste nicht weiter. Doch zurück? Nein. Nein, das war keine Option. Sie mussten hier weg, sonst würde dieser Ort sie endgültig zu Grunde richten. Dann würden sie nie wieder hier wegkommen.

„Zorro.. du musst aufstehen.. bitte..“ Drang es leise über ihre Lippen, während sie sich aufrichtete und versuchte sich seinen Arm wieder über die Schultern zu legen. Doch alleine war es eine unlösbare Aufgabe ihn wieder auf die Beine zu bekommen. Er müsste ihr helfen.

„Lass ihn liegen.“ Nami hob den Blick und sah dem Kerl entgegen, der sich umgewandt hatte und sie ausdruckslos ansah.
„Mit dem kommst du ohnehin nicht weit. Rette dich selbst, sonst geht ihr beide drauf.“

„Ich gehe nicht ohne ihn hier weg..“ Das war keine Option. Nami wusste selbst nicht, wie sie das schaffen sollte. Doch sie waren ein Team. Sie hatten sich vor so vielen Jahren dazu entschieden das alles gemeinsam durchzuziehen und das hatten sie auch getan. Zorro hatte sich nicht von Arlong einschüchtern lassen, er hatte Nami nicht im stich gelassen, obwohl es so oft so viel einfacher für ihn gewesen wäre, wäre er einfach gegangen. Das letzte, was Nami jetzt also tun würde, wäre ihn im Stich zu lassen.

Der andere schnaufte und wandte sich wieder um, um seinen Weg fortzusetzen.

„Dann bewegt euch, wir haben nicht ewig Zeit.“ Zumindest darin war man sich einig. Auch Nami war bewusst, dass die Dunkelheit ihr einziger Schutz da draußen sein würde und sie diese brauchen würden, wenn sie entkommen wollten. Und je länger sie nun brauchen würden, umso weniger Zeit würde ihnen bleiben, um sich weit genug von der Insel zu entfernen.

„Zorro..“ Sie senkte den Blick wieder zu ihrem Freund, der leise brummte. „Auf drei.. eins.. zwei.. drei..“ Nami stemmte sich hoch, drückte sich mit ganzer Kraft gegen ihn. Zuerst glaubte sie, dass es nichts brachte, doch dann bewegten sie sich langsam aufrecht, wieder in eine stehende Position. In diesem Moment dankte sie, wem auch immer, dafür das sie noch nicht am Ende waren. Das sie weiter dem schwachen Lichtschein folgen konnten, der sich da vor ihnen durch den Tunnel schob.

Es fühlte sich alles wie eine Unendlichkeit an. Mit jedem Schritt wurden ihre Beine schwerer, der Schmerz zog sich Stück für Stück weiter durch ihren Körper. Sie würden es nicht schaffen. Wie sollte sie das? Wie sollte sie es schaffen sie beide mit dieser wenigen Kraft, die sie noch hatte, hier herausbringen. Ja, sie war verzweifelt, sie hatte Angst. Am liebsten würde sie an Ort und Stelle zusammenbrechen und sich all diesen Schmerz aus der Seele schreien. Weinen. Doch das einzige was sie tat war einen Schritt vor den andere zu setzen. Als würde ihr Körper einfach nur ein Programm abrufen auf das sie ohnehin keinen Einfluss mehr hatte.

Ihre Füße trugen sie einfach weiter, bis sich irgendwann doch etwas an den Lichtverhältnissen veränderte. Wurde es da heller? Ja. Sie schleppten sich weiter, bis sie die erste Brise auf der Haut spüren konnte. Rauschen in den Ohren, der Geruch des Meeres. Erleichterung machte sich breit, als sie endlich aus dem Tunnel heraustraten und auf das Meer blicken konnten, welches lediglich durch das Licht des Mondes erhellt wurde. Sie blieb stehen und atmete tief durch, füllte ihre Lungen mit der frischen Luft, die ihr hier entgegen wehrte. Freiheit. 


„Das ist es..“, brummte der Kerl und deutete auf das kleine Boot, welches dort am Steg befestigt war. Nami betrachtete die kleine Nussschale von der ihr Leben abhängen würde. Verdammte scheiße! Wenn sie könnte würde sie das Arschloch umbringen aber..

„Danke“, wandte sie nur leise ein und würde sich langsam mit Zorro weiterbewegen. Nun, wo er sich nicht mehr abstützen konnte musste sie darauf achten, dass er nicht das Gleichgewicht verlieren und ins Wasser fallen würde. Das war das letzte, was sie in diesem Moment gebrauchen konnte. Glücklicherweise würde sie es bis zum Boot schaffen und müsste ihm dann nur noch helfen dort hinein zu kommen. Langsam in die Knie und..

„Fuck!“ Nami fluchte und Zorro gab einen schmerzlichen Laut von sich. Sie hatten das Gleichgewicht verloren und er war abgerutscht, so dass er in das Boot hineingefallen war und dort nun ausgestreckt lag. Nein, das war nicht gut aber wenigstens war er nun da drinnen und sie konnte ihn hier wegbringen. Sie müsste nur noch das schaffen und dann könnten sie sich beide endlich ausruhen und wieder auf die Beine kommen.

„He..“ Sie wandte den Blick ab, ließ ihn von Zorro zu dem Kerl schweifen, der da stand, die Hände in den Hosentaschen und selbstgefällig zu ihr hinunter blickte. „Wir hatten einen Deal“, setzte er nach als hätte sie das vergessen. Als hätte sie vergessen, dass er sie nicht aus reinster Nächstenliebe hierher gebracht hatte, damit sie verschwinden konnten. Ob er dabei seinen Job oder etwas anderes riskierte? Nami bezweifelte es und wenn, dann wäre es ihm vermutlich auch egal.

Ohne auf seine Worte einzugehen sah sie dann wieder hinunter zu Zorro, der zu ihr hinaufblickte. Es lag eine Frage darin, doch sie schüttelte nur kaum merklich den Kopf.

„Ich bin gleich wieder da.“ Mehr musste er nicht wissen. Nami würde sich erheben und dann langsam zu dem Kerl herübergehen, der sofort den Arm ausstrecken und sie an sich heranziehen würde.

***

Sie atmete durch und hob die Taschen auf den Tisch. Es war ein langer, schwieriger Tag gewesen. Einer dieser Tage, der sie einfach ausgelaugt hatte und das einzige, was Nami in diesem Moment wollte war eine warme Dusche und ihr Bett. Doch entgegen ihrer Rückenschmerzen und all diesen Wünschen wusste sie, dass es wohl nicht so einfach werden würde. Es wäre zumindest nicht das erste Mal.

Nami würde das wichtigste wegräumen und den Rest dann auch stehen lassen. Sie hatte einfach keine Lust und das war gerade auch nicht wichtig. Wichtiger war, dass sie sich auf den Weg machte und dann auch dem Geruch von Alkohol und den beschwerlichen Lauten, die aus dem Schlafzimmer drangen. Auf dem Weg stieg sie über eine leere Flasche hinweg, die sie ignorierte, obwohl sie eine gewisse Wut in ihr schürte. Nami versuchte es hinunter zu schlucken, sie versuchte sich auf das wesentliche zu besinnen. Sie wollte nicht streiten. Sie war müde. Von all dem.

„Was soll das werden?“ Fragte sie also ruhig, als sie im Türrahmen stehen blieb und in das Schlafzimmer hineinblickte. Nur, um dort dann auch Zorro zu beobachten, der da zwischen Bett und Boden hing und dann versuchte nach einer Flasche zu greifen.

„I.. hab Durst..“ Brummte Zorro ein wenig verwaschen. Er war betrunken. Und das war sicherlich noch milde ausgedrückt. Seit er eigenständig gehen und sich bewegen konnte hatte Nami keine Kontrolle mehr über seinen Konsum. Sie hatte gehofft, dass es damit getan wäre, wenn seine Wunden heilen und er wieder gesund werden würde. Für Nami hatte festgestanden, dass alles wieder beim alten wäre, das sie einfach wieder da weiter machen könnten wo sie aufgehört hatten. Bevor all das aus dem Ruder gelaufen war. Das sie sich damit allerdings schwer irren sollte hatte sie schnell festgestellt. Zorro hatte kein Interesse daran gezeigt sich neue Schwerter zu besorgen oder daran zu trainieren. Auch, als Nami ihm eines gekauft hatte, hatte er sie nur missbilligend angesehen. Lieber war er durch die Bar’s gezogen, hatte sein Erspartes genommen und angefangen in einem ungesunden Maße Alkohol in jeder Form zu konsumieren. Sie versuchte ihn davon fern zu halten, doch am Ende musste sie arbeiten und wenn sie nicht zu Hause war? Dann hatte sie keine Kontrolle darüber was er machte und was nicht.

„Findest du nicht, dass du genug getrunken hast? Du solltest versuchen zu schlafen.“ Er konnte kaum gerade sitzen. Doch gegen jede Form der Vernunft schien er absolut resistent zu sein und tat all ihre Einwände einfach nur ab. Egal was sie sagte, es drang nichts mehr zu ihm durch und langsam wusste sie auch nicht weiter. Wo konnte sie noch ansetzen? Wie sollte sie ihn erreichen, wenn er ihr nicht einmal mehr zuhörte? Das waren die entscheidenden Fragen auf die Nami einfach keine Antworten hatte.

Zorro reagierte nicht auf ihre Worte. Er schaffte es endlich an die Flasche zu kommen, griff danach und würde sie sich gleich an die Lippen setzen. Er würde einfach trinken und erst wieder absetzen, als die Flasche leer war.

„Zorro“, mahnte Nami noch einmal. Er blickte sie an und warf die Flasche einfach auf den Boden. Nur, um sich anschließend noch einmal suchend umzusehen. Je nachdem wann er das letzte Mal draußen gewesen war würde er heute hoffentlich keine Flasche mehr finden.

Nami stieß sich ab und würde sich auf den Weg zu ihm machen. Sie ging um das Bett herum und würde ihm zuvorkommen, als er nach einer neuen Flasche griff.

„Es reicht“, bekräftigte sie das ganze dann auch mit ihren Worten und sah ernst zu ihm hinunter.

Langsam drehte Zorro den Kopf und sah sie an, wütend, kalt. Es war ein neuer Ausdruck, einer den sie durchaus so nie kennengelernt hatte. Doch seit sie zurück waren war vieles anders. Ja, sie wusste das es ein einschneidendes Erlebnis gewesen war. Eine Niederlage, die weit mehr als das gewesen war. Ein Verrat. Vielleicht die Zerstörung eines Traumes? Ja, vermutlich auch das.

„Gib mir die Flasche“, drang es leise, wie eine Drohung über seine Lippen. Eine Situation, die Nami eigentlich hatte vermeiden wollen. Immerhin wusste sie inzwischen wie leicht genau diese Situation ab diesem Punkt eskalieren konnte.

„Du hattest genug.“ Mehr als genug. Das Zorro das anders war deutlich und doch war Nami nicht geneigt sich von ihm einschüchtern zu lassen. Sie waren immerhin nicht miteinander befreundet, weil sie mit ihren Meinungen zurückgehalten hätten.

„Von so einer wie dir muss ich mir nichts sagen lassen. Gib mir die Flasche!“ Die Forderung wurde aggressiver, etwas lauter. Nami sah ihn dennoch ungerührt an. Er ging durch eine schwere Zeit, eine Lage in die er durch sein Vertrauen, durch seine Liebe gebracht worden war. Nami hatte sich dazu entschieden mit ihm gemeinsam dort hindurch zu gehen, ganz gleich was es für Konsequenzen mit sich bringen würde.

„So eine wie mir? Ich hab uns da herausgeholt, ich habe getan was nötig war.“ Und sie würde sich von ihm nichts anderes einreden lassen. Ihre Lage war denkbar schlecht gewesen, man hatte sie verurteilt. Hätte sie weggesperrt und, ob Zorro das überlebt hätte war durchaus fraglich gewesen. Nami hatte sich lediglich dazu entschieden nicht in einer dreckigen Zelle langsam zu verfaulen und zu sterben. Das mochte mit seinem Stolz nicht vereinbar sein, mit seiner Ehre oder was auch immer es war, das ihn so verbittert werden ließ. Doch Nami wollte Leben und das um jeden Preis.

„Ich wäre lieber gestorben. Die Beine für diese scheiß Soldaten breit machen wie eine dreckige..“ Nami schnitt ihm das Wort ab indem sie ausholte und ihm eine Ohrfeige verpasste. Gewalt war niemals ein Weg, sie wusste darum. Doch sie war überspannt, müde, seit Wochen - nein - Monaten stand sie unter einer ständigen Dauerbelastung. Sie hatte alles getan was sie konnte, um sie beide lebend aus diesem Gefängnis zu bekommen. Alles. Und wenn Zorro wirklich glaubte, dass sie das gerne machte oder, dass sie nicht unter den Ereignissen der vergangenen Monate litt, dann irrte er sich gewaltig. Er hatte keine Ahnung, was es sie gekostet hatte.

Es war ein Reflex gewesen. Etwas das sich sofort rächen sollte. Denn obgleich Zorro ziemlich angetrunken war schien ihn das nicht in seiner Geschwindigkeit zu beeinträchtigen. Noch ehe sie reagieren konnte hatte er seinerseits ausgeholt und ihr einen festen Schlag ins Gesicht versetzt. Es war als würde etwas in ihrem Gesicht explodieren. Der Schmerz war unerträglich und Nami verlor das Gleichgewicht. Fiel fluchend auf den Boden und hielt sich das Gesicht. Etwas warmes drang zwischen ihren Fingern hindurch, tropfte auf den Boden.

„Wag es nie wieder mir etwas vorzuschreiben..“ Zorro raffte sich auf, Nami konnte hören wie er sich durch den Raum bewegte, wie die schweren Schritte sich langsam von ihr entfernten. Langsam weiter weg, bis schließlich die Tür ins Schloss fiel und sie alleine zurückblieb.

Erst jetzt würde Nami sich erlauben die Spannung aus ihrem Körper entweichen zu lassen, als sie weinend auf dem Boden zusammensackte und es in diesem Moment nicht mehr schaffte ihren Schmerz und ihre Verzweiflung zu kontrollieren. Es wurde immer deutlicher wie viel sie beide wirklich bei diesem Vorfall verloren hatten und Nami wusste einfach nicht, wie sie das je wieder zurückbekommen sollte.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: robin-chan
2023-05-29T11:45:12+00:00 29.05.2023 13:45
-__-
Natürlich ... eine normale Trennung wäre eine Spur zu einfach gewesen, was? Hat das Miststück wenigstens bekommen, was sie verdient? D:
Das erklärt natürlich seinen extremen Wandel. Herz verloren, verraten, fast abgekratzt. Anscheinend hätte er lieber auf Namis Gefühl gehört. Doch zu schön um wahr zu sein. Irgendwie versteht man Zorro. Man ist verliebt, übersieht gern alles und läuft in die Falle. Muss ordentlich an der Ehre kratzen. Von einer Frau vorgeführt zu werden ... das Erlebnis verändert, aber entschuldigt sein Verhalten nicht. Nicht Nami gegenüber.
Hört sich für sie nicht nach einem tollen Urlaub an. Eigentlich sollte er es checken. Und ohne sie wäre er tot. Und will man so einem Horror entkommen, auch noch zu zweit, dann muss man eben das eine oder andere auf sich nehmen. Bis zu einem Punkt habe ich mit ihm Verständnis, aber ab dann ... gut, anscheinend versucht er das jetzt in der Gegenwart irgendwie gut zu machen. Trotzdem. Er hat ordentlich eine Trachtprügel verdient. Der eigene Schmerz rechtfertig nicht alles, erst recht nicht, wenn man jemanden das Leben verdankt.
Also du schmeißt am Ende hin ja noch ordentlich was raus. Es gibt Antworten, aber man fragt sich erst recht, warum sie ihn ab da nicht endgültig aus ihrem Leben gestrichen hat. Damit hat er viele Punkte verloren, Arsch D:
Bin mal gespannt mit was das nächste Kapitel aufwartet :)


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